Bitcoin, die alternative Währung aus dem Internet ist mittlerweile in aller Munde. Angeblich soll diese gänzlich unabhänige Währung alle Probleme des heutigen Geldsystems, welches abhänig ist von Zentralbanken und Regierungen, lösen.
Heute versuche ich sowohl die technische Funktionsweise von Bitcoin zu erklären als auch auf die Vor- und Nachteile dieser alternativen Währung einzugehen.
Anfangs wurde die alternative Währung besonders für illegale Zwecke wir Drogenhandel über das Internet verwendet – dafür bietet sie sich natürlich aufgrund der weitgehenden Anynomität der Teilnehmer an.
Mittlerweile werden Bitcoins allerdings von vielen seriösen Betrieben angenommen. In Wien gibt es z.B. derzeit 27 Firmen die Bitcoin akzeptieren. Siehe Coinmap. Sogar bei Microsoft kann man mittlerweile seine Software mit Bitcoin bezahlen.
Was genau ist Bitcoin? Wie funktioniert es? Und ist es tatsächlich die bessere Alternative für unser Geldsystem? Soll man in Bitcoin investieren?
Unser Geldsystem sowie der Zins und Zinseszinsen hat zahlreiche Kritiker – ist das System unfair und dem Untergang geweiht?
Geld entsteht aus dem Nichts. Das habe ich auch in meinen Artikel übe die Geldschöpfung bereits erklärt.
Das ist also Fakt: Banken können Geld einfach so aus dem Hut zaubern. ABER: Die Möglichkeit Geld zu erschaffen reicht nicht aus um damit reich zu werden. Eine Bank kann Geld nur Erschaffen, wenn sie in der gleichen Höhe Schulden generiert.
Dem Kunden wird bei Kreditvergabe die Kreditsumme auf seinem Konto gutgeschrieben. Mit diesem Geld kann der Kunde machen was er möchte. ER kann darüber verfügen und nicht die Bank. Auf der anderen Seite hat die Bank eine Forderung gegen den Kunden (den Kreditvertrag) mit dem Versprechen, dass das Geld zurückbezahlt werden muss. Das ist gleichzeitig die Deckung für das neu geschaffene Geld. Für die Bank entsteht also durch die Geldschöpfung kein Vermögensvorteil. Das VERMÖGEN der Bank ändert sich durch die Geldschöpfung nicht. Sollte der Kunde also seinen Kredit – das von der Bank neu geschaffene Geld – nicht zurückzahlen können, so muss die Bank diesen Kredit auf der Aktiv-Seite der Bilanz ausbuchen und verliert somit sogar an Vermögen.
Wer gefährdet also wirklich das System?
Sind es wirklich die Banken die Geld aus dem Nichts erschaffen? Machen sie unser System instabil? Es ist natürlich einfach auf die “bösen” Banken los zu gehen uns sie als Ursache allen Übels ab zu stempeln.
Die waren Übeltäter, die Sand in das Getriebe des Geldsystems streuen sind aber die Sparer und Geldhorter.
Der Feind des Sparers ist die Inflation. Der Feind der Wirtschaft ist die Deflation.
Heute möchte ich erklären was Inflation und Deflation überhaupt bedeuten, und welche Folgen eine Knappheit (Deflation) bzw. ein Überschuss (Inflation) an Geld haben kann.
Außerdem zeige ich die historische Entwicklung der Kaufkraft am Beispiel des US-Dollars seit 1789 – also seit 225 Jahren – damit quasi seit den Kinderschuhen des Kapitalismus.
Ich habe den US-Dollar als Beispiel genommen, da er fast die einzige Währung ist, die solange schon besteht (abgesehen vom britischen Pfund) und über die es auch seither Aufzeichnungen gibt. Die Daten habe ich auch diesmal wieder von Measuring Worth.
Was ist Inflation?
Inflation ist vereinfacht gesagt ein Überangebot an Geld. Wenn es von einem Gut zuviel Angebot und zu wenig Nachfrage gibt, dann sinkt der Preis von diesem Gut. Das gilt natürlich auch für den Wertmaßstab selbst: Das Geld. Gibt es zuviel Geld bzw. wird zuviel Geld “angeboten” so sinkt der Wert des Geldes. Der Fachbegriff dafür ist Inflation. Wenn also plötzlich viele Leute Geld anbieten für Ware, weil sie alle konsumieren möchten, dann steigt der Preis für die Ware, da die Ware knapp dann knapp wird, das dafür angebotene Geld aber nicht. Noch einfacher verständlich ist das an einem Beispiel: Ein Bäcker kann täglich 100 Brote produzieren und verkaufen. Solange auch etwa diese 100 Brote täglich nachgefragt werden wird der Preis stabil bleiben. Wenn nun aber plötzlich 200 Leute täglich bei diesem Bäcker Brote kaufen möchten, so wird er automatisch die Preise für die Brote erhöhen damit er seine 100 Brote die er maximal produzieren kann mit maximalem Ertrag verkaufen kann. Er wird den Preis so lange erhöhen bis wieder genau 100 Brote nachgefragt werden. Je mehr Geld um Umlauf ist, desto größer also die Inflationsgefahr? Das ist nicht unbedingt richtig. Inflation entsteht erst, wenn das Geld auch “angeboten” wird. Also erst dann wenn die Menschen willig sind es gegen Waren zu tauschen. Solange das Geld auf Sparkonten oder unter dem Kopfpolster ruht, kann es keine Inflation auslösen. Das ist einer der größten Denkfehler der Befürworter einer Golddeckung – also einer Gold-gesicherten Währung. Sie meinen, dass eine größere Geldmenge automatisch zu einer Entwertung des Geldes führen muss. Eine Golddeckung garantiert die Austauschbarkeit des Geldes in Gold und damit seine Knappheit.
Dadurch kann man allerdings durch Sparen und Horten von Geld das System zum Kippen bringen. Ich habe darüber bereits in einem Artikel über das Geldsystem berichtet.
Insgesamt ist eine leichte Inflation für die Wirtschaft gesünder als eine Deflation. Warum das so ist, dazu später.
Eine leichte Inflation zeigt den Menschen, dass Geld einfach ein Tauschmittel und kein Wertaufbewahrungsmittel ist. Und das ist meiner Ansicht nach einfach die Hauptaufgabe von Geld.
Wann kommt es zur Hyper-Inflation?
Die Gefahr einer Hyper-Inflation wird meistens gerade von Befürwortern einer Gold gedeckten Währung als Argument dafür gebracht, wie gefährlich unser heutiges Geldsystem ist. Von einer Hyper-Inflation spricht man bei monatlichen Inflationsraten von über 50%, also bei einem Kaufkraftverlust des Geldes von mehr als 13.000 % im Jahr. (Quelle: Wikipedia)
Ein bekanntes Beispiel einer Hyperinflation ist die Inflation in Deutschland (der damaligen Weimarer Republik) in den 1920er Jahren.
So hatten 10 Mark im Jänner des Jahres 1920 die selbe Kaufkraft wie 10 Milliarden (!) Markt im Oktober 1923
Nachher beschleunigte sich die Inflation sogar noch: Am 3. November 1923 waren es bereits 100 Milliarden Mark und nur 12 Tage später, am 15. November musste man schon 1000 Millarden Mark (also 1 Billion) in der Tasche haben um die selbe Kaufkraft von 10 Mark im Jahre 1920 zu haben. Das führt natürlich dazu, dass jeder sofort sein Geld “los” werden möchte und sich zusätzlich zur Geldmenge auch noch die Umlaufgeschwindigkeit erhöht.
Gehälter mussten täglich und später sogar stündlich ausbezahlt werden, damit die Arbeiter ihr Geld in der Mittagspause schnell ausgeben konnten bevor es an Wert verlor.
Die Konsequenz war natürlich eine Währungsreform.
Innerhalb von 3 Jahren verlor hatte die Mark also ihre Kaufkraft um den Faktor ein zu einer Billion eingebüßt.
Wie konnte das passieren?
Natürlich kann eine derartige Inflation nicht alleine durch eine schnellere Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ausgelöst werden. Es muss einfach massiv mehr Geld in Umlauf gebracht werden. Und genau das passierte: Die Weimarer Republik konnte ihre Schulden und besonders die Reparationszahlungen aus dem ersten Weltkrieg nicht bezahlen und druckte einfach immer mehr Geld. Wirklich viel Geld. Sogar soviel, dass frisch gedruckte Banknoten öfters nicht in Umlauf gebracht werden konnten, weil sie zu geringe Beträge aufgedruckt hatten. (z.B. 10 Millionen statt 1 Milliarde). Der Staat konnte aber direkt Geld ausgeben soviel er wollte.
Im heutigen Geldsystem schließe ich deshalb die Gefahr einer derartigen Hyper-Inflation beinahe aus: Der einzige Auslöser einer derartigen Inflation kann nur ein Staat sein.
Der Staat kann das Geld nicht selbst ausgeben sondern muss es sich vorher wo anders ausborgen und entsprechend Zinsen dafür bezahlen. Borgt er direkt bei den Zentralbanken besteht natürlich dann die Gefahr einer starken Inflation wenn die Zentralbank “blind” an den Staat Geld vergibt. Sie kann schließlich soviel Geld erschaffen wie sie möchte und der Staat braucht nur zu “versprechen” es irgendwann zurück zu bezahlen. So funktionieren Staatsanleihen. Allerdings haben die Zentralbanken meist auch die Wahrung der Stabilität der Währung als Hauptaufgabe. Die EZB z.B. hat ein Inflationsziel von 2% pro Jahr. Steigt die Inflationsrate, steigen auch die Zinsen und somit der Wille eines Staats sich stärker zu verschulden.
Gefährlich wird es also dann, wenn eine Zentralbank politisch von einem Staat beeinflusst wird und – auch in Zeiten erhöhter Inflation – diesem Staat mit billigen Krediten versorgt.
Ich sehe diese Gefahr derzeit weder in Europa noch in den USA, wobei ich aber eine Inflation mit bis zu 10% pro Jahr in Zukunft nicht ausschließen würde.
Was ist Deflation?
Deflation ist das genaue Gegenteil der Inflation. Geld wird plötzlich knapp und die Preise für die Waren sinken dadurch. In meinem Beispiel mit dem Bäcker der 100 Brote täglich produzieren und verkaufen kann bedeutet das, dass immer weniger Leute Brot kaufen möchten und er deshalb den Preis reduzieren muss.
Das kann sogar so weit führen, dass er seine Brote lieber gar nicht verkauft bevor er zu starke Einbussen beim Preis hinnehmen muss.
Tatsächlich vernichteten während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren viele Bauern ihre Ernte, bevor sie diese zu billig verkauften – um einen weiteren Preisverfall zu verhindern.
Auf der anderen Seite mussten viele Menschen verhungern, weil sie nichts zum Essen hatten.
Diese Menschen konnten sich ihre Nahrung nicht leisten, weil sie entweder immer weniger Lohn bekamen oder überhaupt ihre Arbeit verloren.
Während die Inflation besonders für die Besitzer von Geldvermögen (Sparer) schrecklich ist, so ist die Deflation eine Katastrophe für die gesamte Wirtschaft.
Der Geldumlauf konmt zum Erliegen, und damit die gesamte Tauschwirtschaft. Arbeitsplätze gehen deshalb verloren und Armut breitet sich aus – besonders bei denen die kein Geld auf der hohen Kante haben und auf ein Einkommen angewiesen sind.
Die Inflation ist also sozialer als die Deflation.
Das heutige Geldsystem ist deshalb sozial wesentlich besser als ein Goldstandard.
Die Entwicklung der Kaufkraft seit 1789
In dem Chart habe ich die Entwicklung der Kaufkraft des US-Dollars seit 1789 dargestellt.
Die blaue Linie stellt die Entwicklung der Kaufkraft von 1000 US-Dollar des jeweiligen Jahres, gemessen an der Kaufkraft von 1000 Dollar im Jahr 1789 dar.
Ein Wert über 1000 bedeutet also z.B.. daß die Kaufkraft im Vergleich zu 1789 gestiegen ist. Man kann mit dem “Wert” von 1000 Dollar von 1789 dann für mehr als 1000 Dollar Waren kaufen. Ein Wert von z.B. 1100 sagt aus, dass 1100 Dollar im jeweiligen Jahr die gleiche Kaufkraft haben wie 1000 Dollar im Jahr 1789. Die Ein geringerer Wert steht für einen Rückgang der Kaufkraft.
So kann man z.B. sehen, dass 1000 USD heute, soviel Kaufkraft haben wie USD 36,67 im Jahr 1789.
Die Kaufkraft ist also vor allem im 20. Jahrhundert stark zurückgegangen.
Die rote Linie zeigt die Entwicklung der Zinsen auf 10 jährige Staatsanleihen seit 1789.
Die Skala auf der linken Seite zeigt den Wert der Kaufkraft und die auf der rechten Seite die Höhe des Zinssatzes an.
Was sagt der Chart aus?
Zu Zeiten des Gold-Standards (bis 1933) waren die Preise langfristig zwar stabil, aber hatten wesentlich stärkere kurzfristige Ausschläge als heute. Inflation und Deflation lösten sich immer wieder relativ heftig ab. So ist z.B. die erste große Weltwirtschaftskrise (Beginn 1857) in dem Chart gut zu erkennen. Die Folge war eine jahrelange – fast Jahrzehnte lange – deflationäre Phase.
Die letzte gravierende – auf dem Chart deutlich zu sehende – Deflation im Dollar gab es während der Weltwirtschaftskrise die im Oktober 1929 begann und sich in den 1930er Jahren verschlimmerte. Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges gab es keine schlimmere Deflation mehr, allerdings in den 1970er Jahren bis in die 1980er Jahre hinein eine beschleunigte Inflation – nicht zuletzt aufgrund der beiden Ölkrisen.
insgesamt kann man aber sagen, dass die Entwicklung von Inflation und Deflation und damit die Vorhersagbarkeit der Kaufkraft insgesamt seit den letzten 50-60 Jahren relativ stabil war – im Vergleich zu den Jahren davor.
Das konnte erreicht werden durch eine aggressive Zinspolitik der amerikanischen Zentralbank (FED). In Inflations-Zeiten (speziell in den 1980er Jahre) wurde der Leitzinssatz extrem erhöht um die Inflation einzudämmen).
Man sieht also, dass die FED durchaus gewillt war die Stabilität des Dollars zu verteidigen als die Inflation zu hoch war – die Zinsen wurden sehr schnell in die Höhe gefahren.
Auch gut am Chart zu sehen ist eine negative Korrelation zwischen Zins und Kaufkraft. Immer wenn die Kaufkraft zu stark zu nimmt (Deflation) sinkt der Zins – nimmt sie ab (Inflation) steigt der Zins.
Allerdings hat erst die Abkehr vom Goldstandard die Zinsen “elastischer” gemacht – sie können schneller von den Zentralbanken angepasst werden bzw. vom Markt geregelt werden.
Auch wenn man immer wieder liest, wie böse die FED ist bzw. wie schrecklich es ist, dass es keinen Goldstandard mehr gibt weil die einzelnen Währungen (meist wird der Dollar als Beispiel genannt) in den letzten 100 Jahren über 90% der Kaufkraft verloren haben, so ist diese Entwicklung die beste für die Wirtschaft und gleichzeitig die sozialste. Immerhin entsprechen 90% Kaufkraftverlust in 100 Jahren einer jährlichen Inflationsrate von 2,33% was nicht weiter schlimm ist. Ich sehe das als “Gebühr” für das Geld, welches eben Tauschmittel sein soll und nicht dazu dienen soll es zu horten.
Warum gibt es so viel Kritik am heutigen Geldsystem?
Die meisten Kritiker am heutigen Geldsystem sind klassische Sparer. Also Leute, die ihre Ersparnisse am Sparbuch, am Festgeldkonto oder auch zuhause bunkern. Sie sind natürlich nicht daran interessiert, dass das Geld im Laufe der Zeit an Wert verliert. Doch diese Sichtweise halte ich für extrem egoistisch: Wie wir wissen (das habe ich auch in meinen Artikeln über das moderne Geldsystem erklärt) steht jedem Guthaben eine Schuld gegenüber. Also jeder, der Geld am Konto, am Sparbuch oder sonstwo hortet ist dafür verantwortlich, dass es irgendwo Schulden geben muss – und zwar genau in der Höhe seiner Ersparnisse.
Je mehr gespart wird, umso mehr Schulden muss es also geben.
Eine leichte Inflation führt aber dazu, dass Sparguthaben real entwertet werden, und deshalb irgendwann konsumiert werden müssen.Das Geld wird dadurch in den Umlauf gezwungen. Und genau dafür ist es ja da. Primär als Tauschmittel.
Wenn also Lebensversicherungen, Pensionsversicherungen, etc. immer nur in Anleihen (besonders Staatsanleihen) investieren, so wird der Staat quasi gezwungen dieses Geld wieder in Umlauf zu bringen und sich immer mehr zu verschulden.
Der Staat muss sich also weiter verschulden um die durch Sparen blockierte Geldmenge auszugleichen. Täte er das nicht wäre die Konsequenz eine Deflation.
Geld ist kein langfristiges Wertaufbewahrungsmittel – und soll es auch nicht sein!
Einerseits zu Sparen und auf der anderen Seite zu verlangen, alle anderen (besonders der Staat) sollen das auch tun ist also extrem egoistisch und kann gar nicht funktionieren.
Es gibt interessante Beispiele in der Vergangenheit wie erfolgreich Geld sein kann, wenn es rasch an Wert verliert: Es wird sofort umgetauscht und die Wirtschaft profitiert davon. Ein klassisches Beispiel ist das “Wunder von Wörgl” im Jahre 1932. Mitten in der Weltwirtschaftskrise führte die Tiroler Kleinstadt eine eigene Währung ein die 10% pro Jahr an Wert verlor. Das Resultat war wesentlich weniger Arbeitslosigkeit, neue Infrastruktur wie Strassen, Brücken, Beleuchtung etc. Eine genaue Erklärung dieses Experimentes mit “umlaufgesicherten” Geld findet man hier.
Welche Sparform ist langfristig gut und fair?
Natürlich ist es vernünftig einen Teil seiner Einkünfte auf die hohe Kante zu legen. Sparen an sich ist nichts schlechtes – Sparen von Geldvermögen jedoch schon. Aber wie kann ein System funktionieren in dem jeder für seine Pension Sparen kann ohne dass sich andere deshalb verschulden müssen?
Das Geld sollte also im Umlauf gelassen werden. Ersparnisse in Geld sollten deshalb nur die kurzfristigeren Bedürfnisse bzw. Notfälle abfedern. Wenn man mit einem Horizont mit mehr als 5-10 Jahren spart, so ist es am besten Sachwerte anzusammeln. Am allerbesten solche die auch Erträge erwirtschaften wie z.B. Aktien und Immobilien.
Das sozialste Investment überhaupt sind meiner Ansicht nach Aktien: Indem man Aktien kauft gibt man einem Unternehmen Geld welches damit Mitarbeiter bezahlen kann, Investitionen tätigen kann etc. Das Geld endet nicht – bis es irgendwann wieder ausgegeben wird – als Buchungszeile am Bankkonto oder am Sparbuch sondern kann tatsächlich sofort weiter zirkulieren.
Würden alle Sparer immer in Aktien investieren, müsste sich der Staat auch nicht immer mehr verschulden. Das Geld wäre immer im Umlauf und es müsste kein neues geschafft werden. Die Unternehmen hätten mehr Eigenkapital und müssten deshalb auch weniger Kredite aufnehmen.
Die Ausweitung der Geldmenge und damit die Zunahme an Schulden ist also eine direkte Ursache der Zunahme an Sparguthaben. Schulden müssen schließlich auch ein “Gegenüber” haben. Ohne Sparen keine Schulden – und umgekehrt.
Seltsamerweise hat das leider besonders unser Staat (Österreich) nicht verstanden. Man geht anscheinend davon aus, dass Aktien-Investoren prinzipiell sehr reich sein müssen und deshalb automatisch mehr Steuern bezahlen müssen bzw. dass Aktien ein gefährliches Spiel sind, welches es zu unterbinden gilt.
Im ersten Teil habe ich erklärt, wie Geld heutzutage geschöpft wird. Das war nicht immer so, aber ist es für die moderne Wirtschaft wohl der beste Kompromiss.
Heute möchte ich gerne über die Vor- und Nachteile dieses Systems schreiben, und auch wieso es – trotz vieler Gegner – immer noch die beste Lösung für unsere Wirtschaft ist.
Was ist die Aufgabe von Geld?
Geld hat vor allem 2 Aufgaben: Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel. Als Tauschmittel fungiert Geld indem es Warentausch und Investitionen ermöglicht. Gleichzeitig kann es auch als Maßstab für die Bewertung von Anlagen wie z.B. Immobillien, Aktien, Rohstoffen, etc. dienen. Der Markt bestimmt durch den Tauschwert in Geld, den Preis für diese Dinge. Man kann den Wert also bequem in die Bilanzen übernehmen. Wenn am Markt für 1 Unze Gold 1300 USD bezahlt werden, so kann ich sagen, dass meine 3 Unzen Gold 3900 USD wert sind.
Auf der anderen Seite ist Geld ein Wertaufbewahrungsmittel. Das wissen besonders die Sparer unter uns. Geld am Sparbuch oder unter dem Kopfpolster bedeutet, daß man dieses Geld zu einem späteren Zeitpunkt für Sachwerte, Konsumgüter, Dienstleistungen etc. ausgeben kann. Man verzichtet also heute auf etwas, spart das Geld, damit man morgen etwas darum kaufen kann. (Das ist der Hauptgrund der Existenz von Zinsen. Zinsen sind quasi eine “Belohnung” für die Verzögerung von Konsum)
Diese Zwiespältigkeit zwischen Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel sind das Hauptproblem von Geld.
Für eine florierende Wirtschaft ist es wichtig, daß das Geld immer in Bewegung ist. Sparen blockiert aber diese Bewegung, es entzieht Geld dem Kreislauf.
Dazu ein kurzes Gedankenexperiment: Stellen wir uns einmal vor, es gäbe nur begrenzt Geld (z.B. 300 Einheiten) und 3 Wirtschaftstreibende die anfangs je 100 Einheiten besitzen z.B. ein Bauer, ein Bäcker und ein Lebensmittelhändler. Die 3 tätigen Monat für Monat Handel mit dem Geld: Der Bauer verkauft dem Bäcker Getreide, der Bäcker verkauft dem Lebensmittelhändler Brot und der Händler verkauft dem Bauern gute Feinkost. Dieser Kreislauf funktioniert so lange sich die getätigten Geschäfte die Waage halten. Mit dem vorhandenen Geld könnten die drei ewig auskommen und immer ihre Geschäfte abwickeln. Die dabei erzielten Umsätze würden die vorhandene Geldmenge sehr rasch übersteigen, da sich das Geld ständig in Bewegung befindet. Was passiert aber nun, wenn einer der Beteiligten auf die Idee kommt zu Sparen? Nehmen wir zum Beispiel an, der Bauer entscheidet sich seine Lebensmittel für einige Zeit nicht beim Händler zu beziehen, sondern das Geld zu sparen und von dem zu Leben was sein Hof hergibt.
Der Geldkreislauf wäre sofort blockiert. Der Bauer würde dem Bäcker Monat für Monat Getreide verkaufen und das Geld unter den Kopfpolster legen. Der Bäcker könnte dem Lebensmittelhändler noch einige Zeit lange Brot verkaufen, doch bald hätte dieser kein Geld mehr. Am Ende der Geschichte wäre das ganze Geld beim Bauern angespart und die beiden anderen wären pleite. (Jetzt kann man noch philosophieren, wie es weitergeht, wenn der Bauer den beiden anderen jeweils wieder 100 Einheiten borgt damit sei weiter wirtschaften können, dafür aber Zinsen verlangt 😉
Warum muß die Geldmenge immer wachsen?
Nach diesem Gedankenexperiment können wir diese Frage beantworten. Ersparnisse die dem Geldumlauf entzogen sind – auch wenn sie auf Girokonten lagern – blockieren den Geldfluß in der Wirtschaft.
Viele werden glauben, daß die Banken doch einfach das Geld welches Sparer auf ihren Konten parken wieder verleihen kann.
Das ist auch das was man eigentlich über Banken schon als Kind lernt. Man bringt sein Geld auf die Bank, damit es dort “arbeitet”. Die Bank verborgt das Geld dann an andere und man bekommt dafür Zinsen.
Das stimmt leider so nicht: Das moderne Geldsystem funktioniert so, daß die Bank bei jedem Kredit den sie vergibt neues Geld schöpfen muss. Banken verborgen keine Einlagen, es ist unmöglich für sie das zu tun.
Schauen wir uns noch einmal eine Bankbilanz an, nachdem Kunde A 100 auf die Bank getragen hat und auf sein Konto eingezahlt hat.
Bankbilanz
AKTIVA
PASSIVA
Guthaben bei Zentralbank
150
Guthaben auf Konto Kunde A
100
Eigenkapital
50
Summe Aktiva
150
Summe Passiva
150
Nun möchte Kunde B sich einen Kredit über 100 aufnehmen:
Die Bank muß dafür in Ihre Bilanz den Kreditvertrag auf die Aktiv-Seite stellen. Sofern sich der Kunde den Kredit nicht in bar auszahlen lässt (was selten der Fall ist – das wäre in dem Fall dann ein Aktiv-Tausch: Guthaben bei Zentralbank – Bargeld ist Zentralbankgeld – gegen Kreditvertrag, muss sie ihm also auf der Passiv-Seite ein Guthaben einrichten.
Nachher sieht die Bilanz so aus:
Bankbilanz
AKTIVA
PASSIVA
Kreditverträge
100
Guthaben auf Konto Kunde A
100
Guthaben bei Zentralbank
150
Guthaben auf Konto Kunde B
100
Eigenkapital
50
Summe Aktiva
250
Summe Passiva
250
Wie im ersten Teil beschrieben sehen wir hier wieder ein klassisches Beispiel von Geldschöpfung. Es ist der Bank gar nicht anders möglich Geld zu verborgen, als es zu “erschaffen”. Die Einlagen von Kunde A werden jedenfalls nicht angetastet und die Zentralbankreserven auch nicht.
Wenn Kunde A also sein Geld einfach auf dem Konto liegen lässt, dann ist es im Kreislauf nicht vorhanden.
Wenn man sich die Entwicklung der Geldmenge M1 des US-Dollars ansieht (M1 heisst das Geldmengen-aggregat aus Bargeld und Sichteinlagen – Giro-Konten mit Tagesgeld) und mit den Einlagen bei der Bank of America (einer der größten Banken der Welt) vergleicht ist dieser Zusammenhang deutlich zu erkennen.
Auf einigen Internet-Seiten zur Geldschöpfung wird behauptet, daß das Vorhandensein von Zinsen für den starken – fast exponentiellen – Anstieg der Geldmenge verantwortlich ist, da ja Geld aus dem Nichts geschaffen wird, dafür aber Zinsen anfallen.
Das Geld für die Zinsen – so wird erklärt – wird aber NICHT gleich mit geschöpft. So müssen immer mehr Kredite aufgenommen werden, also immer neues Geld geschöpft werden, damit diese Zinsen bezahlt werden können. Also sind die Banken die Gewinner in dem System, da ihnen diese Zinsen ja zu Gute kommen.
Leider kann ich diese Argumentation nicht ganz nachvollziehen: Wenn dem so wäre, müssten die Banken ja in Eigenkapital regelrecht ersticken. Wahr ist viel mehr, daß die Bank ja auch für die Einlagen Zinsen bezahlen muss – also nur die Zinsdifferenz aus Krediten und Einlagen ein nimmt. Von diesen Einnahmen müssen sie aber den laufenden Betrieb bezahlen, Gehälter, Mieten, etc. Außerdem müssen sie Rücklagen für Kreditausfälle bilden.
Alleine durch die Bezahlung des laufenden Betriebes kommt von den Banken wieder Geld im Umlauf, welches für die Bezahlung der Zinsen “genutzt” werden kann – es muss also nicht zusätzlich geschöpft werden.
Die wäre Ursache für das Wachstum der Geldmenge ist also eine zu geringe Umlaufgeschwindigkeit.
Die Quantitätsgleichung:
Um diesen Zusammenhang zu erklären, wird oft die Quantitätsgleichung hergenommen. Sie lautet folgendermaßen:
Geldmenge mal Umlaufgeschwindigkeit = Preisniveau mal Anzahl der Transaktionen
Die rechte Seite der Gleichung beschreibt im Prinzip unsere Wirtschaftsleistung, also das BIP (in dem Fall auch nominales BIP genannt, da es hier nicht inflationsbereinigt ist). Am Preisniveau kann man die Inflation ablesen. Wenn die Geldmenge und die Umlaufgeschwindigkeit also konstant wären und auch konstant viele Güter verkauft werden, wäre das Preisniveau auch stabil.
Erhöht sich aber die Anzahl der Güter (z.B. bei Wirtschaftswachstum) und die Geldmenge sowie die Umlaufgeschwindigkeit bleiben statisch, führt das zu einem Preisverfall, also zu Deflation. Umgekehrt führt eine zu große Geldmenge bzw. Umlaufgeschwindigkeit zu Inflation.
In den letzten Jahren hat sich also die Geldmenge durch Zentralbankmaßnahmen (wie z.B. Zinssenkungen, oder das quantitative easing der FED) sehr stark erhöht – wie auch in dem Chart zu sehen ist. Diese Maßnahmen waren aufgrund der Finanzkrise erforderlich um eine Deflation zu verhindern. Die Umlaufgeschwindigkeit ist stark zurückgegangen. Jeder hat Angst vor Investitionen. Hätten die Zentralbanken nicht gegengesteuert, wäre ein Teufelskreis in Gang gekommen, der meiner kurzen Geschichte/Gedankenexperiment sehr ähnlich gewesen wäre.
Unser Geldsystem erlaubt es also, daß die Geldmenge mit der Wirtschaft mitwachsen kann. Bei einer Goldwährung wäre das z.B. nicht möglich.
Heute möchte ich gerne erklären wie Geld entsteht und was Geld eigentlich ist.
Wir alles verwenden es täglich zum Bezahlen, wir sind froh wenn wir genug davon haben – aber kaum jemand hat eine Ahnung über den Ursprung des Geldes. Wo kommt das Geld eigentlich her, welches wir in unserer Brieftasche und am Bankkonto haben? Viele denken, die europäische Zentralbank bringt unseren Euro in Umlauf. Das ist aber nicht richtig. Die ganz normalen Geschäftsbanken erschaffen das Geld im heutigen System.
Ich bemühe mich es so zu erklären, daß es für jeden verständlich ist. Es ist sehr wichtig diesen Prozeß zu verstehen, da natürlich das Verständnis des Geldsystems für viele wirtschaftlichen Überlegungen essenziell ist.
Man findet im Internet zahlreiche Seiten die die Geldschöpfung beschreiben – leider verstricken sich viele davon in unnötigen Verschwörungstheorien. Ich versuche deshalb alles möglichst sachlich zu erklären.
Ich versuche den Prozeß der “Gelderschaffung” bzw. “Geldschöpfung” wie er meist genannt wird, anhand von vereinfachten Bank-Bilanzen zu erklären. Einfache Kenntnisse im Lesen von Bilanzen setze ich voraus, versuche es aber dennoch so einfach zu halten und zu erklären, dass man kein Bilanzbuchhalter sein muss um es zu verstehen.
Nehmen wir also einmal eine Bankbilanz her, wie sie aussieht bevor neues Geld entsteht:
Bankbilanz
AKTIVA
PASSIVA
Kreditverträge
100
Guthaben auf Konto Kunde A
100
Guthaben bei Zentralbank
100
Guthaben auf Konto Kunde B
50
Eigenkapital
50
Summe Aktiva
200
Summe Passiva
200
Wie wir wissen, steht bei einer Bilanz immer auf der Aktiv-Seite das Vermögen eines Unternehmens und auf der Passiv-Seite die Schulden und das Eigenkapital. Vereinfacht gesagt: AKTIVA = Mittelverwendung, PASSIVA = Mittelherkunft. Also sehen wir auf der Passiv-Seite wo das Geld herkommt, und auf der Aktiv-Seite wofür es verwendet wurde.
In dem oben genannten – stark vereinfachtem – Beispiel also hat eine Bank das Geld von 2 Kunden (Kunde A und Kunde B) bekommen. Diese Kunden haben auf ihrem Konto ein Guthaben von 100 (Kunde A) bzw. 50 Euro (Kunde B). Aus Sicht der Bank besteht eine Schuld gegenüber diesen Kunden.
Als Vermögenswerte hat die Bank Kreditverträge, die 100 wert sind und ein Guthaben bei der Zentralbank ebenfalls in Höhe von 100. Die Vermögenswerte sind also insgesamt 200 wert, die Schulden gegenüber Kunden nur 150. Die Differenz ist das Eigenkapital der Bank.
Wir werden jetzt Geld von seiner Geburt bis zum Tod begleiten:
Was passiert nun, wenn Geld entsteht?
Kunde C kommt zur Bank und möchte einen Kredit in Höhe von 100 aufnehmen. Nachdem die Bank entschieden hat, dass er über ausreichend Bonität verfügt bzw. ausreichend Sicherheiten bringen kann, gewährt sie ihm einen Kredit und schreibt ihm 100 auf seinem Konto gut.
Die Bilanz der Bank sieht nachher so aus:
Bankbilanz
AKTIVA
PASSIVA
Kreditverträge
200
Guthaben auf Konto Kunde A
100
Guthaben bei Zentralbank
100
Guthaben auf Konto Kunde B
50
Guthaben auf Konto Kunde C
100
Eigenkapital
50
Summe Aktiva
300
Summe Passiva
300
Kunde C hat also auf seinem Konto ein Guthaben von 100, die Bank schuldet ihm quasi diese 100. Dieses Guthaben ist Geld, welches vorher nicht existiert hat und im Moment der Kreditgewährung durch die Bank geschaffen wurde. Man spricht deshalb auch von “fiat-money” – lat. “Es werde Geld!”
Beim Anlagevermögen der Bank (Aktiva) sind 100 an Kreditverträgen dazugekommen, da ja der Kunde der Bank ebenfalls 100 schuldet die er irgendwann zurückzahlen muss.
Man sieht auch, daß sich beim Zentralbankguthaben nichts geändert hat, auch nicht beim Eigenkapital der Bank und bei den Einlagen der anderen Kunden.
Daraus ist deutlich zu erkennen, daß die Bank ohne Mitwirken der Zentralbank neues Geld erschaffen kann. Geld entsteht durch die Vergabe eines neuen Kredites, und es werden dafür weder Zentralbank-Reserven noch die Guthaben der anderen Bankkunden angetastet. Das ist insofern interessant, da viele Leute glauben, die Bank verleiht das Geld welches sie am Konto haben an andere Kunden weiter. Das tut sie aber nicht wie wir an dem Beispiel sehen können.
Kunde C möchte mit dem Kredit ein Auto bezahlen welches er Kunde D bei Bank2 abkauft.
Was passiert, wenn Geld von einer Bank zur anderen transferiert wird?
Wenn Kunde C und Kunde D bei der selben Bank sind, ist die Sache ganz einfach. Die Bank muss nur beim Guthaben des einen Kunden 100 abziehen und beim anderen Kunden hinzufügen. An allen anderen Bilanzpositionen ändert sich nichts.
Etwas komplexer ist es, wenn Kunde C und Kunde D nicht bei der selben Bank ihr Konto haben. Dann funktioniert der Transfer meistens – aber nicht notwendigerweise – mit Hilfe der Zentralbank.
Hier die Bilanzen von den beiden Banken vor der Transaktion:
Bankbilanz Bank1
AKTIVA
PASSIVA
Kreditverträge
200
Guthaben auf Konto Kunde A
100
Guthaben bei Zentralbank
100
Guthaben auf Konto Kunde B
50
Guthaben auf Konto Kunde C
100
Eigenkapital
50
Summe Aktiva
300
Summe Passiva
300
Bankbilanz Bank2
AKTIVA
PASSIVA
Kreditverträge
0
Guthaben auf Konto Kunde D
0
Guthaben bei Zentralbank
50
Eigenkapital
50
Summe Aktiva
50
Summe Passiva
50
Die Bank2 in diesem Beispiel hat gerade neu eröffnet mit einem Eigenkapital von 50, welches sie bei der Zentralbank “angelegt” hat und hat nur einen Kunden, Kunde D, der dort ein Konto eröffnet hat und noch keine Einzahlungen getätigt hat.
Nachdem Kunde C von Bank1 an Kunde D von Bank2 die Überweisung von 100 getätigt hat, sehen die Bilanzen der beiden Banken wie folgt aus:
Bankbilanz Bank1
AKTIVA
PASSIVA
Kreditverträge
200
Guthaben auf Konto Kunde A
100
Guthaben bei Zentralbank
0
Guthaben auf Konto Kunde B
50
Guthaben auf Konto Kunde C
0
Eigenkapital
50
Summe Aktiva
200
Summe Passiva
200
Bankbilanz Bank2
AKTIVA
PASSIVA
Kreditverträge
0
Guthaben auf Konto Kunde D
100
Guthaben bei Zentralbank
150
Eigenkapital
50
Summe Aktiva
150
Summe Passiva
150
Die Bilanzsumme der Bank1 ist um 100 zurückgegangen. Sie hat kein Guthaben mehr bei der Zentralbank und “schuldet” Kunde C nichts mehr – er hat kein Guthaben mehr bei der Bank.
Bei Bank2 ist dafür die Bilanzsumme um 100 angewachsen. Das Zentralbankguthaben ist um 100 gestiegen, genauso aber die Schuld an Kunde D – welcher ein Guthaben von 100 auf seinem Konto hat.
Am Eigenkapital der beiden Banken ändert sich nichts, an den Einlagen der anderen Kunden ebenfalls nicht.
So sieht also eine Transaktion mit Hilfe der Zentralbank aus.
Banken können allerdings auch ohne Hilfe der Zentralbank Transaktionen untereinander verrechnen.
In unserem Beispiel würde die Bilanz der beiden Banken nach der Transaktion dann so aussehen:
Bankbilanz Bank1
AKTIVA
PASSIVA
Kreditverträge
200
Guthaben auf Konto Kunde A
100
Guthaben bei Zentralbank
100
Guthaben auf Konto Kunde B
50
Guthaben auf Konto Kunde C
0
Verbindlichkeit gegenüber Bank2
100
Eigenkapital
50
Summe Aktiva
300
Summe Passiva
300
Bankbilanz Bank2
AKTIVA
PASSIVA
Kreditverträge
0
Guthaben auf Konto Kunde D
100
Guthaben bei Zentralbank
50
Eigenkapital
50
Guthaben bei Bank1
100
Summe Aktiva
150
Summe Passiva
150
In Diesem Fall gewährt Bank2 der Bank1 einen Kredit über die 100 die der Kunde C von Bank1 an Bank2 überweist. Man spricht in diesem Fall von Interbankengeld. Ein Großteil der Transaktionen in einem funktionierenden Bankensystem basieren auf diesem Interbankengeld. Da sich viele Transaktionen ausgleichen – die meisten Banken haben zig-tausende Kunden die immer wieder Geld hin und her transferieren, muss nur die Differenz alles Transaktionen einmal täglich aufgerechnet werden. Wenn also z.B. von Bank1 insgesamt 1000 Kunden insgesamt 2 Mio an Bank2 überweisen und von Bank2 insgesamt 800 Kunden 1,8 Mio an Bank1 überweisen, so muss nur der Differenzbetrag von 0,2 Mio verrechnet werden.
Ein wichtiger Referenzzinssatz, der auch sehr bekannt ist und oft Basiszinssatz auch in Kreditverträgen etc. ist ist der EURIBOR (european interbanking offered rate). Der 3-Monats-EURIBOR ist also der Zinssatz zu dem eine Bank der anderen für 3 Monate Geld “borgt”.
Am Höhepunkt der Finanzkrise 2008/09 ist dieses Interbankengeschäft beinahe zum Erliegen gekommen, da sich die einzelnen Banken nicht mehr gegenseitig vertraut haben.
Wie verschwindet Geld wieder?
Wenn nun Kunde C, der sich bei seiner Bank 100 ausgeborgt hat, diese wieder zurückbezahlt, sieht die Bilanz der Bank so aus:
Kunde C überweist 100 auf die Bank, die ihm auf seinem Konto gutgeschrieben werden. Die Bilanz der Bank schaut dann so aus:
vor der Kredittilgung:
Bankbilanz
AKTIVA
PASSIVA
Kreditverträge
200
Guthaben auf Konto Kunde A
100
Guthaben bei Zentralbank
100
Guthaben auf Konto Kunde B
50
Guthaben auf Konto Kunde C
100
Eigenkapital
50
Summe Aktiva
300
Summe Passiva
300
nachher:
Bankbilanz
AKTIVA
PASSIVA
Kreditverträge
100
Guthaben auf Konto Kunde A
100
Guthaben bei Zentralbank
100
Guthaben auf Konto Kunde B
50
Guthaben auf Konto Kunde C
0
Eigenkapital
50
Summe Aktiva
200
Summe Passiva
200
Er möchte mit diesen 100 den Kredit tilgen. Infolge dessen verringern sich die Kreditverträge in den Aktiva der Bank um 100 und das Guthaben auf seinem Konto erlischt, da es ja zur Kredittilgung verwendet wurde.
Geld in Höhe von 100 ist also verschwunden. Fazit: Geld verschwindet durch die Tilgung von Krediten, also durch die Rückzahlung von Schulden.
Über die Konsequenzen, Vorteile und Nachteile dieses Systems werde ich in Teil 2 schreiben, damit dieser Artikel nicht zu lange wird.
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