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In Aktien investieren für Anfänger Teil 8 – Vorsicht bei Zertifikaten!

Heute geht es nicht direkt um Aktien, sondern um sogenannte Investment-Zerfifikate. Da diese Form des Investieren weit verbreitet ist und sehr stark beworben wird, ist es mir ein Anliegen auch darüber zu berichten und die Unterschiede zu einem Aktien-Investment herauszustreichen.
Ich denke, daß wir hierzulande auch deshalb viele Aktienmuffel haben, weil sie mit Empfehlungen für Zertifikate von ihrem “Vermögensberater”, Bankbetreuer, etc. schlechte Erfahrungen gemacht haben.
Viele werden also schon davon gehört haben, und wahrscheinlich diese Produkte auch von Bankberater ihres Vertrauens bereits angeboten bekommen haben.
Es handelt sich bei Zertifikaten um eine Form von Derivaten (was soviel bedeutet wie “Abgeleitete” Wertpapiere), da sich der Wert eines Derivates von der Entwicklung des Preises eines Basis-Wertpapiers (meistens einer Aktie) ableitet.
Der Preis eines Derivates steigt bzw. fällt in Abhängigkeit seines Basiswertes (auch “Underlying” genannt) in einem bestimmten, nicht immer linearen Verhältnis, oft auch mit starker Hebelwirkung.

Ich werde sicher noch einige Arikel zum Thema Derivate schreiben, besonders Optionen und Futures sind sehr viel gehandelte Derivate.

Für Anfänger sind Derivate allerdings nicht zu empfehlen!
Erst wenn man genau versteht, wie sich der Wert eines Derivates in Abhängigkeit seines Basiswertes entwickeln kann, welche Szenarien und welche Risiken es gibt, sollte man überlegen darin zu investieren.

Was is nun von Zertifikaten zu halten:

Gleich einmal vorweg: Was mich an der Sache am meisten stört, ist, daß fast alle Banken als Herausgeber von Zertifikaten agieren und so tun, als ob diese Anlagemöglichkeit sicher und für jedermann geeignet ist, selbst dann wenn man sehr wenig Erfahrung hat.

Ich werde das anhand eines Beispiels erläutern:

Vor einigen Tagen bekam ich per Post von einer renommierten Bank folgenden Anlagevorschlag:

—-> Zitat aus der Werbebroschüre:
Ihr Anlageprofil

■ Sie erwarten eine stagnierende, leicht steigende Kursentwicklung der Basiswerte

■ Ihr Anlagehorizont beträgt 2 Jahre

Die Vorteile auf einen Blick:

■ Eine hohe und feste Zinszahlung von 8,50% pro Zertifikat an
jedem Beobachtungstag

  • Hohe Diversifikation der Branchen und niedrige Barriere von 60% erhöhen die Chancen einer maximalen Rückzahlung am Ende der Laufzeit
  • Ausgezeichnete Bonität des Emittenten: S&P Rating A und Moody’s Rating A11
  • Etablierte Basiswerte: Deutsche Börse AG, RWE AG, GDF Suez und Total SA

Die wesentlichen Risiken

  • Bei Kurssteigerungen der Basiswerte sind die Zinszahlungen und der Rückzahlungsbetrag fest. Dies bedeutet, dass der Anleger nicht in allen Fällen an Kurssteigerungen partizipiert.
  • Die Höhe der Rückzahlung kann bei entsprechend negativer Entwicklung der Basiswerte null betragen. Es besteht die Möglichkeit eines Totalverlustes.
  • Bonitätsrisiko des Emittenten: Bei Zahlungsunfähigkeit der XXX-Bank besteht das Risiko des Totalverlustes.

—–> Ende Zitat

Was bedeutet das nun?

Für einen Anfänger liest sich das so:

– 8,5% Zinszahlung, schon mal sehr toll. Da kann kein Sparbuch mithalten 😉

Hohe Diversifikation (4 verschiedene Basiswerte), auch sehr gut, Risikostreuung ist schliesslich wichtig.

– Als erstes Risiko wird genannt, daß man nicht voll von Kurssteigerungen profitiert sondern eben maximal 8,5% p.a. erhält – egal man ist ja nicht unbescheiden.

– Es besteht die Möglichkeit eines Totalverlustes – “Das müssen sie dazuschreiben, das wird eh nie passieren..”

– Emittentenrisko: Daß meine Bank pleite geht ist sehr unwahrscheinlich, schließlich werden die Banken im Notfall sowieso immer vom Staat gerettet.

Wie funktioniert das genannte Zertifikat wirklich:

Jedes Zertifikat ist ein von einem “Emittenten” – meistens einer Bank – herausgegebenes Wertpapier, welches eine bestimmte Laufzeit hat und in Abhängigkeit von einem oder mehreren Basiswerten Auszahlungen verspricht.

Es gibt also unzählige Möglichkeiten so ein Zertifikat zu gestalten. Die einfachste Möglichkeit sind z.B. Open-End Index-Zertifikate welche einen Index 1:1 abbilden und eine endlose Laufzeit haben. Man kann mit diesen Zertifikaten z.B. für EUR 100,- den DAX kaufen und nach einiger Zeit wieder an die Bank zurückverlaufen. Bei gestiegenem DAX mit entsprechendem Gewinn, ansonsten mit Verlust.

Da die Bank der Emittent des Zertifikates ist, ist das Zertifikat quasi ein Versprechen der Bank, zu bestimmten Bedingungen an einem bestimmten Zeitpunkt Zahlungen an den Zertifikatsinhaber zu leisten.

Kann die Bank diesen Zahlungsversprechen nicht nachkommen, ist das Zertifikat wertlos  – das ist das sogenannte Emittentenrisiko.
Dieses Risiko ist in der Vergangenheit auch bereits relevant geworden. Der größte und bekannteste Fall war die Pleite von Lehman Brothers im September 2008. Lehman hatte abertausende von Zertifikaten aufgelegt und an Millionen von Anlegern verkauft, welche nach der Pleite nur noch durch die Finger schauen konnten.

In diesem Fall hat das Zertifikat eine Laufzeit von 2 Jahren und verspricht eine Zinszahlung von jährlich 8,5% wenn keiner der 4 Basierte während dieser Laufzeit unter eine Barriere von 60% des Aktienkurses fallen, welchen sie zum Ausgabezeitpunkt des Zertifikates hatten. Wenn am Ende der Laufzeit alle 4 Basiswerte über der Barriere notieren, erhält der Anleger seinen Einsatz zurück.

Sollte EINER der 4 Basiswerte während der Laufzeit unter diese Barriere fallen, so erhält der Anleger am Ende der Laufzeit (also nach 2 Jahren) kein Geld sondern die Aktien von demjenigen Basiswert mit der SCHLECHTESTEN Performance.

Das ist meiner Ansicht nach Täuschung des Anlegers.

Es wird mit Diversifikation geworben, aber das Gegenteil ist der Fall.

Normalerweise bedeutet Diversifikation, daß man das Risiko streut, also z.B. 4 Aktien kauft und wenn eine davon schlecht geht und die anderen gut, der Verlust eingedämmt wird bzw. vielleicht sogar noch ein Gewinn herausschaut.
Es ist unglaublich, aber hier trifft exakt das Gegenteil zu:. Da man auf jeden Fall Angst haben muß, daß sich einer der 4 Basiswerte schlecht entwickelt, ist man nicht diversifiziert, sondern man hat quasi das vierfache Risiko. Hätte man nur einen Basiswert müsste man nur einmal “schwitzen”. In diesem Fall hier, muß man aber für 4 Aktien hoffen, dass KEINE davon die untere Barriere berührt. Unglaublich, daß so etwas heutzutage als “Diversifikation” verkauft wird.
Gerade Unerfahrene können aber hier sehr schnell drauf hereinfallen.

Fazit:
Das Beispiel zeigt, wie Zertifikate oft als einfache Produkte verkauft werden, die Sicherheit (in diesem Fall z.B. durch Diversifikation) und hohe Erträge versprechen. In Wirklichkeit sind es oft (auch im Beispielfall) komplexe Derivate, die von der Bank durch viele Optionsgeschäfte abgebildet werden müssen. Wenn man also nicht weiss, wie genau Optionen funktionieren, oder vielleicht noch nie davon gehört hat, dann sollte man von dem Zertifikat auch die Finger lassen. In dem Moment wo man dieses Zertifikat kauft, geht man automatisch indirekt Positionen in mehreren Optionsgeschäften ein – ohne es zu wissen.

Es gibt aber von vielen Emittenten ähnliche Zertifikate wie dieses Beispiel. Sie heißen z.B. “Protect Multi Aktienanleihe” oder “Multi Aktienanleihe Protect” oder nur “Multi Aktienanleihe” oder gar “Europa Blue-Chip Anleihe” (das ist der kreativste Name 😉
Die Namensgebung hängt also von der Qualifikation der Marketingabteilung des Emittenten ab.

Was ist bei Zertifikaten generell zu beachten:
Das Beispiel hat bereits gezeigt, wie komplex ein – sicher für jeden Bankberater einfach zu verkaufendes Produkt – sein kann.

Generell wichtig ist:

– Zertifikate haben meistens eine beschränkte Laufzeit und die Auszahlung ist abhängig von einem oder mehr Basiswerten.

Wenn sich der Basiswert während der Laufzeit nicht gut entwickelt, können große Verluste entstehen, die bei einer direkten Investition in den Basiswert einfach “ausgesessen” werden können, sofern man an das Unternehmen glaubt.
Bei der direkten Investition ist man schließlich direkt beteiligt und kann die Aktie solange halten wie man möchte. Das Zertifikat läuft aber irgendwann aus. Es ist also eine zeitlich begrenzte Wette auf den Kursverlauf und ist deshalb keine langfristige Investition.
Wie wir mittlerweile wissen kann der Kursverlauf stark schwanken, auch bei fundamental guten Unternehmen. Wenn man vom Unternehmen überzeugt ist, ist das egal, AUSSER man wettet zeitlich begrenzt auf den Kursverlauf.

– Als Zertifikate-Investor ist man Gläubiger des Emittenten und keineswegs direkt am Basiswert beteiligt.

Wenn man eine Aktie kauft, ist am am Unternehmen beteiligt. Man hat ein Stimmrecht auf der Hauptversammlung und ein Recht auf anteilige Dividenden etc.
Wenn man über ein Zertifikat an der Wertentwicklung einer Aktie beteiligt ist, so hat man nur das Versprechen des Emittenten abhängig von der Kursentwicklung der Aktie Zahlungen zu leisten. Man ist NICHT an der Firma direkt beteiligt, kann nicht auf die Hauptversammlungen gehen und abstimmen und hat auch kein Recht auf die Dividenden – in manchen Fällen werden einem die vom Emittenten auch weitergeleitet, aber nicht immer.

Schlußwort:
Ich würde eigentlich niemanden empfehlen zu Zertifikaten zu greifen. Anfängern deshalb nicht, weil es zu komplexe Produkte sind und Fortgeschrittene können immer Alternativen finden. Man kann jedes Zertifikat selbst nachbilden z.B. über Optionen.
Das einfachste Beispiel einer sinnvollen Alternative sind die Indexzertifikate: Es gibt auch ETFs welche ebenfalls den Index nachbilden. Beim ETF aber ist man direkt an den Unternehmen im Index beteiligt, da man an einem Fonds beteiligt ist, der die Aktien wirklich hält. Das Emittentenrisiko ist damit ausgeschlossen. Auch Dividenden bekommt man 1:1 weitergereicht.
Bein Indexzertifikat hingegen hat man nur des Versprechen des Emittenten, immer den Kurswert des Indices für das Zertifikat zu bezahlen. Der Emittent muss dafür nicht zwingend auch die Basiswerte alle halten und wenn er einmal nicht bezahlen kann ist das einfach Pech. (siehe Lehman)

In Aktien investieren für Anfänger Teil 7 – Der große Branchenvergleich

Bisher habe ich immer nur Firmen innerhalb von Branchen verglichen.
Heute werde ich einmal ein paar ganze Brachen miteinander vergleichen und untersuchen welche am ertragreichsten wirtschaften bzw. mit welchen  man in der Vergangenheit (und vielleicht auch in der Zukunft) gut verdienen konnte. Soviel vorab: Es sind interessant und unerwartete Ergebnisse herausgekommen.

Ich habe mich bei dem Vergleich für amerikanische Branchenvertreter entschieden, da der amerikanische Aktienmarkt am weitesten entwickelt ist, und es dort auch problemlos möglich ist mittels ETFs (exchange traded Funds) in Brachenindices zu investieren.
Wenn man sich nicht mit Einzeltiteln befassen möchte, ist ein ETF die sinnvollste Möglichkeit investiert zu sein. Es fallen fast keine Management-Gebühren an und man partizipiert an der Performance eines Aktien-Korbes. Es ist natürlich auch hier wichtig sich zu überlegen, wo man am sinnvollsten investiert.
Deshalb habe ich ein paar Brachen-ETFs unter die Lupe genommen.

Zu den verglichenen Branchen:
Zuerst einmal ein kurzer Abriss über die verschiedenen “Vergleichskanditaten”

Verbrauchsgüter:
Auf englisch “consumer staples” sind Alltagsgüter, die man immer wieder benötigt und die man ständig ersetzen muß, wie z.B. Lebensmittel, Putzmittel, Hygiene-Artikel, Zigaretten etc.

Für den Vergleich habe ich den ETF “SPDR Consumer Staples”
Die größten Mitglieder des Fonds sind  Procter & Gamble, Coca-Cola und Phillip Morris

Gesundheit:
Auf englisch “health care”. Insbesonders sind hier Pharma-Firmen enthalten, aber auch Hersteller von Bedarf für Ärzte und Krankenhäuser und Biotech-Firmen inkludiert.
Der ETF “SPDR health care” enthält unter anderem Firmen wie Johnson & Johnson, Pfizer und Merck

Konsumgüter:
Auf englisch “consumer discretionary” sind Konsumgüter die man sich zum Vergnügen bzw. für das alltägliche Leben anschafft, die aber keine Verbrauchsgüter sind. Der ETF “SPDR consumer discretionary” hält als größte Titeln Comcast, Walt Disney und Home Depot. Es sind aber auch Autohersteller wie Ford bzw. der Schuh-Hersteller NIKE.

Versorger:
Englisch “Utilities” In diese Sparte fallen besonders die Strom- und Gas-Lieferanten.  Der ETF “SPDR Utilities select sector Fund”enthält Werte wie Duke Energy Corp, American Electric Power, Pacific Gas and Electric

Kommunikation:
Hier geht es um den Telekom-Sektor. Die größten Mietglieder des ETF “iShares US Telecummunications” sind AT&T, Verizon, T-Mobile US

Technologie:
Der ETF “SPDR Technology Selet Sector Fund” enthält Titel wie Apple, Microsoft, Google, Facebook – also quasi die amerikanischen Innovationsführer. Der Technologie-Sektor ist der mit den stärksten erwartetem Wachstum unter den hier verglichenen.

Die Performance der unterschiedlichen Branchen seit 2001:
In der Tabelle habe ich die Renditen der einzelnen Sparten nach “total-return” berechnet – das bedeutet Kursgewinn inkl. Dividendenauschüttungen. Wobei die Dividenden immer wieder in das jeweilige Unternehmen reinvestiert werden.
Als Referenzindex habe ich den breiten S&P 500 Index hergenommen, er beinhaltet die 500 größten amerikanischen Unternehmen.
Die Tabelle zeigt also, wieviel man pro Jahr (per anno) verdiehnt hätte, wenn man im jeweiligen Einstiegsjahr am 1. Jänner  begonnen hätte in einen bestimmten Bereich zu investieren und die Investition bis heute gehalten hätte.
Hätte man z.B. im Jahr 2001 (Einstiegsjahr) in den S&P 500 investiert, hätte man heute 4,95% pro Jahr verdient. Hätte man im gleichen Jahr in die Konsumgüter-Branche investiert, wären es 8,51% pro Jahr gewesen.
Ich habe jeweils die Branche welche in einem bestimmten Einstiegsjahr die beste Rendite bis heute brachte rot hervorgehoben.
Ganz unten in der Tabelle habe ich die jeweils besten Renditen bezogen auf das Einziegsjahr zusammengerechnet.

Verschiedene US-Branchen im Vergleich (Total return zwischen 2001 und heute)
Verschiedene US-Branchen im Vergleich (Total return zwischen 2001 und heute)

Zu Erkennen ist zum Beispiel, daß die Gesundheitsbranche in 7 von 13 Jahren die meiste Rendite brachte (bezogen auf den Einstieg in die Investiton), d.h. man hätte in 7 von 13 Jahren beginnen können in diese Branche zu investieren und hätte heute unter den vergleichenen Sparten den meisten Gewinn.
Sehr interessant ist, daß der Technologie-Bereich zu keinem Einstiegszeitpunkt die beste Investition war. Auch mit dem Telekom-Sektor konnte man zu keinem einzigen Einstiegszeitpunkt die anderen schlagen.

Die Entwicklung der einzelnen Branchen im Chart
Die Entwicklung der einzelnen Branchen im Chart

Der Chart zeigt die Entwicklung der Kurse der einzelnen Branchen-ETFs seit 2001.

Die rote Linie ist der S&P 500-Index. Er liegt ungefähr im Mittelfeld. Die stärkste Performance seit 2001 konnten die Konsumgüter verzeichnen und die schwächste der Telekom-Sektor.
An dem Chart ist auch zu sehen, wieso gerade der Gesundheitsbereich (hier habe ich ihn “Pharma” genannt), die grüne Linie, zu so vielen Einstiegs-Zeitpunkten die beste Rendite geliefert hat: Er hat weniger Volatilität als die anderen. Bei dem Absturz 2008 ist das gut zu Sehen. Die grüne Linie fällt nicht so tief wie die meisten anderen.

Zur Bewertung:
Natürlich ist es nicht ganz einfach einen ganzen Index (und ETFs bilden immer einen Index ab) zu bewerten, da sich die Mitglieder bzw. deren Gewichtung regelmäßig ändern können.
In der Tabelle habe ich die wichtigsten Bewertungskennzahlen der einzelnen Branchen-Indices (die von den beschriebenen ETFs abgebildet werden) für 2014 dargestellt:

S&P 500 Verbrauchsgüter Gesundheit Konsumgüter Versorger Kommunikation Technologie
Dividendenrendite 1,91% 2,55% 1,44% 1,37% 3,65% 2,11% 1,77%
KGV 17,80 18,84 21,90 20,32 16,45 13,83 18,54
KBV 2,69 4,51 3,91 4,31 1,67 3,31 3,96
KUV 1,74 1,22 1,89 1,37 1,53 1,35 2,81
GK-Rendite 3,27% 8,94% 6,83% 6,53% 2,39% 5,49% 9,52%

Die KGVs liegen relativ nahe beisammen (zwischen 17,8 und 21,9) d.h. man kann aus heutiger Sicht nicht sagen, daß ein einzelner Bereich überteuert ist. Entweder alle sind zu teuer oder keiner – es sticht jedenfalls keiner hervor.
Anders sieht das bei der Ertragskennzahl, der Gesamtkapitalrendite, aus: Technologie und Verbrauchsgüter sind hier führend. (Sehr interessant, da ja der Technologie-Sektor in der Vergangenheit so eine schlechte Performance im Vergleich zu den anderen lieferte. Entweder sind Index-Mitglieder getauscht worden, oder die Ertragskraft hat sich erst jetzt auf diesem hohen Niveau eingependelt)
Wenn man nämlich von etwa ähnlichen KGVs ausgeht, dann sollte logischerweise sich die Ertragskraft eines Unternehmens bzw. einer Sparte eigentlich auf den Kurs auswirken – es muß sogar so sein: Wenn 2 Firmen immer das gleiche KGV haben und eine aber den Gewinn stärker steigert als die andere, wird diese automatisch einen höheren Kursgewinn verzeichnen.
Es ist also sinnvoll in Branchen zu investieren, die generell ertragstark sind. z.B. in der Verbrauchsgüter-Branche die ich ja bereits hier analysiert habe gibt es so gut wie keine Firma die Verlust macht. Ähnlich sieht es im Pharma-Bereich aus. Siehe hier.
In den anderen Sparten gibt es natürlich “Stars” mit Super-Kennzahlen aber auch absolute Verlierer. Der Index/ETF bildet natürlich einen Durchschnitt darüber. Gerade im Technologie-Bereich ist das extrem. Eine ertragstarke Apple z.B. wird mit Firmen in einen Topf geworfen, die noch nie einen Cent verdient haben. Deshalb würde ich in diesem Bereich eher auf Einzeltitel gehen.

Fazit:
Aus meiner Sicht stellen die Sektoren “Gebrauchsgüter”, “Gesundheit” und “Konsumgüter” das sicherste Investment dar. Der Technologie-Sektor bietet aufgrund seiner “günstigen” Bewertung Chancen aber auch mehr Risiko. Von den Versorgern und dem Telekom-Bereich würde ich abraten. Zu starker Wettbewerb schlägt sich schon seit Jahren auf die Performance nieder. Auch eine Investition in den breit gestreuten Index halte ich nicht für attraktiv – da schleppt man noch mehr “schlechte” Firmen mit.

In Aktien investieren für Anfänger – Teil 6 – die Psychologie hinter der Börse

Hinter der Entwicklung der Finanzmärkte stehen immer noch Menschen – auch wenn es manchmal nicht so wirkt, wenn man im Fernsehen immer wieder sieht wie  Aktienkurse und Charts auf großen Bildschirmen flimmern.
Die Preise dahinter werden von Menschen durch ihr Handeln festgelegt. Und überall wo Menschen im Spiel sind, spielt die Psychologie eine wichtige Rolle.

Die treibenden Kräfte an der Börse sind  Angst und Gier.

Meiner Ansicht nach unterscheiden diese beiden Gefühle einen Spekulanten von einem Anleger bzw. Investor.
Ein klar denkender Anleger denkt langfristig und schaut sich seine Investments genau an. Ihm lassen die Schwankungen im Markt kalt, solange “seine” Unternehmen eine gute Leistung bringen. (siehe vorige Artikel zu diesem Thema).

Ein Spekulant hingegen ist auf schnellen Gewinn aus. Mittlerweile sehr beliebt – und im Internet auch stark beworben – ist z.B. das “Day-Trading” wo man Wertpapiere für weniger als einen Tag, manchmal sogar nur für Minuten oder Sekunden hält. Meine Meinung dazu: Außer dem Broker verdient da niemand etwas – der dafür umso mehr, deshalb auch die viele Werbung.

Ich beschreibe nun einmal einen typischen Marktzyklus:

Phase 1: Ein Aufwärtstrend bildet sich aus:
Gehen wir einmal davon aus, daß der Markt gerade einige Zeit gut läuft aber noch nicht überhitzt ist. Es werden die ersten Spekulanten darauf aufmerksam, daß sie damit Geld machen könnten.
Ein Spekulant geht eine Position ein mit der Absicht kurz bis mittelfristig Gewinne damit zu machen. Er ist meistens bereits Opfer der Gier, wenn er seine Position eingeht.
Steigt nun der gesamte Markt zu lange, wird die Gier immer größer, und immer mehr (gierige) Leute möchten dabei sein. Der letzte Crash ist schon lange vergessen, es geht schon so viele Jahre gut, wieso sollte das nicht so bleiben? Wenn man nicht dabei ist, entgeht einem ein großer Gewinn. Alleine der Gewinn der einem schon entgangen ist, weil man im letzten Jahr nicht dabei war ist beachtlich. Jetzt muss man endlich auf den Zug aufspringen.

Hier beginnt Phase2: Der Trend verstärkt sich:
Es entsteht das Phänomen der “Trendfolge“. Geht es lange genug bergauf, möchten immer mehr Leute dabei sein und das treibt die Kurse automatisch noch höher.
Auch Banken sind typische Trendfolger – was ich für einen der größten Fehler halte den sie machen. Ein Beispiel war der Immobillien-Boom in den USA bis zum Jahr 2007. Die Häuserpreise sind Jahrzehnte lang immer gestiegen, also gingen die “schlauen” Risiko-Manger der Banken davon aus, dass das auch so bleiben wird und haben deshalb gerne Kredite an jedermann vergeben. Die Häuser als Sicherheit sind genug, denn die Preise steigen sowieso immer. Natürlich steigen sie weiter, wenn Banken bereitwillig Finanzierungen ausgeben, denn dann fliesst noch mehr Geld in die Häuser -> steigende Nachfrage -> steigende Preise. Wie es geendet hat, haben wir alle gesehen. Trendfolge führt zur Blasenbildung und ich  verurteile sie zutiefst. Auch in der Charttechnik spielt die Trendfolge (leider) eine große Rolle (Trendlinien, gleitende Durchschnitte, etc.) was natürlich den Trend ebenfalls verstärkt.
Wir sind jedenfalls noch nicht beim Crash, sondern erst bei der Blasenbildung die fast jedem Crash vorausgeht.

Phase3: Die Blasenbildung
Der interessanteste und gleichzeitig gefährlichste Abschnitt in jedem Marktzyklus ist der der Übertreibung.
Mittlerweile will beinahe jeder dabei sein. Die Zeitungen quellen über vor Meldungen wie toll es ist in Aktien zu investieren. im Jahr 2007 z.b. konnten wir lesen “DAX bald bei 10.000 Punkten” – damals war er nicht einmal auf 8.000. Vor dem Crash 1929, nachdem der Aktienmarkt über beinahe ein Jahrzeit nur nach oben unterwegs war, meinten Analysten in der Zeitung “Aktien sind noch immer günstig bewertet”.Vor dem Internet-Crash im Jahr 2000 konnte man lesen “An der Aktie führt kein Weg vorbei”.
Solche Meldungen sind immer mit Vorsicht zu genießen. Denn was ist die logische Konsequenz, wenn bereits jeder auf den Zug aufgesprungen ist und jeder bereits Aktien hält? (teilweise zu exorbitanten Phantasiepreisen gekauft).  Wer soll dann noch welche kaufen?
Ein weiteres Anzeichen vom Ende eines Bullenmarktes sind vermehrte Börsegänge (IPOs). Ganz extrem war das bei der Internetblase 1999/2000, wo zahlreiche Unternehmen den Börsegang wagten die noch nie einen Cent verdient haben – und dennoch sind die Kurse explodiert.
Die Phase der Blasenbildung ist defintiv von der Gier beherrscht. Jeder glaubt, daß er schnell reich werden kann. Man sagt deshalb auch “Milchmädchen-Hausse” zu dieser Überhitzungsphase, da sich sogar die Milchmädchen auf der Straße über Aktien unterhalten. Die Anekdote von André Kostolany wird immer wieder zitiert, daß dieser  1929 alle seine Aktien verkaufte als ihm ein Taxifahrer stolz berichtet hat, er sei jetzt auch an der Börse investiert.
Die Bewertungen koppeln sich in der Phase der Blasenbildung meist weit von der Realität ab. Es werden aber immer wieder Erklärungen gesucht, warum dennoch keine Überbewertung stattfindet.
Die Gier wird so stark, daß die Vernunft einfach ausgeschalten wird – und jeder der kauft hofft außerdem, daß es noch jemanden geben wird, der zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr bezahlen wird. Dieser Effekt wird in der “greater fool theory” behandelt: Ein Spekulant kauft bewußt eine Aktie zu teuer, weil er der Meinung ist, daß es einen noch größeren Narren gibt der sie ihm zu einem noch höheren Preis abkaufen wird.
Beispiele für Blasen gibt es viele. Die erste gut dokumentierte war die Tulpenblase 1636 wo für eine einzelne Tulpenzwiebel teilweise mehr geboten wurde als damals ein ganzes Herrenhaus wert war.
Sobald bei einer (kleinen) kritischen Masse der Marktteilnehmer die Angst zunimmt, kommt es zur nächsten Phase.

Phase4: Der Crash
Die Masse der Markteilnehmer denen der überhitzte Boom suspekt wird steigt und das Angebot (durch Verkäufe) beginnt die Nachfrage langsam zu übersteigen. Meistens steigen in dieser letzten Phase des Booms die Kursschwankungen (Volatilität), da die “Kräfte” zwischen Angebot und Nachfrage noch halbwegs ausgeglichen sind, da die besonnenen Verkäufer noch vorsichtig verkaufen.
Der Crash passiert dann meist plötzlich (meistens an einem einzelnen Tag) wenn die Panik ausbricht. Durch den Trendbruch (der Anstieg dauert nichtmehr an, die Volatilität nimmt zu) werden immer mehr Leute ängstlich. Schließlich gewinnt die Angst oberhand. Die Gier ist plötzlich kein Thema mehr. Lieber rasch verkaufen!
Alle möchten durch die selbe Tür. Das Angebot steigt ins Unermessliche und es steht keine Nachfrage gegenüber. Die Angebotspreise sinken, da jeder der erste sein möchte der wenigstens noch einen Bruchteil seines Investments retten kann.
Im Gegensatz zu einem Aufwärtstrend inkl. Blasenbildung geht ein Crash extrem schnell von statten. Wie ein reinigendes Gewitter.
Baisse-Märkte (auch Bären-Märkte genannt) mit sinkenden Kursen dauern meistens deutlich kürzer an als Hausse-Phasen (Bullen-Märkte) mit steigenden Kursen. Dafür sind sie umso heftiger.

Der letzte große Crash ("Subprime-Blase") 2008 vorausgehendem Bullenmarkt und darauf folgenden Bärenmarkt
Der letzte große Crash (“Subprime-Blase”) 2008 vorausgehendem Bullenmarkt und darauf folgenden Bärenmarkt

Der eingefügte Chart verdeutlich das: Ich habe den gesamten Marktzyklus 2003 – 2010 abgebildet. Der Bullenmarkt (Aufwärtstrend) begann im Jahr 2003 und konnte sich bis 2007 relativ stabil halten. Deutlich zu erkennen ist die steigende Volatilität 2007-2008 und der folgende Crash Ende 2008. Der Index hat sich binnen kürzester Zeit mehr als halbiert (von knapp 1600 auf deutlich unter 800 Punkte). Aber bereits im Laufe 2009 hat sich ein neuer Aufwärtstrend gebildet der bis heute hält.
Der Bullenmarkt hat in diesem Beispiel also 5 Jahre gehalten. Der Bärenmarkt nicht einmal 2 Jahre.
Dieses Bild ist in allen Boom-Crash-Zyklen extrem ähnlich.
Auf den Crash folgt also eine Phase des Pessimismus und des Bärenmarktes. Der immer schlimmer werdende Pessimismus läutet dann die nächste wichtige Phase ein.

Phase5: Die Bodenbildung
Wie der Name schon sagt: Nicht nur die Kurse sind am Boden. Die Stimmung ist es generell. Die Zeitungen titeln jetzt “Der Tod der Aktie”  – das fand tatsächlich Ende der 1970er Jahre nach der zweiten Ölkrise statt. Die BusinessWeek titelte damals “The death of equities” – wörtlich übersetzt eben “der Tod der Aktie”. Kurz darauf folgt ein Bullenmarkt der bis 1987 anhielt.
Der Bärenmarkt verliert seine Nahrung, wenn alle Ängstlichen Teilnehmer aus dem Markt ausgestiegen sind. “Das Zeug greif ich nimmer an”.
Kostolany nannte diese Menschen “die Zittrigen”. Es sind die, die beim Aufwärtstrend aufgrund von Gier unbedingt dabei sein möchten, aber sofort Angst bekommen sobald es abwärts geht. Im Gegensatz dazu kaufen die “Hartgesottenen” wenn der Pessimismus am größten ist.
Sobald jedenfalls alle Ängstlichen/Zittrigen aus dem Markt gebeutelt sind, kann sich langsam wieder ein Aufwärtstrend bilden und der Kreis beginnt von vorne.

Da die gesamte Konsumbereitschaft der Bevölkerung meistens im Einklang mit diesen Zyklen steht, läuft die Wirtschaft insgesamt in ähnlichen Zyklen ab.
Wenn alle Medien vom Boom berichten und die Banken leichtfertig Kredite an Konsumenten vergeben, steigt der Konsum automatisch an und die Wirtschaft brummt – ein sich selbst verstärkender Effekt. Der Rückwärtsgang läuft ähnlich ab. Die Medien berichten von Wirtschaftskrise und drohendem Anstieg der Arbeitslosigkeit, Banken vergeben keine Kredite mehr,  und der Konsum geht zurück.
Die Wirtschaft läuft also im Einklang mit der Stimmung an den Finanzmärkten – allerdings ist es schwer zu erklären was Ursache und was Wirkung ist – eine Art Henne-Ei-Problem.

Wie kann man sich als Aktieninvestor gegen diese Schwankungen immunisieren?

Am wichtigsten ist es die Gefühle Angst und Gier vollständig auszuschalten!
Eine Investition ist keine Spekulation. Es ist nicht dazu gedacht schnell reich zu werden, sondern nachhaltig Vermögen aufzubauen bzw. stabil zu erhalten.
Ich habe es schon oft genug erwähnt:
– Man sollte die Firmen kennen in die man investiert.
– Man sollte nur in starke Unternehmen investieren, die auch zu Krisenzeiten noch Gewinne machen können.
– Man sollte keinesfalls aufgrund des vergangenen Aktienkurses kaufen.
Wichtig ist aber auch, daß man erkennt wenn es einmal nichtmehr so gut läuft. Wenn ein Unternehmen nachlässt. Das gestrige Beispiel von TESCO ist so ein Fall. Einst war das ein solides Unternehmen. Jetzt schaffen sie es aber nichtmehr gegen Aldi und Lidl anzukommen. Die Vorzeichen haben sich geändert und das muss man erkennen.
Obwohl die Tesco gestern über 10% verloren hat, würde ich sie dennoch verkaufen wenn ich sie im Portfolio hätte. Es ist einfach kein gutes Unternehmen mehr.
Ein sehr großer psychologischer Fehler den viele Anleger tätigen ist, an einer Aktie festzuhalten  – besonders wenn sie unter den Kurs fällt zu dem man sie gekauft hat.
Den Kurs zu dem man gekauft hat, sollte man sofort vergessen.
Die Entscheidung ob man eine Aktie hält, sollte man nur aufgrund der aktuellen Umstände und keinesfalls aufgrund des Einkaufskurses treffen.
Man muss also ständig neu bewerten.
Wenn der innere Wert deutlich unter den aktuellen Kurs fällt  (schlechte Gewinne, schlechte Prognosen, Managementfehler, Skandale) dann sollte man einen Verkauf überlegen, auch wenn es mit Verlust ist.
Eigentlich ist es  logisch, daß man das Geld das in der “schlechten” Aktie gefangen ist, in einer besseren anlegen könnte. Dennoch ist es ein beliebter psychologischer Effekt, daß gerne Depotleichen angehäuft werden mit dem Argument (“damit hab ich jetzt 30% verloren, die wird sich schon erholen”).  Also weg mit den Depotleichen und mit dem Geld wirklich gute Firmen kaufen, dann geht das mit der Erholung schneller.

Unser Geldsystem – Teil 2 – Wieso die Geldmenge immer wachsen muss

Im ersten Teil habe ich erklärt, wie Geld heutzutage geschöpft wird. Das war nicht immer so, aber ist es für die moderne Wirtschaft wohl der beste Kompromiss.

Heute  möchte ich gerne über die Vor- und Nachteile dieses Systems schreiben, und auch wieso es – trotz vieler Gegner – immer noch die beste Lösung für unsere Wirtschaft ist.

Was ist die Aufgabe von Geld?

Geld hat vor allem 2 Aufgaben: Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel.
Als Tauschmittel fungiert Geld indem es Warentausch und Investitionen ermöglicht. Gleichzeitig kann es auch als Maßstab für die Bewertung von Anlagen wie z.B. Immobillien, Aktien, Rohstoffen, etc. dienen. Der Markt bestimmt durch den Tauschwert in Geld, den Preis für diese Dinge. Man kann den Wert also bequem in die Bilanzen übernehmen. Wenn am Markt für 1 Unze Gold 1300 USD bezahlt werden, so kann ich sagen, dass meine 3 Unzen Gold 3900 USD wert sind.
Auf der anderen Seite ist Geld ein Wertaufbewahrungsmittel. Das wissen besonders die Sparer unter uns. Geld am Sparbuch oder unter dem Kopfpolster bedeutet, daß man dieses Geld zu einem späteren Zeitpunkt für Sachwerte, Konsumgüter, Dienstleistungen etc. ausgeben kann. Man verzichtet also heute auf etwas, spart das Geld, damit man morgen etwas darum kaufen kann. (Das ist der Hauptgrund der Existenz von Zinsen. Zinsen sind quasi eine “Belohnung” für die Verzögerung von Konsum)

Diese Zwiespältigkeit zwischen Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel sind das Hauptproblem von Geld.

Für eine florierende Wirtschaft ist es wichtig, daß das Geld immer in Bewegung ist. Sparen blockiert aber diese Bewegung, es entzieht Geld dem Kreislauf.

Dazu ein kurzes Gedankenexperiment:
Stellen wir uns einmal vor, es gäbe nur begrenzt Geld (z.B. 300 Einheiten) und 3 Wirtschaftstreibende die anfangs je 100 Einheiten besitzen z.B. ein Bauer, ein Bäcker und ein Lebensmittelhändler. Die 3 tätigen Monat für Monat Handel mit dem Geld: Der Bauer verkauft dem Bäcker Getreide, der Bäcker verkauft dem Lebensmittelhändler Brot und der Händler verkauft dem Bauern  gute Feinkost.
Dieser Kreislauf funktioniert so lange sich die getätigten Geschäfte die Waage halten. Mit dem vorhandenen Geld könnten die drei ewig auskommen und immer ihre Geschäfte abwickeln. Die dabei erzielten Umsätze würden die vorhandene Geldmenge sehr rasch übersteigen, da sich das Geld ständig in Bewegung befindet.
Was passiert aber nun, wenn einer der Beteiligten auf die Idee kommt zu Sparen?
Nehmen wir zum Beispiel an, der Bauer entscheidet sich seine Lebensmittel für einige Zeit nicht beim Händler zu beziehen, sondern das Geld zu sparen und von dem zu Leben was sein Hof hergibt.
Der Geldkreislauf wäre sofort blockiert. Der Bauer würde dem Bäcker Monat für Monat Getreide verkaufen und das Geld unter den Kopfpolster legen. Der Bäcker könnte dem Lebensmittelhändler noch einige Zeit lange Brot verkaufen, doch bald hätte dieser kein Geld mehr. Am Ende der Geschichte wäre das ganze Geld beim Bauern angespart und die beiden anderen wären pleite.

(Jetzt kann man noch philosophieren, wie es weitergeht, wenn der Bauer den beiden anderen jeweils wieder 100 Einheiten borgt damit sei weiter wirtschaften können, dafür aber Zinsen verlangt 😉

Warum muß die Geldmenge immer wachsen?

Nach diesem Gedankenexperiment können wir diese Frage beantworten. Ersparnisse die dem Geldumlauf entzogen sind – auch wenn sie auf Girokonten lagern – blockieren den Geldfluß in der Wirtschaft.
Viele werden glauben, daß die Banken doch einfach das Geld welches Sparer auf ihren Konten parken wieder verleihen kann.
Das ist auch das was man eigentlich über Banken schon als Kind lernt. Man bringt sein Geld auf die Bank, damit es dort “arbeitet”. Die Bank verborgt das Geld dann an andere und man bekommt dafür Zinsen.
Das stimmt leider so nicht: Das moderne Geldsystem funktioniert so, daß die Bank bei jedem Kredit den sie vergibt neues Geld schöpfen muss.
Banken verborgen keine Einlagen, es ist unmöglich für sie das zu tun.

Schauen wir uns noch einmal eine Bankbilanz an, nachdem Kunde A 100 auf die Bank getragen hat und auf sein Konto eingezahlt hat.

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Guthaben bei Zentralbank 150 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 150 Summe Passiva 150

Nun möchte Kunde B sich einen Kredit über 100 aufnehmen:
Die Bank muß dafür in Ihre Bilanz den Kreditvertrag auf die Aktiv-Seite stellen. Sofern sich der Kunde den Kredit nicht in bar auszahlen lässt (was selten der Fall ist – das wäre in dem Fall dann ein Aktiv-Tausch: Guthaben bei Zentralbank – Bargeld ist Zentralbankgeld – gegen Kreditvertrag, muss sie ihm also auf der Passiv-Seite ein Guthaben einrichten.
Nachher sieht die Bilanz so aus:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 100 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 150 Guthaben auf Konto Kunde B 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 250 Summe Passiva 250

Wie im ersten Teil beschrieben sehen wir hier wieder ein klassisches Beispiel von Geldschöpfung. Es ist der Bank gar nicht anders möglich Geld zu verborgen, als es zu “erschaffen”. Die Einlagen von Kunde A werden  jedenfalls nicht angetastet und die Zentralbankreserven auch nicht.
Wenn Kunde A also sein Geld einfach auf dem Konto liegen lässt, dann ist es im Kreislauf nicht vorhanden.

Wenn man sich die Entwicklung der Geldmenge M1 des US-Dollars ansieht (M1 heisst das Geldmengen-aggregat aus Bargeld und Sichteinlagen – Giro-Konten mit Tagesgeld) und mit den Einlagen bei der Bank of America (einer der größten Banken der Welt) vergleicht ist dieser Zusammenhang deutlich zu erkennen.

Die Geldmenge M1 des US-Dollars
Die Geldmenge M1 des US-Dollars

 

Die Sichteinlagen bei er weltgrößten Bank, der Bank of America
Die Sichteinlagen bei einer der weltgrößten  Banken, der Bank of America

Auf einigen Internet-Seiten zur Geldschöpfung wird behauptet, daß das Vorhandensein von Zinsen für den starken – fast exponentiellen – Anstieg der Geldmenge verantwortlich ist, da ja Geld aus dem Nichts geschaffen wird, dafür aber Zinsen anfallen.
Das Geld für die Zinsen – so wird erklärt – wird aber NICHT gleich mit geschöpft. So müssen immer mehr Kredite aufgenommen werden, also immer neues Geld geschöpft werden, damit diese Zinsen bezahlt werden können. Also sind die Banken die Gewinner in dem System, da ihnen diese Zinsen ja zu Gute kommen.
Leider kann ich diese Argumentation nicht ganz nachvollziehen: Wenn dem so wäre, müssten die Banken ja in Eigenkapital regelrecht ersticken. Wahr ist viel mehr, daß die Bank ja auch für die Einlagen Zinsen bezahlen muss – also nur die Zinsdifferenz aus Krediten und Einlagen ein nimmt. Von diesen Einnahmen müssen sie aber den laufenden Betrieb bezahlen, Gehälter, Mieten, etc. Außerdem müssen sie Rücklagen für Kreditausfälle bilden.
Alleine durch die Bezahlung des laufenden Betriebes kommt von den Banken wieder Geld im Umlauf, welches für die Bezahlung der Zinsen “genutzt” werden kann – es muss also nicht zusätzlich geschöpft werden.
Die wäre Ursache für das Wachstum der Geldmenge ist also eine zu geringe Umlaufgeschwindigkeit.

Die Quantitätsgleichung:

Um diesen Zusammenhang zu erklären, wird oft die Quantitätsgleichung hergenommen. Sie lautet folgendermaßen:

Geldmenge mal Umlaufgeschwindigkeit = Preisniveau mal Anzahl der Transaktionen

Die rechte Seite der Gleichung beschreibt im Prinzip unsere Wirtschaftsleistung, also das BIP (in dem Fall auch nominales BIP genannt, da es hier nicht inflationsbereinigt ist). Am Preisniveau kann man die Inflation ablesen. Wenn die Geldmenge und die Umlaufgeschwindigkeit also konstant wären und auch konstant viele Güter verkauft werden, wäre das Preisniveau auch stabil.
Erhöht sich aber die Anzahl der Güter (z.B. bei Wirtschaftswachstum) und die Geldmenge sowie die Umlaufgeschwindigkeit bleiben statisch, führt das zu einem Preisverfall, also zu Deflation. Umgekehrt führt eine zu große Geldmenge bzw. Umlaufgeschwindigkeit zu Inflation.

In den letzten Jahren hat sich also die Geldmenge durch Zentralbankmaßnahmen (wie z.B. Zinssenkungen, oder das quantitative easing der FED) sehr stark erhöht – wie auch in dem Chart zu sehen ist. Diese Maßnahmen waren aufgrund der Finanzkrise erforderlich um eine Deflation zu verhindern. Die Umlaufgeschwindigkeit ist stark zurückgegangen. Jeder hat Angst vor Investitionen. Hätten die Zentralbanken nicht gegengesteuert, wäre ein Teufelskreis in Gang gekommen, der meiner kurzen Geschichte/Gedankenexperiment sehr ähnlich gewesen wäre.

Unser Geldsystem erlaubt es also, daß die Geldmenge mit der Wirtschaft mitwachsen kann. Bei einer Goldwährung wäre das z.B. nicht möglich.

In Aktien Investieren für Anfänger Teil 5 – Aktien als Altersvorsorge

Heute geht es weiter mit der Anfänger-Serie. Eine Frage die mir immer wieder gestellt wird, ist, ob Aktien überhaupt zur Altersvorsorge geeignet sind, da ja die Kursschwankungen sehr stark sein können und man nie sicher sein kann wie viel man gerade haben wird, wenn man sich sein Erspartes im Alter Auszahlen lassen möchte.
An diese Fragestellung anknüpfend kommt dann oft die Frage, ob man denn nicht sowieso schon zu alt sei für derart riskante Investments.

Obwohl ich  – wie der aufmerksame Leser sicher schon mitbekommen hat – kein Freund davon bin in einen Index zu investieren, habe ich als Beispiel für die Performance eines europäischen Aktienmarktes  den DAX, den deutschen Aktienindex hergenommen.
Ich habe mich deshalb für den DAX entschieden, da es sich hierbei um einen Performance-Index handelt, d.h. er enthält auch die Dividendenzahlungen der Unternehmen. Bei der Index-Berechnung werden diese Dividenden wieder in Aktien des ausschüttenden Unternehmens reinvestiert. Ein Kursindex wie z.B. der ATX enthält keine Dividenden – es bildet nur die Preisentwicklung der enthaltenen Aktien ab ohne Dividenden. Ein Kursinex enthält deshalb immer nur die halbe Wahrheit.
Generell ist ein Index als Gradmaß für den Aktienmarkt eines Landes gedacht und enthält deshalb meistens die größten Unternehmen – ungeachtet dessen ob es sich auch um fundemental “gute” Unternehmen handelt – und hier sind wir beim Hauptgrund wieso ich nicht empfehle in einen Index zu investieren. Ich bin eher für stockpicking.

Wir nehmen ihn heute aber dennoch als Maßstab für den Aktienmarkt.
Zuerst einmal 2 Charts von der Entwicklung des DAX:

Der deutsche Aktienindex von 1960 bis heute
Der deutsche Aktienindex von 1960 bis heute

Deutlich zu erkennen ist die starke Volatilität in Crash-Phasen wie z.b. zwischen 2000 und 2003 sowie 2007 bis 2009.
Was nicht zu erkennen ist, zeige ich im nächsten Chart:

Der deutsche Aktienindex von 1960 - 1970
Der deutsche Aktienindex von 1960 – 1970

Zwischen 1960 und 1970 hat es ebenfalls 2 starke Einbrüche gegeben. Der Index hat sich dabei beinahe halbiert. Im oberen Chart sind diese Einbrüche aber nur noch als kleine Wellen zu erkennen – kaum wahrnehmbar.

An diesen Beispielen ist bereits deutlich zu erkennen, dass Volatilität (=Schwankungen) im kurzfristigen Zeitraum eine wesentlich größere Rolle spielen, als wenn man einen längeren Zeitraum betrachtet.

Möglicherweise werden auch die Einbrüche durch die Crashs im Jahr 2000 und 2008 in 30 Jahren auf den Charts kaum noch zu erkennen sein.Daraus lässt sich folgender Schluß ziehen:

Je langfristiger man bei seinen Investitionen denkt umso geringer ist das Risiko.

Das entspricht auch dem Spruch vom berühmten Börse-Spekulanten Andrè Kostolany: “Kaufe Dir irgendwelche Aktien und lege Dich 20 Jahre schlafen. Wenn Du aufwachst hast zu ziemlich sicher gute Gewinne”

Um das zu verdeutlichen und noch bildlicher zu veranschaulichen habe ich folgende Tabelle erstellt:

 Rendite pro Jahr in Prozent bei Kauf des DAX im Jahr 1960 – 2010

Haltedauer
in Jahren
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
1 29,70% -30,96% -24,73% 23,78% -0,63% 72,42% -13,03% 38,93% -23,56% 53,72% -2,48%
3 2,01% 4,79% -14,28% 11,83% 16,19% 16,92% 7,70% 34,00% -16,25% 3,88% 16,45%
5 0,43% -1,67% -2,19% 3,18% 22,59% 10,98% 4,50% 25,35% -4,34% 10,01% 9,82%
10 0,71% 1,55% -2,65% 12,76% 10,98% 10,53% 13,49% 10,03% 0,24% 8,45%
15 2,08% -0,03% 5,31% 8,50% 10,68% 14,62% 7,55% 8,34% 2,42%
20 0,76% 5,34% 4,07% 8,90% 13,70% 9,82% 6,92% 7,98%
25 4,90% 4,34% 5,25% 11,63% 10,05% 8,85% 6,92%
30 4,14% 5,28% 8,06% 8,97% 9,20% 8,52%
35 4,97% 7,68% 6,34% 8,40% 8,87%
40 7,10% 6,23% 6,18% 8,21%
45 5,88% 6,09% 6,26%
50 5,80% 6,18%
55 5,90%

 

Die Tabelle zeigt, was passiert wäre, hätte man im Zeitraum 1960 – 2010 (in 5 Jahres Schritten) begonnen in den DAX zu investieren.
In den einzelnen Zeilen ist die Rendite pro Jahr (auf den gesamten Investitionszeitraum bezogen) aufgetragen bei einer Haltedauer von 1 – 55 Jahren. (Die 55 Jahre gehen sich natürlich nur aus wenn man bereits 1960 begonnen hat)

Man sieht bereits auf den ersten Blick, daß bei einer Haltedauer von einem Jahr (erste Zeile) die Renditen sehr stark schwanken. Es ist also vom Glück abhängig ob man große Gewinne oder große Verluste macht. Die Renditen schwanken von -30,96% wenn man 1965 eingestiegen ist bis zu +72,42% bei einem Einstieg 1985.
Alles andere also als eine sichere Altersvorsorge – und der Hauptgrund wieso die meisten Leute die sich nicht eindringlicher damit beschäftigen Aktien als Teufelszeug verachten.

Je länger die Haltedauer aber wird, umso mehr glätten sich die Schwankungen. Das Selbe was wir im Chart auch schon gesehen haben ist hier sehr anschaulich zu erkennen: Bei einer Haltedauer von 10 Jahren bereits sind fast alle Renditen positiv. Einzig jemand, der 1970 eingestiegen ist hat in dem Beispiel noch eine negative Performance.
Bei 20 Jahren Haltedauer sind alle positiv unterwegs und die durchschnittliche Rendite liegt immerhin bei 7,2% p.a.

Mit diesem Wissen lassen sich die anfangs gestellten Fragen leicht beantworten: Wenn man 20 Jahre oder mehr Zeit hat für seine Altersvorsorge zu sparen, kann man getrost einen sehr hohen Aktienanteil in diese einbeziehen. Man wird wohl nirgends anders eine ähnlich gute Performance erzielen. Von Lebensversicherungen und Sparbüchern, etc. ganz zu schweigen – da muss man heute schon froh sein, wenn man 2% p.a. erreicht.

Wenn man sein Geld aber in den nächsten 5-10 Jahren wieder benötigt, sollte man den Aktienanteil entsprechend geringer halten.
Selbiges gilt natürlich auch für alle anderen Anlageformen die vermeindlich als “sicher” gelten. Auch eine Immobilie kann z.B. starken Schwankungen unterliegen – nur daß man diese nicht tag-täglich im Internet auf diversen Seiten nachschauen und sich verrückt machen kann. Außerdem würde man die Immobilie wohl kaum panikartig verkaufen, nur weil z.B. der Nachbar gerade sein Haus zum Schnäpchenpreis veräußert hat – so entstehen aber Aktienkurse: Wenn jemand anders etwas billig verkauft gibt es einen niedrigen Kurs.
Genau den Fehler machen aber viele Leute die neu im Aktienmarkt sind: Täglich vor dem Bildschirm die Kurse kontrollieren und kaum gibt es einen Kursrutsch wird panikartig verkauft und das “Zeug” nie wieder angegriffen
Viele Anfänger sind auch gierig und glauben mit Aktien schnell reich werden zu können. Wie man in der Tabelle sieht können einige davon Glück haben und auch kurzfristig sehr große Gewinne machen, andere dafür aber herbe Verluste einfahren.

Was Aktien also für Anfänger so schwierig macht ist meiner Ansicht nach auch ein sehr großer Vorteil – wenn man ihn so sieht: Es ist ein extrem liquider Markt und es gibt sekündlich online Kurs-Updates.
Dafür kann man Aktien auch sekündlich kaufen und verkaufen – man muß nicht wie bei einer Immobilie möglicherweise Jahre auf einen Käufer warten.
Das ist allerdings nur dann ein Vorteil wenn man damit umgehen kann ohne die Nerven zu verlieren.

Als Fazit würde ich deshalb sagen: Aktien gehören in jede Altersvorsorge – und wenn man noch 20 Jahre oder mehr Zeit hat, dann würde ich den Aktienanteil sogar auf 100% festsetzen. Wenn man 5 – 10 Jahre hat, dann eher auf 30% – 50% und bei weniger als 5 Jahren Veranlagungshorizont würde ich es ganz bleiben lassen bzw. nur soviel investieren wie man auch als Verlust verkraften kann.

Und das Wichtigste ist natürlich, daß man sich seine Investments gut aussucht, damit man an sie glauben kann auch wenn es einmal stark abwärts geht  – und das wird passieren und es wird schlimmer werden als jemals zuvor. Noch bei jedem Crash und bei jeder Krise mußten wir diese Erfahrung machen. Nach der Krise kommt aber die Erholung und robuste Unternehmen meistern jede Krise.

Also keinen Index kaufen wo man nicht weiß was drinnen ist bzw. der auch ständig seine Zusammenstellung ändert sondern 10 – 20 Einzelfirmen die man sich genau ansieht.
Deshalb frei nach Warren Buffett: “Kaufe billig, verkaufe nie!”

In Aktien investieren für Anfänger Teil 4 – die DCF-Methode zur Unternehmensbewertung am Beispiel von Apple

Heute stelle ich eine verbreitete und sehr ausführliche Möglichkeit der Bewertung von Unternehmen vor. Es geht um die sogenannte “discounted Cashflow” Methode zur Berechnung vom Unternehmenswert. Ich habe den Artikel zwar in die Anfänger-Serie gestellt – es ist vielleicht doch nicht so einfach für einen Anfänger alles zu verstehen. Aber es ist eine schöne Methode, um festzustellen ob eine Marktbewertung  aufgrund anderer Kennzahlen wie KGV, KBV, etc realistisch ist – quasi eine zusätzliche Überprüfung die  – zugegeben – relativ aufwendig ist.
Aber es ist nicht ganz so kompliziert wie es auf den ersten Blick wirkt.

Diese Methode geht von folgenden Annahmen aus:

1) Der freie Cashflow gibt die beste Aussage darüber, wie viel Geld einem Unternehmen tatsächlich zur Verfügung steht bzw. wie viel es tatsächlich Jahr für Jahr zur Verfügung hat z.B. für Dividendenausschüttungen.
Abschreibungen z.B. verfälschen die Cash-Situation oft sehr stark. Hohe Investitionen die auf lange Zeit abgeschrieben werden natürlich ebenfalls. (Das Geld muss ja zum Zeitpunkt der Investition auf einmal aufgebracht werden – auch wenn es sich am Ergebnis nicht sofort, sondern erst im Laufe der Jahre durch die Abschreibung niederschlägt)
Es ist außerdem extrem schwierig den Cashflow mit Bilanztricks zu manipulieren, da die meisten Bilanztricks sich über Aufwertungen etc. abspielen die bei der Cashflow-Berechnung herausgerechnet werden.
Den Cashflow berechnet man also indem man aus dem Ergebnis alle nicht-cash-wirksamen Posten herausre chnet:

EGT (Netto-Ergebnis)
+ Abschreibungen bzw. minus Aufwertungen
+ Erhöhung bzw . minus Rückgang bei Rückstellungen
− Erträge/+ Verluste aus Anlagenabgang
+ Verminderung  der Forderungen bzw. minus Erhöhung
+ Erhöhung  der Verbindlichkeiten bzw. minus Verminderung
=  Operativer Cashflow
+ Umsatz aus Verkauf von Anlagen (Investitionen)
− neu angeschaffte Anlagen (Desinvestitionen)
= Free Cashflow

Man muß das allerdings nicht unbedingt selbst ausrechnen- laut US-GAAP und IFRS sind die Unternehmen sowieso verpflichtet in ihrem Geschäftsbericht auch eine Cashflow-Rechnung zu veröffentlichen. Diverse Finanz-Websites (auch http://finance.google.com) haben diese Cashflow-Rechnungen online.
Wichtig ist, daß man versteht wie der Cashflow zustande kommt.

2) Der Markt erwartet einen bestimmten Ertrag, abhängig vom Risiko. Es erscheint logisch, daß man sich für ein höheres Risiko auch einen höheren Ertrag erwarten kann.  So geht die Portfoliotheorie mit dem CAPM (Capital Asset Pricing Model) davon aus, daß sich die Ertragserwartungen des Marktes durch die Volatilität (Schwankungsbreite) der Aktienkurse berechnen lässt.
Die Methode hier genau vorzustellen sprengt diesen Artikel – darüber muss ich einmal einen eigenen Beitrag schreiben.
Nur soviel als Beispiel: Der – aufgrund der Volatilität berechnete – erwartete Marktertrag für den US-Aktienmarkt ist derzeit etwa 9,61%

3) Das Risiko unterscheidet sich von Unternehmen zu Unternehmen. Der Beta-Faktor gibt das Risiko-Verhältnis zum Gesamtmarkt an. Gemessen am erwarteten Gesamtmarktertrag  hat also jedes Unternehmen einen Risikofaktor (“Beta” genannt)
Dieses Beta gibt an, wie stark das Risiko eines einzelnen Unternehmens gemessen am Gesamtmarkt ist. Der Gesamtmarkt (also z.B. der US-Aktienmarkt) hat also ein Beta von 1. Ist das Beta eines Unternehmens größer als 1 so wird eine Investition in dieses Unternehmen vom Markt als riskanter eingeschätzt, als eine Investition in den Gesamtmarkt. Damit steigen auch die Ertragserwartungen um diesen Faktor. Umgekehrt bei einem Beta weniger als 1 wo das Risiko geringer gesehen wird als beim Gesamtmarkt. Das Beta errechnet sich ebenfalls aus der Volatilität einer Aktie gemessen am Gesamtmarkt. Die Portfoliotheorie setzt also Volatilität mit Risiko gleich. Details über Sinn und Unsinn dieser Methode werde ich ebenfalls in einem Beitrag über dieses Thema diskutieren.
Der erwartete Ertrag eines Unternehmens, gleichzusetzen mit den Eigenkapitalkosten, errechnet sich also in dem man den erwarteten Gesamtertrag mit dem Beta multipliziert:
Eigenkapitalkosten = erwarteter Marktertrag * Beta

4) Die zukünftigen Cashflows eines Unternehmens werden um den erwarteten Ertrag abgezinst und aufsummiert.
Wie schon öfters erwähnt ist ein Geldfluß in der Zukunft natürlich weniger wert als einer heute.
Beispiel: Der erwartete Ertrag einer Investition ist 5%. Wenn man heute 1000 EUR hat, könnte man die also zu 5% anlegen und hätte in einem Jahr 1050 EUR. Bekommt man aber die 1000 EUR erst in einem Jahr, so sind sie heute natürlich weniger wert.
Um herauszufinden wie viel diese 1000 EUR, die man in einem Jahr bekommt, heute wert sind, muss man ihren Barwert berechnen.
Der Barwert sagt aus, wie viel man heute zu einem bestimmten Zinssatz anlegen müsste um einen bekannten Betrag in der Zukunft zu erhalten.
In unserem Beispiel möchten wir also wissen, wieviel wir für 5% anlegen müssen um EUR 1000 in einem Jahr zu erhalten. Dann haben wir den Barwert von EUR 1000 “in einem Jahr” bei 5% Abzinsung.  Um ihr zu ermitteln dividieren wir einfach die 1000 durch 1,05 (1 + Prozent/100)  und erhalten 952,38.
Die Formel für den Barwert lautet also:

 Barwert = Endkapital / (1 + Verzinsung/100) ^ Anzahl Jahre

(Das “^” steht für das potenzieren, also mit sich selbst multiplizieren so oft wie die Anzahl der Jahre in Zukunft ausmacht.)

Wenn man nun also Annahmen über die zukünftige Entwicklung der Cashflows anstellt, kann man diese für mehrere Jahre ausrechnen und einzeln den Barwert ermitteln.
Die Summe dieser Barwerte ist dann der erste Teil des Unternehmenswertes nach der DCF-Methode.

5) Die über die Vorschauperiode hinausgehenden Cashflows werden im Residualwert zusammengefasst.
Da man nicht in alle Zukunft Cashflows planen kann, muss man ab Aeinem bestimmten Zeitpunkt stätige Cashflows in alle Zukunft annehmen. Der Barwert dieser Cashflows heißt “Residualwert“.
Ein Beispiel zur Erläuterung. Wir haben z.B. für 10 Jahre die Cashflows geplant und die Barwerte für die nächsten 10 Jahre berechnet und aufaddiert. Im elften Jahr nehmen wir einen stetigen Cashflow von EUR 1000,-/Jahr an.
Wieviel ist dieser Cashflow heute wert, wenn wir von einer Verzinsung von 5% ausgehen?
Wieviel Geld müsste man heute zu einem Zinssatz von 5% anlegen, damit man in 10 Jahren jedes Jahr EUR 1000 ausgezahlt bekommt – bis in alle Ewigkeit?
Dazu müssen wir zuerst einmal ausrechnen wieviel Geld wir HEUTE anlegen müssen, damit wir Jahr für Jahr EUR 1000 Zinsen bekommen bei einem Zinssatz von 5%.
Das ist relativ einfach: Cashflow / (Zinssatz / 100)
In unserem Beispiel also 1000 / ( 5 /100) = 1000 / 0,05 = 20.000
Wenn man also heute EUR 20.000 zu 5% anlegt, bekommt man Jahr für Jahr EUR 1000 Zinsen ausbezahlt.
Jetzt müssen wir nur noch den Barwert dieser EUR 20.000 am Ende der Vorschauperiode (z.B. in 10 Jahren) ausrechnen und haben den Residualwert – also wieviel müssen wir heute anlegen um bei 5% in 10 Jahren EUR 20.000 zu haben. Die Formel kennen wir schon:
Barwert = 20.000 / (1 + 5/100) ^ 10 = 12.278,27

6) Das Unternehmenswert nach DCF = Summe der Barwerte der Vorschauperiode + Residualwert
So einfach ist das also. Klingt auf den ersten Blick kompliziert, ist aber bei genauer Betrachtung sehr einfach.

7) Es gibt 2 Methoden diese Berechnung durchzuführen. Entweder man bezieht das Fremdkapital eines Unternehmens mit ein und berechnet den gesamten Unternehmenswert inkl. Fremdkapital – das nennt man “Entity-Approach” – oder man berechnet nur den Wert des Eigenkapitals, dafür muss man vom Cashflow noch die Fremdkapitalkosten (Zinsen für Fremdkapital) abziehen. Dieses Verfahren nennt man “Equity-Approach“. Da eine Aktie einen Anteil am Eigenkapital eines Unternehmens repräsentiert, verwende ich vorallem diese Methode.

Und nun ein Beispiel:

Ich habe als Beispiel Apple hergenommen.
Hier zuerst einmal ein Blick auf die Cashflows der Jahre 2006 – 2013 sowie die von Analysten (laut Bloomberg) geschätzten Jahre 2014 und 2015.
Uns interessiert nur der Free Cashflow, da wir den Equity-Approach rechnen möchten. Der CF + Kapitalkosten wäre notwendig für den Entity-Approach.
Interessant sind die Zuwachsraten – aufgrund derer müssen wir Schätzungen für die Zukunft abgeben.
Man erkennt ein deutliches Wachstum bis 2013 (über 60% p.a. im Schnitt(!) ) – ab dann wird von Analysten eine Abflachung erwartet. (Die kennen Apple wohl nicht 😉 Aber gehen wir einmal davon aus, daß sie recht haben und das Wachstum ab 2014 nur noch 1% pro Jahr betragen wird.

APPLE INC 2015 2014 2013 2012 2010 2009 2008 2007 2006
Free Cashflow 46.098,90 45.581,59 45.501,00 42.561,00 16.590,00 9.015,00 8.505,00 4.735,00 1.563,00
CF + Kapitalkosten N/A N/A 45.601,43 42.561,00 16.590,00 9.015,00 8.505,00 4.735,00 1.563,00
Kapitalkosten N/A N/A 100,43 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00
Zuwachs 1,13% 0,18% 6,91% 156,55% 84,03% 6,00% 79,62% 202,94%

Die Angaben in den Tabellen sind immer in Mio USD

Was wir noch benötigen für die Berechnung der Barwerte sind die Eigenkapitalkosten die sich wie in Punkt 3 erwähnt aus dem erwarteten Marktertrag (in den USA sind das derzeit 9,61%) multipliziert mit dem Beta von Apple (das ist derzeit 0,91).
Wir erhalten Eigenkapitalkosten von 8,98% – das ist auch gleichzeitig der Zinssatz mit dem wir alle Cashflows “diskontieren” werden.

Wir kommen also unter der Annahme eines Cashflow-Zuwachses von 1% p.a. zu folgender Berechnung:

DCF-Rechnung 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024
Plan-Cashflow 45’581.59 46’037.41 46’497.78 46’962.76 47’432.39 47’906.71 48’385.78 48’869.64 49’358.33 49’851.91 50’350.43
geplanter Zuwachs 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00%
Abzinsungsfaktor 1.00 0.92 0.84 0.77 0.71 0.65 0.60 0.55 0.50 0.46 0.42
Barwert Cashflow 45’581.59 42’242.00 39’147.09 36’278.93 33’620.92 31’157.64 28’874.84 26’759.29 24’798.74 22’981.83 21’298.04

Man sieht hier die geplanten Cashflows der nächsten 10 Jahre, sowie deren Barwert. Ich bin noch den Umweg des Abzinsungsfaktors gegangen, wo ich einfach den Barwert von USD 1 ausgerechnet habe und dann den Plan-Cashflow damit multipliziert habe.

Dazu addieren wir noch den Residualwert, den wir aus dem Cashflow von 2024 errechnen – wie in Punkt 5 erwähnt.

Summe Barwerte 352’740.91
Residualwert 237’042.38
Unternehmenswert 589’783.28
Marktkapitalisierung 610’762.43

 

Wir erhalten also einen Unternehmenswert von USD 589.783 Mio USD, der einer derzeitigen Bewertung (Marktkapitalisierung) von USD 610.762,43 gegenübersteht.

Hier sieht man, daß die Erwartungen des Marktes ganz in der Nähe des Ergebnisses unserer Rechnung liegen (nur etwa 3,4% darüber) d.h. der Markt erwartet bei Apple ein ähnliches Wachstum wie die Analysten (1% p.a. beim Cashflow). Sollte z.B. die Apple Watch einschlagen könnte Apple da noch positiv überraschen – aber das ist nicht Thema dieses Artikels.
Ich möchte jedenfalls in Zukunft öfters auf diese Methode zurückgreifen beim Bewerten von Unternehmen, da es eine zusätzliche Absicherung ist die wichtig ist damit man von seinen Investitionen auch überzeugt ist.
Deshalb werde ich auch weitere Beispiele bringen und ich hoffe, ich schaffe es auch interaktive Tabellen zur Verfügung zu stellen, wo jeder selbst seine Wachstumsprognosen eintragen kann und sieht was herauskommt.

Wie entsteht Geld? Und wie funktioniert unser Banken-System? – Teil 1

Heute möchte ich gerne erklären wie Geld entsteht und was Geld eigentlich ist.
Wir alles verwenden es täglich zum Bezahlen, wir sind froh wenn wir genug davon haben – aber kaum jemand hat eine Ahnung über den Ursprung des Geldes. Wo kommt das Geld eigentlich her, welches wir in unserer Brieftasche und am Bankkonto haben? Viele denken, die europäische Zentralbank bringt unseren Euro  in Umlauf. Das ist aber nicht richtig. Die ganz normalen Geschäftsbanken erschaffen das Geld im heutigen System.

Ich bemühe mich es so zu erklären, daß es für jeden verständlich ist. Es ist sehr wichtig diesen Prozeß zu verstehen, da natürlich das Verständnis des Geldsystems für viele wirtschaftlichen Überlegungen essenziell ist.
Man findet im Internet zahlreiche Seiten die die Geldschöpfung beschreiben – leider verstricken sich viele davon in unnötigen Verschwörungstheorien. Ich versuche deshalb alles möglichst sachlich zu erklären.

Ich versuche den Prozeß der “Gelderschaffung” bzw. “Geldschöpfung” wie er meist genannt wird, anhand von vereinfachten Bank-Bilanzen zu erklären. Einfache Kenntnisse im Lesen von Bilanzen setze ich voraus, versuche es aber dennoch so einfach zu halten und zu erklären, dass man kein Bilanzbuchhalter sein muss um es zu verstehen.

Nehmen wir also einmal eine Bankbilanz her, wie sie aussieht bevor neues Geld entsteht:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 100 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 200 Summe Passiva 200

Wie wir wissen, steht bei einer Bilanz immer auf der Aktiv-Seite das Vermögen eines Unternehmens und auf der Passiv-Seite die Schulden und das Eigenkapital.
Vereinfacht gesagt: AKTIVA = Mittelverwendung, PASSIVA = Mittelherkunft.
Also sehen wir auf der Passiv-Seite wo das Geld herkommt, und auf der Aktiv-Seite wofür es verwendet wurde.

In dem oben genannten – stark vereinfachtem – Beispiel also hat eine Bank das Geld von 2 Kunden (Kunde A und Kunde B) bekommen. Diese Kunden haben auf ihrem Konto ein Guthaben von 100 (Kunde A) bzw. 50  Euro (Kunde B). Aus Sicht der Bank besteht eine Schuld gegenüber diesen Kunden.
Als Vermögenswerte hat die Bank Kreditverträge, die 100 wert sind und ein Guthaben bei der Zentralbank ebenfalls in Höhe von 100. Die Vermögenswerte sind also insgesamt 200 wert, die Schulden gegenüber Kunden nur 150. Die Differenz ist das Eigenkapital der Bank.

Wir werden jetzt Geld von seiner Geburt bis zum Tod begleiten:

Was passiert nun, wenn Geld entsteht?

Kunde C kommt zur Bank und möchte einen Kredit in Höhe von 100 aufnehmen. Nachdem die Bank entschieden hat, dass er über ausreichend Bonität verfügt bzw. ausreichend Sicherheiten bringen kann, gewährt sie ihm einen Kredit und schreibt ihm 100 auf seinem Konto gut.
Die Bilanz der Bank sieht nachher so aus:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 300 Summe Passiva 300

Kunde C hat also auf seinem Konto ein Guthaben von 100, die Bank schuldet ihm quasi diese 100.  Dieses Guthaben ist Geld, welches vorher nicht existiert hat und im Moment der Kreditgewährung durch die Bank geschaffen wurde.
Man spricht deshalb auch von “fiat-money” – lat. “Es werde Geld!”
Beim Anlagevermögen der Bank (Aktiva) sind 100 an Kreditverträgen dazugekommen, da ja der Kunde der Bank ebenfalls 100 schuldet die er irgendwann zurückzahlen muss.
Man sieht auch, daß sich beim Zentralbankguthaben nichts geändert hat, auch nicht beim Eigenkapital der Bank und bei den Einlagen der anderen Kunden.
Daraus ist deutlich zu erkennen, daß die Bank ohne Mitwirken der Zentralbank neues Geld erschaffen kann.
Geld entsteht durch die Vergabe eines neuen Kredites, und es werden dafür weder Zentralbank-Reserven noch die Guthaben der anderen Bankkunden angetastet. Das ist insofern interessant, da viele Leute glauben, die Bank verleiht das Geld welches sie am Konto haben an andere Kunden weiter. Das tut sie aber nicht wie wir an dem Beispiel sehen können.

Kunde C möchte mit dem Kredit ein Auto bezahlen welches er Kunde D bei Bank2 abkauft.

Was passiert, wenn Geld von einer Bank zur anderen transferiert wird?

Wenn Kunde C und Kunde D bei der selben Bank sind, ist die Sache ganz einfach. Die Bank muss nur beim Guthaben des einen Kunden 100 abziehen und beim anderen Kunden hinzufügen. An allen anderen Bilanzpositionen ändert sich nichts.
Etwas komplexer ist es, wenn Kunde C und Kunde D nicht bei der selben Bank ihr Konto haben. Dann funktioniert der Transfer meistens – aber nicht notwendigerweise – mit Hilfe der Zentralbank.

Hier die Bilanzen von den beiden Banken vor der Transaktion:

Bankbilanz Bank1
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 300 Summe Passiva 300
Bankbilanz Bank2
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 0 Guthaben auf Konto Kunde D 0
Guthaben bei Zentralbank 50 Eigenkapital 50
Summe Aktiva 50 Summe Passiva 50

Die Bank2 in diesem Beispiel hat gerade neu eröffnet mit einem Eigenkapital von 50, welches sie bei der Zentralbank “angelegt” hat und hat nur einen Kunden, Kunde D, der dort ein Konto eröffnet hat und noch keine Einzahlungen getätigt hat.

Nachdem Kunde C von Bank1 an Kunde D von Bank2 die Überweisung von 100 getätigt hat, sehen die Bilanzen der beiden Banken wie folgt aus:

Bankbilanz Bank1
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 0 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 0
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 200 Summe Passiva 200
Bankbilanz Bank2
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 0 Guthaben auf Konto Kunde D 100
Guthaben bei Zentralbank 150 Eigenkapital 50
Summe Aktiva 150 Summe Passiva 150

Die Bilanzsumme der Bank1 ist um 100 zurückgegangen. Sie hat kein Guthaben mehr bei der Zentralbank und “schuldet” Kunde C nichts mehr – er hat kein Guthaben mehr bei der Bank.
Bei Bank2 ist dafür die Bilanzsumme um 100 angewachsen. Das Zentralbankguthaben ist um 100 gestiegen, genauso aber die Schuld an Kunde D – welcher ein Guthaben von 100 auf seinem Konto hat.

Am Eigenkapital der beiden Banken ändert sich nichts, an den Einlagen der anderen Kunden ebenfalls nicht.
So sieht also eine Transaktion mit Hilfe der Zentralbank aus.

Banken können allerdings auch ohne Hilfe der Zentralbank Transaktionen untereinander verrechnen.
In unserem Beispiel würde die Bilanz der beiden Banken nach der Transaktion dann so aussehen:

Bankbilanz Bank1
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 0
Verbindlichkeit gegenüber Bank2 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 300 Summe Passiva 300
Bankbilanz Bank2
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 0 Guthaben auf Konto Kunde D 100
Guthaben bei Zentralbank 50 Eigenkapital 50
Guthaben bei Bank1 100
Summe Aktiva 150 Summe Passiva 150

In Diesem Fall gewährt Bank2 der Bank1 einen Kredit über die 100 die der Kunde C von Bank1 an Bank2 überweist. Man spricht in diesem Fall von Interbankengeld.
Ein Großteil der Transaktionen in einem funktionierenden Bankensystem basieren auf diesem Interbankengeld. Da sich viele Transaktionen ausgleichen – die meisten Banken haben zig-tausende Kunden die immer wieder Geld hin und her transferieren, muss nur die Differenz alles Transaktionen einmal täglich aufgerechnet werden. Wenn also z.B. von Bank1 insgesamt 1000 Kunden insgesamt 2 Mio an Bank2 überweisen und von Bank2 insgesamt 800 Kunden 1,8 Mio an Bank1 überweisen, so muss nur der Differenzbetrag von 0,2 Mio verrechnet werden.
Ein wichtiger Referenzzinssatz, der auch sehr bekannt ist und oft Basiszinssatz auch in Kreditverträgen etc. ist ist der EURIBOR (european interbanking offered rate). Der 3-Monats-EURIBOR ist also der Zinssatz zu dem eine Bank der anderen für 3 Monate Geld “borgt”.
Am Höhepunkt der Finanzkrise 2008/09 ist dieses Interbankengeschäft beinahe zum Erliegen gekommen, da sich die einzelnen Banken nicht mehr gegenseitig vertraut haben.

Wie verschwindet Geld wieder?

Wenn nun Kunde C, der sich bei seiner Bank 100 ausgeborgt hat, diese wieder zurückbezahlt, sieht die Bilanz der Bank so aus:

Kunde C überweist 100 auf die Bank, die ihm auf seinem Konto gutgeschrieben werden. Die Bilanz der Bank schaut dann so aus:

vor der Kredittilgung:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 300 Summe Passiva 300

nachher:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 100 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 0
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 200 Summe Passiva 200

Er möchte mit diesen 100 den Kredit tilgen. Infolge dessen verringern sich die Kreditverträge in den Aktiva der Bank um 100 und das Guthaben auf seinem Konto erlischt, da es ja zur Kredittilgung verwendet wurde.
Geld in Höhe von 100 ist also verschwunden.
Fazit: Geld verschwindet durch die Tilgung von Krediten, also durch die Rückzahlung von Schulden.

Über die Konsequenzen, Vorteile und Nachteile dieses Systems werde ich in Teil 2 schreiben, damit dieser Artikel nicht zu lange wird.

In Aktien Investieren für Anfänger – Teil 4 – Fragen und Antworten

Heute gibt es wieder einen neuen Teil zum Thema “Investieren für Anfänger”. Ich möchte gerne ein paar typische Anfänger-Fehler bzw. Fragen behandeln.
Deshalb habe ich den Artikel wie eine Frage/Antwort-Liste (FAQ) aufgebaut und werde diese immer wieder erweitern.


Frage: Mir wurde Aktie XY empfohlen, soll ich die kaufen?

Antwort: Man sollte niemals nur aufgrund einer Empfehlung eine Investitionsentscheidung treffen. Es geht immerhin um das selber hart verdiente Geld welches man anlegen möchte. Eine Empfehlung kann man als Anlass nehmen, sich das empfohlene Unternehmen genauer anzusehen und sich selbst eine Meinung zu bilden. Erst wenn man selbst überzeugt ist, daß es sich um ein gutes Unternehmen handelt, welches die eigenen Anforderungen erfüllt, sollte man ein Investment tätigen.
Kauft man aufgrund einer Empfehlung, ohne eigene Meinung über das Investment, ist Frust vorprogrammiert  – insbesondere Aussagen wie: “Du hast mir Aktie XY empfohlen, jetzt habe ich sie gekauft und sie ist so stark gefallen..”


Frage: Aktie XY ist in letzter Zeit so stark gefallen, soll ich die jetzt kaufen? Die muss ja wieder steigen.

Antwort: Die vergangene Kursentwicklung hat nichts mit der Zukunft zu tun. Es ist nicht möglich alleine von der vergangenen Entwicklung des Aktienkurses auf seine zukünftige zu schliessen. Auch wenn Charttechniker etwas anderes behaupten, empfehle ich nicht alleine aufgrund des Aktienkurses der Vergangenheit Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu ziehen.
Es ist wichtig sich die tatsächliche Entwicklung des Unternehmens anzusehen. Wie haben sich die Umsätze, Gewinne, andere Kennzahlen entwickelt? Ist neue Konkurrenz auf den Markt gekommen? Gibt es andere Probleme?
In einigen Fällen wird es tatsächlich so sein, daß ein Kursrückgang übertrieben war und das Unternehmen nach einem Kurssturz billig zu haben ist, in anderen Fällen aber droht ein weiterer Rückgang oder vielleicht sogar eine Pleite, was einen Totalausfall (Aktie wird wertlos) bedeuten kann.
Man darf also nie ausschließlich aufgrund der vergangenen Kursentwicklung eine investment-Entscheidung treffen!


Frage: Aktie AB kostet EUR 10 und Aktie XY kostet EUR 100, also ist Aktie AB viel billiger.

Antwort: Damit werde ich interessanterweise öfters konfrontiert. Viele Leute denken tatsächlich, man kann die Preise verschiedener Aktien direkt vergleichen. Es ist zwar richtig, daß man im oben genannten Fall für EUR 100 entweder 10 Aktien der Firma AB oder nur eine der Firma XY kaufen kann. Es ist aber nicht gesagt, daß deshalb die Firma XY teurer ist als AB. Wenn die Firma AB zehnmal so viele Aktien im Umlauf hat wie die Firma XY, dann wären sogar beide Unternehmen exakt gleich teuer.
Wichtig ist also, sich die Marktkapitalisierung anzusehen die man ganz einfach errechnet aus der Anzahl der ausgegebenen Aktien multipliziert mit ihrem Kurs. Nur wenn auch die Anzahl der umlaufenden Aktien mit beachtet wird können Aussagen über Marktpreisvergleiche zwischen Unternehmen getätigt werden (z.B. KGV, KBV, Gewinn pro Aktie, etc.)


Frage: Mein Bankberater hat mir einen Aktienfonds empfohlen. Soll ich den kaufen? Ich möchte nicht nicht mit Einzeltiteln beschäftigen.
Antwort: Ähnlich wie bei der ersten Frage gilt auch hier: Es geht um das eigene hart erarbeitete Geld, also sollte man auch wissen was damit passiert. Bei vielen gemanagten Fonds, die meistens auch selbst von den Banken aufgelegt werden die sie dann vertreiben, ist es fast nicht möglich nachzuvollziehen was sie genau investieren. Es ist also sprichwörtlich wirklich so, als ob man sein Geld beim Casino am Eingang abgibt und jemanden darum bittet ein paar Stunden damit zu spielen bevor man wieder kommt es abzuholen.
Dazu kommt noch, daß bei gemanagten Fonds die Gebühren recht hoch sind. Nicht selten sind es 2% pro Jahr und oft gibt es auch noch einen Ausgabeaufschlag von 5% oder gar noch mehr.
Das bedeutet, daß der Fonds zuerst einmal 5% erwirtschaften muss, bevor man auf Null ist und dann jedes Jahr 2% der eigentlichen Performance abgezogen werden müssen für Gebühren. (Irgendwie muß ja auch der Fondsmanager und der Verkaufsapparat dahinter finanziert werden.)
Ich rate deshalb dazu – wenn man schon in Fonds investieren möchte, da man sich nicht mit den einzelnen Unternehmen beschäftigen möchte – sogenannte ETFs (=”Exchange Traded Funds) zu nehmen. Diese ETFs bilden computergesteuert Indices nach. Es gibt sie für die wichtigsten Indices, aber auch für bestimmte Branchen (z.B. gibt es auch ETFs für Telekom-Unternehmen, Energieversorger, Konsumgüterhersteller, usw. usw.)
Ein ETF hat meistens extrem geringe Gebühren (typischerweise 0,15% – 0,2% pro Jahr) und kann täglich auf den Börsen gehandelt werden – selbstverständlich ohne Ausgabeaufschläge.
Es ist auch noch nicht bewiesen, daß gemanagte Fonds langfristig ETFs in der Performance schlagen können – auch wenn der Bankberater wahrscheinlich etwas anderes behauptet 😉

In Aktien investieren für Anfänger – Teil 3 (Bewertung, Beispiele)

Wieder gibt es nach einer Unterbrechung einen neuen Artikel, an dem ich sehr lange gearbeitet habe.

Anhand von Beispielen werde ich jetzt erklären wie man herausfindet, ob eine Firma teuer oder günstig ist.

Ich habe ja im Teil 1 bereits erklärt nach welchen Kategorien man seine Investments aussuchen sollte.
Die wichtigsten Soft-Facts waren Marktposition, Ertragskraft und Wachstumschancen.

Nun habe ich einige Beispiele für konservative, starke Unternehmen, die wir betrachten werden. Ich habe die Konsumgüter-Sparte ausgewählt, da diese Firmen für einen Anfänger am leichtesten verständlich sind und wir alle täglich mit deren Produkten zu tun haben.

Zuerst einmal ein paar kurze Steckbriefe der Unternehmen – hier in der Reihenfolge nach Unternehemsgröße (Marktkapitalisierung) sortiert:

Johnson & Johnson (Ticker: JNJ)
Dieses Unternehmen wurde 1886 in den USA gegründet und hat heute über 130.000 Mitarbeiter. Es ist vor allem bekannt für Artikel im Hygiene-Bereich, ist aber auch in der Pharma-Industrie tätig.
Bekannte Marken sind: bebe, carefree, o.b., Listerine, Penaten, Piz Buin

Nestle (Ticker: NESN)
Nestle ist der weltgrößte Nahrumgsmittelkonzern und wurde 1866 in der Schweiz gegründet. Es ist heute das größte Unternehmen der Schweiz mit ca. 330.000 Mitarbeitern. Nestle hält weit über 100 Marken und ist in jedem Supermarkt omnipräsent.
Beispiele für bekannte Marken sind: Nespresso, Dolce Gusto, Nescafe, Nesquick, Maggi, Alete, Kit Kat, Smarties, Schiller Mövenpick, und viele andere..

Procter & Gamble (Ticker: PG)
Dieses Unternehmen wurde 1837 in den USA gegründet und hat heute etwa 126.000 Mitarbeiter.
Auch die Produkte von P&G kennt fast jeder – unter anderem sind das: Ariel, Blendax, Zewa, Dash, Fairy, Duracell, Gillette, Meister Proper, Pantene, Wick und mehr..

The Coca Cola Company (Ticker: KO)
Der Softdrink-Gigant wurde 1892 von einem ehemaligen Apotheker in den USA gegründet und hat heute 140.000 Mitarbeiter. Zu den bekanntesten Produkten gehören: Coca Cola, Fanta, Sprite, Cappy, Apollinaris und Bonaqua

Anheuser-Busch Inbev (Ticker: ABI)
Die größte Brauereigruppe der Welt mit über 150.000 Mitarbeitern ging 2008 aus der Übernahme der amerikanischen Brauerei Anheuser-Bush (“Budweiser”) durch die belgisch-brasilianische InBev hervor. Sie repräsentiert unter anderem Folgende Brands: Budweiser, Corona, Becks, Löwenbräu (insgesamt über 200 Marken)

Unilever (Ticker: UNA)
Unilever wurde 1929 in den Niederlanden gegründet und ist heute mit 174.000 Mitarbeitern eines der größten Unternehmen der Welt im Bereich Verbrauchsgüter.
Bekannte Marken: Becel, Knorr, Iglo & Eskimo (in Deutschland: Langnese), Lipton, Pfanni, Coral, OMO, Axe, Dove, Rexona, mentadent)

L’Oreal (Ticker: OR)
Der größte Kosmetik-Produzent der Welt wurde 1909 in Frankreich gegründet und beschäftigt heute etwa 73.000 Mitarbeiter.
Zu den angebotenen Marken gehören: Lancome, YvesSaintLaurent, Garnier, Maybelline, Vichy, The Body Shop

Kimberly-Clark (Ticker: KMB)
1872 in den USA gegründet hat das auf Hygieneartikel fokussierte Unternehmen heute etwa 56.000 Mitarbeiter und repräsentiert folgende Produktmarken: Kleenex, Hakle, Scott

Reckitt Benckiser (Ticker: RB)
Mit Schwerpunkt auf Reinigungsprodukte beschäftigt dieses Unternehmen mit Sitz im vereinigten Königreich ca. 36.000 Mitarbeiter. Die Gründungsgeschichte geht bis 1814 zurück als das Unternehmen Reckitt & Colman entstand. Durch Fusion mit dem niederländischen Benckiser NV entstand 1999 das heutige Unternehmen.
Marken sind unter anderem: Air Wick, Calgon, Cillit Bang, Durex, Kukident, Vanish

Danone (Ticker: BN)
1919 in Frankreich gegründet beschäftigt der Lebensmittelkonzern heute etwa 102.000 Mitarbeiter.
Produkte sind unter anderem: Actimel, Activia, Fruchtzwerge, Evian, Milupa

Kellogg (Ticker: K)
1906 in den USA gegründet arbeiten heute ca. 30.000 Beschäftigte bei diesem Unternehmen. Es ist weltweit der größte Hersteller von Getreideprodukten insbesondere Frühstücksflocken.
Zu den Marken dieses Unternehmens gehören: Corn Flakes, Krispies, Frosties und seit kurzem auch Pringles

Ich denke diese Unternehmen decken einen Großteil der Supermarkt-Regale mit ihren Produkten ab – auch bei Diskonten wie Lidl und Aldi (Hofer) tauchen immer mehr von diesen Marken auf.

Es handelt sich also durchwegs um solide Unternehmen, die durch starke Marken einen gewissen Schutz vor Konkurrenz und auch vor Inflation bieten. (Siehe erster Beitrag zu diesem Thema). Es ist auch eine gute Mischung aus europäischen und amerikanischen Unternehmen.

 

Der Vergleich der Unternehmen:

Wir werden diese Unternehmen jetzt einmal vergleichen und sehen uns ein paar Bewertungskennzahlen genauer an.

Dazu gehen wir auf http://finance.google.com

Google Finance bietet die Möglichkeit, Portfolios anzulegen und die darin enthaltenen Titel miteinander zu vergleichen.. Dazu benötigt man allerdings einen Google-Account. Der Account ist kostenlos und schnell angelegt. Ich empfehle also allen die noch keinen haben, einen anzulegen.

Nachdem man also auf seinem Google-Account eingeloggt ist, geht man einfach auf der linken Seite auf “Portfolios” und fügt die oben genannten Unternehmen (am einfachsten über den Ticker) zum Portfolio hinzu.

Das sollte dann etwa so aussehen:

Google Finance Portfolio

Jetzt gibt es die Möglichkeit die Portfoliowerte miteinander zu vergleichen: Dazu wählt man alle Werte an und klickt auf “compare”

Anschliessend wählt man noch die Kennzahlen aus die man vergleichen möchte: Dazu klickt man oberhalb der Liste auf “add or remove columns”.

Die Kennzahlen die uns interessieren sind:

  • P/E ratio
  • Price-to-book-ratio
  • Mkt. Cap
  • Dividend Yield
  • return on assets

Diese wählen wir an und klicken auf “save changes” – anschliessend erhalten wir die Vergleichstabelle.

Unter diesem Link https://www.google.com/finance?chdnp=1&chfdeh=0&chdet=1409570884924&chddm=30&cmpto=NYSE:K;NYSE:KO;NYSE:PG;AMS:UNA;NYSE:KMB;EPA:BN;EBR:ABI;EPA:OR;LON:RB;VTX:NESN;NYSE:JNJ&cmptdms=0;0;0;1;0;1;1;1;1;1;0&q=NYSE:K,NYSE:KO,NYSE:PG,AMS:UNA,NYSE:KMB,EPA:BN,EBR:ABI,EPA:OR,LON:RB,VTX:NESN,NYSE:JNJ&ntsp=0&ei=Q1gEVMi7DqyUwAOG8YG4BQ sieht man wie das dann ausschaut.

 Die Kennzahlen und was sie bedeuten:

P/E ratio ( KGV)
Die “price/earnings ratio” auf deutsch: Kurs-Gewinn-Verhältnis errechnet sich wie folgt:

Marktkapitalisierung (Market Capitalisation)  geteilt durch Ergebnis nach Steuern (Net Income)

Sie gibt also an wie oft man den Nettogewinn multiplizieren muss um den aktuellen Marktwert des Unternehmens zu erhalten. Sie ist eine sehr beliebte Vergleichszahl bei der Bewertung von Unternehmen an der Börse.

Price-to-book-ratio (KBV)
Auf deutsch: Kurs-Buchwert-Verhältnis wird wie folgt ermittelt:

Marktkapitalisierung (Market Capitalisation)  geteilt durch Total Equity (Gesamtes Eigenkapital) 

Wie an der Formel zur Berechnung bereits zu erkennen ist, sagt das KBV aus wie oft das Eigenkapital im Marktpreis enthalten ist bzw. wie viel man für z.B. 1 EUR Eigenkapital derzeit “bezahlen” muss.

Mkt. Cap. (Market Capitalisation, Marktkapitalisierung)
Hier sieht man, wieviel das Unternehmen an der Börse derzeit insgesamt wert ist.
Die Formel zur Berechnung lautet:

Total Common Shares Outstanding (Gesamtzahl der ausgegebenen Aktien) multipliziert mit actual price per share (derzeitiger Aktienkurs)

Das “B” welches bei Google hinter den Werten für die Mkt. Cap. steht, steht für “Billions” was paradoxerweise das englische Wort für “Milliarden” ist.

Dividend Yield (Dividendenrendite)
Viele Gesellschaften schütten an Ihre Aktionäre regelmäßig Teile ihrer Erträge aus. (Manche schütten auch aus, obwohl sie keine oder zu wenig Erträge erwirtschaften, d.h. die Ausschüttung erfolgt dann aus der “Substanz” – doch dazu später)
Die Berechnung ist wie folgt:

Dividends paid per share (Dividende pro Aktie) geteilt durch actual price per share (aktueller Aktienkurs) multipliziert mit 100.

Sie gibt an, wie viel Prozent des aktuellen Aktienkurses man – in Bezug auf die Ausschüttungen des letzten Jahres – man als Aktionär erhalten hat.

Die Dividende kann bei sehr gut geführten Unternehmen auch regelmässig erhöht, bzw. Unternehmen in Schwierigkeiten oder bei Rezessionsphasen reduziert werden oder gar ganz ausfallen.

Meiner Meinung nach zeichnet sich ein gutes Unternehmen dadurch aus, dass es die Dividende in jeder Situation stabil halten kann, eventuell sogar steigern kann und diese immer bequem aus dem Cashflow bezahlen kann.

Unternehmen in der Wachstumsphase investieren meistens ihre gesamten Gewinne wieder und bezahlen selten Dividende.

Aktienkurs (weiss) und Dividende pro Aktie (blau)
Aktienkurs (weiss) und Dividende pro Aktie (blau)

An dem eingefügtem Beispielchart sieht man wie sich die Dividende eines Unternehmens (hier Johnson & Johnson) im Lauf der Jahre entwickeln kann. So war sie 1994 noch bei 25 Cent pro Jahr, hat sie sich in den letzten 10 Jahren auf 2,68 USD verzehnfacht(!!).

Man sieht also deutlich, dass ein gutes Unternehmen wesentlich mehr Erträge bringen kann als “klassische” Anlageformen wie Sparbuch oder Anleihen.

return on Assets (Gesamtkapitalrendite)
Hierüber habe ich bereits im ersten Teil geschrieben. Meiner Ansicht nach die wichtigste Fundamentalkennzahl eines Unternehmens, wenn man es “rasch” bewerten möchte.
Hier noch einmal die Formel zur Berechnung:

Total Assets  (Summe aller Anlagen bzw. Bilanzsumme) geteilt durch Net Income (Ergebnis) mal einhundert.

Als Resultat bekommt man eine Prozentzahl. Das Kapital ist in der Berichtsperiode dann um diesen Prozentsatz gewachsen.

Diese Kennzahl ermöglichst einen raschen Vergleich zwischen der Effizienz verschiedener Unternehmen, egal welcher Kapitalstruktur. Kennzahlen wie z.B. Eigenkapitalrendite hängen stark davon ab, wie viel Fremdkapital z.B. ein Unternehmen hat. Die Gesamtkapitalrendite ist davon allerdings vollkommen unbeeinträchtigt.

 

Der Vergleich der Unternehmen nach den oben genannten Kennzahlen:

Anbei eine Tabelle die auch aus Google Finance heraus kopiert habe:

  Valuation  DividendOperating metrics
TickerCompany NameP/E ratioPrice-to- book ratioMkt CapDividend yieldReturn on avg assets
JNJJohnson & Johnson19.173.95292.55B2.710.89
NESNNestle SA23.893.63229.77B3.027.45
PGThe Procter & Gam...21.243.31225.03B3.18.26
KOThe Coca-Cola Com...22.35.54182.98B2.929.79
ABIAnheuser Busch In...20.433.55136.08B1.8212.5
UNAUnilever N.V.19.16.2697.17B3.511.48
ORL'Oreal SA26.623.3470.38B1.989.55
KMBKimberly Clark Corp19.48.4740.38B3.1110.39
RBReckitt Benckiser...20.255.9737.83B2.6111.52
BNDanone SA22.042.9134.21B2.734.17
KKellogg Company12.786.6523.40B3.0211.84

Bezüglich Gesamtkapitalrendite haben 6 der 11 Unternehmen im letzten Jahr über 10% erreichen können. Diese ertragstärksten Unternehmen waren: Anheuere Bush InBev, Kellogg, Reckitt Benckiser, Unilever, Johnson&Johnson sowie Kimberly Clark

Vergleicht man diese – in die nähere Auswahl genommenen Unternehmen bezüglich Bewertung – so ist Kellogg am verhältnismäßig die günstigste Wahl, mit einem KGV von 12,78 und einer Dividendenrendite von über 3%.

Es is gleichzeitig auch der kleinste unter diesen gigantischen Konzernen. Die Marktkapitalisierung ist nur ca. ein Zehntel von dem der “Riesen” wie z.B. Nestle oder Procter and Gamble.

Werfen wir nun noch einen kurzen Blick auf die vergangene Gewinn und Dividendenentwicklung von Kellogg

Entwicklung des Aktienkurses (weiss), Gewinn pro Aktie (blau) und Dividende pro Aktie (rot)
Entwicklung des Aktienkurses (weiss), Gewinn pro Aktie (blau) und Dividende pro Aktie (rot)

 

Man sieht deutlich, dass der Gewinn im Zeitraum von 2011 bis heute starken Schwankungen unterworfen war. Das liegt unter anderem an der Übernahme der Marke “Pringles” von Procter und Gamble für 2,7 Mrd USD

Damit der Artikel nicht zu lange wird werde ich die nächsten wichtigen Bewertungskriterien wie historischer Vergleich von KGV und anderen Kennzahlen, historische Gewinnentwicklung und Blick in die Zukunft in den nächsten Artikeln behandeln.

 

 

 

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