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Jahresendrally – gibt es sie tatsächlich?

In der Serie über die Jahresendrally untersuche ich heute, ob es tatsächlich im Dezember zu erhöhten Kursgewinnen kommt und ob man “Window dressing” merkt.

Bereits im letzten Beitrag habe ich angedeutet, dass es heisst, im Dezember – besonders in den letzten Handelstagen – kommt es oft zu größeren Kursgewinnen an den Börsen. Man spricht von der “Jahresendrally”. 
Eine mögliche Erklärung dafür bietet das sogenannte “Window dressing” (= “Schaufenster Verschönerung”) welches Fonds betreiben welche besonders in den letzten Tagen des Jahres die Aktien in ihren Bestand aufnehmen die in den vergangenen Monaten am besten gelaufen sind, um in der Bilanz zum Jahreswechsel die “Gewinner” in ihrem Porftolio vorzeigen zu können.

Im folgenden Beitrag untersuche ich statistisch ob überhaupt der Dezember in der Vergangenheit ein guter Börsemonat war und inwieweit tatsächlich genau die Aktien im Dezember stärker gestiegen sind welche in den Monaten davor am besten gelaufen sind.

Gibt es eine Jahresendrally? Der Blick in die Glaskugel funktioniert nicht, dafür gibt es ein wenig Statistik
Gibt es eine Jahresendrally? Der Blick in die Glaskugel funktioniert nicht, dafür gibt es ein wenig Statistik

Der Dezember 2015 ist ja bisher nicht gerade rosig gelaufen an den Börsen – eventuell ein Grund für den Einstieg?

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Jahresendrally – Wie lief es bisher im Jahr 2015

Das Jahr 2015 neigt sich langsam dem Ende zu und ich möchte hier im Financeblog eine kleine Serie starten über das Thema Jahresendrally. Wie bewegend sind die letzten Handelstage eines Jahres tatsächlich? Kommt es wirklich vermehrt in den letzten Tagen eines Jahres zu einer Rally (ansteigende Kurse an den Börsen)?  Was sind die Ursachen.

Beginnen werde ich die Serie mit einem Rückblick auf das Jahr 2015 nach heutigem Stand. Ich habe dazu wieder die wichtigsten weltweiten Aktienindices miteinander verglichen um zu sehen wo noch Aufhol-potential herrscht bzw. wer die bisherigen Gewinner in diesem Jahr sind. Diese Informationen sind ein Anfang für die nächsten Teile der Serie.

Das Finale 2015 an den Börsen hat begonnen!
Das Finale 2015 an den Börsen hat begonnen!

Also schauen wir einmal welches Land bisher die Pole-Position 2015 an den Börsen hält.

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Der Bär ist los – stehen wir vor einem Bärenmarkt?

Nachdem die Aktienmärkte im Sommer mit einigen Schwingungen eher seitwärts tendierten und sich nicht für eine Richtung entscheiden konnten, scheint jetzt der Trend für den Herbst klar: ein Bärenmarkt droht, was bedeutet: es geht nach unten.

Bärenmarkt
Bärenmarkt

Das Börsejahr 2015 hat weltweit sehr gut begonnen. Das erste Halbjahr schlossen weltweit beinahe alle Aktienmärkte mit zweistelligen Zuwächsen ab. Nachher folgte in den Sommermonaten eine Phase der Seitwärtsbewegung in der sich die Märkte nicht entscheiden konnten in welche Richtung es weitergehen soll.

Seit der letzten Woche hat sich ein eindeutiger Trend auf allen Aktienmärkten abgezeichnet: Es geht nach unten. 

Heute möchte ich untersuchen was die Ursachen für diese Stimmungswandlung sein könnten bzw. welche Märkte und Branchen am stärksten betroffen sind.

Außerdem versuche ich zu analysieren ob es fundamentale Gründe für den Ausverkauf gibt, oder ob es Chancen gibt die günstigen Preise an der Börse auszunutzen.

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Small-Caps gegen Large-Caps – wer hat die Nase vorne?

Die größten Unternehmen die an der Börse gehandelt werden, werden auch “Large-Caps” genannt – die kleinen hingegen “Small-Caps”. Apple ist beispielsweise  derzeit das Größte Unternehmen der Welt mit einer Marktkapitalisierung (Marktwert) von fast 730 Milliarden US-Dollar.  Unternehmen mit einem Marktwert von weniger als etwa 3 Milliarden US-Dollar gelten hingegen als “Small-Caps” – also kleine Unternehmen.

Heute untersuche ich die Unterschiede zwischen Small-Caps und Large-Caps und ob es Vorteile bringt in die eine oder andere Anlageklasse zu investieren.

Groß gegen Klein - Wer gewinnt?
Groß gegen Klein – Wer gewinnt?

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Ist der österreichische ATX-Index derzeit billig?

Als Österreicher interessiere ich mich natürlich besonders für den heimischen Aktienmarkt. Für diesen war das Jahr 2014 bisher wahrlich kein gutes:
Der amerikanische  S&P500-Index legte heuer einen Zuwachs von 12,28% hin (in US-Dollar). Rechnet man in Euro so sind es sogar 25,58% die der Index zulegen konnte.
Der ATX hingegen ist seit 1. Jänner 8,6% im Minus. Er ist somit weltweit in den hintersten Rängen dabei. Darüber habe ich hier vor einiger Zeit schon berichtet.

Die Performance des ATX im Vergleich zum S&P500 im letzten Jahr

Die Performance des ATX im Vergleich zum S&P500 im letzten Jahr

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob der ATX-Index aufgrund seiner schlechten Performance jetzt fundamental billig ist bzw. ob österreichische Aktien derzeit zum Schnäppchenpreis zu haben sind.
Es kann natürlich auch sein, dass die schlechte Performance der österreichischen Aktien an der Börse nur ein Abbild einer schlechten Performance der einzelnen Unternehmen ist.
Das werden wir jetzt untersuchen.

Der ATX-Index im Detail:

Zuerst einmal sehen wir uns die Zusammenstellung des ATX genauer an:

Er besteht aus den 20 größten bzw. an der Börse umsatzstärksten Firmen an der Wiener Börse. Er wird regelmässig vom ATX-Komitee zusammengestellt. Aus heutiger Sicht sieht die Gewichtung der im ATX enthaltenen Unternehmen wie folgt aus (Quelle: Bloomberg)

Gewicht der einzelnen Unternehmen im ATX
Name Gewicht
Erste Group Bank AG 19,24%
Voestalpine AG 12,23%
OMV AG 9,31%
ANDRITZ AG 8,47%
Vienna Insurance 6,42%
IMMOFINANZ AG 6,14%
Raiffeisen Bank International AG 5,98%
CA Immobilien Anlagen AG 3,55%
Wienerberger AG 3,46%
Österreichische Post AG 3,46%
UNIQA Insurance Group AG 3,28%
Telekom Austria AG 2,95%
Verbund AG 2,86%
BUWOG AG 2,44%
Flughafen Wien AG 2,14%
Lenzing AG 1,86%
Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment A 1,79%
Conwert Immobilien Invest SE 1,74%
RHI AG 1,39%
Zumtobel Group AG 1,28%

Auffallend ist eine sehr starke Gewichtung von Banken, Versicherungen und Immobilien-Firmen.  Auch die Industrie ist stark vertreten.

 Die ATX-Gewichtung nach Branchen:

Finanz 34,93%
Immobilien 13,87%
Industrie 27,41%
Energie 9,31%
Versorger 2,86%
Telekom 2,95%
Logistik 3,46%
sonstige 5,22%

Finanzen und Immobilien machen zusammen fast 50% des ATX aus (48,8% um genau zu sein). Gemeinsam mit der Industrie sind es über drei Viertel (76,21%).

Der ATX ist also nicht wirklich diversifiziert sondern birgt einige Klumpenrisiken – so sind z.B. einige Branchen die für Stabilität oder Wachstum sorgen überhaupt nicht vertreten (z.B. Konsumgüter, Verbrauchsgüter oder Technologie)

Diese Tatsache alleine macht den ATX als Investment meiner Meinung nach schon eher riskant – es sei denn man möchte in das Finanzwesen (wo die Immobilien im weiteren Sinne auch dazu gehören) und in Industrie investieren.

Sind die einzelnen ATX-Unternehmen derzeit günstig?

Gesetzt den Fall man möchte besonders in die Finanz und Industriebranche investieren. Wie günstig sind die ATX-Schwergewichte nach heutigem Stand?

Einige der Unternehmen habe ich bereits in Vergleichen hier im Financeblog untersucht:

Den größten ATX-Teilnehmer – die Erste Bank – haben wir bereits im Banken-Vergleich hier im Financeblog abgehandelt: Sie schnitt im Vergleich zur Peergroup eher unterdurchschnittlich ab.
Auch die Bewertung erscheint im Vergleich zur Peergroup nicht günstig: Das durchschnittliche KBV des Bankensektors ist derzeit etwa bei 0,88 (Quelle: Bloomberg:  Kurs-Buchwert-Verhältnis der 15 nach Marktkapitalisierung weltweit größten börsenotierten Banken)
Das KBV der Erstebank ist bei 0,91.

Auch Raiffeisen International habe ich im Banken-Vergleich angesprochen. Hier war die Conclusio, dass das Unternehmen zwar in der Vergangenheit schnell wachsen konnte, allerdings extrem hohe Risiken in Osteuropa (auch in der Ukraine) eingegangen ist. Aus diesem Grund wird für 2014 auch ein massiver Verlust erwartet. Mit dem Kauf dieser Aktie beteiligt man sich jedenfalls massiv am Osteuropa-Risiko. Als Schnäppchen würde ich sie deshalb auch nicht bezeichnen.

Auch die Immobilien-Unternehmen habe ich hier im Financeblog bereits einmal verglichen. Im ATX vertreten sind Immofinanz, Buwog, CA-Immo und Conwert

Die Quintessenz des Vergleichs war, dass viele Immo-Unternehmen (speziell Immofinanz) höhere Zinsen für das Fremdkapital bezahlen müssen, als sie operativ verdienen. (Gesamtkapitalrendite war niedriger als die Fremdkapitalzinsen). Eventuelle Zinssteigerungen stellen für solche Unternehmen ein zusätzliches Risiko dar.
Vom KBV her sind die österreichischen Immobilien-Aktien im weltweiten Vergleich sehr günstig, beim KGV schaut es allerdings anders aus. Richtige Schnäppchen konnte ich hier auch nicht orten.

Die beiden Versicherungen im ATX, Vienna Insurance Group und UNIQA habe ich in diesem Artikel bereits unter die Lupe genommen. Sie belegten im internationalen Vergleich etwa das Mittelfeld.
Die Bewertung ist meiner Ansicht nach fair, aber nicht grandios günstig. z.B. liegt das KGV der VIG derzeit bei 14,47 – der Branchenschnitt (wieder von den 15 nach Marktkapitalisierung größten Unternehmen) liegt bei 12,98.
Vom KBV her sind die beiden Österreicher allerdings günstiger als der Branchenschnitt.

Es gibt allerdings im ATX auch 3 Unternehmen die ich für fundamental gut und günstig bewertet erachte und deshalb auch in der Financeblog-Wikifolio aufgenommen habe: OMV, VOEST und die Post.
Die OMV leidet natürlich derzeit unter dem stark sinkenden Ölpreis, gehört aber zu den weltweit günstigsten Ölfirmen.

Wie schaut es nun insgesamt aus?

In der unteren Tabelle habe ich die einzelnen im ATX vertretenen Unternehmen auf Basis meiner diversen Analysen und Vergleichen nach dem Schulnotensystem benotet und einen gewichteten Notendurchschnitt ausgerechnet. (= höheres Gewicht im Index bedeutet auch höhere Gewichtung der Note).
Die Benotung spiegelt einerseits die fundamentale Performance des Unternehmens als auch die Bewertung wider. Natürlich auf Basis meiner Analysen, deshalb stellt sie auch meine Meinung dar.

Gewicht der einzelnen Unternehmen im ATX
Name Gewicht Sparte Benotung
Erste Group Bank AG 19.24% Finanz 4.00
Voestalpine AG 12.23% Industrie 1.00
OMV AG 9.31% Energie 1.00
ANDRITZ AG 8.47% Industrie 2.00
Vienna Insurance 6.42% Finanz 2.00
IMMOFINANZ AG 6.14% Immobilien 4.00
Raiffeisen Bank International AG 5.98% Finanz 4.00
CA Immobilien Anlagen AG 3.55% Immobilien 3.00
Wienerberger AG 3.46% Industrie 5.00
Österreichische Post AG 3.46% Logistik 1.00
UNIQA Insurance Group AG 3.28% Finanz 3.00
Telekom Austria AG 2.95% Telekom 5.00
Verbund AG 2.86% Versorger 4.00
BUWOG AG 2.44% Immobilien 2.00
Flughafen Wien AG 2.14% sonstige 2.00
Lenzing AG 1.86% Industrie 4.00
Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment A 1.79% sonstige 3.00
Conwert Immobilien Invest SE 1.74% Immobilien 3.00
RHI AG 1.39% Industrie 3.00
Zumtobel Group AG 1.28% sonstige 3.00
gewichteter Notendurchschnitt 2.79

Wir erhalten einen Notendurchschnitt von 2,79, was im Schulsystem einem “Befriedigend” entspricht.
Ich kaufe normalerweise nur Unternehmen, welche mit “Sehr gut” abschneiden.

Die Bewertung des  ATX im Vergleich zu anderen Indices

In der nächsten Tabelle habe ich die Bewertung  einiger wichtiger Indices mit dem ATX verglichen.

Die Bewertungskennzahlen KGV, KBV und Dividendenrendite errechnen sich, indem die Werte der einzelnen im Index vertretenen Firmen entsprechend ihrem Gewicht im Index zusammengeführt werden. So errechnet sich z.B. das KGV in dem man die Gewinne aller Unternehmen im Index gemäß ihres Gewichtes addiert und den Kurs des Index durch das Ergebnis dividiert.

Index KGV KBV DVD-Rendite
AUSTRIAN TRADED ATX INDX #N/A N/A 0.95 2.69%
DAX INDEX 17.66 1.72 2.67%
Euro Stoxx 50 Pr 23.09 1.51 3.53%
S&P 500 INDEX 18.36 2.81 1.92%
NASDAQ COMPOSITE INDEX 78.23 6.25 1.28%
FTSE 100 INDEX 19.09 1.89 4.61%
NIKKEI 225 21.99 1.75 1.43%
HANG SENG INDEX 10.39 1.35 3.76%
MICEX INDEX 7.57 0.72 4.03%
BRAZIL IBOVESPA INDEX 17.39 1.30 4.56%
S&P BSE SENSEX INDEX 19.55 3.08 1.42%
CSI 300 INDEX 14.08 2.03 1.81%
FTSE/JSE AFRICA TOP40 IX 17.32 2.31 3.04%
Median 18.01 1.75 2.69%

Leider ist der ATX der einzige Index, bei dem die Verluste der enthaltenen Unternehmen die Gewinne überwiegen, sodass sich kein KGV errechnen lässt – es wäre negativ. Das ist schon einmal kein gutes Zeichen.

Beim KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) ist der ATX beinahe der günstigste – nur der russische MICEX ist noch günstiger. Überhaupt wirkt der MICEX auf den ersten Blick am günstigsten unter allen. Das ist aber natürlich noch kein Grund in Russland zu investieren, da wahrscheinlich jedem Leser die Umstände und Risiken bekannt sind: Ukraine-Krise, Sanktionen von Europa, etc. Russland ist derzeit ein sehr heisses Pflaster und deshalb so billig.

Bei der Dividendenrendite liegt der ATX genau im Mittelfeld – er entspricht genau dem Median mit 2,69%.
Insgesamt wirkt die Bewertung also auch nicht wirklich günstig. Ein niedriges KBV alleine reicht nicht, wenn die enthaltenen Unternehmen keine Ertragstärke zeigen.

Fazit:

Obwohl der ATX heuer bisher fast 9% im Minus ist und stark hinter den meisten anderen Aktienmärkten herhinkt, ist er nicht unbedingt als Schnäppchen zu bezeichnen.
Er ist außerdem für meinen Geschmack viel zu wenig diversifiziert – die Finanz und Immobilien-Branche ist zu stark gewichtet.
Ich bin – abgesehen davon – sowieso kein Freund eines Index-Investment, da man bei einem Index automatisch immer auch “schlechtere” Unternehmen dazu kauft. Besser ist es, sich die Rosinen herauszusuchen.
Solche Rosinen gibt es auch in Österreich, wie z.B. Voest, OMV und Post.
Zu sagen, dass der gesamte österreichische Aktienmarkt derzeit billig ist, halte ich für falsch.