Kursfeuerwerk nach Zentralbanken Interventionen – Was kann man jetzt tun?

Heute haben am selben Tag sowohl die chinesische Nationalbank (Peoples Bank of China) als auch die europäische Zentralbank, die EZB der wirtschaftlichen Stagnation den Kampf angesagt.
Die Peoples Bank of China hat die Zinsen erstmals seit 2012 gesenkt und die EZB hat angekündigt, alles zu tun damit die Inflation im Euroraum sehr rasch wieder auf normale Werte zurückkehrt. (Das Inflationsziel der EZB ist etwa 2% pro Jahr). Derzeit befinden wir uns allerdings am Rande einer Deflation.

Bis zu 1 Billion Euro Anleihekäufe durch die EZB

Bis zu 1 Billion Euro (das sind 1000 Milliarden) möchte die EZB in den Ankauf von Anleihen – besonders in sogenannte Asset-Backed-Securities (ABS) von Banken investieren. Wenn eine Zentralbank in Anleihen “investiert” erschafft sie dadurch natürlich neues Geld, welches helfen soll die Investitions- und Konsumlaune im Euro-Raum wieder anzukurbeln. Über Inflation und Deflation habe ich ja schon hier berichtet.
Eine Inflation (und da reicht natürlich bereits die Erwartung des Marktes an eine stärkere Inflation) führt automatisch dazu, dass Sachwerte (wozu auch Aktien zählen) an Wert gewinnen – durch Flucht in Sachwerte. Besonders wenn die Inflation bei niedrigen Zinsniveau stattfindet sucht das Kapital Möglichkeiten höherer Rendite. Die Aussage der Zentralbank die Zinsen in der Nähe von Null zu lassen und gleichzeitig auch noch zusätzliches Geld in Umlauf zu bringen sollte sowieso bei jedem klassischen Sparer die Alarmglocken läuten lassen: Die Realzinsen (also Zinsen nach Inflation) werden weiter sinken und in näherer Zukunft deutlich negativ sein.

Die Konsequenz dieser angekündigten Maßnahmen war ein Kursfeuerwerk

Der deutsche DAX legte alleine heute über 2,5% zu. Der amerikanische S&P 500 Index erreichte ein neues Allzeithoch.

Seit dem Einbruch Mitte Oktober sind die meisten Indices – binnen weniger als 6 Wochen schon wieder ordentlich gestiegen:

Der DAX ist seit dem letztem Tief 13,56% im Plus. Der amerikanische S&P 500 legte seit  dem Tief Mitte Oktober um 10,73% zu – beim S&P 500 war allerdings der Einbruch im Oktober nicht so schlimm wie beim DAX, sodass der S&P 500 jetzt auf einem Allzeithoch notiert und der DAX noch nicht.

Unser österreichischer ATX ist seit dem Oktobertief um 12,58% gestiegen. Er ist leider sehr sehr weit weg vom letzten Allzeithoch.

Die Angst war so schnell verschwunden wie sie gekommen war

Sehr interessant ist es auch immer die Angst im Markt anhand der erwarteten Schwankungen (Volatilität) zu analysieren.
War im Oktober noch Weltuntergangsstimmung – und auch das fast von einem Tag auf den anderen – so ist jetzt wieder alles eitel-Wonne.

Der Volatilitätsindex VIX im letzten Jahr
Der Volatilitätsindex VIX im letzten Jahr

Der Maßstab für die Angst im Markt, der Volatilitätsindex VIX der die implizite Volatilität (also die erwarteten Schwankungen und damit die Kosten für eine Absicherung für Kurseinbrüche) misst, zeigt das sehr deutlich: Vor weniger als 6 Wochen war er auf einem 3 Jahres-Hoch und nun notiert er wieder unter 15 – was auf die Erwartung eines “ruhigen” Marktes hindeutet

Das heutige Kursfeuerwerk in Bildern:

DAX:

Der deutsche DAX-Index seit einem Jahr
Der deutsche DAX-Index seit einem Jahr

S&P 500:

Der amerikanische S&P 500 Index seit einem Jahr
Der amerikanische S&P 500 Index seit einem Jahr

ATX:

Der österreichische ATX-Index seit einem Jahr
Der österreichische ATX-Index seit einem Jahr

Sie amerikanischen Aktien hatten insgesamt im letzten Jahr die wenigsten Schwankungen und den schönsten Aufwärtstrend. Das spiegelt auch die Entwicklung der Wirtschaft wider: Die US-Wirtschaft ist aus dem gröbsten heraus und kann auf einen neuen Aufschwung hoffen.
Der deutsche DAX ist bereits wieder in der Nähe seiner Hochs, das letzte Jahr war allerdings etwas holpriger als in den USA – und unser österreichischer ATX ist leider extrem weit von seinen Hochs entfernt. Das letzt Allzeithoch hatte er im Jahr 2007 mit über 5000 Punkten. Der ATX ist auch als einziger dieser Indices heuer (2014) noch im Minus – und das sogar mit über 10%.
Dass er deshalb nicht unbedingt “billiger” ist als die anderen beiden habe ich im letzten Artikel bereits angesprochen.

Wie kann es jetzt weitergehen und welche Konsequenzen kann man ziehen?

Trotz der Kurssteigerungen gibt es noch viele Aktien die preislich attraktiv sind – man muss allerdings immer selektiver vorgehen.
Viele Titel notieren nach wie vor auf Bewertungsniveaus unter ihrem langjährigem Durchschnitt – alleine schon weil sie stetig ihre Gewinne und Dividenden steigern konnten.
Aus diesem Grund habe ich ja bereits bei den Kurseinbrüchen Mitte Oktober zum Kauf geraten. Zum Glück stellte sich heraus, dass dieser Ratschlag korrekt war.
Die derzeitige Entwicklung würde ich dafür nutzen Depots zu “säubern”, d.h. Werte die man nicht mehr gut findet im derzeit guten Wind zu verkaufen. Das habe ich heute auch bei meinen privaten Depots getan.
Es gibt viele Titel die mittlerweile überbewertet erscheinen. Ich werde darüber vielleicht einen eigenen Artikel schreiben. Diese kann man jetzt zu einem guten Preis verkaufen.
Im Financeblog-wikifolio sind aus heutiger Sicht keine solchen Werte enthalten. Dafür ist das wikofolio noch zu jung und die Aktien wurden ja aufgrund einer attraktiven Bewertung gekauft. Die Kurssteigerungen der letzten Wochen haben daran noch nicht wirklich viel geändert.
Die derzeit erfolgreichste Aktie im wikifolio ist Apple mit einer Kurssteigerung von fast 20% seit Kauf. Auch sie ist aber z.B. mit einem KGV von 18 und einem erwarteten KGV 2015 von 15 noch nicht überbewertet.
Es gibt aber sicher viele Depots in denen Aktien liegen, die vor mehreren Jahren zu damals günstigen Bewertungen gekauft wurden. Diese sollte man jetzt einer Kontrolle unterziehen und überprüfen ob sie noch immer günstig sind oder im guten Wind verkauft werden sollten.
Von einem zukünftigen Wirtschaftsaufschwung profitieren zyklische Werte am meisten. Deshalb konnte z.B. VOEST heute um 5,43% zulegen. (Gut, dass sie auch im wikofolio mit dabei ist 😉
Wenn man also an einen baldigen Aufschwung glaubt sollte man sich genau diese Titel genauer ansehen.

 

Stahlproduzenten im Vergleich – ist VOEST ein guter Kauf?

Heute geht es um eine sehr zyklische Branche – Die Stahlproduktion. Der Grund dafür ist, dass ich in letzter Zeit öfters Diskussionen darüber beobachtet habe, dass Österreichische Aktien derzeit sehr billig sein müssen, da sie im Vergleich zu (fast) allen Benchmarks im letzten Jahr extrem starke Verluste erlitten hatten. Zu diesem Thema gab es hier im Financeblog auch schon einen Artikel.
Nun besteht der bekannteste österreichische Aktienindex, der ATX, aus 30 unterschiedlichen österreichischen Aktien die unterschiedlich stark gewichtet sind. Am stärksten ist die Erste-Bank gewichtet (mit über 19%). Im Financeblog-Banken-Vergleich schnitt sie nicht so gut ab. Weder von den fundamentalen Daten noch von der Bewertung. Es könnte also sein, dass der ATX gar nicht so günstig ist derzeit – obwohl er so stark hinter den anderen Indices herhinkt.
Der zweit wichtigste Wert im ATX ist die VOEST. Sie ist mit 12% im Index gewichtet.
Das ist einer der Gründe, wieso ich heute die Branche vergleichen möchte in der die Voest tätig ist: Die Stahlproduktion,.

Über die Branche der Stahlproduktion:

Diese Branche ist logischerweise extrem zyklisch – was bedeutet, sie ist sehr stark von der aktuellen Wirtschaftslage (Konjunktur oder Rezession) abhängig. Stahl ist kein Gut, welches man immer im Alltag benötigt – so wie z.B. Zahnpasta oder Putzmittel 😉

Stahl wird besonders im Baugewerbe und in der Industrie nachgefragt – und das nur dann, wenn größere Investitionen getätigt werden. Das passiert sehr verstärkt in Aufschwung-Phasen.
Wenn man also auf einen zukünftigen Aufschwung wettet, so ist eine Investition in die Stahlproduktion recht sinnvoll. Derzeit ist Europa gerade am Rande einer Rezession und die USA seit einiger Zeit wieder in der Phase des Wachstums. Sollte sich auch Europa aufraffen können wäre das ein gutes Zeichen für diese Branche.

Diese Unternehmen werden verglichen:

Natürlich ist die österreichische VOEST dabei. Aus unserem Nachbarland sind THYSSENKRUPP sowie SALZGITTER dabei.
Der französische Stahl-Gigant ARCELORMITTAL schließt die Runde der europäischen Vergleichskandidaten ab.
Auch aus den USA habe ich 3 Unternehmen in den Vergleich aufgenommen: Das Traditionsunternhmen US-STEEL sowie NUCOR und die etwas kleinere COMMERCIAL-METALS.

Umsatz:

Umsatz 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
VOEST 4.616,33 5.779,14 6.230,60 6.943,85 10.481,20 11.724,87 8.550,05 10.953,70 12.058,25 11.524,40 149,64% 2
THYSSENKRUPP 37.303,00 42.927,00 47.125,00 51.723,00 53.426,00 40.563,00 37.711,00 42.725,00 41.536,00 38.559,00 3,37% 7
SALZGITTER 5.941,52 7.151,58 8.447,21 10.192,26 12.499,20 7.818,00 8.304,60 9.839,50 10.397,20 9.244,20 55,59% 4
ARCELORMITTAL 22.197,00 28.132,00 58.870,00 105.216,00 124.936,00 61.021,00 78.025,00 93.973,00 84.213,00 79.440,00 257,89% 1
US-STEEL 13.975,00 14.039,00 15.715,00 16.873,00 23.754,00 11.048,00 17.374,00 19.884,00 19.328,00 17.424,00 24,68% 6
NUCOR 11.376,83 12.701,00 14.751,27 16.592,98 23.663,32 11.190,30 15.844,63 20.023,56 19.429,27 19.052,05 67,46% 3
COMMERCIAL-METALS 4.768,33 6.592,70 7.212,15 8.329,02 10.427,38 6.409,38 6.306,10 7.863,35 7.656,38 6.889,58 44,49% 5

Beim Umsatz-Zuwachs hat ARCELORMITTAL die Nase vorne. Unsere VOEST ist immerhin auf Platz 2 und THYSSENKRUPP belegt den letzten Platz.

Umsatzrendite:

Umsatzrendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
VOEST 2,70% 5,59% 8,34% 10,91% 6,85% 4,52% 1,27% 4,68% 2,77% 3,86% 1
THYSSENKRUPP 2,42% 2,42% 3,49% 4,06% 4,11% -4,58% 2,19% -3,02% -10,21% -3,62% 5
SALZGITTER 4,12% 11,77% 17,85% 8,84% 5,39% -4,91% -4,00% 2,37% -0,98% -5,33% 6
ARCELORMITTAL 21,18% 11,73% 8,91% 9,85% 7,52% 0,26% 3,74% 2,41% -3,98% -3,20% 4
US-STEEL 8,12% 6,48% 8,74% 5,21% 8,89% -12,68% -2,77% -0,27% -0,64% -9,60% 7
NUCOR 9,86% 10,32% 11,91% 8,87% 7,74% -2,62% 0,85% 3,89% 2,60% 2,56% 2
COMMERCIAL-METALS 2,77% 4,33% 4,94% 4,27% 2,22% 0,32% -3,26% -1,65% 2,71% 1,12% 3

Wie schaut es nun mit der Gewinnspanne aus. Die Umsatzrendite liefert darüber schon eine recht gute Aussage: Hier konnte die VOEST den Platz eins belegen, allerdings sieht man auch, dass es starke Schwankungen gibt. Zwischen 1,27% im Jahr 2010 und 10,91% im Jahr 2007 ist alles dabei. Die Jahre vor 2008 waren sehr starke Jahre mit guter Konjunktur, das sieht man schon bei dieser Kennzahl sehr gut.
Den letzten Platz belegt hier die US-STEEL, welche seit 2009 (also quasi seit Beginn der Finanzkrise 2008) keine positive Umsatzrendite mehr erreichen konnte. Platz zwei belegt Nucor.

Gewinn:

Nettogewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
VOEST 124,85 323,09 519,46 757,40 718,23 529,84 108,40 512,75 333,51 444,87 539,30 604,95
THYSSENKRUPP 904,00 1.038,00 1.643,00 2.102,00 2.195,00 -1.857,00 824,00 -1.291,00 -4.241,00 -1.396,00 105,24 688,08
SALZGITTER 244,50 842,09 1.507,66 901,14 674,30 -383,70 -331,90 233,00 -102,00 -492,30 -17,48 78,01
ARCELORMITTAL 4.701,00 3.301,00 5.247,00 10.368,00 9.399,00 157,00 2.916,00 2.263,00 -3.352,00 -2.545,00 1.370,00 1.912,35
US-STEEL 1.135,00 910,00 1.374,00 879,00 2.112,00 -1.401,00 -482,00 -53,00 -124,00 -1.672,00 359,68 501,62
NUCOR 1.121,49 1.310,28 1.756,78 1.471,95 1.830,99 -293,61 134,09 778,19 504,62 488,03 724,14 1.103,27
COMMERCIAL-METALS 132,02 285,78 356,35 355,43 231,97 20,80 -205,34 -129,62 207,48 77,32 147,00 180,33

 

GewinnVeränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004-2014 Rang
VOEST 158,79% 60,78% 45,81% -5,17% -26,23% -79,54% 373,00% -34,96% 33,39% 21,23% 331,97% 1
THYSSENKRUPP 14,82% 58,29% 27,94% 4,42% -184,60% 144,37% -256,67% -228,51% 67,08% 107,54% -88,36% 6
SALZGITTER 244,41% 79,04% -40,23% -25,17% -156,90% 13,50% 170,20% -143,78% -382,65% 96,45% -107,15% 7
ARCELORMITTAL -29,78% 58,95% 97,60% -9,35% -98,33% 1757,32% -22,39% -248,12% 24,08% 153,83% -70,86% 5
US-STEEL -19,82% 50,99% -36,03% 140,27% -166,34% 65,60% 89,00% -133,96% -1248,39% 121,51% -68,31% 4
NUCOR 16,83% 34,08% -16,21% 24,39% -116,04% 145,67% 480,34% -35,15% -3,29% 48,38% -35,43% 3
COMMERCIAL-METALS 116,47% 24,69% -0,26% -34,74% -91,03% -1087,14% 36,88% 260,07% -62,74% 90,13% 11,35% 2

Für 2015 erwarten alle Kandidaten einen Gewinn – Ich bin mir nicht sicher, ob es alle schaffen werden diese Erwartung zu erfüllen….
Das einzige Unternehmen, welches in den letzten 10 Jahren immer Gewinn erwirtschaften konnte ist unsere liebe VOEST. Auch beim Gewinnzuwachs belegen sie den verdienten Platz eins.
Auf letzten Platz liegt SALZGITTERmit 5 Verlustjahren innerhalb von 10 Jahren und einem sehr starken Gewinnrückgang.
Auf Platz 2 liegt die COMMERCIAL-METALS mit “nur” 2 Verlustjahren und immerhin einem Gewinnzuwachs. Alle anderen erwarten 2014 weniger Gewinn also noch vor 10 Jahren.

Gesamtkapitalrendite:

GK-Rendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
VOEST 4,61% 7,77% 10,34% 12,88% 7,71% 6,98% 3,21% 6,16% 5,04% 5,51% 1
THYSSENKRUPP 4,11% 5,16% 6,74% 7,53% 7,21% -2,20% 3,59% -3,05% -11,81% -2,85% 5
SALZGITTER 6,31% 16,09% 23,30% 12,13% 9,61% -3,33% -3,20% 3,40% -0,06% -5,31% 6
ARCELORMITTAL 25,93% 11,23% 6,52% 9,37% 9,73% 1,40% 3,50% 3,45% -1,26% -0,61% 4
US-STEEL 11,95% 10,85% 14,26% 6,67% 14,44% -8,09% -1,87% 0,85% 0,58% -10,70% 7
NUCOR 20,08% 20,42% 25,54% 18,49% 16,43% -2,34% 0,96% 5,34% 3,57% 3,85% 3
COMMERCIAL-METALS 8,80% 13,55% 13,65% 11,28% 6,11% 2,64% -3,50% -1,62% 8,05% 4,20% 2

Auch hier belegt wieder unsere VOEST den ersten Platz – obwohl die Gesamtkapitalrendite im Vergleich zu anderen Branchen die wir hier schon gesehen haben eher mager ist. Oft sind mehr als 10% die Regel. Platz zwei geht wieder an die COMMERCIAL METALS und der letzte Platz wieder einmal an die US-STEEL.

Eigenkapital pro Aktie:

EK /Aktie 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs p.a. Rang
VOEST 11,76 13,13 15,72 18,36 25,34 25,06 24,88 27,39 28,24 29,06 10,58% 3
THYSSENKRUPP 16,71 14,68 16,55 20,51 23,75 17,10 18,30 17,52 7,75 4,36 -13,87% 7
SALZGITTER 17,62 35,19 60,58 73,76 79,85 71,66 70,91 73,78 67,21 58,77 14,32% 1
ARCELORMITTAL 9,09 18,87 30,43 39,87 43,36 40,47 40,31 36,61 30,35 30,11 14,23% 2
US-STEEL 35,74 30,56 36,82 46,87 42,13 32,62 26,80 24,30 24,10 23,14 -4,71% 6
NUCOR 10,83 13,80 16,14 17,75 25,25 23,47 22,55 23,60 24,06 24,02 9,25% 4
COMMERCIAL-METALS 5,64 7,74 10,35 13,09 14,40 13,59 10,94 10,04 10,71 10,85 7,54% 5

Ein sehr interessantes Ergebnis gibt es bei der Entwicklung des Eigenkapitals pro Aktie. Hier belegen SALZGITTER und ARCELORMITTAL den Platz 1 und 2.
Wie kann das sein? Diese beiden Unternehmen schnitten bei den Ertragskennzahlen eher schlecht ab.
Die Ursache liegt wohl an den hohen Gewinnen die in den Jahren vor 2008 erwirtschaftet werden konnten. Betrachtet man die Tabelle genau, dann sieht man, dass der Zuwachs beim Eigenkapital vor allem in den Jahren 2005 – 2007 stattgefunden hat – seither ist es rückläufig. Diese beiden Unternehmen konnten also vor der Krise extrem gute Erträge einfahren – sind aber nicht krisenfest.
Den letzten Platz belegt THYSENKRUPP. Unsere VOEST ist auf Platz 3, allerdings konnte sie auch in den letzten Jahren an Buchwert pro Aktie zulegen.

Cashflow:

Free Cashflow 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
VOEST -110,99 68,87 374,59 386,75 264,70 378,39 990,71 490,47 303,66 581,81 424,20% 1
THYSSENKRUPP 1.234,00 888,00 1.994,00 -480,00 -95,00 -122,00 -2.092,00 -179,00 -1.945,00 -334,00 -127,07% 7
SALZGITTER 111,81 223,80 211,46 340,60 -137,40 519,80 -253,00 -572,70 88,10 -162,20 -245,07% 6
ARCELORMITTAL 3.713,00 2.693,00 4.187,00 11.084,00 9.121,00 4.569,00 707,00 -3.061,00 623,00 844,00 -77,27% 3
US-STEEL 821,00 477,00 1.069,00 1.040,00 762,00 -533,00 -1.055,00 -680,00 412,00 -63,00 -107,67% 5
NUCOR 743,79 1.805,15 1.912,83 1.414,95 1.479,75 782,69 528,11 592,11 252,78 -119,00 -116,00% 4
COMMERCIAL-METALS 49,69 77,89 102,15 255,03 -398,50 436,84 -82,21 -45,47 82,14 58,70 18,12% 2

Hier konnte die VOEST in den letzten Jahren vorbildlich agieren: Trotz Investitionen war der Cashflow immer positiv. Das garantiert auch eine recht stabile Dividendenausschüttung.
Den letzten Platz belegt wieder einmal THYSSENKRUPP mit negativen Cashflows seit 2007. Platz 2 geht an die amerikanische COMMERCIAL-METALS.

Gesamtwertung:

Gesamtranking Umsatz Umsatzrendite Gewinn GK-Rendite EK/Aktie Cashflow Durchschn. Rang
VOEST 2 1 1 1 3 1 1,50 1
THYSSENKRUPP 7 5 6 5 7 7 6,17 7
SALZGITTER 4 6 7 6 1 6 5,00 5
ARCELORMITTAL 1 4 5 4 2 3 3,17 2
US-STEEL 6 7 4 7 6 5 5,83 6
NUCOR 3 2 3 3 4 4 3,17 2
COMMERCIAL-METALS 5 3 2 2 5 2 3,17 2

In der Gesamtwertung gibt es einen eindeutigen Sieger – und es ist diesmal ein Heimsieg! Die VOEST bekommt – sogar mit Abstand – den ersten Platz. Den zweiten Platz teilen sich diesmal interessanterweise gleich 3 Unternehmen – sie erreichen alle die selbe Durchschnittswertung: ARCELORMITTAL, NUCOR und COMMERCIAL-METALS. Das Schlußlicht bilder THYSSENKRUPP.

Bewertung:

KGV:

KGV 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 aktuell 2015 Median
VOEST 18,08 10,44 13,04 10,74 3,45 8,14 55,38 7,14 14,30 13,54 10,49 9,35 10,61
THYSSENKRUPP 9,22 8,74 11,09 9,39 4,44 -7,31 19,35 -7,05 -2,15 -7,17 105,70 16,17 8,98
SALZGITTER 3,64 3,42 4,15 7,16 4,90 -10,72 -10,46 9,96 -23,23 -3,78 -92,95 20,82 3,53
ARCELORMITTAL 3,83 4,83 8,48 7,39 2,66 319,94 15,26 9,75 -5,99 -8,45 11,94 8,56 7,94
US-STEEL 5,01 5,99 6,31 16,09 2,07 -5,68 -17,59 -71,89 -26,80 -2,55 14,12 10,13 3,54
NUCOR 7,26 7,92 9,40 12,44 7,90 -50,46 104,68 16,10 26,71 34,88 23,65 15,52 13,98
COMMERCIAL-METALS 11,11 7,63 8,56 9,77 5,62 86,25 -9,30 -12,33 8,08 30,59 13,31 10,85 9,17

Viele Unternehmen haben hier eine extrem volatile Entwicklung – alleine schon aufgrund der schwankenden Gewinnentwicklung. Negative KGVs sind leider keine Seltenheit. Bei der VOEST schaut es aber recht gut aus: Da in den letzten 10 Jahren immer Gewinne erwirtschaftet wurden war das KGV immer positiv und ist derzeit leicht unter dem Median.
Außerdem ist VOEST beim aktuellen KGV sogar am günstigsten unter allen Vergleichskandidaten.

Dividendenrendite, KBV und KUV:

Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV
VOEST 3,15% 5,90% 1,16 0,51
THYSSENKRUPP 0,02% 0,00% 4,43 0,26
SALZGITTER 0,80% 0,00% 0,47 0,17
ARCELORMITTAL 1,73% 0,00% 0,45 0,27
US-STEEL 0,58% 0,00% 1,29 0,29
NUCOR 2,75% 0,68% 2,21 0,82
COMMERCIAL-METALS 2,90% 0,00% 1,45 0,28

Auch bei der Dividende ist die VOEST sehr interessant – besonders in Hinblick auf die positiven Cashflows. Vom KBV her ist sie zwar nur das dritt-billigste Unternehmen und vom KUV her wirkt sie sogar teuer. Nachdem sie aber bei der Umsatzrendite den ersten Platz belegte und die anderen dort recht gut abhängen konnte, ist diese Bewertung verständlich.
Ich werde deshalb die VOEST als dritten österreichischen Titel in das Financeblog-wikifolio aufnehmen.
Damit sind nun 3 österreichische Aktien im Wikifolio: OMV, Die Post und VOEST.

Sind österreichische Aktien jetzt generell billig?

Sollte man nicht gleich den ATX-Index (z.B: in Form eines ETF) kaufen?
Meine Antwort darauf ist: Nein. Es sind darin dennoch zu viele Unternehmen enthalten (besonders die Banken und Versicherungen) die einen sehr großen Anteil am Index ausmachen (über ein Drittel) sowie einige wirklich “schlechte” Unternehmen wie Wienerberger (auch das haben wir schon in einem Financeblog-Vergleich gesehen). Die Hoffnung also, dass der ATX in Zukunft die anderen Indices schlagen könnte, nur weil er in der Vergangenheit schlecht gelaufen ist, würde ich über Bord werfen.

Der Chart:

Kursentwicklung der Stahlproduzenten seit 2004 im Vergleich zum S&P 500
Kursentwicklung der Stahlproduzenten seit 2004 im Vergleich zum S&P 500

In dem Chart ist die zyklische Entwicklung der Stahlproduzenten noch einmal recht deutlich zu sehen: In der Konjunkturphase vor 2008 konnten fast alle den Vergleichsindex (S&P 500) deutlich schlagen. Seither sind sie allerdings alle schlechter als der Index. In Aufschwungphasen sind also gute Kursgewinne zu erwarten, in Abschwungphasen eher nicht. NUCOR und VOEST konnten sich am bestern behaupten und am schlimmsten war man dran, wenn man in SALZGITTER investiert hat.
Ein Investment in einen Stahlproduzenten sollte man also nur eingehen, wenn man von einem wirtschaftlichen Aufschwung ausgeht. In dem Moment wo sich die Lage eintrübt sollte man das Investment beenden. Die Kursverfälle sind dann sehr schnell und hart.
Insgesamt also ein eher riskantes Investment.
Da ich davon ausgehe, dass sich die USA am Anfang eines Konjunkturzyklus befinden (langsam steigende Zinsen, Ende des quantitative Easing) und hoffentlich auch Europa alles tun wird um die Rezession zu beenden wage ich das Investment in die VOEST. Allerdings werde ich versuchen die Aktie wieder zu verkaufen wenn sich die Aussichten eintrüben – notfalls auch mit Verlust. Im Gegensatz zu den anderen Investments sehe ich dieses als nicht langfristig an.

Inflation und Deflation – Ursachen und Wirkung

Der Feind des Sparers ist die Inflation. Der Feind der Wirtschaft ist die Deflation.
Heute möchte ich erklären was Inflation und Deflation überhaupt bedeuten, und welche Folgen eine Knappheit (Deflation) bzw. ein Überschuss (Inflation) an Geld haben kann.
Außerdem zeige ich die historische Entwicklung der Kaufkraft am Beispiel des US-Dollars seit 1789 – also seit 225 Jahren – damit quasi seit den Kinderschuhen des Kapitalismus.

Ich habe den US-Dollar als Beispiel genommen, da er fast die einzige Währung ist, die solange schon besteht (abgesehen vom britischen Pfund) und über die es auch seither Aufzeichnungen gibt.  Die Daten habe ich auch diesmal wieder von Measuring Worth.

Was ist Inflation?

Inflation ist vereinfacht gesagt ein Überangebot an Geld. Wenn es von einem Gut zuviel Angebot und zu wenig Nachfrage gibt, dann sinkt der Preis von diesem Gut. Das gilt natürlich auch für den Wertmaßstab selbst: Das Geld. Gibt es zuviel Geld bzw. wird zuviel Geld “angeboten” so sinkt der Wert des Geldes. Der Fachbegriff dafür ist Inflation.  Wenn also plötzlich viele Leute Geld anbieten für Ware, weil sie alle konsumieren möchten, dann steigt der Preis für die Ware, da die Ware knapp dann knapp wird, das dafür angebotene Geld aber nicht.  Noch einfacher verständlich ist das an einem Beispiel: Ein Bäcker kann täglich 100 Brote produzieren und verkaufen. Solange auch etwa diese 100 Brote täglich nachgefragt werden wird der Preis stabil bleiben. Wenn nun aber plötzlich 200 Leute täglich bei diesem Bäcker Brote kaufen möchten, so wird er automatisch die Preise für die Brote erhöhen damit er seine 100 Brote die er maximal produzieren kann mit maximalem Ertrag verkaufen kann. Er wird den Preis so lange erhöhen bis wieder genau 100 Brote nachgefragt werden.
Je mehr Geld um Umlauf ist, desto größer also die Inflationsgefahr?
Das ist nicht unbedingt richtig. Inflation entsteht erst, wenn das Geld auch “angeboten” wird. Also erst dann wenn die Menschen willig sind es gegen Waren zu tauschen. Solange das Geld auf Sparkonten oder unter dem Kopfpolster ruht, kann es keine Inflation auslösen.
Das ist einer der größten Denkfehler der Befürworter einer Golddeckung – also einer Gold-gesicherten Währung.
Sie meinen, dass eine größere Geldmenge automatisch zu einer Entwertung des Geldes führen muss. Eine Golddeckung garantiert die Austauschbarkeit des Geldes in Gold und damit seine Knappheit.
Dadurch kann man allerdings durch Sparen und Horten von Geld das System zum Kippen bringen. Ich habe darüber bereits in einem Artikel über das Geldsystem berichtet.

Insgesamt ist eine leichte Inflation für die Wirtschaft gesünder als eine Deflation. Warum das so ist, dazu später.
Eine leichte Inflation zeigt den Menschen, dass Geld einfach ein Tauschmittel und kein Wertaufbewahrungsmittel ist. Und das ist meiner Ansicht nach einfach  die Hauptaufgabe von Geld.

Wann kommt es zur Hyper-Inflation?

Die Gefahr einer Hyper-Inflation wird meistens gerade von Befürwortern einer Gold gedeckten Währung als Argument dafür gebracht, wie gefährlich unser heutiges Geldsystem ist. Von einer Hyper-Inflation spricht man bei monatlichen Inflationsraten von über 50%, also bei einem Kaufkraftverlust des Geldes von mehr als 13.000 % im Jahr. (Quelle: Wikipedia)
Ein bekanntes Beispiel einer Hyperinflation ist die Inflation in Deutschland (der damaligen Weimarer Republik) in den 1920er Jahren.
So hatten 10 Mark im Jänner des Jahres 1920 die selbe Kaufkraft wie 10 Milliarden (!) Markt im Oktober 1923
Nachher beschleunigte sich die Inflation sogar noch: Am 3. November 1923 waren es bereits 100 Milliarden Mark und nur 12 Tage später, am 15. November musste man schon 1000 Millarden Mark (also 1 Billion) in der Tasche haben um die selbe Kaufkraft von 10 Mark im Jahre 1920 zu haben. Das führt natürlich dazu, dass jeder sofort sein Geld “los” werden möchte und sich zusätzlich zur Geldmenge auch noch die Umlaufgeschwindigkeit erhöht.
Gehälter mussten täglich und später sogar stündlich ausbezahlt werden, damit die Arbeiter ihr Geld in der Mittagspause schnell ausgeben konnten bevor es an Wert verlor.
Die Konsequenz war natürlich eine Währungsreform.
Innerhalb von 3 Jahren verlor hatte die Mark also ihre Kaufkraft um den Faktor ein zu einer Billion eingebüßt.

Wie konnte das passieren?

Natürlich kann eine derartige Inflation nicht alleine durch eine schnellere Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ausgelöst werden. Es muss einfach massiv mehr Geld in Umlauf gebracht werden. Und genau das passierte: Die Weimarer Republik konnte ihre Schulden und besonders die Reparationszahlungen aus dem ersten Weltkrieg nicht bezahlen und druckte einfach immer mehr Geld.  Wirklich viel Geld. Sogar soviel, dass frisch gedruckte Banknoten öfters nicht in Umlauf gebracht werden konnten, weil sie zu geringe Beträge aufgedruckt hatten. (z.B. 10 Millionen statt 1 Milliarde). Der Staat konnte aber direkt Geld ausgeben soviel er wollte.

Im heutigen Geldsystem schließe ich deshalb die Gefahr einer derartigen Hyper-Inflation beinahe aus:  Der einzige Auslöser einer derartigen Inflation kann nur ein Staat sein.
Der Staat kann das Geld nicht selbst ausgeben sondern muss es sich vorher wo anders ausborgen und entsprechend Zinsen dafür bezahlen. Borgt er direkt bei den Zentralbanken besteht natürlich dann die Gefahr einer starken Inflation wenn die Zentralbank “blind” an den Staat Geld vergibt. Sie kann schließlich soviel Geld erschaffen wie sie möchte und der Staat braucht nur zu “versprechen” es irgendwann zurück zu bezahlen. So funktionieren Staatsanleihen.  Allerdings haben die Zentralbanken meist auch die Wahrung der Stabilität der Währung als Hauptaufgabe. Die EZB z.B. hat ein Inflationsziel von 2% pro Jahr. Steigt die Inflationsrate, steigen auch die Zinsen und somit der Wille eines Staats sich stärker zu verschulden.
Gefährlich wird es also dann, wenn eine Zentralbank politisch von einem Staat beeinflusst wird und – auch in Zeiten erhöhter Inflation – diesem Staat mit billigen Krediten versorgt.

Ich sehe diese Gefahr derzeit weder in Europa noch in den USA, wobei ich aber eine Inflation mit bis zu 10%  pro Jahr in Zukunft nicht ausschließen würde.

Was ist Deflation?

Deflation ist das genaue Gegenteil der Inflation. Geld wird plötzlich knapp und die Preise für die Waren sinken dadurch. In meinem Beispiel mit dem Bäcker der 100 Brote täglich produzieren und verkaufen kann bedeutet das, dass immer weniger Leute Brot kaufen möchten und er deshalb den Preis reduzieren muss.
Das kann sogar so weit führen, dass er seine Brote lieber gar nicht verkauft bevor er zu starke Einbussen beim Preis  hinnehmen muss.
Tatsächlich vernichteten während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren viele Bauern ihre Ernte, bevor sie diese zu billig verkauften – um einen weiteren Preisverfall zu verhindern.
Auf der anderen Seite mussten viele Menschen verhungern, weil sie nichts zum Essen hatten.
Diese Menschen konnten sich ihre Nahrung nicht leisten, weil sie entweder immer weniger Lohn bekamen oder überhaupt ihre Arbeit verloren.
Während die Inflation besonders für die Besitzer von Geldvermögen  (Sparer) schrecklich ist, so ist die Deflation eine Katastrophe für die gesamte Wirtschaft.
Der Geldumlauf konmt zum Erliegen, und damit die gesamte Tauschwirtschaft. Arbeitsplätze gehen deshalb verloren und Armut breitet sich aus – besonders bei denen die kein Geld auf der hohen Kante haben und auf ein Einkommen angewiesen sind.

Die Inflation ist also sozialer als die Deflation.

Das heutige Geldsystem ist deshalb sozial wesentlich besser als ein Goldstandard.

Die Entwicklung der Kaufkraft seit 1789

Entwicklung der Zinsen (auf 10 jährige Anleihen) und der Kaufkraft des US-Dollars seit 1789
Entwicklung der Zinsen (auf 10 jährige Anleihen) und der Kaufkraft des US-Dollars seit 1789

In dem Chart habe ich die Entwicklung der Kaufkraft des US-Dollars seit 1789 dargestellt.
Die blaue Linie stellt die Entwicklung der Kaufkraft von 1000 US-Dollar des jeweiligen Jahres, gemessen an der Kaufkraft von 1000 Dollar im Jahr 1789 dar.
Ein Wert über 1000 bedeutet also z.B.. daß die Kaufkraft im Vergleich zu 1789 gestiegen ist. Man kann mit dem “Wert” von 1000 Dollar von 1789 dann für mehr als 1000 Dollar Waren kaufen.  Ein Wert von z.B. 1100 sagt aus, dass 1100 Dollar im jeweiligen Jahr die gleiche Kaufkraft haben wie 1000 Dollar im Jahr 1789. Die Ein geringerer Wert steht für einen Rückgang der Kaufkraft.
So kann man z.B. sehen, dass 1000 USD heute, soviel Kaufkraft haben wie USD 36,67 im Jahr 1789.

Die Kaufkraft ist also vor allem im 20. Jahrhundert stark zurückgegangen.

Die rote Linie zeigt die Entwicklung der Zinsen auf 10 jährige Staatsanleihen seit 1789.
Die Skala auf der linken Seite zeigt den Wert der Kaufkraft und die auf der rechten Seite die Höhe des Zinssatzes an.

Was sagt der Chart aus?

Zu Zeiten des Gold-Standards (bis 1933) waren die Preise langfristig zwar stabil, aber hatten wesentlich stärkere kurzfristige Ausschläge als heute. Inflation und Deflation lösten sich immer wieder relativ heftig ab. So ist z.B. die erste große Weltwirtschaftskrise (Beginn 1857) in dem Chart gut zu erkennen. Die Folge war eine jahrelange – fast Jahrzehnte lange –  deflationäre Phase.

Die letzte gravierende – auf dem Chart deutlich zu sehende – Deflation im Dollar gab es während der Weltwirtschaftskrise die im Oktober 1929 begann und sich in den 1930er Jahren verschlimmerte. Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges gab es keine schlimmere Deflation mehr, allerdings in den 1970er Jahren bis in die 1980er Jahre hinein eine beschleunigte Inflation – nicht zuletzt aufgrund der beiden Ölkrisen.

insgesamt kann man aber sagen, dass die Entwicklung von Inflation und Deflation und damit die Vorhersagbarkeit der Kaufkraft insgesamt seit den letzten 50-60 Jahren relativ stabil war – im Vergleich zu den Jahren davor.
Das konnte erreicht werden durch eine aggressive Zinspolitik der amerikanischen Zentralbank (FED). In Inflations-Zeiten (speziell in den 1980er Jahre) wurde der Leitzinssatz extrem erhöht um die Inflation einzudämmen).
Man sieht also, dass die FED durchaus gewillt war die Stabilität des Dollars zu verteidigen als die Inflation zu hoch war – die Zinsen wurden sehr schnell in die Höhe gefahren.
Auch gut am Chart zu sehen ist eine negative Korrelation zwischen Zins und Kaufkraft. Immer wenn die Kaufkraft zu stark zu nimmt (Deflation) sinkt der Zins – nimmt sie ab (Inflation) steigt der Zins.

Allerdings hat erst die Abkehr vom Goldstandard die Zinsen “elastischer” gemacht – sie können schneller von den Zentralbanken angepasst werden bzw. vom Markt geregelt werden.

Auch wenn man immer wieder liest, wie böse die FED ist bzw. wie schrecklich es ist, dass es keinen Goldstandard mehr gibt weil die einzelnen Währungen (meist wird der Dollar als Beispiel genannt) in den letzten 100 Jahren über 90% der Kaufkraft verloren haben, so ist diese Entwicklung die beste für die Wirtschaft und gleichzeitig die sozialste. Immerhin entsprechen 90% Kaufkraftverlust in 100 Jahren einer jährlichen Inflationsrate von 2,33% was nicht weiter schlimm ist. Ich sehe das als “Gebühr” für das Geld, welches  eben Tauschmittel sein soll und nicht dazu dienen soll es zu horten.

Warum gibt es so viel Kritik am heutigen Geldsystem?

Die meisten Kritiker am heutigen Geldsystem sind klassische Sparer. Also Leute, die ihre Ersparnisse am Sparbuch, am Festgeldkonto oder auch zuhause bunkern. Sie sind natürlich nicht daran interessiert, dass das Geld im Laufe der Zeit an Wert verliert. Doch diese Sichtweise halte ich für extrem egoistisch: Wie wir wissen (das habe ich auch in meinen Artikeln über das moderne Geldsystem erklärt) steht jedem Guthaben eine Schuld gegenüber. Also jeder, der Geld am Konto, am Sparbuch oder sonstwo hortet ist dafür verantwortlich, dass es  irgendwo Schulden geben muss – und zwar genau in der Höhe seiner Ersparnisse.
Je mehr gespart wird, umso mehr Schulden muss es also geben.
Eine leichte Inflation führt aber dazu, dass Sparguthaben real entwertet werden, und deshalb irgendwann konsumiert werden müssen.Das Geld wird dadurch in den Umlauf gezwungen. Und genau dafür ist es ja da. Primär als Tauschmittel.
Wenn also Lebensversicherungen, Pensionsversicherungen, etc. immer nur in Anleihen (besonders Staatsanleihen) investieren, so wird der Staat quasi gezwungen dieses Geld wieder in Umlauf zu bringen und sich immer mehr zu verschulden.
Der Staat muss sich also weiter verschulden um die durch Sparen blockierte Geldmenge auszugleichen. Täte er das nicht wäre die Konsequenz eine Deflation.
Geld ist kein langfristiges Wertaufbewahrungsmittel – und soll es auch nicht sein!
Einerseits zu Sparen und auf der anderen Seite zu verlangen, alle anderen (besonders der Staat) sollen das auch tun ist also extrem egoistisch und kann gar nicht funktionieren.

Es gibt interessante Beispiele in der Vergangenheit wie erfolgreich Geld sein kann, wenn es rasch an Wert verliert: Es wird sofort umgetauscht und die Wirtschaft profitiert davon. Ein klassisches Beispiel ist das “Wunder von Wörgl” im Jahre 1932. Mitten in der Weltwirtschaftskrise führte die Tiroler Kleinstadt eine eigene Währung ein die 10% pro Jahr an Wert verlor. Das Resultat war wesentlich weniger Arbeitslosigkeit, neue Infrastruktur wie Strassen, Brücken, Beleuchtung etc. Eine genaue Erklärung dieses Experimentes mit “umlaufgesicherten” Geld findet man hier.

 Welche Sparform ist langfristig gut und fair?

Natürlich ist es vernünftig einen Teil seiner Einkünfte auf die hohe Kante zu legen. Sparen an sich ist nichts schlechtes – Sparen von Geldvermögen jedoch schon.  Aber wie kann ein System funktionieren in dem jeder für seine Pension Sparen kann ohne dass sich andere deshalb verschulden müssen?

Das Geld sollte also im Umlauf gelassen werden. Ersparnisse in Geld sollten deshalb nur die kurzfristigeren Bedürfnisse bzw. Notfälle abfedern. Wenn man mit einem Horizont mit mehr als 5-10 Jahren spart, so ist es am besten Sachwerte anzusammeln. Am allerbesten solche die auch Erträge erwirtschaften wie z.B. Aktien und Immobilien.

Das sozialste Investment überhaupt sind meiner Ansicht nach Aktien: Indem man Aktien kauft gibt man einem Unternehmen Geld welches damit Mitarbeiter bezahlen kann, Investitionen tätigen kann etc. Das Geld endet nicht – bis es irgendwann wieder ausgegeben wird –  als Buchungszeile am Bankkonto oder am Sparbuch sondern kann tatsächlich sofort weiter zirkulieren.

Würden alle Sparer immer in Aktien investieren, müsste sich der Staat auch nicht immer mehr verschulden. Das Geld wäre immer im Umlauf und es müsste kein neues geschafft werden. Die Unternehmen hätten mehr Eigenkapital und müssten deshalb auch weniger  Kredite aufnehmen.
Die Ausweitung der Geldmenge und damit die Zunahme an Schulden ist also eine direkte Ursache der Zunahme an Sparguthaben. Schulden müssen schließlich auch ein “Gegenüber” haben. Ohne Sparen keine Schulden – und umgekehrt.

Seltsamerweise hat das leider besonders unser Staat (Österreich) nicht verstanden. Man geht anscheinend davon aus, dass Aktien-Investoren prinzipiell sehr reich sein müssen und deshalb automatisch mehr Steuern bezahlen müssen bzw. dass Aktien ein gefährliches Spiel sind, welches es zu unterbinden gilt.

 

Airlines im Vergleich – die Profiteure vom fallenden Ölpreis

Der Preis für Rohöl ist in den letzten Monat in einen Bärenmarkt übergegangen und hat von seinem letzten Hoch mittlerweile 30% eingebüßt.
Heute ist der Ölpreis auf das tiefste Niveau seit 2010 gefallen.

Entwicklung des Preises für Rohöl (WTI-Crude) seit 5 Jahren
Entwicklung des Preises für Rohöl (WTI-Crude) seit 5 Jahren

Da im Financeblog-wikifolio auch ein Öl-Produzent vertreten ist (die OMV), welche natürlich nicht erfreut ist über den Preisverfall bei Rohöl, dachte ich, dass es sinnvoll ist zur Absicherung auch ein Unternehmen mit in das Portfolio zu nehmen, welches von niedrigem Ölpreis profitiert.

Bei der Frage, welche Unternehmen am ehesten von einem längerfristig niedrigen Ölpreis profitieren bin ich bei den Fluglinien angelangt. Für sie sind die Treibstoffkosten ein wichtiger Kostenpunkt.

Deshalb nehmen wir also heute folgende Unternehmen unter die Lupe:

Der Vergleich:

Ich habe einen bunt gemischten Mix aus Airlines zusammengestellt, von der etablierten, großen Airline bis zum Billigflieger ist alles dabei:

Die deutsche Lufthansa und die französische Air France als Vertreter der alt eingesessenen europäischen Luftfahrt , die irische Ryianair und die britische Easyjet als europäische Billig-Airlines. Sinagpore Airline als asiatische Qualitätsfluglinie – mit entsprechendem Ruf.
Und schließlich noch 2 Vertreter der Luftfahrt-Branche aus den USA: Southwest Airlines und der größte amerikanische Billigflieger Jetblue.

 Kennzahlen bei Airlines:

Abgesehen von den  aus meinen Vergleichen bekannten Kennzahlen gibt es bei Airlines eigene Vergleichsparameter, also eigene Kennzahlen die den Vergleich des Geschäftserfolges einfacher machen sollen.
Hierzu zählt natürlich die Anzahl der Passagiere die jährlich befördert wurden, aber auch die Kosten und Erträge pro Passagier.
Es gibt außerdem noch 2 Kennzahlen die immer in den Geschäftsberichten auftauchen und deshalb hier nicht unerwähnt bleiben sollten:

ASK (bzw. ASM): Available Seat Kilometers bzw. Miles:
Hier geht es darum aufzuzeigen, wie viele Kilometer oder Meilen insgesamt im Berichtszeitraum zur Verfügung standen, also quasi die Anzahl der Sitzplätze multipliziert mit der Länge der einzelnen Flüge.

RPK (bzw. RPM): Revenue Passenger Kilometer bzw. Mile
Diese Kennzahl dient dazu zu zeigen, wie viel mit einem Passagier pro geflogenem Kilometer oder Meile umgesetzt wurde.

Mit diesen beiden Kennzahlen kann man die Effizienz voń Airlines gut vergleichen, wobei mir die zweite Kennzahl wichtiger erscheint.

 Load Factor:
Der Load Factor sagt aus, wie gut gebucht die einzelnen Flüge im Durchschnitt sind: Bei einem ausgebuchten Flug beträgt der Load-Factor natürlich 100%, wenn im Durchschnitt über alle Flüge etwa 20% der Plätze frei bleiben so ist der Load-Factor nur 80%.

Ich werde in meinem Vergleich auf die beiden Kennzahlen ASK und RPK aus 2 Gründen verzichten.
1) Wir vergleichen Airlines, welches das angelsächsiche Maß der Meilen verwenden mit welchen die das metrische Maß der Kilometer verwenden. Das alleine ist schon schwer zu vergleichen. Dazu kommt noch, daß die einzelnen Airlines in unterschiedlichen Währungen bilanzieren. Die Umrechnung zwischen Meilen und Kilometer und zwischen den einzelnen Währungen rechtfertigt meiner Ansicht nach nicht die Verwendung dieser Kennzahlen zum Vergleich.
Ich Gewinn:

in meinen Vergleichen immer bewusst Maßstäbe die proportional vergleichbar sind, egal in welcher Währung ein Unternehmen bilanziert (also z.B. Prozent des Wachstums etc)

2) Ich werde ausreichend andere Kennzahlen verwenden um die Ertragskraft und die Effizienz der einzelnen Airlines zu vergleichen, z.B. den Load-Factor und die Entwicklung des Umsatzes pro Passagier.

 Der Umsatz im Vergleich:

Umsatz 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
LUFTHANSA 16’965.00 18’065.00 19’849.00 22’420.00 24’842.00 22’283.00 26’459.00 28’734.00 30’135.00 30’028.00 77.00% 6
AIR FRANCE 12’337.00 18’978.00 21’448.00 23’073.00 24’123.00 23’970.00 23’310.00 24’363.00 25’633.00 25’520.00 106.86% 5
RYANAIR 1’074.22 1’319.04 1’692.53 2’236.90 2’713.82 2’941.97 2’988.10 3’629.50 4’390.20 4’884.00 354.65% 1
EASYJET 1’089.60 1’341.40 1’619.70 1’797.20 2’362.80 2’666.80 2’973.00 3’452.00 3’854.00 4’258.00 290.79% 3
SINGAPORE AIRLINES 9’761.90 12’012.90 13’341.10 14’494.40 15’972.50 15’996.30 12’707.30 14’524.80 14’857.80 15’098.20 54.66% 7
SOUTHWEST 6’530.00 7’584.00 9’086.00 9’861.00 11’023.00 10’350.00 12’104.00 15’658.00 17’088.00 17’699.00 171.04% 4
JET BLUE 1’265.00 1’701.00 2’363.00 2’842.00 3’388.00 3’292.00 3’779.00 4’504.00 4’982.00 5’441.00 330.12% 2

Beim Umsatz vergleich zeigt sich bereits ein eindeutiges Bild: Die Billigflieger wachsen stärker als die renommierten Airlines: Ryianair, Jetblue und Easyjet liegen deutlich vorne.

 Gewinn:

Nettogewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
LUFTHANSA 404.00 453.00 803.00 1’655.00 542.00 -34.00 1’131.00 -13.00 1’228.00 313.00 468.80 916.85
AIR FRANCE 93.00 1’710.00 913.00 891.00 756.00 -814.00 289.00 -809.00 -1’192.00 -1’827.00 -301.50 249.43
RYANAIR 206.61 280.04 306.71 435.60 390.71 -169.17 305.30 374.60 560.40 569.30 748.85 833.60
EASYJET 41.10 59.00 94.10 152.30 83.20 71.20 121.00 225.00 255.00 398.00 455.80 502.31
SINGAPORE AIRLINES 849.30 1’352.40 1’240.70 2’128.80 2’049.90 1’061.50 215.80 1’092.00 335.90 378.90 376.94 548.32
SOUTHWEST 313.00 484.00 499.00 645.00 178.00 99.00 459.00 178.00 421.00 754.00 1’349.44 1’715.94
JET BLUE 46.00 -20.00 -1.00 18.00 -85.00 61.00 97.00 86.00 128.00 168.00 255.36 348.91
GewinnVeränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004-2014 Rang
LUFTHANSA 12.13% 77.26% 106.10% -67.25% -106.27% 3426.47% -101.15% 9546.15% -74.51% 49.78% 16.04% 5
AIR FRANCE 1738.71% -46.61% -2.41% -15.15% -207.67% 135.50% -379.93% -47.34% -53.27% 83.50% -424.19% 7
RYANAIR 35.54% 9.52% 42.02% -10.31% -143.30% 280.47% 22.70% 49.60% 1.59% 31.54% 262.44% 4
EASYJET 43.55% 59.49% 61.85% -45.37% -14.42% 69.94% 85.95% 13.33% 56.08% 14.52% 1009.00% 1
SINGAPORE AIRLINES 59.24% -8.26% 71.58% -3.71% -48.22% -79.67% 406.02% -69.24% 12.80% -0.52% -55.62% 6
SOUTHWEST 54.63% 3.10% 29.26% -72.40% -44.38% 363.64% -61.22% 136.52% 79.10% 78.97% 331.13% 3
JET BLUE -143.48% 95.00% 1900.00% -572.22% 171.76% 59.02% -11.34% 48.84% 31.25% 52.00% 455.14% 2

Nachhaltige schwarze Zahlen über die letzten 10 Jahre konnten nur Easyjet, Singapore Airlines und Southwest Airlines erwirtschaften. Besonders die Finanzkrise bekamen alle zu spüren: 2008 verhagelte noch ein sehr hoher Ölpreis das Ergebnis aller Gesellschaften und 2009 schließlich mussten sie die Folgen der Finanzkrise, welche Ende 2008 ausgebrochen ist, verkraften.
Air France steht mit Abstand am schlechtesten da. In 5 von 10 Jahren konnten nur Verluste “eingeflogen” werden.

 Passagierzahlen:

Passagiere 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2004-2013
LUFTHANSA 50’900.00 51’300.00 53’432.00 62’894.00 72’890.00 77’315.00 92’700.00 100’600.00 103’600.00 104’600.00 105.50%
AIR FRANCE 43’700.00 65’800.00 70’000.00 73’500.00 74’795.00 73’844.00 70’715.00 75’781.00 77’448.00 77’276.00 76.83%
RYANAIR 21’244.13 25’641.51 32’220.37 42’509.11 50’931.72 58’565.66 66’504.00 72’062.66 75’814.55 79’300.00 273.28%
EASYJET 24’300.00 29’600.00 33’000.00 37’200.00 43’700.00 45’200.00 48’800.00 54’500.00 58’400.00 60’800.00 150.21%
SINGAPORE AIRLINES 13’278.00 15’944.00 16’995.00 18’346.00 19’120.00 18’293.00 16’480.00 16’647.00 17’155.00 18’210.00 37.14%
SOUTHWEST 70’902.77 77’693.88 83’814.82 88’713.47 88’529.23 86’310.23 88’191.32 103’973.76 109’346.51 108’075.98 52.43%
JET BLUE 11’782.63 14’729.00 18’565.00 21’387.00 21’920.00 22’450.00 24’254.00 26’370.00 28’956.00 30’463.00 158.54%

Bei den Passagierzahlen konnten alle in den letzten 10 Jahren zulegen – allen Krisen zum Trotz.  Interessant für die fundamentale Performance ist allerdings, ob auch die Ticket-Preise pro Passagier gesteigert werden konnten:

Umsatz pro Passagier:

Umsatz/Passagier 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
LUFTHANSA 333.30 352.14 371.48 356.47 340.81 288.21 285.43 285.63 290.88 287.07
AIR FRANCE 282.31 288.42 306.40 313.92 322.52 324.60 329.63 321.49 330.97 330.24
RYANAIR 50.57 51.44 52.53 52.62 53.28 50.23 44.93 50.37 57.91 61.59
EASYJET 44.84 45.32 49.08 48.31 54.07 59.00 60.92 63.34 65.99 70.03
SINGAPORE AIRLINES 735.19 753.44 785.00 790.06 835.38 874.45 771.07 872.52 866.09 829.12
SOUTHWEST 92.10 97.61 108.41 111.16 124.51 119.92 137.25 150.60 156.27 163.76
JET BLUE 107.36 115.49 127.28 132.88 154.56 146.64 155.81 170.80 172.05 178.61
Umsatz/Passagier Veränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2004-2014 Rang
LUFTHANSA 5.65% 5.49% -4.04% -4.39% -15.43% -0.97% 0.07% 1.84% -1.31% -13.87% 7
AIR FRANCE 2.16% 6.23% 2.45% 2.74% 0.65% 1.55% -2.47% 2.95% -0.22% 16.98% 5
RYANAIR 1.73% 2.12% 0.17% 1.26% -5.72% -10.56% 12.10% 14.97% 6.36% 21.80% 4
EASYJET 1.07% 8.31% -1.57% 11.92% 9.12% 3.26% 3.97% 4.19% 6.12% 56.19% 3
SINGAPORE AIRLINES 2.48% 4.19% 0.64% 5.74% 4.68% -11.82% 13.16% -0.74% -4.27% 12.78% 6
SOUTHWEST 5.99% 11.06% 2.54% 12.02% -3.69% 14.45% 9.73% 3.77% 4.79% 77.82% 1
JET BLUE 7.57% 10.21% 4.40% 16.31% -5.13% 6.26% 9.62% 0.73% 3.81% 66.36% 2

In der ersten Tabelle sieht man den Umsatz pro Passagier in der jeweiligen Währung in der die entsprechende Airline bilanziert, also bei den beiden kontinental-europäischen sowie bei Ryanair in EUR, bei den amerikanischen in USD, bei der Singapore Airlines in SGD und bei EasyJet in GBP. Die Werte sind also nicht direkt vergleichbar. Dennoch deutlich zu erkennen ist, daß Lufthansa und Air France sowie Singapore Airlines deutlich höhere Ticketpreise verlangen können als die anderen. (Ryanair bilanziert z.B. auch in EUR und hat mit 61,59 Umsatz/Passagier nur etwa ein fünftel der Air France). Am meisten kann Singapore-Airlines verlangen (Der SGD steht zum EUR etwa 1 : 1,6). Sie hat auch den Ruf einer Luxus-Airline mit hohen Preisen.

Für den fundamentalen Vergleich habe ich allerdings nur die Veränderung (also idealerweise das Wachstum) der Umsätze pro Passagier hergenommen – in der zweiten Tabelle dargestellt.
Sie sind vergleichbarer und sagen mehr über die Entwicklung der einzelnen Airline-Unternehmen aus: Die Billigflieger konnten in den letzten 10 Jahren den Umsatz pro Passagier ingesamt deutlich besser steigern als die alt eingesessenen. Southwest, Jet Blue und EasyJet liegen hier vorne.

Ladefaktor (load factor):

Ladefaktor 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
LUFTHANSA 74.00% 75.00% 75.20% 77.40% 78.90% 77.90% 79.60% 77.60% 78.80% 79.80% 6
AIR FRANCE 75.60% 78.70% 80.60% 81.40% 80.80% 79.70% 81.70% 82.00% 83.10% 83.80% 2
RYANAIR 81.00% 77.82% 83.00% 84.09% 83.34% 83.23% 83.86% 84.06% 82.00% 82.00% 4
EASYJET 84.50% 85.20% 84.80% 83.70% 84.10% 85.50% 89.17% 88.50% 88.70% 89.30% 1
SINGAPORE AIRLINES 73.30% 74.10% 75.60% 79.20% 80.30% 76.50% 78.40% 78.50% 77.40% 79.30% 7
SOUTHWEST 69.50% 70.70% 73.10% 72.60% 71.20% 76.00% 79.30% 80.90% 80.30% 80.10% 5
JET BLUE 83.20% 85.20% 81.60% 80.70% 80.40% 79.70% 81.40% 82.40% 83.80% 83.70% 3

Wie voll werden die Flugzeuge? Was für den Flugreisenden eher unangenehm ist, ist für die Airline ein Segen: Ausgebuchte Flüge.
Hier liegt EasyJet mit einer durchschnittlichen Auslastung von fast 90% im Jahr 2013 ganz vorne. Die bekommen ihre Flieger wirklich (fast) voll.
Interessanterweise hat auch Air France einen extrem guten Ladefaktor im Vergleich zu den anderen. Aus irgend einem Grund kann schneidet dieses Unternehmen bei fast allen anderen fundamentalen Vergleichen am schlechtesten ab.

Treibstoffkosten als Anteil der operativen Kosten:

Treibstoffkosten 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
LUFTHANSA n/a 14.20% 17.09% 17.80% 20.94% 14.66% 18.86% 21.78% 24.13% 22.92%
AIR FRANCE 10.65% 14.77% 17.49% 19.50% 20.13% 23.66% 23.77% 26.05% 28.26% 27.16%
RYANAIR 15.61% 27.18% 35.14% 39.28% 36.35% 44.12% 34.57% 39.06% 42.99% 45.26%
EASYJET 14.13% 20.54% 25.80% 26.17% 31.23% 30.84% 26.25% 28.81% 32.62% 31.43%
SINGAPORE AIRLINES 15.75% 20.22% 28.17% 29.62% 29.45% 35.41% 29.41% 28.89% 40.11% 39.83%
SOUTHWEST 16.73% 19.60% 26.20% 28.00% 35.10% 30.20% 32.60% 37.70% 37.20% 35.28%
JET BLUE 22.10% 29.50% 33.60% 34.80% 41.20% 31.40% 32.40% 39.80% 39.20% 37.90%

Diese Tabelle dient besonders der Information. Ich habe sie nicht in die fundamentale Bewertung übernommen, da es auch hier einige Unschärfen gibt.
Es ist aber interessant, dass gerade bei den Billig-Airlines die Treibstoffkosten den höchsten Anteil an den gesamten operativen Kosten ausmacht. Das ist aber eigentlich logisch: Die Billig-Fluglinien müssen möglichst effizient wirtschaften und können andere Kosten wie z.B. Personalkosten niedrig halten. Für den Treibstoff müssen sie aber dennoch den Marktpreis bezahlen.
Sie profitieren also am stärksten vom derzeit sinkenden Ölpreis.
Da sich die einzelnen Airlines mit unterschiedlichen Strategien gegen Ölpreisschwankungen absichern (=”hedging”) und der Vergleich der Hedging-Strategien diesen Vergleich sprengen würde, verzichte ich darauf und nehme diese Kennzahl auch nicht in die Bewertung auf.

Die Tatsache, dass ein um 30% niedrigerer Ölpreis (wie nach dem derzeitigen Kursverfall) die operativen Kosten einer Airline um mehr als  10% senken kann ist aber schon wichtig. Die Treibstoffkosten machen immerhin im Durchschnitt mehr als 30% der operativen Kosten aus – wenn diese um ein Drittel sinken, wirkt sich das auf die operativen Kosten und damit natürlich auf den Gewinn enorm aus – es sei denn die Kosten werden voll an die Endkunden weitergegeben)

Gesamtkapitalrendite:

GK-Rendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
LUFTHANSA 5.05% 5.64% 7.91% 10.79% 5.23% 1.83% 5.75% 1.72% 6.24% 2.87% 5
AIR FRANCE 1.76% 8.81% 4.96% 4.85% 3.79% -1.53% 2.63% -1.25% -2.73% -5.26% 7
RYANAIR 8.65% 8.84% 8.21% 9.00% 7.71% -0.60% 4.99% 5.45% 7.44% 7.48% 2
EASYJET 3.31% 4.29% 5.40% 7.46% 3.78% 2.70% 3.70% 5.71% 6.52% 9.34% 1
SINGAPORE AIRLINES 5.07% 6.81% 6.01% 8.95% 8.44% 4.98% 1.54% 4.97% 2.14% 2.14% 6
SOUTHWEST 3.19% 4.05% 4.28% 4.26% 1.98% 0.69% 2.97% 0.99% 2.26% 3.90% 4
JET BLUE 3.22% 1.82% 2.99% 3.57% 1.81% 3.85% 4.14% 3.68% 4.19% 4.30% 3

Air France fällt schon einmal wieder negativ auf. Am besten entwickelte sich die EasyJet, welche 2013 fast 10% GK-Rendite erreichen konnte. Auch hier punkten besonders die Billig-Airlines.

Eigenkapital:

EK-Quote 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
LUFTHANSA 22.21% 23.46% 28.56% 34.95% 37.28% 23.50% 28.44% 28.65% 16.94% 21.00%
AIR FRANCE 31.52% 25.95% 29.66% 31.54% 32.50% 19.73% 24.95% 22.31% 18.13% 9.01%
RYANAIR 49.52% 45.43% 42.98% 44.07% 39.54% 37.96% 37.66% 34.36% 36.74% 36.59%
EASYJET 59.58% 52.98% 44.89% 45.80% 41.23% 35.59% 37.50% 38.15% 41.77% 45.72%
SINGAPORE AIRLINES 56.48% 58.15% 59.34% 59.80% 58.94% 58.39% 61.15% 59.09% 59.83% 59.76%
SOUTHWEST 48.73% 47.67% 47.91% 41.38% 34.62% 38.22% 40.33% 38.06% 37.60% 37.92%
JET BLUE 27.02% 23.41% 19.66% 18.51% 21.03% 23.61% 25.09% 24.85% 26.70% 29.03%

Die Eigenkapitalquote habe ich wieder nur zu Informationszwecken in den Vergleich aufgenommen, da ich die Entwicklung des Eigenkapitales als wichtiger erachte – es sei denn die Eigenkapitalquote ist gefährlich niedrig. Das ist hier nur bei der Air France der Fall (2013 war sie nur 9% und Ende 2014 wird sie wahrscheinlich sogar noch niedriger ausfallen). Auch Lufthansa ist an der Grenze wo es gefährlich werden könnte. Alle anderen haben mit >= 30% Eigenkapital in nächster Zukunft nichts zu befürchten.

Wachstum des Eigenkapitals:

EK /Aktie 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs p.a. Rang
LUFTHANSA 8.68 9.46 10.10 14.95 14.26 13.31 18.00 17.36 10.39 13.13 4.71% 3
AIR FRANCE 18.58 22.37 29.16 29.93 33.57 19.10 23.58 20.50 16.40 7.47 -9.63% 7
RYANAIR 0.96 1.14 1.29 1.64 1.68 1.65 1.93 1.98 2.27 2.26 10.01% 2
EASYJET 1.98 2.16 2.39 2.75 3.02 3.08 3.49 3.96 4.53 5.08 11.05% 1
SINGAPORE AIRLINES 9.13 10.85 11.78 12.98 12.77 11.78 11.30 11.89 10.96 11.14 2.23% 6
SOUTHWEST 7.04 8.33 8.23 9.45 6.69 7.34 8.34 8.90 9.57 10.47 4.52% 5
JET BLUE 4.84 5.27 5.36 5.71 4.66 5.30 5.61 6.24 6.72 7.22 4.55% 4

Für den Aktionär ist natürlich besonders interessant, wie sich sein Anteil entwickelt. Eine Aktie ist schliesslich eine Beteiligung am Eigenkapital. Hier liegen die beiden Billigflieger EasyJet und Ryanair vorne und Air France bildet wieder einmal das Schlusslicht.
Nach den vielen Vergleichen die ich bisher hier veröffentlich habe ist es immer wieder bezeichnend, wenn es ein einzelnes Unternehmen gibt, welches immer das Schlusslicht bildet.

Cashflow:

Free Cashflow 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
LUFTHANSA 236.00 856.00 624.00 1’087.00 2’197.00 -569.00 617.00 -56.00 369.00 701.00 197.03% 6
AIR FRANCE -68.00 -140.00 112.00 472.00 254.00 -1’245.00 -994.00 -1’499.00 -621.00 293.00 330.88% 7
RYANAIR 108.09 -120.79 64.35 374.88 -233.21 -288.88 -126.30 -110.90 702.70 712.80 559.45% 1
EASYJET -203.50 10.20 -99.40 -3.00 -60.20 -380.50 -109.00 -126.00 78.00 301.00 47.91% 4
SINGAPORE AIRLINES -462.80 737.70 366.50 308.20 2’477.00 -402.30 567.70 2’206.10 171.60 159.20 -65.60% 5
SOUTHWEST -618.00 972.00 7.00 1’514.00 -2’444.00 400.00 1’068.00 417.00 716.00 1’030.00 66.67% 3
JET BLUE -598.00 -954.00 -722.00 -259.00 -671.00 52.00 274.00 134.00 156.00 121.00 -79.77% 2

Das ist bei Airlines ein sehr schwieriges Thema, über das man eigentlich schon mehrere Seiten schreiben könnte: Im Wachstum muß man viel investieren. Flugzeuge kosten echt viel Geld. Investitionen schmälern natürlich den Free Cashflow. Deshalb habe ich in meinem Vergleich den wachsenden Airlines eher einen negativen Cashflow “verziehen” als denen mit stagnierender Entwicklung. Das beste Wachstum hatten die Billigflieger    Ryanair, EasyJet und JetBlue. Sie haben deshalb wahrscheinlich mehr neue Flugzeuge benötigt als die anderen. Ryanair konnte trotzdem 2013 und 2013 einen extrem guten Cashflow erzielen und bekam deshalb Platz 1, gefolgt von JetBlue welche seit 2009 einen positiven Cashflow aufweisen können. Air France wieder einmal auf dem letzten Platz: Kein Wachstum UND negativer Cashflow ist für mich nicht erklärbar.

Die Gesamtwertung:

Gesamtranking Umsatz Umsatzrendite Gewinn Umsatz/Passagier Ladefaktor GK-Rendite EK/Aktie Cashflow Durchschn. Rang
LUFTHANSA 6 6 5 7 6 5 3 6 5.50 5
AIR FRANCE 5 7 7 5 2 7 7 7 5.88 6
RYANAIR 1 1 4 4 4 2 2 1 2.38 2
EASYJET 3 2 1 3 1 1 1 4 2.00 1
SINGAPORE AIRLINES 7 5 6 6 7 6 6 5 6.00 7
SOUTHWEST 4 3 3 1 5 4 5 3 3.50 4
JET BLUE 2 4 2 2 3 3 4 2 2.75 3

Interessanterweise sind die Gewinner im Vergleich genau die Airlines, die Flüge am günstigsten anbieten können: EasyJet und Ryanair. Die Billigflieger sind offensichtlich wesentlich effizienter als ihre eingesessenen Mitbewerber. Und das geht nicht einmal unbedingt auf Kosten der Sicherheit. Es hätte diesen Vergleich gesprengt, aber ich kann sagen, dass das z.B.  sogar durchschnittliche Alter der Flugzeuge bei den Billigairlines oft  niedriger ist als bei so manch “klassischer” Airline.

Die Bewertung:

KGV:

KGV 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 aktuell 2015 Median Rang
LUFTHANSA 11.80 12.62 11.89 5.04 9.45 -158.26 6.62 -322.11 5.33 22.71 12.86 6.58 8.04 6
AIR FRANCE 40.55 2.88 9.51 8.04 3.71 -4.03 14.14 -1.45 -1.77 -1.24 -6.84 8.27 3.30 1
RYANAIR 19.53 22.58 26.27 16.04 11.50 -28.47 18.17 14.17 12.01 15.21 15.57 13.98 15.39 5
EASYJET 18.23 25.74 26.65 17.12 13.98 21.19 15.66 7.52 11.91 15.11 13.40 12.16 15.39 3
SINGAPORE AIRLINES 16.35 11.18 17.48 9.53 6.56 16.63 86.22 10.98 37.99 32.00 31.98 21.98 17.06 7
SOUTHWEST 40.75 26.91 24.31 13.92 34.83 85.29 21.11 37.44 17.81 17.40 19.90 15.65 22.71 2
JET BLUE 53.20 -130.35 -2’495.11 60.09 -21.75 26.18 20.33 17.97 12.39 14.23 14.30 10.47 14.27 4

Daß Air France vergleichsweise am günstigsten ist, verwundert natürlich nicht. Das Unternehmen ist einfach nicht gut. Kein Kauf. Interessanter ist da schon, daß der Sieger aus dem fundamentalen Vergleich (EasyJet) beim KGV-Vergleich den dritten Platz belegt. EasyJet ist vom KGV her derzeit günstiger als im 10 jährigen Median.

Dividende, KBV und KUV:

Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV
LUFTHANSA 3.11% -9.14% 1.29 0.21
AIR FRANCE 0.00% 0.00% 0.90 0.09
RYANAIR 3.10% 0.00% 2.76 2.20
EASYJET 2.88% 0.00% 3.67 1.39
SINGAPORE AIRLINES 2.16% -31.00% 0.94 0.80
SOUTHWEST 0.59% 123.14% 3.61 1.49
JET BLUE 0.00% 0.00% 1.53 0.64

Stabile Dividenden darf man sich von Airlines leider eher nicht erwarten. Wie wir bereits beim Cashflow gehen haben sind die Investitionen sehr hoch und es bleibt sehr wenig zum Ausschütten an die Aktionäre übrig.
Ich würde mich deshalb nicht auf Dividendenzahlungen verlassen. Die Billig-Airlines möchten noch wachsen und die alt eingesessenen können zuwenig Geld verdienen für eine nachhaltige Dividendenausschüttung.
Vom KBV her sind auch hier wieder die letzt-Platzierten im Vergleich am günstigsten (Air France und Singapore Airlines). Schlechte Qualität kaufen wir allerdings nicht einmal wenn wir sie zum Diskontpreis erhalten.
Von den Gewinnern (den Billig-Airlines Ryanair, EasyJet) sowie  Southwest ist zwar Southwest vom KBV und KUV am günstigsten, da aber EasyJet die Nummer eins im fundamentalen Vergleich war und auch vom KGV her attraktiv ist, finde ich KBV und KUV nicht überteuert.

Ich werde deshalb EasyJet als “Absicherung” gegen einen weiter sinkenden Ölpreis in das Financeblog-wikifolio aufnehmen.

Nachtrag:

Nachdem leider die Aktie der EasyJet bei wikifolio nicht verfügbar ist, habe ich jetzt eine Order für das zweitbeste Unternehmen in meinem Vergleich aufgegeben: Ryanair.

Der Chart:

Airlines seit 2007 im Vergleich
Airline-Aktien seit 2007 im Vergleich

Interessant beim Blick auf den Chart ist, dass der Sieger der fundamentalen Bewertung auch bei der Kursentwicklung in den letzten Jahren den Index S&P 500 deutlich schlagen konnte und im Vergleich ganz vorne liegt. Auch die zweit-platzierte Billig-Airline Ryanair hatte eine gute Entwicklung. Und die Air-France, welche fundamental insgesamt fast am schlechtesten abschnitt, hatte auch die schlechteste Kursentwicklung.

Gold – eine sichere Anlage oder Spekulation?

Es hat den Ruf, das Wertaufbewahrungsmittel schlechthin zu sein: Gold. Seine Kaufkraft soll immer stabil sein, und bereits vor vielen Jahrhunderten bekam man für den Gegenwert einer Unze Gold genauso viel im Gegenwert von Waren wie heute. (Als Beispiel wird gerne genannt, dass ein schicker Herren-Anzug schon immer – bis heute – für eine Unze Gold zu haben war)

Die Ursache für die heutige Beliebtheit von Gold sind eindeutig in seiner geschichtlichen Entwicklung als Zahlungsmittel zu suchen:
Die Geschichte dieses Edelmetalles ist eng mit der geschichtlichen Entwicklung des Geldsystemes verbunden. Deshalb muss ich einen kurzen Exkurs machen um zu erklären, welche Rolle Gold in der Geschichte des Geldes bis heute gespielt hat.
Diese vergangene Bedeutung des Goldes ist wohl heute noch die Ursache, wieso es für extrem viele Menschen nach wie vor eine magische Anziehung als sichere Investition hat.
Ich möchte deshalb zuerst eine verkürzte Geschichte über die Entwicklung des Geldes und die Rolle von Gold in der Vergangenheit geben. Ich habe es absichtlich möglichst kurz gefasst und versucht die wichtigsten Fakten einzubinden.

Die Ursprünge vom Geld

Wie wir wissen wurde bereits in der Antike (ca. 1000 vor Christus) erkannt, dass der Tauschhandel über den Umweg eines einheitlichen Tauschgutes optimiert werden kann. Dieses einheitliche Tauschgut war das erste Geld: Münzen. Man konnte jede Ware in Münzen tauschen und die Münzen wieder gegen eine andere Ware. Die Münzen repräsentierten also einen bestimmten Wert, und mussten deshalb auch entsprechend schwer reproduzierbar sein. Es bot sich also an, für die Herstellung der Münzen ein seltenes Edelmetall wie Gold oder Silber zu wählen.

Die Vor- und Nachteile von Gold als Zahlungsmittel

Die größten Vorteile von Gold sind natürlich einerseits seine Seltenheit und andererseits die Möglichkeit es einfach zu Münzen, Barren oder auch Schmuck zu verarbeiten.
Geld ist ja ein Tausch- und Wertaufbewahrungsmittel. Die Aufgabe der Wertaufbewahrung kann Gold also sehr gut erfüllen.

Der größte Nachteil von einen Zahlungsmittel auf Gold-Basis ist natürlich ebenfalls seine Seltenheit. Wächst die Gesamtwirtschaft eines Landes mit Goldwährung stark, so muss immer genug Gold vorhanden sein um die Wirtschaft mit ausreichend Geld zu versorgen.
Für die Funktion als Tauschmittel ist Gold deshalb in meinen Augen ungeeignet. Eine sonst gesunde, wachsende Wirtschaft mit steigendem Angebot und steigender Nachfrage kann nicht blühen, wenn es zu wenig Tauschmittel gibt um den Handel zu vollziehen. Deflation und Rezession sind die Folge.

 Die gemeinsame Geschichte von Geld und Gold

Gold war also über viele Jahrhunderte – sogar Jahrtausende – ein wichtiger Bestandteil unseres Geldes. Die Münzen bestanden direkt aus diesem Edelmetall. Als dann im späten Mittelalter das Handelsvolumen so groß wurde, dass es zu aufwändig wurde große Mengen an Münzen über ebenfalls große Distanzen zu transportieren, kam die Idee auf, einfach “Bezugsscheine” für diese Münzen auszugeben und damit zu handeln. Jeder Schein (auch “Banknote” genannt) verbürgte das Recht in Münzen eingelöst werden zu können. Die Geburt des Papiergeldes.(China war das erste Land, welches Papiergeld einführte – etwa im Jahr 1000). Dieses Papiergeld vereinfachte einerseits den Handel, da man eben nicht mehr die schweren Goldmünzen über die Handelswege transportieren musste, andererseits öffnete es auch Tür und Tor für Betrug. Es war natürlich möglich mehr Papiergeld auszugeben als Gold vorhanden war, da ja nicht alle Papiergeld-Besitzer auf einmal kommen würden um es in Gold einzulösen.
Gerade für die Finanzierung von Kriegen wurde oft zu viel Papiergeld ausgegeben, was natürlich zu stark steigenden Preisen führte.
Etwa ab dem 17ten Jahrhundert wurde dieses Papiergeld zum Hauptzahlungsmittel auch in Europa. Die Scheine waren allerdings meistens komplett von Edelmetallen gedeckt. Anfangs war das noch vermehrt Silber. Auf den Banknotenwar z.B. zu lesen (hier ein Beispiel der Bank of England)  “I promise to pay the bearer on demand the sum of 5 Pounds” . Es sind 5 Pfund in Silber gemeint. Der Urspung des englichen Pfundes also ist 1 britisches Pfund = 1 Pfund (ca. 0,45kg) Silber. Nach dem heutigen Silberpreis müsste ein Pfund also ca. EUR 28 wert sein. (Tatsächlich sind es 1,28 EUR)
Im Laufe des 19ten Jahrhunderts ging man weltweit dazu über die Währungen in den Goldstandard überzuführen, d.h. man garantierte dem Inhaber von Banknoten den Umtausch dieser in Gold zu einem fest vereinbarten Kurs.
Dieser Goldstandard führte natürlich dazu, dass Gold die wichtigste Reserve der Zentralbanken wurde. Der Wert der Währung musste schließlich durch dieses Gold garantiert werden.
Diese Pflicht des Umtausches der Währung in Gold wurde von einigen Zentralbanken während des ersten Weltkrieges erstmals suspendiert, allerdings nachher wieder eingeführt.
Erst die Wirtschaftskrise die ihren Beginn im Oktober 1929 hatte und mehrere Jahre dauerte führte dazu, dass z.B.die USA diesen “Goldstandard” aufhob. Im Jahr 1933 kaufte die Nationalbank der USA (FED) das Gold pro Unze statt um USD 20,67 plötzlich um fast 60% mehr (fast USD 35 pro Unze). Der Dollar war auf einen Schlag um 60% abgewertet und die Wirtschaft konnte sich erholen, da die Deflation mit einer erhöhten Geldmenge bekämpft werden konnte.
Eine der Folgen der Weltwirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre sowie der dadurch entstandenen Armut auch in Europa war Aufstieg Hitlers und der zweite Weltkrieg. (Möglicherweise war eine indirekte Ursache dafür der Goldstandard).
Nach diesen schrecklichen Jahren. als sich eine Ende des Krieges abzeichnete – beschlossen die wichtigsten Wirtschaftsmächte 1944 der Abkommen von Bretton Woods: Es sollte feste Wechselkurse garantieren, wobei der US-Dollar als Leitwährung definiert wurde. Alle Währungen hatten zum Dollar mehr oder weniger fixe Kurse und der Dollar sollte durch das Versprechen gedeckt werden, in Gold umgetauscht werden zu können. Für 35 USD sollte man eine Unze Gold erhalten. Der einzige Haken der Sache: Privatleuten war in dieser Zeit der Besitz von Gold untersagt.
Staaten allerdings konnten ihre Zahlungsbilanzüberschüsse bzw. Defizite durch Gold-Transfers in andere Länder ausgleichen.
Aber auch das Bretton Woods System funktionierte nicht ewig. Da natürlich wesentlich mehr Dollar im Umlauf waren als die USA an Gold besaß. Die meisten Staaten trauten sich nicht ihre Dollar-Reserven in Gold zu tauschen, da sie sich mit der USA nicht anlegen wollten. Eine Ausnahme allerdings gab es: Frankreich tauschte beinhart seine Dollar-Reserven in Gold um und als den USA langsam das Gold ausging verkündete President Nixon im Jahr 1973, dass die Goldbindung des Dollar beendet sei.

Ab diesem Zeitpunkt bestand keine Verbindung mehr zwischen Geld und Gold – und die Welt ist dennoch nicht untergegangen 😉

Das heutige Geld

Das heutige Geld ist nicht mehr von Gold gedeckt. Es gibt kein Versprechen von irgendeiner Zentralbank mehr, Geld in Gold zu einem festen Preis umzutauschen.

Und das ist gut so.

Wie bereits in meiner Serie über das Geldsystem erklärt, ist es die Hauptaufgabe von Geld als Tauschmittel zu fungieren und in zweiter Linie als Wertaufbewahrungsmittel.
Alleine schon das Wachstum der Weltbevölkerung in den letzten Jahrhunderten führte automatisch zu mehr Tauschgeschäften und damit zu einer stärkeren gesamten Wirtschaftsleistung der Menschheit. Da die neu geschürften Gold-Bestände nicht so stark gewachsen sind wie die Weltbevölkerung und damit auch die Wirtschaftsleistung, ist es automatisch nicht mehr so gut möglich wie in der Vergangenheit Tauschgeschäfte auf Basis dieses Edelmetalls abzuwickeln.  Für einen funktionierenden Tausch benötigt man schließlich auch ausreichend Tauschmittel.

Geld ist heute im Prinzip nichts anderes als das Versprechen eine Leistung zu erbringen. Wenn man einen Kredit aufnimmt (und dadurch neues Geld entsteht), verspricht man ihn zurück zu bezahlen, d.h. man muss das Geld dafür durch eigene Leistung erarbeiten. Das alleine reicht als Deckung für das Geld in unserem modernen Geldsystem aus. Genauso soll es beim Tausch auch sein. Wenn ich eine Ware erhalte muss ich dafür auch etwa geben. Wenn ich Geld gebe, gebe ich damit quasi das Versprechen eine Leistung im gleichen Masse zu erbringen.

Gold ist also heute keine notwendige Reserve mehr für Banken und Zentralbanken. Ihre Aufgabe ist es der Wirtschaft ausreichend Zahlungsmittel (Tauschmittel) zur Verfügung zu stellen, deren Wert durch das Rückzahlungsversprechen gedeckt ist. Die einzige Gefahr eine Inflation auszulösen geht also von Zentralbanken aus die zu leichtfertig Geld verborgen – besonders an Staaten. Werden von Zentralbanken in zu großem Ausmaß Staatsanleihen verkauft, also an Staaten Geld vergeben, steigt die Gefahr der Inflation. Die politische Macht und er Einfluss der Staatsorgane auf die Zentralbank ist also gefährlich. Das war aber schon immer zu Zeiten des Papiergeldes so: Wenn ein Staat aus irgendeinem Grund Geld brauchte, druckte er es einfach – Golddeckung hin oder her.

Gesamtheitlich betrachtet finde ich das heutige System fortschrittlicher und flexibler als das der Gold-Deckung.

Was bedeutet das Moderne Geldsystem nun für Gold?

Gold hat eine wichtige Aufgabe verloren, welches es über viele Jahrhunderte – ja sogar Jahrtausende hatte. Es ist nicht mehr das wichtigste Tauschmittel.
Ich glaube, dass viele Anleger, die heute Gold kaufen, glauben, dass dieses alte System neben dem neuen immer funktionieren wird, d.h. man wird immer für Gold seine Waren erhalten.
Über viele Generationen wurde uns immerhin eingeprägt, dass Gold das ultimative Tauschmittel ist – quasi die ultimative Währung.

Ich sehe das komplett anders:
Nachdem Gold heute nicht mehr als Reserve von Zentralbanken benötigt wird, ist es ein Spekulationsobjekt geworden, Vielen Leuten gefällt Goldschmuck. Das ist legitim. Es ist ein seltenes Edelmetall. Auch ok. Aber es hat in der Weltwirtschaft bei weitem nicht mehr die Bedeutung die es noch vor 100 Jahren hatte. Ich glaube, das wollen viele nicht wahr haben.
Die Weltwirtschaft funktioniert auch ohne Golddeckung. Wir brauchen das Gold nicht mehr in den Tresorräumen der Zentralbanken.

Wenn man heute also in Gold investiert, investiert man in ein Edelmetall, aus dem man schönen Schmuck machen kann, welches in geringen Mengen von der Industrie benötigt wird etc. Quasi ein Rohstoff wie jeder andere. Gold wirft auch keine Erträge ab. Man bekommt keine Zinsen für Gold, keine Dividenden. Es liegt einfach nur da und ist schön anzusehen.

Der Goldpreis seit 1791

Der Goldpreis in US-Dollar von 1791 bis 2014
Der Goldpreis in US-Dollar von 1791 bis 2014

Um die spekulative Entwicklung des Goldpreises seit dem endgültigem Ende des Goldstandards (Ende des Bretton-Wood-Abkommens) zu verdeutlichen habe ich hier folgenden Chart angefertigt. Die Daten stammen von Measuring Worth.
Deutlich zu sehen sind die starken Schwankungen seit Anfang der 70er Jahre – dem Ende von Bretton-Woods. Die Angst vor einer ungedeckten Währung war damals so gross, dass der Goldpreis gleich einmal in die Höhe schoss.  Gold gilt ja auch heute noch als Sicherheit gegen Inflation. Interessanterweise ging der Goldpreis während der starken Inflation Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre zurück, bevor er 2003 einen neuen Anlauf nahm.
Insgesamt sehen die Erträge seit der Aufhebung des Goldstandards gut aus und es scheint, dass auf den ersten Blick die Stimmen recht haben die sagen: “Gold ist die beste Krisenwährung, der beste Inflationsschutz, etc.”.
Die Entwicklung in letzer Zeit zeigt allerdings wie gefährlich und volatil der Goldpreis sein kann. Und um zu zeigen, wie viel man mit Gold wirklich verdienen konnte, seitdem es frei handelbar ist habe ich noch einen Vergleichschart angefertigt.

Der Goldpreis im Vergleich zu anderen Anlageklassen seit 1967

Der Goldpreis in US-Dollar seit 1967
Der Goldpreis in US-Dollar seit 1967

Hier ist der Goldpreis im Vergleich zu Aktien, Geldmarkt-Anlagen (z.B. Sparbuch) und 10 jährigen Staatsanleihen der USA seit 1967 zu sehen – also genau der Zeitraum seit dem es keinerlei Golddeckung mehr gibt und der Goldpreis flexibel vom Markt bestimmt wird.

Selbst mit den Anleihen – die ja gerade in inflationären Zeiten extrem gefährlich sind – konnte man den gleichen Ertrag mit weniger Risiko (Schwankungen)  erreichen wie mit Gold.

Von den Aktien ganz zu schweigen. Für mich ein klares Ergebnis: Eine Aktie repräsentiert ein Unternehmen mit Menschen die  hart arbeiten und Erträge erwirtschaften an denen man beteiligt ist. Gold liegt einfach nur da und glänzt.

Der Goldpreis schwankt heute genauso stark wie der Preis von Aktien oder anderen Rohstoffen – das Risiko in ein Gold-Investment ist also mittlerweile sehr hoch.

 

 

Finanz-Archäologie Teil 1 – Der Zinseszins seit 1800

Albert Einstein: “Die größte Erfindung des menschlichen Geistes? Die Zinseszinsen!”

Dieses Zitat vom bekannten Genie Albert Einstein bringt das heutige Thema auf den Punkt.

Heute beginne ich eine mehrteilige Serie über die Entwicklung wichtiger ökonomischer Kennzahlen seit dem es Aufzeichnungen darüber gibt. (Bzw. soweit diese Aufzeichnungen die im Internet auffindbar sind zurückreichen)

Die meisten Finanzseiten (und auch Bloomberg) bieten Daten maximal für etwa 50 Jahre. Daten die vor das 20. Jahrhundert zurückreichen sind sehr rar und ich konnte nur eine Seite im Netz finden, wo man diese herunterladen kann: http://www.measuringworth.com/. Diese Daten dürfen nur für “educational purpose” weiter benutzt werden, da der Financeblog mein privates Vergnügen ist und kein kommerzielles Interesse dahinter steht, sehe ich also keine Verletzung in den Urheberrechts-Bedigungen und werde deshalb die Daten von dieser Seite in aufbereiteter Form in meiner neuen Artikel-Serie verwenden.

Ich möchte in dieser Serie auch die historische Bewertung von Aktien beleuchten, sowie die historische Entwicklung von Wirtschaftsleistung, Inflation, etc. Wir werden in dieser Serie noch auf der Suche nach sich wiederholenden Mustern bei Wirtschaftszyklen, Zinsen, Aktienbewertung etc. sein.
Mir ist es aber am wichtigsten als erstes zu zeigen, welche atemberaubende Ergebnisse herauskommen, wenn man so eine lange Zeitspanne betrachtet. Der Effekt des Zinseszinses wird hier extrem deutlich.

Wie viel kann man in 100 Jahren verdienen, wenn man 100 USD investiert?

Eine sehr interessante, und faszinierende Frage, da dieser Anlagehorizont natürlich eine Generation bei weitem übersteigt. Die Resultate sind allerdings wirklich atemberaubend:

Zuerst ein kleines Beispiel:
Hätte man vor genau 100 Jahren, also im Jahr 1914 als der erste Weltkrieg ausgebrochen ist, 100 USD investiert,  hätte man:

Am Geldmarkt (also am Konto bzw. am Sparbuch): Ende 2013 USD 2.354,99

In 10 jährigen Staatsanleihen bis Ende 2013: USD 25.493,88

In Aktien des S&P 500 inkl. Dividenden reinvestiert: USD 1.134.919,08

Das ist bereits eine beachtliche Entwicklung und auch ein beachtlicher Unterschied zwischen den einzelnen Anlageklassen.
Es ist schon faszinierend, wie aus USD 100,- innerhalb von 100 Jahren über 1 Million werden kann.

Noch extremer ist es, wenn man sich den Zeitraum seit 1830 ansieht – der Zeitraum in dem http://www.measuringworth.com/ Daten für alle relevanten Anlagemöglichkeiten liefern kann: Das sind 183 Jahre – also einige Generationen.

USD 100 für 183 Jahre angelegt – der Zinseszins in Aktion:

Am Sparbuch hätte man heute USD 32.237,66

In 10 jährige US-Staatsanleihen investiert hätte man heute USD 931.419,37

Und in Aktien des S&P 500 (total return, also Dividenden reinvestiert) hätte man heute sagenhafte USD 35.569.832,15
über 35 Millionen Dollar – für eine Investition von 100 Dollar vor 183 Jahren.  Da es keine Zeitmaschine gibt könnten wir überlegen für unsere Ururur-Enkel einfach 100 EUR zu investieren 😉

Das faszinierende daran ist aber folgende Tatsache:

Die durchschnittliche Verzinsung der einzelnen Anlagemöglichkeiten seit 1830:

Wir haben also gesehen, daß es einen massiven Unterschied gemacht hat, ob man sein Geld auf das Sparbuch gelegt hat, in Anleihen oder in Aktien investiert hat.
Wie groß war nun bei den einzelnen Beispielen die jährliche Verzinsung?

Am Geldmarkt (Sparbuch, Konto) waren es 3,21% p.a.

Bei 10 jährigen Staatsanleihen waren es 5,12% p.a.

Bei Aktien des S&P 500 waren es 7,23% p.a.

Die Unterschiede wirken auf den ersten Blick nicht so gigantisch. Ob es nun 5% oder 7% pro Jahr sind scheint eigentlich nicht so relevant zu sein, doch wir haben gesehen, dass man in dem einen Fall aus den 100 USD ca. 1 Million machen konnte und im anderen Fall über 35 Millionen.

Das sind die Tücken des Zinseszinses und der Exponantialfunktion.
Der Zinseszins beruht genau auf so einer Exponentialfunktion:

 Endkapital = Anfangskapital mal  (1 + Zinssatz) hoch Anzahl Jahre

Bilder sagen mehr als 1000 Worte, deshalb habe ich einige Charts für den heutigen Beitrag vorbereitet:

Zuerst habe ich die Veranlagung am Geldmarkt, also kurzfristig und jederzeit verfügbar so wie am Sparbuch oder am Konto mit der Anlage in 10 jährige Staatsanleihen verglichen. Außerdem habe ich den Kurs des Dow Jones Index (dieser ist seit 1796 verfügbar) hinzugefügt. Es ist allerdings nur der Kurs, Dividenden werden hier ignoriert.  Wir werden noch sehen, dass das einen gigantischen Unterschied macht.

Veranlagung am Geldmarkt, in Anleihen und Dow Jones Index seit 1830
Veranlagung am Geldmarkt, in Anleihen und Dow Jones Index seit 1830

Hier ist der Charakter einer Exponantialfunktion sehr gut zu erkennen: Zuerst ein sanfter Anstieg, der immer steiler wirkt und schließlich in unermessliche Höhen steigt.
Der Unterschied zwischen einer Verzinsung von etwa 3% (Geldmarkt) und etwa 5%(Anleihen) ist eklatant. Dabei möchte man meinen, dass diese 2% Differenz nicht so viel ausmachen können. Je länger die Zeitreihe allerdings wird umso gigantischer wird diese Differenz.

 Jetzt wird es noch extremer:

Bisher haben wir die Dividenden einfach ignoriert und in dem Vergleich nur den aktuellen Kurs des Dow Jones Index einbezogen. Die Veranlagung in 10 jährige Anleihen lässt den Dow Jones im ersten Chart richtig mickrig aussehen (grüne Linie).

Doch wir sieht es aus, wenn man auch die Dividenden berücksichtigt?

Aufzeichnungen über die Dividenden gibt es leider erst seit 1871, deshalb habe ich im nächsten Chart von 1830 bis 1871 den Kursindex genommen und ab 1871 dann die Dividenden berücksichtigt und natürlich auch reinvestiert (total return).

Der Vergleichschart: Geldmarkt, Anleihen und Aktien seit 1830:

Veranlagung in Geldmarkt, Anleihen sowie Aktien des S&P500 Index mit Dividenden reinvestiert
Veranlagung in Geldmarkt, Anleihen sowie Aktien des S&P500 Index seit 1830 mit Dividenden reinvestiert

Der Zinseszins-Effekt schlägt erbarmungslos zu: Die rote Linie die vorher noch in den Himmel gewachsen ist, sieht jetzt im Vergleich zur violetten Linie für die Aktien inkl. Dividenden zwergenhaft aus.

Die Geldmarkt-Linie und die Kurslinie des Dow-Jones kann man gar nicht mehr erkennen.

Dabei ist der Unterschied er jährlichen Verzinsung der beiden Linien (rot für Anleihen und lila für Aktien) ebenfalls nur ca. 2% pro Jahr.

Daraus lernen wir:
1) Aktien-Kursindices sagen nicht viel über die vergangene Entwicklung aus, da sie Dividenden ignorieren: Beispiel: ATX, Dow Jones, S&P 500.
Hingegen ist z.B. der  deutsche Aktienindex (DAX)  ein sogenannter Performance-Index, welcher auch Dividendenzahlungen beachtet und reinvestiert. Ein längerfristiger Vergleich zwischen DAX und Dow Jones oder S&P 500 hinken also enorm.
Man sollte auch bei diversen Investment-Zertifikaten darauf achten, dass man auch die Dividenden bekommt- in vielen Fällen ist das nicht so, da sie auf Basis des Aktienkurses der betreffenden Aktien berechnet werden. Die Dividende steckt dann oft der Emmitent ein.

2) Der Zinseszins beruht auf der Exponentialfunktion, und diese ist für den menschlichen Hausverstand sehr schwer begreifbar.

3) Das predige ich sowieso immer: Aktien sind langfristig die beste Anlageform.

Der logarithmische Chart seit 1830:

Um die Entwicklung der Anlageklassen übersichtlicher zu machen, muss man nach einer Möglichkeit suchen diese Exponentialfunktion vom Zinseszins ein wenig “umzudrehen”. Dafür gibt es den Logarithmus: Die logarithmische Skala stellt auf der Y-Achse des Diagrammes jeweils 10 hoch x als eine Einheit dar, also 10 hoch 1 = 10, dann 10 hoch 2 = 100, 10 hoch 3 = 1000.

Logarithmisch betrachtet sieht der obige Chart dann so aus:

Veranlagung in Geldmarkt, Anleihen und Aktien seit 1830 logarithmische Skala
Veranlagung in Geldmarkt, Anleihen und Aktien seit 1830 logarithmische Skala

Man kann nun die Entwicklung der einzelnen Anlageklassen besser erkennen. Man sieht besser wann Einbrüche bei den Aktienkursen zu verzeichnen waren und wann die Zinsen für Spareinlagen oder Anleihen höher oder niedriger waren.
In den weiteren Artikeln werde ich das sowieso alles noch ausführlicher behandeln – auch den Zusammenhang zwischen Zinsen. Wirtschaftsleistung und Aktienkursen.

Aktien-Performance seit 1800 detailliert:

Nun habe ich noch eine Tabelle erstellt um im Detail zu zeigen, welchen Ertrag man mit Aktien in den letzten etwa 200 Jahren erwirtschaften konnte: In den Spalten ist das jeweilige Einstiegsjahr aufgetragen, also wann hat man begonnen zu investieren. In den einzelnen Zeilen sieht man dann den durchschnittlichen jährlichen Ertrag bei einer bestimmten Haltedauer (in Abstand von 5 Jahren).

Wenn man also z.B. 1880 Aktien des S&P 500 gekauft hat und für 10 Jahre gehalten hat, hatte man pro Jahr 5,11% Ertrag.

Die Daten von 1800 – 1870 sind leider ohne Berücksichtigung der Dividenden da ich nirgends die notwendigen Daten finden konnte.

Kursperformance in % pro Jahr (Aktien, Dow Jones bis 1870, nachher S&P 500 Total Return)
Haltedauer Kauf Jahr
Jahre 1800 1820 1840 1860 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000
5 2,53% 0,28% 6,08% 19,61% 1,69% 11,18% 10,14% 7,98% 11,54% 14,30% -2,23%
10 -0,04% 1,94% 5,84% 9,48% 5,11% 9,85% 15,29% 9,08% 7,79% 16,42% -0,56%
15 3,05% 3,41% 2,23% 9,09% 3,27% 6,14% 6,05% 13,42% 4,80% 14,12% 3,45%
20 3,57% -0,68% 0,36% 8,89% 5,36% 7,23% 7,23% 13,63% 6,99% 17,25%
25 2,90% 0,64% 3,94% 7,41% 6,50% 7,80% 7,38% 13,21% 8,42% 13,07%
30 3,02% 1,45% 3,31% 7,61% 6,84% 9,85% 7,84% 11,65% 10,05% 10,98%
35 3,50% 0,56% 4,01% 6,44% 5,69% 6,72% 9,84% 9,76% 9,99% 11,13%
40 1,42% -0,16% 4,54% 7,11% 6,29% 7,23% 10,39% 10,26% 12,01%
45 1,93% 1,87% 4,22% 7,55% 6,71% 7,31% 10,51% 10,70% 10,33%
50 2,29% 1,70% 4,65% 7,65% 8,03% 7,60% 9,86% 11,47% 9,37%
55 1,64% 2,28% 4,19% 6,85% 6,22% 8,88% 8,83% 11,30% 9,60%
60 1,07% 2,77% 4,81% 7,15% 6,60% 9,32% 9,24% 12,55%
65 2,39% 2,69% 5,29% 7,38% 6,71% 9,49% 9,62% 11,33%
70 2,23% 3,10% 5,52% 8,28% 6,95% 9,10% 10,24% 10,57%
75 2,62% 2,87% 5,08% 6,93% 7,93% 8,40% 10,20% 10,67%
80 2,97% 3,41% 5,41% 7,17% 8,32% 8,74% 11,19%
85 2,89% 3,85% 5,68% 7,22% 8,51% 9,06% 10,35%
90 3,20% 4,11% 6,46% 7,38% 8,26% 9,56% 9,82%
95 3,02% 3,84% 5,51% 8,13% 7,75% 9,57% 9,93%
100 3,44% 4,16% 5,77% 8,43% 8,05% 10,39%
105 3,80% 4,44% 5,88% 8,58% 8,34% 9,75%
110 4,01% 5,13% 6,07% 8,37% 8,79% 9,34%
115 3,79% 4,41% 6,74% 7,95% 8,83% 9,46%
120 4,06% 4,67% 7,04% 8,19% 9,53%
125 4,30% 4,80% 7,22% 8,43% 9,04%
130 4,89% 5,00% 7,10% 8,80% 8,72%
135 4,28% 5,61% 6,79% 8,83% 8,84%
145 4,63% 6,09% 7,28% 9,02%
150 4,81% 6,03% 7,64% 8,74%
155 5,34% 5,80% 7,70% 8,85%
160 5,61% 6,04% 8,26%
165 5,78% 6,28% 7,93%
170 5,74% 6,62% 7,72%
175 5,54% 6,71% 7,84%
180 5,76% 7,23%
185 5,98% 6,96%
190 6,30% 6,81%
195 6,38% 6,94%
200 6,86%

 

Logistik Unternehmen im Vergleich – inkl. “unserer” Post

Heute gibt es wieder einen Unternehmensvergleich für das Financeblog. Ich forciere diese Vergleiche derzeit, da ich Aktien für das Financeblog-wikifolio suche, damit es rasch voll investiert ist.

Es soll natürlich auch gut diversifiziert sein, deshalb durchsuche ich alle Sparten nach attraktiven Investments.
Da ich im Laufe der Zeit auch alle ATX-Unternehmen vergleichen möchte, habe ich mich heute für die Logistik-Sparte entschieden, da wir hier im ATX mit der österreichischen Post einen wichtigen Vertreter haben.

Es gibt weltweit gar nicht so viele (reine) Logistik-Unternehmen die an der Börse notiert sind (wenn man von Mischkonzernen wie z.B. Maersk absieht).
Ich habe mir schwer getan, sieben Vergleichskandidaten zu finden.

Die Vergleichskandidaten:

Zuerst einmal ist natürlich die österreichische Post mit an Board, dann noch die deutsche Post (zu der auch DHL gehört), das niederländische Unternehmen TNT Express, die nicht so gut bekannte dänische DSV, und die noch weniger bekannte Singapore Post . Aus den USA sind Federal Express (Fedex) sowie UPS mit dabei.

Die Logistikbranche:

Es handelt sich hierbei um keinen Wachstumsmarkt. Die Briefpost geht zu Lasten von Email zurück, dafür steigt der Bedarf an Paket-Zustellungen (durch Online-Shopping). Die großen globalen Logistik-Dienstleistungen sind ebenfalls kein Wachstumsmarkt. Es werden Güter um die Welt transportiert, allerdings steigt der Bedarf maximal mit dem globalen BIP-Wachstum.

Ich erwarte mir von einem Unternehmen, welches in einem solchen Markt tätig ist also eine stabile Gewinn- und Cashflow-Entwicklung (kein grossartiges Wachstum, aber auch keine Verluste oder stark negative Cashflows) und natürlich gute Dividendenausschüttungen.

Also werfen wir einmal einen Blick auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung:

Umsatz:

Umsatz 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
POST 1’654.38 1’701.61 1’736.70 2’315.70 2’441.40 2’356.90 2’351.10 2’348.70 2’366.10 2’366.80 43.06% 5
DEUTSCHE POST 43’168.00 44’594.00 60’545.00 54’043.00 54’474.00 46’201.00 51’481.00 52’829.00 55’512.00 55’085.00 27.61% 6
TNT #N/A N/A #N/A N/A #N/A N/A #N/A N/A #N/A N/A #N/A N/A 6’945.00 7’156.00 6’858.00 6’516.00 -6.18% 7
DSV 18’092.00 23’015.00 31’972.00 34’899.00 37’435.00 36’085.00 42’562.00 43’710.00 44’912.00 45’710.00 152.65% 1
SINGAPORE POST 368.18 375.81 412.80 436.05 472.60 481.10 523.46 563.92 578.52 658.76 78.92% 3
UPS 36’582.00 42’581.00 47’547.00 49’692.00 51’486.00 45’297.00 49’545.00 53’105.00 54’127.00 55’438.00 51.54% 4
FEDEX 24’710.00 29’363.00 32’294.00 35’214.00 37’953.00 35’497.00 34’734.00 39’304.00 42’680.00 44’287.00 79.23% 2

Die dänische DSV konnte beim Umsatz alle anderen abhängen. TNT Express ging erst 2010 an die Börse, deshalb gibt es von den Vorjahren leider keine Daten. Die Performance bezüglich Umsatz die man seither brachte ist allerdings eher schlecht. Die beiden Amerikaner konnten den Umsatz ebenfalls gut steigern.

Gewinn:

Nettogewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
POST 47.07 99.92 99.80 122.50 118.90 79.70 118.40 123.20 123.20 123.20 149.69 156.62
DEUTSCHE POST 1’598.00 2’235.00 1’916.00 1’383.00 -1’688.00 644.00 2’541.00 1’163.00 1’640.00 2’091.00 2’098.95 2’248.68
TNT #N/A N/A #N/A N/A #N/A N/A #N/A N/A #N/A N/A #N/A N/A 66.00 -270.00 -86.00 -122.00 157.36 193.19
DSV 1’083.00 658.00 677.00 1’067.00 1’227.00 185.00 1’184.00 1’440.00 1’427.00 1’577.00 1’794.71 1’929.75
SINGAPORE POST 104.29 110.12 123.34 139.76 149.28 148.81 164.97 160.97 141.97 136.48 155.25 171.88
UPS 3’333.00 3’870.00 4’202.00 382.00 3’003.00 2’152.00 3’338.00 3’804.00 807.00 4’372.00 4’552.10 5’175.05
FEDEX 838.00 1’449.00 1’801.00 2’016.00 1’125.00 98.00 1’184.00 1’452.00 2’032.00 1’561.00 2’569.90 3’059.55

 

GewinnVeränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004-2014 Rang
POST 112.28% -0.12% 22.75% -2.94% -32.97% 48.56% 4.05% 0.00% 0.00% 21.50% 218.02% 1
DEUTSCHE POST 39.86% -14.27% -27.82% -222.05% 138.15% 294.57% -54.23% 41.01% 27.50% 0.38% 31.35% 6
TNT #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! -509.09% 68.15% -41.86% 228.99% 138.43% 7
DSV -39.24% 2.89% 57.61% 15.00% -84.92% 540.00% 21.62% -0.90% 10.51% 13.81% 65.72% 3
SINGAPORE POST 5.59% 12.01% 13.31% 6.81% -0.32% 10.87% -2.43% -11.80% -3.87% 13.75% 48.86% 5
UPS 16.11% 8.58% -90.91% 686.13% -28.34% 55.11% 13.96% -78.79% 441.76% 4.12% 36.58% 4
FEDEX 72.91% 24.29% 11.94% -44.20% -91.29% 1108.16% 22.64% 39.94% -23.18% 64.63% 206.67% 2

Hier liegt unsere liebe Post ganz vorne. Durch Restrukturierungsmassnahmen wie die Schliessung von unbedeutenden Postämtern konnte man den Gewinn stetig steigern. Der letzte Platz gebührt wieder TNT, da diese innerhalb von 5 Jahren nur 2 Jahre Gewinn verbuchen konnte (2015 ist ja noch ungewiss). Das ist mir zu instabil, selbst wenn sie 2014 einen guten Gewinn erreichen können.

Platz 2 geht an die USA (Fedex).

Umsatzrendite

Umsatzrendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
POST 2.85% 5.87% 5.75% 5.29% 4.87% 3.38% 5.04% 5.25% 5.21% 5.21% 3
DEUTSCHE POST 3.70% 5.01% 3.16% 2.56% -3.10% 1.39% 4.94% 2.20% 2.95% 3.80% 4
TNT #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! 0.95% -3.77% -1.25% -1.87% 7
DSV 5.99% 2.86% 2.12% 3.06% 3.28% 0.51% 2.78% 3.29% 3.18% 3.45% 6
SINGAPORE POST 28.33% 29.30% 29.88% 32.05% 31.59% 30.93% 31.52% 28.54% 24.54% 20.72% 1
UPS 9.11% 9.09% 8.84% 0.77% 5.83% 4.75% 6.74% 7.16% 1.49% 7.89% 2
FEDEX 3.39% 4.93% 5.58% 5.72% 2.96% 0.28% 3.41% 3.69% 4.76% 3.52% 5

In Singapur kann man mit Post anscheinend noch wirklich gutes Geld verdienen. Die Gewinnspanne von der Singapore Post liegt weit vor der der Mitbewerber.
TNT bildet wieder das Schlußlicht.

 Gesamtkapitalrendite

GK-Rendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
POST 3.50% 7.08% 5.66% 6.66% 7.21% 5.20% 7.62% 8.07% 7.78% 8.07% 4
DEUTSCHE POST 1.48% 1.59% 1.20% 0.94% -0.50% 4.36% 8.85% 5.01% 7.19% 7.26% 5
TNT #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! 2.22% -4.51% -0.96% -2.07% 7
DSV 14.64% 7.40% 5.96% 8.35% 6.83% 3.69% 7.40% 8.34% 7.55% 8.21% 3
SINGAPORE POST 14.54% 14.57% 18.84% 21.03% 21.33% 20.64% 16.30% 16.30% 11.09% 9.86% 2
UPS 10.52% 11.57% 13.29% 1.61% 10.81% 6.75% 9.94% 10.96% 2.08% 12.07% 1
FEDEX 5.09% 8.67% 8.56% 8.97% 4.77% 0.75% 5.07% 5.62% 6.97% 4.89% 6

Hier liegt die UPS zwar im Jahr 2013 vorne, hatte aber in den vergangenen Jahren recht starke Schwankungen. Die Singapore Post konnte fast immer über 10% GK-Rendite erreichen, aber der Trend der letzten Jahre ist leider rückläufig. Unsere Post belegt mit ca. 8% in den letzten Jahren zwar nur Platz 3, diese Rendite konnte sie allerdings recht stabil verteidigen.

Eigenkapital/Aktie

EK /Aktie 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs p.a. Rang
POST 10.59 11.98 13.40 15.14 16.22 17.72 19.47 21.24 23.03 24.69 9.87% 3
DEUTSCHE POST 6.51 9.37 10.49 11.04 9.27 10.16 12.69 13.75 12.81 14.20 9.06% 4
TNT #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! #DIV/0! 5.19 4.83 4.49 -4.72% 7
DSV 16.05 17.23 19.89 19.95 22.75 28.05 33.67 31.18 33.96 40.85 10.94% 2
SINGAPORE POST 0.33 0.39 0.45 0.53 0.61 0.68 0.77 0.85 1.10 1.18 15.30% 1
UPS 15.62 17.71 18.37 17.35 14.94 17.58 19.82 21.49 21.46 26.57 6.08% 6
FEDEX 27.01 32.25 38.37 42.14 48.22 45.60 46.31 50.87 49.90 58.90 9.05% 5

Der Zuwachs des Buchwertes pro Aktie wurde inklusive der ausgeschütteten Dividenden berechnet. Hier liegt  wieder Singapur ganz vorne, gefolgt von DSV und unserer Post.

Cashflow:

Free Cashflow 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
POST 115.10 214.65 185.00 208.40 146.70 169.00 132.80 158.20 172.10 155.20 34.84% 3
DEUTSCHE POST 375.00 1’424.00 1’657.00 3’025.00 518.00 -1’946.00 629.00 564.00 -2’092.00 1’495.00 298.67% 7
TNT #N/A N/A #N/A N/A #N/A N/A #N/A N/A #N/A N/A #N/A N/A 133.00 61.00 258.00 304.00 128.57% 5
DSV 241.00 436.00 701.00 665.00 57.00 1’232.00 1’333.00 1’315.00 1’205.00 1’549.00 542.74% 1
SINGAPORE POST 122.76 137.26 143.13 149.44 158.87 153.84 188.85 163.91 142.71 184.74 50.49% 2
UPS 3’204.00 3’606.00 2’504.00 -1’697.00 5’790.00 3’683.00 2’446.00 5’068.00 5’063.00 5’239.00 63.51% 6
FEDEX 1’749.00 881.00 1’158.00 681.00 518.00 294.00 322.00 607.00 828.00 1’313.00 -24.93% 4

Ein Unternehmen, welches in einem gesättigten Markt tätigt ist – was hier der Fall list – sollte immer stabile Cashflows bringen. Einzige Ausnahme sind Investitionen in Übernahmen, die in Folge zu Gewinnsteigerung führen sollen. Da das z.B. bei der deutschen Post nicht der Fall ist, bewerte ich die starken negativen Ausschläge  bei den Cashflows als negativ.
Platz 1 geht deshalb schon wieder an die Singapore-Post, Platz 2 an die dänische DSV und der dritte Platz an unsere Post.

Zusammenfassung der fundamental-Analyse:

Gesamtranking Umsatz Umsatzrendite Gewinn GK-Rendite EK/Aktie Cashflow Durchschn. Rang
POST 5 3 1 4 3 3 3.17 3
DEUTSCHE POST 6 4 6 5 4 7 5.33 6
TNT 7 7 7 7 7 5 6.67 7
DSV 1 6 3 3 2 1 2.67 2
SINGAPORE POST 3 1 5 2 1 2 2.33 1
UPS 4 2 4 1 6 6 3.83 4
FEDEX 2 5 2 6 5 4 4.00 5

Nachdem man alle bisher analysierten Faktoren zusammenrechnet und einen Schnitt des Rankings ermittelt, stellt sich folgendes Bild dar:
Der Gewinner des fundamentalen Vergleiches ist die Post von Singapur, gefolgt von der dänischen DSV und unserer Post.
TNT belegt ist fast allen Wertungen den letzten Platz, deshalb natürlich auch in der Gesamtwertung.

Die Bewertung:

KGV:

KGV 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 aktuell 2015 Median Rang
POST #WERT! #WERT! 25.32 13.71 14.19 16.12 14.11 12.78 17.11 19.07 17.93 17.14 16.61 4
DEUTSCHE POST 11.77 10.98 14.35 20.51 -8.53 25.32 6.04 12.23 12.24 15.32 14.57 13.60 12.92 5
TNT #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! #WERT! -11.62 -53.00 -30.12 16.89 13.76 -11.62 7
DSV 7.19 24.70 31.85 21.10 8.76 106.27 21.78 13.59 19.20 20.29 17.81 16.56 19.74 1
SINGAPORE POST 16.06 19.94 16.93 15.28 10.19 13.21 13.92 11.02 15.31 18.61 26.54 23.97 15.69 6
UPS 28.76 21.43 19.16 196.85 17.96 26.84 21.53 18.95 86.50 22.28 21.73 19.12 21.63 2
FEDEX 35.58 21.62 18.52 13.90 17.22 271.95 24.73 18.09 13.99 28.61 18.92 15.90 18.72 3

Die Singapore-Post ist zwar Gewinner der fundamentalen Analyse, erscheint mit aber leider vom KGV her deutlich zu teuer: Der 10jährige Median betrug 15,69, die derzeitige Bewertung ist bei einem KGV von 26,54.
Die DSV scheint vom KGV her dafür derzeit ziemlich günstig: Sie ist mit einem KGV2014 von 17,81  günstiger als der 10jährige Median von 19,74

 Dividende, KBV und KUV:

Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV
POST 4.95% 5.90% 4.19 1.13
DEUTSCHE POST 3.38% 7.17% 3.48 0.55
TNT 2.23% 22.20% 1.14 0.41
DSV 0.97% 44.22% 4.99 0.66
SINGAPORE POST 3.25% 0.00% 9.58 4.95
UPS 2.47% 9.02% 17.78 1.74
FEDEX 0.46% 11.87% 3.22 1.11

Die DSV ist vom KBV her teurer als unsere Post und vom KUV her deutlich günstiger. Das spricht in erster Linie für die DSV als bestes Investment, allerdings finde ich, dass man in einem gesättigten Markt Wert auf die Dividende legen sollte: Diese ist bei er Post deutlich höher als bei DSV und auch das Wachstum der Dividende bei der DSV würde das erst in einigen Jahren wett machen.
Es ist also insgesamt ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen unserer Post und der dänischen DSV. Da ich natürlich auch ein wenig patriotisch bin, werde ich deshalb unsere Post in das Financeblog-wikifolio aufnehmen.

Der Chart:

Die Kursentwicklung der Logistik-Unternehmen seit 2007
Die Kursentwicklung der Logistik-Unternehmen seit 2007

Es ist interessant zu sehen, dass sich gerade die Unternehmen immer wieder auch in der Vergangenheit gut entwickelten, welche den fundamentalen Test gewinnen. Hier deutlich zu sehen bei der Singapore-Post, der DSV und unserer österreichischen Post. Diese drei Unternehmen konnten als einzige den Index über die letzten 10 Jahre schlagen.
Gute Performance wird also auch mit steigenden Kursen belohnt.
TNT war der Absolute Verlierer im Vergleich, und ist auch hier im Chart eindeutig hinter den anderen.
Die meisten Unternehmen sind in der Nähe vom Index, was daran liegt, dass es sich eben nicht um eine Wachstumtsbranche handelt, und das Beta (die Abweichung zum Markt) deshalb sehr gering ist.

Europa gegen USA – Was sind die Unterschiede?

Heute geht es um eine Frage, die mich schon sehr lange beschäftigt: Was unterscheidet Europa wirtschaftlich von den USA? Und was sind die Faktoren die uns Europäer von den Amerikanern unterscheidet?
Ein gutes Beispiel für die wirtschaftliche Entwicklung dieser beiden Regionen bzw. den Unterschied mit Umständen umzugehen ist die letzte Finanzkrise.

Die letzte große Krise

Wir alle wissen, dass die Ursache des letzten grossen Börsen-Crashs Ende 2008 von den USA ausgegangen ist: Es wurden einfach zu viele Kredite für  Wohnimmobilien vergeben, so genannte “subprime” Kredite, welche man zuletzt bereits ohne Einkommen (also ohne geregelte Arbeit) und ohne sonstige Vermögenswerte bekam. Diese Kredite wurden deshalb auch “Nina-credits” genannt: “No-Income, No Asset”.
Die schlimmsten Häuser wurden für Leute finanziert, die keinerlei Einkommen hatten, alleine in der Erwartung, dass der Wert der Immobilie immer steigen wird. Es mussten keinerlei Rückzahlungen auf den Kredit geleistet werden, und wenn die Immobilie laut Preisspiegel an Wert gewann, konnte man sogar seine Kreditlinie ausweiten und für das neu erhaltene Geld munter konsumieren, denn die Banken waren sich sicher: Immobilien sind immer im Wert gestiegen und das wird auch immer so bleiben. So lange der Wert der Imobillien tatsächlich gestiegen ist, war das ein lukratives Geschäft für die Banken. Sie bekamen zwar keinerlei Zahlungen von ihren Subprime-Kunden, aber sie wussten, dass die Sicherheiten (die Häuser) immer mehr an Wert gewannen, und zwar mehr als die Zinszahlungen+Tilgung für den Kredit ausmachen.

Irgendwann Anfang 2007 erkannten dann die ersten, dass das nicht ewig so gehen wird. Die Häuserpreise stiegen plötzlich nichtmehr im ausreichenden Masse und die ersten Banken mussten ihre Subprime-Kunden dazu zwingen ihre Häuser zu verkaufen um die Kredite zurückzahlen zu können. Die Konsequenz war natürlich, dass die Häuserpreise schneller fielen und immer mehr Häuser auf den Markt kamen von Kreditkunden die ihren Kredit nicht mehr bedienen konnten.

Der Höhepunkt waren dann Abschreibungen in exorbitanter Höhe, da die Banken erkennen mussten, dass sie viel zu viele Kredite vergeben hatten die niemals zurückgezahlt werden konnten, und die Sicherheiten (die Häuser) verloren massiv an Wert. Bankenpleiten waren die Folge. Die schlimmste war die von Lehman Brothers.

Doch wie stehen wir heute da? Wie ist die USA mit der Krise fertig geworden und wie Europa? (Welches eigentlich nur peripher betroffen sein sollte)

Die Situation heute

Die USA scheinen diese Krise bereits verdaut zu haben, bei uns in Europa war die Folge eine weitere große Krise von (drohenden) Staatspleiten (wie z.B. Griechenland, Irland, Spanien, Portugal, Italien) von der wir uns bis heute nicht erholt haben.

Nachdem in den USA mittlerweile das Wirtschaftswachstum wieder schön angesprungen ist, kämpfen wir in Europa mit Rezessionsängsten. In den USA wurden z.B. letzt Woche bereits Stützungsmaßnahmen wie quantitative easing beendet, die in Europa jetzt erst angedacht werden.

Wie kann es das geben?

Wieso kann sich der Verursacher der Krise (die USA) schneller erholen als Europa, welches eigentlich gar nichts  dafür kann was in Übersee passiert ist?
Dazu muß man zuerst einmal verstehen wieso überhaupt Europa in eine Krise schlittern konnte, die von den USA (bzw. von deren Banken) verursacht wurde.
Die Wahrheit ist:

Die Krise wurde nicht nur von den USA verursacht.

Die amerikanischen Banken, die leichtfertig Kredite an Hausbesitzer vergeben hatten, die es sich eigentlich nicht leisten konnten, haben diese Kredite an europäische Banken weiterverkauft. Diese waren sehr gierig darauf, da diese Kredite natürlich höhere Zinsen als herkömmliche Kredite brachten. Deshalb sind – wir wir auch wissen – auch viele europäische Banken in Schwierigkeiten gekommen und mussten hohe Abschreibungen tätigen. Eigentlich jede namhafte Bank war mit dabei. Da man unbedingt bei dem lukrativen subprime-Roulette mitspielen musste, haben auch (fast) alle europäischen Banken ordentlich Federn lassen müssen.

Wieso hat sich die USA schneller erholt?

Hier sind wir wohl  beim Kern des Themas: Der Mentalität. In Amerika werden Fehler als Teile der Lernkurve gesehen, bei uns in Europa werden sie verurteilt. Die USA haben deshalb sehr schnell auf die neuen Gegebenheiten reagiert und die FED hat z.B. extrem schnell die Zinsen gesenkt und mit Stützungskäufen von Anleihen (“quantitative easing”) begonnen. In Europa war man zuerst paralysiert, die EZB hat sogar Anfang Oktober 2008 (nach der Lehman-Pleite) noch einmal den Leitzins erhöht(!).
Die amerikanische Mentalität erlaubt Fehler, dort ist z.B. ein Konkurs völlig normal und viele erfolgreiche Geschäftsleute hatten vorher mehrere Pleiten hinter sich. Bei uns ist man gleich “verurteilt”, wenn man einmal eine Firma in den Konkurs gebracht hat.

Die Geldpolitik der Zentralbanken

Dieser Mentalitätsunterschied äußert sich beispielsweise in der Geldpolitik der Zentralbanken FED (Dollar) und EZB (Euro): Wo die Fed als oberstes Ziel eine florierende Wirtschaft hat, und die Geldmenge, Zinsen etc. nach diesem Gesichtspunkt steuert, so liegt der Fokus bei der EZB auf einer stabilen Währung, also wenig Inflation.
Das ist auch der Grund, wieso die EZB selbst im Jahr 2008 nach Ausbruch der Krise die Zinsen noch erhöht hatte – die Preise sind damals einfach sehr stark angestiegen, besonders die Preise für Rohstoffe wie z.B. Rohöl.
Die FED hingegen erhöht die Zinsen erst dann, wenn ein stabiles Wirtschaftswachstum zu erkennen ist.

Um die wirtschaftliche Entwicklung zwischen Europa und er USA zu vergleichen habe ich noch ein paar Charts erstellt:

Der BIP-Zuwachs Europa und USA im Vergleich:

BIP-Zuwachs EUR/USA im Vergleich
BIP-Zuwachs EUR/USA im Vergleich

Der Chart zeigt den Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes – das ist die Summe aller Produkte die ein Land im Jahr produziert und verkauft – (inflationsbereinigt) seit 1996 in den USA und Europa.
Man erkennt, dass die Ausschläge in Europa intensiver sind als in den USA, und besonders, dass in den letzten Jahren die USA wieder zu einem gesunden Wachstum gefunden hat und Europa sogar noch eine Rezession (2012/13) durchmachen musste, die die USA gar nicht zu spüren hatte. Außerdem droht Europa derzeit abermals in eine Rezession zu schlittern.

Das BIP in absoluten Zahlen:

Das BIP in USA und Europa seit 1996
Das BIP in USA und Europa seit 1996

Noch deutlicher wird das Bild, wenn man das Bruttoinlandsprodukt seit 1996 in absoluten Zahlen (auch die sind inflationsbereinigt) betrachtet: Sind die Kurven beim BIP-Zuwachs noch relativ deckungsgleich so ist hier zu erkennen, dass die USA uns in den letzten 20 Jahren deutlich abhängen konnte: Der BIP-Zuwachs insgesamt war fast doppelt so hoch wie in Europa.

Das finde ich schon beachtlich, und es sollte uns zu denken geben!

Die USA als weltweiter Innovationsführer

Allen Unkenrufen zum Trotz – und es gibt ja viele die den Niedergang der Supermacht-USA prognostizieren – sehe ich wirtschaftlich noch immer einen großen Vorsprung bei den USA: Sie bringen seit mittlerweile über 100 Jahren alle nennenswerten Innovationen hervor:

Übergeben wir einmal, welches die letzte grosse europäische Erfindung war. Wahrscheinlich die Dampfmaschine und die Eisenbahn und ein bisschen noch das Automobil. (Die Massenproduktion dafür kam ja bereits von Henry Ford aus den USA). Und seither?

– Die Nutzung (elektrisches Licht) und Übertragung des elektrischen Stromes (Edison, Westinghouse)
– Telefon (Graham Bell)
– Radio (Marconi)
– Fernsehen (Farnsworth)
– Personal Computer (Apple, Commodore, IBM, Microsoft)
– Internet (ARPA), sowie die komplette Netzwerktechnik (Cisco)
– Mobiltelefonie (Motorola)
– die wichtigsten Innovationen im Internet (Google,. Facebook, Amazon, Ebay, etc)
– Smartphones und Tablets  (Apple)
– Elektromobilität (Tesla)

Alles Innovationen die aus den USA kommen. Ich überlege schon lange, welche grundlegenden Erfindungen, die unser Leben im letzten Jahrhundert so stark wie die erwähnten Erfindungen verändert haben oder verändern könnten aus Europa kamen. Mir fallen leider keine ein…

Die Mentalität in den USA – “trial and error” , also auch Fehlversuche zu verzeihen, bringt eine ungeheure Innovationskraft.
Die Wirtschaft wird immer von Menschen gemacht. Ihre Motivation und ihr Wille etwas zu bewegen, bewegt auch die Wirtschaft!

Was bremst Europa aus?

Ich glaube wir blockieren uns durch zu grosses Sicherheitsdenken und Angst. Wofür benötigen wir unbedingt Basel3?  Das sind sehr strenge Richtlinien für Banken nach welchen Kriterien sie Kredite vergeben dürfen. Dadurch wird es Kleinunternehmen fast unmöglich gemacht an Geld zu kommen und Ideen (also mögliche Innovationen) werden gleich im Keim erstickt.
Basel3 blockiert für Jungunternehmer komplett den Geldhahn auf Fremdkapitalbasis. Aber auch an Eigenkapital kommt man in Europa nicht leicht. Es gibt wesentlich weniger Risikokapitalgeber (venture-kapital) als in den USA und an einen Börsengang braucht man in Europa gar nicht zu denken, denn Aktien sind hierzulande sowieso böse. Selbst wenn man hier eine gute Idee hat, kann man sie nur realisieren wenn man damit in die USA geht. Traurig aber wahr ;-(

Dazu kommen natürlich noch Mentalitätsunterschiede innerhalb Europas. Alleine schon die Sprachbarriere ist hier ein großes Problem.

Fazit

Totgesagte leben länger. Von vielen Seiten wird schon länger der Untergang der “Supermacht” USA vorher gesagt und z.B. der Aufstieg von neuen Mächten wie China prognostiziert.
Meiner Ansicht nach ist China ein Super-Produzent aber es fehlt auch dort an Innovationsgeist. Welche wichtigen Erfindungen kamen in den letzten Jahren aus China? Man ist dort perfekt im Kopieren von Ideen, allerdings bin ich der Meinung, dass für den tatsächlichen Aufstieg zur wirtschaftlichen Supermacht die eigenen Ideen fehlen.
In den USA hingegen entstehen nach wie vor neue Innovationen. Unternehmen wie Apple, Qualcomm, Intel oder auch Facebook machen es vor.
So stark wie diesmal war noch nie zu sehen, dass die amerikanische Wirtschaft mit der europäischen auseinander läuft. Die eine in die Erholung und die andere möglicherweise in die nächste Rezession.

Ich bin deshalb auch sehr zuversichtlich, was die Entwicklung des Dollar-Kurses in der nächsten Zukunft angeht. Mit einem Anstieg des USD-Kurses gegen die wichtigsten Währungen geht natürlich ein weiterer Verfall des Goldpreises sowie der Preise für andere Rohstoffe wie Rohöl, etc.

Die Entwicklung der Aktien-Indices im Vergleich

Eurostoxx 50 und S&P 500 Index seit 1996
Eurostoxx 50 und S&P 500 Index seit 1996

Nicht ganz so deutlich zu sehen ist die Entwicklung bei den Aktien. Aber besonders seit dem letzten grossen Crash Ende 2008 haben sich die Aktien in den USA (S&P 500) wesentlich besser entwickelt als die europäischen (Eurostoxx). Insgesamt zeigten die europäischen eine wesentlich höhere Volatilität. Die Ausschläge waren in der Vergangenheit viel größer als in Amerika.

Gerade in Boom-Phasen war die Erwartung des Marktes an Europa sehr groß und der Anstieg der Kurse deshalb intensiver als in den USA. Da der Eurostoxx leider meiner Meinung nach nicht breit genug gestreut ist für so ein vielfältiges Europa (es sind nur 50 Werte enthalten), kann man die Bewertung der beiden Indices schwer vergleichen.

Es ist aber im Chart auch gut zu sehen, dass der S&P 500 Index immer nach einer Krise neue Hochs erklimmen konnte, der Eurostoxx hingegen konnte nie ganz bis zum letzten Höhepunkt steigen.

Sport an der Börse – Die Analyse der Sportartikel-Hersteller

Heute geht es um Bewegung. Und zwar nicht im Sinne von Börsenkursen (vielleicht auch ein wenig), sondern um Sport.
In Zeiten wo die Menschen immer gesünder und bewusster leben wollen sind Sportartikel sehr gefragt. Alleine der Trend zum Fahrrad (und auch zum E-Bike) ist in den letzten Jahren deutlich zu erkennen. Auch andere Sportarten wie Laufen, Schifahren oder Golf erfreuen sich über steigende Beliebtheit. Ich könnte mir vorstellen, daß Sport generell ein Trend in Zukunft werden könnte.

Interessanterweise gibt es nicht viele Sportartikel-Produzenten die börse-notiert sind. Ich habe mir schwer getan überhaupt sieben zu finden, die allgemein bekannt sind und möglichst viele Sportarten abdecken.

Die Vergleichskandidaten:

Ich habe versucht allgemein bekannte Unternehmen zu vergleichen, und habe deshalb folgende Auswahl getroffen:

Giant:

Der taiwanäsiche Fahrrad-Hersteller ist heute der größte Fahrrad-Produzent der Welt. Er darf natürlich in so einem Vergleich nicht fehlen.

Shimano:

Shimano ist Weltmarktführer bei Fahrradkomponenten (Schaltung, Bremse, Antrieb (Zahnkranz, Kette) etc. Sie fertigen diese Produkte in allen Preisklassen und für alle Typen von Fahrrädern – vom Mountainbike bis zum Rennrad.

Accell:

Dieser holländische Produzent von Fahrrädern und Fitness-Geräten bietet einige Marken an, besonders E-Bikes (Elektro-Fahrräder), z.B. Ghost, Winona, Steiger, Sinus und Lapierre

Adidas:

Der zweitgrößte Sportartikel-Hersteller der Welt hat sich besonders auf Sportschuhe spezialisiert – und hier besonders auf den Fußball. Eine weitere bekannte Marke in Besitz von Adidas ist Reebok.

Amer Sports:

Dieser finnische Sportartikel-Produzent ist vor allem für seine Wintersport-Artikel der Marken Atomic und Salomon bekannt.

Callaway:

Dieses Unternehmen ist jedem Golfspieler ein Begriff. Man stellt Golfschläger, Golfbälle und andere Golfausrüstung her. Callaway hatte in der Vergangenheit einige Innovationen für den Golfsport hervorgebracht.

Nike:

Das US-Unternehmen Nike ist schließlich der größte Sportartikel-Hersteller der Welt.  Nike ist – wie Adidas – auf Schuhe spezialisiert, allerdings auf Laufschuhe. Man bietet aber auch Sportbekleidung und andere Accessoires an. Das Markenzeichen von Nike (der sogenannte “Swoosh”) ist eines der bekanntesten Markenzeichen der Welt.

Die Analyse:

Damit meine Analysen/Vergleiche noch übersichtlicher werden, habe ich ein “Ranking” eingeführt. In der letzten Spalte der Tabelle sieht man jetzt immer auf den ersten Blick, welches Unternehmen welchen Platz in diesem Ranking bekommt.

Wie immer beginnen wir mit dem Umsatz bzw. dem Umsatzwachstum:

Umsatz:

Umsatz 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
GIANT 21’668.06 26’556.39 26’979.58 33’087.57 41’475.80 39’035.87 44’224.16 47’383.60 54’127.39 54’391.86 151.02% 1
SHIMANO 169’209.00 167’875.00 170’303.00 211’767.00 235’142.00 186’686.00 213’596.00 221’770.00 245’843.00 271’037.00 60.18% 6
ACCELL 341.15 369.32 432.28 475.87 538.03 572.57 577.23 628.48 772.55 848.97 148.86% 2
ADIDAS 5’860.01 6’635.63 10’084.00 10’299.00 10’799.00 10’381.00 11’990.00 13’322.00 14’883.00 14’492.00 147.30% 3
AMER SPORTS 1’035.90 1’363.70 1’792.70 1’652.00 1’576.60 1’533.40 1’740.40 1’880.80 2’064.00 2’136.50 106.25% 5
CALLAWAY 934.56 998.09 1’017.91 1’124.59 1’117.20 950.80 967.66 886.53 834.07 842.80 -9.82% 7
NIKE 12’253.10 13’739.70 14’954.90 16’325.90 18’627.00 19’176.10 19’014.00 20’862.00 23’331.00 25’313.00 106.58% 4

Hier liegen die beiden Fahrrad-Hersteller Giant und Accell in Führung, wobei das Umsatzwachstum bei Giant im 2013er Jahr ein wenig stagniert ist.

Am letzten Platz liegt der Golfartikel-Produzent Callaway.

Umsatzrendite:

Umsatzrendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
GIANT 5.26% 4.32% 3.75% 5.48% 5.92% 6.10% 5.84% 6.36% 5.55% 6.44% 3
SHIMANO 11.47% 9.75% 8.09% 9.39% 10.70% 5.12% 8.95% 8.96% 11.18% 12.95% 1
ACCELL 3.86% 4.21% 4.25% 4.16% 5.31% 5.72% 6.30% 6.41% 3.01% 2.24% 6
ADIDAS 5.36% 5.77% 4.79% 5.35% 5.94% 2.36% 4.73% 4.60% 3.53% 5.43% 4
AMER SPORTS 7.97% 5.51% 3.92% 1.10% 2.15% 2.04% 3.95% 4.83% 2.81% 4.23% 5
CALLAWAY -1.08% 1.33% 2.29% 4.85% 5.92% -1.60% -1.94% -19.38% -14.74% -2.25% 7
NIKE 7.72% 8.82% 9.31% 9.14% 10.11% 7.75% 10.03% 10.22% 9.53% 9.77% 2

Bei der Gewinnspanne (Gewinn durch Umsatz) liegt Shimano in Führung, gefolgt von Nike. Auch hier leider Calloway am letzten Platz.

Gewinn:

Nettogewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
GIANT 1’139.97 1’148.47 1’012.76 1’812.81 2’457.07 2’382.16 2’580.80 3’014.79 3’002.89 3’504.72 3’939.92 4’451.08
SHIMANO 19’412.00 16’368.00 13’773.00 19’894.00 25’150.00 9’553.00 19’121.00 19’862.00 27’487.00 35’088.00 44’016.67 48’982.67
ACCELL 13.16 15.53 18.39 19.81 28.57 32.74 36.38 40.28 23.29 19.02 27.75 31.48
ADIDAS 314.25 382.74 483.00 551.00 642.00 245.00 567.00 613.00 526.00 787.00 648.82 742.15
AMER SPORTS 82.60 75.20 70.30 18.10 33.90 31.30 68.80 90.80 57.90 90.30 97.42 131.20
CALLAWAY -10.10 13.28 23.29 54.59 66.18 -15.26 -18.80 -171.82 -122.95 -18.92 14.31 25.11
NIKE 945.60 1’211.60 1’392.00 1’491.50 1’883.40 1’486.70 1’906.70 2’133.00 2’223.00 2’472.00 3’156.86 3’560.71

 

GewinnVeränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004-2014 Rang
GIANT 0.75% -11.82% 79.00% 35.54% -3.05% 8.34% 16.82% -0.39% 16.71% 12.42% 245.62% 1
SHIMANO -15.68% -15.85% 44.44% 26.42% -62.02% 100.16% 3.88% 38.39% 27.65% 25.45% 126.75% 3
ACCELL 18.03% 18.40% 7.76% 44.18% 14.61% 11.12% 10.71% -42.17% -18.34% 45.90% 110.90% 4
ADIDAS 21.80% 26.19% 14.08% 16.52% -61.84% 131.43% 8.11% -14.19% 49.62% -17.56% 106.47% 5
AMER SPORTS -8.96% -6.52% -74.25% 87.29% -7.67% 119.81% 31.98% -36.23% 55.96% 7.88% 17.94% 6
CALLAWAY 231.49% 75.32% 134.38% 21.23% -123.06% -23.22% -813.74% 28.44% 84.61% 175.65% -241.67% 7
NIKE 28.13% 14.89% 7.15% 26.28% -21.06% 28.25% 11.87% 4.22% 11.20% 27.70% 233.85% 2

Auch hier gefällt Calloway gar nicht. Zwischen 2009 und 2013 wurden nur Verluste erwirtschaftet. Alle anderen Unternehmen mussten in den letzten 10 Jahre keine Verluste erleiden.

Beim Gewinnwachstum ist der Sieger Giant, gefolgt von Nike.

Gesamtkapitalrendite:

GK-Rendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
GIANT 8.52% 8.64% 7.33% 9.95% 10.88% 10.46% 9.00% 9.28% 8.00% 8.85% 3
SHIMANO 11.10% 9.05% 7.84% 10.05% 13.36% 5.27% 9.52% 9.37% 10.82% 11.11% 2
ACCELL 9.27% 10.34% 9.14% 9.30% 10.66% 11.37% 10.60% 11.27% 5.19% 5.27% 6
ADIDAS 8.68% 7.94% 8.12% 8.58% 8.62% 4.32% 6.40% 6.37% 5.33% 7.44% 4
AMER SPORTS 10.67% 5.11% 5.74% 2.96% 3.91% 3.65% 5.29% 6.13% 4.46% 5.78% 5
CALLAWAY -1.24% 2.04% 3.39% 7.15% 8.28% -1.74% -2.15% -23.63% -19.28% -2.85% 7
NIKE 12.50% 14.18% 14.62% 14.42% 15.46% 11.52% 13.48% 14.45% 14.57% 14.19% 1

Hier glänzt Nike vor allen anderen. Stabil konnte man über 10% erreichen, in den letzten Jahren sogar über 14%.
Shimano konnte sich ebenfalls in den letzten Jahren gut steigern und verdient damit Platz 2.
Und schon wieder am letzten Platz: Callaway.

Buchwert pro Aktie:

EK /Aktie 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs p.a. Rang
GIANT 16.26 16.99 17.67 21.70 26.15 30.78 34.46 39.89 40.63 46.36 12.34% 2
SHIMANO 1’420.57 1’568.12 1’610.51 1’733.29 1’721.35 1’748.97 1’844.82 1’932.34 2’326.15 2’912.41 8.30% 5
ACCELL 3.50 4.29 4.97 5.64 6.76 7.57 8.75 10.18 10.05 9.83 12.15% 3
ADIDAS 8.42 13.22 13.89 14.85 17.50 18.02 22.06 24.55 25.35 26.24 13.47% 1
AMER SPORTS 5.02 5.83 6.03 5.47 5.44 6.05 6.50 7.04 6.21 6.48 2.88% 6
CALLAWAY 7.69 7.80 6.78 8.57 9.17 11.14 10.67 7.86 4.49 3.68 -7.86% 7
NIKE 4.54 5.40 6.14 7.00 7.97 8.95 10.10 10.52 11.33 12.48 11.88% 4

Auch das ist eine wichtige Kennzahl:  Wie stark konnte das Eigenkapital bzw. der Buchwert pro Aktie im Jahr zulegen. Immerhin ist das genau das woran der Aktionär schließlich beteiligt ist.
Die Möglichkeit, den Buchwert pro Aktie zu steigern ist vielfältig: z.B. ist das durch Aktienrückkäufe möglich: Wenn es weniger Aktien im Umlauf gibt, ist der Buchwert pro Aktie natürlich höher. Aber um Aktien zurück kaufen zu können braucht man natürlich Geld.
Die “klassische” Möglichkeit den Buchwert zu steigern ist natürlich über Gewinne.

Adidas war hier am geschicktesten und bekommt deshalb den Platz 1. Platz 2 geht an den weltgrößten Fahrradproduzenten Giant und der letzte Platz schon wieder an Callaway.

Cashflow:

Free Cashflow 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
GIANT -431.28 600.65 1’047.21 673.26 158.00 3’447.71 168.09 792.27 1’025.82 4’590.02 964.27% 4
SHIMANO 11’415.00 18’211.00 8’882.00 22’676.00 10’839.00 34’244.00 22’111.00 13’101.00 16’881.00 27’531.00 141.18% 1
ACCELL -4.57 15.29 -17.18 -4.48 35.19 32.70 -2.51 31.06 40.21 -29.34 -741.59% 6
ADIDAS 475.34 201.34 427.00 577.00 218.00 1’019.00 697.00 519.00 601.00 232.00 -51.19% 3
AMER SPORTS 14.60 69.80 5.70 12.40 -28.30 153.00 45.00 -14.40 63.40 42.00 187.67% 5
CALLAWAY -17.45 36.04 -15.47 119.05 -9.30 4.03 -12.58 -18.83 -47.21 -21.99 -226.01% 7
NIKE 1’303.70 1’313.60 1’334.20 1’565.20 1’487.10 1’280.40 2’829.10 1’380.00 1’302.00 2’370.00 81.79% 2

Der Free-Cashflow ist natürlich auch eine sehr wichtige Kennzahl, und deshalb immer bei meinen Vergleichen präsent: Er gibt an, wie viel Geld nach Investitionen für die Aktionäre und Fremdkapitalgeber übrig bleibt Wenn er negativ ist, muss das Unternehmen neues Fremdkapital aufnehmen.
Bei Shimano, Adidas und Nike z.B. war er in den letzten 10 Jahren nie negativ. Das nominiert diese Kandidaten bereits für die ersten Plätze. Den stärksten Zuwachs konnte Shimano erreichen: Platz 1, gefolgt von Nike auf Platz 2. Wieder einmal das Schlusslicht bildet leider Callaway.

Das Gesamt-Ranking / Fazit der Fundamentalen Analyse:

Gesamtranking Umsatz Umsatzrendite Gewinn GK-Rendite EK/Aktie Cashflow Durchschn. Rang
GIANT 1 3 1 3 2 4 2.33 1
SHIMANO 6 1 3 2 5 1 3.00 3
ACCELL 2 6 4 6 3 6 4.50 5
ADIDAS 3 4 5 4 1 3 3.33 4
AMER SPORTS 5 5 6 5 6 5 5.33 6
CALLAWAY 7 7 7 7 7 7 7.00 7
NIKE 4 2 2 1 4 2 2.50 2

Hier ist die Zusammenfassung der einzelnen Bewertungsschritte: Extrem auffällig ist die durchgehend schlechte Benotung bei Callaway. Bei jedem einzelnen Vergleich hatte dieses Unternehmen den letzten Platz.
Die fundamentalen Sieger sind Giant, gefolgt von Nike und Shimano (auf Platz 3).
Diese drei Unternehmen sind also die besten unter den Vergleichskandidaten. Nun schauen wir noch, ob eines dieser drei Unternehmen gerade günstig zu kaufen ist:

Die Bewertung:

KGV:

KGV 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 aktuell 2015 Median Rang
GIANT 13.52 15.76 14.61 11.10 8.78 13.46 16.51 14.43 20.80 21.99 23.42 20.73 15.18 5
SHIMANO 16.67 20.65 24.31 19.54 13.40 36.96 20.26 17.17 18.62 23.86 30.88 27.75 20.46 6
ACCELL 10.26 11.84 13.08 11.70 6.16 8.74 10.70 7.37 13.63 17.34 11.41 10.06 11.06 2
ADIDAS 17.33 21.10 15.90 18.94 8.38 32.25 18.04 17.15 26.78 24.63 18.72 16.36 18.38 1
AMER SPORTS 11.11 14.95 17.01 73.76 11.55 27.18 18.42 12.04 23.03 19.84 18.58 13.79 17.72 3
CALLAWAY -100.50 79.65 45.27 21.17 8.73 -33.38 -28.08 -2.09 -3.65 -33.05 42.56 24.26 3.32 7
NIKE 25.41 18.65 17.84 21.50 12.80 21.43 21.49 20.95 20.67 28.33 25.37 22.49 21.46 4

Der Rang beim KGV-Vergleich gibt an, wie weit das derzeitige KGV vom Median der letzten 10 Jahre entfernt ist. Je günstiger umso besser, d.h. wenn das derzeitige KGV kleiner als der langjährige Durschnitt (bzw. Median) ist, dann gibt das eine bessere Wertung, als wenn der langjährige Schnitt kleiner ist als die derzeitige Bewertung.
In diesem Fall sind derzeit alle Unternehmen höher bewertet als ihr langjähriger Schnitt. Hier gibt es deshalb für die beste Wertung für das Unternehmen, welches am wenigsten über dem langjährigem Schnitt bewertet ist.
Das ist derzeit bei Adidas der Fall. Da uns aber die fundamentale Analyse wichtiger ist als ein Unternehmen einfach nur billig zu kaufen (das vielleicht gar nicht gut ist), schauen wir uns nur Giant, Shimano und Nike an, die Sieger aus dem fundamentalen Vergleich.
Bei diesen drei ist Nike vom KGV her am günstigsten.

 Dividende, KBV und KUV:

Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV
GIANT 2.65% 6.27% 5.46 1.63
SHIMANO 0.72% 16.32% 4.51 4.35
ACCELL 4.11% -13.68% 1.29 0.37
ADIDAS 2.31% 23.31% 2.20 0.85
AMER SPORTS 2.78% 10.06% 2.24 0.83
CALLAWAY 0.51% 0.00% 1.79 0.69
NIKE 1.11% 15.69% 7.23 2.83

Von den 3 Siegern aus der Fundamental-Analyse wirkt Giant hier am günstigsten: Das KUV ist niedriger als bei Nike und Shimano. Das KBV ist günstiger als bei Nike, aber höher als bei Shimano, dafür ist die Dividendenrendite höher.
Es ist also ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Giant und Nike. Ich würde leicht zu Giant tendieren, da es mir etwas günstiger vorkommt und auch den fundamentalen Vergleich gewonnen hat – und nicht zuletzt da ich persönlich ein absoluter Freak des Radsports bin 😉  (Nike steht ja eher für den Laufsport)

Da ich aber immer den Sieger aus meinen Vergleichen in das Financeblog-wikifolio aufnehmen möchte und wikifolio leider extrem restriktiv ist, was die verfügbaren Aktien angeht (Giant ist nicht verfügbar), werde ich Nike in das wikifolio aufnehmen.

Der Chart:

Kursentwicklung der Sportartikel-Hersteller seit 2006 im Vergleich zum S&P 500-Index
Kursentwicklung der Sportartikel-Hersteller seit 2006 im Vergleich zum S&P 500-Index

Der Chart zeigt, dass im Prinzip alle bis auf Callaway den Index schlagen konnten. Amer Sports ist relativ ähnlich dem Index gelaufen.
Interessanterweise konnten gerade die Sieger aus der Fundamental-Analyse (Giant, Shimano und Nike) die beste Performance hinlegen.

Noch besser sieht man das im Total-Return-Vergleich:

Einstiegsjahr Giant Shimano Accell Adidas Amer Sports Callaway Nike S&P 500
2007 29.17% 20.31% 5.20% 8.08% 5.77% -7.31% 18.08% 6.50%
2008 27.41% 20.57% 6.28% 4.33% 4.56% -11.11% 16.20% 6.71%
2009 30.89% 27.40% 12.56% 17.20% 29.92% -3.22% 23.85% 16.92%
2010 27.05% 31.99% 2.81% 12.54% 22.38% 0.16% 22.18% 15.02%
2011 23.85% 37.69% -4.45% 8.16% 15.53% -1.74% 19.86% 15.00%
2012 32.69% 59.58% 2.99% 9.57% 27.03% 11.84% 21.89% 20.21%
2013 25.15% 65.72% 4.69% -3.34% 25.83% 8.28% 30.30% 22.75%
2014 23.36% 66.31% 3.02% -41.65% 10.74% -16.03% 3.23% 10.80%

Sehr gerne mache ich auch immer diesen Vergleich: Was wäre wenn man am Jahresanfang eines bestimmten Jahres in eine Aktie investiert hätte: Wie viel hätte man pro Jahr bis heute verdient (inkl. Dividenden) ?

Die “Sieger” aus meiner Analyse konnten den Index fast immer schlagen: Einzige Ausnahme ist Nike im heurigen Jahr.  Callaway konnte leider nie den Index schlagen. Adidas musste heuer herbe Rückschläge hinnehmen.

Giant wäre – trotz der fulminanten Kursperformance – noch immer ein gutes Investment (weil es nach wie vor nicht teuer bewertet ist). Leider ist es in wikifolio nicht möglich. Ich werde es aber dennoch im mein privates Portfolio aufnehmen und – wie bereits erwähnt – Nike in das Wikifolio aufnehmen: Auch ein sehr gutes Unternehmen.