Wie entsteht Geld? Und wie funktioniert unser Banken-System? – Teil 1

Heute möchte ich gerne erklären wie Geld entsteht und was Geld eigentlich ist.
Wir alles verwenden es täglich zum Bezahlen, wir sind froh wenn wir genug davon haben – aber kaum jemand hat eine Ahnung über den Ursprung des Geldes. Wo kommt das Geld eigentlich her, welches wir in unserer Brieftasche und am Bankkonto haben? Viele denken, die europäische Zentralbank bringt unseren Euro  in Umlauf. Das ist aber nicht richtig. Die ganz normalen Geschäftsbanken erschaffen das Geld im heutigen System.

Ich bemühe mich es so zu erklären, daß es für jeden verständlich ist. Es ist sehr wichtig diesen Prozeß zu verstehen, da natürlich das Verständnis des Geldsystems für viele wirtschaftlichen Überlegungen essenziell ist.
Man findet im Internet zahlreiche Seiten die die Geldschöpfung beschreiben – leider verstricken sich viele davon in unnötigen Verschwörungstheorien. Ich versuche deshalb alles möglichst sachlich zu erklären.

Ich versuche den Prozeß der “Gelderschaffung” bzw. “Geldschöpfung” wie er meist genannt wird, anhand von vereinfachten Bank-Bilanzen zu erklären. Einfache Kenntnisse im Lesen von Bilanzen setze ich voraus, versuche es aber dennoch so einfach zu halten und zu erklären, dass man kein Bilanzbuchhalter sein muss um es zu verstehen.

Nehmen wir also einmal eine Bankbilanz her, wie sie aussieht bevor neues Geld entsteht:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 100 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 200 Summe Passiva 200

Wie wir wissen, steht bei einer Bilanz immer auf der Aktiv-Seite das Vermögen eines Unternehmens und auf der Passiv-Seite die Schulden und das Eigenkapital.
Vereinfacht gesagt: AKTIVA = Mittelverwendung, PASSIVA = Mittelherkunft.
Also sehen wir auf der Passiv-Seite wo das Geld herkommt, und auf der Aktiv-Seite wofür es verwendet wurde.

In dem oben genannten – stark vereinfachtem – Beispiel also hat eine Bank das Geld von 2 Kunden (Kunde A und Kunde B) bekommen. Diese Kunden haben auf ihrem Konto ein Guthaben von 100 (Kunde A) bzw. 50  Euro (Kunde B). Aus Sicht der Bank besteht eine Schuld gegenüber diesen Kunden.
Als Vermögenswerte hat die Bank Kreditverträge, die 100 wert sind und ein Guthaben bei der Zentralbank ebenfalls in Höhe von 100. Die Vermögenswerte sind also insgesamt 200 wert, die Schulden gegenüber Kunden nur 150. Die Differenz ist das Eigenkapital der Bank.

Wir werden jetzt Geld von seiner Geburt bis zum Tod begleiten:

Was passiert nun, wenn Geld entsteht?

Kunde C kommt zur Bank und möchte einen Kredit in Höhe von 100 aufnehmen. Nachdem die Bank entschieden hat, dass er über ausreichend Bonität verfügt bzw. ausreichend Sicherheiten bringen kann, gewährt sie ihm einen Kredit und schreibt ihm 100 auf seinem Konto gut.
Die Bilanz der Bank sieht nachher so aus:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 300 Summe Passiva 300

Kunde C hat also auf seinem Konto ein Guthaben von 100, die Bank schuldet ihm quasi diese 100.  Dieses Guthaben ist Geld, welches vorher nicht existiert hat und im Moment der Kreditgewährung durch die Bank geschaffen wurde.
Man spricht deshalb auch von “fiat-money” – lat. “Es werde Geld!”
Beim Anlagevermögen der Bank (Aktiva) sind 100 an Kreditverträgen dazugekommen, da ja der Kunde der Bank ebenfalls 100 schuldet die er irgendwann zurückzahlen muss.
Man sieht auch, daß sich beim Zentralbankguthaben nichts geändert hat, auch nicht beim Eigenkapital der Bank und bei den Einlagen der anderen Kunden.
Daraus ist deutlich zu erkennen, daß die Bank ohne Mitwirken der Zentralbank neues Geld erschaffen kann.
Geld entsteht durch die Vergabe eines neuen Kredites, und es werden dafür weder Zentralbank-Reserven noch die Guthaben der anderen Bankkunden angetastet. Das ist insofern interessant, da viele Leute glauben, die Bank verleiht das Geld welches sie am Konto haben an andere Kunden weiter. Das tut sie aber nicht wie wir an dem Beispiel sehen können.

Kunde C möchte mit dem Kredit ein Auto bezahlen welches er Kunde D bei Bank2 abkauft.

Was passiert, wenn Geld von einer Bank zur anderen transferiert wird?

Wenn Kunde C und Kunde D bei der selben Bank sind, ist die Sache ganz einfach. Die Bank muss nur beim Guthaben des einen Kunden 100 abziehen und beim anderen Kunden hinzufügen. An allen anderen Bilanzpositionen ändert sich nichts.
Etwas komplexer ist es, wenn Kunde C und Kunde D nicht bei der selben Bank ihr Konto haben. Dann funktioniert der Transfer meistens – aber nicht notwendigerweise – mit Hilfe der Zentralbank.

Hier die Bilanzen von den beiden Banken vor der Transaktion:

Bankbilanz Bank1
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 300 Summe Passiva 300
Bankbilanz Bank2
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 0 Guthaben auf Konto Kunde D 0
Guthaben bei Zentralbank 50 Eigenkapital 50
Summe Aktiva 50 Summe Passiva 50

Die Bank2 in diesem Beispiel hat gerade neu eröffnet mit einem Eigenkapital von 50, welches sie bei der Zentralbank “angelegt” hat und hat nur einen Kunden, Kunde D, der dort ein Konto eröffnet hat und noch keine Einzahlungen getätigt hat.

Nachdem Kunde C von Bank1 an Kunde D von Bank2 die Überweisung von 100 getätigt hat, sehen die Bilanzen der beiden Banken wie folgt aus:

Bankbilanz Bank1
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 0 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 0
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 200 Summe Passiva 200
Bankbilanz Bank2
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 0 Guthaben auf Konto Kunde D 100
Guthaben bei Zentralbank 150 Eigenkapital 50
Summe Aktiva 150 Summe Passiva 150

Die Bilanzsumme der Bank1 ist um 100 zurückgegangen. Sie hat kein Guthaben mehr bei der Zentralbank und “schuldet” Kunde C nichts mehr – er hat kein Guthaben mehr bei der Bank.
Bei Bank2 ist dafür die Bilanzsumme um 100 angewachsen. Das Zentralbankguthaben ist um 100 gestiegen, genauso aber die Schuld an Kunde D – welcher ein Guthaben von 100 auf seinem Konto hat.

Am Eigenkapital der beiden Banken ändert sich nichts, an den Einlagen der anderen Kunden ebenfalls nicht.
So sieht also eine Transaktion mit Hilfe der Zentralbank aus.

Banken können allerdings auch ohne Hilfe der Zentralbank Transaktionen untereinander verrechnen.
In unserem Beispiel würde die Bilanz der beiden Banken nach der Transaktion dann so aussehen:

Bankbilanz Bank1
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 0
Verbindlichkeit gegenüber Bank2 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 300 Summe Passiva 300
Bankbilanz Bank2
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 0 Guthaben auf Konto Kunde D 100
Guthaben bei Zentralbank 50 Eigenkapital 50
Guthaben bei Bank1 100
Summe Aktiva 150 Summe Passiva 150

In Diesem Fall gewährt Bank2 der Bank1 einen Kredit über die 100 die der Kunde C von Bank1 an Bank2 überweist. Man spricht in diesem Fall von Interbankengeld.
Ein Großteil der Transaktionen in einem funktionierenden Bankensystem basieren auf diesem Interbankengeld. Da sich viele Transaktionen ausgleichen – die meisten Banken haben zig-tausende Kunden die immer wieder Geld hin und her transferieren, muss nur die Differenz alles Transaktionen einmal täglich aufgerechnet werden. Wenn also z.B. von Bank1 insgesamt 1000 Kunden insgesamt 2 Mio an Bank2 überweisen und von Bank2 insgesamt 800 Kunden 1,8 Mio an Bank1 überweisen, so muss nur der Differenzbetrag von 0,2 Mio verrechnet werden.
Ein wichtiger Referenzzinssatz, der auch sehr bekannt ist und oft Basiszinssatz auch in Kreditverträgen etc. ist ist der EURIBOR (european interbanking offered rate). Der 3-Monats-EURIBOR ist also der Zinssatz zu dem eine Bank der anderen für 3 Monate Geld “borgt”.
Am Höhepunkt der Finanzkrise 2008/09 ist dieses Interbankengeschäft beinahe zum Erliegen gekommen, da sich die einzelnen Banken nicht mehr gegenseitig vertraut haben.

Wie verschwindet Geld wieder?

Wenn nun Kunde C, der sich bei seiner Bank 100 ausgeborgt hat, diese wieder zurückbezahlt, sieht die Bilanz der Bank so aus:

Kunde C überweist 100 auf die Bank, die ihm auf seinem Konto gutgeschrieben werden. Die Bilanz der Bank schaut dann so aus:

vor der Kredittilgung:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 300 Summe Passiva 300

nachher:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 100 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 0
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 200 Summe Passiva 200

Er möchte mit diesen 100 den Kredit tilgen. Infolge dessen verringern sich die Kreditverträge in den Aktiva der Bank um 100 und das Guthaben auf seinem Konto erlischt, da es ja zur Kredittilgung verwendet wurde.
Geld in Höhe von 100 ist also verschwunden.
Fazit: Geld verschwindet durch die Tilgung von Krediten, also durch die Rückzahlung von Schulden.

Über die Konsequenzen, Vorteile und Nachteile dieses Systems werde ich in Teil 2 schreiben, damit dieser Artikel nicht zu lange wird.

In Aktien Investieren für Anfänger – Teil 4 – Fragen und Antworten

Heute gibt es wieder einen neuen Teil zum Thema “Investieren für Anfänger”. Ich möchte gerne ein paar typische Anfänger-Fehler bzw. Fragen behandeln.
Deshalb habe ich den Artikel wie eine Frage/Antwort-Liste (FAQ) aufgebaut und werde diese immer wieder erweitern.


Frage: Mir wurde Aktie XY empfohlen, soll ich die kaufen?

Antwort: Man sollte niemals nur aufgrund einer Empfehlung eine Investitionsentscheidung treffen. Es geht immerhin um das selber hart verdiente Geld welches man anlegen möchte. Eine Empfehlung kann man als Anlass nehmen, sich das empfohlene Unternehmen genauer anzusehen und sich selbst eine Meinung zu bilden. Erst wenn man selbst überzeugt ist, daß es sich um ein gutes Unternehmen handelt, welches die eigenen Anforderungen erfüllt, sollte man ein Investment tätigen.
Kauft man aufgrund einer Empfehlung, ohne eigene Meinung über das Investment, ist Frust vorprogrammiert  – insbesondere Aussagen wie: “Du hast mir Aktie XY empfohlen, jetzt habe ich sie gekauft und sie ist so stark gefallen..”


Frage: Aktie XY ist in letzter Zeit so stark gefallen, soll ich die jetzt kaufen? Die muss ja wieder steigen.

Antwort: Die vergangene Kursentwicklung hat nichts mit der Zukunft zu tun. Es ist nicht möglich alleine von der vergangenen Entwicklung des Aktienkurses auf seine zukünftige zu schliessen. Auch wenn Charttechniker etwas anderes behaupten, empfehle ich nicht alleine aufgrund des Aktienkurses der Vergangenheit Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu ziehen.
Es ist wichtig sich die tatsächliche Entwicklung des Unternehmens anzusehen. Wie haben sich die Umsätze, Gewinne, andere Kennzahlen entwickelt? Ist neue Konkurrenz auf den Markt gekommen? Gibt es andere Probleme?
In einigen Fällen wird es tatsächlich so sein, daß ein Kursrückgang übertrieben war und das Unternehmen nach einem Kurssturz billig zu haben ist, in anderen Fällen aber droht ein weiterer Rückgang oder vielleicht sogar eine Pleite, was einen Totalausfall (Aktie wird wertlos) bedeuten kann.
Man darf also nie ausschließlich aufgrund der vergangenen Kursentwicklung eine investment-Entscheidung treffen!


Frage: Aktie AB kostet EUR 10 und Aktie XY kostet EUR 100, also ist Aktie AB viel billiger.

Antwort: Damit werde ich interessanterweise öfters konfrontiert. Viele Leute denken tatsächlich, man kann die Preise verschiedener Aktien direkt vergleichen. Es ist zwar richtig, daß man im oben genannten Fall für EUR 100 entweder 10 Aktien der Firma AB oder nur eine der Firma XY kaufen kann. Es ist aber nicht gesagt, daß deshalb die Firma XY teurer ist als AB. Wenn die Firma AB zehnmal so viele Aktien im Umlauf hat wie die Firma XY, dann wären sogar beide Unternehmen exakt gleich teuer.
Wichtig ist also, sich die Marktkapitalisierung anzusehen die man ganz einfach errechnet aus der Anzahl der ausgegebenen Aktien multipliziert mit ihrem Kurs. Nur wenn auch die Anzahl der umlaufenden Aktien mit beachtet wird können Aussagen über Marktpreisvergleiche zwischen Unternehmen getätigt werden (z.B. KGV, KBV, Gewinn pro Aktie, etc.)


Frage: Mein Bankberater hat mir einen Aktienfonds empfohlen. Soll ich den kaufen? Ich möchte nicht nicht mit Einzeltiteln beschäftigen.
Antwort: Ähnlich wie bei der ersten Frage gilt auch hier: Es geht um das eigene hart erarbeitete Geld, also sollte man auch wissen was damit passiert. Bei vielen gemanagten Fonds, die meistens auch selbst von den Banken aufgelegt werden die sie dann vertreiben, ist es fast nicht möglich nachzuvollziehen was sie genau investieren. Es ist also sprichwörtlich wirklich so, als ob man sein Geld beim Casino am Eingang abgibt und jemanden darum bittet ein paar Stunden damit zu spielen bevor man wieder kommt es abzuholen.
Dazu kommt noch, daß bei gemanagten Fonds die Gebühren recht hoch sind. Nicht selten sind es 2% pro Jahr und oft gibt es auch noch einen Ausgabeaufschlag von 5% oder gar noch mehr.
Das bedeutet, daß der Fonds zuerst einmal 5% erwirtschaften muss, bevor man auf Null ist und dann jedes Jahr 2% der eigentlichen Performance abgezogen werden müssen für Gebühren. (Irgendwie muß ja auch der Fondsmanager und der Verkaufsapparat dahinter finanziert werden.)
Ich rate deshalb dazu – wenn man schon in Fonds investieren möchte, da man sich nicht mit den einzelnen Unternehmen beschäftigen möchte – sogenannte ETFs (=”Exchange Traded Funds) zu nehmen. Diese ETFs bilden computergesteuert Indices nach. Es gibt sie für die wichtigsten Indices, aber auch für bestimmte Branchen (z.B. gibt es auch ETFs für Telekom-Unternehmen, Energieversorger, Konsumgüterhersteller, usw. usw.)
Ein ETF hat meistens extrem geringe Gebühren (typischerweise 0,15% – 0,2% pro Jahr) und kann täglich auf den Börsen gehandelt werden – selbstverständlich ohne Ausgabeaufschläge.
Es ist auch noch nicht bewiesen, daß gemanagte Fonds langfristig ETFs in der Performance schlagen können – auch wenn der Bankberater wahrscheinlich etwas anderes behauptet 😉

S&P 500 Index schliesst die Woche mit Rekordhoch ab – paradoxerweise aufgrund schlechter Wirtschaftsdaten

Der amerikanische Index S&P 500 – er enthält 500 der größten Unternehmen der USA – schloß am Freitag mit 2007,71 Punkten, da ist ein neues Rekordhoch und bedeutet YTD (year-to-date) eine Performance von 8,62% (10,15% total return inkl. Dividenden)

S&P 500 Index Performance letztes Jahr
S&P 500 Index Performance letztes Jahr

Einschlägige Finanzmedien berichten, daß sie die Ursache für den Anstieg am Freitag in der Bekanntgabe von Arbeitsmarkt-Daten in den USA sehen. Es wurde vom “Bureau of Labor Statistics” bekannt gegeben, daß im August nur 142.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, so wenig wie im ganzen bisherigen Jahr nicht.
Also eigentlich keine gute Nachricht für die Wirtschaft. Die Börse kann – wenn gerade Bullenmarkt ist – allerdings aus allem etwas positives herauslesen.
In diesem Fall  deuten die Arbeitsmarktdaten darauf hin, daß sich die Wirtschaft in den USA nicht so schnell erholt wie unlängst noch erwartet, und daß in Folge dessen die Federal Reserve Bank (FED) die Zinsen noch länger nicht erhöhen wird.
Niedrige Zinsen bedeuten billiges Geld und vor allem schlechte Erträge bei Anleihen und anderen zinssensitiven Anlageprodukten. Es bleibt also nur die Aktie als renditenträchtige Alternative.

Man sieht also: In einem Bullenmarkt – wenn die Märkte insgesamt nach oben drängen – werden von den Marktteilnehmern tendenziell alle Nachrichten als positiv empfunden. Umgekehrt ist es bei Bärenmärkten – wenn es abwärts geht – meistens so, daß alles negativ gesehen wird. So hätte z.B. eine Nachricht wie die gestrige im Bärenmarkt von 2008/09 sicher dazu geführt, daß die Märkte nach unten gegangen werden – exakt die gleiche Nachricht zu einer anderen Zeit, bei einer anderen Stimmung, kann exakt das Gegenteil bewirken.

 

 

Weltweite Aktienmärkte im Vergleich – 2014 ist Österreich bisher das Schlusslicht. Über Sinn und Unsinn von Indices

Heute betrachten wir einmal die wichtigsten weltweiten Aktienindizes genauer und beleuchten ihre Bedeutung. sowie ihre fundamentale Bewertung Außerdem schauen wir ihre Entwicklung im letzten Jahr genauer an.

Ein Index ist im Prinzip vergleichbar mit einem Portfolio bzw. Depot in dem eine bestimmte Anzahl von Aktien liegen.
Die Anzahl und welche Aktien genau das sind wird von Index zu Index unterschiedlich entschieden. So sind z.B. im bekannten Dow Jones Industrial Index 30 amerikanische Werte mit je 1 Aktie repräsentiert, d.h. die Gewichtung im Index hängt von Kurs der einzelnen Aktien ab – nicht von der Größe der Unternehmen und auch nicht davon wie oft die Aktien gehandelt werden.

Wie wir wissen lässt der Aktienkurs eines Unternehmens keinerlei Schluß auf die Unternehmensgröße zu, da ein Unternehmen das z.B. USD 1 Mio Aktienkapital hat genauso 10.000 Aktien zu je 100 USD auflegen kann oder 100.000 Aktien zu 10 USD. Die Gewichtung im Dow Jones Index wäre im ersten Fall allerdings zehn mal höher.

Bei anderen Indices werden die Unternehmen allerdings aufgrund ihrer Größe gewichtet und wieder bei anderen Indices aufgrund des Handelsvolumens. In diesem Fall könnte also ein kleines Unternehmen dessen Aktien öfter gehandelt werden höher gesichtet werden als ein größeres.

Auch ein wichtiger Unterscheidungspunkt sind sogenannte Performance-Indices (wie z.B. der DAX) und Kurs-Indices (wie z.b. unser ATX in Österreich). Beim Performance-Index werden Dividendenausschüttungen der enthaltenen Unternehmen mitgerechnet (also wieder in die Aktien des Unternehmens “investiert”). Bei Kursindizes fallen sie einfach unter den Teppich – sie werden nicht beachtet. (meiner Ansicht nach ein grober Fehler…)

Ein Index soll im Prinzip einen Überblick über die Entwicklung der Börse in einem bestimmten Land bieten. Nicht mehr und auch nicht weniger.

Man sieht also, daß es prinzipiell nicht einfach ist die Indices zu vergleichen.

Ich habe es dennoch gemacht – mit interessanten Ergebnissen.

LandINDEXKGVKBVKUVGK-RenditeDividende %Ertrag YTD
ۀgyptenEGX 30 Index151,851,961,970,28%1,50%44,39%
Saudi ArabienTADAWUL ALL SHARE INDEX21,282,693,773,47%2,56%33,41%
IndienS&P BSE SENSEX INDEX19,112,962,143,34%1,55%29,80%
naher OstenBloomberg GCC 200 Index17,802,213,682,85%3,05%27,45%
€TürkeiBIST 100 INDEX10,601,570,982,02%1,87%23,73%
BrasillienBRAZIL IBOVESPA INDEX18,171,571,242,05%3,93%18,04%
KanadaS&P/TSX COMPOSITE INDEX19,972,091,791,22%2,65%16,52%
SpanienIBEX 35 INDEX21,481,501,130,63%4,48%15,78%
ItalienFTSE MIB INDEX792,941,130,62-0,10%2,65%15,26%
Südafrika
FTSE/JSE AFRICA TOP40 IX18,992,502,083,18%2,76%15,11%
NorwegenOBX STOCK INDEX8,511,541,222,54%4,07%12,78%
HongkongHANG SENG INDEX11,031,461,961,48%3,56%12,25%
USANASDAQ COMPOSITE INDEX87,126,712,222,89%1,25%10,16%
SchweizSWISS MARKET INDEX20,552,862,281,82%3,05%10,03%
AustralienS&P/ASX 300 INDEX20,082,071,951,58%4,26%9,74%
USAS&P 500 INDEX18,032,731,773,27%1,92%9,60%
MexicoMEXICO IPC INDEX25,433,071,813,32%1,65%9,08%
SingapurFTSE ST ALL SHARE INDEX13,421,321,372,21%3,53%8,90%
SchwedenOMX STOCKHOLM 30 INDEX15,942,311,911,49%3,69%8,79%
PolenWIG 2022,391,450,971,80%3,68%8,60%
EuropaEuro Stoxx 50 Pr23,541,550,960,60%3,49%8,55%
FrankreichCAC 40 INDEX27,141,510,960,72%3,16%7,27%
ChinaCSI 300 INDEX10,791,581,011,30%2,48%6,94%
Gro§britanienFTSE 100 INDEX17,201,991,111,98%4,57%5,07%
USADOW JONES INDUS. AVG15,632,931,773,63%2,20%4,68%
TschechienPRAGUE STOCK EXCH INDEXnegativ1,091,05-0,20%4,46%3,81%
SŸdkoreaKOSPI INDEXnegativ1,170,791,56%1,07%2,29%
GriechenlandAthex Composite Share Prnegativ1,060,75-0,95%0,89%2,02%
DeutschlandDAX INDEX17,991,740,791,07%2,75%1,80%
JapanTOPIX INDEX (TOKYO)15,691,250,661,31%1,80%0,71%
RusslandMICEX INDEX7,130,740,783,82%4,63%0,51%
NiederlandeAMSTERDAM MIDKAP INDEXnegativ1,870,46-2,32%2,37%0,27%
…ÖsterreichAUSTRIAN TRADED ATX INDX77,070,970,630,19%2,98%-5,28%

In der Tabelle sieht man 35 der wichtigsten Börse-Indices – weltweit.  Sie ist nach Gesamtertrag (“total return”) sortiert, die Sortierung lässt sich allerdings ändern.
Gesamtertrag (total return) bedeutet, Dividendenzahlungen sind im Ertrag ebenfalls berücksichtigt, was z.B. beim DAX – der ja ein Performance-Index ist und die Dividenden bereits enthält – identisch mit der Kursentwicklung ist.
Anders z.B. beim ATX, dessen Kursentwicklung YTD (“year to date”) ist ca  minus7.5%. Berücksichtigt man aber die Dividenden sind es nur noch minus 5,3%.

Man erkennt also, dass man beim Vergleichen von Indices sehr aufpassen muss – besonders wenn man ausschliesslich die Kurse vergleicht ohne zu berücksichtigen um welche Form von Index es sich handelt.

Nun zum Inhalt der Tabelle:
Deutlich zu sehen ist, daß – was den Ertrag angeht – vor allem der nahe Osten und Indien sowie Brasilien ganz vorne dabei sind. Im Mittelfeld finden wir die USA und die meisten europäischen Länder.

Und ganz zum Schluß: Unser Österreich.
Wenn man die Tabelle nach KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) umsortiert – also einfach auf “KBV” klicken, dann ist Österreich bei den “billigsten” Ländern dabei.  Was sind die Gründe dafür? Wahrscheinlich, daß es unsere Regierung geschafft hat die Börse komplett uninteressant zu machen. Man sieht das auch deutlich beim Handelsvolumen an der Wiener Börse. Das hat in den letzten Jahren rapide nachlassen. Der Handelsplatz Wien ist immer uninteressanter geworden.

Interessant ist auch, daß die Gesamtkapitalrendite bei den meisten Indices extrem schlecht ist. Ich persönlich investiere normalerweise nur in Unternehmen mit mindestens 10% GK-Rendite. Durch die Beimischung von “schlechten” Unternehmen in die Indices erreicht diesen Wert kein einziger Index.

Weiters fällt auf, daß die Dividendenrendite meistens HÖHER ist als die Gesamtkapitalrendite, was bedeutet, dass sehr viele Unternehmen die in den Indices enthalten sind mehr Dividende ausschütten als sie verdienen. Sie schütten also Substanz aus.

Wenn man dennoch die in der Tabelle enthaltenen Indices aufgrund ihrer Kennzahlen vergleicht, erscheint mir Russland (MICEX) am interessantesten. Sehr günstiges KBV, niedriges KGV, verhältnismäßig gute GK-Rendite. Auch das Vertrauen in Russland hat natürlich vor allem unter den politischen Entwicklungen des letzten Jahres (Ukraine-Krise) gelitten, was sich an günstigen Aktien-Preisen niederschlägt.

Warum sollte man meiner Ansicht nach aber NICHT direkt in einen Index investieren? (Möglichkeiten dazu gäbe es zahlreichend, z.B. über ETFs (Exchange Traded Fonds)

– Die Index-Mitglieder werden willkürlich regelmäßig gewechselt. Es werden keine “guten”,  ertragstarken, Unternehmen behalten, sondern es wird nach bestimmten Kriterien umgeschichtet wie z.B. Handelsaktivität.

– Wenn ein Unternehmen, welches im Index enthalten ist, sich positiv entwickelt und ein Halten der Aktie Sinn machen würde, passiert es dennoch regelmäßig, dass das Unternehmen einfach aus dem Index fliegt und gegen ein “schlechteres” ersetzt wird – einfach weil die Index-Regeln es erfordern. D.h. ein buy&hold ist eigentlich unmöglich.

– Man sollte immer genau wissen, WELCHE Unternehmen man im Portfolio hat und mit welchem Anteil. Man sollte diese Unternehmen kennen und selbst ausgewählt haben, damit man auch selbst an deren Entwicklung glauben kann. Ansonsten muss man bei jedem Kurssturz schwitzen – und das ist nicht gut für die Nerven.
Ist man überzeugt von den Titeln die man hält, so kann einem auch die Entwicklung des Kurses völlig egal sein und man kann ruhig schlafen.

 

 

 

EZB schickt die Aktienkurse nach oben und den Euro und die Zinsen nach unten

Mario Draghi – der Vorsitzende der europäischen Zentralbank – hat heute bekannt gegeben, dass die EZB den Leitzins (die sogenannte “Main Refinancing rate” zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen können) auf ein neues Rekordtief von 0,05(!)% senkt. Außerdem wurde die “Deposit rate” – also der Zinssatz zu dem Banken Geld bei der EZB “parken” können auf minus 0,2% gesenkt.

Dieser Schritt von der EZB war notwendig, nachdem in letzter Zeit immer mehr Zeichen dafür sprechen, dass die schwache Konjunktur in Europa komplett zum Stillstand gekommen ist und die Gefahr droht, dass sie den Rückwärtsgang einlegen könnte  – was eine Rezession und noch mehr Arbeitslosigkeit zur Folge hätte.

Das ist aber noch nicht alles – es wurde außerdem von Draghi verlautbart, dass man vor hat etwa 500 Milliarden Euro in den Ankauf von “Asset Backed Securities” zu investieren, d.h. den Geschäftsbanken ihre Kredite abzukaufen, damit sie ihre Bücher freibekommen für die Vergabe neuer Kredite – Details dazu möchte Draghi im Oktober bekannt geben.

Diese Massnahmen sollen helfen, den Geldumlauf in der Wirtschaft zu steigern, da die bisherigen Maßnahmen noch nicht dazu geführt haben, dass die Kreditvergabe an Unternehmen ausreichend funktioniert. Investitionen werden von den Banken vor allem seit der Finanzkrise 2008 sehr kritisch gesehen, außerdem haben die Banken sich noch immer nicht komplett von dem Schock erholt, sodaß sie ihrer Aufgabe – die Wirtschaft mit Geld zu versorgen – besonders in Europa nicht ausreichend nachkommen können.

Die Hauptrefinanzierungsrate der EZB auf neuem Rekordtief
Die Hauptrefinanzierungsrate der EZB auf neuem Rekordtief

Also keine guten Nachrichten für das Sparbuch, aber sehr gute Nachrichten für die Wirtschaft und die Börse.

Die Märkte haben deshalb auch sehr euphorisch reagiert. Der europäische Eurostoxx Index konnte heute um 1,81% zulegen. Der Euro hingegen ist gegenüber den meisten Währungen – insbesondere gegen den Dollar – regelrecht abgestürzt.

Euro-Dollar Wechselkurs
Euro-Dollar Wechselkurs

 

Zukunftsbranche E-Mobilität – Ist eine Investition in den Pionier “Tesla” sinnvoll?

Heute wieder ein Artikel für die fortgeschritteneren Leser:

Elektroautos sind die Zukunft  – keine Frage. Sie lösen viele Umwelt und Energieprobleme und bewirken dadurch langfristig eine höhere Lebensqualität für jedermann. Das Zeitalter der Verbrennungsmotoren neigt sich dem Ende zu.

Ist es da nicht sinnvoll in die Zukunft zu investieren? Am besten in ein Unternehmen, das ausschließlich auf Elektroautos spezialisiert ist und darüber hinaus Innovationsführer in dieser Branche ist?

Die Rede ist von Tesla Motors INC (Ticker: TSLA), die durch ihr “Model S” den Durchbruch geschafft haben: Ein Auto mit ausgezeichneter Fahrleistung und Technik, hervorragendem Komfort und ausreichend Reichweite (bis zu 500km pro Ladung).

Allerdings haben wohl schon zu viele Leute gedacht, dass ein Investment in eine solche Firma sehr vielversprechend sein muss.
Und, wenn zuviel Marktteilnehmer auf etwas gierig sind, dann kann das schon sehr teuer und riskant werden.
Gleichzeitig zeigt dieses Beispiel wie schwierig es sein kann, eine schnell wachsende Firma richtig zu bewerten.

Ich habe deshalb versucht zu analysieren, ob sich ein Investment in dieses zukunftsträchtige Unternehmen noch lohnt.

Tesla Aktienkurs seit 2010

Am Aktienkurs ist bereits zu erkennen, dass der Marktwert des Unternehmens insbesondere seit Einführung des “Model S” explodiert ist.

In der unteren Tabelle habe ich einige “klassische” KFZ-Produzenten mit dem E-Pionier Tesla verglichen. Die Werte für Umsatz und Gewinn sind alle in USD umgerechnet, damit man sie einfacher vergleichen kann.

HerstellerMarktkapitalisierungUmsatz 2013KUVWachstum 2013GewinnKGV
VOLKSWAGEN AG106.992,82258.845,090,412,25%11.911,718,64
BAYERISCHE MOTOREN WERKE AG75.196,3699.931,680,75-1,03%6.982,009,97
DAIMLER AG-REGISTERED SHARES87.487,43155.015,110,563,22%8.989,6210,11
NISSAN MOTOR CO LTD43.280,7099.710,070,438,86%3.700,5010,07
RENAULT SA17.388,4740.932,000,42-0,82%586,0012,34
GENERAL MOTORS CO55.794,79155.427,000,362,08%5.346,0018,51
TESLA MOTORS INC35.357,482.013,5017,56387,23%-74,01negativ

Da Tesla bisher so gut wie keine Gewinne erwirtschaften konnte – das ist normal bei stark wachsenden Unternehmen – müssen wir also die Umsätze und das Wachstum dieser untersuchen. Die Gewinnspanne wird sich wahrscheinlich sowieso in der Nähe der von den anderen Herstellern einpendeln.
Tesla verzeichnete zwar einen Umsatzzuwachs von 387% im Jahr 2013, allerdings wird ihr erstes “richtiges” Serienprodukt, das “Model S”, erst seit Ende Juni 2012 ausgeliefert, d.h. die Produktion ist eigentlich erst Ende 2012 richtig angelaufen.

Vergleicht man das zukünftig zu erwartende Wachstum mit dem eines absoluten Erfolgsproduktes, dem Iphone von Apple, so sind in den nächsten 6 Jahren maximal 53% Zuwachs pro Jahr zu erwarten.
(Apple hat im Jahr 2008 – das erste Jahr in dem das Iphone durchgehend verfügbar war – 11,6 Mio Stück davon abgesetzt. Im Jahr 2013 waren es 150 Mio Stück. Das entsprich einem jährlichen Zuwachs von 53,2%)

Sieht man sich allerdings die Bewertung an, so ist zu erkennen, dass der Markt einen jährlichen Zuwachs von über 80% erwartet. Um in eine Bewertungsregion zu kommen die der der Peergroup entspricht müsste Tesla in 6 Jahren einem Umsatz von über 71 Milliarden USD erwirtschaften – das entspricht dem durchschnittlichen KUV der anderen Hersteller von 0,49- Sie müssten also  Renault hinter sich lassen und mit BMW und Nissan aufschliessen.
Dafür allerdings müssten sie schneller wachsen als Apple mit dem Iphone – und das bereits auf Basis der heutigen Bewertung.

Abgesehen davon ist allgemein bekannt, dass die Konkurrenz nicht schläft. So haben mittlerweile alle renommierten Auto-Hersteller auch E-Mobile im Angebot, z.B. BMW i3, Nissan Leaf, E-Golf, etc.
Auch wenn diese Modelle alle denen von Tesla noch unterlegen sind bleibt die Frage, ob es Tesla einerseits schafft seinen Technologievorsprung zu halten und andererseits seine Marke gegen die etablierten Hersteller zu platzieren. (Ein treuer BMW-Fahrer will beispielsweise  immer wieder einen BMW haben)

Wenn wir nun noch einen Blick auf die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten für 2014 und 2015 werfen, sowie auf die daraus resultierenden Bewertungskennzahlen, so sehen wir, dass bei Tesla ein durchschnittlicher Umsatzzuwachs von 33,42% für 2013 – 2015 erwartet wird. Das ist weit unter den für die derzeitige Bewertung erforderlichen 81,49%

 Umsatz 2014Umsatz 2015avg. GrowthEGT 2014EGT 2015KGV 2014KGV 2015KUV 2014KUV 2015
VOLKSWAGEN AG264.408,73276.238,793,15%13.700,6615.404,587,816,950,400,39
BAYERISCHE MOTOREN WERKE AG104.636,84110.209,844,66%7.719,858.090,009,749,290,720,68
DAIMLER AG-REGISTERED SHARES166.923,69176.058,035,98%8.735,749.719,3110,019,000,520,50
NISSAN MOTOR CO LTD97.488,44103.644,721,90%3.544,904.264,4912,2110,150,440,42
RENAULT SA40.338,7342.662,912,03%1.860,182.585,839,356,720,430,41
GENERAL MOTORS CO157.198,50161.851,231,98%4.722,807.771,5611,817,180,350,34
TESLA MOTORS INC3.824,206.071,0733,42%148,70474,00237,7874,599,255,82

Würde man ein ähnliches Wachstum annehmen wie beim Iphone (also 53,2% Umsatztzwachs für 6 Jahre) hätte Tesla in 6 Jahren einen Umsatz von USD 26.031 Mio.. Selbst bei einem sehr hohen KUV von 1 wäre das aus heutiger Sicht ein Aktienkurs von etwa USD 209 also 26% unter dem heutigem Kurs.

Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass man sich als Investor auch eine entsprechende Verzinsung für sein Investment erwartet. Der von mir errechnete Kurs von USD 209 wäre in 6 Jahren gerechtfertigt, und zwar dann wenn der Umsatz tatsächlich um 53,2% pro Jahr steigt). Wenn man nun noch die durchschnittliche Erwartung in den Ertrag durch das Investment, also etwa 10% jährlich, abzinst – das ist realistisch bei Wachstumswerten – dann kommt man auf USD 118.
Das bedeutet: Wenn man heute eine Tesla-Aktie kaufen möchte, und davon ausgeht, daß das Umsatzwachstum die nächsten 6 Jahre etwa 53% beträgt und die Bewertung DANN ein KUV von 1 haben wird – also der Aktienkurs DANN USD 209 sein wird und man mit seinem Investment aber 10% pro Jahr verdienen möchte, dann darf man heute nur USD 118 für eine Aktie bezahlen (der sogenannte Barwert)

Interessantes Detail am Rande: Laut Bloomberg raten 10 von 18 Analysten zum Kauf der Tesla-Aktie, obwohl sie selber die von mir gezeigten Umsatzprognosen entworfen haben. Sie widersprechen sich meiner Ansicht nach also selbst, was daran liegt, dass Analysten gerne Trends verstärken. Wenn eine Aktien in den vergangenen Monaten gut gegangen ist, wird sie gerne zum Kauf empfohlen, auch wenn die Fundamentals anders aussehen.

Abschliessend möchte ich noch festhalten, daß der Markt für Elektromobilität zweifellos noch ganz jung ist viel Wachstum verspricht, allerdings denke ich dass das sicher nicht so schnell von statten gehen wird wie z.B. bei Smartphones. Es muss ja schliesslich auch erst die Infrastruktur (Ladestationen etc.) geschaffen werden, vor allem in Ballungsräumen, wo nicht jedermann seine eigene Garage zum Aufladen hat. Das wird sicher passieren, aber meiner Meinung nach nicht so schnell wie der Markt erwartet.

In Aktien investieren für Anfänger – Teil 3 (Bewertung, Beispiele)

Wieder gibt es nach einer Unterbrechung einen neuen Artikel, an dem ich sehr lange gearbeitet habe.

Anhand von Beispielen werde ich jetzt erklären wie man herausfindet, ob eine Firma teuer oder günstig ist.

Ich habe ja im Teil 1 bereits erklärt nach welchen Kategorien man seine Investments aussuchen sollte.
Die wichtigsten Soft-Facts waren Marktposition, Ertragskraft und Wachstumschancen.

Nun habe ich einige Beispiele für konservative, starke Unternehmen, die wir betrachten werden. Ich habe die Konsumgüter-Sparte ausgewählt, da diese Firmen für einen Anfänger am leichtesten verständlich sind und wir alle täglich mit deren Produkten zu tun haben.

Zuerst einmal ein paar kurze Steckbriefe der Unternehmen – hier in der Reihenfolge nach Unternehemsgröße (Marktkapitalisierung) sortiert:

Johnson & Johnson (Ticker: JNJ)
Dieses Unternehmen wurde 1886 in den USA gegründet und hat heute über 130.000 Mitarbeiter. Es ist vor allem bekannt für Artikel im Hygiene-Bereich, ist aber auch in der Pharma-Industrie tätig.
Bekannte Marken sind: bebe, carefree, o.b., Listerine, Penaten, Piz Buin

Nestle (Ticker: NESN)
Nestle ist der weltgrößte Nahrumgsmittelkonzern und wurde 1866 in der Schweiz gegründet. Es ist heute das größte Unternehmen der Schweiz mit ca. 330.000 Mitarbeitern. Nestle hält weit über 100 Marken und ist in jedem Supermarkt omnipräsent.
Beispiele für bekannte Marken sind: Nespresso, Dolce Gusto, Nescafe, Nesquick, Maggi, Alete, Kit Kat, Smarties, Schiller Mövenpick, und viele andere..

Procter & Gamble (Ticker: PG)
Dieses Unternehmen wurde 1837 in den USA gegründet und hat heute etwa 126.000 Mitarbeiter.
Auch die Produkte von P&G kennt fast jeder – unter anderem sind das: Ariel, Blendax, Zewa, Dash, Fairy, Duracell, Gillette, Meister Proper, Pantene, Wick und mehr..

The Coca Cola Company (Ticker: KO)
Der Softdrink-Gigant wurde 1892 von einem ehemaligen Apotheker in den USA gegründet und hat heute 140.000 Mitarbeiter. Zu den bekanntesten Produkten gehören: Coca Cola, Fanta, Sprite, Cappy, Apollinaris und Bonaqua

Anheuser-Busch Inbev (Ticker: ABI)
Die größte Brauereigruppe der Welt mit über 150.000 Mitarbeitern ging 2008 aus der Übernahme der amerikanischen Brauerei Anheuser-Bush (“Budweiser”) durch die belgisch-brasilianische InBev hervor. Sie repräsentiert unter anderem Folgende Brands: Budweiser, Corona, Becks, Löwenbräu (insgesamt über 200 Marken)

Unilever (Ticker: UNA)
Unilever wurde 1929 in den Niederlanden gegründet und ist heute mit 174.000 Mitarbeitern eines der größten Unternehmen der Welt im Bereich Verbrauchsgüter.
Bekannte Marken: Becel, Knorr, Iglo & Eskimo (in Deutschland: Langnese), Lipton, Pfanni, Coral, OMO, Axe, Dove, Rexona, mentadent)

L’Oreal (Ticker: OR)
Der größte Kosmetik-Produzent der Welt wurde 1909 in Frankreich gegründet und beschäftigt heute etwa 73.000 Mitarbeiter.
Zu den angebotenen Marken gehören: Lancome, YvesSaintLaurent, Garnier, Maybelline, Vichy, The Body Shop

Kimberly-Clark (Ticker: KMB)
1872 in den USA gegründet hat das auf Hygieneartikel fokussierte Unternehmen heute etwa 56.000 Mitarbeiter und repräsentiert folgende Produktmarken: Kleenex, Hakle, Scott

Reckitt Benckiser (Ticker: RB)
Mit Schwerpunkt auf Reinigungsprodukte beschäftigt dieses Unternehmen mit Sitz im vereinigten Königreich ca. 36.000 Mitarbeiter. Die Gründungsgeschichte geht bis 1814 zurück als das Unternehmen Reckitt & Colman entstand. Durch Fusion mit dem niederländischen Benckiser NV entstand 1999 das heutige Unternehmen.
Marken sind unter anderem: Air Wick, Calgon, Cillit Bang, Durex, Kukident, Vanish

Danone (Ticker: BN)
1919 in Frankreich gegründet beschäftigt der Lebensmittelkonzern heute etwa 102.000 Mitarbeiter.
Produkte sind unter anderem: Actimel, Activia, Fruchtzwerge, Evian, Milupa

Kellogg (Ticker: K)
1906 in den USA gegründet arbeiten heute ca. 30.000 Beschäftigte bei diesem Unternehmen. Es ist weltweit der größte Hersteller von Getreideprodukten insbesondere Frühstücksflocken.
Zu den Marken dieses Unternehmens gehören: Corn Flakes, Krispies, Frosties und seit kurzem auch Pringles

Ich denke diese Unternehmen decken einen Großteil der Supermarkt-Regale mit ihren Produkten ab – auch bei Diskonten wie Lidl und Aldi (Hofer) tauchen immer mehr von diesen Marken auf.

Es handelt sich also durchwegs um solide Unternehmen, die durch starke Marken einen gewissen Schutz vor Konkurrenz und auch vor Inflation bieten. (Siehe erster Beitrag zu diesem Thema). Es ist auch eine gute Mischung aus europäischen und amerikanischen Unternehmen.

 

Der Vergleich der Unternehmen:

Wir werden diese Unternehmen jetzt einmal vergleichen und sehen uns ein paar Bewertungskennzahlen genauer an.

Dazu gehen wir auf http://finance.google.com

Google Finance bietet die Möglichkeit, Portfolios anzulegen und die darin enthaltenen Titel miteinander zu vergleichen.. Dazu benötigt man allerdings einen Google-Account. Der Account ist kostenlos und schnell angelegt. Ich empfehle also allen die noch keinen haben, einen anzulegen.

Nachdem man also auf seinem Google-Account eingeloggt ist, geht man einfach auf der linken Seite auf “Portfolios” und fügt die oben genannten Unternehmen (am einfachsten über den Ticker) zum Portfolio hinzu.

Das sollte dann etwa so aussehen:

Google Finance Portfolio

Jetzt gibt es die Möglichkeit die Portfoliowerte miteinander zu vergleichen: Dazu wählt man alle Werte an und klickt auf “compare”

Anschliessend wählt man noch die Kennzahlen aus die man vergleichen möchte: Dazu klickt man oberhalb der Liste auf “add or remove columns”.

Die Kennzahlen die uns interessieren sind:

  • P/E ratio
  • Price-to-book-ratio
  • Mkt. Cap
  • Dividend Yield
  • return on assets

Diese wählen wir an und klicken auf “save changes” – anschliessend erhalten wir die Vergleichstabelle.

Unter diesem Link https://www.google.com/finance?chdnp=1&chfdeh=0&chdet=1409570884924&chddm=30&cmpto=NYSE:K;NYSE:KO;NYSE:PG;AMS:UNA;NYSE:KMB;EPA:BN;EBR:ABI;EPA:OR;LON:RB;VTX:NESN;NYSE:JNJ&cmptdms=0;0;0;1;0;1;1;1;1;1;0&q=NYSE:K,NYSE:KO,NYSE:PG,AMS:UNA,NYSE:KMB,EPA:BN,EBR:ABI,EPA:OR,LON:RB,VTX:NESN,NYSE:JNJ&ntsp=0&ei=Q1gEVMi7DqyUwAOG8YG4BQ sieht man wie das dann ausschaut.

 Die Kennzahlen und was sie bedeuten:

P/E ratio ( KGV)
Die “price/earnings ratio” auf deutsch: Kurs-Gewinn-Verhältnis errechnet sich wie folgt:

Marktkapitalisierung (Market Capitalisation)  geteilt durch Ergebnis nach Steuern (Net Income)

Sie gibt also an wie oft man den Nettogewinn multiplizieren muss um den aktuellen Marktwert des Unternehmens zu erhalten. Sie ist eine sehr beliebte Vergleichszahl bei der Bewertung von Unternehmen an der Börse.

Price-to-book-ratio (KBV)
Auf deutsch: Kurs-Buchwert-Verhältnis wird wie folgt ermittelt:

Marktkapitalisierung (Market Capitalisation)  geteilt durch Total Equity (Gesamtes Eigenkapital) 

Wie an der Formel zur Berechnung bereits zu erkennen ist, sagt das KBV aus wie oft das Eigenkapital im Marktpreis enthalten ist bzw. wie viel man für z.B. 1 EUR Eigenkapital derzeit “bezahlen” muss.

Mkt. Cap. (Market Capitalisation, Marktkapitalisierung)
Hier sieht man, wieviel das Unternehmen an der Börse derzeit insgesamt wert ist.
Die Formel zur Berechnung lautet:

Total Common Shares Outstanding (Gesamtzahl der ausgegebenen Aktien) multipliziert mit actual price per share (derzeitiger Aktienkurs)

Das “B” welches bei Google hinter den Werten für die Mkt. Cap. steht, steht für “Billions” was paradoxerweise das englische Wort für “Milliarden” ist.

Dividend Yield (Dividendenrendite)
Viele Gesellschaften schütten an Ihre Aktionäre regelmäßig Teile ihrer Erträge aus. (Manche schütten auch aus, obwohl sie keine oder zu wenig Erträge erwirtschaften, d.h. die Ausschüttung erfolgt dann aus der “Substanz” – doch dazu später)
Die Berechnung ist wie folgt:

Dividends paid per share (Dividende pro Aktie) geteilt durch actual price per share (aktueller Aktienkurs) multipliziert mit 100.

Sie gibt an, wie viel Prozent des aktuellen Aktienkurses man – in Bezug auf die Ausschüttungen des letzten Jahres – man als Aktionär erhalten hat.

Die Dividende kann bei sehr gut geführten Unternehmen auch regelmässig erhöht, bzw. Unternehmen in Schwierigkeiten oder bei Rezessionsphasen reduziert werden oder gar ganz ausfallen.

Meiner Meinung nach zeichnet sich ein gutes Unternehmen dadurch aus, dass es die Dividende in jeder Situation stabil halten kann, eventuell sogar steigern kann und diese immer bequem aus dem Cashflow bezahlen kann.

Unternehmen in der Wachstumsphase investieren meistens ihre gesamten Gewinne wieder und bezahlen selten Dividende.

Aktienkurs (weiss) und Dividende pro Aktie (blau)
Aktienkurs (weiss) und Dividende pro Aktie (blau)

An dem eingefügtem Beispielchart sieht man wie sich die Dividende eines Unternehmens (hier Johnson & Johnson) im Lauf der Jahre entwickeln kann. So war sie 1994 noch bei 25 Cent pro Jahr, hat sie sich in den letzten 10 Jahren auf 2,68 USD verzehnfacht(!!).

Man sieht also deutlich, dass ein gutes Unternehmen wesentlich mehr Erträge bringen kann als “klassische” Anlageformen wie Sparbuch oder Anleihen.

return on Assets (Gesamtkapitalrendite)
Hierüber habe ich bereits im ersten Teil geschrieben. Meiner Ansicht nach die wichtigste Fundamentalkennzahl eines Unternehmens, wenn man es “rasch” bewerten möchte.
Hier noch einmal die Formel zur Berechnung:

Total Assets  (Summe aller Anlagen bzw. Bilanzsumme) geteilt durch Net Income (Ergebnis) mal einhundert.

Als Resultat bekommt man eine Prozentzahl. Das Kapital ist in der Berichtsperiode dann um diesen Prozentsatz gewachsen.

Diese Kennzahl ermöglichst einen raschen Vergleich zwischen der Effizienz verschiedener Unternehmen, egal welcher Kapitalstruktur. Kennzahlen wie z.B. Eigenkapitalrendite hängen stark davon ab, wie viel Fremdkapital z.B. ein Unternehmen hat. Die Gesamtkapitalrendite ist davon allerdings vollkommen unbeeinträchtigt.

 

Der Vergleich der Unternehmen nach den oben genannten Kennzahlen:

Anbei eine Tabelle die auch aus Google Finance heraus kopiert habe:

  Valuation  DividendOperating metrics
TickerCompany NameP/E ratioPrice-to- book ratioMkt CapDividend yieldReturn on avg assets
JNJJohnson & Johnson19.173.95292.55B2.710.89
NESNNestle SA23.893.63229.77B3.027.45
PGThe Procter & Gam...21.243.31225.03B3.18.26
KOThe Coca-Cola Com...22.35.54182.98B2.929.79
ABIAnheuser Busch In...20.433.55136.08B1.8212.5
UNAUnilever N.V.19.16.2697.17B3.511.48
ORL'Oreal SA26.623.3470.38B1.989.55
KMBKimberly Clark Corp19.48.4740.38B3.1110.39
RBReckitt Benckiser...20.255.9737.83B2.6111.52
BNDanone SA22.042.9134.21B2.734.17
KKellogg Company12.786.6523.40B3.0211.84

Bezüglich Gesamtkapitalrendite haben 6 der 11 Unternehmen im letzten Jahr über 10% erreichen können. Diese ertragstärksten Unternehmen waren: Anheuere Bush InBev, Kellogg, Reckitt Benckiser, Unilever, Johnson&Johnson sowie Kimberly Clark

Vergleicht man diese – in die nähere Auswahl genommenen Unternehmen bezüglich Bewertung – so ist Kellogg am verhältnismäßig die günstigste Wahl, mit einem KGV von 12,78 und einer Dividendenrendite von über 3%.

Es is gleichzeitig auch der kleinste unter diesen gigantischen Konzernen. Die Marktkapitalisierung ist nur ca. ein Zehntel von dem der “Riesen” wie z.B. Nestle oder Procter and Gamble.

Werfen wir nun noch einen kurzen Blick auf die vergangene Gewinn und Dividendenentwicklung von Kellogg

Entwicklung des Aktienkurses (weiss), Gewinn pro Aktie (blau) und Dividende pro Aktie (rot)
Entwicklung des Aktienkurses (weiss), Gewinn pro Aktie (blau) und Dividende pro Aktie (rot)

 

Man sieht deutlich, dass der Gewinn im Zeitraum von 2011 bis heute starken Schwankungen unterworfen war. Das liegt unter anderem an der Übernahme der Marke “Pringles” von Procter und Gamble für 2,7 Mrd USD

Damit der Artikel nicht zu lange wird werde ich die nächsten wichtigen Bewertungskriterien wie historischer Vergleich von KGV und anderen Kennzahlen, historische Gewinnentwicklung und Blick in die Zukunft in den nächsten Artikeln behandeln.

 

 

 

Google Finance Portfolio

In Aktien investieren für Anfänger – Teil 2 (Unternehmenszahlen finden)

Im ersten Teil dieser Serie habe ich erläutert, was ein “gutes” Unternehmen ausmacht, d.h. auf welche Details man bei der Auswahl eines Unternehmens in das man investieren möchte achten muss.

In diesem Teil möchte ich darauf eingehen, wie man zu den notwendigen Finanzdaten kommt um detaillierte Auswertungen vorzunehmen.

Wenn wir diese Daten beschaffen können und verstehen, können wir auch beginnen uns mit der Bewertung der Unternehmen an der Börse zu beschäftigen -also ob eine Aktie billig oder teuer ist.

Das wichtigste Daten für uns sind immer Bilanz sowie GuV, da man alle Kennzahlen daraus berechnen kann – auch die Bewertungskennzahlen wie KGV, KBV, etc. können wir selbst ausrechnen wenn wir diese Daten haben. Dazu später.

Wo bekommt man also rasch und übersichtlich Finanzdaten über börsennotierte Unternehmen?

Jedes an der Börse notierte Unternehmen ist verpflichtet zumindest  einmal im Jahr einen Geschäftsbericht zu veröffentlichen. Meistens (vor allem in den USA) werden auch Quartalsbericht veröffentlicht.

Man kann diese Berichte direkt auf der jeweiligen Unternehmenswebsite unter “Investor Relations” finden.

Wir wollen allerdings eine übersichtlichere Darstellung um die einzelnen Unternehmen besser vergleichen zu können. Außerdem ist es relativ zeitaufwendig die Berichte einzeln zu suchen.
Dafür gibt es zahlreiche Webseiten, die Zusammenfassungen in standardisierter Form zur Verfügung stellen.
Da es in der USA mittlerweile für die Unternehmen Pflicht ist, ihre Zahlen digital an die SEC (security and exchange commission) zu übermitteln, ist es relativ einfach an Zahlen für die US-Unternehmen zu kommen.

Die für US-amerikanische Unternehmensdaten  meiner Ansicht nach am besten geeignete Seite ist:
http://finance.google.com

Man gibt einfach in das Suchfeld den Namen des Unternehmens oder das Börsenkürzel ein (also z.B. “Apple” oder “AAPL”) und kann dann auf der linken Seite unter “Company” auf “Financials” klicken.
Dort findet man dann die Bilanz (Balance Sheet) sowie die Gewinn und Verlustrechnung (Income Statement). Wenn man als Periode “Annual Data” wählt, sieht man die letzten 4 Jahre im Vergleich.

Ein sehr interessantes Tool von finance.google.com ist auch der “Stock Screener” mit dem man nach bestimmten Kriterien Unternehmen finden kann. So kann man z.B. gezielt nach Unternehmen mit einer Gesamtkapitalrendite >10% suchen, in dem man im Stock-Screener  “add criteria” anwählt und unter “Operating metrics” den Punkt “Return on assets” auswählt.

Insgesamt ist finance.google.com in meinen Augen die beste kostenlos verfügbare Informationsquelle für Finanzinformationen im Internet.
Leider gilt das nur für US-Unternehmen. Man kann dort zwar auch für europäische und andere Unternehmen Daten wie Börsekurs abrufen, aber leider keine Bilanzen.

Ein weiterer “Nachteil” von Google Finance ist natürlich die englische Sprache. Man eignet sich aber sehr schnell die englischsprachlichen Begriffe wie z.B. “Revenue” für Umsatz etc. an. Ich werde auch in Beispielen darauf eingehen.

Wo findet man Unternehmensdaten für europäische Unternehmen?

Hier ist meiner Ansicht nach http://www.onvista.de die übersichtlichste Quelle.

Nach Eingabe des Unternehmensnamens, des Börse-Tickers oder der ISIN gelangt man an eine Übersicht bei der man auf dem Menü “Unternehmen” das Untermenü “Bilanz/GuV” anwählen kann.

Man erhält dann verkürzte Bilanzen sowie GuV-Rechnungen für die letzten 5 Jahre. Leider nicht so ausführlich wie bei Google, aber immerhin.

Vom Aufbau der Webseite sehr ähnlich und auch sehr gut ist http://www.finanzen.net

Hier kommt man zu den Bilanzen über das Menü “Fundamental”. Leider sind die Berichte hier noch stärker verkürzt und detailliert  als bei Onvista. Dafür reichen sie mehrere Jahre (bis zu 7) zurück.
Finanzen.net hat auch schon einige Kennzahlen berechnet wie z.B. Eigenkapitalquote etc.

Mir persönlich ist es aber lieber, mehr Details im Bericht zu sehen als Kennzahlen die man sich sowieso auch selbst ausrechnen kann.

Im nächsten Teil  zeige ich dann wie man diese Zahlen auswerten kann und werde auch über die Bewertung schreiben, damit die Suche nach den Schnäppchen an der Börse losgehen kann.

In Aktien Investieren für Anfänger – Teil 1 (Einführung, Grundlagen)

Nach einer kurzen Unterbrechung gibt es heute wieder einen frischen Artikel für mein Blog – dieser Artikel war relativ aufwendig, da ich mich bemüht habe die Grundlagen für jedermann verständlich zu erklären.

Aktien gehören meiner Ansicht nach in jedes Portfolio. Mit dem Sparbuch oder der Lebensversicherung kann man heutzutage nicht einmal ausreichend Ertrag erwirtschaften um der Inflation zu entkommen. Das so angelegte Geld wird real immer weniger wert.

Wie kann man also sein Vermögen sinnvoll schützen, bzw. für die Altersvorsorge aufbauen? Das Hauptargument sind immer wieder Sachwerte wie Immobilien oder Gold. Natürlich “entkommt” man durch die Investition in Sachwerte der Inflation ganz gut.

Was viele aber nicht glauben wollen: Auch Aktien sind Sachwerte! Es sind Beteiligungen an Unternehmen, mit allen damit verbundenen Rechten. Einem Aktionär gehört ein Teil der Firma. Er ist beteiligt am Gewinn und hat auch ein Stimmrecht.

Natürlich gibt es gute und schlechte Firmen, und wenn man nun einfach “blind” irgendwelche Aktien oder Index-Zertifikate kauft wird man auch sehr oft daneben greifen und schlechte Erfahrungen sind vorprogrammiert. Daraus resultieren dann die typischen Abwehr-Argumente gegen ein Aktieninvestment: Zu gefährlich, viel zu unsicher, nur Zocker machen das, etc.

Es ist also erforderlich, sich mit der Materie ein wenig zu beschäftigen. Das sollte selbstverständlich sein, da es ja um das eigene – hart erarbeitete – Geld geht.

Dazu ein Beispiel:
Die Aktionärsquote – also die Anzahl der Leute in der Bevölkerung die direkt oder indirekt (über Fonds) Aktien besitzen – macht in Österreich und Deutschland nur ca. ein Drittel dessen aus wie in den USA oder der Schweiz. (In Österreich halten etwa 8% der Bevölkerung Aktien, in den Schweiz und den USA sind es über 25%)
In der Schweiz habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Bevölkerung dort sehr gut aufgeklärt ist über Wirtschaftsthemen – und auch sehr interessiert. Man muss sich nur einmal das Fernsehprogramm des Schweizer Rundfunks ansehen: sehr viele Sendungen mit Wirtschaftsthemen, sehr viele Interviews mit CEOs von börsennotierten Firmen, etc. während bei uns “Dancing Stars” oder “Teenager werden Mütter” läuft..

Ich möchte mit diesem Artikel eine Serie von Beiträgen beginnen, in denen ich die fundamentalen Fakten  näher bringen, die jeder wissen sollte bevor er sich für oder gegen ein Aktieninvestment entscheidet.

Los gehts!

Wie ich schon erwähnt habe gibt es gute und schlechte Firmen an der Börse.

Wir wollen natürlich nur die Guten in unserem Portfolio haben – und zu teuer dürfen sie auch nicht sein.

Also ist es die erste Aufgabe – und das zuerst einmal völlig unabhängig vom aktuellen Aktienkurs des Unternehmens – die wirklich Guten Unternehmen herauszupicken.

Ich untersuche die Unternehmen immer nach folgenden 3 Kriterien:

1) Marktstellung
2) Ertragskraft
3) Wachstumschancen

Die Kriterien im Detail:

Bezüglich Marktstellung sollte man sich folgende Fragen stellen:
Ist das Unternehmen bekannt?
Haben die Menschen täglich damit zu tun?
Ist das Unternehmen durch starke Marken präsent?
Wie hart ist der Wettbewerb?
Eine starke Marke und ein Produkt dass möglichst viele Menschen haben möchten sind eine ideale Kombination, wie z.B. Coca-Cola, Pampers, Nespresso,  Gilette, etc..  Oft kommt man auf gute Investment-Ideen wenn man schaut, was in den Supermarkt-Regalen steht bzw. was man selbst oft kauft. Auch die TV-Werbung kann unter dieser Betrachtungsweise sehr interessant sein.

Eine starke Marke ist wie eine Festung. Es ist nicht einfach sie anzugreifen.  Die Mehrzahl der Kunden wird für ein Markenprodukt mehr ausgeben als für eine billige Kopie, sodaß das Unternehmen welches die Marke besitzt quasi die Preise festlegen kann. Das ist auch ein guter Inflationsschutz.

Jetzt zur Ertragskraft:
Wie wir gesehen haben, kann eine starke Marke sehr zur Ertragskraft beitragen, aber wichtig ist natürlich auch die Umsetzung.
Hier ist ein gutes Management gefragt sowie schlanke und effiziente Strukturen. Das schlägt sich dann auf die Zahlen nieder.

Die wichtigste Kennzahl um die Ertragskraft eines Unternehmens zu ermitteln ist die Gesamtkapitalrendite. Sie gibt an viel mit dem vorhandenem Kapital (also aller Anlagen, Maschinen, Fabriken sowie Lagerstand und Cash-Bestand – quasi die Aktiv-Seite der Bilanz) an Gewinn erwirtschaftet werden kann.

Sie errechnet sich so:
EGT geteilt durch Summe aller Aktiva (bzw. =Bilanzsumme)  mal einhundert.
Als Ergebnis bekommt man eine Prozentzahl. Das Kapital ist in der Berichtsperiode dann um diesen Prozentsatz gewachsen.

Es ist meiner Ansicht nach DIE Kennzahl um Unternehmen zu vergleichen. Genauso interessiert man sich ja auch für die “Rendite” wenn man andere Anlagen tätigt z.B. beim Kauf einer Vorsorgewohnung.

Ich werde in den weiterführenden Artikeln natürlich noch genauer darauf eingehen.
Nur soviel sei hier noch erwähnt: Ich würde es einen Anfänger unter keinen Umständen empfehlen in ein Unternehmen zu investieren, welches eine sehr geringe (< 5%) oder gar eine negative Gesamtkapitalrendite hat.  Also Finger weg von Unternehmen die keine Gewinne machen.

Eine weitere Kennzahl für die Ertragskraft ist die Umsatzrendite.

Sie zeigt an, wie hoch die Spannen (Margen) sind die das Unternehmen verdient.
Sie errechnet sich so:
EGT (Ergebnis vor Steuern) geteilt durch Umsatz mal einhundert
Als Resultat bekommt man ebenfalls eine Prozentzahl.

Die oben genannten Kriterien hängen natürlich zusammen, da ein Unternehmen mit guter Marktstellung die Preise diktieren kann und deshalb wahrscheinlich auch gute Erträge einfahren wird.

Zu guter Letzt müssen wir noch die Wachstumschancen betrachten:
Hier stellen wir folgende Fragen:
Wie war das Wachstum in der Vergangenheit? (Umsatz, EGT, Cashflow und Eigenkapital) – wie wir das heraus finden zeige ich ebenfalls in weiterführenden Artikeln.

Da man aber nicht in die Vergangenheit sondern in die ZUKUNFT investiert ist es besonders wichtig zu beurteilen, wie das Wachstum in Zukunft aussehen könnte.
Gibt es Wettbewerb der härter werden könnte?
Ist der Markt gesättigt?
Gibt es andere Produkte die das Produkt des Unternehmens substituieren (ersetzen) könnten?
Das war z.B. bei den Digitalkameras der Fall, die analoge Fotografie mit Filmrollen etc. komplett verdrängt haben was dadurch zur Pleite von Kodak geführt hat. (Interessantes Detail am Rande: Die Digitalkamera wurde von Kodak erfunden – so kann man sich auch unwissentlich sein eigenes Grab schaufeln 😉
Die Frage muss auch anders herum gestellt werden: Ist das Produkt geeignet andere Produkte zu substituieren und somit neue Wachstumspotentiale zu erschliessen? Das kann sehr große Chancen bringen wie z.B. in Zukunft eventuell konventionelle Autos durch Elektro-Autos ersetzt werden könnten.

Wir haben also gesehen: Es gibt “hard-facts” und “soft-facts” bei der Beurteilung eines Unternehmens. Für die hard-facts benötigen wir einen Blick in die Geschäftsberichte und müssen Kennzahlen ausrechnen. Die Soft-Facts können wir einfach durch Beobachten und Nachdenken ermitteln.

In den nächsten Folgen werde ich unter anderem zeigen:

– Wie findet man die Geschäftsberichte der Unternehmen, bzw. wie findet man einfach und rasch die benötigten Zahlen

– Wie findet man heraus ob ein Unternehmen “teuer” oder “billig” ist.

– Bewertungen an Hand von Beispielen.

Der Leser kann sich bis dahin Gedanken machen ob ihm Unternehmen zu den oben genannten Kriterien einfallen und die soft-facts,  für die man noch keine Kennzahlen benötigt, einmal durchgehen.

Euro und US-Dollar gehen getrennte Wege

Die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank FED Janet Hellen hat am Freitag angedeutet, dass sie eine Erholung der US-Wirtschaft sieht – vor allem einen starken Rückgang der Arbeitslosigkeit in den letzten 5 Jahren – und hat laut über ein “tightening” (=Straffung) der monetären Maßnahmen der FED nachgedacht.

Die FED versucht die Geldversorgung der US-Wirtschaft dahingehend zu steuern, dass einerseits die Wirtschaft über ausreichend Geld verfügt um zu funktionieren (wenig Arbeitslosigkeit) , aber andererseits eine Inflation zu vermeiden.

Es könnte also bereits 2015 zu Leitzinserhöhungen beim Dollar kommen. Der USD hat gegenüber den meisten Währungen – insbesondere gegenüber dem EUR aufgrund dieser Meldung zugelegt.

Im Euro-Raum kann man leider noch nicht von einer deutlichen Erholung der Wirtschaft sprechen, deshalb hat die europäische Zentralbank EZB bereits signalisiert, dass bis 2017 keine Änderung ihrer Politik (Zinserhöhung) statt finden wird.

Diese Situation hat es in der Form seit Einführung des Euro noch nicht gegeben. Bisher hat die EZB ihre Politik immer an die FED angepasst – sie hat zwar verzögert und nicht so stark auf Trends reagiert wie die FED, aber meistens im Einklang.  Das hat den Wechselkurs zwischen EUR und USD in den letzten 10 Jahren – bis auf kurze Ausreißer – immer recht stabil zwischen 1,20 und 1,40 gehalten.

Die USD-Leitzinsen in weiss, die EUR-Leitzinsen in orange
Die USD-Leitzinsen in weiss, die EUR-Leitzinsen in orange

Jetzt deutet sich erstmals eine deutlich raschere Erholung der Wirtschaftslage in Amerika an als in Europa. Die Ursache liegt vor allem bei den südeuropäischen krisengeplagten Ländern wie Portugal, Italien, Griechenland und Spanien (PIGS-Staaten).

Diese Situation könnte den EUR in näherer Zukunft stark schwächen. An der Entwicklung des Wechselkurses der letzten Monate ist bereits zu sehen, dass der Markt schon länger ein Straffen der monetären Politik der FED erwartet.

Wechselkurs zwischen EUR und USD
Wechselkurs zwischen EUR und USD

Ich persönlich erwarte eine weitere Erholung der US-Wirtschaft, aber auch der des “Nord”-europäischen Raumes. Das könnte die Rufe nach einer Teilung des Euro in einen “Nord” und einen “Süd”-Euro wieder aufkeimen lassen.

In der näheren Zukunft schaut es meiner Ansicht nach jedenfalls nicht gut aus für einen “starken” Euro. Anhaltend niedrige Zinsen lassen die Gelder natürlich in Märkte fliessen wo die Renditen höher sind, besonders in die “Weltleitwährung” US-Dollar.

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