In Aktien investieren für Anfänger – Teil 2 (Unternehmenszahlen finden)

Im ersten Teil dieser Serie habe ich erläutert, was ein “gutes” Unternehmen ausmacht, d.h. auf welche Details man bei der Auswahl eines Unternehmens in das man investieren möchte achten muss.

In diesem Teil möchte ich darauf eingehen, wie man zu den notwendigen Finanzdaten kommt um detaillierte Auswertungen vorzunehmen.

Wenn wir diese Daten beschaffen können und verstehen, können wir auch beginnen uns mit der Bewertung der Unternehmen an der Börse zu beschäftigen -also ob eine Aktie billig oder teuer ist.

Das wichtigste Daten für uns sind immer Bilanz sowie GuV, da man alle Kennzahlen daraus berechnen kann – auch die Bewertungskennzahlen wie KGV, KBV, etc. können wir selbst ausrechnen wenn wir diese Daten haben. Dazu später.

Wo bekommt man also rasch und übersichtlich Finanzdaten über börsennotierte Unternehmen?

Jedes an der Börse notierte Unternehmen ist verpflichtet zumindest  einmal im Jahr einen Geschäftsbericht zu veröffentlichen. Meistens (vor allem in den USA) werden auch Quartalsbericht veröffentlicht.

Man kann diese Berichte direkt auf der jeweiligen Unternehmenswebsite unter “Investor Relations” finden.

Wir wollen allerdings eine übersichtlichere Darstellung um die einzelnen Unternehmen besser vergleichen zu können. Außerdem ist es relativ zeitaufwendig die Berichte einzeln zu suchen.
Dafür gibt es zahlreiche Webseiten, die Zusammenfassungen in standardisierter Form zur Verfügung stellen.
Da es in der USA mittlerweile für die Unternehmen Pflicht ist, ihre Zahlen digital an die SEC (security and exchange commission) zu übermitteln, ist es relativ einfach an Zahlen für die US-Unternehmen zu kommen.

Die für US-amerikanische Unternehmensdaten  meiner Ansicht nach am besten geeignete Seite ist:
http://finance.google.com

Man gibt einfach in das Suchfeld den Namen des Unternehmens oder das Börsenkürzel ein (also z.B. “Apple” oder “AAPL”) und kann dann auf der linken Seite unter “Company” auf “Financials” klicken.
Dort findet man dann die Bilanz (Balance Sheet) sowie die Gewinn und Verlustrechnung (Income Statement). Wenn man als Periode “Annual Data” wählt, sieht man die letzten 4 Jahre im Vergleich.

Ein sehr interessantes Tool von finance.google.com ist auch der “Stock Screener” mit dem man nach bestimmten Kriterien Unternehmen finden kann. So kann man z.B. gezielt nach Unternehmen mit einer Gesamtkapitalrendite >10% suchen, in dem man im Stock-Screener  “add criteria” anwählt und unter “Operating metrics” den Punkt “Return on assets” auswählt.

Insgesamt ist finance.google.com in meinen Augen die beste kostenlos verfügbare Informationsquelle für Finanzinformationen im Internet.
Leider gilt das nur für US-Unternehmen. Man kann dort zwar auch für europäische und andere Unternehmen Daten wie Börsekurs abrufen, aber leider keine Bilanzen.

Ein weiterer “Nachteil” von Google Finance ist natürlich die englische Sprache. Man eignet sich aber sehr schnell die englischsprachlichen Begriffe wie z.B. “Revenue” für Umsatz etc. an. Ich werde auch in Beispielen darauf eingehen.

Wo findet man Unternehmensdaten für europäische Unternehmen?

Hier ist meiner Ansicht nach http://www.onvista.de die übersichtlichste Quelle.

Nach Eingabe des Unternehmensnamens, des Börse-Tickers oder der ISIN gelangt man an eine Übersicht bei der man auf dem Menü “Unternehmen” das Untermenü “Bilanz/GuV” anwählen kann.

Man erhält dann verkürzte Bilanzen sowie GuV-Rechnungen für die letzten 5 Jahre. Leider nicht so ausführlich wie bei Google, aber immerhin.

Vom Aufbau der Webseite sehr ähnlich und auch sehr gut ist http://www.finanzen.net

Hier kommt man zu den Bilanzen über das Menü “Fundamental”. Leider sind die Berichte hier noch stärker verkürzt und detailliert  als bei Onvista. Dafür reichen sie mehrere Jahre (bis zu 7) zurück.
Finanzen.net hat auch schon einige Kennzahlen berechnet wie z.B. Eigenkapitalquote etc.

Mir persönlich ist es aber lieber, mehr Details im Bericht zu sehen als Kennzahlen die man sich sowieso auch selbst ausrechnen kann.

Im nächsten Teil  zeige ich dann wie man diese Zahlen auswerten kann und werde auch über die Bewertung schreiben, damit die Suche nach den Schnäppchen an der Börse losgehen kann.

In Aktien Investieren für Anfänger – Teil 1 (Einführung, Grundlagen)

Nach einer kurzen Unterbrechung gibt es heute wieder einen frischen Artikel für mein Blog – dieser Artikel war relativ aufwendig, da ich mich bemüht habe die Grundlagen für jedermann verständlich zu erklären.

Aktien gehören meiner Ansicht nach in jedes Portfolio. Mit dem Sparbuch oder der Lebensversicherung kann man heutzutage nicht einmal ausreichend Ertrag erwirtschaften um der Inflation zu entkommen. Das so angelegte Geld wird real immer weniger wert.

Wie kann man also sein Vermögen sinnvoll schützen, bzw. für die Altersvorsorge aufbauen? Das Hauptargument sind immer wieder Sachwerte wie Immobilien oder Gold. Natürlich “entkommt” man durch die Investition in Sachwerte der Inflation ganz gut.

Was viele aber nicht glauben wollen: Auch Aktien sind Sachwerte! Es sind Beteiligungen an Unternehmen, mit allen damit verbundenen Rechten. Einem Aktionär gehört ein Teil der Firma. Er ist beteiligt am Gewinn und hat auch ein Stimmrecht.

Natürlich gibt es gute und schlechte Firmen, und wenn man nun einfach “blind” irgendwelche Aktien oder Index-Zertifikate kauft wird man auch sehr oft daneben greifen und schlechte Erfahrungen sind vorprogrammiert. Daraus resultieren dann die typischen Abwehr-Argumente gegen ein Aktieninvestment: Zu gefährlich, viel zu unsicher, nur Zocker machen das, etc.

Es ist also erforderlich, sich mit der Materie ein wenig zu beschäftigen. Das sollte selbstverständlich sein, da es ja um das eigene – hart erarbeitete – Geld geht.

Dazu ein Beispiel:
Die Aktionärsquote – also die Anzahl der Leute in der Bevölkerung die direkt oder indirekt (über Fonds) Aktien besitzen – macht in Österreich und Deutschland nur ca. ein Drittel dessen aus wie in den USA oder der Schweiz. (In Österreich halten etwa 8% der Bevölkerung Aktien, in den Schweiz und den USA sind es über 25%)
In der Schweiz habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Bevölkerung dort sehr gut aufgeklärt ist über Wirtschaftsthemen – und auch sehr interessiert. Man muss sich nur einmal das Fernsehprogramm des Schweizer Rundfunks ansehen: sehr viele Sendungen mit Wirtschaftsthemen, sehr viele Interviews mit CEOs von börsennotierten Firmen, etc. während bei uns “Dancing Stars” oder “Teenager werden Mütter” läuft..

Ich möchte mit diesem Artikel eine Serie von Beiträgen beginnen, in denen ich die fundamentalen Fakten  näher bringen, die jeder wissen sollte bevor er sich für oder gegen ein Aktieninvestment entscheidet.

Los gehts!

Wie ich schon erwähnt habe gibt es gute und schlechte Firmen an der Börse.

Wir wollen natürlich nur die Guten in unserem Portfolio haben – und zu teuer dürfen sie auch nicht sein.

Also ist es die erste Aufgabe – und das zuerst einmal völlig unabhängig vom aktuellen Aktienkurs des Unternehmens – die wirklich Guten Unternehmen herauszupicken.

Ich untersuche die Unternehmen immer nach folgenden 3 Kriterien:

1) Marktstellung
2) Ertragskraft
3) Wachstumschancen

Die Kriterien im Detail:

Bezüglich Marktstellung sollte man sich folgende Fragen stellen:
Ist das Unternehmen bekannt?
Haben die Menschen täglich damit zu tun?
Ist das Unternehmen durch starke Marken präsent?
Wie hart ist der Wettbewerb?
Eine starke Marke und ein Produkt dass möglichst viele Menschen haben möchten sind eine ideale Kombination, wie z.B. Coca-Cola, Pampers, Nespresso,  Gilette, etc..  Oft kommt man auf gute Investment-Ideen wenn man schaut, was in den Supermarkt-Regalen steht bzw. was man selbst oft kauft. Auch die TV-Werbung kann unter dieser Betrachtungsweise sehr interessant sein.

Eine starke Marke ist wie eine Festung. Es ist nicht einfach sie anzugreifen.  Die Mehrzahl der Kunden wird für ein Markenprodukt mehr ausgeben als für eine billige Kopie, sodaß das Unternehmen welches die Marke besitzt quasi die Preise festlegen kann. Das ist auch ein guter Inflationsschutz.

Jetzt zur Ertragskraft:
Wie wir gesehen haben, kann eine starke Marke sehr zur Ertragskraft beitragen, aber wichtig ist natürlich auch die Umsetzung.
Hier ist ein gutes Management gefragt sowie schlanke und effiziente Strukturen. Das schlägt sich dann auf die Zahlen nieder.

Die wichtigste Kennzahl um die Ertragskraft eines Unternehmens zu ermitteln ist die Gesamtkapitalrendite. Sie gibt an viel mit dem vorhandenem Kapital (also aller Anlagen, Maschinen, Fabriken sowie Lagerstand und Cash-Bestand – quasi die Aktiv-Seite der Bilanz) an Gewinn erwirtschaftet werden kann.

Sie errechnet sich so:
EGT geteilt durch Summe aller Aktiva (bzw. =Bilanzsumme)  mal einhundert.
Als Ergebnis bekommt man eine Prozentzahl. Das Kapital ist in der Berichtsperiode dann um diesen Prozentsatz gewachsen.

Es ist meiner Ansicht nach DIE Kennzahl um Unternehmen zu vergleichen. Genauso interessiert man sich ja auch für die “Rendite” wenn man andere Anlagen tätigt z.B. beim Kauf einer Vorsorgewohnung.

Ich werde in den weiterführenden Artikeln natürlich noch genauer darauf eingehen.
Nur soviel sei hier noch erwähnt: Ich würde es einen Anfänger unter keinen Umständen empfehlen in ein Unternehmen zu investieren, welches eine sehr geringe (< 5%) oder gar eine negative Gesamtkapitalrendite hat.  Also Finger weg von Unternehmen die keine Gewinne machen.

Eine weitere Kennzahl für die Ertragskraft ist die Umsatzrendite.

Sie zeigt an, wie hoch die Spannen (Margen) sind die das Unternehmen verdient.
Sie errechnet sich so:
EGT (Ergebnis vor Steuern) geteilt durch Umsatz mal einhundert
Als Resultat bekommt man ebenfalls eine Prozentzahl.

Die oben genannten Kriterien hängen natürlich zusammen, da ein Unternehmen mit guter Marktstellung die Preise diktieren kann und deshalb wahrscheinlich auch gute Erträge einfahren wird.

Zu guter Letzt müssen wir noch die Wachstumschancen betrachten:
Hier stellen wir folgende Fragen:
Wie war das Wachstum in der Vergangenheit? (Umsatz, EGT, Cashflow und Eigenkapital) – wie wir das heraus finden zeige ich ebenfalls in weiterführenden Artikeln.

Da man aber nicht in die Vergangenheit sondern in die ZUKUNFT investiert ist es besonders wichtig zu beurteilen, wie das Wachstum in Zukunft aussehen könnte.
Gibt es Wettbewerb der härter werden könnte?
Ist der Markt gesättigt?
Gibt es andere Produkte die das Produkt des Unternehmens substituieren (ersetzen) könnten?
Das war z.B. bei den Digitalkameras der Fall, die analoge Fotografie mit Filmrollen etc. komplett verdrängt haben was dadurch zur Pleite von Kodak geführt hat. (Interessantes Detail am Rande: Die Digitalkamera wurde von Kodak erfunden – so kann man sich auch unwissentlich sein eigenes Grab schaufeln 😉
Die Frage muss auch anders herum gestellt werden: Ist das Produkt geeignet andere Produkte zu substituieren und somit neue Wachstumspotentiale zu erschliessen? Das kann sehr große Chancen bringen wie z.B. in Zukunft eventuell konventionelle Autos durch Elektro-Autos ersetzt werden könnten.

Wir haben also gesehen: Es gibt “hard-facts” und “soft-facts” bei der Beurteilung eines Unternehmens. Für die hard-facts benötigen wir einen Blick in die Geschäftsberichte und müssen Kennzahlen ausrechnen. Die Soft-Facts können wir einfach durch Beobachten und Nachdenken ermitteln.

In den nächsten Folgen werde ich unter anderem zeigen:

– Wie findet man die Geschäftsberichte der Unternehmen, bzw. wie findet man einfach und rasch die benötigten Zahlen

– Wie findet man heraus ob ein Unternehmen “teuer” oder “billig” ist.

– Bewertungen an Hand von Beispielen.

Der Leser kann sich bis dahin Gedanken machen ob ihm Unternehmen zu den oben genannten Kriterien einfallen und die soft-facts,  für die man noch keine Kennzahlen benötigt, einmal durchgehen.

Euro und US-Dollar gehen getrennte Wege

Die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank FED Janet Hellen hat am Freitag angedeutet, dass sie eine Erholung der US-Wirtschaft sieht – vor allem einen starken Rückgang der Arbeitslosigkeit in den letzten 5 Jahren – und hat laut über ein “tightening” (=Straffung) der monetären Maßnahmen der FED nachgedacht.

Die FED versucht die Geldversorgung der US-Wirtschaft dahingehend zu steuern, dass einerseits die Wirtschaft über ausreichend Geld verfügt um zu funktionieren (wenig Arbeitslosigkeit) , aber andererseits eine Inflation zu vermeiden.

Es könnte also bereits 2015 zu Leitzinserhöhungen beim Dollar kommen. Der USD hat gegenüber den meisten Währungen – insbesondere gegenüber dem EUR aufgrund dieser Meldung zugelegt.

Im Euro-Raum kann man leider noch nicht von einer deutlichen Erholung der Wirtschaft sprechen, deshalb hat die europäische Zentralbank EZB bereits signalisiert, dass bis 2017 keine Änderung ihrer Politik (Zinserhöhung) statt finden wird.

Diese Situation hat es in der Form seit Einführung des Euro noch nicht gegeben. Bisher hat die EZB ihre Politik immer an die FED angepasst – sie hat zwar verzögert und nicht so stark auf Trends reagiert wie die FED, aber meistens im Einklang.  Das hat den Wechselkurs zwischen EUR und USD in den letzten 10 Jahren – bis auf kurze Ausreißer – immer recht stabil zwischen 1,20 und 1,40 gehalten.

Die USD-Leitzinsen in weiss, die EUR-Leitzinsen in orange
Die USD-Leitzinsen in weiss, die EUR-Leitzinsen in orange

Jetzt deutet sich erstmals eine deutlich raschere Erholung der Wirtschaftslage in Amerika an als in Europa. Die Ursache liegt vor allem bei den südeuropäischen krisengeplagten Ländern wie Portugal, Italien, Griechenland und Spanien (PIGS-Staaten).

Diese Situation könnte den EUR in näherer Zukunft stark schwächen. An der Entwicklung des Wechselkurses der letzten Monate ist bereits zu sehen, dass der Markt schon länger ein Straffen der monetären Politik der FED erwartet.

Wechselkurs zwischen EUR und USD
Wechselkurs zwischen EUR und USD

Ich persönlich erwarte eine weitere Erholung der US-Wirtschaft, aber auch der des “Nord”-europäischen Raumes. Das könnte die Rufe nach einer Teilung des Euro in einen “Nord” und einen “Süd”-Euro wieder aufkeimen lassen.

In der näheren Zukunft schaut es meiner Ansicht nach jedenfalls nicht gut aus für einen “starken” Euro. Anhaltend niedrige Zinsen lassen die Gelder natürlich in Märkte fliessen wo die Renditen höher sind, besonders in die “Weltleitwährung” US-Dollar.

Smartphone-Hersteller im Vergleich

Im Jahr 2013 wurden erstmals weltweit über 1 Milliarde Smartphones verkauft – und das Wachstum geht 2014 munter weiter.

Ein Grund, die börsennotierten Hersteller dieser Wundergeräte genauer unter die Lupe zu nehmen – und zwar mit der Frage, wessen Aktien am attraktivsten sind.

Zuerst noch eine kurze Anmerkung: Ich habe bei diesem Artikel zum ersten Mal probiert Excel-Tabellen einzubetten – das hat noch nicht ganz so schön funktioniert. Ich bitte die Leser das zu Entschuldigen 😉

Zurück zum Thema:

Im Jahr 2013 war der Marktführer bei verkauften Geräten Samsung, gefolgt von Apple. An Platz drei war Huawei. An den Plätzen vier und fünf waren LG und Lenovo.

Von den Top 5 sind vier Firmen börsennotiert: Samsung, Apple, LG und Lenovo. Diese vier werde ich jetzt genauer beleuchten:

Zuerst eine Analyse des Umsatzes  sowie die Anzahl der verkauften Geräte. Ich habe auch Tablets mit einbezogen, da alle Firmen außer Apple die Smartphones und Tablets in ihren Geschäftsberichten als “mobile devices” zusammenfassen. Nur Apple unterscheidet im Annual Report zwischen Iphone, Ipad und Ipod.

smartphone-herstellersmartphone-hersteller

HerstellerUmsatz Mio USDVerkaufte GeräteUmsatz/Gerät USDAnteil am UmsatzWachstum (3 Jahre)
SAMSUNG87'233.00313'900'000.00277.9060.40%43.25%
APPLE123'259.00221'290'000.00557.0072.10%62.06%
LG12'753.2047'700'000.00267.3649.69%54.00%
LENOVO5'657.4045'500'000.00124.3414.60%91.59%

Auf den ersten Blick zu erkennen ist, dass Samsung und Apple gemeinsam den Markt derzeit dominieren. Da etwa 1 Milliarde “mobile devices” im Jahr 2013 verkauft wurden, hatten beide gemeinsam über 50% Marktanteil. Samsung hatte einen guten Vorsprung vor Apple.

Beim Umsatz sieht das allerdings anders aus: Apple hat deutlich mehr Umsatz mit den mobilen Geräten gemacht als Samsung, da sie jedes Gerät für durchschnittlich USD 557,- verkaufen konnten. Samsung konnte nur USD 277,90 pro Gerät erzielen. Am wenigsten konnte der “Diskonter” Lenovo von seinen Kunden für seine Geräte lukrieren: USD 124,34 pro Gerät.

Daran ist deutlich zu erkennen, dass Apple eine sehr sehr starke Marke ist, und die Kunden den Besitz eines Apple-Gerätes wirklich als Prestige ansehen. Das ist ein fundamentaler Punkt für Apple.

Lenovo hingegen schafft es seine Endgeräte extrem billig anzubieten und dennoch Gewinne zu machen (siehe nächste Tabelle).  Sie haben deshalb auch die stärksten Zuwachsraten. Derzeit sind sie noch unbedeutend im Smartphone-Markt aber das könnte sich ändern, wenn sie diese Wachstumsraten beibehalten. Daß die Diskonter-Strategie auch aufgehen kann sehen wir in anderen Bereichen wie z.B. bei Lebensmittel-Diskontern.

Jetzt ein kurzer Blick auf die Ertrags- und Bewertungszahlen:

smartphone-herstellersmartphone-hersteller

 KGVKBVDiv. RenditeGK-Rendite
APPLE16.365.021.86%18.26%
SAMSUNG10.101.261.15%11.66%
LENOVO18.414.892.03%4.43%
LGnegativ1.230.27%-0.43%

Als Kennzahl für die  Ertragskraft eines Unternehmens eignet sich die Gesamtkapitalrendite am besten für eine rasche Analyse   (hierzu werde ich noch mehr hier schreiben), da diese auf den ersten Blick darstellt wie viel Ertrag jährlich aus der Substanz erzielt werden kann.

Hier sieht man wieder die Markenstärke von Apple. Durch die teuren Preise die Apple für seine Endgeräte erzielen kann hat es die höchste Rendite unter allen börsennotierten Mitbewerbern.

Lenovo schafft es dafür – trotz Endgerätepreisen die weniger als ein Drittel derer von Apple ausmachen – Gewinne zu erwirtschaften. Zwar nicht in der gleichen Höhe wie Apple aber immerhin.

LG ist für mich sowieso aus dem Rennen, da es Verluste einfährt. Ich investiere nicht in Firmen die Verluste machen, schon gar nicht, wenn sie keine gute Historie in ihren Zahlen vorweisen können.

Samsung hingehen ist zwar (noch) Marktführer bei den verkauften Geräten, gerät aber von beiden Seiten unter Druck: Apple zieht die Kunden an die hochwertige Geräte besitzen möchten und Prestige ausstrahlen möchten, und Lenovo & Co (es gibt noch zahlreiche andere Billig-Hersteller die nicht börsennotiert sind – vor allem im asiatischen Raum) locken jene Kunden zu sich die einfach nur ein günstiges Endgerät erwerben möchten.

Samsung steht in der Mitte: Die Geräte sind weder besonders günstig noch besonders hochwertig. Ihr derzeitiges Plus ist das große Angebot an Geräten mit unterschiedlichen Eigenschaften wie vor allem Display-Größe. Apple hat den Markt für “Phablets” also Smartphones mit großem Display die beinahe ein Tablet ersetzen bisher nicht bedient (das ändert sich angeblich bald mit dem Iphone 6) und die anderen Mitbewerber sind für Apple unbedeutend.

Von der fundamentalen Betrachtung her (ohne Bewertung des Aktienpreises) würde ich also Apple und Lenovo als die Sieger bezeichnen.

Apple als Premium-Hersteller der eine extrem gute Bilanz und auch sehr gute Wachstumszahlen hat und Lenovo als Diskonter, der dennoch Gewinne einfahren kann und noch bessere Wachstumszahlen hat.

Da man beim Aktienkauf auch immer einen Blick auf die Bewertung werfen muss (ein gutes Unternehmen zu teuer kaufen bringt auch nichts)  , betrachten wir diese jetzt auch:

Vom Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) und Kurs/Buchwert-Verhältnis(KBV) ist Samsung am günstigsten,

Apple ist interessanterweise – obwohl die Aktie gerade ein Allzeithoch überwunden hat – beim KGV auf Platz 2.

Lenovo ist fast ähnlich bewertet wie Apple (KGV, KBV und Dividendenrendite)

Aus meiner Sicht sind deshalb die interessantesten Smartphone-Hersteller zum Investieren Apple und Lenovo.

Apple wenn man glaubt, dass eine starke Marke und hochpreisige Geräte die Kunden überzeugen können. In ca. 1 Monat werden neue Iphones vorgestellt und ich erhoffe mir, dass Apple damit wirklich Samsung den Markt der “Phablets” abgraben wird.

Lenovo wenn man glaubt, dass ein Diskonter in Zukunft gute Chancen hat große Marktanteile zu gewinnen mit billigen Endgeräten.

Generell möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich eine Investition in diese Branche als extrem riskant erachte (Risiko bedeutet natürlich auch Chance), da diese Branche extrem schnelllebig ist. Ich würde deshalb nur empfehlen hier zu investieren wenn man selbst ein großes technisches Interesse an diesen Geräten hat und sich mit den Trends in diesem Markt beschäftigen möchte. Es ist sicher nach wie vor eine große Zukunftsbranche da die Entwicklungen extrem schnell von statte gehen und kaum jemand ein Smartphone länger als 2 Jahre besitzt, aber es können natürlich viele unvorhersehbare Dinge passieren.

über Bewertungen, innerer Wert und Marktwert

Ein wichtiger Aspekt bei der Fundamentalanalyse ist die Bewertung von Anlageklassen (Assets). Ist ein Produkt vom Markt zu teuer oder zu billig bewertet?

Ich beleuchte dieses Thema einmal aus der Sicht eines Aktien-Investors. Wer eine Aktie an einem Unternehmen besitzt ist am Eigenkapital dieser Firma beteiligt mit allen damit verbundenen Rechten wie Stimmrecht, Anteil am Gewinn und an Dividenden, etc.

Die Bewertung eines Assets ist immer mit dem Blick in die Zukunft verbunden und deshalb immer mit Vermutungen und Schätzungen. Wenn man die Zukunft korrekt vorhersagen könnte wären Finanzmärkte überflüssig, da dort im Prinzip Zukunftserwartungen und die damit verbundenen Risiken gehandelt werden.

Der sogenannte “innere Wert” oder “intrinsic Value” eines Assets errechnet sich – vereinfacht gesagt – einerseits aus den abgezinsten zukünftig erwarteten Gewinnen und andererseits aus er vorhabdeben Substanz (Eigenkapital).

kurze Erklärung dazu: Das Eigenkapital besteht im Prinzip aus allen Anlagen die ein Unternehmen besitzt (Cash-Bestand und Wertpapiervermögen, Immobilien wie z.B. Fabriken, etc.) abzüglich der Schulden.  Eine wichtige Bewertungskennzahl ist hier das KBV (Kurs/Buchwert-Verhältnis) – Ein KBV von 1 sagt aus, dass jeder EUR der für die Aktie gezahlt wird auch für einen EUR Eigenkapital bei dem Unternehmen steht. Ist das KBV entsprechend höher, dann bezahlt man für 1 EUR Eigenkapital entsprechend mehr. (Beispiel: Apple hat derzeit ein KBV von 4,98 – d.h. man bezahlt für 1 USD (in diesem Fall natürlich Dollar) Eigenkapitalanteil derzeit 4,98 USD)

An den stark unterschiedlichen KBVs der Unternehmen sieht man auch, dass der Ertragswert eine übergeordnete Rolle spielt. Die zukünftig erwarteten Gewinne können schliesslich das Eigenkapital auch schnell anwachsen lassen bzw, Verluste können es auffressen.

Den Ertragswert ermittelt man – auch vereinfacht – indem man sich selbst ein Bild zukünftiger Erträge macht. Bei einigen Firmen ist das relativ einfach, da sie keine starken Schwankungen unterworfen sind – insbesonders wenn sie in bestimmten Märkten eine wichtige Rolle spielen. (Beispiel: Johnson&Johnson hat eine stabile Entwicklung der Gewinne – siehe Chart)

Beispiel: Johnson & Johnson Aktienkurs (weiss) der letzten 25 Jahre sowie der Gewinn pro Aktie  (grau)
Beispiel: Johnson & Johnson Aktienkurs (weiss) der letzten 25 Jahre sowie der Gewinn pro Aktie (grau)

Je weiter ein erwarteter Gewinn in der Zukunft liegt umso weniger ist er heute wert. Ein Gewinn der z.B. in einem Monat ausgeschüttet werden kann hat einen höheren Wert als einer auf den man noch 1 Jahr warten muss. Ein Apfel der schon reif am Baum hängt und den man nur noch pflücken muss ist auch mehr wert als einer der erst nächstes Jahr reifen wird. Deshalb werden die zukünftigen Gewinne “abgezinst” d.h. um einen bestimmten Zinssatz verringert. (abhängig vom Risiko – darüber muss ich aber einen eigenen Artikel schreiben sonst wird das hier zu lange)

Der aus den zukünftigen, abgezinsten Gewinnen sowie aus dem vorhandenem Kapital errechnete Wert ist also der “innere Wert” eines Unternehmens.

Der Marktwert hingegen ist der Wert der durch die Handelsteilnehmer (Angebot und Nachfrage) an den Finanzmärkten fixiert wird. Hier spielt z.B. Knappheit eine große Rolle. Ist ein Gut knapp, aber sehr stark nachgefragt steigt der Preis, umgekehrt sinkt er natürlich wenn niemand mehr dieses Gut besitzen möchte.

Der Marktwert kann sehr stark vom inneren Wert abweichen. Vor allem bei Spekulationsblasen kommen abartige Abweichungen vor. In Zeiten von Spekulationsblasen verlieren viele Marktteilnehmer den Blick auf den inneren Wert und wollen etwas UNBEDINGT haben, sei es weil wie glauben, dass sie es zukünftig noch teurer verkaufen können weil es dann noch mehr Leute besitzen möchten. (=”greater fool theory” – Die Hoffnung auf einen “größeren Dummkopf” der später noch mehr dafür bezahlen wird als man selbst bezahlt hat). Charttechniker machen sich solche Phänomene zu Nutze. Beispiele dafür gibt es zahlreiche: z.B. die Internetblase die im Jahr 2000 ihren Höhepunkt hatte, bzw. eine der ältesten und gleichzeitig skurrilsten Blasen: Die Tulpenblase im 17ten Jahrhundert in den Niederlanden, als für einzelne Tulpenzwiebeln der Gegenwert eines ganzen Hauses geboten wurde.

Beispiel: Der NASDAQ-Index zu Zeiten der Internetblase (1996-2003)
Beispiel: Der NASDAQ-Index zu Zeiten der Internetblase (1996-2003)

Ich persönlich suche meine Anlagen nach dem inneren Wert aus und versuche das “mitreiten” von Blasen zu vermeiden. Man kann schliesslich nie wissen wie lange der Trend anhält und wann er einbricht und ins Gegenteil umkehrt. Vom inneren Wert hingegen hat man immer etwas. Man ist z.B. bei Aktien beteiligt an den Gewinnen und erhält in vielen Fällen regelmässig eine Dividende. Das sind Dinge die man auch auf dem Bankkonto spürt, von denen man etwas hat und die man für sich selbst bewerten kann.

Ist der Marktwert (aus meiner Sicht) unter dem inneren Wert, dann kaufe ich. Fällt er weiter ist mir das auch egal, sofern ich vom inneren Wert überzeugt bin. Steigt der Marktwert sehr stark über den inneren Wert, dann suche ich günstigere Alternativen.

Diese Vorgehensweise ist der Grund, wieso ich nicht der Freund von Anlageklassen bin die keinerlei Erträge erwirtschaften wie z.B. Rohstoffe, Edelmetalle etc. Hier ist der innere Wert sehr schwer bis gar nicht bestimmbar und der Marktwert kann deshalb sehr stark schwanken. (siehe Goldpreisentwicklung der letzten Jahre). Auch von modernen Formen des Investments die derzeit angepriesen werden wie z.B. Investieren in Kunst oder in teuren Wein halte ich nichts. Hier ist man nur darauf angewiesen dass man sein Investment später irgendwann an jemanden verkaufen kann der noch mehr dafür zu zahlen bereit ist als man selbst war. Der Wert wird ausschliesslich dadurch bestimmt, was die anderen Marktteilnehmer zu Zahlen bereit sind.

Apple-Aktie auf neuem Allzeithoch

Gestern kletterte die Apple-Aktie über ihr letztes Hoch von 2012 auf über 100 USD/Aktie. (Nachdem Apple heuer einen 7:1 Split durchgeführt hat entspricht das einem Kurs von USD 700 im Jahr 2012)

Seit dem letzten Hoch hatte die Firma über ein Drittel ihres Wertes eingebüßt, nachdem durch den Tod von Steve Jobs die Angst grassierte, dass die Innovationskraft des Unternehmens beeinträchtigt sei.

In Kürze werden neue iPhones erwartet (iPhone 6) und die Gerüchte verdichten sich, dass Apple in den Phablet-Markt (Smartphones mit grossem Display) einsteigen wird. Außerdem wird Apple bald seine neue Version von MacOS X (Yosemite) und IOS 8 herausbringen – die beiden Betriebssysteme vereinen die Arbeit zwischen Desktop-Rechnet und Smartphone auf eine ganz neue Weise.

Ich nehme an, dass der Aktienkurs am Tag der Präsentation der neuen iPhones dennoch wieder nachgeben wird – wie fast immer bei der Vorstellung von neuen Produkten. Die Erwartungen an das neue Wundergerät sind wahrscheinlich ein wenig zu hoch.

Entwicklung der Apple-Aktie seit 2009 bis 20.8.2014

Entwicklung der Apple-Aktie seit 2009 bis 20.8.2014

Sind Aktien nach der Rallye der letzten 2 Jahre bereits zu teuer?

Seit dem Crash bedingt durch den Ausbruch der Finanzkrise 2008 haben sich Aktien vor allem in den westlichen Ländern extrem gut entwickelt. So hat der amerikanische S&P 500 – Index  längst neue Höchststände erreicht.

Aus fundamentaler Sicht sind Aktien meiner Ansicht nach allerdings noch immer “günstiger” als sie es beim letzten Hoch 2007 waren. Oft wird als Maßstab für die Bewertung das KGV (Kurs/Gewinn-Verhältnis) herangezogen. Nachdem die Gewinne der meisten Unternehmen allerdings mehr oder weniger starken Schwankungen ausgesetzt denke ich, daß das KBV (Kurs/Buchwert-Verhältnis) einen besserer Wertmaßstab darstellt. Es bildet immerhin den Wert des Eigenkapitals der Unternehmen ab, also genau das woran der Aktien-Halter eigentlich beteiligt ist.

Mit einem KBV von etwa 2,75 (Stand 6.7.2014) nähern sich die Aktien-Preise also an das Niveau von 2007, sind aber noch nicht teurer als damals.

Die Unternehmen haben also einen Großteil der Kursentwicklung durch eigene Wirtschaftskraft unterlegt.

S&P 500 Index (weiss), Kurs/Gewinn-Verhältnis (grün) und Kurs/Buchwert-Verhältnis (blau) seit 1980
S&P 500 Index (weiss), Kurs/Gewinn-Verhältnis (grün) und Kurs/Buchwert-Verhältnis (blau) seit 1980, Stand 6.7.2014

Die Zinsentwicklung der letzten 30 Jahre – kommt eine Trendumkehr?

Seitdem die US-Notenbank unter Paul Volcker Anfang der 80er Jahr die Zinsen zur Bekämpfung der damals sehr hohen  Inflation drastisch erhöht hat (zeitweise auf über 20%) , zeichnet sich ein Trend sinkender Zinsen ab.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Europa, wo die Renditen auf 10 jährige deutsche Staatsanleihen seit kurzem auf unter 1% gesunken sind.

Die Zinsteigerungen in (Hoch)Kunjunkturphasen stellen im Gesamtbild nur kleine Schwankungen dar.

Was ist die Ursache für diese (relativ) langfristige Entwicklung und wie wird es weitergehen?

Staaten mit guter Bonität können sich immer billiger und immer mehr Geld leihen.  Die Leitzinsen bei den wichtigsten Währungen befinden sich mittlerweile bei Null oder in der Nähe davon. Dennoch ist keine merkliche Inflation bzw. Konjunktur in Sicht. Staatsanleihen – vor allem von Staaten mit guter Bonität – sind trotz der niedrigen Zinsen nach wie vor eine sehr gefragte Anlageklasse – natürlich auch bei den Notenbanken (siehe “Quantitative Easing” der FED, die durch Staatsanleihenkäufe die Zinsen künstlich niedrig hält, und die Nachfrage nach Staatsschulden ankurbelt)

Dazu kommt noch, dass die meisten Staaten – insbesondere die südeuropäischen – immer mehr Schulden angehäuft haben und diese nur durch niedrige Zinsen finanzieren können. Ein Zinsanstieg würde diese Staaten sehr rasch in große Schwierigkeiten bringen – auch das haben wir bereits erlebt am Beispiel der Griechenland-Krise.

Solange die Inflation keine Gefahr darstellt, werden deshalb die Zinsen niedrig bleiben. Dass dieser Zustand sehr lange anhalten kann sieht man z.B. in Japan, wo seit fast 20 Jahren eine Niedrigzinsphase herrscht.

 

Renditen  auf 10 jährige US-Staatsanleihen 1982 bis heute
Renditen auf 10 jährige US-Staatsanleihen 1982 bis heute

 

Renditen auf deutsche Staatsanleihen mit 10 jähriger Laufzeit
Renditen auf deutsche Staatsanleihen mit 10 jähriger Laufzeit 1991 bis heute