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Rocket Internet Börsenstart endet als Disaster

Rocket Internet war (neben Alibaba und Zalando) die dritte Firma, die ich hier vor dem IPO analysiert habe und genauso wie bei Zalando war ich auch bei Rocket sehr skeptisch. Siehe Artikel.

Heute war der erste Handelstag der Rocket-Aktie und der Start war sehr bescheiden.
Obwohl die Medien immer wieder verlautbarten, dass es dermassen viele interessierte Investoren gab, dass beide Aktien (Zalando und Rocket) mehrfach überzeichnet waren, schloss Rocket heute den Handel mit über 13% Minus. (Eröffnungskurs war 42,50, Schlusskurs EUR 36,99)
Der grösste IPO in Deutschland seit 2007 kann definitiv nicht als Erfolg gewertet werden. Auch Zalando musste heute erneut Federn lassen und ging mit einem Minus von 14,5% aus dem Handel.

Es zahlt sich also immer aus – gerade vor dem IPO – die Firmen gut zu untersuchen bevor man sich zu einer Zeichnung überreden lässt.

Der heutige Kursverlauf der Aktie von Rocket Internet
Der heutige Kursverlauf der Aktie von Rocket Internet

Der Zalando-IPO war ein Rohrkrepierer – nach 14% Plus, Schlusskurs fast im Minus

Ich habe heute bereits über den Start von Zalando an der Frankfurter Börse berichtet. In den ersten Minuten des Handels stieg die Aktie um bis zu 14% und ich war zugegebenermassen sehr verwundert über die Entwicklung.
Innerhalb des Handelstages jedoch sackte der Kurs ab und die Aktie sank zeitweise sogar in den negativen Bereich (unter den Ausgabekurs von EUR 21,50) um dann am Ende des Tages mit EUR 21,60 aus dem Handel zu gehen. Ein sehr zärtlicher Gewinn von nur 0,4%.

Fraglich ist wie viel die IPO-Banken die gleichzeitig natürlich Market-Maker sind dazu beigetragen haben, dass der Kursverfall nicht noch schlimmer war. Ich finde den Kursverlauf schon sehr auffällig  – ganz knapp am Ausgabekurs entlang…

Spannend wird jedenfalls auch der morgige IPO von Rocket Internet.

Der Zalando-Aktienkurs am Tag des IPOs
Der Zalando-Aktienkurs am Tag des IPOs

Zalando startet Börsedeput mit 12% im Plus.

Heute ist der erste Tag an dem Zalando-Aktien an der Börse gehandelt werden. Ich habe das Unternehmen bereits vor einiger Zeit analysiert.  Insgesamt stehe ich einem Investment in Zalando eher skeptisch gegenüber.

Die Aktien starteten heute mit EUR 24,10 in den Handel, was einem Zuschlag von 12% ergibt. (Ausgabepreis war EUR 21,50)

Man kann also von einem erfolgreichen IPO sprechen – bleibt abzuwarten wie die weitere Entwicklung verläuft.

Morgen wird der erste Handelstag von Rocket Internet sein. Auch dieses Unternehmen habe ich bereits hier analysiert.

Der erfolgreiche IPO von Zalando ändert jedenfalls nichts an meiner Meinung bei der Investition in diese beiden Unternehmen sehr vorsichtig zu sein.

Darf’s ein bisserl mehr sein? (Risiko) – Der IPO von Rocket Internet

Und wieder strebt ein Unternehmen an die Börse. Es besteht sogar eine Verbindung zu dem letzten IPO den ich hier analysiert habe: Es handelt sich um die Beteiligungs-Holding der Samwer-Brüder, die auch Zalando einst gegründet hatten.
Der Unternehmenszweck von Rocket Internet ist im Prinzip der eines Risikokapitalgebers/Incubators. Man geht Beteiligungen an jungen Unternehmen ein die im Internet tätig sind, begleitet diese eine Zeit lang und unterstützt sie mit Kapital bis man sie schließlich irgendwann veräußert.
Meistens handelt es sich bei diesen Beteiligungen um Unternehmen, die bestehende Geschäftsmodelle – meist aus den USA – kopieren und nach Europa bzw. in die restliche Welt transferieren.
Eine bekannte Beteiligung war z.B. Jamba (das sind die mit der lästigen Werbung für Handy-Klingeltöne 😉
Auch Zalando wurde von Rocket Internet einige Jahre begleitet.

Ich muß sagen: Noch nie ist es mir so schwer gefallen eine Firma zu analysieren. Eigentlich bin ich deshalb nicht sonderlich an Beteiligungs-Holdings interessiert, da sie wirklich schwer durchschaubar sind. In diesem Falle aber habe ich mir die Arbeit angetan.

Jedenfalls strebt man bei Rocket Internet hohe Ziele an. So gibt man sich im Emmisionsprospekt eher großspurig:
“Die Emmitentin strebt danach, die größte Internetplattform der Welt außerhalb USA und Chinas zu werden.”
Bei einem Treffen mit Investoren – so schreibt Bloomberg – hat man das Geschäftsmodell von Rocket sogar mit demjenigen der Alibaba Group verglichen, die letzte Woche bekanntlich einen fulminanten IPO hingelegt hat.
Ich kann diesen Vergleich allerdings nicht ganz nachvollziehen.

Werfen wir also einmal einen Blick auf das IPO-Angebot laut Prospekt:

Das Angebot:

alte Aktien 120.105.255,00 78,48%
neue Aktien 32.938.177,00 21,52%
Preisspanne 35,50 42,5
Preis/Aktie Mittelwert 39,00
IPO-Erlös  1.284.588.903,00
Eigenkapital 30.6.2014 491.500.000,00
Kapitalerhöhungen seit 30.6. 768.000.000,00
Eigenkapital vor IPO 1.259.500.000,00
nach IPO
Aktien gesamt 153.043.432,00
neues Kapital 1.284.588.903,00
Marktkapitalisierung 5.968.693.848,00
Eigenkapital gesamt 2.544.088.903,00
Buchwert pro Aktie 16,62

Es werden 32.938.177 neue Aktien von dem Unternehmen ausgegeben, mit einer Preisspanne von EUR 35,50 bis EUR 42,50. Ich rechne – wie immer – mit dem Mittelwert. Da kein Anteilseigner seine Aktien beim IPO verkauft, geht der gesamte Erlös in das Unternehmen. Die Zeichnungsfrist beginnt heute und endet am 7. Oktober. Erster Handelstag wird der 9. Oktober 2014

Bezüglich des Buchwertes pro Aktie widerspricht sich der Prospekt leider: So sind Bilanzen nur bis zum 30.6.2014 abgedruckt, wo das Eigenkapital des Unternehmens noch EUR 491,5 Mio ausmachte.
In der Rubrik “Neueste Entwicklungen” wird erwähnt, daß seither insgesamt EUR 768 Mio an Kapitalerhöhungen eingebracht wurden.
Auf Basis dieser Information errechnet sich ein Buchwert pro Aktie nach IPO von EUR 16,62. Im Prospekt wird allerdings von EUR 18,62 geschrieben. Dafür müßte aber vor IPO noch mehr Eigenkapital da sein.
Ich finde es schlimm, daß der Prospekt in keinster Weise auf dieses “Problem” eingeht. Ich rechne deshalb mit den vorhandenen, bekannt gegebenen Zahlen.

Die Beteiligungen:
Rocket Internet nennt seine größten Beteiligungen “proven winners”, es sind Firmen die in der letzten Finanzierungsrunde Bewertungen von über 100 Mio EUR erzielt haben bzw. mehr als 50 Mio EUR Umsatz  haben.
Interessanterweise kenne ich kaum eines dieser Unternehmen. Es handelt sich dabei um folgende 11 Firmen:  Dafiti, Lamoda, Zalora, Jabong, Namshi, Lazada, Linio, Jumia, Home24, Westwing und Hellofresh
Bei den ersten drei handelt es sich um ausländische “Kopien” von Zalando. Dafiti z.B. ist in Brasillien tätig und wird mit über 700 Mio EUR bewertet.
KEINES dieser Unternehmen konnte 2012 oder 2013 einen Gewinn erzielen, wobei die meisten ein beachtliches Umsatzwachstum verzeichnen konnten (teilweise deutlich über 100%)
Interessant ist auch, daß Rocket Internet an keiner dieser Firmen (mehr) eine Mehrheit hält, d.h. bei Geschäftsentscheidungen unter Umständen nicht mitreden kann.
Von dem IPO-Erlös sollen 400 – 500 Mio EUR in diese “proven winners” investiert werden.
Es gibt dann noch eine Reihe von Beteiligungen die “emerging stars” genannt werden – hier handelt es sich um ganz junge neu gegründete Unternehmen.

Die Bewertung:
Ein sehr schwieriges Thema. Im Prospekt wurden nur Zahlen von 2013 und dem ersten Halbjahr 2014 veröffentlicht. Konkrete Ausblicke werden keine gegeben.

Ein weiteres Problem ist, Peergroups zu finden mit denen die Firma vergleichbar ist. Eigentlich ist kein Vergleich möglich, da wenige Risikokapitalgeber an der Börse vertreten sind. Ich habe deshalb hier einmal einen Überblick über die Zahlen aus dem Prospekt und die sich daraus ergebenden Bewertungen erstellt:

Gewinn in Mio EUR
2013 174,2
1. HJ 2014 -13,3
Eigenkapital
2013 773
1. HJ 2014 491,5
Gesamtkapital
2013 877,4
1. HJ 2014 587,6
GK-Rendite
2013 19,90%
1. HJ 2014 -2,14%
KGV 2013 34,26
KGV 2014 -224,38
KBV 2,35

 

Man sieht also, das Ergebnis war bereits in den letzten beiden Jahren starken Schwankungen unterworfen. 2013 konnte man einen großen Gewinn durch Veräußerung von Beteiligungen erzielen. Im ersten Halbjahr 2014 hatte man diesbezüglich offensichtlich noch kein Glück und fuhr deshalb Verluste ein.
Auch auffallend ist, daß im Jahr 2013 sogenannte “Vorabausschüttungen” von EUR 323,9 Mio in der G&V erwähnt sind. Nirgendwo im Prospekt wird darauf eingegangen was es damit auf sich hat.

Zu den Risiken:
Jedes Unternehmen muß im IPO-Prospekt die größten Risiken aufzählen. Einige die mir sehr ins Auge gestochen sind:

“Nahezu alle unsere Unternehmen weisen eine begrenzte Historie ihrer Geschäftstätigkeit auf, machen derzeit bedeutende Verluste und verfügen über einen negativen operativen Kapitalfluss, erfordern einen hohen Kapitaleinsatz und werden möglicherweise nie gewinnbringend oder zahlungsmittelgenerierend sein”

Klingt fast wie zu “New-Economy”-Zeiten, oder?

“Unsere Geschäftstätigkeit und unser Wachstum könnten beeinträchtigt oder beendet werden, wenn es uns nicht gelingt, zusätzliches Eigenkapital zu beschaffen oder Finanzierungsmittel zu günstigen Bedingungen aufzunehmen”

Hier haben wir wohl die Erklärung für den Börsegang.

Fazit:
Risikokapitalgeber sind wirklich eine schwierige Branche. Ich denke man muß selbst darin tätig sein, um sie vollständig zu verstehen. Es werden etliche Beteiligungen eingegangen um bei einem geringen Prozentsatz groß abzusahnen – so können z.B. 10 Firmen pleite gehen, wenn dafür eine richtig abhebt.
Ich persönlich finde das Geschäftsmodell von Rocket Internet – so wie es im Prospekt dargestellt wird – viel zu undurchsichtig und es gibt viel zu viele offene Fragen.
Auch das großspurige Auftreten macht nicht gerade einen sympatischen Eindruck auf mich.

Alibaba steigt am ersten Handelstag um 38%

Gestern war es so weit, die Aktien von Alibaba sind zum ersten Mal an der Börse gehandelt worden.
Ich habe ja bereits hier über den IPO berichtet und das Unternehmen mit seinem Mitbewerb verglichen. Die Bewertung zum Zeichnungspreis war durchaus fair und attraktiv – so haben das wohl auch viele andere Marktteilnehmer gesehen.

Gleich nach der Eröffnung des Handels kostete eine Alibaba-Aktie bereits USD 92,70 (nachdem man sie um USD 68 zeichnen konnte) und schloß schliesslich den ersten Handelstag mit USD 93,89 ab – was einem Anstieg von 38% entspricht.
Das Unternehmen ist damit bereits mehr wert als Ebay oder Amazon und hat auch Facebook bei der Marktkapitalisierung hinter sich lassen.

Schon wieder ein IPO – “Zalando” – zahlt es sich aus dabei zu sein?

Zalando ist – nach eigenen Angaben – mit 13,7 Millionen aktiven Kunden und 100 Millionen monatlichen Besuchen auf der Website www.zalando.de der weltweit größte ausschließlich online tätige Modehändler.
Es werden mehr als 150.000 verschiedene Artikel aus dem Modebereich (Schuhe, Kleidung, Accessoires) von mehr als 1500 Modemarken online angeboten. Eigenmarken waren im Jahr 2013 für 16% der Umsatzerlöse verantwortlich.

Jetzt plant man einen Börsegang für 1. Oktober 2014 – die Zeichnungsfrist beginnt am 18. September und endet am 29. September 2014

Ich habe mir den IPO-Prospekt heruntergeladen und analysiert sowie einen Vergleich mit bereits börsenotierten Mitbewerbern erstellt.
Anbei eine kurze Zusammenfassung des Angebots laut Prospekt:

Das Angebot im Überblick:

alte Aktien 220.296.000,00
neue Aktien 28.147.656,00
Preisspanne 18,00 22,5
Preis/Aktie Mittelwert 20,25
IPO-Erlös 569.990.034,00
nach IPO:
Aktien gesamt 248.443.656,00
neues Kapital 569.990.034,00
Marktkapitalisierung 5.030.984.034,00
Eigenkapital gesamt 1.097.700.000,00

 

Es werden  bis zu 28.147.656 neue Aktien auf den Markt gebracht, das  entspricht 11,33% aller Aktien des Unternehmens nach dem Börsegang. Die Preisspanne liegt zwischen EUR 18 und EUR 22,5. Ich habe für meine Berechnungen den Mittelwert von 20,25 hergenommen.
Der Erlös fließt zur Gänze dem Unternehmen zu. Das Eigenkapital erhöht sich damit um etwa 570 Mio EUR.

 Der Vergleich:

Zalando ist zwar ein E-Commerce-Unternehmen, allerdings handelt man ausschließlich mit Modeartikeln. Ich habe deshalb für den Vergleich den bekanntesten E-Commerce-Händler AMAZON sowie die zwei größten Mode-Unternehmen der Welt: Inditex (Zara) und Hennez & Maurice (H&M) hergenommen.

Umsatz:

Zalando H&M INDITEX AMAZON
Umsatz in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs
2010 154,00 n/a 108.483,00 n/a 11.083,51 n/a 34.204,00 n/a
2011 509,90 231,10% 109.999,00 1,40% 12.526,60 13,02% 48.077,00 40,56%
2012 1.158,70 127,24% 120.799,00 9,82% 13.792,61 10,11% 61.093,00 27,07%
2013 1.762,00 52,07% 128.562,00 6,43% 15.946,14 15,61% 74.452,00 21,87%
2014E 2.094,20 18,85% 149.557,00 16,33% 17.986,59 12,80% 90.903,24 22,10%
2015E n/a n/a 167.334,52 11,89% 19.886,37 10,56% 109.249,21 20,18%

 

Zuerst einmal der Blick auf die Umsatzentwicklung: Zalando hatte in seinen Anfangsjahren ein rasantes Wachstum welches sich von 2013 auf 2014  stark verlangsamt hat (hier liegen erst Halbjahreszahlen vor, ich habe allerdings das restliche Jahr interpoliert).  Diese Interpolation ist vielleicht ein wenig unfair, da das Weihnachtsgeschäft dabei nicht berücksichtigt ist.
Aber auch wenn man das 1. HJ von 2013 mit dem 1.HJ von 2014 vergleicht ist der Wachstumsrückgang deutlich zu erkennen: Im ersten Halbjahr 2013 war der Umsatz 808,6 Mio und im ersten HJ 2014 waren es 1047,1 Mio, was einem Anstieg von 29% entspricht – also auch unter dieser Betrachtung hat sich das Wachstum gegenüber dem Vorjahr fast halbiert.
Es ist also zu erwarten, daß das Wachstum in den nächsten Jahren sich an das von Amazon angleichen wird. Die “klassischen” Mode-Konzerne wachsen natürlich langsamer, dafür sind sie wesentlich profitabler wie wir später sehen werden.

Bruttoergebnis und Bruttomarge:

Zalando H&M INDITEX AMAZON
Bruttoergebnis in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs
2010 73,10 n/a 68.269,00 n/a 6.328,01 n/a 7.643,00 n/a
2011 234,20 220,38% 66.147,00 -3,11% 7.422,02 17,29% 10.789,00 41,16%
2012 525,90 124,55% 71.871,00 8,65% 8.180,40 10,22% 15.122,00 40,16%
2013 715,00 35,96% 76.033,00 5,79% 9.529,32 16,49% 20.271,00 34,05%

 

Bruttomarge Zalando H&M Inditex AMAZON
2010 47,47% 62,93% 57,09% 22,35%
2011 45,93% 60,13% 59,25% 22,44%
2012 45,39% 59,50% 59,31% 24,75%
2013 40,58% 59,14% 59,76% 27,23%

 

Das Bruttoergebnis errechnet sich in dem man den direkten Wareneinsatz vom Umsatz abzieht, also quasi das was an den einzelnen Artikeln an Gewinnspanne übrig bleibt, wenn man alle anderen Kosten wie Personalaufwand, Vertriebskosten, etc. vernachlässigt.
Die Bruttomarge sagt aus wie viel Prozent vom Umsatz zum Bruttogewinn gezählt werden können, also um wie viel die Waren billiger eingekauft/produziert als verkauft werden können.
Hier liegt Zalando zwar vor Amazon, aber deutlich hinter den anderen Textil/Mode-Konzernen. Ich denke der Vergleich mit Amazon hinkt hier ein wenig, da Amazon ja quasi alles verkauft – von Büchern über Haushaltsartikel und Elektronik, DVDs bis zu Mode.
Im Vergleich zu den Unternehmen die sich auf Mode spezialisiert haben steht Zalando hier also nicht besonders gut da.

Nettogewinn:

Zalando H&M INDITEX AMAZON
Netto-Gewinn in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs
2010 -23,10 n/a 18.681,00 n/a 1.314,35 n/a 1.152,00 n/a
2011 -59,70 158,44% 15.821,00 -15,31% 1.731,83 31,76% 631,00 -45,23%
2012 -85,60 43,38% 16.867,00 6,61% 1.932,29 11,57% -39,00 -106,18%
2013 -116,30 35,86% 17.152,00 1,69% 2.360,76 22,17% 274,00 -802,56%
2014E 1,40 -101,20% 20.008,07 16,65% 2.540,30 7,61% 1.224,15 346,77%
2015E n/a n/a 22.423,97 12,07% 2.894,55 13,95% 2.231,50 82,29%

 

Beim Gewinn schaut es gar nicht gut aus – im Jahr 2014 könnte sich gerade einmal eine schwarze Null bei Zalando ausgehen, was im Vergleich zu den Vorjahren schon ein großer Fortschritt wäre. Bisher (bis 2013)  sind ja die Verluste Jahr für Jahr gewachsen. In den Gewinn und Verlust-Rechnungen des Börseprospektes fallen besonders die exorbitant hohen Vertriebskosten auf die Zalando in der Vergangenheit hatte – die Frage ist ob da nicht z.B. auch zurückgesandte Ware einerseits als Umsatz und andererseits als Vertriebskosten bzw. als anderer Aufwand gebucht wurde?
Ein großer Nachteil eines online-Mode-Versandes ist immerhin, daß man die Kleidung nicht anprobieren kann bevor man sie kauft, so wie das üblich ist wenn man sie auf normalem Weg im Ladengeschäft kauft. Zalando bietet ja an, daß man die Ware wenn sie nicht passt einfach zurücksenden kann und nichts bezahlen muss.

Ertragsstärke:

GK-Rendite Zalando H&M Inditex AMAZON
2010 n/a 31,57% 15,77% 6,13%
2011 -22,02% 26,29% 17,62% 2,50%
2012 -10,37% 28,03% 17,63% -0,12%
2013 -10,85% 26,12% 18,31% 0,68%

 

Da bei den im Prospekt veröffentlichen Bilanzen nur die Jahre 2011 bis 2013 abgedeckt sind, kann ich für Zalando auch die Gesamtkapitalrendite nur für diese Jahre berechnen. Beim Mitbewerb habe ich 2010 – 2013 berechnet.
Hier ist zu sehen, daß die “klassischen” Mode-Händler H&M und Inditex Zalando weit überlegen sind. Auch der E-Commerce-Gigant Amazon hat bessere Werte, wenn auch nicht berauschend.
Ich denke also Zalando will vorallem auf den E-Commerce-Hype aufspringen, der hohe Bewertungen für relativ schlechte Unternehmens-Performance erlaubt,

Nun zur Bewertung:

Bewertung Zalando H&M Inditex AMAZON
Marktkapitalisierung 5.030,98 515.720,44 70.748,00 149.699,70
KUV 2,86 4,01 4,44 2,01
KBV 4,58 11,40 7,63 15,36
KGV 3.593,56 25,78 27,85 122,29

 

Die Kennzahlen basieren bis auf das KUV auf 2014er Zahlen. Beim KUV habe ich 2013 hergenommen, da der Umsatz 2014 für Zalando sehr schwer vorhersagbar ist.
Insbesondere im Vergleich zu den “old-school” Händlern ist Zalando massiv überbewertet. Die beiden Textil-Riesen H&M und Inditex sind solide Unternehmen mit recht passablem Wachstum und soliden Ertragskennzahlen.  Bereits bei Amazon kauft man sehr viel Wachstumsphantasie mit der Aktie mit, allerdings ist Amazon bereits um ein vielfaches größer und bekannter als Amazon. Umso verwunderlicher ist es, daß Zalando noch ein höheres KUV hat als Amazon.

Zu den Chancen und Risiken:

Ein kleines Unternehmen (wie Zalando es im Vergleich zu den anderen eindeutig ist) kann natürlich – wenn das Management geschickt agiert – schneller wachsen als ein Riese.
Auf diesem erwartetem Wachstum basiert bereits heute der verlangte Preis für die Aktie. Um z.B. ein “vernünftiges” KGV von etwa 20 – 25 zu haben, müsste Zalando seinen Gewinn auf 250 Mio EUR erhöhen.
Das ist bei einer Firma die gerade einmal den Turnaround geschafft hat sehr schwer vorhersagbar. Bis 2014 hat man schließlich nur die Verluste vergrößern könnnen.

Dazu kommen noch folgende Risiken die im Prospekt vom Unternehmen selbst an erster Stelle erwähnt werden:

• In den ersten sechs Jahren nach unserer Gründung haben wir erhebliche operative Verluste erlitten, und es ist nicht gewährleistet, dass wir in Zukunft unsere Profitabilität erreichen oder aufrechterhalten werden können.

• Möglicherweise sind wir nicht in der Lage, unsere Umsatzerlöse
oder unser Geschäft aufrechtzuerhalten oder auszubauen.

Mir kommt es leider so vor, daß der Börsegang notwendig war um überhaupt Kapital zum weiteren Überleben aufzunehmen – von Wachstum ganz zu Schweigen. Man möchte wohl den E-Commerce-Hype nutzen um auf den Zug aufzuspringen und eine gute Bewertung zu erzielen.
Immerhin haben die Eigentümer in den letzten Jahren auch bereits mehrere hundert Millionen Euro als Eigenkapital nachschießen  müssen.
Aus diesen Gründen würde ich sehr vorsichtig sein, diese Aktie zu zeichnen.

Insgesamt ist es eher beunruhigend, das die Zahl der IPOs in letzter Zeit so stark zu nimmt – das ist leider immer ein Zeichen einer beginnenden Überhitzung des Marktes. Die Euphorie steigt und jeder möchte an die Börse und gute Bewertungen abräumen. All das haben wir schon öfters erlebt z.B. 1999/2000 sowie 2006/2007…
Wenn man sich seine Investments bedacht aussucht kann einem das allerdings kalt lassen..