Ist die Bewertung von Aktien nach möglichem Zinsanstieg durch QE-Ende noch günstig?

Gestern hat die Federal Reserve (FED) – die Nationalbank der USA – angekündigt, dass sie mit den wirtschaftsfördernden Maßnahmen des sogenannten QE (quantitative easing) aufhören wird, da sie eine Erholung der Wirtschaft in den USA sieht.

Was genau ist bzw. war dieses “quantitative Easing” (QE)?

Die FED hat, nachdem sie erkennt hat, dass eine Senkung des Leitzinssatzes alleine nicht ausreicht um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, damit begonnen, den US-Banken Anleihen abzukaufen damit diese ihre Bücher wieder frei bekommen für die Vergabe von Krediten. Der niedrige Leitzins ist sehr lange nicht in der Wirtschaft angekommen, da die Banken extrem risikoscheu geworden sind, eben auch aufgrund von “alten” Krediten die sie noch in den Büchern hatten. Die FED hat bestimmte dieser Kredite den Banken einfach abgekauft um damit eine zusätzliche Bewegung in die Wirtschaft zu bringen. Außerdem hat sie lang laufende Staatsanleihen gekauft die Maßstab für die langfristigen Zinsen sind (also 10 – 30 Jahre). Im Jahr 2011 z.B. kaufte sie für insgesamt 800 Milliarden USD Anleihen.

Was für Konsequenzen kann das Ende des QE-Programmes haben?

Wie bereits erwähnt hat die FED gestern bekannt gegeben mit dem QE aufzuhören. Es fällt also z.B. in Zukunft ein großer Käufer für langfristige Staatsanleihen weg. Weniger Nachfrage bei  einer Anleihe bedeutet immer automatisch niedrigere Preise und dadurch höhere Renditen. D.h. die Zinsen werden wahrscheinlich in Zukunft steigen.
Auch die Erholung der Wirtschaft bedingt erhöhte Kreditnachfrage, und wenn die Banken auch wieder Kredite vergeben werden diese bei größerer Nachfrage wahrscheinlich teurer werden, was ebenfalls höhere Zinsen bedeutet.
Eine gute Nachricht für Sparbuch-Anleger, aber was bedeutet das für Aktionäre?

 Wie wirkt sich das Zinsniveau auf die Bewertung von Aktien aus?

Es ist einfach logisch – psychologisch: Wenn man bereits am Sparbuch sehr hohe Zinsen bekommt, erwartet man sich bei der riskanteren Veranlagung in Aktien natürlich noch höhere Zinsen. Steigende Zinsen sind also normalerweise Gift für Aktien.
Es sei denn die Wirtschaftslage ist so rosig, dass auch die Gewinnaussichten der Unternehmen extrem gut sind. Können die Unternehmen auch im steigenden Zinsniveau ihre Gewinne steigern – oder erwartet dies zumindest der Markt, dann steigen die Aktien mit den Zinsen. Das war z.B. während dem Internet-Boom im Jahr 1999/2000 der Fall. Auch 2004-2006 sind die Aktien gestiegen obwohl das Zinsniveau immer höher wurde.
Man muss also aufpassen ab welchem Punkt Aktien wirklich zu teuer sind. Meistens ist das nicht am Beginn von Zinssteigerungen der Fall sondern einige Zeit später. Steigende Zinsen bedeuten immerhin meistens auch eine steigende Euphorie: mehr Kreditnachfrage, mehr Investitionen, mehr Inflation, etc.
Irgendwann kippt das Verhältnis dann und zuerst beginnen meistens die Aktien zu purzeln bevor es zu Rezessionsängsten und erneuten Zinssenkungen kommt.
Wir sind jetzt an dem Punkt wo die Wirtschaft (zumindest in den USA) langsam wieder an Fahrt aufnimmt und die Zinsen eben steigen könnten. Nach der gestrigen Ankündigung der FED sind auch die Aktien gestiegen (S&P 500 sowie Dow Jones), da eben langsam wieder positive Erwartungen bezüglich Wirtschaftswachstum in den Markt kommen.
Noch gab es ja keine Erhöhung des Leitzinses, aber die wird möglicherweise kommen und die Aktien könnten dennoch eine Weile steigen. Ich versuche nun zu zeigen wie und ob man herausfinden kann wann es gefährlich wird.

Die Bewertung des S&P 500-Index und das Zinsniveau in den USA seit 1955:

KGV des S&P 500 und der Leitzins in den USA seit 1955
KGV des S&P 500 und der Leitzins in den USA seit 1955

Im obigen Chart sieht man wie sich das Zinsniveau auf die Bewertung von Aktien auswirkt. Die blaue Linie zeigt das KGV des S&P 500 seit 1955 und die rote Linie den Leitzins im selben Zeitraum. Die waagrechten Linien markieren jeweils den Durchschnitt.
Ich habe absichtlich die kurzfristigen Zinsen für den Vergleich hergenommen, da die Ausschläge hier größer und deutlicher sind. Fairerweise müsste man auch die langfristigen Zinsen vergleichen (10-30 Jahre) – das werde ich eventuell in einem weiteren Artikel nachreichen.

Es ist schon ein deutlicher Zusammenhang (Korrelation) zwischen den beiden Linien zu erkennen – besonders während der Hochzinsphase am Beginn der 1980er Jahre: Zinsen hinauf -> KGV herunter. Die Aktien werden “billiger” wenn die Zinsen höher sind.

Die gewaltigen Ausschläge Ende der 1970er und Anfangs der 1980er Jahre bei den Zinsen waren einerseits wegen der zweiten Ölkrise und andererseits weil die FED damals die Inflation vehement bekämpfen wollte.
Dafür haben wir heute einen Ausschlag nach unten: So lange waren die Zinsen in den letzten 100 Jahren nie quasi auf Null wie jetzt und seit den 80er Jahren gibt es einen Abwärtstrend.

Der durchschnittliche Zinssatz seit 1955 betrug 5,10% und das durchschnittliche KGV des S&P 500 betrug 16,48.

 Heute ist das KGV bei 17,43 und der Zins bei 0,09% – was auf den ersten Blick sehr günstig wirkt.

Wie vergleicht man am besten das KGV einer Aktie mit einem Zinssatz?

Das KGV ist  – wie wir wissen – das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Also Aktienkurs geteilt durch Gewinn pro Aktie. Es sagt aus, wie viele Jahre ein Unternehmen den derzeitigen Gewinn machen muss, bis man den “Preis” des Unternehmens verdient hat.
Ein KGV von 10 sagt also aus, dass ein Unternehmen welches heute z.B. EUR 10,- pro Aktie Gewinn hat einen Aktienkurs von EUR 100,- hat.
Da man als Aktionär direkt am Gewinn beteiligt ist kann man die Sache also auch so sehen, dass man 10% “Gewinnrendite” auf den Kaufpreis der Aktie hat. Dividiert mann deshalb die Zahl 100 durch das KGV erhält man die “theoretische Gewinnrendite”. Ein KGV von 20 bedeutet also: 100 / 20 = 5 eine Gewinnrendite von 5%.
Mit dieser Art der Bewertung lässt sich am ehesten feststellen ob Aktien im Vergleich zum Sparbuch teuer oder billig sind.

Aufgrund des höheren Risikos sollte natürlich der zu erwartende Ertrag einer Aktie immer höher sein als der Zinssatz den man auch “ohne” bzw. mit wenig Risiko am Sparbuch bekommt.

Zieht man also von dieser Gewinnrendite den Leitzinssatz ab, sollte immer ein (deutlich) positiver Wert herauskommen, ansonsten sind die Aktien – zumindest auf den ersten Blick – zu hoch bewertet.

"Gewinnrendite" vom S&P 500 und "Gewinnrendite" abzüglich Leitzins
“Gewinnrendite” vom S&P 500 und “Gewinnrendite” abzüglich Leitzins

In dem Chart habe ich genau das gemacht: Die blaue Linie zeigt den Wert für 100 geteilt durch das KGV (also die “Gewinnrendite”), die rote Linie zeigt diese Gewinnrendite abzüglich des Leitzinssatzes – der an sich schon niedriger ist als z.B. ein typischer Einlagen oder Sparzinssatz.
Wenn die rote Linie in den Nähe von 0 kommt oder gar ins negative geht wird es gefährlich. Zuletzt war das Ende der 1990er Jahre und im Jahr 2000 der Fall und auch im Jahr 2006 ist die Linie sehr weit nach unten gekommen. Beide Male gab es nachher starke Korrekturen und sogar eine Rezession.
Ganz verrückt war die Situation Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre: Obwohl das KGV der Aktien sehr niedrig war und deshalb die Gewinnrendite verhältnismäßig hoch, versprachen die Sparbuchzinsen damals noch höhere Erträge – deutlich höhere.
Das ist die Gefahr bei einer starken Inflation: Sie verursacht schwer zu interpretierende Ungleichgewichte. Ich vermute, dass die damalige Überbewertung der Aktien dadurch gerechtfertigt war, dass diese auch Sachwerte sind und bei einer Inflation nominal (nicht unbedingt real, also inflationsbereinigt) ihre Gewinne stärker steigern konnten. Alleine die Erwartung des Marktes, dass das so ist reicht aus für Aktien zu Inflationszeiten eine gewisse Prämie zu bezahlen. Ich würde das auch so tun.

Was bedeutet das alles für die jetzige Situation?

Derzeit ist die Gewinnrendite der Aktien (100 / KGV) abzüglich des Zinses (auch wenn man langfristige, 10 jährige Zinssätze hernimmt) noch auf einem außerordentlich günstigen Niveau. In dem Chart sieht man das an der roten Linie die derzeit einen sehr hohen Wert hat. Wenn die Zinsen nun z.b. auf 5% (etwa der langjährige Durchschnitt) steigen sollten, dann wären sie noch immer fair bewertet.

Ich habe im Zeitraum 1955 – 2014 auch alle Jahre untersucht, wo der Zinssatz bei 4,5%- 5,5% lag, in diesen Jahren war das durchschnittliche KGV 16,92, jetzt haben wir 17,43 – also ganz in der Nähe. Allerdings sind die Zinsen jetzt noch nicht so hoch und es ist ungewiss ob sie bald wieder so hoch sein werden.

Insgesamt finde ich aufgrund dieser Analyse deshalb (besonders US-Aktien) aus heutiger Sicht nicht zu hoch bewertet. Besonders, da sie in der Regel in Zeiten eines Wirtschaftsaufschwungs und am Beginn eines Zinsanstieges noch weiter steigen.

Vergleich: Telekom-Aktien unter der Lupe

Heute geht es um die Branche aus der ich eigentlich komme – die Telekommunikationsbranche.
Sie ist auch noch nicht in unserem diversifizierten wikifolio vertreten, und deshalb bin ich auf der Suche, welches Unternehmen würdig ist, in das wikifolio aufgenommen zu werden.

Über die Telekom-Branche:

Vor gar nicht allzu langer Zeit war diese Branche eine Wachstumsbranche. So etwa seit 10 Jahren ist der der Markt allerdings gesättigt und es herrscht Verdrängungswettbewerb. Neue Technologien müssen eingeführt werden, ohne daß sie großartiges Wachstum versprechen. Die Kunden erwarten das einfach und wollen nicht mehr dafür bezahlen. Ein Beispiel dafür ist die mobile LTE-Technologie mit der mobile Breitbandübertragung bis über 100Mbit/sec möglich ist. Es müssen also große Investitionen getätigt werden nur um die Bestandskunden zu befriedigen.
Die Branche hat sich stark gewandelt. Noch Ende der 1990er Jahre war die Telekom-Branche im Aufwind. Das Internet wurde immer populärer und die Kunden waren bereit für einen guten Internet-Zugang auch gutes Geld zu bezahlen. Zuerst für einen normalen “Modem-Zugang” und später für einen Breitband-Internet-Zugang. Die Mobiltelefonie war damals auch noch ein gigantischer Wachstumsmarkt.
Privat begleitete ich diese Branche mit einer eigenen Firma besonders während dieser Wachstumsphase und schaffte zum Glück den Absprung vor der Marktsättigung.
Unser Betrachtungszeitraum im heutigen Vergleich geht genau 10 Jahre zurück – also in etwa zu dem Zeitpunkt wo die Marktsättigung erreicht war.
Es ist interessant zu sehen wie sich die unterschiedlichen Unternehmen in einem gesättigten Markt behaupten, bzw. wo es vielleicht noch Wachstumspotential gibt.

Die Vergleichskandidaten:

Natürlich ist wieder ein Österreicher mit an Board. Der ehemalige Monopolist, der sich mittlerweile im Mehrheitseigentum (über 50%) von America Movil (Carlos Slim) befindet: Die Telekom Austria.

Außerdem die beiden anderen “Incumbents” (so nennt man die ehemaligen Monopolisten, die die Herrschaft über die historische Infrastruktur wie Festnetz-Anschlüsse, Verkabelungsinfrastruktur (Glasfaser, Kupfer) im eigenen Land, etc. haben). In Deutschland ist das die deutsche Telekom und in der Schweiz die Swisscom.

Weiters habe ich einen Marktteilnehmer in den Vergleich aufgenommen, der bekannt dafür ist, sehr wenig eigene Infrastruktur zu besitzen sondern sich besonders auf den Wiederverkauf von Telekom-Produkten spezialisiert: Die schwedische Tele2

Um dem Vergleich weltweit zu spannen und eventuelle noch vorhandene Wachstumsmärkte auszuloten sind auch die chinesische China Mobile sowie die südafrikanische MTN dabei.

Und zu guter Letzt natürlich noch ein Amerikaner. Der Telekom-Gigant AT&T.

Umsatz:

Umsatz 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs
TELEKOM AUSTRIA 4.056,27 4.365,25 4.759,56 4.918,96 5.170,32 4.801,98 4.650,84 4.454,63 4.329,70 4.183,95 3,15%
DEUTSCHE TELEKOM 57.353,00 59.604,00 61.347,00 62.516,00 61.666,00 64.602,00 62.421,00 58.653,00 58.169,00 60.132,00 4,85%
SWISSCOM 10.057,00 9.732,00 9.652,00 11.089,00 12.198,00 12.001,00 11.988,00 11.467,00 11.384,00 11.434,00 13,69%
TELE2 43.033,00 49.943,00 50.306,00 40.056,00 39.505,00 39.265,00 40.164,00 41.001,00 30.742,00 29.871,00 -30,59%
CHINA MOBILE 192.381,00 243.041,00 295.358,00 356.959,00 411.810,00 452.103,00 485.231,00 527.999,00 560.413,00 630.177,00 227,57%
MTN 23.871,00 28.994,00 51.595,00 73.145,00 102.526,00 111.947,00 114.684,00 121.884,00 121.867,00 136.495,00 471,80%
AT&T 40.787,00 43.764,00 63.055,00 118.928,00 124.028,00 122.513,00 124.280,00 126.723,00 127.434,00 128.752,00 215,67%

Am Umsatz ist zu Erkennen wie viel die Unternehmen von den Kunden für Ihre Dienst bekommen und ob sie (noch) in der Lage sind zu Wachsen. Ein typisches Problem ist z.B. die Zunahme der Mobiltelefonie. Dadurch wurde der Festnetzmarkt quasi abgetötet. Konnten die Unternehmen rückgängige Umsätze im Festnetzbereich mit anderen Diensten wie Mobiltelefonie wieder wett machen?
Manche taten sich dabei sehr schwer. Telekom Austria und Deutsche Telekom konnten in den letzten 10 Jahren so gut wie gar nicht wachsen. Noch schlechter steht die Tele2 da. Sie hatte sogar einen massiven Rückgang. Das liegt unter anderem daran, daß sich Tele2 aus unterschiedlichen Märkten zurückzug. So verkaufte sie z.B. 2013 ihr komplettes Russland-Geschäft.

Am besten konnte die südafrikanische MTN wachsen – weil es in Afrika noch einiges aufzuholen gibt und man in Märkte von afrikanischen Ländern vorgestoßen ist, wo die Marktsättigung noch weit entfernt ist.

Auch China Mobile und AT&T konnten den Umsatz ganz gut steigern. Die Frage ist jetzt, wie es mit der Gewinnspanne aussieht. Konnten die Unternehmen den Gewinn ebenfalls steigern?

Gewinn:

Nettogewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
TELEKOM AUSTRIA 227,26 408,93 561,82 492,48 -48,77 95,13 195,35 -251,97 103,87 86,55 29,67 189,76
DEUTSCHE TELEKOM 1.593,00 5.589,00 3.165,00 571,00 1.483,00 353,00 1.695,00 557,00 -5.353,00 930,00 2.741,04 2.915,00
SWISSCOM 1.596,00 2.022,00 1.598,00 2.068,00 1.756,00 1.926,00 1.813,00 683,00 1.808,00 1.685,00 1.658,61 1.693,90
TELE2 3.428,00 2.347,00 -3.615,00 -1.769,00 2.433,00 4.519,00 6.926,00 4.744,00 3.264,00 14.590,00 2.086,87 2.174,17
CHINA MOBILE 41.749,00 53.549,00 66.026,00 87.062,00 112.627,00 115.166,00 119.640,00 125.870,00 129.274,00 121.692,00 108.345,24 109.464,59
MTN 4.371,00 6.407,00 10.610,00 10.608,00 15.315,00 14.650,00 14.300,00 20.754,00 20.704,00 26.289,00 28.938,33 31.283,92
AT&T 5.887,00 4.786,00 7.356,00 11.951,00 12.867,00 12.138,00 19.864,00 3.944,00 7.264,00 18.249,00 13.420,94 13.764,84

 

GewinnVeränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004-2014
TELEKOM AUSTRIA 79,94% 37,39% -12,34% -109,90% 295,07% 105,35% -228,98% 141,22% -16,68% -65,72% -86,94%
DEUTSCHE TELEKOM 250,85% -43,37% -81,96% 159,72% -76,20% 380,17% -67,14% ######## 117,37% 194,74% 72,07%
SWISSCOM 26,69% -20,97% 29,41% -15,09% 9,68% -5,87% -62,33% 164,71% -6,80% -1,57% 3,92%
TELE2 -31,53% -254,03% 51,07% 237,54% 85,74% 53,26% -31,50% -31,20% 347,00% -85,70% -39,12%
CHINA MOBILE 28,26% 23,30% 31,86% 29,36% 2,25% 3,88% 5,21% 2,70% -5,87% -10,97% 159,52%
MTN 46,58% 65,60% -0,02% 44,37% -4,34% -2,39% 45,13% -0,24% 26,98% 10,08% 562,05%
AT&T -18,70% 53,70% 62,47% 7,66% -5,67% 63,65% -80,14% 84,18% 151,23% -26,46% 127,98%

Das schaut schon ganz anders aus: Die Migration der Kunden auf neue Services um den Umsatz stabil halten zu können wirkt bei einigen sehr negativ auf den Gewinn aus: Besonders bei der Telekom Austria, die ihren Gewinn in den letzten 10 Jahren fast auf ein Zehntel reduziert hat. Hier ist die Ursache aber besonders in der Expansion nach Osteuropa zu sehen. Die Telekom Austria meinte – wie leider viele andere Österreichische Unternehmen auch – dass der Markt in Osteuropa extrem “sexy” ist und viel Wachstumspotential verspricht. Über das Risiko hat man damals nicht nachgedacht.

Eine stabile Gewinnentwicklung kann ich eigentlich nur bei China Mobile und MTN erkennen – hier waren die Rückschläge nicht so groß und es gab keine Verlustjahre.

Mit großem Abstand konnte sich hier MTN am besten behaupten, gefolgt von China Mobile.

Gesamtkapitalrendite:

GK-Rendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
TELEKOM AUSTRIA 5,75% 7,20% 9,20% 7,41% 2,03% 4,05% 5,32% -0,48% 4,64% 3,95%
DEUTSCHE TELEKOM 4,53% 6,87% 4,93% 3,19% 3,99% 2,95% 3,61% 2,66% -2,33% 3,04%
SWISSCOM 14,67% 18,55% 13,13% 10,42% 9,61% 10,17% 9,94% 5,11% 10,50% 9,53%
TELE2 7,62% 3,85% -4,55% -0,99% 7,92% 12,69% 18,43% 11,22% 7,69% 37,72%
CHINA MOBILE 11,78% 13,05% 13,67% 15,80% 17,37% 15,49% 13,99% 13,28% 12,33% 10,46%
MTN 22,98% 23,76% 14,36% 13,46% 14,08% 10,98% 10,87% 13,11% 13,67% 13,40%
AT&T 6,27% 4,29% 3,40% 5,61% 6,23% 5,89% 8,60% 2,85% 4,03% 8,10%

Auch hier punkten China Mobile und MTN mit durchgehenden Werten von mehr als 10%, wobei auch hier MTN vor China Mobile liegt.

Cashflow:

Free Cashflow 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013  Zuwachs
TELEKOM AUSTRIA 756,49 1.010,01 593,20 890,14 756,20 673,97 633,96 474,30 319,70 -727,52 -196,17%
DEUTSCHE TELEKOM 11.354,00 9.555,00 7.140,00 7.045,00 8.460,00 8.191,00 7.858,00 9.645,00 7.956,00 6.447,00 -32,53%
SWISSCOM 2.081,00 2.345,00 1.940,00 1.412,00 1.745,00 2.265,00 1.892,00 1.639,00 1.486,00 1.486,00 -28,59%
TELE2 4.347,00 2.572,00 -1.382,00 -535,00 4.016,00 5.029,00 6.254,00 4.912,00 4.958,00 2.672,00 -38,53%
CHINA MOBILE 43.619,00 64.487,00 72.835,00 71.170,00 74.222,00 95.162,00 120.727,00 109.755,00 115.872,00 99.818,00 128,84%
MTN #N/A N/A #N/A N/A 9.326,00 13.067,00 9.876,00 11.943,00 25.698,00 25.493,00 17.258,00 22.215,00 138,21%
AT&T 5.595,00 7.088,00 7.295,00 16.525,00 13.980,00 17.851,00 15.463,00 14.633,00 19.711,00 13.852,00 147,58%

Eine wichtige Kennzahl im Telekom-Sektor ist natürlich der Cashflow. Es müssen oft sehr hohe Investitionen getätigt werden (für den Ausbau neuer Technologien wie z.B. LTE) und es ist interessant, ob die Unternehmen das aus dem Cashflow schaffen, oder sich immer mehr verschulden müssen.
Der Free-Cashflow gibt an, wie viel Cash nach diesen Investitionstätigkeiten übrig bleibt z.B.  für die Ausschüttung von Dividenden oder für die Tilgung von Fremdkapital.

Hier ist leider die Telekom Austria ebenfalls der Verlierer – selbst wenn man vom negativen Cashflow 2013 absieht, sind die Cashflows in den letzten 10 Jahren stetig zurückgegangen.

Gewinner ist hier AT&T, gefolgt von MTN.

Eigenkapitalquote:

EK-Quote 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
TELEKOM AUSTRIA 37,85% 37,92% 37,35% 28,49% 23,96% 18,99% 19,55% 11,86% 11,29% 19,24%
DEUTSCHE TELEKOM 36,56% 37,83% 38,16% 37,49% 35,01% 32,82% 33,67% 32,59% 28,28% 27,14%
SWISSCOM 52,37% 49,40% 28,71% 25,36% 25,35% 29,85% 25,39% 22,09% 23,83% 29,28%
TELE2 65,98% 51,80% 44,02% 55,19% 59,83% 70,49% 71,53% 45,78% 41,53% 54,17%
CHINA MOBILE 63,30% 64,87% 64,56% 66,41% 66,92% 67,56% 66,99% 68,28% 68,94% 67,73%
MTN 51,82% 62,17% 44,09% 44,56% 47,35% 46,64% 47,86% 51,10% 52,75% 52,80%
AT&T 36,73% 37,55% 42,69% 41,85% 36,32% 38,01% 41,56% 39,12% 34,04% 32,93%

Eine wichtige Kennzahl für die finanzielle Stabilität eines Unternehmens und besonders im Telekom-Sektor interessant ist die Eigenkapitalquote.
Die Telekom Austria kann leider immer wieder beweisen, dass sie den letzten Platz im Vergleich verteidigt. Die Eigenkapitalquote der Telekom ist mittlerweile die schlechteste unter allen Kandidaten und hat in den letzten 10 Jahren stetig abgenommen. Eine derartige Entwicklung hat natürlich Rating-Abstufungen und höhere Zinsen auf das Fremdkapital zur Folge.

Relativ gut ausgestattet sind China Mobile, Tele2 und MTN.

 Dividendendeckung:

Div. Deckung CF 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
TELEKOM AUSTRIA 297,80% 384,35% 150,28% 172,06% 134,23% 115,99% 117,65% 86,57% 79,72% -295,55%
DEUTSCHE TELEKOM n/a 155,06% 111,08% 99,99% 114,34% 106,34% 113,60% 154,89% 127,62% 131,38%
SWISSCOM 153,81% 176,85% 142,96% 110,31% 119,11% 172,90% 143,55% 117,24% 105,39% 105,46%
TELE2 533,37% 103,17% -100,22% -25,46% 83,79% 179,10% 202,20% 39,29% 78,72% 74,06%
CHINA MOBILE 434,02% 317,98% 262,37% 197,53% 160,41% 190,87% 236,24% 206,12% 207,20% 178,46%
MTN #WERT! #WERT! 212,44% 197,15% 78,24% 229,14% 290,70% 172,78% 94,39% 109,44%
AT&T 108,35% 124,09% 104,27% 134,90% 106,25% 133,75% 116,92% 104,92% 141,20% 99,37%

Da wir natürlich Unternehmen bevorzugen, die Dividenden ausschütten – am besten mit steigender Tendenz – ist es wichtig zu wissen, ob sich diese Unternehmen das auch leisten können oder eher von der Substanz ausschütten um eine schöne Dividende herzeigen zu können.
Auch hier zeigt die Telekom Austria eine katastrophale Tendenz: Obwohl die Dividenden in den letzen Jahren extrem stark gekürzt wurden, kann sie es sich dennoch nicht aus dem Cashflow leisten, diese zu bedienen.

Am vorsichtigsten agieren hier China Mobile und Swisscom. China Mobile hat fast doppelt soviel Cashflow zur Verfügung wie ausgeschüttet wird. Bei Swisscom wird in den letzten Jahren in etwa der freie Cashflow ausgeschüttet. (mit 5-15% Puffer).

Bei diesen beiden  Unternehmen kann man am sichersten sein, dass das Cash für die Dividenden auch in Zukunft verfügbar ist. Da Swisscom allerdings in den letzten Jahren rückläufige Cashflows hatte, muss man auch mit einem Rückgang der Dividenden rechnen.

Da AT&T den Cashflow in den letzten 10 Jahren steigern konnte, und eigentlich auch immer die Dividenden aus dem Cashflow bezahlen konnte (Ausnahme war ganz knapp das Jahr 2013) gebührt ihnen der zweite Platz.

Zusammenfassung:

Beim fundamentalen Vergleich steht der Sieger eindeutig fest: MTN. Durch die Erschließung neuer Wachstumsmärkte in afrikanischen Staaten konnte das Unternehmen auch in den letzten 10 Jahren ein gutes Wachstum vorlegen.

Auf Platz zwei sehe ich China Mobile, relativ dicht gefolgt von AT&T.

Bewertung:

KGV:

KGV 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 aktuell 2015 Median 2004-2015
TELEKOM AUSTRIA n/a 23,23 18,07 17,77 -97,16 46,34 23,86 -16,24 24,48 28,17 90,85 14,21 23,23
DEUTSCHE TELEKOM 43,87 10,60 19,29 114,72 31,61 127,13 24,84 68,54 -6,94 59,49 19,03 17,89 28,23
SWISSCOM 18,58 12,61 16,37 12,12 10,33 10,98 11,75 26,99 11,28 14,48 17,29 16,93 13,54
TELE2 11,24 16,10 -12,27 -32,55 12,63 10,75 8,97 12,61 16,00 2,24 19,44 18,66 11,92
CHINA MOBILE 12,42 13,58 20,29 31,05 13,57 12,25 12,89 12,10 14,03 13,30 17,20 17,03 13,57
MTN 16,37 16,15 14,96 23,58 13,33 14,55 17,70 13,05 16,22 15,41 15,30 14,15 15,35
AT&T 14,51 20,02 18,68 21,54 12,93 13,77 8,73 45,44 26,05 10,18 13,27 12,93 14,14

Vom KGV her schaut MTN derzeit auch attraktiv aus, da sie unter dem 10 jährigen Median notieren.
China Mobile ist leider nicht ganz so günstig. Der Median der letzten 10 Jahre war mit 13,57 deutlich unter dem derzeitigen KGV von 17,2.

AT&T wäre ebenfalls derzeit unter der Median-Bewertung zu haben.

Dividende, KBV und KUV:

Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV
TELEKOM AUSTRIA 0,82% -59,45% 2,07 0,67
DEUTSCHE TELEKOM 4,36% -10,61% 2,13 0,83
SWISSCOM 3,97% 1,56% 5,43 2,48
TELE2 5,11% -45,38% 1,87 1,47
CHINA MOBILE 3,28% 3,33% 1,77 2,23
MTN 5,00% 21,30% 3,80 3,05
AT&T 5,39% 2,27% 1,92 1,37

Von der Dividende und vom Dividendewachstum her ist MTN auch sehr attraktiv. KBV und KUV sind dafür vergleichsweise hoch.
Dafür ist China Mobile vom KBV betrachtet sehr günstig.
Bei AT&T lockt die derzeit hohe Dividendenrendite und eine günstige Bewertung bei KBV und KUV.

Insgesamt ist aber noch immer MTN am attraktivsten. Es ist der fundamentale Sieger und zeigt eine faire Bewertung mit wenig Kompromissen.

Ich würde diesen Wert deshalb sofort in das Financeblog-wikifolio aufnehmen, wenn das möglich wäre. Leider ist es bei wikifolio nicht möglich MTN-Aktien zu kaufen ;-(

Aus diesem Grund werde ich sowohl die China Mobile, als auch die AT&T  in das wikifolio aufnehmen, allerdings jeweils nur mit der halben Gewichtung (also nicht wie üblich 5% der Gesamtinvestitionssumme sondern jeweils nur 2,5%, damit der Telekom-Sektor nicht zu stark gewichtet wird. Er scheint mir insgesamt eher riskant, ich möchte aber dass auch er im wikifolio vertreten ist)

 Der Chart:

Kurse der Telekom-Unternehmen seit 2006
Kurse der Telekom-Unternehmen seit 2006

Interessant ist, dass gerade der fundamentale Sieger MTN auch in der Vergangenheit die anderen hinter sich lassen konnte, gefolgt von China Mobile und AT&T.

Man sieht, dass sich eine gute Gewinnsteigerung logischerweise langfristig auf den Aktienkurs auswirkt. Den Index (S&P 500) schlagen konnten deshalb nur MTN, China Mobile, AT&T und Tele2, wobei Tele2 vor allem durch “streamlining” auf die neuen Marktgegebenheiten reagiert hat. Es hat problematische Geschäftsbereiche (wie z.B. das Russland-Geschäft)  einfach veräußert.

Was sind Wirtschaftszyklen?

Nach einer kurzen krankheitsbedingten Pause gibt es heute wieder einem neuen Grundlangen-Artikel im Financeblog.

Ich behandle heute eine sehr interessante Frage, die zu den volkswirtschaftlichen Prinzipien gehört.

Was sind Wirtschaftszyklen? Wie entstehen sie? Wie laufen sie ab? Welche Auswirkungen haben diese Zyklen und welche Arten davon gibt es?

Zuerst beginnen wir mit der Frage:

Was sind Wirtschaftszyklen?

Wie alles in der Natur ist auch die Wirtschaft Schwankungen unterworfen. In der Wirtschaft entstehen diese durch den Wandel von Angebot und Nachfrage im Laufe der Zeit – dieser Wandel wiederum entsteht durch die Bereitschaft der Menschen zu konsumieren, bzw. zu produzieren.

Der Ablauf eines typischen Wirtschaftszykluses:

1) Der Aufschwung

In der Aufschwungsphase steigt die Produktion und der Konsum zuerst langsam, dann immer schneller an. Die Zinsen sind noch sehr niedrig (meistens sind diese aufgrund des letzten Abschwunges stark gesunken, da die Leute beim Abschwung nicht mehr konsumieren sondern eher Sparen möchten und eine erhöhte Nachfrage nach Spar-Möglichkeiten automatisch die Zinsen nach unten drück). Im Aufschwung nimmt dieses Verlangen zu Sparen langsam ab und immer mehr Leute möchten konsumieren. Das hat zur Folge, daß die Produktion gesteigert werden kann und neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. Es entsteht langsam eine immer bessere Stimmung bei den Konsumenten und der Trend verstärkt sich selbst: Weniger Sparen -> mehr Nachfrage -> mehr Produktion -> mehr Arbeitsplätze -> bessere Stimmung etc.

Am Anfang des Aufschwunges ist meistens auch die Inflation noch relativ niedrig, wird aber während des Aufschwunges durch die verstärkte Nachfrage immer höher. Das Geld wechselt öfter den Besitzer, die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöht sich deshalb und Güter können nicht mehr ausreichend schnell zur Verfügung gestellt werden. Die Nachfrage nach (Konsum)gütern überwiegt immer mehr das Angebot. Deshalb erhöhen sich langsam die Preise.

2) Der Höhepunkt (Boom, Hochkonjunktur)

Der Aufschwung geht also weiter. Die Nachfrage nach Produkten übersteigt noch immer das Angebot und die Inflation (Geldentwertung) steigt deshalb auch immer stärker an.
Es werden immer mehr Arbeitsplätze geschaffen um die Produktion der gesteigerten Nachfrage anzupassen, sodass es sogar (fast) zu Vollbeschäftigung kommen kann.
Die steigenden Preise haben aber zur Folge, dass die Menschen mit den niedrigen Sparzinsen nicht mehr zufrieden sind. Einerseits möchte man ein Produkt lieber heute als morgen erwerben, da ja die Preise immer höher werden. Andererseits ist man mit den niedrigen Sparzinsen nicht mehr zufrieden.
Da weniger gespart wird, müssen die Zinsen für Sparer attraktiver werden -> sie steigen.
Auf der anderen Seite erhöht auch die Zentralbank die Leitzinsen zu denen die anderen Banken bei ihr Geld ausleihen können meistens in Konjunkturphasen um einer Inflation gegen zu wirken.
Zinsen und Inflation (also das Preisniveau) steigen also während der Konjunktur an.
Dennoch wird immer mehr in den Ausbau von Produktionslinien investiert. Die Aufnahme von Fremdkapital nimmt zu – ein zusätzlicher Treiber für den Anstieg der Geldmenge.

3) Der Abschwung

Die Konjunktur folgt also weiter dem positiven Kreislauf: mehr Arbeitsplätze bzw. höhere Gehälter-> mehr Volkseinkommen -> mehr Nachfrage-> höhere Preise -> mehr Produktion -> mehr Arbeitsplätze usw.
Jetzt gibt es zwei Faktoren die diesen positiven Kreislauf unterbrechen und umkehren können:
1) Wie bereits erwähnt steigen durch die Preise auch die Zinsen, da man einerseits für Konsumverzicht und Sparen höhere Zinsen bieten muß, andererseits auch die Zentralbanken die Zinsen erhöhen um die Konjunktur abzukühlen. (Primär um eine Inflation zu verhindern und die Sparer zu schützen – keine Zentralbank will absichtlich eine Konjunktur gefährden, aber sie hat ein Inflationsziel das nicht zu stark überschritten werden sollte. Bei der EZB sind das z.B. 2% Inflation p.a.)
2) Irgendwann (wenn schon fast Vollbeschäftigung herrscht) und jeder seine wichtigsten Konsum-Wünsche befriedigt hat kann die Nachfrage nicht mehr steigen.

Der Markt ist dann gesättigt.  Das ist der Anfang vom Ende der Konjunktur.
Die Produktion ist oft in der Boom-Phase so stark erhöht worden, dass langsam ein Überangebot herrscht.
In einem gesättigten Markt nimmt der Wettbewerbsdruck stark zu. Die Preise müssen gesenkt werden um Produkte zu verkaufen (während der Boom-Phase wurden die Produktionslinien so weit ausgeweitet, dass jetzt nur noch “auf Lager” produziert wird.) Die Lagerstände erhöhen sich. Die Gewinnspannen sinken durch den Wettbewerb und die Zinsen sind immer noch relativ hoch.
Ein tödlicher Mix für viele Unternehmen. Aus Sicht des Konsumenten stagnieren die Preise zuerst bzw. können sogar anfangen zu sinken.
Sinkenden Preise (Deflation) ist für die Wirtschaft noch viel schlimmer als Inflation: Konsumenten warten mit ihrer Kaufentscheidung da sie in Zukunft erwarten weniger zu bezahlen.
Dadurch entsteht ein neuer Teufelskreis:
sinkende Preise -> Zurückhaltung beim Konsum -> weniger Produktion -> weniger Arbeitsplätze -> weniger Volkseinkommen -> sinkende Preise.
Um dem gegenzuwirken, senken die Zentralbanken in Abschwungphasen die Leitzinsen.

4) Die Rezession (bzw. Depression)

Die letzte Phase des Konjunkturzyklus ist nicht nur von einem Rückgang des Wirtschaftswachstums sondern von einem negativen Wachstum (quasi einer “Schrumpfung” der Wirtschaftsleistung) gekennzeichnet. Wenn der Abschwung so dramatisch ist, dass die gesamte Wirtschaftsleistung (das Brutto-Inlandsprodukt) für zwei Quartale in Folge zurück geht, dann spricht man von einer Rezession.
Dauert es deutlich länger, ist von einer Depression die Rede.
Während einer Rezession versuchen Staaten und Zentralbanken alles zu unternehmen um den Teufelskreis wieder umzukehren. Zinsen werden so stark gesenkt, bis der Sparwille wieder abnimmt und die Konsumneigung sich erhöht. Irgendwann startet ein neuer Aufschwung und der Zyklus beginnt dann von vorne.

Ein Blick auf die Konjunkturzyklen:

Die Veränderung des Bruttoinlandsproduktes in der USA, inflationsbereinigt
Die Veränderung des Bruttoinlandsproduktes in der USA, inflationsbereinigt

In dem Chart sehen wir die Veränderung des BIPs in den USA (in Prozent) pro Jahr inflationsbereinigt.
(Ich habe alle Zahlen aus den USA genommen, da sie am weitesten zurückgehen und am einfachsten verfügbar sind. In den anderen Wirtschaftsregionen schaut die Entwicklung aber ähnlich aus)
Man sieht, daß es seit Beginn der Aufzeichnungen (bei Bloomberg) im Jahr 1948 – also etwa in den letzten 65 Jahren – vier Rezessionen gab die durchschnittlich über ein Jahr dauerten. (Das BIP ging real über ein ganzes Jahr zurück – das Wachstum war negativ)
Es war dies in den Jahren 1949, 1970, 1974, 1980, 1982 und 2008 sowie 2009 der Fall.
Die Rezessionen 1974 und 1980 waren bedingt durch die beiden Ölkrisen. 1982 war aufgrund einer massiven Zinserhöhung durch die FED (Zentralbank der USA) um die Inflation zu bekämpfen und 2008/09 aufgrund der jüngsten Finanzkrise (ausgelöst durch  faule Immobilienkredite “subprime”). Der starke Schnitt 2000/01 hat seine Ursache im Platzen der Internet-Blase im Jahr 2000 sowie wegen der Terror-Angriffe am 11. September 2001.
Abschwünge und Rezessionen mit nur 2 Quartalen gab es öfter, die sind hier allerdings nicht so gut zu erkennen, da immer der Jahresschnitt gezeigt wird.
Was auch sehr interessant ist – hier allerdings nicht zu erkennen – ist, dass das Wirtschaftswachstum seit 1948 real (also inflationsbereinigt) über 700% betrug. Es hat sich also verachtfacht. Der durchschnittliche jährliche Zuwachs war etwa 3%.
Wieso das überhaupt möglich ist, dazu komme ich noch später.

Wie oft wiederholen sich die Wirtschaftszyklen?

Man sagt, daß sich die Zyklen etwa alle 7 Jahre wiederholen. Wenn man sich den Chart ansieht, sieht man aber, dass das natürlich wirklich nur eine Näherung ist. Die Zyklen sind unterschiedlich stark und dauern unterschiedlich lange.
Die einzige Regel die man also daraus ableiten kann: Es gibt diese Zyklen. Über die Dauer die Stärke der Ausschläge kann man keinerlei verlässliche Aussage treffen. So hab es z.B. in den 1990er Jahren zwar Rückgänge im Wachstum aber keine einzige Rezession.
Viele Zyklen wurden auch durch unvorhersehbare Ereignisse (wie z.b. die Ölkrisen) oder durch politische Aktionen (z.B. Bekämpfung der Inflation durch radikale Erhöhung der Zinsen) ausgelöst. Man kann also kein Muster ausmachen und sollte auch nicht versuchen das für die Zukunft zu tun.

Welche Auswirkung haben Wirtschaftszyklen?

Gewinn pro Aktie im S&P 500 - Index
Gewinn pro Aktie im S&P 500 – Index

Ich habe ja bereits erwähnt, daß sich das BIP in den USA inflationsbereinigt seit 1948 etwa verachtfacht hat.
Dieser Chart zeigt die Gewinne pro Aktie im S&P-500 Index. Der beste Maßstab für den Aktienmarkt in den USA. Diese Gewinne haben sich seit 1955 sogar um mehr als das fünfzigfache erhöht – allerdings ist diese Grafik leider nicht inflationsbereinigt, da sich so lange zurück reichende Daten über die Inflation nicht finden konnte.
Ich wage aber zu behaupten, daß die Gewinne in etwa ident mit dem BIP gewachsen sind.

Die Konjunkturdellen sind auch hier deutlich zu erkennen. Besonders der Einschnitt durch die Finanzkrise 2008, sowie durch das Platzen der Internetblase 2000/01. Auch die übrigen Rezessionen wie die Ölkrisen kann man bei genauem Hinsehen erkennen – sie sind durch den großen Maßstab mittlerweile aber fast bedeutungslos.

Die Zyklen haben also logischerweise eine Auswirkung auf die Gewinne der Unternehmen.

Auch der Zinsentwicklung  kann man die Wirtschaftszyklen wieder erkennen:

Leitzins in den USA seit 1955
Leitzins in den USA seit 1955

Seit der Beginn der Finanzkrise 2008 dümpeln die Zinsen in der Gegend von 0%. Auch beim Abschwung 2000/01 sind sie stark gesenkt worden.
Einzig die Rezession Anfang der 80er Jahre wurde durch extrem hohe Zinsen ausgelöst. Man wollte damals die starke Inflation durch eine markante Zinserhöhung bekämpfen.Bei der ersten Ölkrise 1973 ist man ähnlich vorgegangen. Die Zinsen sind im Prinzip bei beiden Ölkrisen soweit erhöht worden, bis die Wirtschaft in die Knie gegangen ist.
Insgesamt erkennt man auch bei der Zinsentwicklung die einzelnen Zyklen ganz gut. Ein Abschwung beginnt meistens bei einem Höhepukt und ein Aufschwung bei einem Tiefpunkt der Zinsen.
Ein extrem interessantes Phänomen ist bei den Zinsen der langfristige Trend seit Beginn der 80er Jahre – sie sind im Prinzip immer wieder auf neue Tiefs gesunken bis sie schließlich derzeit bei 0% angekommen sind…
Das gilt nicht nur für die USA sondern genauso auch für Europa und andere Wirtschaftsräume.

 Gibt es noch andere – übergeordnete Wirtschaftszyklen?

Alleine durch den Blick auf die Zinsentwicklung (Abwärtstrend seit 35 Jahren)  stellt sich automatisch die Frage ob es neben diesen “kleinen” Wirtschaftszyklen die beim BIP und bei der Zinsentwicklung Schwankungen erzeugen auch übergeordnete Zyklen gibt die z.B. die Zinsentwicklung wieder in einen neuen Aufwärtstrend bringen könnten.

Eine mögliche Erklärung dafür lieferte der russische Wirtschaftswissenschaftler Kontratieff: Er hatte die Idee von übergeordneten Wirtschaftszyklen “Kontretieff-Zyklen” die 50-70 Jahre andauern und von sogenannten Basis-Innovationen geprägt sind die die Arbeit bzw. das Leben der Menschen grundlegend verändert haben.
Er erkannte folgende Zyklen:

1) etwa 1800 – 1850: Dampfmaschine

2) etwa 1850 – 1900: Eisenbahn

3) etwa 1900 – 1950: Elektrifizierung

Da er leider im Jahr 1938 auf Befehl Stalins erschossen wurde – erlebte er die letzten beiden nach ihm benannten Zyklen nicht mehr:

4) etwa 1950 – 1990: Automobilität

5) etwa 1990 – inkl. heute: Informationstechnologie (Computer, Internet)

Jeder dieser Zyklen ist von einem längeren Aufschwung, gefolgt von einem etwa kürzerem Abschwung (“Kontratieff-Winter”) geprägt.

Die Argumentation für diese “Makro”-Zyklen ist, daß die Menschheit besonders in extrem schlechten Zeiten nach Möglichkeiten forscht, die Produktivität grundsätzlich zu verbessern. In Zeiten des Aufschwunges ist man nur damit beschäftigt die Bedürfnisse der Konsumenten zu befriedigen und Stand zu halten mit der Nachfrage. Im “Winter” hat man Zeit sich Gedanken zu machen, was man grundlegend verändern kann.
Bei Investitionen ist es ähnlich: Im Aufschwung wird das meiste Geld in den Ausbau von bestehenden Produktionsstätten investiert, da dort am meisten Ertrag zu erwarten ist.
Im Abschwung hingegen “sucht” sich das Geld andere Möglichkeiten der Investition. Forschung und Entwicklung bieten dann gute Gelegenheiten.

So hat Kontratieff z.B. die große Depression 1929 damit begründet, daß der 3. Kontratieff-Zyklus der Elektrifizierung bereits an seinem Zenit war. Jeder hatte bereits elektrisches Licht, Radio, etc. Es war zu dieser Zeit ein gesättigter Markt. Also begann der Abschwung der dann schließlich  zu der Innovation der Mobilisierung durch das Automobil für jedermann führte.

Dass Basisinnovationen großes Potential für Effizenzsteigerung und dadurch für Wirtschaftswachstum haben – daran besteht kein Zweifel. Man nehme nur das Beispiel des Computers: Was hat früher alles händisch erledigt werden müssen und viele Arbeitsplätze blockiert, was heute der Computer erledigen kann? (Buchhaltung, Textverarbeitung, CAD, etc.). Auch ist eine Email wesentlich effizienter, billiger und schneller  als ein normaler Brief. Beispiele gibt es also genug.

Allerdings glaube ich, daß man nicht einfach sagen kann: alle 50 Jahre kommt eine Basisinnovation. Wahrscheinlich beschleunigen sich diese Zyklen sogar immer mehr, da die bereits vorhandenen Innovationen und die immer größere Gesamteffizienz dazu beiträgt dass man immer schneller neue Innovationen entwickeln kann.

Auch eine Erklärung für das Phänomen der  – seit 35 Jahren – sinkenden Zinsen kann ich in diesem Modell nicht finden, zumal der große Fortschritt der Informationstechnologie bereits mitten in diesem Trend erfolgt ist (Mitte der 80er Jahre ist es mit Computern für jedermann losgegangen und Mitte der 90er Jahre erst wurde das Internet so richtig polulär). Die 90er brachten auch einen schönen Aufschwung, allerdings waren die Zinsen insgesamt bis heute auf Talfahrt.

Wie geht es mit der Wirtschaft langfristig weiter?

Die Menschheit hat immer wieder bewiesen, dass sie dazu in der Lage ist neue Erfindungen, neue Innovationen zu entwickeln.
Wir haben anfangs bereits gesehen, dass das BIP in den USA in den letzten 65 Jahren – inflationsbereinigt – um das Achtfache angewachsen ist.

Wie ist ein immerwährendes Wachstum möglich?

Es gibt immer wieder Systemkritiker (besonders Anti-Kapitalisten) die meinen unser (kapitalistisches) System erzwingt ein ständiges Wachstum und schadet deshalb der Natur – besonders durch erhöhten Rohstoff-Verbrauch.
Ich sehe das komplett anders: Die Menschheit strebt von Natur aus nach Innovation. Wir wollen immer neue Dinge entdecken und machen ständig neue Erfindungen die unser Leben vereinfachen. Bereits vor 250 Jahren – in der Barock-Zeit – gab es den Ausspruch “alles was man erfinden kann ist bereits erfunden”. Damals gab es gerade einmal die ersten Dampfmaschinen.

Die Effizienz mit der wir Dinge erledigen können hat seither ständig zugenommen und damit natürlich auch die Lebensqualität für jedermann.
Nimmt man als Beispiel die Zeit im Mittelalter, wo die meisten Menschen mit Landwirtschaft beschäftigt waren – also damit alle mit der nötigen Nahrung zu versorgen.
Jetzt könnte man argumentieren, daß durch Effizientsteigerung in der Landwirtschaft (z.B. durch Traktoren) Arbeitsplätze verloren gehen. Das stimmt aber nicht. Es werden Arbeitsplätze frei für andere Dinge. Wurden im Mittelalter 80% aller verfügbaren Arbeitsplätze dafür benötigt, die notwendige Nahrung zur Verfügung zu stellen, so sind es heute vielleicht nur noch 5%. 75% mehr als damals sind also für andere Dinge verfügbar.
Durch Steigerung der Effizienz steigt die Lebensqualität für jedermann und die Wirtschaftsleistung steigt insgesamt. Das hat nichts mit Kapitalismus zu tun sondern mit dem Streben der Menschheit nach Innovation und neuen Herausforderungen.
Neue Innovationen können aber sogar umweltschonend sein wie z.B. Elektro-Autos, alternative Energiequellen (Solar, Windkraft, etc). Die Argumentation, daß wir durch ständiges Wachstum die Welt kaputt machen kann ich also nicht durchgehen lassen.
Die Prämisse muss halt lauten: Verantwortungsvolles Wachstum – aber das ist möglich.

Das alles  ist ein weiteres Argument für die Investition in Aktien – im Gegensatz zur Investition in Gold, Anleihen oder Immobilien nimmt man bei Aktien an diesem Innovationsgeist unmittelbar teil.
Es wird z.B. immer wieder argumentiert, daß Gold inflationsbereinigt im Laufe von 2000 Jahren keinen Wert verloren hat. Man konnte damals für 1 Unze Gold einen schönen Anzug (im alten Rom z.B. wohl eher eine Toga) kaufen und heute bekommt man für 1 Unze Gold (etwa 1000 EUR) auch einen sehr schönen Anzug – aber nicht mehr.
Alleine in den letzten 50 Jahren hat aber das BIP in den USA inflationsbereinigt um das achtfache zugelegt.
Schade, daß es vor 2000 Jahren noch keine NYSE (New York Stock Exchange) gab und deshalb keine Aufzeichnungen von 2000 Jahren vorliegen 😉

 

 

Der große Banken-Vergleich – 2 ATX Schwergewichte mit an Board

Heute kommt wohl die komplexeste Analyse bisher im Financeblog. Eigentlich wollte ich immer die Finger von Banken lassen, aber man liest immer wieder, daß diese angeblich derzeit so günstig seien und weit unter ihrem Buchwert notieren.
Deshalb gibt es heute den großen Banken-Vergleich.

Um aber Banken untersuchen und vergleichen zu können, muß man zuallererst ihr Geschäftsmodell verstehen.
Die meisten Leser werden jetzt meinen: “Das ist ja ganz einfach: Banken geben Kunden für ihre Einlagen Zinsen und verborgen diese Einlagen zu höheren Zinsen weiter.” Es gab früher angeblich die 3-6-3 Regel: Gibt den Kunden 3% für den Einlagen, verborge das Geld für 6% und um 3 Uhr Nachmittags bist du am Golfplatz.

Ganz so einfach ist das Geschäftsmodell einer Bank heutzutage leider nicht:  Banken haben neben dem Kreditgeschäft viele andere Geschäftszweige, die wesentlich schwieriger zu durchleuchten sind.(Ganz abgesehen davon, dass die meisten Einlagen erst durch Kreditvergabe entstehen – wie ich schon hier erläutert habe – aber das tut in diesem Vergleich nichts zur Sache)

Nicht umsonst hat z.B. der Geschäftsbericht der deutschen Bank für das Jahr 2013 über 600 Seiten. (Ein “normaler” Geschäftsbericht kommt meistens mit ca. 100 Seiten aus)
Aus diesen Grund ist das auch bisher die längste Analyse im Financeblog. Der Artikel hat über 3000 Wörter und ich bin gespannt, wie viele ihn bis zum Ende lesen (bitte kommentieren 😉

Die Vergleichs-Kandidaten:

Ich habe diesmal 2 große ATX-Mitglieder, die österreichischen Banken Raiffeisen International (nicht zu verwechseln mit den Raiffeisen-Kassen in Österreich – die Raiffeisen International ist ein Spin-off der Raiffeisen der vor allem in Osteuropa inkl. Russland tätig ist) sowie die Erste Bank Group ausgewählt. Außerdem die größte Bank Deutschlands, die Deutsche Bank und die schweizerische Credit Suisse.
Zu guter letzt noch 3 Amerikaner: Citigroup, Goldman Sachs und Bank of America.
Am Beispiel der Goldman Sachs werden wir sehen wie stark sich die Geschäftsmodelle der einzelnen Banken unterscheiden können.

Das “klassische Geschäftsmodell” der Banken:

Zurück zum Thema: Was das klassische Geschäftsfeld, der Vergabe von Krediten angeht habe ich folgende Tabellen erstellt:

Kredite (Aktiva) 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs
RAIFFEISEN 15.876,04 24.064,24 34.170,69 47.776,64 56.261,04 47.430,95 70.901,19 76.523,02 77.701,37 75.029,14 372,59%
ERSTE 70.039,29 77.601,88 93.973,90 110.659,45 122.402,13 124.179,43 126.214,94 127.722,67 124.283,80 119.887,56 71,17%
DEUTSCHE_BANK 136.344,00 151.355,00 178.524,00 198.891,00 269.281,00 258.105,00 407.729,00 412.514,00 397.377,00 376.582,00 176,20%
CREDIT_SUISSE 184.399,00 205.671,00 208.127,00 240.534,00 235.797,00 237.180,00 218.842,00 233.413,00 242.223,00 247.054,00 33,98%
CITIGROUP 576.833,00 616.544,00 714.697,00 819.235,00 708.878,00 589.105,00 639.352,00 644.904,00 652.499,00 671.498,00 16,41%
GOLDMAN_SACHS 52.545,00 75.381,00 93.013,00 148.183,00 90.564,00 67.900,00 78.140,00 74.465,00 91.354,00 112.775,00 114,63%
BANK_OF_AMERICA 513.187,00 565.746,00 697.474,00 864.756,00 939.829,00 906.802,00 933.613,00 906.179,00 903.053,00 922.167,00 79,69%

Hier sieht man den Anstieg des Kreditvolumens der einzelnen Banken. Raiffeisen Int. und deutsche Bank sind hier am schnellsten gewachsten.

Kredite / Aktiva 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
RAIFFEISEN 54,92% 59,13% 61,16% 65,68% 65,88% 62,18% 54,05% 52,06% 57,08% 57,43%
ERSTE 50,10% 50,83% 51,72% 55,19% 60,76% 61,56% 61,34% 60,82% 58,12% 60,09%
DEUTSCHE_BANK 16,23% 15,26% 11,27% 9,84% 12,23% 17,20% 21,40% 19,06% 19,65% 23,37%
CREDIT_SUISSE 16,93% 15,36% 16,57% 17,68% 20,15% 23,00% 21,21% 22,25% 26,21% 28,31%
CITIGROUP 38,87% 41,27% 37,93% 37,45% 36,57% 31,73% 33,41% 34,42% 34,99% 35,71%
GOLDMAN_SACHS 9,89% 10,67% 11,10% 13,23% 10,24% 8,00% 8,57% 8,07% 9,73% 12,37%
BANK_OF_AMERICA 46,22% 43,80% 47,78% 50,40% 51,70% 40,79% 41,22% 42,56% 40,86% 43,87%

In dieser Tabelle sieht man, wie viel Prozent des Anlagevermögens der Banken überhaupt aus Krediten an Endkunden besteht. (Kreditsumme geteilt durch Aktiva)
Bei den meisten Banken ist das weniger als die Hälfte des Anlagevermögens. Bei Goldman Sachs überhaupt nur etwa ein Zehntel. Man sieht also hier schon deutlich: Das Kreditgeschäft ist nicht das einzige und oft auch nicht das größte Geschäftsfeld einer Bank.
Die beiden Österreicher haben hier noch den höchsten Anteil. Bei der ERSTEN machte das Kreditvolumen 2014 immerhin 60% des Anlagevermögens aus. Sie ist damit noch am ehesten eine “klassische” Bank. Ob das von Vorteil ist werden wir noch sehen.

Zunächst möchte ich zeigen, welche Risiken und Verluste mit den einzelnen Geschäftsfeldern verbunden sind:

Risiken:

Rückstellungen für Kreditausfälle:

Kreditausfälle 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
RAIFFEISEN 0,87% 0,70% 0,90% 0,75% 1,39% 3,66% 1,68% 1,39% 1,30% 1,53%
ERSTE 0,58% 0,54% 0,47% 0,41% 0,88% 1,66% 1,60% 1,77% 1,59% 1,47%
DEUTSCHE_BANK 0,27% 0,25% 0,17% 0,31% 0,40% 1,02% 0,31% 0,45% 0,43% 0,55%
CREDIT_SUISSE 0,04% -0,07% -0,05% 0,10% 0,34% 0,21% -0,04% 0,08% 0,07% 0,07%
CITIGROUP 1,08% 1,33% 0,98% 2,07% 4,70% 6,62% 3,92% 1,83% 1,60% 1,14%
GOLDMAN_SACHS 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00%
BANK_OF_AMERICA 0,54% 0,71% 0,72% 0,97% 2,85% 5,36% 3,05% 1,48% 0,90% 0,39%

Hier sieht man, wie viel Rückstellungen (als Anteil der vergebenen Kredite) die Banken jährlich für Kreditausfälle bilden mussten.
Deutlich zu erkennen sind starke Schwankungen bei den US-Banken Citigroup und Bank of America. Sie hatten beide 2008 und 2009 erheblich höhere Kreditausfälle zu verbuchen als die europäischen Konkurrenten. Raiffeisen hatte 2009 auch einen starken Ausschlag nach oben – bedingt durch das Ost-Geschäft. Bei Goldman Sachs sieht man  wieder, dass sie mit Endkundenkrediten nichts zu tun haben. Sie hatten keinerlei Kreditausfälle.

Die anderen US-Banken haben aufgrund der Subprime-Krise hohe Abschreibungen auf Kredite tätigen müssen.
Prinzipiell finde ich es aber gut für die Wirtschaft, wenn Banken risikobereiter sind. An den starken Schwankungen bei den Kreditausfällen sieht man, dann wohl US-Banken leichter Kredite vergeben als europäische Banken – was langfristig der Wirtschaft zu Gute kommt, da Unternehmen eine Chance bekommen die bei uns keinerlei Aussicht auf eine Finanzierung hätten – sie wirken dadurch als Katalysatoren auf die Wirtschaft.
Wie sich diese Risikobereitschaft auf die Banken auswirkt wird sich auch noch zeigen.

Summe der Rückstellungen für Kreditausfälle in Prozent der vergebenen Kredite:

Rückstellungen Kreditausfälle 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
RAIFFEISEN 2,31% 2,70% 2,55% 2,31% 2,92% 6,50% 6,71% 6,60% 7,26% 7,47%
ERSTE 4,00% 3,63% 3,33% 2,98% 3,09% 3,99% 4,85% 5,50% 6,15% 6,51%
DEUTSCHE_BANK 1,72% 1,27% 0,94% 0,86% 0,72% 1,30% 0,81% 1,01% 1,18% 1,48%
CREDIT_SUISSE 1,58% 1,06% 0,71% 0,51% 0,70% 0,59% 0,46% 0,39% 0,38% 0,35%
CITIGROUP 1,95% 1,59% 1,25% 1,97% 4,18% 6,12% 6,36% 4,67% 3,90% 2,93%
GOLDMAN_SACHS 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00%
BANK_OF_AMERICA 1,68% 1,42% 1,29% 1,34% 2,45% 4,10% 4,49% 3,73% 2,68% 1,89%

Die Tabelle zeigt die Summe der gebildeten Rückstellungen für Kreditausfälle wie sind in der Bilanz aufgelistet sind im Verhältnis zu den vergebenen Krediten.
Die beiden österreichischen Banken haben hier die größte Vorsorge getroffen. Sie sehen beiden über 6,5% ihrer Kredite als “faul” an und haben entsprechend hohe Rückstellungen gebildet.
Sie haben beide diese Rückstellungen nach Ausbruch der Finanzkrise 2008 stark hochgefahren. Das tat die Citigroup und die Bank of America zwar ebenfalls, mittlerweile fahren beide aber die Rückstellungen wieder zurück, d.h. man geht dort von weniger faulen Krediten aus.
Man könnte nun meinen, die beiden Österreicher seien vorsichtiger und haben deshalb so hohe Rückstellungen gebildet- ich bin da aber skeptisch. Man liest einfach zu oft davon, daß sie in Osteuropa (Ukraine, Russland) hohe Abschreibungen wegen Kreditverlusten verbuchen müssen.

Am wenigsten Risiko geht offensichtlich die Credit Suisse ein – sie hat meist nur weniger als 1% Kreditausfälle und stellt sogar weniger als ein halbes Prozent der vergebenen Kredite für Ausfälle rück.

 Kreditausfälle in Prozent des Eigenkapitals:

Kreditausfälle % von EK 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
RAIFFEISEN 6,32% 5,11% 6,73% 5,39% 11,97% 24,83% 11,48% 9,73% 9,28% 11,09%
ERSTE 6,82% 6,61% 4,03% 3,99% 9,66% 12,76% 12,21% 14,93% 12,12% 11,93%
DEUTSCHE_BANK 1,44% 1,25% 0,89% 1,59% 3,37% 6,93% 2,53% 3,36% 3,17% 3,76%
CREDIT_SUISSE 0,18% -0,29% -0,19% 0,40% 1,72% 1,05% -0,18% 0,46% 0,40% 0,35%
CITIGROUP 5,70% 7,27% 5,83% 14,97% 23,13% 25,17% 15,13% 6,58% 5,47% 3,73%
GOLDMAN_SACHS 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00%
BANK_OF_AMERICA 2,76% 3,95% 3,70% 5,71% 15,15% 20,99% 12,46% 5,83% 3,45% 1,53%

Diese Tabelle soll zeigen, wie stark sich die Kreditausfälle auf das Eigenkapital der Bank auswirken. Hier sind wieder die jährlichen Aufwände durch Rückstellungen für Kreditverluste berücksichtigt. (Also nicht die Summe aller Rückstellungen aus der Bilanz, sondern nur die jährlichen Aufwände aus der GuV)
Das Eigenkapital ist immerhin das woran der Aktionär direkt beteiligt ist, und er sieht es nicht gerne wenn es schwindet.
Auch hier sind aber starke Rückgänge zu sehen – besonders in den Jahren 2008 und 2009. Und wieder sieht man, daß die beiden US-Banken mit Endkundengeschäft (Citigroup und Bank of America) in den Jahren 2008 und 2009 ordentlich Federn lassen mußten.
Raiffeisen und Erste bilden hier leider selbst in den Jahren 2012 und 2013 noch  das das Schlusslicht. Sie verlieren noch immer an die 10% des Eigenkapitals pro Jahr durch Kreditausfälle.

weitere Risiken:

Es gibt noch zahlreiche weitere Risiken, denen Banken ausgesetzt sind, so z.B. das Risiko einer Änderung der Zinsstrukturkurve – ein sehr komplexes Thema:
Zinsen sind ja nicht für alle Laufzeiten identisch. So sind normalerweise z.B. die Zinsen für einen 10 Jahre laufenden Kredit mit Fixzinssatz höher als für eine entsprechend kürzere Laufzeit.
Die Banken finanzieren die langfristig vergebenen Kredite aber vor allem mit den Einlagen ihrer Kunden, die ja extrem kurzfristig verzinst werden. Man nennt diese Vorgangsweise “Fristentransformation“. Wenn nun beispielsweise der kurzfristige Zinssatz schneller steigt als der langfristige, hat die Bank ein Problem.
Sie versucht dem gegen zu wirken, indem sie Einlage-Kunden dazu überredet ihr Geld auch “zu binden”. Teilweise sichert sie sich auch durch Derivate-Geschäfte mit Swaps, etc. ab.
Komplett ausschalten lässt sich das Risiko aber wohl nie.

Beim Risikomanagement des klassischen Geschäftsmodells würde ich deshalb die beiden Österreicher als Verliere bezeichnen. Sie sind wohl zuviel Risiko eingegangen – wahrscheinlich besonders in Osteuropa. Leiden müssen darunter heute österreichische Unternehmer die sehr schwer Kredite bekommen.

 sonstige Geschäftsfelder:

Nachdem das Kreditgeschäft nur ein Teilbereich der Geschäftsfelder einer Bank ist, stellt sich natürlich die Frage was Banken sonst noch machen:
Dazu gehören in erster Linie die Handelstätigkeiten auf eigenem Buch, d.h. der Kauf und Verkauf von Wertpapieren. In der GuV-Rechnung der Bank wird das als “Handelsergebnis” aufgeführt.

Das Handelsergebnis und sein Beitrag zum Eigenkapital:

Handelsergebnis % von EK 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
RAIFFEISEN 10,49% 9,51% 6,06% 1,34% 1,87% 3,37% 3,66% 5,81% 3,73% 1,18%
ERSTE 5,86% 4,68% 3,48% 3,11% -4,11% 3,02% 1,93% 0,19% 1,87% 1,39%
DEUTSCHE_BANK 24,79% 28,34% 28,33% 20,71% -29,22% 17,66% 7,05% 5,82% 10,89% 7,66%
CREDIT_SUISSE 13,46% 17,24% 23,66% 18,77% -30,58% 24,60% 23,62% 15,03% 5,31% 7,86%
CITIGROUP 4,16% 7,47% 8,17% -9,62% -17,12% 3,33% 5,14% 3,89% 1,60% 3,56%
GOLDMAN_SACHS 44,57% 49,58% 59,26% 59,35% 12,26% 40,29% 26,35% 15,03% 22,58% 20,76%
BANK_OF_AMERICA 3,45% 4,86% 4,72% -0,44% -2,40% 10,43% 7,39% 7,45% 4,03% 4,82%

Hier werden die Banken ein wenig zu Hedge-Fonds. Niemand kann genau nachvollziehen, welchem Handel mit Wertpapieren sie nachgehen. In der Tabelle sieht man aber, daß der Eigenhandel sehr großen Einfluß auf die Entwicklung des Eigenkapitals hat.
Goldman-Sachs bewies hier ein goldendes Händchen (wie der Name schon sagt 😉 und machte selbst während der Krise 2008/09 Gewinne. Auch die Raiffeisen International konnte sich hier ohne Verluste über die Finanzkrise retten.
Andere verloren alleine dadurch im Jahr 2008 30% ihres Eigenkapitals (z.B. die deutsche Bank und Credit Suisse). So etwas würde einem nachhaltig wirtschaftendem klassischem Unternehmen wohl nie passieren.

Handelsregebnis + Kreditausfälle im Eigenkapital:

Handelsgewinne+Kreditausfälle/EK 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
RAIFFEISEN 4,17% 4,41% -0,67% -4,05% -10,10% -21,46% -7,81% -3,92% -5,55% -9,91%
ERSTE -0,96% -1,93% -0,55% -0,87% -13,77% -9,73% -10,28% -14,74% -10,25% -10,54%
DEUTSCHE_BANK 23,35% 27,09% 27,44% 19,12% -32,59% 10,74% 4,53% 2,46% 7,72% 3,90%
CREDIT_SUISSE 13,28% 17,53% 23,84% 18,37% -32,30% 23,56% 23,81% 14,57% 4,90% 7,51%
CITIGROUP -1,54% 0,20% 2,34% -24,59% -40,25% -21,84% -9,99% -2,70% -3,86% -0,17%
GOLDMAN_SACHS 44,57% 49,58% 59,26% 59,35% 12,26% 40,29% 26,35% 15,03% 22,58% 20,76%
BANK_OF_AMERICA 0,69% 0,91% 1,01% -6,15% -17,55% -10,56% -5,07% 1,62% 0,58% 3,29%

Jetzt kennen wir einmal zwei Geschäftsfelder einer Bank: Das Kreditgeschäft und den Eigenhandel.
Nun beleuchten wir einmal, wie sich diese beiden Aktivitäten auf das Eigenkapital ausgewirkt haben: In der Tabelle sieht man wie sich das Eigenkapital prozentuell durch Kreditausfälle und Handelsaktivität verändert hat.
Besonders 2008 sind viele am kalten Fuß erwischt worden: Verluste bis über 40% des Eigenkapitals. Das erklärt, wieso damals so viele Kapitalerhöhungen – auch durch den Staat – durchgeführt werden mussten.
Die beiden Österreicher haben fast jeder Jahr durch Kreditausfälle und Handelsaktivitäten teilweise beträchtliche Anteile ihres Eigenkapitals verloren.

Bisher habe ich nur die Risiken und Verluste aus dem Bankengeschäft betrachtet und wir haben gesehen, dass diese nicht zu vernachlässigen sind

Jetzt kommen wir zu den Einnahmequellen:

Wo verdient eine Bank ihr Geld?

Natürlich verdient die Bank einerseits durch die Zinseinnahmen aus den vergebenen Krediten, gehaltenen Wertpapieren sowie anderen zinstragenden Investitionen. Die Differenz zwischen Zinserträgen und Zinsaufwänden ist das Netto-Zinsergebnis. Der erste Pfeiler in der Bank-GuV

Nettozinsertrag:

Netto-Zinsertrag 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs
RAIFFEISEN 803,40 1.201,60 1.762,96 2.419,54 3.231,41 2.933,57 3.577,97 3.667,06 3.472,10 3.728,82 364,13%
ERSTE 2.577,79 2.698,74 3.091,02 3.922,00 4.891,60 5.208,24 5.418,18 5.561,02 5.218,90 4.836,30 87,61%
DEUTSCHE_BANK 5.182,00 6.001,00 7.008,00 8.849,00 12.453,00 12.459,00 15.583,00 17.445,00 15.976,00 14.833,00 186,24%
CREDIT_SUISSE 11.966,00 6.918,00 6.566,00 8.442,00 8.536,00 6.891,00 6.541,00 6.426,00 7.143,00 8.115,00 -32,18%
CITIGROUP 41.679,00 39.240,00 39.554,00 45.378,00 53.749,00 48.914,00 54.186,00 48.447,00 46.686,00 46.793,00 12,27%
GOLDMAN_SACHS 3.026,00 3.097,00 3.498,00 3.987,00 4.276,00 7.407,00 5.503,00 5.192,00 3.880,00 3.392,00 12,10%
BANK_OF_AMERICA 27.960,00 30.737,00 34.591,00 34.441,00 45.360,00 47.109,00 51.523,00 44.616,00 40.656,00 42.265,00 51,16%

 

Zinsergebnis % von Netto-Ertrag 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
RAIFFEISEN 53,26% 58,07% 53,45% 57,97% 59,03% 59,97% 52,89% 52,20% 51,95% 56,08%
ERSTE 57,20% 56,39% 55,69% 58,32% 69,10% 63,51% 65,49% 69,09% 60,41% 63,14%
DEUTSCHE_BANK 24,07% 23,79% 23,13% 26,57% 75,95% 40,62% 47,29% 49,52% 43,96% 43,01%
CREDIT_SUISSE 22,15% 22,93% 17,07% 21,61% 91,84% 20,79% 20,86% 24,92% 31,05% 31,73%
CITIGROUP 52,34% 46,91% 44,14% 57,81% 104,17% 60,93% 62,57% 61,83% 67,54% 61,27%
GOLDMAN_SACHS 14,44% 12,27% 9,29% 8,67% 19,24% 16,40% 14,05% 18,02% 11,36% 9,92%
BANK_OF_AMERICA 55,16% 53,76% 47,82% 51,53% 62,32% 39,37% 46,75% 47,74% 48,79% 47,52%

In der oberen Tabelle sieht man die Entwicklung der Zinserträge und in der unteren Ihren Anteil am Netto-Ertrag.

Hier konnten die beiden Österreicher stabile Zuwächse verbuchen. Der starke Anstieg bei Raiffeisen International seit Beginn der Finanzkrise ist wahrscheinlich unter anderem auf höhere Zinsen zurückzuführen die Kunden in Osteuropa bezahlen müssen – da ja auch das Risiko seither gestiegen ist.

Auch zu Erkennen ist, wie unterschiedlich die Geschäftsmodelle der einzelnen Banken sind: Bei Goldman Sachs machen Zinserträge mittlerweile weniger als 10% des Netto-Ertrages aus – und diese Zinsen kommen wie wir schon wissen nicht von selbst vergebenen Krediten, sondern von Wertpapieren (Anleihen) die Goldman Sachs hält.

Handelsergebnis:

Die zweite Einnahmequelle ist – wie bereits berichtet – das Handelsergebnis. Dieses kann, wie wir gesehen haben, stark schwanken.

Handelsgewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs
RAIFFEISEN 228,42 311,71 278,01 88,48 122,08 235,90 381,16 635,01 405,63 122,15 -46,52%
ERSTE 348,98 298,79 379,63 355,00 -455,87 487,35 319,58 29,30 306,03 204,91 -41,28%
DEUTSCHE_BANK 6.421,00 8.484,00 9.483,00 7.968,00 -9.326,00 6.706,00 3.555,00 3.181,00 5.909,00 4.211,00 -34,42%
CREDIT_SUISSE 5.715,00 8.615,00 13.934,00 11.231,00 -14.439,00 11.890,00 10.161,00 6.175,00 2.244,00 3.707,00 -35,14%
CITIGROUP 4.549,00 8.405,00 9.790,00 -10.918,00 -24.662,00 5.158,00 8.517,00 6.977,00 3.061,00 7.334,00 61,22%
GOLDMAN_SACHS 11.984,00 15.452,00 24.027,00 29.714,00 8.095,00 28.879,00 20.610,00 10.794,00 17.213,00 16.361,00 36,52%
BANK_OF_AMERICA 3.456,00 4.936,00 6.381,00 -645,00 -4.248,00 24.136,00 16.873,00 17.132,00 9.549,00 11.208,00 224,31%

 

Handelsgewinn % von Netto-Ertrag 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
RAIFFEISEN 15,14% 15,06% 8,43% 2,12% 2,23% 4,82% 5,63% 9,04% 6,07% 1,84%
ERSTE 7,74% 6,24% 6,84% 5,28% -6,44% 5,94% 3,86% 0,36% 3,54% 2,68%
DEUTSCHE_BANK 29,82% 33,64% 31,30% 23,93% -56,88% 21,86% 10,79% 9,03% 16,26% 12,21%
CREDIT_SUISSE 10,58% 28,56% 36,23% 28,75% -155,36% 35,87% 32,41% 23,94% 9,76% 14,49%
CITIGROUP 5,71% 10,05% 10,92% -13,91% -47,80% 6,42% 9,83% 8,90% 4,43% 9,60%
GOLDMAN_SACHS 57,20% 61,23% 63,79% 64,61% 36,43% 63,93% 52,63% 37,46% 50,38% 47,83%
BANK_OF_AMERICA 6,82% 8,63% 8,82% -0,97% -5,84% 20,17% 15,31% 18,33% 11,46% 12,60%

Vorher haben wir bereits die Auswirkungen des Eigenhandels auf das Eigenkapital gesehen. Hier  ist noch einmal eine Darstellung des Handelsgewinnes in absoluten Zahlen sowie im Verhältnis zum Netto-Ertrag. Die negativen Zahlen beim Verhältnis sind sehr mit Vorsicht zu genießen,da man nicht den Anteil einer negativen Größe an einer positiven ausrechnen kann.
Auch hier ist bereits 2007 in den USA der Beginn der Subprime-Krise zu sehen. 2008 hat es dann (fast) alle erwischt.
Bei Goldman Sachs sieht man, daß der Beitrag vom Handelsgewinn zum Netto-Ertrag etwa die Hälfte ausmacht.

Kommissionen:

Eine weitere wichtige Einnahmequelle sind die Kommissionen die die Bank z.B. für Kreditvergaben verlangt bzw. Provisionen für den Handel mit Wertpapieren (Broker-Geschäft).

Komissionen 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs
RAIFFEISEN 395,93 518,75 1.108,86 1.474,64 1.764,24 1.441,42 1.753,23 1.795,26 1.869,19 2.012,51 408,30%
ERSTE 1.358,45 1.545,21 1.805,10 2.240,61 2.426,06 2.320,09 2.394,95 2.298,23 2.245,71 2.305,64 69,73%
DEUTSCHE_BANK 9.506,00 10.089,00 13.418,00 15.199,00 12.449,00 11.377,00 13.652,00 14.409,00 14.575,00 15.252,00 60,45%
CREDIT_SUISSE 13.577,00 14.323,00 17.647,00 18.929,00 14.812,00 13.750,00 14.078,00 12.638,00 12.724,00 13.226,00 -2,59%
CITIGROUP 21.505,00 23.262,00 26.178,00 29.838,00 18.588,00 20.680,00 17.663,00 16.845,00 16.744,00 17.202,00 -20,01%
GOLDMAN_SACHS 5.941,00 6.689,00 10.140,00 12.286,00 9.851,00 8.887,00 13.048,00 12.825,00 13.070,00 14.453,00 143,28%
BANK_OF_AMERICA 17.495,00 20.302,00 29.831,00 32.140,00 36.785,00 48.412,00 39.440,00 24.837,00 34.968,00 35.498,00 102,90%

 

Komissionen % von Netto Ertrag 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
RAIFFEISEN 26,25% 25,07% 33,62% 35,33% 32,23% 29,47% 25,92% 25,56% 27,97% 30,27%
ERSTE 30,14% 32,29% 32,52% 33,32% 34,27% 28,29% 28,95% 28,55% 25,99% 30,10%
DEUTSCHE_BANK 44,15% 40,00% 44,29% 45,64% 75,93% 37,09% 41,43% 40,90% 40,11% 44,22%
CREDIT_SUISSE 25,14% 47,48% 45,89% 48,45% 159,37% 41,48% 44,90% 49,00% 55,31% 51,71%
CITIGROUP 27,00% 27,81% 29,21% 38,01% 36,02% 25,76% 20,40% 21,50% 24,22% 22,53%
GOLDMAN_SACHS 28,36% 26,50% 26,92% 26,72% 44,33% 19,67% 33,32% 44,51% 38,26% 42,25%
BANK_OF_AMERICA 34,51% 35,51% 41,24% 48,09% 50,54% 40,46% 35,78% 26,58% 41,96% 39,91%

In der ersten Tabelle sind die absoluten Einnahmen durch Kommissionen aufgelistet, in der unteren wieder der Beitrag zum Netto-Ertrag.  Diese Einnahmen sind also ebenfalls ein sehr wichtiger Beitrag zum Banken-Ergebnis. Sie sind meiner Ansicht nach am ehesten mit “operativem” Geschäft zu vergleichen. Für das Kassieren von Komissionen und Provisionen muß die Bank kein Risiko eingehen. Sie werden einfach z.B. in Form von Kreditgebühren an die Kunden verrechnet.

Jetzt wissen wir einmal welche Risiken eine Bank hat und wo sie ihr Geld verdient.

Die Bottom-Line (der Gewinn):

Was die einzelnen Banken daraus machen können sehen wir, wenn wir uns das Ergebnis der GuV anschauen:

Nettogewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
RAIFFEISEN 209.44 382.33 1’182.13 841.26 981.99 212.18 1’087.48 967.67 729.69 557.34 -34.08 608.44
ERSTE 520.85 716.71 932.25 1’174.70 859.61 903.39 878.67 -718.90 483.48 60.97 -711.50 828.24
DEUTSCHE_BANK 2’472.00 3’529.00 6’070.00 6’474.00 -3’835.00 4’973.00 2’310.00 4’132.00 263.00 666.00 2’906.44 4’504.96
CREDIT_SUISSE 5’628.00 5’850.00 11’327.00 7’760.00 -8’218.00 6’724.00 5’098.00 1’953.00 1’349.00 2’326.00 2’913.12 4’599.52
CITIGROUP 17’046.00 24’589.00 21’538.00 3’617.00 -27’684.00 -1’606.00 10’602.00 11’067.00 7’541.00 13’673.00 12’700.93 16’518.15
GOLDMAN_SACHS 4’553.00 5’626.00 9’537.00 11’599.00 2’322.00 13’385.00 8’354.00 4’442.00 7’475.00 8’040.00 8’111.60 7’759.79
BANK_OF_AMERICA 13’947.00 16’465.00 21’133.00 14’982.00 4’008.00 6’276.00 -2’238.00 1’446.00 4’188.00 11’431.00 15’741.00 16’445.96

 

GewinnVeränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004-2014
RAIFFEISEN 82.55% 209.19% -28.84% 16.73% -78.39% 412.52% -11.02% -24.59% -23.62% -106.11% -116.27%
ERSTE 37.60% 30.07% 26.01% -26.82% 5.09% -2.74% -181.82% 167.25% -87.39% -1266.96% -236.60%
DEUTSCHE_BANK 42.76% 72.00% 6.66% -159.24% 229.67% -53.55% 78.87% -93.64% 153.23% 336.40% 17.57%
CREDIT_SUISSE 3.94% 93.62% -31.49% -205.90% 181.82% -24.18% -61.69% -30.93% 72.42% 25.24% -48.24%
CITIGROUP 44.25% -12.41% -83.21% -865.39% 94.20% 760.15% 4.39% -31.86% 81.32% -7.11% -25.49%
GOLDMAN_SACHS 23.57% 69.52% 21.62% -79.98% 476.44% -37.59% -46.83% 68.28% 7.56% 0.89% 78.16%
BANK_OF_AMERICA 18.05% 28.35% -29.11% -73.25% 56.59% -135.66% 164.61% 189.63% 172.95% 37.70% 12.86%

Das ganze schaut sehr durchwachsen aus. Einen wirklichen Zuwachs seit 10 Jahren konnte nur Goldman Sachs verbuchen. Sie sind auch die einzigen, die nie Verluste schreiben mußten.
Bei den geschätzten 2015er Zahlen bin ich extrem skeptisch – ich habe sie zwar angeführt, aber ich traue ihnen überhaupt nicht.

Eigenkapitalrendite:

EK-Rendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
RAIFFEISEN 9.62% 11.67% 25.76% 12.70% 15.07% 3.03% 10.45% 8.85% 6.71% 5.38% -0.33%
ERSTE 8.75% 11.24% 8.55% 10.30% 7.75% 5.60% 5.31% -4.74% 2.96% 0.41% -4.81%
DEUTSCHE_BANK 9.54% 11.79% 18.13% 16.83% -12.02% 13.10% 4.58% 7.56% 0.48% 1.21% 5.29%
CREDIT_SUISSE 13.26% 11.71% 19.23% 12.97% -17.40% 13.91% 11.85% 4.75% 3.19% 4.93% 6.18%
CITIGROUP 15.60% 21.85% 17.98% 3.19% -19.22% -1.04% 6.39% 6.16% 3.95% 6.63% 6.16%
GOLDMAN_SACHS 16.93% 18.05% 23.52% 23.17% 3.52% 18.67% 10.68% 6.18% 9.81% 10.20% 10.29%
BANK_OF_AMERICA 13.91% 16.22% 15.62% 10.21% 2.26% 2.71% -0.98% 0.63% 1.77% 4.91% 6.76%

Normalerweise betrachten wir die Gesamtkapitalrendite. Bei Banken macht das leider keinen Sinn, da man hier von der GK-Rendite extrem schwer Rückschlüsse darauf ziehen kann wie viel für die Aktionäre übrig bleibt. ).
Üblicherweise haben sehr gute Unternehmen ja bereits eine Gesamtkapitalrendite von über 10% – die Eigenkapitalrendite sollte entsprechend höher sein (sonst würde es ja keinen Sinn machen auch mit Fremdkapital zu arbeiten).
Hier hat einzig Goldman Sachs es geschafft die EK-Rendite über 10% zu bringen.

Die finanzielle Stabilität der Banken:

Sehr wichtig für einen Aktionär ist natürlich auch zu wissen, wie stabil “seine” Bank ist – und ob sie immer wieder auf Kapitalerhöhungen angewiesen ist um eine gewisse Stabilität aufrecht zu halten.

Die wichtigste Kennzahl hierfür ist die sogenannte Tier1-Kernkapitalquote.

Tier1-Kernkapitalquote:

Diese Kennzahl gibt das Verhältnis des Eigenkapitals zum gesamten Kapital “at risk” an, also alle Aktiva die entweder dem Marktrisiko oder dem Kreditausfallsrisiko ausgesetzt sind. Im Fachjargon nennt man sie “Risikoaktiva”.
Was genau in diese Berechnung einfließt bestimmen Aufsichtsbehörden. Die Berechnung unterscheidet sich deshalb leicht von Land zu Land. Alle Risiko-Aktiva müssen von der Bank mit Eigenkapital unterlegt sein, Richtlinien wie z.B. “Basel 3” geben dabei an wie hoch diese Unterlegung mindestens sein muß.
Die Tier1-Quote ist deshalb nicht identisch mit der “klassischen” Eigenmittelquote, die ja das Eigenkapital mit dem Gesamtkapital ins Verhältnis setzt.

Tier1-Kapitalquote 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
RAIFFEISEN 10,10% 8,00% 9,80% 10,50% 8,10% 11,00% 9,70% 9,90% 11,20% 11,20%
ERSTE 6,70% 6,80% 6,60% 7,00% 7,20% 10,80% 10,20% 10,40% 11,60% 11,80%
DEUTSCHE_BANK 8,60% 8,70% 8,50% 8,60% 10,10% 12,60% 12,30% 12,90% 15,10% 16,90%
CREDIT_SUISSE 12,30% 11,30% 13,90% 10,00% 13,30% 16,30% 17,20% 15,20% 15,20% 16,80%
CITIGROUP 8,74% 8,79% 8,59% 7,12% 11,92% 11,67% 12,91% 13,55% 14,06% 13,60%
GOLDMAN_SACHS n/a n/a n/a n/a 15,60% 15,00% 16,00% 13,80% 16,70% 16,70%
BANK_OF_AMERICA 8,20% 8,25% 8,64% 6,87% 9,15% 10,40% 11,24% 12,40% 12,89% 12,44%

Die beiden Österreicher sind auch hier wieder am riskantesten unterwegs.

Entwicklung des Eigenkapitals:

Wie oft mussten die einzelnen Banken schon Kapitalerhöhungen durchführen und damit die bisherigen Aktionäre verwässern?
Und wie entwickelte sich das Eigenkapital pro Aktie?
Dafür habe ich die folgenden beiden Tabellen erstellt:

Ausstehende Aktien 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs
RAIFFEISEN 130,53 148,99 148,81 160,65 160,44 160,48 203,14 203,17 203,57 203,57 55,96%
ERSTE 229,03 246,44 316,93 296,27 290,58 357,05 363,86 373,36 377,66 415,08 81,23%
DEUTSCHE_BANK 594,39 580,83 572,96 575,74 655,93 712,60 963,60 948,44 974,21 1.068,72 79,80%
CREDIT_SUISSE 1.137,91 1.152,81 1.088,38 1.045,49 1.192,29 1.197,72 1.202,53 1.250,06 1.325,35 1.590,94 39,81%
CITIGROUP 519,46 498,02 491,20 499,46 545,01 2.848,33 2.905,84 2.923,88 3.028,88 3.029,24 483,15%
GOLDMAN_SACHS 480,96 460,40 450,10 439,00 485,40 542,70 546,90 485,47 465,15 467,40 -2,82%
BANK_OF_AMERICA 4.046,55 3.999,69 4.458,15 4.437,89 5.017,44 8.650,24 10.085,15 10.535,94 10.778,26 10.591,81 161,75%

 

Buchwert pro Aktie 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs
RAIFFEISEN 14,10 18,80 26,78 36,27 34,87 37,40 45,97 48,20 49,88 48,53 244,25%
ERSTE 14,95 16,50 25,18 28,53 27,80 35,59 36,04 32,24 34,04 27,28 82,52%
DEUTSCHE_BANK 43,58 51,54 57,17 64,34 46,81 51,43 50,69 56,29 55,43 51,20 17,48%
CREDIT_SUISSE 31,88 36,54 40,05 41,32 27,09 31,32 27,68 26,94 26,78 26,50 -16,86%
CITIGROUP 210,39 225,97 243,86 227,14 259,87 53,61 56,26 60,81 62,42 67,46 -67,94%
GOLDMAN_SACHS 52,14 60,82 79,51 97,49 132,61 130,30 141,44 144,97 162,78 167,88 221,96%
BANK_OF_AMERICA 24,77 25,39 30,34 33,08 35,29 26,76 22,63 21,84 21,98 21,97 -11,31%

Hier ist einerseits die Anzahl der ausgegebenen Aktien zu sehen (obere Tabelle) und die Entwicklung des Buchwertes pro Aktie (Eigenkapital  abzüglich Minderheitenanteile pro Aktie)

Außer Goldman-Sachs mußte jede der Banken in den letzten 10 Jahren neue Aktien herausgeben um zusätzliches Kapital zu sammeln. Am schlimmsten hat es die Citigroup erwischt, die 2009 fast die fünffache Anzahl an neuen Aktien – im Verhältnis zu den bestehenden – herausgeben musste. Und das auch noch zu einem Zeitpunkt als die Aktien sehr schwer verkäuflich waren.
Hier sieht man auch deutlich was in so einem Fall mit dem Buchwert pro Aktie passieren kann: 2008 hatte jede Citigroup-Aktie noch einen Buchwert von USD 259,87 und 2009 waren es nur noch USD 53,61.
Raiffeisen International konnte den Buchwert pro Aktie immerhin in den letzten 10 Jahren gut steigern – trotz Herausgabe neuer Aktien. Diese Steigerung spielte sich aber vor allem vor 2008 ab. Seit 2010 ist das Wachstum sehr stark abgeflacht.

Zusammenfassung der bisherigen Analyse:

Raiffeisen International zeigt unter allen Kandidaten das stärkste Wachstum. Sowohl beim Kreditvolumen und Zinsertrag als auch bei den eingenommenen Kommissionen. Dieses Wachstum “erkaufen” sie sich aber wohl durch das höchste Risiko. Sie hatten bereits 2013 die höchsten Rückstellungen für Kreditverluste gebildet und mussten diese  aber dennoch 2014 wieder so deutlich erhöhen, dass es heuer Verluste geben wird.

Credit Suisse hingegen geht am wenigsten Risiko  ein und hat deshalb auch die wenigsten Kreditverluste zu verbuchen. Sie hat allerdings über die letzten Jahre eine Stagnation bei der Kreditvergabe und das Zinsergebnis ist rückläufig.

Goldman Sachs verfolgt ein komplett anderes Geschäftsmodell und kann eigentlich gar nicht als “Bank” bezeichnet werden. Sie vergeben keinerlei Kredite an Endkunden und leben ausschließlich vom Eigenhandel bzw. von der Einnahme von Kommissionen.

Bewertung:

KGV 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Median 2004-2015
RAIFFEISEN n/a 20.74 13.95 19.05 3.04 28.79 7.37 4.05 8.43 8.99 -140.91 7.89 8.43
ERSTE 18.22 15.96 19.25 13.06 5.97 10.90 15.12 -7.23 19.61 178.56 -11.08 9.52 14.09
DEUTSCHE_BANK 14.37 12.84 8.70 7.31 -4.14 6.17 15.73 6.62 116.45 53.08 11.93 7.69 10.32
CREDIT_SUISSE 10.29 13.90 9.14 10.20 -3.93 9.02 8.76 13.59 21.79 18.70 13.56 8.59 10.25
CITIGROUP 14.62 9.98 12.71 40.34 -1.34 -58.42 13.04 6.95 15.17 11.52 12.31 9.47 11.91
GOLDMAN_SACHS 11.46 10.76 9.68 8.15 17.13 6.58 10.84 10.40 8.14 10.28 10.07 10.53 10.34
BANK_OF_AMERICA 13.60 11.26 11.35 12.18 16.58 23.86 -59.84 38.97 29.24 14.50 11.14 10.66 12.89

Eine Bank zu bewerten ist extrem schwer. Die Bewertungskennzahlen zu vergleichen ist um nichts einfacher. Wir haben gesehen wir extrem stark sowohl Gewinne als auch Eigenkapital schwanken können. D.h. Kennzahlen wie KGV oder KBV sind unter Umständen Schall und Rauch. (bestes Beispiel: die Entwicklung des Eigenkapitals pro Aktie  der Citigroup nach der Finanzkrise).
Am besten lassen sich – aufgrund der stabilen Entwicklung – bei Goldman Rückschlüsse von der historischen Bewertung darauf ziehen ob sie jetzt günstig ist: Sie notiert beim KGV leicht unter dem 10 jährigen Median, hatte allerdings am Höhepunkt der Finanzkrise nur ein KGV von 6,5.
Raiffeisen International wirkt zwar derzeit auch sehr günstig, hat aber für 2014 bereits Verluste angekündigt wegen der Ukraine-Krise und wegen zu großem Engagement in Rußland.
Eine Investition in Raiffeisen International ist also eine Wette darauf, ob sich die Situation dort beruhigen wird – wobei  natürlich schon viel “Unheil” eingepreist ist.

Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV Kurs/Nettoertrag
RAIFFEISEN 1.18% 0.48% 0.46 3.18
ERSTE 0.00% -34.02% 0.73 1.75
DEUTSCHE_BANK 2.85% 0.00% 0.51 1.61
CREDIT_SUISSE 2.84% -17.99% 0.90 0.73
CITIGROUP 0.08% 25.99% 0.77 1.96
GOLDMAN_SACHS 1.26% 16.26% 1.09 3.90
BANK_OF_AMERICA 0.72% 25.99% 0.79 3.46

Vom KBV her ist ebenfalls die Raiffeisen International mit Abstand am günstigsten. Hier ist bereits viel Risiko eingepreist. Leider hat die Ertragsstärke in den letzten Jahren sehr abgenommen und – wie bereits gesagt – den 2015er Zahlen traue ich nicht.

Bisher habe ich bei den Vergleichen auch immer das KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis) angeführt. Da es bei Banken keinen Umsatz im klassischen Sinne gibt, habe ich hier das Verhältnis vom Kurs zum Nettoertrag hergenommen. (Also die Erträge aus allen Geschäftsbereichen vor Abzug der Kosten für Betriebsaufwand (Personalkosten etc.) sowie vor Abzug der Kreditausfälle. Es ist am ehesten ein Pendant zum Umsatz)
Hier wirkt die Credit Suisse am günstigsten, allerdings ist sie alleine schon wegen der Entwicklung des Eigenkapitals pro Aktie in den letzten Jahren kein Kauf für mich.Seit 2009 hat das EK pro Aktie hier Jahr für Jahr abgenommen, d.h. ein Aktionär hat laufend an Buchwert verloren. Bei solchen Titeln ist natürlich auch ein KBV von unter 1 gerechtfertigt und nicht unbedingt günstig.

Von den Dividenden her sind eigentlich alle enttäuschend. Die meisten mußten diese in den letzten Jahren reduzieren oder sogar ganz streichen (Erste).

Obwohl es keine Bank im klassischen Sinne ist, geht deshalb für mich Goldman Sachs als Sieger aus dem Vergleich heraus.Vom KBV her knapp über 1 bewertet, obwohl man auch in den letzten Jahren das EK pro Aktie steigern konnte. (EK-Rendite knapp über 10%). Auch die Dividende konnte man steigern – wenn auch diese sich von der Rendite her auf extrem niedrigem Niveau befindet.

Ich werde deshalb Goldman Sachs in das Financeblog-wikifolio übernehmen.

Der Chart:

 

Banken-Aktien seit 2006
Banken-Aktien seit 2006

Keiner konnte den Index schlagen. Natürlich sind die Banken von der Finanzkrise am stärksten erwischt worden und hatten deshalb in den Jahren 2008 und 2009 die größten Verluste – wesentlich stärker als der breit gestreute S&P 500 – Index. Davon konnten sie sich logischerweise bis heute nicht erholen.

Gesamtertrag:

Einstiegsjahr Raiffeisen Erste Deutsche_Bank Credit_Suisse Citigroup Goldman_Sachs Bank_of_America S&P 500
2007 -18.44% -12.26% -11.61% -11.52% -25.41% 0.11% -12.16% 6.50%
2008 -19.66% -11.75% -12.01% -10.56% -22.02% -1.10% -11.12% 6.71%
2009 3.46% 4.25% 4.33% 1.36% -4.26% 16.03% 3.63% 16.92%
2010 -11.09% -5.64% -6.96% -10.23% 10.08% 3.15% 2.83% 15.02%
2011 -14.85% -14.72% -5.58% -6.37% 2.65% 3.85% 6.94% 15.00%
2012 3.10% 13.04% 1.89% 9.79% 28.39% 31.56% 50.68% 20.21%
2013 -21.03% -12.70% -5.00% 12.81% 17.15% 25.24% 24.53% 22.75%
2014 -29.78% -34.41% -19.76% -2.99% -0.31% 6.73% 12.07% 10.80%

Dann werfen wir einmal einen Blick auf die Entwicklung seit der Finanzkrise.  Welche Aktien konnten den Markt seit 2008 schlagen: Nur Goldman Sachs und auch nur bei einem Einstieg Anfang 2013 oder 2013. Wer Anfang 2014 in Goldman investierte hinkt dem Index noch hinterher.

Halbleiter-Hersteller im Vergleich

Heute geht es einmal um eine Wachstumsbranche: Mikroprozessoren  in Halbleitertechnik sind für die moderne Welt unerlässlich und die Entwicklung schreitet sehr schnell voran. Seit 1970 die ersten Mikroprozessoren auf Basis integrierter Schaltkreise in Halbleitertechnik auf den Markt kamen. (Intel 4004, Texas Instruments TMS 1000) entwickelte sich die Technik in atemberaubender Geschwindigkeit: So hatte der Urgroßvater aller Mikroprozessoren, der Intel 4004, ein 4-Bit-Prozessor, 2300 Transistoren und konnte bei einer Taktfrequenz von 500 Kilohertz (das ist ein zweitausendstel Gigahertz) etwa 62.500 Befehle pro Sekunde abarbeiten. Das sind 0,063 MIPS (Million Instructions per second)
Ein moderner Mikroprozessor, wie z.B. ein moderner Quade-Core-Intel XEON-Prozessor hat eine Taktfrequenz von 3,9 GHz (das ist schon fast 8000 mal schneller als der Intel 4004) und kann – bedingt durch seine 64Bit-Architektur und die Multi-Core Technik etwa 12.000 MIPS leisten, das ist sagenhafte 190.000(!) mal schneller als der erste Prozessor von 1970. Mittlerweile werden bis zu 5 Milliarden Transistoren in einen Chip gepackt. Auch das ist 2,5 Millionen Mal soviel wie 1970.
Kaum eine Technologie hat sich so schnell entwickelt in den letzten 40 Jahren.

Aus der modernen Welt sind diese Chips nichtmehr wegzudenken. In jedem Computer und Mobiltelefon sind sind präsent, aber auch im Mikrowellenherd, im Auto, beinahe in jedem elektronischem Gerät.

Ich habe deshalb heute einige Firmen verglichen, die solche Bauteile herstellen – und unterschiedlich spezialisiert sind.

Die Vergleichskandidaten:

Qualcomm:

Qualcomm ist spezialisiert auf die Herstellung von integrierten Schaltkreisen für die Mobiltelefonie. Sie stellen einerseits die Chips für die Übertragung von Mobilfunk-Signalen her (z.B. HSDPA, LTE), andererseits aber auch mobile Prozessoren die auf hohe Geschwindigkeit bei wenig Stromverbrauch optimiert sind. (z.B. Qualcomm Snapdragon) Chips von Qualcomm findet man eigentlich in so gut wie jedem modernen Smartphone. Die meisten Android-Geräte benutzten ausschließlich Chipsätze von Qualcomm, aber auch das Apple Iphone enthält Chips von Qualcomm (die Haupt-CPU ist beim Iphone eine Apple-Eigenproduktion)

Intel:

Der Platzhirsch unter den Prozessor-Herstellern. Marktführer bei Desktop-Geräten, egal ob PC oder Mac. Auch Intel stellt aber stromsparende mobile Prozessoren her, die öfters in Tablets Verwendung finden wie z.B. im Microsoft Surface Tablet.

Texas Instruments (TI):

Texas Instruments zählt neben Intel zu den Pionieren der Mikroprozessortechnik. Hat man sich Anfangs vor allem auf Taschenrechner spezialisiert (fast jeder wird den TI-30 noch aus der Schulzeit kennen) so ist man mittlerweile einer der führenden Hersteller für Chips in der Alltagstechnik wie z.B. in TV-Geräten, Waschmaschinen, etc.

Infineon:

Das einzige europäische Unternehmen unter den Vergleichskandidaten ist spezialisiert auf Mikrochips in der KFZ-Technik. Es werden sowohl Mikrocontroller als auch Sensoren hergestellt.

NVIDIA:

NVIDIA ist spezialisiert auf die Herstellung von hochleistungs-Grafik-Prozessoren. So arbeiten z.B. in der aktuellen Playstation 3 von SONY und in der Xbox one von Microsoft 3D-Grafikprozessoren von NVIDIA.

Broadcom:

Broadcom hat sich auf integrierte Schaltkreise für Netzwerktechnik spezialisiert. Man produziert also Chips für Netzwerkkarten, Ethernet, WLAN, Kabelmodems und DSL-Modems.

ARM:

ARM verfolgt ein sehr interessantes Geschäftsmodell: Sie produzieren nicht selbst sondern entwickeln Chips für Mobiltelefone und lizensierten sie dann an diverse Hersteller.
So ist beinahe jedes Smartphone heutzutage mit ARM-Technologie ausgestattet. Sowohl das Herz des Iphone 6 (der Apple A8-Prozessor) als auch die Qualcomm-Snapdragon-Prozessoren die in vielen Android-Handys ihren Dienst verrichten, basieren alle auf der ARM-Architektur.

Der Vergleich:

Jeder Hersteller hat also seine Marktnische gefunden und sich dort spezialisiert. Dadurch ist schon einmal zu erkennen, daß vor allem 2 Hersteller vom derzeitigen Smartphone und Tablet-Boom profitieren: Qualcomm und ARM.

Nun kommen wir einmal zu den harten Fakten, den Zahlen:

Umsatz:

Umsatz 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs
QUALCOMM 4.880,00 5.673,00 7.526,00 8.871,00 11.142,00 10.416,00 10.982,00 14.957,00 19.121,00 24.866,00 409,55%
INTEL 34.209,00 38.826,00 35.382,00 38.334,00 37.586,00 35.127,00 43.623,00 53.999,00 53.341,00 52.708,00 54,08%
TI 12.580,00 12.335,00 14.255,00 13.835,00 12.501,00 10.427,00 13.966,00 13.735,00 12.825,00 12.205,00 -2,98%
INFINEON 7.195,00 6.759,00 7.929,00 4.074,00 3.903,00 2.184,00 3.295,00 3.997,00 3.904,00 3.843,00 -46,59%
NVIDIA 1.822,94 2.010,03 2.375,69 3.068,77 4.097,86 3.424,86 3.326,45 3.543,31 3.997,93 4.280,16 134,79%
BROADCOM 2.400,61 2.670,79 3.667,82 3.776,40 4.658,13 4.490,32 6.818,32 7.389,00 8.006,00 8.305,00 245,95%
ARM 152,90 232,44 263,25 259,16 298,93 305,02 406,60 491,83 576,90 714,60 367,37%

Auch hier ist bereits zu erkennen, daß in den letzten 10 Jahren besonders der Markt für mobile Technologien wie Smartphones und Tablets gewachsen ist. Den höchsten Umsatzzuwachs konnten Qualcomm und ARM verbuchen.

Netto-Gewinn:

Nettogewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
QUALCOMM 1.720,00 2.143,00 2.470,00 3.303,00 3.160,00 1.592,00 3.247,00 4.260,00 6.109,00 6.853,00 9.107,52 9.604,57
INTEL 7.516,00 8.664,00 5.044,00 6.976,00 5.292,00 4.369,00 11.464,00 12.942,00 11.005,00 9.620,00 11.536,88 11.722,53
TI 1.861,00 2.324,00 4.341,00 2.657,00 1.920,00 1.470,00 3.228,00 2.236,00 1.759,00 2.162,00 2.839,95 3.145,53
INFINEON 61,00 -312,00 -268,00 -347,00 -2.935,00 -626,00 659,00 1.119,00 427,00 272,00 486,20 560,07
NVIDIA 74,42 100,36 301,18 448,83 797,65 -30,04 -67,99 253,15 581,09 562,54 715,53 754,29
BROADCOM 173,19 367,09 379,04 213,34 214,79 65,26 1.081,80 927,00 719,00 424,00 1.802,40 2.025,94
ARM 25,88 29,65 48,16 35,25 43,59 40,44 85,97 112,64 160,70 104,80 332,47 398,85

 

GewinnVeränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004-2014
QUALCOMM 24,59% 15,26% 33,72% -4,33% -49,62% 103,96% 31,20% 43,40% 12,18% 32,90% 429,51%
INTEL 15,27% -41,78% 38,30% -24,14% -17,44% 162,39% 12,89% -14,97% -12,59% 19,93% 53,50%
TI 24,88% 86,79% -38,79% -27,74% -23,44% 119,59% -30,73% -21,33% 22,91% 31,36% 52,60%
INFINEON -611,48% 14,10% -29,48% -745,82% 78,67% 205,27% 69,80% -61,84% -36,30% 78,75% 697,05%
NVIDIA 34,85% 200,11% 49,03% 77,71% -103,77% -126,31% 472,34% 129,55% -3,19% 27,20% 861,49%
BROADCOM 111,96% 3,26% -43,72% 0,68% -69,62% 1557,65% -14,31% -22,44% -41,03% 325,09% 940,74%
ARM 14,58% 62,43% -26,80% 23,67% -7,23% 112,60% 31,02% 42,66% -34,79% 217,24% 1184,91%

Die beiden Tabellen zeigen einerseits den Netto-Gewinn der Unternehmen inkl. Schätzungen für 2014 und 2015 sowie die Veränderung des Gewinnes über die einzelnen Jahre.

Hier sieht man das atemberaubende Wachstum von ARM sehr deutlich. Auch Broadcom war gut dabei, allerdings mit stärkeren Gewinnschwankungen. Bei Infineon und NVIDIA muss man aufpassen: Sie hatten eine sehr instabile Gewinn-Entwicklung und auch immer wieder Verlustjahre. Hier trügt der Schein des starken Zuwachses beim Gewinn ein wenig.

Umsatzrendite:

Umsatzrendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
QUALCOMM 35,25% 37,78% 32,82% 37,23% 28,36% 15,28% 29,57% 28,48% 31,95% 27,56%
INTEL 21,97% 22,31% 14,26% 18,20% 14,08% 12,44% 26,28% 23,97% 20,63% 18,25%
TI 14,79% 18,84% 30,45% 19,20% 15,36% 14,10% 23,11% 16,28% 13,72% 17,71%
INFINEON 0,85% -4,62% -3,38% -8,52% -75,20% -28,66% 20,00% 28,00% 10,94% 7,08%
NVIDIA 4,08% 4,99% 12,68% 14,63% 19,46% -0,88% -2,04% 7,14% 14,53% 13,14%
BROADCOM 7,21% 13,74% 10,33% 5,65% 4,61% 1,45% 15,87% 12,55% 8,98% 5,11%
ARM 16,92% 12,75% 18,29% 13,60% 14,58% 13,26% 21,14% 22,90% 27,86% 14,67%

Wie viel Prozent vom Umsatz konnten zu Gewinn werden? Diese Aufstellung zeigt quasi wir groß die Gewinnspanne ist. Interessanterweise hat hier Qualcomm die Nase vorne, obwohl ARM keine eigene Produktion hat und deshalb theoretisch eigentlich eine bessere Wertschöpfung haben sollte. Möglicherweise übersteigt allerdings der Forschungs- und Entwicklungsaufwand den Aufwand bei der Produktion. ARM forscht und Qualcomm produziert.
In dieser Kategorie jedenfalls sind Qualcomm und Intel vorne.

Gesamtkapitalrendite:

GK-Rendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
QUALCOMM 15,91% 17,20% 16,27% 17,92% 12,88% 5,89% 10,76% 11,96% 14,30% 15,09%
INTEL 15,82% 17,97% 10,48% 12,56% 10,45% 8,23% 18,14% 18,26% 13,15% 10,68%
TI 11,55% 15,49% 31,21% 20,98% 16,10% 12,13% 24,09% 11,11% 9,21% 11,92%
INFINEON 1,56% -2,25% -1,20% -2,09% -51,52% -12,60% 15,04% 20,13% 8,26% 5,47%
NVIDIA 6,18% 6,17% 15,41% 16,78% 21,29% -0,88% -1,80% 5,70% 10,52% 8,82%
BROADCOM 6,00% 9,78% 7,77% 4,41% 4,89% 1,27% 13,62% 10,31% 6,68% 3,95%
ARM 3,59% 3,63% 6,47% 5,49% 5,15% 4,81% 7,98% 8,67% 10,98% 6,41%

Die gute Umsatzrendite bei Qualcomm und Intel schlägt direkt auf die GK-Rendite durch.

Cashflow:

Free-Cashflow 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
QUALCOMM 2.149,00 2.110,00 2.568,00 2.993,00 2.161,00 6.411,00 3.650,00 4.307,00 4.714,00 7.730,00
INTEL 9.276,00 9.005,00 4.772,00 7.625,00 5.729,00 6.655,00 11.485,00 10.199,00 7.857,00 10.065,00
TI 1.848,00 2.484,00 1.189,00 3.720,00 2.567,00 1.890,00 2.621,00 2.440,00 2.919,00 2.972,00
INFINEON 694,00 -305,00 -250,00 753,00 -541,00 -227,00 534,00 357,00 -251,00 286,00
NVIDIA -77,93 64,94 366,81 441,86 1.082,45 -158,31 410,21 577,91 770,42 640,86
BROADCOM 451,91 404,94 799,18 674,89 836,81 920,32 1.261,90 1.675,00 1.687,00 1.557,00
ARM 44,70 41,61 62,65 60,77 95,68 91,81 172,29 185,91 251,60 315,00

 

Cashflow-Änderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2004-2013
QUALCOMM -1,81% 21,71% 16,55% -27,80% 196,67% -43,07% 18,00% 9,45% 63,98% 259,70%
INTEL -2,92% -47,01% 59,79% -24,87% 16,16% 72,58% -11,20% -22,96% 28,10% 8,51%
TI 34,42% -52,13% 212,87% -30,99% -26,37% 38,68% -6,91% 19,63% 1,82% 60,82%
INFINEON -143,95% -18,03% -401,20% -171,85% -58,04% -335,24% -33,15% -170,31% -213,94% -58,79%
NVIDIA -183,33% 464,85% 20,46% 144,98% -114,63% -359,12% 40,88% 33,31% -16,82% -922,40%
BROADCOM -10,39% 97,36% -15,55% 23,99% 9,98% 37,12% 32,74% 0,72% -7,71% 244,54%
ARM -6,92% 50,55% -2,99% 57,45% -4,05% 87,66% 7,91% 35,34% 25,20% 604,63%

Infineon belegt hier leider den letzten Platz. Sie bringen keinen nachhaltigen positiven Cashflow auf die Reihe und sind deshalb laufend auf neues Fremdkapital angewiesen.
Auch hier ist wieder zu erkennen, daß die Mobiltechnologie in den letzten 10 Jahren am lukrativsten war. ARM und Qualcomm haben abermals die Nase vorne.

Dividendendeckung vom Free Cashflow:

Div. Deckung CF 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
QUALCOMM 693,23% 400,38% 365,81% 342,84% 215,24% 573,95% 299,18% 298,68% 290,45% 373,43%
INTEL 826,74% 455,49% 203,58% 289,59% 184,33% 214,06% 327,86% 244,70% 176,96% 213,11%
TI 1056,00% 1364,84% 577,18% 873,24% 478,03% 333,33% 442,74% 355,69% 322,90% 234,02%
INFINEON n/a n/a n/a n/a n/a n/a n/a 207,56% -132,11% 158,89%
NVIDIA n/a n/a n/a n/a n/a n/a n/a n/a n/a 1277,64%
BROADCOM n/a n/a n/a n/a n/a n/a 772,13% 841,71% 664,17% 548,24%
ARM 498,09% 398,74% 506,57% 326,66% 361,97% 315,44% 493,81% 440,90% 482,92% 455,86%

Wachstumsunternehmen schütten in der Regel wenig bis keine Dividende aus. Da diese Unternehmen aber bereits etabliert sind (sie haben die starke Wachstumsphase nach der Gründung schon lange hinter sich lassen) können sie es sich leisten Dividende zu bezahlen – zumindest einige von ihnen.

Infineon, NVIDIA und Broadcom bezahlen erst seit kurzem eine Dividende. Bei Infineon ist aufgrund der schlechten Cashflow-Entwicklung die Deckung nicht nachhaltig garantiert. Alle anderen schütten nur einen Bruchteil des Cashflows aus, sodass die Deckung durchwegs über 100% beträgt. Wieder ganz vorne ARM und Qualcomm.

Die Bewertung:

KGV 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Median 2004-2015
QUALCOMM 40,68 33,05 25,28 19,61 18,30 49,17 24,78 21,58 16,91 18,14 13,80 13,09 20,59
INTEL 19,56 17,37 23,15 22,43 15,44 26,02 10,23 9,54 9,15 13,36 13,99 13,77 14,72
TI 22,70 22,33 9,84 17,62 10,24 22,14 11,82 14,88 19,41 22,23 17,58 15,87 17,60
INFINEON 97,80 -18,52 -29,76 -17,46 -0,25 -6,74 11,48 5,65 15,51 30,84 17,21 14,94 8,57
NVIDIA 51,06 62,36 43,69 43,06 5,40 -344,86 -128,10 33,43 13,01 16,14 13,87 13,16 15,01
BROADCOM 61,81 44,17 45,01 66,44 40,76 234,58 20,71 17,07 25,48 39,17 12,26 10,91 39,97
ARM 43,44 56,05 34,99 45,24 25,17 56,63 66,16 71,01 66,15 146,44 34,70 28,92 50,65
Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV
QUALCOMM 2,03% 23,88% 3,24 4,82
INTEL 2,78% 7,23% 2,83 2,94
TI 2,66% 32,15% 4,72 3,92
INFINEON 2,02% 6,27% 2,08 1,95
NVIDIA 1,87% n/a 2,31 2,36
BROADCOM 1,28% 10,33% 2,54 2,61
ARM 0,80% 25,05% 8,10 15,42

Fundamental sind ARM und Qualcomm eindeutig die Gewinner.
Sie haben wohl auch in Zukunft die besten Wachstumsaussichten, da der mobile Boom noch nicht abgerissen ist: Es werden immer mehr klassische Notebooks durch Tablets ersetzt und Smartphones bleiben ein Thema. Viele Leute kaufen sich alle 1-2 Jahre ein neues Smartphone um immer vorne dabei zu sein.
Einzig bei Intel sehe ich noch die Möglichkeit, daß sie in Zukunft ebenfalls von der zunehmenden Mobilisierung der Computertechnik profiteren können.

Vom KGV her notieren Qualcomm und ARM derzeit (2014er Spalte) unter dem Median. Allerdings kommt mir ARM mit einem KGV von fast 35 schon sehr teuer vor. Da ist schon extrem viel Wachstum eingepreist und die eine oder andere schlechte Nachricht kann schnell zu Kurseinbrüchen führen. Qualcomm ist da mit einem KGV von 13,8 fairer bewertet.

Auch beim KBV und KUV ist Qualcomm günstiger – eben weil es nicht so schnell wachst wie ARM. Aber auch Qualcomm wächst. Deshalb werde ich Qualcomm in das Financeblog-wikifolio übernehmen.

Der Chart:

Aktienkurse der Halbleiter-Hersteller seit 2004
Aktienkurse der Halbleiter-Hersteller seit 2004

Nur ARM, Qualcomm und NVIDIA konnten den S&P 500 – Index in den letzten 10 Jahren schlagen.

Gesamtertrag im Vergleich:

Einstiegsjahr QUALCOMM INTEL TI INFINEON NVIDIA BROADCOM ARM S&P 500
2007 11,06% 10,40% 9,06% -0,88% -3,13% 3,66% 30,57% 6,50%
2008 11,90% 7,24% 7,93% 3,16% -8,07% 7,55% 35,90% 6,71%
2009 15,72% 19,91% 24,65% 50,39% 16,42% 17,45% 52,11% 16,92%
2010 12,69% 15,38% 16,48% 19,21% 0,69% 6,65% 42,15% 15,02%
2011 13,69% 17,95% 13,79% 6,84% 6,23% -0,78% 23,43% 15,00%
2012 14,22% 17,46% 23,43% 16,37% 12,87% 13,85% 17,66% 20,21%
2013 13,86% 38,83% 32,89% 22,15% 29,46% 13,53% 10,73% 22,75%
2014 3,19% 50,50% 16,54% 13,44% 24,11% 54,53% -22,68% 10,80%

Hier noch eine Tabelle mit dem Gesamtertrag (also Kursgewinn + Dividenden) seit 2007.
Das Einstiegsjahr gibt an, wann man die Investition begonnen hat und der Ertrag ist per anno bis zum heutigen Tag zu verstehen.
Hätte man also 2007 (anstatt 2004) in NVIDIA investiert, hätte man heute einen jährlichen Verlust von 3,13% gemacht. Man sieht also wieder einmal, daß man von der vergangenen Kursentwicklung nie auf die Zukunft schließen sollte.

Bei ARM sieht man, daß das heurige Jahr schlecht gelaufen ist. Das Wachstum hat sich verlangsamt und gerade in den letzten Tagen ist der Aktienkurs deshalb ziemlich abgestürzt.
Mit Qualcomm hatte man seit 2007 immer Gewinne, egal war man eingestiegen ist – allerdings konnte der Index nur bei einem Einstieg 2007 oder 2008 geschlagen werden – möglicherweise eine Erklärung für die derzeit günstige Bewertung.

Plötzlich ist alles vergessen – S&P 500 steigt 6,6% in 4 Tagen

Letzte Woche noch war noch Krisenstimmung an den Börsen und man konnte überall von einem drohenden Bärenmarkt oder sogar von einem Crash lesen. Das Angst-Barometer (VIX Index, der Volatilitätsindex des S&P 500) stieg auf neue Rekordhöhen. Ich berichtete darüber in diesem Artikel.
Deshalb versuchte ich eine fundamentale Erklärung für einen eventuellen Bärenmarkt zu finden (also für längere Zeit anhaltende sinkende Kurse) und wollte mir eine Meinung darüber bilden, ob es sich nur um eine Korrektur oder um den Beginn eines echten Bärenmarktes handelt. Darüber berichtete dieser Artikel.
Da ich keine fundamentalen Gründe feststellen konnte war ich der Meinung, dass es wohl nur eine normale Korrektur sein kann die die Kurse in den ersten Oktoberwochen so stark nach unten gehen ließ und sah das als Kaufgelegenheit.
Ich habe deshalb sowohl privat Aktien nachgekauft als auch im Financeblog-wikifolio.

Schneller als erwartet kam dann die “Korrektur der Korrektur” und seit 4 Tagen geht es steil bergauf.  Nachdem der S&P 500-Index in diesen 4 Tagen über 6,6% zulegen konnte, ist auch der Angst-Index VIX wieder auf ein relativ normales Niveau gesunken. Plötzlich ist die Angst wieder weg. Und wieder gibt es zahlreiche Erklärungen dafür wie z.B. dass die EZB (die europäische Zentralbank) die Banken zu weiteren Kreditvergaben stimulieren möchte. Abermals bin ich der Meinung, daß es keinen direkten Grund für diese Bewegung gibt. So sind einfach die Märkte. Die Stimmung kann sehr schnell umschlagen. Man ist also immer auf der sicheren Seite, wenn man sich genau anschaut, was man investiert und sich nicht von Kursschwankungen verrückt machen lässt, sondern billige Kurse als Kaufgelegenheit sieht.

Niemand kann wissen, wie sich die Stimmung weiter entwickelt. Das einzige, was man herausfinden kann ist, ob eine Aktie gerade billig ist oder nicht. Manchmal bietet der Markt gute Schnäppchen an, wenn er gerade in Panik verfällt. Im Gegensatz dazu bietet er natürlich manchmal auch exorbitant hohe Preise wenn eine Euphorie in eine Übertreibung übergeht. Auch darüber habe ich hier schon berichtet, im Artikel über die Psychologie hinter der Börse.

Charts zur Veranschaulichung:

In den Charts ist die Korrektur von Anfang Oktober, sowie die Aufwärtsbewegung der letzten Tage deutlich zu sehen. Genauso gut sieht man im Chart des VIX wie die implizite Volatilität (der Maßstab der Angst) zuerst stark angestiegen und jetzt wieder zurückgegangen ist.

S&P 500:

Der S&P 500 seit einem Jahr
Der S&P 500 Index seit einem Jahr

VIX:

Der VIX-Index  seit einem Jahr
Der VIX-Index seit einem Jahr

Apple mit Rekordergebnis – IPhone 6 schlägt Erwartungen

Auch Apple gab heute seine Quartalszahlen bekannt. Im Gegensatz zu IBM schlugen diese alle Erwartungen.
Apple ist dafür bekannt, dass sie die Erwartungen der Analysten bzw. ihre eigenen Prognosen immer wieder übertreffen.
Da die Apple-Aktie im Financeblog-wikifolio mit dabei ist, verfolge ich die Entwicklung natürlich sehr genau.

Apple konnte im dritten Quartal 39,27 Millionen Iphones verkaufen. Das ist um 16% mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im 3. Quartal 2013 verkaufte Apple 33,8 Mio Iphones – und das war damals auch ein Rekord.
Meiner Ansicht nach war der Schritt zum größeren Display beim IPhone 6 der “Samsung-Killer”. Der größte Mitbewerber von Apple konnte sich immer mit Smartphones mit großen Display behaupten. Apple hat das sehr lange ignoriert, aber nun endlich gehandelt. Ein Smartphone ist heutzutage quasi eine Laptop-Ersatz. Man arbeitet damit fast wie mit einem Computer bzw. Tablet. Ein großes Display ist das unerlässlich.

Die Zahlen im Detail:

Die heute veröffentlichten Zahlen für den Gewinn pro Aktie für das dritte Quartal mit USD 1,42 schlugen die Erwartungen um 9,23%. (Erwartet waren USD 1,30 Gewinn pro Aktie).

In allen Sparten bis auf eine  konnte Apple zulegen: Die IPad-Verkäufe lagen unter den Erwartungen: 13 Millionen wurden erwartet und nur 12,3 Millionen verkauft. Im Tablet-Sektor ist der Wettbewerb natürlich extrem goß und dort kann man nicht einfach mit größeren Displays aufholen. Da muß man schon mehr bieten.

Spannend wird vor allem das letzte Quartal welches bedingt durch das Weihnachtsgeschäft für Apple meist die höchsten Umsätze um Gewinne bringt.

Nicht zu vergessen sind die Produkte, die Apple erst im nächsten Jahr auf den Markt bringen wird, aber bereits angekündigt hat: Die Apple Watch wird meiner Ansicht nach unter Mode-Nerds ein wichtiges Accessoire werden. Abgesehen von den technischen Finessen schaut sie einfach wunderschön ausl Apple hat es bereits geschafft, sich auch als Luxusmarke zu etablieren – alleine schon durch die Flagship-Stores in den teuersten Einkaufsstraßen der Welt. Bei der Watch wird ihnen das garantiert zu Gute kommen.

Ich finde Apple mit einem KGV von derzeit 15,5 sehr attraktiv bewertet – besonders für ein Wachstumsunternehmen, und fühle mich sehr wohl damit es auch im wikifolio vom Financeblog zu haben.

Der Chart des letzten Jahres:

Apple-Chart  2013-2014
Die Entwicklung der Apple-Aktie im letzten Jahr

Hier noch nicht zu sehen: Die Apple-Aktie stiegt heute nachbörslich um 2,1%. Für unser wikifolio ein schönes Trostpflaster nach dem IBM-Verlust 😉

IBM Ergebnis enttäuscht – Ist die Aktie noch attraktiv?

Heute hat IBM die Ergebnisse für das dritte Quartal 2014 bekant gegeben. Da diese Aktie auch im wikofolio von Financeblog aufgenommen wurde, weil sie als einer der 3 Sieger aus dem Test “Dividenden-Kaiser im Vergleich” hervorging, beobachte ich die Entwicklung dieser Firma natürlich sehr eingehend.

Das dritte Quartal 2014 bei IBM:
IBM hat heute leider sehr enttäuschende Zahlen vorgelegt. Mittlerweile ist der Umsatz für 10 Quartale in Folge rückläufig.

Die schlimmste Nachricht allerdings war, daß man sich von der verlustreichen Halbleitersparte trennt und diese an Global Foundries verkauft – wobei “verkaufen” hier der falsche Ausdruck ist. Man bezahlt sogar in den nächsten 3 Jahren insgesamt USD 1,4 Milliarden (!) dafür, daß man das Geschäft los wird. Diese Transaktion hat den Gewinn im dritten Quartal quasi auf Null sinken lassen. “Lächerliche” 18 Mio USD sind übrig geblieben.
Der Aktienkurs von IBM reagierte auf diese Meldungen prompt und verlor bis zu 8%. Zum US-Börseschluss ist die Aktie noch immer mit über 7% im Minus.
Der größte Investor von IBM – der bekannte Value-Investor Warren Buffett hat dadurch am Papier über 1 Milliarde USD verloren.

Es ist an der Börse sehr wichtig, schnell auf Veränderungen zu reagieren und notfalls eine Position auch mit Verlusten zu verkaufen, wenn sich die Bedingungen oder die eigene Meinung ändern. Man darf auf gar keinen Fall an einer Position festhalten, nur weil sie Verluste gemacht hat und man glaubt, daß man sie später zumindest zum Einkaufspreis wieder verkaufen kann. Den Einkaufspreis muß man immer im Moment des Kaufes vergessen. Wichtig ist immer der derzeitige Marktwert und der derzeitige innere Wert an den man selbst glaubt.

Aus diesem Grund beleuchte ich die heute veröffentlichten Ergebnisse ganz genau und werde entscheiden, ob die Firma noch attraktiv ist oder nicht.

Die wichtigsten Kennzahlen vom IBM-Quartalsbericht:

q1-q3 2014 q1-q3 2013 Diff %
Gesamtkapital 118.911,00 126.223,00 -5,79%
Eigenkapital 14.395,00 22.929,00 -37,22%
Umsatz 27.962,00 28.634,00 -2,35%
Gewinn laufende Geschäftstätigkeit 10.237,00 10.665,00 -4,01%
Nettogewinn 6.539,00 10.299,00 -36,51%
Gewinn-Marge 23,39% 35,97%
Free Cashflow 5.783,00 6.620,00 -12,64%
EK-Quote 12,11% 18,17%
GK-Rendite 5,81% 8,39%
GK-Rendite (laufendes Geschäft) 8,61% 8,45%

Hier habe ich direkt aus dem Bericht die wichtigsten Zahlen extrahiert und die Ergebnisse der ersten 3 Quartale von 2013 mit denen von 2014 gegenübergestellt.

Zuerst einmal auffällig ist der starke Rückgang beim Kapital (besonders beim Eigenkapital). Das liegt allerdings an Aktienrückkäufen in Höhe von USD 13,5 Milliarden, deutlich mehr als im Vorjahr – da waren es in den ersten 3 Quartalen etwa 8 Milliarden.
Dieser Aktienrückkauf soll allen Aktienären zu Gute kommen. Wenn es weniger Aktien gibt, dann gibt es natürlich mehr Dividende pro Aktie bzw. auch Gewinn pro Aktie. Das Rückkaufen von Aktien ist für ein Unternehmen und seine Aktionäre oft attraktiver das gesamte verfügbare Cash als Dividende auszuschütten, da der Aktienrückkauf steuerlich günstiger ist.Natürlich wirkt dieser Rückkauf allerdings vernichtend auf das Eigenkapital, da eine Aktie ja quasi Eigenkapital ist.
Dieser Rückkauf ist also noch nicht weiter bedenklich, sofern er sich mit dem Cashflow ausgeht.

Außerdem sieht man einen Rückgang beim Umsatz von 2,35% im Vergleich zum Vorjahr. Der Gewinn aus laufender Geschäftstätigkeit ist sogar um 4% zurück gegangen und damit hat sich auch die Gewinn-Marge reduziert. Das ist natürlich keine positive Entwicklung.
Der Netto-Gewinn ist sogar um über 36% zurückgegangen, allerdings ist der “Verkauf” der Halbleitersparte mit Verlust von 1,4 Milliarden hier die eindeutige Ursache. Ich finde es sogar toll von IBM, daß sie trotz dieses gigantischen Verlustes im dritten Quartal noch schwarze Zahlen schreiben konnten.
Es hängt also alles davon ab, ob IBM es schaffen wird den Trend der sinkenden Umsätze umzukehren.
IBM muß es also schaffen, mit der Zeit zu gehen. Vor allem Cloud-Anbieter wie Apple und Google machen dem klassischen Großrechner-Geschäft von IBM zu schaffen. Aber auch IBM möchte in diesem Geschäftsfeld mitmischen.
Ich bin aber sicher, daß der “blaue Riese” viel träger agieren wird als “Neulinge” wie Apple, Google oder Amazon.

Auch die Gesamtkapitalrendite auf Basis der  laufenden Geschäftstätigkeit ist sehr gut: Sie konnte im Vergleich zum Vorjahr sogar gesteigert werden (da sich das Kapital wegen der Aktienrückkäufe verringert hat).
Die in der Tabelle ausgegebene GK-Rendite ist natürlich nur für die Quartale 1-3 und nicht für das ganze Jahr. Dennoch beträgt sie über 8% (wenn man von den Verlusten wegen der Veräußerung der Halbleitersparte absieht).Auf Jahresbasis sollten also locker über 10% erreicht werden.

Die Bewertung aufgrund der heutigen Ergebnisse:

IBM hat heute auch bekannt gegeben, daß sie für 2014 einen Gewinn pro Aktie von USD16,60 erwarten. Bisher ist man von über USD  17,- ausgegangen. Das KGV bei einem EPS (earnings per share =Gewinn pro Aktie) von 16,6 wäre nach heutigem Kurs 10,16 – was in Anbetracht der Tatsache, daß es sich zwar defintiv um kein Wachstumsunternehmen handelt, aber dafür immer noch um ein sehr ertragreiches, nicht teuer erscheint.

Ich werde IBM deshalb weiter beobachten, und noch nicht verkaufen. IBM bekommt von mir noch eine Chance bis zu den nächsten Quartalsergebnissen 😉

Der Chart:

IBM-Kurs 2013-2014
Der Aktienkurs von IBM im letzten Jahr

Hier noch ein Chart von IBM im letzten Jahr. Heute war der schlechteste Tag seit 2002. Noch nie hat IBM seither soviel Verlust an einem Tag verbucht wie heute.

 

 

Aktien, Anleihen, Gold oder Sparbuch – was brachte am meisten?

Der heutige Artikel sollte eigentlich jedem interessieren, der für seine Altersvorsorge spart. Der staatlichen Pension vertraut heutzutage sowieso niemand mehr, aber Sparbücher, Lebensversicherungen etc. sind noch immer sehr beliebt.

Ich möchte heute einmal beleuchten, wie viel welche Anlageklasse tatsächlich über die letzten 25 Jahre gebracht hat. Das ist ein Zeitraum der realistisch für die Altersvorsorge ist. Wenn man mit 30 Jahren zu sparen beginnt, hat man im Alter von 55 einen guten Polster – oder auch nicht.
Ich habe nämlich alle Daten auch inflationsbereinigt, d.h. um den Verbraucherpreisindex angepasst. Wie wir wissen ist dieser oft sowieso schon “schön” gerechnet, da in diesen Index heute auch Dinge wie Fernseher, Computer, Mobiltelefon, etc. einfliessen, welche durch den technischen Fortschritt immer billiger werden. Sie können deshalb den Verbraucherpreisindex drücken. Nahrungsmittel, Dinge die wir für den Alltag brauchen etc. werden deshalb oft überproportional teurer.
Der Verbraucherpreisindex (auf Englisch CPI – “consumer price Index”) versucht die Entwicklung der durchschnittlichen Verbraucherpreise abzubilden. Er wird anhand eines Warenkorbes eines Durchschnittsbürgers berechnet. D.h. jeder Mensch hat eigentlich seinen eigenen CPI. Wenn man gerne öfter auf Urlaub fährt, oder Städtereisen unternimmt, schaut der persönliche CPI anders aus, als wenn man ein geregeltes Alltagsleben mit seiner Familie führt. So hat jeder eigentlich seine eigene “Inflation”. Ich habe hier dennoch den von den Behörden herausgegebenen CPI für die Vergleiche hergenommen,da er eigentlich sogar einen “best-case” darstellt – in vielen Fällen ist die persönliche Inflation wahrscheinlich eher höher.

Das Sparbuch

Als erstes beleuchten wir das klassische Sparbuch. Hier reichen die historischen Daten (für die Zinsentwicklung und den Verbraucherpreisindex (CPI) ) weit genug zurück, dass ich eine Aufstellung seit 1970 bringen kann. Das deckt über 44 Jahre ab – ein komplettes Berufsleben eines Durchschnittsbürgers. Wenn er mit 20 eine bestimmte Summe aufs Sparbuch legt, denkt er vielleicht, daß er mit 64 Jahren durch Zins und Zinseszins ein gutes Vermögen angehäuft hat. Immerhin hat er 44 Jahre auf das Geld verzichtet.

Also schauen wir einmal, was passiert wäre, wenn ein Amerikaner bzw. ein Europäer 1970 sein Geld aufs Sparbuch gelegt hätte und heute wissen möchte wie viel es ihm gebracht hat:

Kapitalzuwachs pro Jahr 1970-heute USA
CPI bereinigt (=real) 1,08%
ohne Inflation (=nominal) 5,27%
Kapitalzuwachs pro Jahr 1970-heute Europa
CPI bereinigt (=real) -0,31%
ohne Inflation (=nominal) 4,48%

 

Entwicklung  von  1000 EUR bzw. USD seit 30 Jahren nominal und real
Entwicklung von 1000 EUR bzw. USD seit 30 Jahren nominal und real

Der Amerikaner kann sich immerhin über bescheidene 1,08% pro Jahr – kaufkraftbereinigt – freuen. D.h. wenn er 1970 eine Summe von 1000 Dollar aufs Sparbuch gelegt hat, sind das heute etwa 1500 Dollar geworden – wohlgemerkt: kaufkraftbereinigt. Auf dem Sparbuch liegen jetzt fast 8000 Dollar, aber mit diesen 8000 Dollar kann er nur soviel kaufen wie 1970 mit etwa 1500 Dollar.

Besonders trist sieht die Situation für den Europäer aus: Er hat war fast 6000 EUR auf seinem Sparbuch liegen, welches er 1970 mit 1000 EUR eröffnet hat, aber die Kaufkraft ist unter EUR 1000,- gesunken. D.h. er hat zwar nominal seinen Einsatz fast versechsfacht, aber real einen Verlust gemacht.

Die Quellen für diese Daten sind:
– Für den CPI die offiziellen behördlichen Daten
– Für den Sparbuch-Zinssatz: der jeweilige Leitzins der Nationalbanken laut Bloomberg. Er entspricht immer in etwa dem, was (stabile) Banken auf Tagesgeld am Sparbuch als Zinssatz gewähren.
Da es den EUR erst seit 2002 gibt, habe ich davor den Lombardsatz der deutschen Nationalbank hergenommen.

Alle Anlageklassen seit 1990

Sparbuch:

Jahr 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014
USA Inflation USA 2,60% 2,50% 2,70% 1,60% 2,70% 1,10% 1,90% 4,00% 4,30% 2,60% 2,90% 1,60%
Zins USA 4,00% 3,00% 5,25% 5,50% 5,50% 1,75% 1,00% 4,50% 3,00% 0,25% 0,25% 0,25%
Europa Inflation EUR 5,23% 3,96% 3,00% 1,55% 1,32% 2,31% 1,99% 2,16% 2,52% 1,06% 2,46% 1,37%
Zins EUR 9,75% 6,75% 5,00% 4,50% 3,00% 3,25% 2,00% 2,25% 4,00% 1,00% 1,00% 0,25%
USA Kapital+Zinsen 1.000,00 1.081,60 1.147,47 1.271,12 1.414,78 1.574,69 1.630,29 1.663,06 1.816,10 1.926,70 1.936,34 1.946,04 1.955,78
CPI bereinigt (=real) 1.000,00 1.027,48 1.037,53 1.089,69 1.174,95 1.239,89 1.255,89 1.233,80 1.245,69 1.214,83 1.159,82 1.100,85 1.071,79
Zuwachs CPI bereinigt 1,36% 0,49% 2,48% 3,84% 2,73% 0,64% -0,88% 0,48% -1,25% -2,29% -2,58% -1,33%
Europa Kapital+Zinsen 1.000,00 1.204,51 1.372,60 1.513,29 1.652,56 1.753,20 1.869,01 1.944,51 2.033,00 2.198,89 2.243,09 2.288,18 2.299,63
CPI bereinigt (=real) 1.000,00 1.087,80 1.146,88 1.191,90 1.262,06 1.304,31 1.328,38 1.328,60 1.330,96 1.369,63 1.368,07 1.329,37 1.300,04
Zuwachs CPI bereinigt 4,30% 2,68% 1,94% 2,90% 1,66% 0,92% 0,01% 0,09% 1,44% -0,06% -1,42% -1,11%

In dieser Tabelle habe ich die Entwicklung der Inflation und der Zinsen (Leitzins) seit 1990 dargestellt, sowie die Entwicklung von 1000 USD (USA) bzw. 1000 EUR (vor 2002: deutsche Mark, in Europa).
Man sieht einerseits die Zins- und Inflationsentwicklung in den USA und in Europa (im oberen Teil der Tabelle) als auch die Entwicklung von einer Anlage jeweils zu den Marktzinsen real und nominal, also CPI-bereinigt  (inflationsbereinigt).
Der inflationsbereinigte Zuwachs bzw. Verlust per anno ist rot bzw. grün hervorgehoben.

 Aktien, Gold, Anleihen:

1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014
Aktien USA (S&P 500) 1.000,00 1.242,22 1.463,50 1.932,72 2.978,85 4.237,45 3.434,42 3.437,25 3.889,87 4.189,10 3.263,25 3.988,12 5.416,89
Aktien USA CPI bereinigt 1.000,00 1.180,06 1.323,28 1.656,86 2.473,88 3.336,51 2.645,70 2.550,05 2.668,13 2.641,33 1.954,60 2.256,03 2.968,52
Zuwachs CPI bereinigt 8,63% 5,89% 11,90% 22,19% 16,13% -10,95% -1,82% 2,29% -0,50% -13,98% 7,43% 14,71%
Aktien Europa (DAX) 1.000,00 925,78 1.194,58 1.355,15 2.436,05 3.750,10 2.802,10 2.226,60 3.112,91 3.758,96 3.077,05 3.543,44 5.105,65
Aktien EUR CPI bereiningt 1.000,00 836,08 998,13 1.067,34 1.860,42 2.789,92 1.991,57 1.521,34 2.037,96 2.341,35 1.876,70 2.058,65 2.886,36
Zuwachs CPI bereinigt -8,56% 9,26% 3,41% 32,02% 22,46% -15,51% -12,60% 15,74% 7,19% -10,47% 4,74% 18,41%
Gold 1.000,00 853,15 920,13 978,92 728,71 683,05 680,76 969,64 1.370,68 2.231,03 2.604,14 4.186,48 2.998,55
Gold CPI bereinigt 1.000,00 810,46 831,97 839,20 605,18 537,83 524,42 719,36 940,17 1.406,72 1.559,81 2.368,24 1.643,24
Zuwachs CPI bereinigt -9,97% 1,32% 0,43% -15,08% -5,73% -1,25% 17,12% 14,32% 22,32% 5,30% 23,22% -16,70%
Anleihen 5 Jahre 1.000,00 1.252,05 1.535,66 1.742,39 1.961,12 2.070,94 2.558,77 3.016,25 3.137,93 3.707,61 4.207,48 4.756,01 4.775,99
Anleihen CPI bereinigt 1.000,00 1.189,40 1.388,52 1.493,70 1.628,67 1.630,63 1.971,14 2.237,72 2.152,36 2.337,74 2.520,17 2.690,41 2.617,29
Zuwachs CPI bereinigt 9,06% 8,05% 3,72% 4,42% 0,06% 9,95% 6,55% -1,93% 4,22% 3,83% 3,32% -1,37%

In dieser Tabelle sind alle anderen Anlageklassen miteinander verglichen worden. Ich habe den Zeitraum ab 1990 gewählt, da er einerseits auch fast ein komplettes Anleger-Leben widerspiegelt – immerhin fast 25 Jahre. Wenn man also mit Mitte 30 in der Lage ist etwas zur Seite zu legen, so kann man im Alter von 60 schauen was es gebracht hat – oder auch nicht. Andererseits gibt es leider erst seit 1990 fundierte Daten auf Bloomberg, was den Gesamtertrag von Staatsanleihen angeht.

Hier gehe ich von einer Investition von EUR 1000,- im Jahre 1990 in europäische Aktien (ich habe den deutschen DAX-Index als Vergleich genommen, da es den Eurostoxx erst seit 2000 gibt), sowie in deutsche Staatsanleihen mit 5 Jahren Laufzeit aus. Außerdem werden USD 1000,- in amerikanische Aktien bzw. in Gold investiert. Die Entwicklung sieht man in der Tabelle.
Hat man z.B.1000 USD im Jahr 1990 in US-Aktien investiert, so hat man heute USD 5.416,89 auf seinem Depot. Inflationsbereinigt sind das aber nur USD 2.986,52. So ist diese Tabelle zu lesen.

Die Zusammenfassung

Sparbuch 1990 – heute USA p.a.
CPI bereinigt (=real) 0,29%
ohne Inflation (=nominal) 2,83%
Sparbuch 1990 – heute Europa p.a.
CPI bereinigt (=real) 1,10%
ohne Inflation (=nominal) 3,53%
Aktien USA 1990 – heute p.a.
CPI bereinigt (=real) 4,64%
ohne Inflation (=nominal) 7,29%
Aktien Europa 1990 – heute p.a.
CPI bereinigt (=real) 4,52%
ohne Inflation (=nominal) 7,03%
Gold 1990 – heute p.a.
CPI bereinigt (=real) 2,09%
ohne Inflation (=nominal) 4,68%
Anleihen 5 Jahre 1990 – heute p.a.
CPI bereinigt (=real) 4,09%
ohne Inflation (=nominal) 6,73%

Hier ist nun der Vergleich über alle Anlageklassen: Das Sparbuch brachte in den letzten 24 Jahren für einen Amerikaner inflationsbereinigt magere 0,29% im Jahr. Für den Europäer brachte es 1,10% pro Jahr.

Auch vergleichsweise wenig konnte man mit einer Anlage in Gold verdienen: Nur 2,09% pro Jahr  – und das bei einem Risiko das ähnlich hoch ist wie bei Aktien, da Gold auch extreme Kursschwankungen haben kann. Obwohl es von vielen Leuten als absolut sichere Anlage gelobt wird ist es für mich deshalb der klare Verlierer unter allen Anlageklassen. Beim Sparbuch hat man wenigstens keine Kursschwankungen.

Die Anleihen brachten immerhin 4,09% pro Jahr, also doppelt so viel wie Gold. Sie sind meiner Ansicht nach heute leider überbewertet und ich würde auch davon die Hände lassen. Wenn man heute eine 5 jährige deutsche Staatsanleihe kauft, kann man froh sein, wenn man 0,5% Rendite dafür bekommt.

Europäische Aktien brauchten 4,52% pro Jahr und amerikanische 4,62%. Sie hatten natürlich auch – gemeinsam mit Gold – die größten Kursschwankungen. Wenn man aber eine Altersvorsorge für über 20 Jahre plant, sollte man dennoch einen hohen Aktienanteil wählen, da man sie sowieso erst nach 20 Jahren verkaufen will und die Kursentwicklung vorher eigentlich egal sein kann.

Der Vergleichschart:

Die unterschiedlichen Asset-Klassen seit 1990 nominal und real (CPI bereinigt)
Die unterschiedlichen Asset-Klassen seit 1990 nominal und real (CPI bereinigt)

Die hellen Linien in der jeweiligen Farbe stellen die nominale Entwicklung der Anlageklasse dar – die dunkleren, kräftigeren, die reale um die Inflation bereinigte.

Natürlich predige ich immer wieder, dass man nie von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen soll. Hier sprechen allerdings fundamentale Fakten dafür, dass diese Entwicklung gerechtfertigt ist: Unternehmen erwirtschaften durch ihre Tätigkeit Gewinne. Das tut Gold jedenfalls nicht. Damit ist schon einmal erklärt, wieso Aktien langfristig immer besser laufen müßten als Gold – das ja einfach nur herumliegt.
Bezüglich Sparbuch und Anleihen kann ich nur sagen, dass diese Anlageformen stark von der Zinsentwicklung abhängig sind. Diese vorauszusagen ist extrem schwer. Ich würde nur heute die Finger von Anleihen mit längerer Laufzeit lassen, da diese bei steigenden Zinsen extreme Kursverluste verbuchen. Langfristig sind die Zinsen in den letzten 30 Jahren stetig gesunken und sind jetzt quasi bei Null an gekommen. Wenn wir nicht von negativen Zinsen in der Zukunft ausgehen, können Anleihen eigentlich nichtmehr im Kurs steigen.
Auch Lebensversicherungen investieren hauptsächlich in Staatsanleihen (da das Geld schließlich mündelsicher sein muß). Es wird zwar mehr oder wenig sicher sein, aber wahrscheinlich nicht viel Ertrag bringen, besonders dann nicht wenn man auch die Inflation in die Rechnung mit ein bezieht.
D.h. Es bleiben nur noch Aktien und das Sparbuch. Geld, welches man kurzfristig (sofort – 5 Jahre) benötigt würde ich als konservativer Anleger deshalb aufs Sparbuch (oder unters Kopfkissen – ist bei Nullzinsen eh egal) legen, und längerfristig sind Aktien heute meiner Ansicht nach die Nummer eins unter den Anlageklassen.

Der aktuelle Stand des Financeblog-Wikifolios

Mit diesem Artikel muß ich einerseits ein wenig Werbung für das wikifolio machen, damit sich noch ein paar Leute finden die darin investieren möchten. (Damit ein wikifolio für jedermann investierbar wird, braucht man eine bestimmte Anzahl an Vormerkungen)
Andererseits will ich eine neue Tabellenfunktion für den Übertrag von Excel-Tabellen in WordPress testen.

Das habe ich zum Anlass genommen einen aktuellen Überblick über das wikifolio vom Financeblog zu geben.

Das Financeblog-Wikifolio  Stand heute 14:30:

Hier ist die wunderschöne neue Tabelle 😉

PORTFOLIODATEN BEWERTUNG
Name Kurs Währung Position Wert in EUR Div. Rendite Div. Zuwachs 3 Jahre p.a. KGV KGV2015E KBV KUV KCV
APPLE INC 96,26 USD 60 4.504,80 1,95% n/a 15,55 15,17 4,77 3,34 12,26
BAYER AG-REG 102,25 EUR 45 4.601,25 2,07% 11,87% 23,55 16,86 4,32 2,07 30,66
KELLOGG CO 59,75 USD 100 4.660,32 3,28% 4,37% 10,71 15,27 5,73 1,47 19,08
OMV AG 23,91 EUR 200 4.782,00 5,19% 7,72% 13,49 7,18 0,66 0,19 negativ
ROCHE HOLDING AG-BR 259,25 CHF 20 4.294,96 3,01% 5,73% 20,41 17,46 12,62 4,72 17,61
UNITED TECHNOLOGIES CORP 99,23 USD 60 4.643,79 2,38% 9,25% 16,26 14,49 2,69 1,39 16,14
WAL-MART STORES INC 73,82 USD 80 4.606,19 2,60% 10,98% 14,81 14,71 3,06 0,50 20,32
ZURICH INSURANCE GROUP AG 270,90 CHF 20 4.487,96 6,29% 0,00% 9,88 10,38 1,26 0,58 12,58
INTL BUSINESS MACHINES CORP 179,84 USD 35 4.909,45 2,45% 13,56% 10,78 10,06 10,32 1,92 14,16
HUGO BOSS AG  -ORD 97,64 EUR 50 4.882,00 3,47% 18,25% 19,89 18,30 10,37 2,67 21,86
SYNGENTA AG-REG 287,50 CHF 20 4.762,97 3,51% 12,62% 17,23 15,71 2,91 1,87 34,94
LYXOR S&P 500 CONSUMER DISCR 160,07 EUR 30 4.802,10 0,00% 0,00% n/a n/a n/a n/a n/a
Summe Wertpapiere 55.937,78
Cash 41.639,32
Gesamtwert Portfolio 97.577,10 Gewichteter Durchschnitt Dividendenrendite 3,01%

 

Der Startwert war EUR 100.000,-. Das Portfolio liegt also derzeit 2.48% im Minus. Die Hauptursache dafür ist, daß ich viele der Titel genau vor der massiven Korrektur der letzten 14 Tage gekauft habe. Einzelne Titel sind deshalb ziemlich ins Minus gerutscht.
Der Einstieg in die Positionen erfolgte schrittweise und kann über die Artikel im Menü “wikifolio” im Financeblog nachvollzogen werden. Die einzelnen Titel waren jeweils die Sieger unterschiedlicher Vergleiche.
Den aktuellen Wert des wikifolios kann man natürlich immer direkt dort abrufen: http://www.wikifolio.com/de/FBLOG

Was man dort allerdings nicht sieht, sind die aktuellen Bewertungskennzahlen der einzelnen Titel.
Aus diesem Grund habe ich sie in die oben stehende Tabelle übernommen, das gibt einen zusätzlichen Überblick und zusätzliche Transparenz.

Derzeit befinden sich 12 Titel im wikifolio. Das Maximum an unterschiedlichen Wertpapieren habe ich mit 20 festgesetzt, da man sich schwer tut, mehr als 20 Firmen zu verfolgen. Man sollte aber immer alle Firmen in die man investiert ist auch verfolgen (Nachrichten, Quartalsabschlüsse, Geschäftsberichte, etc) um Entscheidungen treffen zu können.

Ziel ist es natürlich schrittweise in eine Vollinvestition zu übergehen, z.B. 100% in Aktien zu halten. Nachher werden die “schlechtesten” Titel jeweils ausgetauscht.

Von den 12 Titeln derzeit sind 11 Aktien und ein ETF, ein börsenotierter Index-Fonds auf den S&P Consumer Discretionary Index (Konsumgüter).
Alle 11 Aktien schütten auch eine Dividende aus.
Der gewichtete Durchschnitt der Dividendenrendite beträgt derzeit 3,01% (da ist aber sogar schon der ETF inkludiert der ja nichts ausschüttet sondern die Dividenden der Mitglieder reinvestiert).

Diese Dividendenrendite ist Vergleich zur Rendite von 10 jährigen Staatsanleihen sehr gut ist (Deutschland: 0,86%, USA: 2,19%).
Abgesehen davon, daß die Dividenden (wahrscheinlich) auch laufend erhöht werden. Einige der Unternehmen haben in den letzten 3 Jahren pro Jahr um mehr als 10% erhöht. Auch das sieht man in der Tabelle.

Außerdem sind die aktuellen KGVs, die erwarteten KGVs von 2015 – auf Basis des erwarteten Ergebnises 2015 – enthalten, sowie KBV und KUV.
Auch das KCV (Kurs zu Cashflow-Verhältnis) habe ich hinzugefügt, da der Cashflow bei einigen der Unternehmen auch eine große Bedeutung hat, besonders bei solchen mit großem Investitionsvolumen bzw. hohen Zu- und Abschreibungen.

Insgesamt bin ich bisher recht zufrieden mit der Auswahl, aber die Optimierung wird natürlich immer weiter gehen. Ich halte diese Titel auch alle privat und für meine Firma.

Ich hoffe ich konnte den einen oder anderen Leser meines Blogs davon überzeugen, daß das Financeblog-wikifolio eine gute Ergänzung zu anderen Investitionen darstellt.
Also, lieber Financeblog-Leser, bevor das Geld am Sparbuch verstaubt, bitte auf http://www.wikifolio.com/de/FBLOG gehen und für eine Investition vormerken lassen 😉