Archiv der Kategorie: Grundlagen

In Aktien investieren für Anfänger – Teil 6 – die Psychologie hinter der Börse

Hinter der Entwicklung der Finanzmärkte stehen immer noch Menschen – auch wenn es manchmal nicht so wirkt, wenn man im Fernsehen immer wieder sieht wie  Aktienkurse und Charts auf großen Bildschirmen flimmern.
Die Preise dahinter werden von Menschen durch ihr Handeln festgelegt. Und überall wo Menschen im Spiel sind, spielt die Psychologie eine wichtige Rolle.

Die treibenden Kräfte an der Börse sind  Angst und Gier.

Meiner Ansicht nach unterscheiden diese beiden Gefühle einen Spekulanten von einem Anleger bzw. Investor.
Ein klar denkender Anleger denkt langfristig und schaut sich seine Investments genau an. Ihm lassen die Schwankungen im Markt kalt, solange “seine” Unternehmen eine gute Leistung bringen. (siehe vorige Artikel zu diesem Thema).

Ein Spekulant hingegen ist auf schnellen Gewinn aus. Mittlerweile sehr beliebt – und im Internet auch stark beworben – ist z.B. das “Day-Trading” wo man Wertpapiere für weniger als einen Tag, manchmal sogar nur für Minuten oder Sekunden hält. Meine Meinung dazu: Außer dem Broker verdient da niemand etwas – der dafür umso mehr, deshalb auch die viele Werbung.

Ich beschreibe nun einmal einen typischen Marktzyklus:

Phase 1: Ein Aufwärtstrend bildet sich aus:
Gehen wir einmal davon aus, daß der Markt gerade einige Zeit gut läuft aber noch nicht überhitzt ist. Es werden die ersten Spekulanten darauf aufmerksam, daß sie damit Geld machen könnten.
Ein Spekulant geht eine Position ein mit der Absicht kurz bis mittelfristig Gewinne damit zu machen. Er ist meistens bereits Opfer der Gier, wenn er seine Position eingeht.
Steigt nun der gesamte Markt zu lange, wird die Gier immer größer, und immer mehr (gierige) Leute möchten dabei sein. Der letzte Crash ist schon lange vergessen, es geht schon so viele Jahre gut, wieso sollte das nicht so bleiben? Wenn man nicht dabei ist, entgeht einem ein großer Gewinn. Alleine der Gewinn der einem schon entgangen ist, weil man im letzten Jahr nicht dabei war ist beachtlich. Jetzt muss man endlich auf den Zug aufspringen.

Hier beginnt Phase2: Der Trend verstärkt sich:
Es entsteht das Phänomen der “Trendfolge“. Geht es lange genug bergauf, möchten immer mehr Leute dabei sein und das treibt die Kurse automatisch noch höher.
Auch Banken sind typische Trendfolger – was ich für einen der größten Fehler halte den sie machen. Ein Beispiel war der Immobillien-Boom in den USA bis zum Jahr 2007. Die Häuserpreise sind Jahrzehnte lang immer gestiegen, also gingen die “schlauen” Risiko-Manger der Banken davon aus, dass das auch so bleiben wird und haben deshalb gerne Kredite an jedermann vergeben. Die Häuser als Sicherheit sind genug, denn die Preise steigen sowieso immer. Natürlich steigen sie weiter, wenn Banken bereitwillig Finanzierungen ausgeben, denn dann fliesst noch mehr Geld in die Häuser -> steigende Nachfrage -> steigende Preise. Wie es geendet hat, haben wir alle gesehen. Trendfolge führt zur Blasenbildung und ich  verurteile sie zutiefst. Auch in der Charttechnik spielt die Trendfolge (leider) eine große Rolle (Trendlinien, gleitende Durchschnitte, etc.) was natürlich den Trend ebenfalls verstärkt.
Wir sind jedenfalls noch nicht beim Crash, sondern erst bei der Blasenbildung die fast jedem Crash vorausgeht.

Phase3: Die Blasenbildung
Der interessanteste und gleichzeitig gefährlichste Abschnitt in jedem Marktzyklus ist der der Übertreibung.
Mittlerweile will beinahe jeder dabei sein. Die Zeitungen quellen über vor Meldungen wie toll es ist in Aktien zu investieren. im Jahr 2007 z.b. konnten wir lesen “DAX bald bei 10.000 Punkten” – damals war er nicht einmal auf 8.000. Vor dem Crash 1929, nachdem der Aktienmarkt über beinahe ein Jahrzeit nur nach oben unterwegs war, meinten Analysten in der Zeitung “Aktien sind noch immer günstig bewertet”.Vor dem Internet-Crash im Jahr 2000 konnte man lesen “An der Aktie führt kein Weg vorbei”.
Solche Meldungen sind immer mit Vorsicht zu genießen. Denn was ist die logische Konsequenz, wenn bereits jeder auf den Zug aufgesprungen ist und jeder bereits Aktien hält? (teilweise zu exorbitanten Phantasiepreisen gekauft).  Wer soll dann noch welche kaufen?
Ein weiteres Anzeichen vom Ende eines Bullenmarktes sind vermehrte Börsegänge (IPOs). Ganz extrem war das bei der Internetblase 1999/2000, wo zahlreiche Unternehmen den Börsegang wagten die noch nie einen Cent verdient haben – und dennoch sind die Kurse explodiert.
Die Phase der Blasenbildung ist defintiv von der Gier beherrscht. Jeder glaubt, daß er schnell reich werden kann. Man sagt deshalb auch “Milchmädchen-Hausse” zu dieser Überhitzungsphase, da sich sogar die Milchmädchen auf der Straße über Aktien unterhalten. Die Anekdote von André Kostolany wird immer wieder zitiert, daß dieser  1929 alle seine Aktien verkaufte als ihm ein Taxifahrer stolz berichtet hat, er sei jetzt auch an der Börse investiert.
Die Bewertungen koppeln sich in der Phase der Blasenbildung meist weit von der Realität ab. Es werden aber immer wieder Erklärungen gesucht, warum dennoch keine Überbewertung stattfindet.
Die Gier wird so stark, daß die Vernunft einfach ausgeschalten wird – und jeder der kauft hofft außerdem, daß es noch jemanden geben wird, der zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr bezahlen wird. Dieser Effekt wird in der “greater fool theory” behandelt: Ein Spekulant kauft bewußt eine Aktie zu teuer, weil er der Meinung ist, daß es einen noch größeren Narren gibt der sie ihm zu einem noch höheren Preis abkaufen wird.
Beispiele für Blasen gibt es viele. Die erste gut dokumentierte war die Tulpenblase 1636 wo für eine einzelne Tulpenzwiebel teilweise mehr geboten wurde als damals ein ganzes Herrenhaus wert war.
Sobald bei einer (kleinen) kritischen Masse der Marktteilnehmer die Angst zunimmt, kommt es zur nächsten Phase.

Phase4: Der Crash
Die Masse der Markteilnehmer denen der überhitzte Boom suspekt wird steigt und das Angebot (durch Verkäufe) beginnt die Nachfrage langsam zu übersteigen. Meistens steigen in dieser letzten Phase des Booms die Kursschwankungen (Volatilität), da die “Kräfte” zwischen Angebot und Nachfrage noch halbwegs ausgeglichen sind, da die besonnenen Verkäufer noch vorsichtig verkaufen.
Der Crash passiert dann meist plötzlich (meistens an einem einzelnen Tag) wenn die Panik ausbricht. Durch den Trendbruch (der Anstieg dauert nichtmehr an, die Volatilität nimmt zu) werden immer mehr Leute ängstlich. Schließlich gewinnt die Angst oberhand. Die Gier ist plötzlich kein Thema mehr. Lieber rasch verkaufen!
Alle möchten durch die selbe Tür. Das Angebot steigt ins Unermessliche und es steht keine Nachfrage gegenüber. Die Angebotspreise sinken, da jeder der erste sein möchte der wenigstens noch einen Bruchteil seines Investments retten kann.
Im Gegensatz zu einem Aufwärtstrend inkl. Blasenbildung geht ein Crash extrem schnell von statten. Wie ein reinigendes Gewitter.
Baisse-Märkte (auch Bären-Märkte genannt) mit sinkenden Kursen dauern meistens deutlich kürzer an als Hausse-Phasen (Bullen-Märkte) mit steigenden Kursen. Dafür sind sie umso heftiger.

Der letzte große Crash ("Subprime-Blase") 2008 vorausgehendem Bullenmarkt und darauf folgenden Bärenmarkt
Der letzte große Crash (“Subprime-Blase”) 2008 vorausgehendem Bullenmarkt und darauf folgenden Bärenmarkt

Der eingefügte Chart verdeutlich das: Ich habe den gesamten Marktzyklus 2003 – 2010 abgebildet. Der Bullenmarkt (Aufwärtstrend) begann im Jahr 2003 und konnte sich bis 2007 relativ stabil halten. Deutlich zu erkennen ist die steigende Volatilität 2007-2008 und der folgende Crash Ende 2008. Der Index hat sich binnen kürzester Zeit mehr als halbiert (von knapp 1600 auf deutlich unter 800 Punkte). Aber bereits im Laufe 2009 hat sich ein neuer Aufwärtstrend gebildet der bis heute hält.
Der Bullenmarkt hat in diesem Beispiel also 5 Jahre gehalten. Der Bärenmarkt nicht einmal 2 Jahre.
Dieses Bild ist in allen Boom-Crash-Zyklen extrem ähnlich.
Auf den Crash folgt also eine Phase des Pessimismus und des Bärenmarktes. Der immer schlimmer werdende Pessimismus läutet dann die nächste wichtige Phase ein.

Phase5: Die Bodenbildung
Wie der Name schon sagt: Nicht nur die Kurse sind am Boden. Die Stimmung ist es generell. Die Zeitungen titeln jetzt “Der Tod der Aktie”  – das fand tatsächlich Ende der 1970er Jahre nach der zweiten Ölkrise statt. Die BusinessWeek titelte damals “The death of equities” – wörtlich übersetzt eben “der Tod der Aktie”. Kurz darauf folgt ein Bullenmarkt der bis 1987 anhielt.
Der Bärenmarkt verliert seine Nahrung, wenn alle Ängstlichen Teilnehmer aus dem Markt ausgestiegen sind. “Das Zeug greif ich nimmer an”.
Kostolany nannte diese Menschen “die Zittrigen”. Es sind die, die beim Aufwärtstrend aufgrund von Gier unbedingt dabei sein möchten, aber sofort Angst bekommen sobald es abwärts geht. Im Gegensatz dazu kaufen die “Hartgesottenen” wenn der Pessimismus am größten ist.
Sobald jedenfalls alle Ängstlichen/Zittrigen aus dem Markt gebeutelt sind, kann sich langsam wieder ein Aufwärtstrend bilden und der Kreis beginnt von vorne.

Da die gesamte Konsumbereitschaft der Bevölkerung meistens im Einklang mit diesen Zyklen steht, läuft die Wirtschaft insgesamt in ähnlichen Zyklen ab.
Wenn alle Medien vom Boom berichten und die Banken leichtfertig Kredite an Konsumenten vergeben, steigt der Konsum automatisch an und die Wirtschaft brummt – ein sich selbst verstärkender Effekt. Der Rückwärtsgang läuft ähnlich ab. Die Medien berichten von Wirtschaftskrise und drohendem Anstieg der Arbeitslosigkeit, Banken vergeben keine Kredite mehr,  und der Konsum geht zurück.
Die Wirtschaft läuft also im Einklang mit der Stimmung an den Finanzmärkten – allerdings ist es schwer zu erklären was Ursache und was Wirkung ist – eine Art Henne-Ei-Problem.

Wie kann man sich als Aktieninvestor gegen diese Schwankungen immunisieren?

Am wichtigsten ist es die Gefühle Angst und Gier vollständig auszuschalten!
Eine Investition ist keine Spekulation. Es ist nicht dazu gedacht schnell reich zu werden, sondern nachhaltig Vermögen aufzubauen bzw. stabil zu erhalten.
Ich habe es schon oft genug erwähnt:
– Man sollte die Firmen kennen in die man investiert.
– Man sollte nur in starke Unternehmen investieren, die auch zu Krisenzeiten noch Gewinne machen können.
– Man sollte keinesfalls aufgrund des vergangenen Aktienkurses kaufen.
Wichtig ist aber auch, daß man erkennt wenn es einmal nichtmehr so gut läuft. Wenn ein Unternehmen nachlässt. Das gestrige Beispiel von TESCO ist so ein Fall. Einst war das ein solides Unternehmen. Jetzt schaffen sie es aber nichtmehr gegen Aldi und Lidl anzukommen. Die Vorzeichen haben sich geändert und das muss man erkennen.
Obwohl die Tesco gestern über 10% verloren hat, würde ich sie dennoch verkaufen wenn ich sie im Portfolio hätte. Es ist einfach kein gutes Unternehmen mehr.
Ein sehr großer psychologischer Fehler den viele Anleger tätigen ist, an einer Aktie festzuhalten  – besonders wenn sie unter den Kurs fällt zu dem man sie gekauft hat.
Den Kurs zu dem man gekauft hat, sollte man sofort vergessen.
Die Entscheidung ob man eine Aktie hält, sollte man nur aufgrund der aktuellen Umstände und keinesfalls aufgrund des Einkaufskurses treffen.
Man muss also ständig neu bewerten.
Wenn der innere Wert deutlich unter den aktuellen Kurs fällt  (schlechte Gewinne, schlechte Prognosen, Managementfehler, Skandale) dann sollte man einen Verkauf überlegen, auch wenn es mit Verlust ist.
Eigentlich ist es  logisch, daß man das Geld das in der “schlechten” Aktie gefangen ist, in einer besseren anlegen könnte. Dennoch ist es ein beliebter psychologischer Effekt, daß gerne Depotleichen angehäuft werden mit dem Argument (“damit hab ich jetzt 30% verloren, die wird sich schon erholen”).  Also weg mit den Depotleichen und mit dem Geld wirklich gute Firmen kaufen, dann geht das mit der Erholung schneller.

In Aktien Investieren für Anfänger Teil 5 – Aktien als Altersvorsorge

Heute geht es weiter mit der Anfänger-Serie. Eine Frage die mir immer wieder gestellt wird, ist, ob Aktien überhaupt zur Altersvorsorge geeignet sind, da ja die Kursschwankungen sehr stark sein können und man nie sicher sein kann wie viel man gerade haben wird, wenn man sich sein Erspartes im Alter Auszahlen lassen möchte.
An diese Fragestellung anknüpfend kommt dann oft die Frage, ob man denn nicht sowieso schon zu alt sei für derart riskante Investments.

Obwohl ich  – wie der aufmerksame Leser sicher schon mitbekommen hat – kein Freund davon bin in einen Index zu investieren, habe ich als Beispiel für die Performance eines europäischen Aktienmarktes  den DAX, den deutschen Aktienindex hergenommen.
Ich habe mich deshalb für den DAX entschieden, da es sich hierbei um einen Performance-Index handelt, d.h. er enthält auch die Dividendenzahlungen der Unternehmen. Bei der Index-Berechnung werden diese Dividenden wieder in Aktien des ausschüttenden Unternehmens reinvestiert. Ein Kursindex wie z.B. der ATX enthält keine Dividenden – es bildet nur die Preisentwicklung der enthaltenen Aktien ab ohne Dividenden. Ein Kursinex enthält deshalb immer nur die halbe Wahrheit.
Generell ist ein Index als Gradmaß für den Aktienmarkt eines Landes gedacht und enthält deshalb meistens die größten Unternehmen – ungeachtet dessen ob es sich auch um fundemental “gute” Unternehmen handelt – und hier sind wir beim Hauptgrund wieso ich nicht empfehle in einen Index zu investieren. Ich bin eher für stockpicking.

Wir nehmen ihn heute aber dennoch als Maßstab für den Aktienmarkt.
Zuerst einmal 2 Charts von der Entwicklung des DAX:

Der deutsche Aktienindex von 1960 bis heute
Der deutsche Aktienindex von 1960 bis heute

Deutlich zu erkennen ist die starke Volatilität in Crash-Phasen wie z.b. zwischen 2000 und 2003 sowie 2007 bis 2009.
Was nicht zu erkennen ist, zeige ich im nächsten Chart:

Der deutsche Aktienindex von 1960 - 1970
Der deutsche Aktienindex von 1960 – 1970

Zwischen 1960 und 1970 hat es ebenfalls 2 starke Einbrüche gegeben. Der Index hat sich dabei beinahe halbiert. Im oberen Chart sind diese Einbrüche aber nur noch als kleine Wellen zu erkennen – kaum wahrnehmbar.

An diesen Beispielen ist bereits deutlich zu erkennen, dass Volatilität (=Schwankungen) im kurzfristigen Zeitraum eine wesentlich größere Rolle spielen, als wenn man einen längeren Zeitraum betrachtet.

Möglicherweise werden auch die Einbrüche durch die Crashs im Jahr 2000 und 2008 in 30 Jahren auf den Charts kaum noch zu erkennen sein.Daraus lässt sich folgender Schluß ziehen:

Je langfristiger man bei seinen Investitionen denkt umso geringer ist das Risiko.

Das entspricht auch dem Spruch vom berühmten Börse-Spekulanten Andrè Kostolany: “Kaufe Dir irgendwelche Aktien und lege Dich 20 Jahre schlafen. Wenn Du aufwachst hast zu ziemlich sicher gute Gewinne”

Um das zu verdeutlichen und noch bildlicher zu veranschaulichen habe ich folgende Tabelle erstellt:

 Rendite pro Jahr in Prozent bei Kauf des DAX im Jahr 1960 – 2010

Haltedauer
in Jahren
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
1 29,70% -30,96% -24,73% 23,78% -0,63% 72,42% -13,03% 38,93% -23,56% 53,72% -2,48%
3 2,01% 4,79% -14,28% 11,83% 16,19% 16,92% 7,70% 34,00% -16,25% 3,88% 16,45%
5 0,43% -1,67% -2,19% 3,18% 22,59% 10,98% 4,50% 25,35% -4,34% 10,01% 9,82%
10 0,71% 1,55% -2,65% 12,76% 10,98% 10,53% 13,49% 10,03% 0,24% 8,45%
15 2,08% -0,03% 5,31% 8,50% 10,68% 14,62% 7,55% 8,34% 2,42%
20 0,76% 5,34% 4,07% 8,90% 13,70% 9,82% 6,92% 7,98%
25 4,90% 4,34% 5,25% 11,63% 10,05% 8,85% 6,92%
30 4,14% 5,28% 8,06% 8,97% 9,20% 8,52%
35 4,97% 7,68% 6,34% 8,40% 8,87%
40 7,10% 6,23% 6,18% 8,21%
45 5,88% 6,09% 6,26%
50 5,80% 6,18%
55 5,90%

 

Die Tabelle zeigt, was passiert wäre, hätte man im Zeitraum 1960 – 2010 (in 5 Jahres Schritten) begonnen in den DAX zu investieren.
In den einzelnen Zeilen ist die Rendite pro Jahr (auf den gesamten Investitionszeitraum bezogen) aufgetragen bei einer Haltedauer von 1 – 55 Jahren. (Die 55 Jahre gehen sich natürlich nur aus wenn man bereits 1960 begonnen hat)

Man sieht bereits auf den ersten Blick, daß bei einer Haltedauer von einem Jahr (erste Zeile) die Renditen sehr stark schwanken. Es ist also vom Glück abhängig ob man große Gewinne oder große Verluste macht. Die Renditen schwanken von -30,96% wenn man 1965 eingestiegen ist bis zu +72,42% bei einem Einstieg 1985.
Alles andere also als eine sichere Altersvorsorge – und der Hauptgrund wieso die meisten Leute die sich nicht eindringlicher damit beschäftigen Aktien als Teufelszeug verachten.

Je länger die Haltedauer aber wird, umso mehr glätten sich die Schwankungen. Das Selbe was wir im Chart auch schon gesehen haben ist hier sehr anschaulich zu erkennen: Bei einer Haltedauer von 10 Jahren bereits sind fast alle Renditen positiv. Einzig jemand, der 1970 eingestiegen ist hat in dem Beispiel noch eine negative Performance.
Bei 20 Jahren Haltedauer sind alle positiv unterwegs und die durchschnittliche Rendite liegt immerhin bei 7,2% p.a.

Mit diesem Wissen lassen sich die anfangs gestellten Fragen leicht beantworten: Wenn man 20 Jahre oder mehr Zeit hat für seine Altersvorsorge zu sparen, kann man getrost einen sehr hohen Aktienanteil in diese einbeziehen. Man wird wohl nirgends anders eine ähnlich gute Performance erzielen. Von Lebensversicherungen und Sparbüchern, etc. ganz zu schweigen – da muss man heute schon froh sein, wenn man 2% p.a. erreicht.

Wenn man sein Geld aber in den nächsten 5-10 Jahren wieder benötigt, sollte man den Aktienanteil entsprechend geringer halten.
Selbiges gilt natürlich auch für alle anderen Anlageformen die vermeindlich als “sicher” gelten. Auch eine Immobilie kann z.B. starken Schwankungen unterliegen – nur daß man diese nicht tag-täglich im Internet auf diversen Seiten nachschauen und sich verrückt machen kann. Außerdem würde man die Immobilie wohl kaum panikartig verkaufen, nur weil z.B. der Nachbar gerade sein Haus zum Schnäpchenpreis veräußert hat – so entstehen aber Aktienkurse: Wenn jemand anders etwas billig verkauft gibt es einen niedrigen Kurs.
Genau den Fehler machen aber viele Leute die neu im Aktienmarkt sind: Täglich vor dem Bildschirm die Kurse kontrollieren und kaum gibt es einen Kursrutsch wird panikartig verkauft und das “Zeug” nie wieder angegriffen
Viele Anfänger sind auch gierig und glauben mit Aktien schnell reich werden zu können. Wie man in der Tabelle sieht können einige davon Glück haben und auch kurzfristig sehr große Gewinne machen, andere dafür aber herbe Verluste einfahren.

Was Aktien also für Anfänger so schwierig macht ist meiner Ansicht nach auch ein sehr großer Vorteil – wenn man ihn so sieht: Es ist ein extrem liquider Markt und es gibt sekündlich online Kurs-Updates.
Dafür kann man Aktien auch sekündlich kaufen und verkaufen – man muß nicht wie bei einer Immobilie möglicherweise Jahre auf einen Käufer warten.
Das ist allerdings nur dann ein Vorteil wenn man damit umgehen kann ohne die Nerven zu verlieren.

Als Fazit würde ich deshalb sagen: Aktien gehören in jede Altersvorsorge – und wenn man noch 20 Jahre oder mehr Zeit hat, dann würde ich den Aktienanteil sogar auf 100% festsetzen. Wenn man 5 – 10 Jahre hat, dann eher auf 30% – 50% und bei weniger als 5 Jahren Veranlagungshorizont würde ich es ganz bleiben lassen bzw. nur soviel investieren wie man auch als Verlust verkraften kann.

Und das Wichtigste ist natürlich, daß man sich seine Investments gut aussucht, damit man an sie glauben kann auch wenn es einmal stark abwärts geht  – und das wird passieren und es wird schlimmer werden als jemals zuvor. Noch bei jedem Crash und bei jeder Krise mußten wir diese Erfahrung machen. Nach der Krise kommt aber die Erholung und robuste Unternehmen meistern jede Krise.

Also keinen Index kaufen wo man nicht weiß was drinnen ist bzw. der auch ständig seine Zusammenstellung ändert sondern 10 – 20 Einzelfirmen die man sich genau ansieht.
Deshalb frei nach Warren Buffett: “Kaufe billig, verkaufe nie!”

In Aktien investieren für Anfänger Teil 4 – die DCF-Methode zur Unternehmensbewertung am Beispiel von Apple

Heute stelle ich eine verbreitete und sehr ausführliche Möglichkeit der Bewertung von Unternehmen vor. Es geht um die sogenannte “discounted Cashflow” Methode zur Berechnung vom Unternehmenswert. Ich habe den Artikel zwar in die Anfänger-Serie gestellt – es ist vielleicht doch nicht so einfach für einen Anfänger alles zu verstehen. Aber es ist eine schöne Methode, um festzustellen ob eine Marktbewertung  aufgrund anderer Kennzahlen wie KGV, KBV, etc realistisch ist – quasi eine zusätzliche Überprüfung die  – zugegeben – relativ aufwendig ist.
Aber es ist nicht ganz so kompliziert wie es auf den ersten Blick wirkt.

Diese Methode geht von folgenden Annahmen aus:

1) Der freie Cashflow gibt die beste Aussage darüber, wie viel Geld einem Unternehmen tatsächlich zur Verfügung steht bzw. wie viel es tatsächlich Jahr für Jahr zur Verfügung hat z.B. für Dividendenausschüttungen.
Abschreibungen z.B. verfälschen die Cash-Situation oft sehr stark. Hohe Investitionen die auf lange Zeit abgeschrieben werden natürlich ebenfalls. (Das Geld muss ja zum Zeitpunkt der Investition auf einmal aufgebracht werden – auch wenn es sich am Ergebnis nicht sofort, sondern erst im Laufe der Jahre durch die Abschreibung niederschlägt)
Es ist außerdem extrem schwierig den Cashflow mit Bilanztricks zu manipulieren, da die meisten Bilanztricks sich über Aufwertungen etc. abspielen die bei der Cashflow-Berechnung herausgerechnet werden.
Den Cashflow berechnet man also indem man aus dem Ergebnis alle nicht-cash-wirksamen Posten herausre chnet:

EGT (Netto-Ergebnis)
+ Abschreibungen bzw. minus Aufwertungen
+ Erhöhung bzw . minus Rückgang bei Rückstellungen
− Erträge/+ Verluste aus Anlagenabgang
+ Verminderung  der Forderungen bzw. minus Erhöhung
+ Erhöhung  der Verbindlichkeiten bzw. minus Verminderung
=  Operativer Cashflow
+ Umsatz aus Verkauf von Anlagen (Investitionen)
− neu angeschaffte Anlagen (Desinvestitionen)
= Free Cashflow

Man muß das allerdings nicht unbedingt selbst ausrechnen- laut US-GAAP und IFRS sind die Unternehmen sowieso verpflichtet in ihrem Geschäftsbericht auch eine Cashflow-Rechnung zu veröffentlichen. Diverse Finanz-Websites (auch http://finance.google.com) haben diese Cashflow-Rechnungen online.
Wichtig ist, daß man versteht wie der Cashflow zustande kommt.

2) Der Markt erwartet einen bestimmten Ertrag, abhängig vom Risiko. Es erscheint logisch, daß man sich für ein höheres Risiko auch einen höheren Ertrag erwarten kann.  So geht die Portfoliotheorie mit dem CAPM (Capital Asset Pricing Model) davon aus, daß sich die Ertragserwartungen des Marktes durch die Volatilität (Schwankungsbreite) der Aktienkurse berechnen lässt.
Die Methode hier genau vorzustellen sprengt diesen Artikel – darüber muss ich einmal einen eigenen Beitrag schreiben.
Nur soviel als Beispiel: Der – aufgrund der Volatilität berechnete – erwartete Marktertrag für den US-Aktienmarkt ist derzeit etwa 9,61%

3) Das Risiko unterscheidet sich von Unternehmen zu Unternehmen. Der Beta-Faktor gibt das Risiko-Verhältnis zum Gesamtmarkt an. Gemessen am erwarteten Gesamtmarktertrag  hat also jedes Unternehmen einen Risikofaktor (“Beta” genannt)
Dieses Beta gibt an, wie stark das Risiko eines einzelnen Unternehmens gemessen am Gesamtmarkt ist. Der Gesamtmarkt (also z.B. der US-Aktienmarkt) hat also ein Beta von 1. Ist das Beta eines Unternehmens größer als 1 so wird eine Investition in dieses Unternehmen vom Markt als riskanter eingeschätzt, als eine Investition in den Gesamtmarkt. Damit steigen auch die Ertragserwartungen um diesen Faktor. Umgekehrt bei einem Beta weniger als 1 wo das Risiko geringer gesehen wird als beim Gesamtmarkt. Das Beta errechnet sich ebenfalls aus der Volatilität einer Aktie gemessen am Gesamtmarkt. Die Portfoliotheorie setzt also Volatilität mit Risiko gleich. Details über Sinn und Unsinn dieser Methode werde ich ebenfalls in einem Beitrag über dieses Thema diskutieren.
Der erwartete Ertrag eines Unternehmens, gleichzusetzen mit den Eigenkapitalkosten, errechnet sich also in dem man den erwarteten Gesamtertrag mit dem Beta multipliziert:
Eigenkapitalkosten = erwarteter Marktertrag * Beta

4) Die zukünftigen Cashflows eines Unternehmens werden um den erwarteten Ertrag abgezinst und aufsummiert.
Wie schon öfters erwähnt ist ein Geldfluß in der Zukunft natürlich weniger wert als einer heute.
Beispiel: Der erwartete Ertrag einer Investition ist 5%. Wenn man heute 1000 EUR hat, könnte man die also zu 5% anlegen und hätte in einem Jahr 1050 EUR. Bekommt man aber die 1000 EUR erst in einem Jahr, so sind sie heute natürlich weniger wert.
Um herauszufinden wie viel diese 1000 EUR, die man in einem Jahr bekommt, heute wert sind, muss man ihren Barwert berechnen.
Der Barwert sagt aus, wie viel man heute zu einem bestimmten Zinssatz anlegen müsste um einen bekannten Betrag in der Zukunft zu erhalten.
In unserem Beispiel möchten wir also wissen, wieviel wir für 5% anlegen müssen um EUR 1000 in einem Jahr zu erhalten. Dann haben wir den Barwert von EUR 1000 “in einem Jahr” bei 5% Abzinsung.  Um ihr zu ermitteln dividieren wir einfach die 1000 durch 1,05 (1 + Prozent/100)  und erhalten 952,38.
Die Formel für den Barwert lautet also:

 Barwert = Endkapital / (1 + Verzinsung/100) ^ Anzahl Jahre

(Das “^” steht für das potenzieren, also mit sich selbst multiplizieren so oft wie die Anzahl der Jahre in Zukunft ausmacht.)

Wenn man nun also Annahmen über die zukünftige Entwicklung der Cashflows anstellt, kann man diese für mehrere Jahre ausrechnen und einzeln den Barwert ermitteln.
Die Summe dieser Barwerte ist dann der erste Teil des Unternehmenswertes nach der DCF-Methode.

5) Die über die Vorschauperiode hinausgehenden Cashflows werden im Residualwert zusammengefasst.
Da man nicht in alle Zukunft Cashflows planen kann, muss man ab Aeinem bestimmten Zeitpunkt stätige Cashflows in alle Zukunft annehmen. Der Barwert dieser Cashflows heißt “Residualwert“.
Ein Beispiel zur Erläuterung. Wir haben z.B. für 10 Jahre die Cashflows geplant und die Barwerte für die nächsten 10 Jahre berechnet und aufaddiert. Im elften Jahr nehmen wir einen stetigen Cashflow von EUR 1000,-/Jahr an.
Wieviel ist dieser Cashflow heute wert, wenn wir von einer Verzinsung von 5% ausgehen?
Wieviel Geld müsste man heute zu einem Zinssatz von 5% anlegen, damit man in 10 Jahren jedes Jahr EUR 1000 ausgezahlt bekommt – bis in alle Ewigkeit?
Dazu müssen wir zuerst einmal ausrechnen wieviel Geld wir HEUTE anlegen müssen, damit wir Jahr für Jahr EUR 1000 Zinsen bekommen bei einem Zinssatz von 5%.
Das ist relativ einfach: Cashflow / (Zinssatz / 100)
In unserem Beispiel also 1000 / ( 5 /100) = 1000 / 0,05 = 20.000
Wenn man also heute EUR 20.000 zu 5% anlegt, bekommt man Jahr für Jahr EUR 1000 Zinsen ausbezahlt.
Jetzt müssen wir nur noch den Barwert dieser EUR 20.000 am Ende der Vorschauperiode (z.B. in 10 Jahren) ausrechnen und haben den Residualwert – also wieviel müssen wir heute anlegen um bei 5% in 10 Jahren EUR 20.000 zu haben. Die Formel kennen wir schon:
Barwert = 20.000 / (1 + 5/100) ^ 10 = 12.278,27

6) Das Unternehmenswert nach DCF = Summe der Barwerte der Vorschauperiode + Residualwert
So einfach ist das also. Klingt auf den ersten Blick kompliziert, ist aber bei genauer Betrachtung sehr einfach.

7) Es gibt 2 Methoden diese Berechnung durchzuführen. Entweder man bezieht das Fremdkapital eines Unternehmens mit ein und berechnet den gesamten Unternehmenswert inkl. Fremdkapital – das nennt man “Entity-Approach” – oder man berechnet nur den Wert des Eigenkapitals, dafür muss man vom Cashflow noch die Fremdkapitalkosten (Zinsen für Fremdkapital) abziehen. Dieses Verfahren nennt man “Equity-Approach“. Da eine Aktie einen Anteil am Eigenkapital eines Unternehmens repräsentiert, verwende ich vorallem diese Methode.

Und nun ein Beispiel:

Ich habe als Beispiel Apple hergenommen.
Hier zuerst einmal ein Blick auf die Cashflows der Jahre 2006 – 2013 sowie die von Analysten (laut Bloomberg) geschätzten Jahre 2014 und 2015.
Uns interessiert nur der Free Cashflow, da wir den Equity-Approach rechnen möchten. Der CF + Kapitalkosten wäre notwendig für den Entity-Approach.
Interessant sind die Zuwachsraten – aufgrund derer müssen wir Schätzungen für die Zukunft abgeben.
Man erkennt ein deutliches Wachstum bis 2013 (über 60% p.a. im Schnitt(!) ) – ab dann wird von Analysten eine Abflachung erwartet. (Die kennen Apple wohl nicht 😉 Aber gehen wir einmal davon aus, daß sie recht haben und das Wachstum ab 2014 nur noch 1% pro Jahr betragen wird.

APPLE INC 2015 2014 2013 2012 2010 2009 2008 2007 2006
Free Cashflow 46.098,90 45.581,59 45.501,00 42.561,00 16.590,00 9.015,00 8.505,00 4.735,00 1.563,00
CF + Kapitalkosten N/A N/A 45.601,43 42.561,00 16.590,00 9.015,00 8.505,00 4.735,00 1.563,00
Kapitalkosten N/A N/A 100,43 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00
Zuwachs 1,13% 0,18% 6,91% 156,55% 84,03% 6,00% 79,62% 202,94%

Die Angaben in den Tabellen sind immer in Mio USD

Was wir noch benötigen für die Berechnung der Barwerte sind die Eigenkapitalkosten die sich wie in Punkt 3 erwähnt aus dem erwarteten Marktertrag (in den USA sind das derzeit 9,61%) multipliziert mit dem Beta von Apple (das ist derzeit 0,91).
Wir erhalten Eigenkapitalkosten von 8,98% – das ist auch gleichzeitig der Zinssatz mit dem wir alle Cashflows “diskontieren” werden.

Wir kommen also unter der Annahme eines Cashflow-Zuwachses von 1% p.a. zu folgender Berechnung:

DCF-Rechnung 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024
Plan-Cashflow 45’581.59 46’037.41 46’497.78 46’962.76 47’432.39 47’906.71 48’385.78 48’869.64 49’358.33 49’851.91 50’350.43
geplanter Zuwachs 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00%
Abzinsungsfaktor 1.00 0.92 0.84 0.77 0.71 0.65 0.60 0.55 0.50 0.46 0.42
Barwert Cashflow 45’581.59 42’242.00 39’147.09 36’278.93 33’620.92 31’157.64 28’874.84 26’759.29 24’798.74 22’981.83 21’298.04

Man sieht hier die geplanten Cashflows der nächsten 10 Jahre, sowie deren Barwert. Ich bin noch den Umweg des Abzinsungsfaktors gegangen, wo ich einfach den Barwert von USD 1 ausgerechnet habe und dann den Plan-Cashflow damit multipliziert habe.

Dazu addieren wir noch den Residualwert, den wir aus dem Cashflow von 2024 errechnen – wie in Punkt 5 erwähnt.

Summe Barwerte 352’740.91
Residualwert 237’042.38
Unternehmenswert 589’783.28
Marktkapitalisierung 610’762.43

 

Wir erhalten also einen Unternehmenswert von USD 589.783 Mio USD, der einer derzeitigen Bewertung (Marktkapitalisierung) von USD 610.762,43 gegenübersteht.

Hier sieht man, daß die Erwartungen des Marktes ganz in der Nähe des Ergebnisses unserer Rechnung liegen (nur etwa 3,4% darüber) d.h. der Markt erwartet bei Apple ein ähnliches Wachstum wie die Analysten (1% p.a. beim Cashflow). Sollte z.B. die Apple Watch einschlagen könnte Apple da noch positiv überraschen – aber das ist nicht Thema dieses Artikels.
Ich möchte jedenfalls in Zukunft öfters auf diese Methode zurückgreifen beim Bewerten von Unternehmen, da es eine zusätzliche Absicherung ist die wichtig ist damit man von seinen Investitionen auch überzeugt ist.
Deshalb werde ich auch weitere Beispiele bringen und ich hoffe, ich schaffe es auch interaktive Tabellen zur Verfügung zu stellen, wo jeder selbst seine Wachstumsprognosen eintragen kann und sieht was herauskommt.

In Aktien Investieren für Anfänger – Teil 4 – Fragen und Antworten

Heute gibt es wieder einen neuen Teil zum Thema “Investieren für Anfänger”. Ich möchte gerne ein paar typische Anfänger-Fehler bzw. Fragen behandeln.
Deshalb habe ich den Artikel wie eine Frage/Antwort-Liste (FAQ) aufgebaut und werde diese immer wieder erweitern.


Frage: Mir wurde Aktie XY empfohlen, soll ich die kaufen?

Antwort: Man sollte niemals nur aufgrund einer Empfehlung eine Investitionsentscheidung treffen. Es geht immerhin um das selber hart verdiente Geld welches man anlegen möchte. Eine Empfehlung kann man als Anlass nehmen, sich das empfohlene Unternehmen genauer anzusehen und sich selbst eine Meinung zu bilden. Erst wenn man selbst überzeugt ist, daß es sich um ein gutes Unternehmen handelt, welches die eigenen Anforderungen erfüllt, sollte man ein Investment tätigen.
Kauft man aufgrund einer Empfehlung, ohne eigene Meinung über das Investment, ist Frust vorprogrammiert  – insbesondere Aussagen wie: “Du hast mir Aktie XY empfohlen, jetzt habe ich sie gekauft und sie ist so stark gefallen..”


Frage: Aktie XY ist in letzter Zeit so stark gefallen, soll ich die jetzt kaufen? Die muss ja wieder steigen.

Antwort: Die vergangene Kursentwicklung hat nichts mit der Zukunft zu tun. Es ist nicht möglich alleine von der vergangenen Entwicklung des Aktienkurses auf seine zukünftige zu schliessen. Auch wenn Charttechniker etwas anderes behaupten, empfehle ich nicht alleine aufgrund des Aktienkurses der Vergangenheit Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu ziehen.
Es ist wichtig sich die tatsächliche Entwicklung des Unternehmens anzusehen. Wie haben sich die Umsätze, Gewinne, andere Kennzahlen entwickelt? Ist neue Konkurrenz auf den Markt gekommen? Gibt es andere Probleme?
In einigen Fällen wird es tatsächlich so sein, daß ein Kursrückgang übertrieben war und das Unternehmen nach einem Kurssturz billig zu haben ist, in anderen Fällen aber droht ein weiterer Rückgang oder vielleicht sogar eine Pleite, was einen Totalausfall (Aktie wird wertlos) bedeuten kann.
Man darf also nie ausschließlich aufgrund der vergangenen Kursentwicklung eine investment-Entscheidung treffen!


Frage: Aktie AB kostet EUR 10 und Aktie XY kostet EUR 100, also ist Aktie AB viel billiger.

Antwort: Damit werde ich interessanterweise öfters konfrontiert. Viele Leute denken tatsächlich, man kann die Preise verschiedener Aktien direkt vergleichen. Es ist zwar richtig, daß man im oben genannten Fall für EUR 100 entweder 10 Aktien der Firma AB oder nur eine der Firma XY kaufen kann. Es ist aber nicht gesagt, daß deshalb die Firma XY teurer ist als AB. Wenn die Firma AB zehnmal so viele Aktien im Umlauf hat wie die Firma XY, dann wären sogar beide Unternehmen exakt gleich teuer.
Wichtig ist also, sich die Marktkapitalisierung anzusehen die man ganz einfach errechnet aus der Anzahl der ausgegebenen Aktien multipliziert mit ihrem Kurs. Nur wenn auch die Anzahl der umlaufenden Aktien mit beachtet wird können Aussagen über Marktpreisvergleiche zwischen Unternehmen getätigt werden (z.B. KGV, KBV, Gewinn pro Aktie, etc.)


Frage: Mein Bankberater hat mir einen Aktienfonds empfohlen. Soll ich den kaufen? Ich möchte nicht nicht mit Einzeltiteln beschäftigen.
Antwort: Ähnlich wie bei der ersten Frage gilt auch hier: Es geht um das eigene hart erarbeitete Geld, also sollte man auch wissen was damit passiert. Bei vielen gemanagten Fonds, die meistens auch selbst von den Banken aufgelegt werden die sie dann vertreiben, ist es fast nicht möglich nachzuvollziehen was sie genau investieren. Es ist also sprichwörtlich wirklich so, als ob man sein Geld beim Casino am Eingang abgibt und jemanden darum bittet ein paar Stunden damit zu spielen bevor man wieder kommt es abzuholen.
Dazu kommt noch, daß bei gemanagten Fonds die Gebühren recht hoch sind. Nicht selten sind es 2% pro Jahr und oft gibt es auch noch einen Ausgabeaufschlag von 5% oder gar noch mehr.
Das bedeutet, daß der Fonds zuerst einmal 5% erwirtschaften muss, bevor man auf Null ist und dann jedes Jahr 2% der eigentlichen Performance abgezogen werden müssen für Gebühren. (Irgendwie muß ja auch der Fondsmanager und der Verkaufsapparat dahinter finanziert werden.)
Ich rate deshalb dazu – wenn man schon in Fonds investieren möchte, da man sich nicht mit den einzelnen Unternehmen beschäftigen möchte – sogenannte ETFs (=”Exchange Traded Funds) zu nehmen. Diese ETFs bilden computergesteuert Indices nach. Es gibt sie für die wichtigsten Indices, aber auch für bestimmte Branchen (z.B. gibt es auch ETFs für Telekom-Unternehmen, Energieversorger, Konsumgüterhersteller, usw. usw.)
Ein ETF hat meistens extrem geringe Gebühren (typischerweise 0,15% – 0,2% pro Jahr) und kann täglich auf den Börsen gehandelt werden – selbstverständlich ohne Ausgabeaufschläge.
Es ist auch noch nicht bewiesen, daß gemanagte Fonds langfristig ETFs in der Performance schlagen können – auch wenn der Bankberater wahrscheinlich etwas anderes behauptet 😉

In Aktien investieren für Anfänger – Teil 3 (Bewertung, Beispiele)

Wieder gibt es nach einer Unterbrechung einen neuen Artikel, an dem ich sehr lange gearbeitet habe.

Anhand von Beispielen werde ich jetzt erklären wie man herausfindet, ob eine Firma teuer oder günstig ist.

Ich habe ja im Teil 1 bereits erklärt nach welchen Kategorien man seine Investments aussuchen sollte.
Die wichtigsten Soft-Facts waren Marktposition, Ertragskraft und Wachstumschancen.

Nun habe ich einige Beispiele für konservative, starke Unternehmen, die wir betrachten werden. Ich habe die Konsumgüter-Sparte ausgewählt, da diese Firmen für einen Anfänger am leichtesten verständlich sind und wir alle täglich mit deren Produkten zu tun haben.

Zuerst einmal ein paar kurze Steckbriefe der Unternehmen – hier in der Reihenfolge nach Unternehemsgröße (Marktkapitalisierung) sortiert:

Johnson & Johnson (Ticker: JNJ)
Dieses Unternehmen wurde 1886 in den USA gegründet und hat heute über 130.000 Mitarbeiter. Es ist vor allem bekannt für Artikel im Hygiene-Bereich, ist aber auch in der Pharma-Industrie tätig.
Bekannte Marken sind: bebe, carefree, o.b., Listerine, Penaten, Piz Buin

Nestle (Ticker: NESN)
Nestle ist der weltgrößte Nahrumgsmittelkonzern und wurde 1866 in der Schweiz gegründet. Es ist heute das größte Unternehmen der Schweiz mit ca. 330.000 Mitarbeitern. Nestle hält weit über 100 Marken und ist in jedem Supermarkt omnipräsent.
Beispiele für bekannte Marken sind: Nespresso, Dolce Gusto, Nescafe, Nesquick, Maggi, Alete, Kit Kat, Smarties, Schiller Mövenpick, und viele andere..

Procter & Gamble (Ticker: PG)
Dieses Unternehmen wurde 1837 in den USA gegründet und hat heute etwa 126.000 Mitarbeiter.
Auch die Produkte von P&G kennt fast jeder – unter anderem sind das: Ariel, Blendax, Zewa, Dash, Fairy, Duracell, Gillette, Meister Proper, Pantene, Wick und mehr..

The Coca Cola Company (Ticker: KO)
Der Softdrink-Gigant wurde 1892 von einem ehemaligen Apotheker in den USA gegründet und hat heute 140.000 Mitarbeiter. Zu den bekanntesten Produkten gehören: Coca Cola, Fanta, Sprite, Cappy, Apollinaris und Bonaqua

Anheuser-Busch Inbev (Ticker: ABI)
Die größte Brauereigruppe der Welt mit über 150.000 Mitarbeitern ging 2008 aus der Übernahme der amerikanischen Brauerei Anheuser-Bush (“Budweiser”) durch die belgisch-brasilianische InBev hervor. Sie repräsentiert unter anderem Folgende Brands: Budweiser, Corona, Becks, Löwenbräu (insgesamt über 200 Marken)

Unilever (Ticker: UNA)
Unilever wurde 1929 in den Niederlanden gegründet und ist heute mit 174.000 Mitarbeitern eines der größten Unternehmen der Welt im Bereich Verbrauchsgüter.
Bekannte Marken: Becel, Knorr, Iglo & Eskimo (in Deutschland: Langnese), Lipton, Pfanni, Coral, OMO, Axe, Dove, Rexona, mentadent)

L’Oreal (Ticker: OR)
Der größte Kosmetik-Produzent der Welt wurde 1909 in Frankreich gegründet und beschäftigt heute etwa 73.000 Mitarbeiter.
Zu den angebotenen Marken gehören: Lancome, YvesSaintLaurent, Garnier, Maybelline, Vichy, The Body Shop

Kimberly-Clark (Ticker: KMB)
1872 in den USA gegründet hat das auf Hygieneartikel fokussierte Unternehmen heute etwa 56.000 Mitarbeiter und repräsentiert folgende Produktmarken: Kleenex, Hakle, Scott

Reckitt Benckiser (Ticker: RB)
Mit Schwerpunkt auf Reinigungsprodukte beschäftigt dieses Unternehmen mit Sitz im vereinigten Königreich ca. 36.000 Mitarbeiter. Die Gründungsgeschichte geht bis 1814 zurück als das Unternehmen Reckitt & Colman entstand. Durch Fusion mit dem niederländischen Benckiser NV entstand 1999 das heutige Unternehmen.
Marken sind unter anderem: Air Wick, Calgon, Cillit Bang, Durex, Kukident, Vanish

Danone (Ticker: BN)
1919 in Frankreich gegründet beschäftigt der Lebensmittelkonzern heute etwa 102.000 Mitarbeiter.
Produkte sind unter anderem: Actimel, Activia, Fruchtzwerge, Evian, Milupa

Kellogg (Ticker: K)
1906 in den USA gegründet arbeiten heute ca. 30.000 Beschäftigte bei diesem Unternehmen. Es ist weltweit der größte Hersteller von Getreideprodukten insbesondere Frühstücksflocken.
Zu den Marken dieses Unternehmens gehören: Corn Flakes, Krispies, Frosties und seit kurzem auch Pringles

Ich denke diese Unternehmen decken einen Großteil der Supermarkt-Regale mit ihren Produkten ab – auch bei Diskonten wie Lidl und Aldi (Hofer) tauchen immer mehr von diesen Marken auf.

Es handelt sich also durchwegs um solide Unternehmen, die durch starke Marken einen gewissen Schutz vor Konkurrenz und auch vor Inflation bieten. (Siehe erster Beitrag zu diesem Thema). Es ist auch eine gute Mischung aus europäischen und amerikanischen Unternehmen.

 

Der Vergleich der Unternehmen:

Wir werden diese Unternehmen jetzt einmal vergleichen und sehen uns ein paar Bewertungskennzahlen genauer an.

Dazu gehen wir auf http://finance.google.com

Google Finance bietet die Möglichkeit, Portfolios anzulegen und die darin enthaltenen Titel miteinander zu vergleichen.. Dazu benötigt man allerdings einen Google-Account. Der Account ist kostenlos und schnell angelegt. Ich empfehle also allen die noch keinen haben, einen anzulegen.

Nachdem man also auf seinem Google-Account eingeloggt ist, geht man einfach auf der linken Seite auf “Portfolios” und fügt die oben genannten Unternehmen (am einfachsten über den Ticker) zum Portfolio hinzu.

Das sollte dann etwa so aussehen:

Google Finance Portfolio

Jetzt gibt es die Möglichkeit die Portfoliowerte miteinander zu vergleichen: Dazu wählt man alle Werte an und klickt auf “compare”

Anschliessend wählt man noch die Kennzahlen aus die man vergleichen möchte: Dazu klickt man oberhalb der Liste auf “add or remove columns”.

Die Kennzahlen die uns interessieren sind:

  • P/E ratio
  • Price-to-book-ratio
  • Mkt. Cap
  • Dividend Yield
  • return on assets

Diese wählen wir an und klicken auf “save changes” – anschliessend erhalten wir die Vergleichstabelle.

Unter diesem Link https://www.google.com/finance?chdnp=1&chfdeh=0&chdet=1409570884924&chddm=30&cmpto=NYSE:K;NYSE:KO;NYSE:PG;AMS:UNA;NYSE:KMB;EPA:BN;EBR:ABI;EPA:OR;LON:RB;VTX:NESN;NYSE:JNJ&cmptdms=0;0;0;1;0;1;1;1;1;1;0&q=NYSE:K,NYSE:KO,NYSE:PG,AMS:UNA,NYSE:KMB,EPA:BN,EBR:ABI,EPA:OR,LON:RB,VTX:NESN,NYSE:JNJ&ntsp=0&ei=Q1gEVMi7DqyUwAOG8YG4BQ sieht man wie das dann ausschaut.

 Die Kennzahlen und was sie bedeuten:

P/E ratio ( KGV)
Die “price/earnings ratio” auf deutsch: Kurs-Gewinn-Verhältnis errechnet sich wie folgt:

Marktkapitalisierung (Market Capitalisation)  geteilt durch Ergebnis nach Steuern (Net Income)

Sie gibt also an wie oft man den Nettogewinn multiplizieren muss um den aktuellen Marktwert des Unternehmens zu erhalten. Sie ist eine sehr beliebte Vergleichszahl bei der Bewertung von Unternehmen an der Börse.

Price-to-book-ratio (KBV)
Auf deutsch: Kurs-Buchwert-Verhältnis wird wie folgt ermittelt:

Marktkapitalisierung (Market Capitalisation)  geteilt durch Total Equity (Gesamtes Eigenkapital) 

Wie an der Formel zur Berechnung bereits zu erkennen ist, sagt das KBV aus wie oft das Eigenkapital im Marktpreis enthalten ist bzw. wie viel man für z.B. 1 EUR Eigenkapital derzeit “bezahlen” muss.

Mkt. Cap. (Market Capitalisation, Marktkapitalisierung)
Hier sieht man, wieviel das Unternehmen an der Börse derzeit insgesamt wert ist.
Die Formel zur Berechnung lautet:

Total Common Shares Outstanding (Gesamtzahl der ausgegebenen Aktien) multipliziert mit actual price per share (derzeitiger Aktienkurs)

Das “B” welches bei Google hinter den Werten für die Mkt. Cap. steht, steht für “Billions” was paradoxerweise das englische Wort für “Milliarden” ist.

Dividend Yield (Dividendenrendite)
Viele Gesellschaften schütten an Ihre Aktionäre regelmäßig Teile ihrer Erträge aus. (Manche schütten auch aus, obwohl sie keine oder zu wenig Erträge erwirtschaften, d.h. die Ausschüttung erfolgt dann aus der “Substanz” – doch dazu später)
Die Berechnung ist wie folgt:

Dividends paid per share (Dividende pro Aktie) geteilt durch actual price per share (aktueller Aktienkurs) multipliziert mit 100.

Sie gibt an, wie viel Prozent des aktuellen Aktienkurses man – in Bezug auf die Ausschüttungen des letzten Jahres – man als Aktionär erhalten hat.

Die Dividende kann bei sehr gut geführten Unternehmen auch regelmässig erhöht, bzw. Unternehmen in Schwierigkeiten oder bei Rezessionsphasen reduziert werden oder gar ganz ausfallen.

Meiner Meinung nach zeichnet sich ein gutes Unternehmen dadurch aus, dass es die Dividende in jeder Situation stabil halten kann, eventuell sogar steigern kann und diese immer bequem aus dem Cashflow bezahlen kann.

Unternehmen in der Wachstumsphase investieren meistens ihre gesamten Gewinne wieder und bezahlen selten Dividende.

Aktienkurs (weiss) und Dividende pro Aktie (blau)
Aktienkurs (weiss) und Dividende pro Aktie (blau)

An dem eingefügtem Beispielchart sieht man wie sich die Dividende eines Unternehmens (hier Johnson & Johnson) im Lauf der Jahre entwickeln kann. So war sie 1994 noch bei 25 Cent pro Jahr, hat sie sich in den letzten 10 Jahren auf 2,68 USD verzehnfacht(!!).

Man sieht also deutlich, dass ein gutes Unternehmen wesentlich mehr Erträge bringen kann als “klassische” Anlageformen wie Sparbuch oder Anleihen.

return on Assets (Gesamtkapitalrendite)
Hierüber habe ich bereits im ersten Teil geschrieben. Meiner Ansicht nach die wichtigste Fundamentalkennzahl eines Unternehmens, wenn man es “rasch” bewerten möchte.
Hier noch einmal die Formel zur Berechnung:

Total Assets  (Summe aller Anlagen bzw. Bilanzsumme) geteilt durch Net Income (Ergebnis) mal einhundert.

Als Resultat bekommt man eine Prozentzahl. Das Kapital ist in der Berichtsperiode dann um diesen Prozentsatz gewachsen.

Diese Kennzahl ermöglichst einen raschen Vergleich zwischen der Effizienz verschiedener Unternehmen, egal welcher Kapitalstruktur. Kennzahlen wie z.B. Eigenkapitalrendite hängen stark davon ab, wie viel Fremdkapital z.B. ein Unternehmen hat. Die Gesamtkapitalrendite ist davon allerdings vollkommen unbeeinträchtigt.

 

Der Vergleich der Unternehmen nach den oben genannten Kennzahlen:

Anbei eine Tabelle die auch aus Google Finance heraus kopiert habe:

  Valuation  DividendOperating metrics
TickerCompany NameP/E ratioPrice-to- book ratioMkt CapDividend yieldReturn on avg assets
JNJJohnson & Johnson19.173.95292.55B2.710.89
NESNNestle SA23.893.63229.77B3.027.45
PGThe Procter & Gam...21.243.31225.03B3.18.26
KOThe Coca-Cola Com...22.35.54182.98B2.929.79
ABIAnheuser Busch In...20.433.55136.08B1.8212.5
UNAUnilever N.V.19.16.2697.17B3.511.48
ORL'Oreal SA26.623.3470.38B1.989.55
KMBKimberly Clark Corp19.48.4740.38B3.1110.39
RBReckitt Benckiser...20.255.9737.83B2.6111.52
BNDanone SA22.042.9134.21B2.734.17
KKellogg Company12.786.6523.40B3.0211.84

Bezüglich Gesamtkapitalrendite haben 6 der 11 Unternehmen im letzten Jahr über 10% erreichen können. Diese ertragstärksten Unternehmen waren: Anheuere Bush InBev, Kellogg, Reckitt Benckiser, Unilever, Johnson&Johnson sowie Kimberly Clark

Vergleicht man diese – in die nähere Auswahl genommenen Unternehmen bezüglich Bewertung – so ist Kellogg am verhältnismäßig die günstigste Wahl, mit einem KGV von 12,78 und einer Dividendenrendite von über 3%.

Es is gleichzeitig auch der kleinste unter diesen gigantischen Konzernen. Die Marktkapitalisierung ist nur ca. ein Zehntel von dem der “Riesen” wie z.B. Nestle oder Procter and Gamble.

Werfen wir nun noch einen kurzen Blick auf die vergangene Gewinn und Dividendenentwicklung von Kellogg

Entwicklung des Aktienkurses (weiss), Gewinn pro Aktie (blau) und Dividende pro Aktie (rot)
Entwicklung des Aktienkurses (weiss), Gewinn pro Aktie (blau) und Dividende pro Aktie (rot)

 

Man sieht deutlich, dass der Gewinn im Zeitraum von 2011 bis heute starken Schwankungen unterworfen war. Das liegt unter anderem an der Übernahme der Marke “Pringles” von Procter und Gamble für 2,7 Mrd USD

Damit der Artikel nicht zu lange wird werde ich die nächsten wichtigen Bewertungskriterien wie historischer Vergleich von KGV und anderen Kennzahlen, historische Gewinnentwicklung und Blick in die Zukunft in den nächsten Artikeln behandeln.

 

 

 

Google Finance Portfolio

In Aktien investieren für Anfänger – Teil 2 (Unternehmenszahlen finden)

Im ersten Teil dieser Serie habe ich erläutert, was ein “gutes” Unternehmen ausmacht, d.h. auf welche Details man bei der Auswahl eines Unternehmens in das man investieren möchte achten muss.

In diesem Teil möchte ich darauf eingehen, wie man zu den notwendigen Finanzdaten kommt um detaillierte Auswertungen vorzunehmen.

Wenn wir diese Daten beschaffen können und verstehen, können wir auch beginnen uns mit der Bewertung der Unternehmen an der Börse zu beschäftigen -also ob eine Aktie billig oder teuer ist.

Das wichtigste Daten für uns sind immer Bilanz sowie GuV, da man alle Kennzahlen daraus berechnen kann – auch die Bewertungskennzahlen wie KGV, KBV, etc. können wir selbst ausrechnen wenn wir diese Daten haben. Dazu später.

Wo bekommt man also rasch und übersichtlich Finanzdaten über börsennotierte Unternehmen?

Jedes an der Börse notierte Unternehmen ist verpflichtet zumindest  einmal im Jahr einen Geschäftsbericht zu veröffentlichen. Meistens (vor allem in den USA) werden auch Quartalsbericht veröffentlicht.

Man kann diese Berichte direkt auf der jeweiligen Unternehmenswebsite unter “Investor Relations” finden.

Wir wollen allerdings eine übersichtlichere Darstellung um die einzelnen Unternehmen besser vergleichen zu können. Außerdem ist es relativ zeitaufwendig die Berichte einzeln zu suchen.
Dafür gibt es zahlreiche Webseiten, die Zusammenfassungen in standardisierter Form zur Verfügung stellen.
Da es in der USA mittlerweile für die Unternehmen Pflicht ist, ihre Zahlen digital an die SEC (security and exchange commission) zu übermitteln, ist es relativ einfach an Zahlen für die US-Unternehmen zu kommen.

Die für US-amerikanische Unternehmensdaten  meiner Ansicht nach am besten geeignete Seite ist:
http://finance.google.com

Man gibt einfach in das Suchfeld den Namen des Unternehmens oder das Börsenkürzel ein (also z.B. “Apple” oder “AAPL”) und kann dann auf der linken Seite unter “Company” auf “Financials” klicken.
Dort findet man dann die Bilanz (Balance Sheet) sowie die Gewinn und Verlustrechnung (Income Statement). Wenn man als Periode “Annual Data” wählt, sieht man die letzten 4 Jahre im Vergleich.

Ein sehr interessantes Tool von finance.google.com ist auch der “Stock Screener” mit dem man nach bestimmten Kriterien Unternehmen finden kann. So kann man z.B. gezielt nach Unternehmen mit einer Gesamtkapitalrendite >10% suchen, in dem man im Stock-Screener  “add criteria” anwählt und unter “Operating metrics” den Punkt “Return on assets” auswählt.

Insgesamt ist finance.google.com in meinen Augen die beste kostenlos verfügbare Informationsquelle für Finanzinformationen im Internet.
Leider gilt das nur für US-Unternehmen. Man kann dort zwar auch für europäische und andere Unternehmen Daten wie Börsekurs abrufen, aber leider keine Bilanzen.

Ein weiterer “Nachteil” von Google Finance ist natürlich die englische Sprache. Man eignet sich aber sehr schnell die englischsprachlichen Begriffe wie z.B. “Revenue” für Umsatz etc. an. Ich werde auch in Beispielen darauf eingehen.

Wo findet man Unternehmensdaten für europäische Unternehmen?

Hier ist meiner Ansicht nach http://www.onvista.de die übersichtlichste Quelle.

Nach Eingabe des Unternehmensnamens, des Börse-Tickers oder der ISIN gelangt man an eine Übersicht bei der man auf dem Menü “Unternehmen” das Untermenü “Bilanz/GuV” anwählen kann.

Man erhält dann verkürzte Bilanzen sowie GuV-Rechnungen für die letzten 5 Jahre. Leider nicht so ausführlich wie bei Google, aber immerhin.

Vom Aufbau der Webseite sehr ähnlich und auch sehr gut ist http://www.finanzen.net

Hier kommt man zu den Bilanzen über das Menü “Fundamental”. Leider sind die Berichte hier noch stärker verkürzt und detailliert  als bei Onvista. Dafür reichen sie mehrere Jahre (bis zu 7) zurück.
Finanzen.net hat auch schon einige Kennzahlen berechnet wie z.B. Eigenkapitalquote etc.

Mir persönlich ist es aber lieber, mehr Details im Bericht zu sehen als Kennzahlen die man sich sowieso auch selbst ausrechnen kann.

Im nächsten Teil  zeige ich dann wie man diese Zahlen auswerten kann und werde auch über die Bewertung schreiben, damit die Suche nach den Schnäppchen an der Börse losgehen kann.

In Aktien Investieren für Anfänger – Teil 1 (Einführung, Grundlagen)

Nach einer kurzen Unterbrechung gibt es heute wieder einen frischen Artikel für mein Blog – dieser Artikel war relativ aufwendig, da ich mich bemüht habe die Grundlagen für jedermann verständlich zu erklären.

Aktien gehören meiner Ansicht nach in jedes Portfolio. Mit dem Sparbuch oder der Lebensversicherung kann man heutzutage nicht einmal ausreichend Ertrag erwirtschaften um der Inflation zu entkommen. Das so angelegte Geld wird real immer weniger wert.

Wie kann man also sein Vermögen sinnvoll schützen, bzw. für die Altersvorsorge aufbauen? Das Hauptargument sind immer wieder Sachwerte wie Immobilien oder Gold. Natürlich “entkommt” man durch die Investition in Sachwerte der Inflation ganz gut.

Was viele aber nicht glauben wollen: Auch Aktien sind Sachwerte! Es sind Beteiligungen an Unternehmen, mit allen damit verbundenen Rechten. Einem Aktionär gehört ein Teil der Firma. Er ist beteiligt am Gewinn und hat auch ein Stimmrecht.

Natürlich gibt es gute und schlechte Firmen, und wenn man nun einfach “blind” irgendwelche Aktien oder Index-Zertifikate kauft wird man auch sehr oft daneben greifen und schlechte Erfahrungen sind vorprogrammiert. Daraus resultieren dann die typischen Abwehr-Argumente gegen ein Aktieninvestment: Zu gefährlich, viel zu unsicher, nur Zocker machen das, etc.

Es ist also erforderlich, sich mit der Materie ein wenig zu beschäftigen. Das sollte selbstverständlich sein, da es ja um das eigene – hart erarbeitete – Geld geht.

Dazu ein Beispiel:
Die Aktionärsquote – also die Anzahl der Leute in der Bevölkerung die direkt oder indirekt (über Fonds) Aktien besitzen – macht in Österreich und Deutschland nur ca. ein Drittel dessen aus wie in den USA oder der Schweiz. (In Österreich halten etwa 8% der Bevölkerung Aktien, in den Schweiz und den USA sind es über 25%)
In der Schweiz habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Bevölkerung dort sehr gut aufgeklärt ist über Wirtschaftsthemen – und auch sehr interessiert. Man muss sich nur einmal das Fernsehprogramm des Schweizer Rundfunks ansehen: sehr viele Sendungen mit Wirtschaftsthemen, sehr viele Interviews mit CEOs von börsennotierten Firmen, etc. während bei uns “Dancing Stars” oder “Teenager werden Mütter” läuft..

Ich möchte mit diesem Artikel eine Serie von Beiträgen beginnen, in denen ich die fundamentalen Fakten  näher bringen, die jeder wissen sollte bevor er sich für oder gegen ein Aktieninvestment entscheidet.

Los gehts!

Wie ich schon erwähnt habe gibt es gute und schlechte Firmen an der Börse.

Wir wollen natürlich nur die Guten in unserem Portfolio haben – und zu teuer dürfen sie auch nicht sein.

Also ist es die erste Aufgabe – und das zuerst einmal völlig unabhängig vom aktuellen Aktienkurs des Unternehmens – die wirklich Guten Unternehmen herauszupicken.

Ich untersuche die Unternehmen immer nach folgenden 3 Kriterien:

1) Marktstellung
2) Ertragskraft
3) Wachstumschancen

Die Kriterien im Detail:

Bezüglich Marktstellung sollte man sich folgende Fragen stellen:
Ist das Unternehmen bekannt?
Haben die Menschen täglich damit zu tun?
Ist das Unternehmen durch starke Marken präsent?
Wie hart ist der Wettbewerb?
Eine starke Marke und ein Produkt dass möglichst viele Menschen haben möchten sind eine ideale Kombination, wie z.B. Coca-Cola, Pampers, Nespresso,  Gilette, etc..  Oft kommt man auf gute Investment-Ideen wenn man schaut, was in den Supermarkt-Regalen steht bzw. was man selbst oft kauft. Auch die TV-Werbung kann unter dieser Betrachtungsweise sehr interessant sein.

Eine starke Marke ist wie eine Festung. Es ist nicht einfach sie anzugreifen.  Die Mehrzahl der Kunden wird für ein Markenprodukt mehr ausgeben als für eine billige Kopie, sodaß das Unternehmen welches die Marke besitzt quasi die Preise festlegen kann. Das ist auch ein guter Inflationsschutz.

Jetzt zur Ertragskraft:
Wie wir gesehen haben, kann eine starke Marke sehr zur Ertragskraft beitragen, aber wichtig ist natürlich auch die Umsetzung.
Hier ist ein gutes Management gefragt sowie schlanke und effiziente Strukturen. Das schlägt sich dann auf die Zahlen nieder.

Die wichtigste Kennzahl um die Ertragskraft eines Unternehmens zu ermitteln ist die Gesamtkapitalrendite. Sie gibt an viel mit dem vorhandenem Kapital (also aller Anlagen, Maschinen, Fabriken sowie Lagerstand und Cash-Bestand – quasi die Aktiv-Seite der Bilanz) an Gewinn erwirtschaftet werden kann.

Sie errechnet sich so:
EGT geteilt durch Summe aller Aktiva (bzw. =Bilanzsumme)  mal einhundert.
Als Ergebnis bekommt man eine Prozentzahl. Das Kapital ist in der Berichtsperiode dann um diesen Prozentsatz gewachsen.

Es ist meiner Ansicht nach DIE Kennzahl um Unternehmen zu vergleichen. Genauso interessiert man sich ja auch für die “Rendite” wenn man andere Anlagen tätigt z.B. beim Kauf einer Vorsorgewohnung.

Ich werde in den weiterführenden Artikeln natürlich noch genauer darauf eingehen.
Nur soviel sei hier noch erwähnt: Ich würde es einen Anfänger unter keinen Umständen empfehlen in ein Unternehmen zu investieren, welches eine sehr geringe (< 5%) oder gar eine negative Gesamtkapitalrendite hat.  Also Finger weg von Unternehmen die keine Gewinne machen.

Eine weitere Kennzahl für die Ertragskraft ist die Umsatzrendite.

Sie zeigt an, wie hoch die Spannen (Margen) sind die das Unternehmen verdient.
Sie errechnet sich so:
EGT (Ergebnis vor Steuern) geteilt durch Umsatz mal einhundert
Als Resultat bekommt man ebenfalls eine Prozentzahl.

Die oben genannten Kriterien hängen natürlich zusammen, da ein Unternehmen mit guter Marktstellung die Preise diktieren kann und deshalb wahrscheinlich auch gute Erträge einfahren wird.

Zu guter Letzt müssen wir noch die Wachstumschancen betrachten:
Hier stellen wir folgende Fragen:
Wie war das Wachstum in der Vergangenheit? (Umsatz, EGT, Cashflow und Eigenkapital) – wie wir das heraus finden zeige ich ebenfalls in weiterführenden Artikeln.

Da man aber nicht in die Vergangenheit sondern in die ZUKUNFT investiert ist es besonders wichtig zu beurteilen, wie das Wachstum in Zukunft aussehen könnte.
Gibt es Wettbewerb der härter werden könnte?
Ist der Markt gesättigt?
Gibt es andere Produkte die das Produkt des Unternehmens substituieren (ersetzen) könnten?
Das war z.B. bei den Digitalkameras der Fall, die analoge Fotografie mit Filmrollen etc. komplett verdrängt haben was dadurch zur Pleite von Kodak geführt hat. (Interessantes Detail am Rande: Die Digitalkamera wurde von Kodak erfunden – so kann man sich auch unwissentlich sein eigenes Grab schaufeln 😉
Die Frage muss auch anders herum gestellt werden: Ist das Produkt geeignet andere Produkte zu substituieren und somit neue Wachstumspotentiale zu erschliessen? Das kann sehr große Chancen bringen wie z.B. in Zukunft eventuell konventionelle Autos durch Elektro-Autos ersetzt werden könnten.

Wir haben also gesehen: Es gibt “hard-facts” und “soft-facts” bei der Beurteilung eines Unternehmens. Für die hard-facts benötigen wir einen Blick in die Geschäftsberichte und müssen Kennzahlen ausrechnen. Die Soft-Facts können wir einfach durch Beobachten und Nachdenken ermitteln.

In den nächsten Folgen werde ich unter anderem zeigen:

– Wie findet man die Geschäftsberichte der Unternehmen, bzw. wie findet man einfach und rasch die benötigten Zahlen

– Wie findet man heraus ob ein Unternehmen “teuer” oder “billig” ist.

– Bewertungen an Hand von Beispielen.

Der Leser kann sich bis dahin Gedanken machen ob ihm Unternehmen zu den oben genannten Kriterien einfallen und die soft-facts,  für die man noch keine Kennzahlen benötigt, einmal durchgehen.