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Ist der österreichische ATX-Index derzeit billig?

Als Österreicher interessiere ich mich natürlich besonders für den heimischen Aktienmarkt. Für diesen war das Jahr 2014 bisher wahrlich kein gutes:
Der amerikanische  S&P500-Index legte heuer einen Zuwachs von 12,28% hin (in US-Dollar). Rechnet man in Euro so sind es sogar 25,58% die der Index zulegen konnte.
Der ATX hingegen ist seit 1. Jänner 8,6% im Minus. Er ist somit weltweit in den hintersten Rängen dabei. Darüber habe ich hier vor einiger Zeit schon berichtet.

Die Performance des ATX im Vergleich zum S&P500 im letzten Jahr

Die Performance des ATX im Vergleich zum S&P500 im letzten Jahr

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob der ATX-Index aufgrund seiner schlechten Performance jetzt fundamental billig ist bzw. ob österreichische Aktien derzeit zum Schnäppchenpreis zu haben sind.
Es kann natürlich auch sein, dass die schlechte Performance der österreichischen Aktien an der Börse nur ein Abbild einer schlechten Performance der einzelnen Unternehmen ist.
Das werden wir jetzt untersuchen.

Der ATX-Index im Detail:

Zuerst einmal sehen wir uns die Zusammenstellung des ATX genauer an:

Er besteht aus den 20 größten bzw. an der Börse umsatzstärksten Firmen an der Wiener Börse. Er wird regelmässig vom ATX-Komitee zusammengestellt. Aus heutiger Sicht sieht die Gewichtung der im ATX enthaltenen Unternehmen wie folgt aus (Quelle: Bloomberg)

Gewicht der einzelnen Unternehmen im ATX
Name Gewicht
Erste Group Bank AG 19,24%
Voestalpine AG 12,23%
OMV AG 9,31%
ANDRITZ AG 8,47%
Vienna Insurance 6,42%
IMMOFINANZ AG 6,14%
Raiffeisen Bank International AG 5,98%
CA Immobilien Anlagen AG 3,55%
Wienerberger AG 3,46%
Österreichische Post AG 3,46%
UNIQA Insurance Group AG 3,28%
Telekom Austria AG 2,95%
Verbund AG 2,86%
BUWOG AG 2,44%
Flughafen Wien AG 2,14%
Lenzing AG 1,86%
Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment A 1,79%
Conwert Immobilien Invest SE 1,74%
RHI AG 1,39%
Zumtobel Group AG 1,28%

Auffallend ist eine sehr starke Gewichtung von Banken, Versicherungen und Immobilien-Firmen.  Auch die Industrie ist stark vertreten.

 Die ATX-Gewichtung nach Branchen:

Finanz 34,93%
Immobilien 13,87%
Industrie 27,41%
Energie 9,31%
Versorger 2,86%
Telekom 2,95%
Logistik 3,46%
sonstige 5,22%

Finanzen und Immobilien machen zusammen fast 50% des ATX aus (48,8% um genau zu sein). Gemeinsam mit der Industrie sind es über drei Viertel (76,21%).

Der ATX ist also nicht wirklich diversifiziert sondern birgt einige Klumpenrisiken – so sind z.B. einige Branchen die für Stabilität oder Wachstum sorgen überhaupt nicht vertreten (z.B. Konsumgüter, Verbrauchsgüter oder Technologie)

Diese Tatsache alleine macht den ATX als Investment meiner Meinung nach schon eher riskant – es sei denn man möchte in das Finanzwesen (wo die Immobilien im weiteren Sinne auch dazu gehören) und in Industrie investieren.

Sind die einzelnen ATX-Unternehmen derzeit günstig?

Gesetzt den Fall man möchte besonders in die Finanz und Industriebranche investieren. Wie günstig sind die ATX-Schwergewichte nach heutigem Stand?

Einige der Unternehmen habe ich bereits in Vergleichen hier im Financeblog untersucht:

Den größten ATX-Teilnehmer – die Erste Bank – haben wir bereits im Banken-Vergleich hier im Financeblog abgehandelt: Sie schnitt im Vergleich zur Peergroup eher unterdurchschnittlich ab.
Auch die Bewertung erscheint im Vergleich zur Peergroup nicht günstig: Das durchschnittliche KBV des Bankensektors ist derzeit etwa bei 0,88 (Quelle: Bloomberg:  Kurs-Buchwert-Verhältnis der 15 nach Marktkapitalisierung weltweit größten börsenotierten Banken)
Das KBV der Erstebank ist bei 0,91.

Auch Raiffeisen International habe ich im Banken-Vergleich angesprochen. Hier war die Conclusio, dass das Unternehmen zwar in der Vergangenheit schnell wachsen konnte, allerdings extrem hohe Risiken in Osteuropa (auch in der Ukraine) eingegangen ist. Aus diesem Grund wird für 2014 auch ein massiver Verlust erwartet. Mit dem Kauf dieser Aktie beteiligt man sich jedenfalls massiv am Osteuropa-Risiko. Als Schnäppchen würde ich sie deshalb auch nicht bezeichnen.

Auch die Immobilien-Unternehmen habe ich hier im Financeblog bereits einmal verglichen. Im ATX vertreten sind Immofinanz, Buwog, CA-Immo und Conwert

Die Quintessenz des Vergleichs war, dass viele Immo-Unternehmen (speziell Immofinanz) höhere Zinsen für das Fremdkapital bezahlen müssen, als sie operativ verdienen. (Gesamtkapitalrendite war niedriger als die Fremdkapitalzinsen). Eventuelle Zinssteigerungen stellen für solche Unternehmen ein zusätzliches Risiko dar.
Vom KBV her sind die österreichischen Immobilien-Aktien im weltweiten Vergleich sehr günstig, beim KGV schaut es allerdings anders aus. Richtige Schnäppchen konnte ich hier auch nicht orten.

Die beiden Versicherungen im ATX, Vienna Insurance Group und UNIQA habe ich in diesem Artikel bereits unter die Lupe genommen. Sie belegten im internationalen Vergleich etwa das Mittelfeld.
Die Bewertung ist meiner Ansicht nach fair, aber nicht grandios günstig. z.B. liegt das KGV der VIG derzeit bei 14,47 – der Branchenschnitt (wieder von den 15 nach Marktkapitalisierung größten Unternehmen) liegt bei 12,98.
Vom KBV her sind die beiden Österreicher allerdings günstiger als der Branchenschnitt.

Es gibt allerdings im ATX auch 3 Unternehmen die ich für fundamental gut und günstig bewertet erachte und deshalb auch in der Financeblog-Wikifolio aufgenommen habe: OMV, VOEST und die Post.
Die OMV leidet natürlich derzeit unter dem stark sinkenden Ölpreis, gehört aber zu den weltweit günstigsten Ölfirmen.

Wie schaut es nun insgesamt aus?

In der unteren Tabelle habe ich die einzelnen im ATX vertretenen Unternehmen auf Basis meiner diversen Analysen und Vergleichen nach dem Schulnotensystem benotet und einen gewichteten Notendurchschnitt ausgerechnet. (= höheres Gewicht im Index bedeutet auch höhere Gewichtung der Note).
Die Benotung spiegelt einerseits die fundamentale Performance des Unternehmens als auch die Bewertung wider. Natürlich auf Basis meiner Analysen, deshalb stellt sie auch meine Meinung dar.

Gewicht der einzelnen Unternehmen im ATX
Name Gewicht Sparte Benotung
Erste Group Bank AG 19.24% Finanz 4.00
Voestalpine AG 12.23% Industrie 1.00
OMV AG 9.31% Energie 1.00
ANDRITZ AG 8.47% Industrie 2.00
Vienna Insurance 6.42% Finanz 2.00
IMMOFINANZ AG 6.14% Immobilien 4.00
Raiffeisen Bank International AG 5.98% Finanz 4.00
CA Immobilien Anlagen AG 3.55% Immobilien 3.00
Wienerberger AG 3.46% Industrie 5.00
Österreichische Post AG 3.46% Logistik 1.00
UNIQA Insurance Group AG 3.28% Finanz 3.00
Telekom Austria AG 2.95% Telekom 5.00
Verbund AG 2.86% Versorger 4.00
BUWOG AG 2.44% Immobilien 2.00
Flughafen Wien AG 2.14% sonstige 2.00
Lenzing AG 1.86% Industrie 4.00
Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment A 1.79% sonstige 3.00
Conwert Immobilien Invest SE 1.74% Immobilien 3.00
RHI AG 1.39% Industrie 3.00
Zumtobel Group AG 1.28% sonstige 3.00
gewichteter Notendurchschnitt 2.79

Wir erhalten einen Notendurchschnitt von 2,79, was im Schulsystem einem “Befriedigend” entspricht.
Ich kaufe normalerweise nur Unternehmen, welche mit “Sehr gut” abschneiden.

Die Bewertung des  ATX im Vergleich zu anderen Indices

In der nächsten Tabelle habe ich die Bewertung  einiger wichtiger Indices mit dem ATX verglichen.

Die Bewertungskennzahlen KGV, KBV und Dividendenrendite errechnen sich, indem die Werte der einzelnen im Index vertretenen Firmen entsprechend ihrem Gewicht im Index zusammengeführt werden. So errechnet sich z.B. das KGV in dem man die Gewinne aller Unternehmen im Index gemäß ihres Gewichtes addiert und den Kurs des Index durch das Ergebnis dividiert.

Index KGV KBV DVD-Rendite
AUSTRIAN TRADED ATX INDX #N/A N/A 0.95 2.69%
DAX INDEX 17.66 1.72 2.67%
Euro Stoxx 50 Pr 23.09 1.51 3.53%
S&P 500 INDEX 18.36 2.81 1.92%
NASDAQ COMPOSITE INDEX 78.23 6.25 1.28%
FTSE 100 INDEX 19.09 1.89 4.61%
NIKKEI 225 21.99 1.75 1.43%
HANG SENG INDEX 10.39 1.35 3.76%
MICEX INDEX 7.57 0.72 4.03%
BRAZIL IBOVESPA INDEX 17.39 1.30 4.56%
S&P BSE SENSEX INDEX 19.55 3.08 1.42%
CSI 300 INDEX 14.08 2.03 1.81%
FTSE/JSE AFRICA TOP40 IX 17.32 2.31 3.04%
Median 18.01 1.75 2.69%

Leider ist der ATX der einzige Index, bei dem die Verluste der enthaltenen Unternehmen die Gewinne überwiegen, sodass sich kein KGV errechnen lässt – es wäre negativ. Das ist schon einmal kein gutes Zeichen.

Beim KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) ist der ATX beinahe der günstigste – nur der russische MICEX ist noch günstiger. Überhaupt wirkt der MICEX auf den ersten Blick am günstigsten unter allen. Das ist aber natürlich noch kein Grund in Russland zu investieren, da wahrscheinlich jedem Leser die Umstände und Risiken bekannt sind: Ukraine-Krise, Sanktionen von Europa, etc. Russland ist derzeit ein sehr heisses Pflaster und deshalb so billig.

Bei der Dividendenrendite liegt der ATX genau im Mittelfeld – er entspricht genau dem Median mit 2,69%.
Insgesamt wirkt die Bewertung also auch nicht wirklich günstig. Ein niedriges KBV alleine reicht nicht, wenn die enthaltenen Unternehmen keine Ertragstärke zeigen.

Fazit:

Obwohl der ATX heuer bisher fast 9% im Minus ist und stark hinter den meisten anderen Aktienmärkten herhinkt, ist er nicht unbedingt als Schnäppchen zu bezeichnen.
Er ist außerdem für meinen Geschmack viel zu wenig diversifiziert – die Finanz und Immobilien-Branche ist zu stark gewichtet.
Ich bin – abgesehen davon – sowieso kein Freund eines Index-Investment, da man bei einem Index automatisch immer auch “schlechtere” Unternehmen dazu kauft. Besser ist es, sich die Rosinen herauszusuchen.
Solche Rosinen gibt es auch in Österreich, wie z.B. Voest, OMV und Post.
Zu sagen, dass der gesamte österreichische Aktienmarkt derzeit billig ist, halte ich für falsch.

Kursfeuerwerk nach Zentralbanken Interventionen – Was kann man jetzt tun?

Heute haben am selben Tag sowohl die chinesische Nationalbank (Peoples Bank of China) als auch die europäische Zentralbank, die EZB der wirtschaftlichen Stagnation den Kampf angesagt.
Die Peoples Bank of China hat die Zinsen erstmals seit 2012 gesenkt und die EZB hat angekündigt, alles zu tun damit die Inflation im Euroraum sehr rasch wieder auf normale Werte zurückkehrt. (Das Inflationsziel der EZB ist etwa 2% pro Jahr). Derzeit befinden wir uns allerdings am Rande einer Deflation.

Bis zu 1 Billion Euro Anleihekäufe durch die EZB

Bis zu 1 Billion Euro (das sind 1000 Milliarden) möchte die EZB in den Ankauf von Anleihen – besonders in sogenannte Asset-Backed-Securities (ABS) von Banken investieren. Wenn eine Zentralbank in Anleihen “investiert” erschafft sie dadurch natürlich neues Geld, welches helfen soll die Investitions- und Konsumlaune im Euro-Raum wieder anzukurbeln. Über Inflation und Deflation habe ich ja schon hier berichtet.
Eine Inflation (und da reicht natürlich bereits die Erwartung des Marktes an eine stärkere Inflation) führt automatisch dazu, dass Sachwerte (wozu auch Aktien zählen) an Wert gewinnen – durch Flucht in Sachwerte. Besonders wenn die Inflation bei niedrigen Zinsniveau stattfindet sucht das Kapital Möglichkeiten höherer Rendite. Die Aussage der Zentralbank die Zinsen in der Nähe von Null zu lassen und gleichzeitig auch noch zusätzliches Geld in Umlauf zu bringen sollte sowieso bei jedem klassischen Sparer die Alarmglocken läuten lassen: Die Realzinsen (also Zinsen nach Inflation) werden weiter sinken und in näherer Zukunft deutlich negativ sein.

Die Konsequenz dieser angekündigten Maßnahmen war ein Kursfeuerwerk

Der deutsche DAX legte alleine heute über 2,5% zu. Der amerikanische S&P 500 Index erreichte ein neues Allzeithoch.

Seit dem Einbruch Mitte Oktober sind die meisten Indices – binnen weniger als 6 Wochen schon wieder ordentlich gestiegen:

Der DAX ist seit dem letztem Tief 13,56% im Plus. Der amerikanische S&P 500 legte seit  dem Tief Mitte Oktober um 10,73% zu – beim S&P 500 war allerdings der Einbruch im Oktober nicht so schlimm wie beim DAX, sodass der S&P 500 jetzt auf einem Allzeithoch notiert und der DAX noch nicht.

Unser österreichischer ATX ist seit dem Oktobertief um 12,58% gestiegen. Er ist leider sehr sehr weit weg vom letzten Allzeithoch.

Die Angst war so schnell verschwunden wie sie gekommen war

Sehr interessant ist es auch immer die Angst im Markt anhand der erwarteten Schwankungen (Volatilität) zu analysieren.
War im Oktober noch Weltuntergangsstimmung – und auch das fast von einem Tag auf den anderen – so ist jetzt wieder alles eitel-Wonne.

Der Volatilitätsindex VIX im letzten Jahr
Der Volatilitätsindex VIX im letzten Jahr

Der Maßstab für die Angst im Markt, der Volatilitätsindex VIX der die implizite Volatilität (also die erwarteten Schwankungen und damit die Kosten für eine Absicherung für Kurseinbrüche) misst, zeigt das sehr deutlich: Vor weniger als 6 Wochen war er auf einem 3 Jahres-Hoch und nun notiert er wieder unter 15 – was auf die Erwartung eines “ruhigen” Marktes hindeutet

Das heutige Kursfeuerwerk in Bildern:

DAX:

Der deutsche DAX-Index seit einem Jahr
Der deutsche DAX-Index seit einem Jahr

S&P 500:

Der amerikanische S&P 500 Index seit einem Jahr
Der amerikanische S&P 500 Index seit einem Jahr

ATX:

Der österreichische ATX-Index seit einem Jahr
Der österreichische ATX-Index seit einem Jahr

Sie amerikanischen Aktien hatten insgesamt im letzten Jahr die wenigsten Schwankungen und den schönsten Aufwärtstrend. Das spiegelt auch die Entwicklung der Wirtschaft wider: Die US-Wirtschaft ist aus dem gröbsten heraus und kann auf einen neuen Aufschwung hoffen.
Der deutsche DAX ist bereits wieder in der Nähe seiner Hochs, das letzte Jahr war allerdings etwas holpriger als in den USA – und unser österreichischer ATX ist leider extrem weit von seinen Hochs entfernt. Das letzt Allzeithoch hatte er im Jahr 2007 mit über 5000 Punkten. Der ATX ist auch als einziger dieser Indices heuer (2014) noch im Minus – und das sogar mit über 10%.
Dass er deshalb nicht unbedingt “billiger” ist als die anderen beiden habe ich im letzten Artikel bereits angesprochen.

Wie kann es jetzt weitergehen und welche Konsequenzen kann man ziehen?

Trotz der Kurssteigerungen gibt es noch viele Aktien die preislich attraktiv sind – man muss allerdings immer selektiver vorgehen.
Viele Titel notieren nach wie vor auf Bewertungsniveaus unter ihrem langjährigem Durchschnitt – alleine schon weil sie stetig ihre Gewinne und Dividenden steigern konnten.
Aus diesem Grund habe ich ja bereits bei den Kurseinbrüchen Mitte Oktober zum Kauf geraten. Zum Glück stellte sich heraus, dass dieser Ratschlag korrekt war.
Die derzeitige Entwicklung würde ich dafür nutzen Depots zu “säubern”, d.h. Werte die man nicht mehr gut findet im derzeit guten Wind zu verkaufen. Das habe ich heute auch bei meinen privaten Depots getan.
Es gibt viele Titel die mittlerweile überbewertet erscheinen. Ich werde darüber vielleicht einen eigenen Artikel schreiben. Diese kann man jetzt zu einem guten Preis verkaufen.
Im Financeblog-wikifolio sind aus heutiger Sicht keine solchen Werte enthalten. Dafür ist das wikofolio noch zu jung und die Aktien wurden ja aufgrund einer attraktiven Bewertung gekauft. Die Kurssteigerungen der letzten Wochen haben daran noch nicht wirklich viel geändert.
Die derzeit erfolgreichste Aktie im wikifolio ist Apple mit einer Kurssteigerung von fast 20% seit Kauf. Auch sie ist aber z.B. mit einem KGV von 18 und einem erwarteten KGV 2015 von 15 noch nicht überbewertet.
Es gibt aber sicher viele Depots in denen Aktien liegen, die vor mehreren Jahren zu damals günstigen Bewertungen gekauft wurden. Diese sollte man jetzt einer Kontrolle unterziehen und überprüfen ob sie noch immer günstig sind oder im guten Wind verkauft werden sollten.
Von einem zukünftigen Wirtschaftsaufschwung profitieren zyklische Werte am meisten. Deshalb konnte z.B. VOEST heute um 5,43% zulegen. (Gut, dass sie auch im wikofolio mit dabei ist 😉
Wenn man also an einen baldigen Aufschwung glaubt sollte man sich genau diese Titel genauer ansehen.

 

Stahlproduzenten im Vergleich – ist VOEST ein guter Kauf?

Heute geht es um eine sehr zyklische Branche – Die Stahlproduktion. Der Grund dafür ist, dass ich in letzter Zeit öfters Diskussionen darüber beobachtet habe, dass Österreichische Aktien derzeit sehr billig sein müssen, da sie im Vergleich zu (fast) allen Benchmarks im letzten Jahr extrem starke Verluste erlitten hatten. Zu diesem Thema gab es hier im Financeblog auch schon einen Artikel.
Nun besteht der bekannteste österreichische Aktienindex, der ATX, aus 30 unterschiedlichen österreichischen Aktien die unterschiedlich stark gewichtet sind. Am stärksten ist die Erste-Bank gewichtet (mit über 19%). Im Financeblog-Banken-Vergleich schnitt sie nicht so gut ab. Weder von den fundamentalen Daten noch von der Bewertung. Es könnte also sein, dass der ATX gar nicht so günstig ist derzeit – obwohl er so stark hinter den anderen Indices herhinkt.
Der zweit wichtigste Wert im ATX ist die VOEST. Sie ist mit 12% im Index gewichtet.
Das ist einer der Gründe, wieso ich heute die Branche vergleichen möchte in der die Voest tätig ist: Die Stahlproduktion,.

Über die Branche der Stahlproduktion:

Diese Branche ist logischerweise extrem zyklisch – was bedeutet, sie ist sehr stark von der aktuellen Wirtschaftslage (Konjunktur oder Rezession) abhängig. Stahl ist kein Gut, welches man immer im Alltag benötigt – so wie z.B. Zahnpasta oder Putzmittel 😉

Stahl wird besonders im Baugewerbe und in der Industrie nachgefragt – und das nur dann, wenn größere Investitionen getätigt werden. Das passiert sehr verstärkt in Aufschwung-Phasen.
Wenn man also auf einen zukünftigen Aufschwung wettet, so ist eine Investition in die Stahlproduktion recht sinnvoll. Derzeit ist Europa gerade am Rande einer Rezession und die USA seit einiger Zeit wieder in der Phase des Wachstums. Sollte sich auch Europa aufraffen können wäre das ein gutes Zeichen für diese Branche.

Diese Unternehmen werden verglichen:

Natürlich ist die österreichische VOEST dabei. Aus unserem Nachbarland sind THYSSENKRUPP sowie SALZGITTER dabei.
Der französische Stahl-Gigant ARCELORMITTAL schließt die Runde der europäischen Vergleichskandidaten ab.
Auch aus den USA habe ich 3 Unternehmen in den Vergleich aufgenommen: Das Traditionsunternhmen US-STEEL sowie NUCOR und die etwas kleinere COMMERCIAL-METALS.

Umsatz:

Umsatz 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
VOEST 4.616,33 5.779,14 6.230,60 6.943,85 10.481,20 11.724,87 8.550,05 10.953,70 12.058,25 11.524,40 149,64% 2
THYSSENKRUPP 37.303,00 42.927,00 47.125,00 51.723,00 53.426,00 40.563,00 37.711,00 42.725,00 41.536,00 38.559,00 3,37% 7
SALZGITTER 5.941,52 7.151,58 8.447,21 10.192,26 12.499,20 7.818,00 8.304,60 9.839,50 10.397,20 9.244,20 55,59% 4
ARCELORMITTAL 22.197,00 28.132,00 58.870,00 105.216,00 124.936,00 61.021,00 78.025,00 93.973,00 84.213,00 79.440,00 257,89% 1
US-STEEL 13.975,00 14.039,00 15.715,00 16.873,00 23.754,00 11.048,00 17.374,00 19.884,00 19.328,00 17.424,00 24,68% 6
NUCOR 11.376,83 12.701,00 14.751,27 16.592,98 23.663,32 11.190,30 15.844,63 20.023,56 19.429,27 19.052,05 67,46% 3
COMMERCIAL-METALS 4.768,33 6.592,70 7.212,15 8.329,02 10.427,38 6.409,38 6.306,10 7.863,35 7.656,38 6.889,58 44,49% 5

Beim Umsatz-Zuwachs hat ARCELORMITTAL die Nase vorne. Unsere VOEST ist immerhin auf Platz 2 und THYSSENKRUPP belegt den letzten Platz.

Umsatzrendite:

Umsatzrendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
VOEST 2,70% 5,59% 8,34% 10,91% 6,85% 4,52% 1,27% 4,68% 2,77% 3,86% 1
THYSSENKRUPP 2,42% 2,42% 3,49% 4,06% 4,11% -4,58% 2,19% -3,02% -10,21% -3,62% 5
SALZGITTER 4,12% 11,77% 17,85% 8,84% 5,39% -4,91% -4,00% 2,37% -0,98% -5,33% 6
ARCELORMITTAL 21,18% 11,73% 8,91% 9,85% 7,52% 0,26% 3,74% 2,41% -3,98% -3,20% 4
US-STEEL 8,12% 6,48% 8,74% 5,21% 8,89% -12,68% -2,77% -0,27% -0,64% -9,60% 7
NUCOR 9,86% 10,32% 11,91% 8,87% 7,74% -2,62% 0,85% 3,89% 2,60% 2,56% 2
COMMERCIAL-METALS 2,77% 4,33% 4,94% 4,27% 2,22% 0,32% -3,26% -1,65% 2,71% 1,12% 3

Wie schaut es nun mit der Gewinnspanne aus. Die Umsatzrendite liefert darüber schon eine recht gute Aussage: Hier konnte die VOEST den Platz eins belegen, allerdings sieht man auch, dass es starke Schwankungen gibt. Zwischen 1,27% im Jahr 2010 und 10,91% im Jahr 2007 ist alles dabei. Die Jahre vor 2008 waren sehr starke Jahre mit guter Konjunktur, das sieht man schon bei dieser Kennzahl sehr gut.
Den letzten Platz belegt hier die US-STEEL, welche seit 2009 (also quasi seit Beginn der Finanzkrise 2008) keine positive Umsatzrendite mehr erreichen konnte. Platz zwei belegt Nucor.

Gewinn:

Nettogewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
VOEST 124,85 323,09 519,46 757,40 718,23 529,84 108,40 512,75 333,51 444,87 539,30 604,95
THYSSENKRUPP 904,00 1.038,00 1.643,00 2.102,00 2.195,00 -1.857,00 824,00 -1.291,00 -4.241,00 -1.396,00 105,24 688,08
SALZGITTER 244,50 842,09 1.507,66 901,14 674,30 -383,70 -331,90 233,00 -102,00 -492,30 -17,48 78,01
ARCELORMITTAL 4.701,00 3.301,00 5.247,00 10.368,00 9.399,00 157,00 2.916,00 2.263,00 -3.352,00 -2.545,00 1.370,00 1.912,35
US-STEEL 1.135,00 910,00 1.374,00 879,00 2.112,00 -1.401,00 -482,00 -53,00 -124,00 -1.672,00 359,68 501,62
NUCOR 1.121,49 1.310,28 1.756,78 1.471,95 1.830,99 -293,61 134,09 778,19 504,62 488,03 724,14 1.103,27
COMMERCIAL-METALS 132,02 285,78 356,35 355,43 231,97 20,80 -205,34 -129,62 207,48 77,32 147,00 180,33

 

GewinnVeränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004-2014 Rang
VOEST 158,79% 60,78% 45,81% -5,17% -26,23% -79,54% 373,00% -34,96% 33,39% 21,23% 331,97% 1
THYSSENKRUPP 14,82% 58,29% 27,94% 4,42% -184,60% 144,37% -256,67% -228,51% 67,08% 107,54% -88,36% 6
SALZGITTER 244,41% 79,04% -40,23% -25,17% -156,90% 13,50% 170,20% -143,78% -382,65% 96,45% -107,15% 7
ARCELORMITTAL -29,78% 58,95% 97,60% -9,35% -98,33% 1757,32% -22,39% -248,12% 24,08% 153,83% -70,86% 5
US-STEEL -19,82% 50,99% -36,03% 140,27% -166,34% 65,60% 89,00% -133,96% -1248,39% 121,51% -68,31% 4
NUCOR 16,83% 34,08% -16,21% 24,39% -116,04% 145,67% 480,34% -35,15% -3,29% 48,38% -35,43% 3
COMMERCIAL-METALS 116,47% 24,69% -0,26% -34,74% -91,03% -1087,14% 36,88% 260,07% -62,74% 90,13% 11,35% 2

Für 2015 erwarten alle Kandidaten einen Gewinn – Ich bin mir nicht sicher, ob es alle schaffen werden diese Erwartung zu erfüllen….
Das einzige Unternehmen, welches in den letzten 10 Jahren immer Gewinn erwirtschaften konnte ist unsere liebe VOEST. Auch beim Gewinnzuwachs belegen sie den verdienten Platz eins.
Auf letzten Platz liegt SALZGITTERmit 5 Verlustjahren innerhalb von 10 Jahren und einem sehr starken Gewinnrückgang.
Auf Platz 2 liegt die COMMERCIAL-METALS mit “nur” 2 Verlustjahren und immerhin einem Gewinnzuwachs. Alle anderen erwarten 2014 weniger Gewinn also noch vor 10 Jahren.

Gesamtkapitalrendite:

GK-Rendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
VOEST 4,61% 7,77% 10,34% 12,88% 7,71% 6,98% 3,21% 6,16% 5,04% 5,51% 1
THYSSENKRUPP 4,11% 5,16% 6,74% 7,53% 7,21% -2,20% 3,59% -3,05% -11,81% -2,85% 5
SALZGITTER 6,31% 16,09% 23,30% 12,13% 9,61% -3,33% -3,20% 3,40% -0,06% -5,31% 6
ARCELORMITTAL 25,93% 11,23% 6,52% 9,37% 9,73% 1,40% 3,50% 3,45% -1,26% -0,61% 4
US-STEEL 11,95% 10,85% 14,26% 6,67% 14,44% -8,09% -1,87% 0,85% 0,58% -10,70% 7
NUCOR 20,08% 20,42% 25,54% 18,49% 16,43% -2,34% 0,96% 5,34% 3,57% 3,85% 3
COMMERCIAL-METALS 8,80% 13,55% 13,65% 11,28% 6,11% 2,64% -3,50% -1,62% 8,05% 4,20% 2

Auch hier belegt wieder unsere VOEST den ersten Platz – obwohl die Gesamtkapitalrendite im Vergleich zu anderen Branchen die wir hier schon gesehen haben eher mager ist. Oft sind mehr als 10% die Regel. Platz zwei geht wieder an die COMMERCIAL METALS und der letzte Platz wieder einmal an die US-STEEL.

Eigenkapital pro Aktie:

EK /Aktie 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs p.a. Rang
VOEST 11,76 13,13 15,72 18,36 25,34 25,06 24,88 27,39 28,24 29,06 10,58% 3
THYSSENKRUPP 16,71 14,68 16,55 20,51 23,75 17,10 18,30 17,52 7,75 4,36 -13,87% 7
SALZGITTER 17,62 35,19 60,58 73,76 79,85 71,66 70,91 73,78 67,21 58,77 14,32% 1
ARCELORMITTAL 9,09 18,87 30,43 39,87 43,36 40,47 40,31 36,61 30,35 30,11 14,23% 2
US-STEEL 35,74 30,56 36,82 46,87 42,13 32,62 26,80 24,30 24,10 23,14 -4,71% 6
NUCOR 10,83 13,80 16,14 17,75 25,25 23,47 22,55 23,60 24,06 24,02 9,25% 4
COMMERCIAL-METALS 5,64 7,74 10,35 13,09 14,40 13,59 10,94 10,04 10,71 10,85 7,54% 5

Ein sehr interessantes Ergebnis gibt es bei der Entwicklung des Eigenkapitals pro Aktie. Hier belegen SALZGITTER und ARCELORMITTAL den Platz 1 und 2.
Wie kann das sein? Diese beiden Unternehmen schnitten bei den Ertragskennzahlen eher schlecht ab.
Die Ursache liegt wohl an den hohen Gewinnen die in den Jahren vor 2008 erwirtschaftet werden konnten. Betrachtet man die Tabelle genau, dann sieht man, dass der Zuwachs beim Eigenkapital vor allem in den Jahren 2005 – 2007 stattgefunden hat – seither ist es rückläufig. Diese beiden Unternehmen konnten also vor der Krise extrem gute Erträge einfahren – sind aber nicht krisenfest.
Den letzten Platz belegt THYSENKRUPP. Unsere VOEST ist auf Platz 3, allerdings konnte sie auch in den letzten Jahren an Buchwert pro Aktie zulegen.

Cashflow:

Free Cashflow 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
VOEST -110,99 68,87 374,59 386,75 264,70 378,39 990,71 490,47 303,66 581,81 424,20% 1
THYSSENKRUPP 1.234,00 888,00 1.994,00 -480,00 -95,00 -122,00 -2.092,00 -179,00 -1.945,00 -334,00 -127,07% 7
SALZGITTER 111,81 223,80 211,46 340,60 -137,40 519,80 -253,00 -572,70 88,10 -162,20 -245,07% 6
ARCELORMITTAL 3.713,00 2.693,00 4.187,00 11.084,00 9.121,00 4.569,00 707,00 -3.061,00 623,00 844,00 -77,27% 3
US-STEEL 821,00 477,00 1.069,00 1.040,00 762,00 -533,00 -1.055,00 -680,00 412,00 -63,00 -107,67% 5
NUCOR 743,79 1.805,15 1.912,83 1.414,95 1.479,75 782,69 528,11 592,11 252,78 -119,00 -116,00% 4
COMMERCIAL-METALS 49,69 77,89 102,15 255,03 -398,50 436,84 -82,21 -45,47 82,14 58,70 18,12% 2

Hier konnte die VOEST in den letzten Jahren vorbildlich agieren: Trotz Investitionen war der Cashflow immer positiv. Das garantiert auch eine recht stabile Dividendenausschüttung.
Den letzten Platz belegt wieder einmal THYSSENKRUPP mit negativen Cashflows seit 2007. Platz 2 geht an die amerikanische COMMERCIAL-METALS.

Gesamtwertung:

Gesamtranking Umsatz Umsatzrendite Gewinn GK-Rendite EK/Aktie Cashflow Durchschn. Rang
VOEST 2 1 1 1 3 1 1,50 1
THYSSENKRUPP 7 5 6 5 7 7 6,17 7
SALZGITTER 4 6 7 6 1 6 5,00 5
ARCELORMITTAL 1 4 5 4 2 3 3,17 2
US-STEEL 6 7 4 7 6 5 5,83 6
NUCOR 3 2 3 3 4 4 3,17 2
COMMERCIAL-METALS 5 3 2 2 5 2 3,17 2

In der Gesamtwertung gibt es einen eindeutigen Sieger – und es ist diesmal ein Heimsieg! Die VOEST bekommt – sogar mit Abstand – den ersten Platz. Den zweiten Platz teilen sich diesmal interessanterweise gleich 3 Unternehmen – sie erreichen alle die selbe Durchschnittswertung: ARCELORMITTAL, NUCOR und COMMERCIAL-METALS. Das Schlußlicht bilder THYSSENKRUPP.

Bewertung:

KGV:

KGV 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 aktuell 2015 Median
VOEST 18,08 10,44 13,04 10,74 3,45 8,14 55,38 7,14 14,30 13,54 10,49 9,35 10,61
THYSSENKRUPP 9,22 8,74 11,09 9,39 4,44 -7,31 19,35 -7,05 -2,15 -7,17 105,70 16,17 8,98
SALZGITTER 3,64 3,42 4,15 7,16 4,90 -10,72 -10,46 9,96 -23,23 -3,78 -92,95 20,82 3,53
ARCELORMITTAL 3,83 4,83 8,48 7,39 2,66 319,94 15,26 9,75 -5,99 -8,45 11,94 8,56 7,94
US-STEEL 5,01 5,99 6,31 16,09 2,07 -5,68 -17,59 -71,89 -26,80 -2,55 14,12 10,13 3,54
NUCOR 7,26 7,92 9,40 12,44 7,90 -50,46 104,68 16,10 26,71 34,88 23,65 15,52 13,98
COMMERCIAL-METALS 11,11 7,63 8,56 9,77 5,62 86,25 -9,30 -12,33 8,08 30,59 13,31 10,85 9,17

Viele Unternehmen haben hier eine extrem volatile Entwicklung – alleine schon aufgrund der schwankenden Gewinnentwicklung. Negative KGVs sind leider keine Seltenheit. Bei der VOEST schaut es aber recht gut aus: Da in den letzten 10 Jahren immer Gewinne erwirtschaftet wurden war das KGV immer positiv und ist derzeit leicht unter dem Median.
Außerdem ist VOEST beim aktuellen KGV sogar am günstigsten unter allen Vergleichskandidaten.

Dividendenrendite, KBV und KUV:

Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV
VOEST 3,15% 5,90% 1,16 0,51
THYSSENKRUPP 0,02% 0,00% 4,43 0,26
SALZGITTER 0,80% 0,00% 0,47 0,17
ARCELORMITTAL 1,73% 0,00% 0,45 0,27
US-STEEL 0,58% 0,00% 1,29 0,29
NUCOR 2,75% 0,68% 2,21 0,82
COMMERCIAL-METALS 2,90% 0,00% 1,45 0,28

Auch bei der Dividende ist die VOEST sehr interessant – besonders in Hinblick auf die positiven Cashflows. Vom KBV her ist sie zwar nur das dritt-billigste Unternehmen und vom KUV her wirkt sie sogar teuer. Nachdem sie aber bei der Umsatzrendite den ersten Platz belegte und die anderen dort recht gut abhängen konnte, ist diese Bewertung verständlich.
Ich werde deshalb die VOEST als dritten österreichischen Titel in das Financeblog-wikifolio aufnehmen.
Damit sind nun 3 österreichische Aktien im Wikifolio: OMV, Die Post und VOEST.

Sind österreichische Aktien jetzt generell billig?

Sollte man nicht gleich den ATX-Index (z.B: in Form eines ETF) kaufen?
Meine Antwort darauf ist: Nein. Es sind darin dennoch zu viele Unternehmen enthalten (besonders die Banken und Versicherungen) die einen sehr großen Anteil am Index ausmachen (über ein Drittel) sowie einige wirklich “schlechte” Unternehmen wie Wienerberger (auch das haben wir schon in einem Financeblog-Vergleich gesehen). Die Hoffnung also, dass der ATX in Zukunft die anderen Indices schlagen könnte, nur weil er in der Vergangenheit schlecht gelaufen ist, würde ich über Bord werfen.

Der Chart:

Kursentwicklung der Stahlproduzenten seit 2004 im Vergleich zum S&P 500
Kursentwicklung der Stahlproduzenten seit 2004 im Vergleich zum S&P 500

In dem Chart ist die zyklische Entwicklung der Stahlproduzenten noch einmal recht deutlich zu sehen: In der Konjunkturphase vor 2008 konnten fast alle den Vergleichsindex (S&P 500) deutlich schlagen. Seither sind sie allerdings alle schlechter als der Index. In Aufschwungphasen sind also gute Kursgewinne zu erwarten, in Abschwungphasen eher nicht. NUCOR und VOEST konnten sich am bestern behaupten und am schlimmsten war man dran, wenn man in SALZGITTER investiert hat.
Ein Investment in einen Stahlproduzenten sollte man also nur eingehen, wenn man von einem wirtschaftlichen Aufschwung ausgeht. In dem Moment wo sich die Lage eintrübt sollte man das Investment beenden. Die Kursverfälle sind dann sehr schnell und hart.
Insgesamt also ein eher riskantes Investment.
Da ich davon ausgehe, dass sich die USA am Anfang eines Konjunkturzyklus befinden (langsam steigende Zinsen, Ende des quantitative Easing) und hoffentlich auch Europa alles tun wird um die Rezession zu beenden wage ich das Investment in die VOEST. Allerdings werde ich versuchen die Aktie wieder zu verkaufen wenn sich die Aussichten eintrüben – notfalls auch mit Verlust. Im Gegensatz zu den anderen Investments sehe ich dieses als nicht langfristig an.

Industriekonzerne im Vergleich

Wie gestern bereits versprochen, habe ich heute Industrieunternehmen aus der westlichen Welt miteinander verglichen. Dazu habe ich zwei große europäische Konzerne genommen die beide im EUROSTOXX 50 Index vertreten sind, 3 amerikanische aus dem DOW JONES Index sowie 2 Österreicher aus dem ATX.

DIE EUROPÄER:

Siemens:
Siemens wurde1847 von Werner Siemens gegründet und hat heute über 350.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen deckt quasi die komplette Wertschöpfungskette von der Strom-Produktion (Generatoren, Kraftwerke) bis zu den Endverbrauchern (Haushaltsgeräte) ab. Selbst Schienenfahrzeuge werden produziert. Auch in der Medizintechnik ist man tätig, besonders mit Computertomographen und Röntgengeräten.

Compagnie de Saint Gobain:
Die Geschichte dieses französischen Unternehmens beginnt bereits 1665 beim Bau von Versailles. Das Unternehmen war für die Glasproduktion des Spiegelsaales in Versailles zuständig.
Bis heute ist die Glasproduktion ein Schwerpunkt des Unternehmens. Außerdem werden noch Baustoffe, Keramik und Kunststoffe produziert.
Saint Gobain beschäftigt  weltweit etwa 195.000 Mitarbeiter und gehört zu dem 10 größten Betrieben Frankreichs.

DIE AMERIKANER:

Minnesota Mining and Manufactoring (3M):
1902 in Minnesota geründet (wie bereits im Namen ersichtlich 😉 beschäftigt dieser Konzern heute 88.600 Mitarbeiter.
Anfangs baute das Unternehmen vor allem Mineralien ab, die für Schleifpapier verwendet werden können. Heute produziert man zahlreiche Schleif- und Poliermittel die man an die Industrie liefert.
3M hat allerdings auch viele Produkte für Endkunden: Klebebänder, Post-its (das ist sogar ein eingetragener Markenname von 3M). Überhaupt hat 3M einige bekannte Marken wie z.B. Scotch, Scotch Brite, Nexcare (Heftpflaster)

General Electric:
Gründungsjahr dieses Konzerns war 1890, als Thomas Edison die Thomas Edison General Electric Company gründete.  Heute arbeiten über 300.000 Mitarbeiter für dieses Unternehmen.
Bei diesem Unternehmen handelt es sich tatsächlich um einen gigantischen Mischkonzern, der sich in die Sparten “Power & Water”, “Oil & Gas”, “Energy Management” sowie “GE Capital” gliedert. Es werden also neben der industriellen Produktion auch Bankgeschäfte getätigt. Insgesamt sicher ein schwer zu durchleuchtendes Unternehmen.

United Technologies Corporation:
Die Geschichte dieses Unternehmens geht zurück bis ins Jahr 1919 als die erste der Beteiligungen von United Technologies gegründet wurde (Die “Standard Steel Propeller”, später “Hamilton Standard”).
Heute beschäftigt United Technologies 218.000 Mitarbeiter.
UTC ist an zahlreichen bekannten und erfolgreichen Industrie-Unternehmen beteiligt, wie z.B. Carrier (Weltmarktführer bei Klimaanlagen), Otis (Aufzugsbauer), Pratt & Whitney (Flugzeugtriebwerke), Sikorsky (Helikopter)

DIE ÖSTERREICHER:

Andritz:
Dieses Maschinenbau-Unternehmen wurde 1852 im Grazer Stadtteil Andritz gegründet, wo es auch seinen Namen bezog.
Heute arbeiten fast 24.000 Mitarbeiter für diesen Konzern.
Es werden vorallem Turbinen für Kraftwerke sowie Maschinen für die Herstellung von Zellstoff und Papier produziert. Des gibt es eine Sparte die Maschinen für die Verarbeitung von Stahl herstellt und eine die sich auf Maschinen zur industriellen Herstellung von Tierfutter spezialisiert hat. Laut Wikipedia gehört Andritz in all diesen Sparten zu den Weltmarktführern.

Wienerberger:
Das Unternehmen wurde 1819  gegründet und beschäftigt heute ca. 12.000 Mitarbeiter. Anfangs baute man am Wienerberg (auch hier ist der Ursprung des Names eindeutig) Ton ab und fertigte daraus Tonziegel.
Heute zählt das Unternehmen zu den größten Ziegelproduzenten weltweit. Neben Ziegeln werden heute auch andere Baustoffe produziert wie z.B. Rohre, Fliesen und Keramik.

DER VERGLEICH:

Umsatzentwicklung:

SIEMENS AG-REG COMPAGNIE DE SAINT GOBAIN 3M CO GENERAL ELECTRIC CO UNITED TECHNOLOGIES CORP ANDRITZ AG WIENERBERGER AG
Umsatz in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs
2004 70.237,00 n/a 32.172,00 n/a 20.011,00 n/a 133.417,00 n/a 37.445,00 n/a 1.481,35 n/a 1.758,85 n/a
2005 75.445,00 7,41% 35.110,00 9,13% 21.167,00 5,78% 146.273,00 9,64% 42.725,00 14,10% 1.744,30 17,75% 1.954,57 11,13%
2006 66.487,00 -11,87% 41.596,00 18,47% 22.923,00 8,30% 149.689,00 2,34% 47.829,00 11,95% 2.709,69 55,35% 2.225,04 13,84%
2007 72.448,00 8,97% 43.421,00 4,39% 24.462,00 6,71% 169.469,00 13,21% 54.759,00 14,49% 3.282,49 21,14% 2.477,34 11,34%
2008 77.327,00 6,73% 43.800,00 0,87% 25.269,00 3,30% 180.929,00 6,76% 59.757,00 9,13% 3.609,81 9,97% 2.431,39 -1,85%
2009 76.651,00 -0,87% 37.786,00 -13,73% 23.123,00 -8,49% 154.272,00 -14,73% 52.920,00 -11,44% 3.197,52 -11,42% 1.816,88 -25,27%
2010 68.978,00 -10,01% 40.119,00 6,17% 26.662,00 15,31% 148.442,00 -3,78% 54.326,00 2,66% 3.553,79 11,14% 1.744,75 -3,97%
2011 73.275,00 6,23% 42.116,00 4,98% 29.611,00 11,06% 142.224,00 -4,19% 55.754,00 2,63% 4.595,99 29,33% 1.915,40 9,78%
2012 77.395,00 5,62% 43.198,00 2,57% 29.904,00 0,99% 144.121,00 1,33% 57.708,00 3,50% 5.176,88 12,64% 2.355,55 22,98%
2013 75.882,00 -1,95% 42.025,00 -2,72% 30.871,00 3,23% 142.937,00 -0,82% 62.626,00 8,52% 5.710,77 10,31% 2.662,94 13,05%
2014E 74.169,81 -2,26% 41.551,22 -1,13% 32.119,57 4,04% 149.273,33 4,43% 65.293,75 4,26% 5.922,23 3,70% 2.825,33 6,10%
2015E 77.956,19 5,11% 43.153,39 3,86% 33.533,29 4,40% 149.566,42 0,20% 67.746,70 3,76% 6.240,15 5,37% 3.001,00 6,22%
Zuwachs Gesamt 10,99% 34,13% 67,57% 12,10% 80,92% 321,25% 70,62%

Wenn man einen Blick auf die Jahre nach der Finanzkrise 2008 wirft, erkennt man sofort, daß diese Unternehmen alle sehr konjunkturabhänig sind. Im Jahr 2009 hatte jedes dieser Unternehmen einen Umsatzrückgang. Am geringsten war er bei Siemens und 3M – beides Unternehmen die auch direkt für Endkunden produzieren.

Beim gesamten Zuwachs der letzten 10 Jahre stehen die Österreicher ganz gut da. Besonders Andritz konnte den Umsatz verdreifachen. Platz 1 deshalb Andritz, Platz 2: United Technologies

Cashflow:

Free Cashflow SIEMENS SAINT-GOBAIN 3M GENERAL ELECTRIC UNITED TECHNOLOGIES ANDRITZ WIENERBERGER
2004 1.158,00 n/a 1.108,00 n/a 1.672,50 n/a 23.392,00 n/a 2.801,00 n/a 184,02 n/a 98,23 n/a
2005 -211,50 -118,26% 903,00 -18,50% 1.630,50 -2,51% 23.310,00 -0,35% 3.405,00 21,56% 210,51 14,40% -39,68 -140,40%
2006 505,50 -339,01% 363,00 -59,80% 1.335,50 -18,09% 14.734,00 -36,79% 3.849,00 13,04% 95,66 -54,56% -5,38 -86,43%
2007 1.188,00 135,01% 1.374,00 278,51% 1.426,50 6,81% 25.519,00 73,20% 4.177,00 8,52% -23,92 -125,01% 41,92 -878,60%
2008 2.037,00 71,46% 1.151,00 -16,23% 1.531,00 7,33% 31.912,00 25,05% 4.945,00 18,39% 185,34 -874,68% -127,49 -404,14%
2009 1.441,00 -29,26% 2.071,00 79,93% 2.019,00 31,87% 15.983,00 -49,92% 4.527,00 -8,45% 275,15 48,46% 161,17 -226,42%
2010 3.338,00 131,64% 1.253,00 -39,50% 2.041,50 1,11% 26.324,00 64,70% 5.041,00 11,35% 635,72 131,04% 131,88 -18,18%
2011 2.696,00 -19,23% 357,00 -71,51% 1.952,50 -4,36% 20.709,00 -21,33% 5.661,00 12,30% 355,82 -44,03% 48,82 -62,98%
2012 2.206,00 -18,18% 679,00 90,20% 1.908,00 -2,28% 17.407,00 -15,94% 5.257,00 -7,14% 237,37 -33,29% 107,56 120,30%
2013 2.496,00 13,15% 730,00 7,51% 2.076,00 8,81% 15.121,00 -13,13% 5.189,00 -1,29% -17,65 -107,44% 84,28 -21,64%
Zuwachs Gesamt 115,54% -34,12% 24,13% -35,36% 85,26% -109,59% -14,21%

Gerade bei Industriekonzernen ist die Betrachtung des Cashflows sehr wichtig. Oft müssen große Investitionen getätigt werden, die über längere Zeit abgeschrieben werden, sodaß am Netto-Gewinn nicht zu erkennen ist, wie viel Cash das Unternehmen tatsächlich generieren kann.

Hier ist zu erkennen, daß einige Unternehmen trotz steigendem Umsatz rückläufige Cashflows haben. Möglicherweise steigender Margendruck, gestiegene Rohstoffpreise die man nicht an die Kunden weitergeben konnte etc.
Beispiele hierfür sind die Unternehmen: Sain-Gobain und General Electric, sowie auch die beiden Österreicher Andritz und Wienerberger.
Am besten schneidet hier Siemens ab und Platz 2 geht wieder an United Technologies.

Cashflow-Leistungsquote:

Cashflow-Leistungsquote SIEMENS SAINT-GOBAIN 3M GENERAL ELECTRIC UNITED TECHNOLOGIES ANDRITZ WIENERBERGER
2004 1,65% 3,44% 8,36% 17,53% 7,48% 12,42% 5,58%
2005 -0,28% 2,57% 7,70% 15,94% 7,97% 12,07% -2,03%
2006 0,76% 0,87% 5,83% 9,84% 8,05% 3,53% -0,24%
2007 1,64% 3,16% 5,83% 15,06% 7,63% -0,73% 1,69%
2008 2,63% 2,63% 6,06% 17,64% 8,28% 5,13% -5,24%
2009 1,88% 5,48% 8,73% 10,36% 8,55% 8,61% 8,87%
2010 4,84% 3,12% 7,66% 17,73% 9,28% 17,89% 7,56%
2011 3,68% 0,85% 6,59% 14,56% 10,15% 7,74% 2,55%
2012 2,85% 1,57% 6,38% 12,08% 9,11% 4,59% 4,57%
2013 3,29% 1,74% 6,72% 10,58% 8,29% -0,31% 3,16%

Nocheinmal deutlicher wird es bei dieser Darstellung. Die Cashflow-Leistungsquote sagt aus, wie viel Prozent vom Umsatz zum Cashflow beitragen.
Hier ist zu erkennen, daß Siemens den Cashflow wohl besonders deshalb so gut steigern konnte, weil sie von einem sehr niedrigen Niveau kamen. General Electric hingegen hatte vor 10 Jahren ein wesentlich höheres Niveau und hat sich stetig verschlechtert.
Die beiden Österreicher weisen starke Schwankungen auf.
Am stabilsten erscheint mir die Entwciklung bei United Technologies die hier den Platz1 bekommt. Platz 2 geht an 3M, welche ebenfalls eine relativ stabile Entwicklung der Cashflow-Leistungsrate vorweisen können.

Netto-Gewinn:

SIEMENS SAINT-GOBAIN 3M GENERAL ELECTRIC UNITED TECHNOLOGIES ANDRITZ WIENERBERGER
Netto-Gewinn in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs in Mio Zuwachs
2004 3.405,00 n/a 1.239,00 n/a 2.990,00 n/a 16.819,00 n/a 2.673,00 n/a 53,37 n/a 177,10 n/a
2005 2.248,00 -33,98% 1.264,00 2,02% 3.111,00 4,05% 16.711,00 -0,64% 3.069,00 14,81% 78,68 47,43% 194,35 9,74%
2006 3.135,00 39,46% 1.637,00 29,51% 3.851,00 23,79% 20.742,00 24,12% 3.732,00 21,60% 118,49 50,59% 215,95 11,11%
2007 3.806,00 21,40% 1.487,00 -9,16% 4.096,00 6,36% 22.208,00 7,07% 4.224,00 13,18% 134,46 13,48% 261,39 21,04%
2008 5.725,00 50,42% 1.378,00 -7,33% 3.460,00 -15,53% 17.410,00 -21,60% 4.689,00 11,01% 139,69 3,89% 67,47 -74,19%
2009 2.292,00 -59,97% 202,00 -85,34% 3.193,00 -7,72% 11.025,00 -36,67% 3.829,00 -18,34% 96,81 -30,70% -289,30 -528,79%
2010 3.899,00 70,11% 1.129,00 458,91% 4.085,00 27,94% 11.644,00 5,61% 4.373,00 14,21% 179,59 85,51% -66,97 -76,85%
2011 6.145,00 57,60% 1.284,00 13,73% 4.283,00 4,85% 14.151,00 21,53% 4.979,00 13,86% 230,66 28,44% 7,67 -111,45%
2012 4.151,00 -32,45% 693,00 -46,03% 4.444,00 3,76% 13.641,00 -3,60% 5.130,00 3,03% 242,69 5,22% -70,29 -1016,69%
2013 4.284,00 3,20% 595,00 -14,14% 4.659,00 4,84% 13.057,00 -4,28% 5.721,00 11,52% 66,61 -72,55% -38,94 -44,61%
2014E 5.472,58 27,74% 1.350,89 127,04% 4.942,00 6,07% 16.743,64 28,23% 6.269,25 9,58% 276,00 314,36% 14,65 -137,63%
2015E 6.099,50 11,46% 1.604,25 18,76% 5.264,92 6,53% 17.607,33 5,16% 6.722,78 7,23% 279,36 1,22% 47,23 222,41%
Zuwachs Gesamt 79,13% 29,48% 76,08% 4,69% 151,51% 423,44% -73,33%

Auch beim Gewinn sind die konjunkturellen Schwankungen deutlich zu erkennen. Besonders Wienerberger scheint seit der Finanzkrise massive Probleme zu haben. Möglicherweise da besonders die Bauindustrie von dem Immobilien-Boom in den USA vor 2007/08 profitiert hat. Dieser Boom hatte ja wie wir wissen mit der Subprime-Krise ein jähes Ende. Wienerberger scheint das bis heute nicht verdaut zu haben.
Am stärksten konnte Andritz in den vergangenen 10 Jahren seinen Gewinn steigern, allerdings mit ziemlichen Schwankungen. United Technologies belegt beim Gewinnzuwachs den Platz 2, allerdings sieht man hier keine so großen Schwankungen (abgesehen vom Rezessionsjahr 2009)

Gesamtkapitalrendite:

GK-Rendite SIEMENS SAINT-GOBAIN 3M GENERAL ELECTRIC UNITED TECHNOLOGIES ANDRITZ WIENERBERGER
2004 10,38% 8,61% 23,20% 3,79% 15,75% 15,43% 10,55%
2005 7,23% 6,46% 24,82% 3,92% 14,74% 20,12% 9,93%
2006 9,40% 8,56% 29,18% 4,22% 17,66% 18,54% 10,05%
2007 10,35% 8,48% 25,67% 3,94% 16,60% 20,20% 9,77%
2008 14,64% 7,84% 21,94% 3,17% 20,22% 18,33% 4,18%
2009 6,78% 3,25% 18,21% 2,15% 15,69% 10,90% -6,65%
2010 8,91% 6,29% 20,33% 2,57% 16,58% 15,43% -0,29%
2011 13,02% 6,56% 21,60% 3,15% 18,08% 18,10% 1,72%
2012 9,41% 4,53% 19,48% 3,27% 12,63% 14,92% -0,36%
2013 10,28% 4,12% 20,31% 3,37% 13,33% 5,64% 0,69%

Mit Abstand am schlechtesten schneidet bei diesem Vergleich leider wieder Wienerberger ab. Platz 1 geht eindeutig an 3M. Man sieht, daß es von Vorteil ist, wenn man auch an Endkunden verkauft und zwar Produkte die fast immer benötigt werden. (Das “Post-it” z.B. wird  trotz Smartphones und Tablets noch immer häufig verwendet). 3M kann man deshalb fast ein wenig zu “Gebrauchsgüter”-Branche zählen.
Platz 2 geht (wieder einmal) an United Technologies.

Bewertung:

Bewertung SIEMENS SAINT-GOBAIN 3M GENERAL ELECTRIC UNITED TECHNOLOGIES ANDRITZ WIENERBERGER
Dividendenrendite 3,87% 4,01% 2,56% 3,64% 2,36% 2,79% 1,40%
Div. Zuwachs 5J p.a. 3,57% 2,54% 13,74% 14,91% 9,25% -16,21% 6,27%
KUV 0,97 0,43 2,81 1,70 1,46 0,68 0,41
KBV 2,57 1,01 4,83 1,78 2,74 4,17 0,63
KGV 2004 16,32 12,48 21,55 23,01 19,88 13,66 14,72
KGV 2005 29,25 13,82 18,93 22,25 19,01 15,34 12,90
KGV 2006 21,27 13,67 14,90 18,63 16,81 18,03 15,46
KGV 2007 26,15 16,23 14,82 16,99 17,99 16,03 12,18
KGV 2008 8,41 9,20 11,45 9,54 10,41 6,76 14,81
KGV 2009 25,61 97,46 18,60 14,82 17,26 21,77 -5,19
KGV 2010 21,74 18,32 15,14 16,64 16,65 19,92 -25,08
KGV 2011 10,92 12,08 13,37 13,48 13,30 14,45 106,81
KGV 2012 17,45 24,58 14,29 15,71 14,44 20,80 -11,59
KGV 2013 20,42 37,12 19,91 21,61 18,08 70,59 -34,79
Median 20,85 15,03 15,02 16,82 17,04 17,03 12,54
KGV2014 13,46 13,31 17,55 14,54 14,58 14,03 75,40
KGV2015E 12,08 11,21 16,47 13,83 13,60 13,86 23,39

Die schlechte betriebliche Performance der Wienerberger schlägt sich auch in der Bewertung nieder. KUV und KBV sind hier am günstigsten. Dennoch ist das Unternehmen kein Kauf, da man ja nicht weiß, ob in Zukunft nachhaltige Gewinne zu erwarten sind, wie auch an den sehr hohen KGVs der Jahre 2014 und 2015 (berechnet auf Basis der zu erwarteten Gewinne) zu sehen ist.
Man sieht auch, daß alle Unternehmen beim Ausbruch der Krise 2008 ein extrem niedriges KGV hatten. Die Bewertungen waren damals viel günstiger als heute, da die Angst im Markt enorm war. Industrie-Unternehmen bekommen Rezessionsängste immer am stärksten zu spüren.
Die heutige Bewertung der meisten Vergleichskandidaten liegt etwa im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Sollte sich also eine größere Rezessionsangst im Markt ausbreiten ist bei den Kursen durchaus noch Luft nach unten.

Welches Unternehmen ist nun am interessantesten?

Für mich ist es ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Andritz und United Technologies. Beide haben 2014 ein erwartetes KGV unter dem langjährigen Durchschnitt bzw. Median. Beide haben den Fundamentaltest gut bestanden. Mein Bauchgefühl spricht ein wenig mehr für United Technologies. Nicht nur,  da sie ein für mich nachvollziehbareres Geschäftsmodell haben, bzw. Produkte herstellen mit denen fast jeder im Alltag zu tun hat (wie z.B. Aufzüge und Klimaanlagen aber auch Flugzeugtriebwerke), sondern auch weil die Ergebnisentwicklung stabiler war.

Ich werde dieses Unternehmen deshalb ins Financeblog-Wikifolio aufnehmen.

 Die Entwicklung in den letzten 10 Jahren:

Die Entwicklung der Kurse der verglichenen Unternehmen seit 2004
Die Entwicklung der Kurse der verglichenen Unternehmen seit 2004

Andritz hat alle anderen abgehängt, gefolgt von United Technologies – allerdings weit abgeschlagen. Das ist allerdings ein Bild der Vergangenheit. Andritz konnte in dieser Zeit immerhin auch seinen Gewinn wesentlich stärker steigern als alle anderen.

Wenn man sich das Chartbild der letzten 5 Jahre ansieht, schaut die Sache schon ein wenig anders aus:

Die Vergleichskandidaten seit 1.1.2010
Die Vergleichskandidaten seit 1.1.2010

Immer noch liegt Andritz in Führung, allerdings nicht mehr so stark. Dieser Chart soll als Beweis dienen, daß man niemals vergangene Kurse für die Entscheidung einer Investition hernehmen sollte.

Energieversorger im Vergleich – ist “Verbund” im Vergleich zum Mitbewerb billig?

Letztes Mal habe ich österreichische Unternehmen verglichen und dabei ist unter anderem aufgefallen, dass die Verbund AG eine sehr günstige Bewertung zu haben scheint.  Heute möchte ich analysieren ob es sich wirklich um ein Schnäppchen handelt, bzw. wo der Hacken an der Sache ist.

Dazu habe ich die wichtigsten Strom-Versorger Europas verglichen und auch einen Blick auf die Entwicklung des Großhandelspreises für elektrischen Strom in den letzten Jahren geworfen.

Nachdem ich den aktuellen Halbjahresbericht vom Verbund studiert habe (der ist zu finden unter Investor-Relations auf der Unternehmens-Website http://www.verbund.at ) konnte ich in Erfahrung bringen, daß man mit stark sinkenden Strompreisen in den letzten Jahren zu kämpfen hat. Das führt dazu, daß z.B. Kohlekraftwerke wie Dürnrohr außer Betrieb genommen werden müssen, da sie nichtmehr rentabel sind.

Hier ein Blick auf die Entwicklung des Großhandels-Strompreises pro MWh (Megawattstunde) in EUR seit Mitte 2007 (längere Daten liegen auf Bloomberg leider nicht vor)

Die Entwicklung des Strompreises in EUR pro MWh seit 2007
Die Entwicklung des Strompreises in EUR pro MWh seit 2007

Man kann deutlich einen starken Anstieg vor Ausbruch der Finanzkrise erkennen und seit 2011 einen stetigen Abfall. In den Wintermonaten ist der Preis immer leicht angestiegen – was natürlich nachvollziehbar ist.

Der Abfall der Strompreise ist einerseits in Überkapazitäten begründet, die unter anderem durch massive Förderung alternativer Energie zustande gekommen sind und andererseits durch energie-effizientere Haushaltselektronik und vor allem Industrie. Beinahe in allen Geschäftsberichten kann man von einem Überangebot an Strom in Europa als Begründung für schlechte Zeiten lesen.
Die Mär vom Energie-Engpass ist also derzeit nicht nachvollziehbar.

Das schlägt sich auf den Zahlen der Stromproduzenten natürlich nieder. Ich habe für meinen Vergleich die beiden österreichischen börsenotierten Unternehmen genommen: EVN und Verbund, sowie die zwei größten deutschen: RWE und EON, die französische EDF (“electricité de France”),  die tschechische CEZ, die italienische ENEL sowie die spanische ENDESA

Siehtman sich die Umsatzentwicklung dieser europäischen Versorger an, so erkennt man, daß für 2014 und 2015 durchwegs ein Rückgang erwartet wird. (Die Zahlen von 2014 und 2015 sind Schätzungen von Analysten)

Umsatz 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008
VERBUND AG 2.768,13 2.802,40 3.181,58 3.159,92 3.027,72 3.307,89 3.483,11 3.744,75
EVN AG 2.587,50 2.467,50 2.755,00 2.846,50 2.729,20 2.752,13 2.727,02 2.397,00
RWE AG 50.935,85 50.432,85 51.393,00 50.771,00 49.153,00 50.722,00 46.191,00 47.500,00
E.ON SE 117.699,38 117.583,52 122.450,00 132.093,00 112.954,00 92.863,00 79.974,00 86.753,00
EDF 75.811,11 73.800,05 75.594,00 72.178,00 65.307,00 65.320,00 59.140,00 63.847,00
CEZ AS 201.574,86 203.597,95 217.273,00 215.095,00 209.761,00 198.848,00 189.458,00 179.863,00
ENEL SPA 78.831,46 78.658,83 77.258,00 82.431,00 77.573,00 71.943,00 62.498,00 59.577,00
ENDESA SA 31.877,69 31.495,85 31.203,00 33.933,00 32.686,00 31.177,00 25.925,00 22.836,00

Auch an der “bottm-line“, bei den Ergebnissen,  schaut es ähnlich aus.

Nettogewinn 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008
VERBUND AG 188,31 154,57 579,94 389,33 355,78 400,83 644,38 686,64
EVN AG 140,08 158,00 114,70 194,90 192,30 206,95 177,94 186,94
RWE AG 1.343,08 1.347,72 -2.653,00 1.402,00 1.865,00 3.323,00 3.571,00 2.558,00
E.ON SE 1.829,16 1.761,46 2.142,00 2.189,00 -2.219,00 5.853,00 8.420,00 1.266,00
EDF 4.232,05 4.067,44 3.517,00 3.275,00 3.148,00 1.020,00 3.902,00 3.484,00
CEZ AS 24.438,32 28.853,00 35.885,00 41.429,00 40.756,00 47.051,00 51.547,00 46.510,00
ENEL SPA 3.186,50 3.018,52 3.235,00 238,00 4.113,00 4.390,00 5.586,00 5.293,00
ENDESA SA 1.815,85 1.647,07 1.879,00 2.034,00 2.212,00 4.129,00 3.430,00 7.169,00

Und noch beunruhigender ist die sinkende Gewinnmarge:

Umsatzrendite 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008
VERBUND AG 6,80% 5,52% 18,23% 12,32% 11,75% 12,12% 18,50% 18,34%
EVN AG 5,41% 6,40% 4,16% 6,85% 7,05% 7,52% 6,53% 7,80%
RWE AG 2,64% 2,67% -5,16% 2,76% 3,79% 6,55% 7,73% 5,39%
E.ON SE 1,55% 1,50% 1,75% 1,66% -1,96% 6,30% 10,53% 1,46%
EDF 5,58% 5,51% 4,65% 4,54% 4,82% 1,56% 6,60% 5,46%
CEZ AS 12,12% 14,17% 16,52% 19,26% 19,43% 23,66% 27,21% 25,86%
ENEL SPA 4,04% 3,84% 4,19% 0,29% 5,30% 6,10% 8,94% 8,88%
ENDESA SA 5,70% 5,23% 6,02% 5,99% 6,77% 13,24% 13,23% 31,39%

Auch hier deutlich zu erkennen:  Kein Unternehmen schafft es, seine Margen zu halten. Sie sind durchwegs rückläufig. D.h. der Gewinn bricht noch stärker ein als der Umsatz.

Und jetzt werfen wir einmal einen Blick auf die Bewertungskennzahlen mit dem Wissen, daß es sich hier definitiv nicht um eine Wachstumsbrache, sondern derzeit eher um das Gegenteil, handelt:

 Bewertung KGV 2015 KGV 2014 KGV 2013 KBV
VERBUND AG 27,90 34,00 9,06 0,95
EVN AG 13,02 11,54 15,90 0,59
RWE AG 14,13 14,09 -7,16 1,56
E.ON SE 15,74 16,34 13,44 0,79
EDF 11,18 11,64 13,46 1,22
CEZ AS 14,07 11,92 9,58 1,31
ENEL SPA 12,49 13,18 12,30 0,75
ENDESA SA 16,91 18,65 16,35 1,15

 

Man kann deutlich herauslesen, daß mit den erwarteten Zahlen von 2014 und 2015 die KGVs schon wesentlich höher ausfallen. Und sogar da ist noch einiges an Unsicherheit enthalten.
EVN hat z.B. im ersten Halbjahr 2014 noch massive rote Zahlen. Bleibt zu erwarten ob sie die Analysten-Erwartungen für 2014 erfüllen können. Jeder Versorger hat in seinem Berichten eigene Ausreden für die schlechten Ergebnisse – bei EVN fällt z.B. auf, daß über den letzten Winter gejammert wird, da er viel zu warm war…

Nun noch ein Blick auf meine Lieblings-Ertragskennzahl, die Gesamtkapitalrendite. Hier gibt es leider keine Schätzungen für die Zukunft, da es auch keine Schätzungen für die Entwicklung des Kapitals gibt – deshalb die Zahlen 2008 – 2013

GK-Rendite 2013 2012 2011 2010 2009 2008
VERBUND AG 4,53% 3,14% 3,00% 3,55% 6,23% 8,28%
EVN AG 1,62% 2,84% 2,80% 3,07% 2,66% 2,82%
RWE AG -3,27% 1,59% 2,01% 3,57% 3,82% 2,74%
E.ON SE 1,64% 1,56% -1,45% 3,83% 5,52% 0,81%
EDF 1,37% 1,31% 1,36% 0,42% 1,63% 1,74%
CEZ AS 5,60% 6,51% 6,81% 8,64% 9,72% 9,83%
ENEL SPA 1,97% 0,14% 2,42% 2,61% 3,44% 3,97%
ENDESA SA 3,33% 3,46% 3,77% 6,60% 5,72% 12,25%

 

Auch hier ist deutlich ein Rückgang zu erkennen. Bei Verbund ist zwar 2013 ein kleiner Anstieg zu verzeichnen – wenn man sich aber die erwarteten Ergebnisse für 2014 und 2015 ansieht, die nur ein Viertel von 2013 ausmachen, kann man sich ungefähr ausrechnen wohin der Weg geht.

Wenn ich alle diese Zahlen vergleiche fällt mir nur ein Energieversorger positiv auf:  die tschechische CEZ. Sie hat im Vergleich zu den anderen Anbietern die größte Ertragstärke und ist von der Bewertung her (KGV 2014 und KGV 2015 sowie KBV) eigentlich im Mittelfeld.

“Unser” Verbund ist jedenfalls nicht das Schnäppchen wie auf den ersten Blick gedacht.

Insgesamt ist diese Brache meiner Ansicht nach nur Leute die sich sehr viel mit dieser Materie beschäftigen möchten bzw. bereits gut darin auskennen ein empfehlenswertes Investment.
Es ist eine extrem zyklische Branche (wie man bereits an der Entwicklung des Strompreises sieht) und es sind sehr viele Faktoren zu beachten.
Interessant wird es z.B. wenn einmal jedermann ein Elektro-Auto hat. Haben wir dann immer noch Überkapazitäten in Europa? Derzeit sieht es ja so aus, als daß wir locker alle Atom-Kraftwerke abschalten können ohne daß es zu Engpäßen kommt. Wie ist das aber wenn Elektro-Mobilität zum Alltag wird?

Österreichs Börse-notierte Unternehmen im Vergleich

Kurze Anmerkung: Ich habe den Artikel heute aktualisiert da mir bei der Berechnung der Marktkapitalisierung ein Fehler unterlaufen war: Ich habe bei einigen Unternehmen nur die Stammaktien einberechnet und die stimm- und gewinnberechtigten Vorzugsaktien vergessen. Jetzt sollten alle Angaben stimmen. Ich werde mich bemühen derartige Fehler in Zukunft zu vermeiden.

Heute habe ich unsere Heimatunternehmen unter die Lupe genommen. An der Wiener Börse notieren aktuell 78 Unternehmen. Das ist leider recht wenig, deshalb sind auch viele Sparten gar nicht vertreten.
Zum Vergleich: In Zürich sind 469 Schweizer Unternehmen gelistet (obwohl die Schweiz einwohnermäßig in etwa so groß ist wie Österreich) und in Frankfurt sind 1713 deutsche Firmen zum Handel freigegeben.
Leider ist das nicht der einzige Punkt in dem Österreich wie ein Entwicklungsland da steht: Die Handelsumsätze an der Wiener Börse sind stark rückläufig und hinken den oben genannten Börsen weit hinter her.

Zum Vergleich der einzelnen Unternehmen habe ich eine ziemlich große Tabelle erstellt, die ich an das Ende des Artikels angefügt habe. Man kann spaltenweise sortieren (z.B. nach Gesamtkapitalrendite 2013, etc). Für alle denen die Tabelle zu unübersichtlich ist, stelle ich eine Excel-Datei mit dem Gleichen Inhalt zum Download zur Verfügung. Hier:  austro-companies

Nur die größten 50 Unternehmen haben ein durchschnittliches Handelsvolumen von über 1000 Aktien am Tag. Die übrigen habe ich unter den Tisch fallen lassen.
Außerdem habe ich BUWOG ausgenommen, da BUWOG noch keine eigenen Zahlen veröffentlicht hat seitdem es von der Immofinanz abgespalten wurde und eigenständig an der Börse gelistet wird.

Bei allen Firmen die für das Geschäftsjahr 2014 bereits berichtet haben (also jene mit “schiefem” Geschäftsjahr) habe ich natürlich auch die aktuellsten Zahlen einbezogen. Bei den übrigen gehen die Zahlen nur bis 2013. Das ist aber ausreichend um Trends zu erkennen.

Wie im Ländervergleich – den ich vor einigen Tagen hier gemacht habe – ersichtlich ist, ist Österreich auch was die Performance im letzten Jahr angeht, das Schlusslicht. Also müßten die Aktien doch eigentlich billig sein…

ATX - S&P500 Vergleich
ATX – S&P500 Vergleich

Im Vergleich zum amerikanischen S&P 500 Index z.B. haben unsere Aktien vor allem seit 2011 stark geschwächelt.

Welche Unternehmen sind also interessant für einen Kauf?

Zuerst einmal ist sehr auffällig, dass die Wiener Börse extrem Immobilien-lastig ist. Es gibt ganze 6 Unternehmen aus diesem Bereich. (Atrium, CA-Immo, Conwert, Immofinanz, S-Immo und Warimpex)
Mit BUWOG ist sogar noch ein siebtes Immo-Unternehmen an die Wiener Börse gekommen.
All diese Unternehmen notieren unter ihrem Buchwert. Das hat mit dem Misstrauen in diese Branche zu tun seit zur Finanzkrise 2008 einige Skandale um diese Unternehmen (vor allem Meinl European Land, heute: Atrium) aufgeflogen sind.
Wirklich ertragstark ist bis heute keines dieser Unternehmen. Atrium ist mit einer Gesamtkapitalrendite von 2,27% noch an der Spitze – was im internationalen Vergleich eher mager ist.
D.h. ein Investment in diese Unternehmen ist nur dann empfehlenswert, wenn man sich die einzigen Objekte der Gesellschaften genauer ansieht. Conwert z.B. hat vor allem Wohn-Immobilien in Österreich und Deutschland. Wohnen ist immer mit weniger Risiko verbunden als Office (Büro) oder Retail (Verkaufsflächen, Einkaufszentren, ..). Hier könnte eine Investition aufgrund des niedrigen KBVs interessant sein.

Ein weiterer Branchenvergleich innerhalb der Wiener Börse ist leider schwierig, da die übrigen Unternehmen beinahe alle in unterschiedlichen Bereichen tätig sind.

Von den verbleibenden Unternehmen fällt aufgrund eines stabilen Ertrages und einer relativ guten GK-Rendite z.B. die Post ins Auge. Der ehemalige Monopolist behauptet sich anscheinend ganz gut gegen neue Konkurrenz  und ist gerade noch “bezahlbar” mit einem KGV von 20 und einer Dividendenrendite von 5%.

Mayr Melnhof kann ebenfalls eine akzeptable GK-Rendite und stabile Erträge vorweisen.

Sehr günstig kommt mir auch die OMV vor, mit einem KBV von  0,65 und einem KGV von 8 und das obwohl die letzten 5 Jahre alle positiv waren mit einem durchschnittlichen Ergebniswachstum von 6%.
Für Verbund gilt ähnliches: KBV = 0,94, KGV = 9 (hier wird offensichtlich ein drastischer Ergebniseinbruch erwartet) und Zuwachs beim Ergebnis in den letzten 5 Jahren war 9,67% p.a.

Richtige “Blockbuster” konnte ich an der Wiener Börse leider keine entdecken. (z.B. ertragstarke Firmen mit GK-Rendite >10% gibt es so gut wie keine)

Insgesamt muss sich natürlich jeder selbst eine Meinung bilden.

Ganz wichtig ist auch – wie bei meinen Grundlagen-Artikel beschrieben – VOR dem Investment in eine Aktie die Firma auch genauer auf Soft-Facts zu durchleuchten. Oft haben günstige Bewertungen erklärbare Ursachen, die in den Kennzahlen nicht erkennbar sind. Nach Betrachtung aller Fakten ist es dann doch nicht mehr so günstig.
Es sprengt leider diesen Vergleichs-Artikel, wenn ich für jede einzelne Firma auf diese Fakten eingehe. Bei den interessantesten werde ich das mit eigenen Beiträgen machen und auch einen Peergroup-Vergleich mit internationalen Mitbewerbern anstellen.

Hier ist die Vergleichstabelle:

Austro-Companies im Vergleich

Die 50 größten Unternehmen an der Wiener Börse im Vergleich. GKR = Gesamtkapitalrendite, EGT = Nettogewinn
Name Market Cap in MioEGT 2014GK-Rendite 2014EGT 2013GK-Rendite 2013GKGK-Rendite 2012GKGK-Rendite 2011GKGK-Rendite 2010EGT-Zuwachs YoYKGVKBVDividende %
OMV AGEnergie9.350,181.162,353,66%30.519,174,47%28.413,473,80%26.418,883,48%6,00%8,040,644,35%
Erste Group Bank AGBanken8.626,0960,970,03%213.824,000,23%210.006,33-0,34%205.770,040,43%-48,68%141,480,581,00%
Raiffeisen Bank International AGBankwesen6.061,74557,340,43%136.116,020,54%146.985,000,66%131.173,110,83%-15,39%10,880,584,94%
Voestalpine AGEisen & Stahl5.939,15448,093,55%444,873,40%12.612,102,64%13.076,453,92%12.294,080,88%32,82%13,351,132,76%
Verbund AGVersorger5.240,77579,944,53%12.387,333,14%11.859,313,00%11.290,983,55%9,67%9,040,943,65%
Vienna InsuranceVersicherung4.665,60234,800,56%42.310,801,01%39.769,651,02%39.472,920,96%-11,33%19,870,933,57%
Andritz AGMaschinen4.311,8466,611,20%5.160,974,70%4.566,605,05%4.035,774,45%-21,96%64,734,641,21%
Telekom Austria AGTelekom3.165,2486,551,10%7.257,151,43%7.448,80-3,38%7.555,822,59%-18,42%36,572,090,70%
UNIQA Insurance Group AGVersicherung2.802,01283,440,91%30.054,550,42%28.567,66-0,86%28.703,710,15%60,92%9,891,003,88%
IMMOFINANZ AGImmobilien2.715,13178,081,86%111,090,88%12.331,822,20%11.755,932,69%11.774,380,69%17,12%24,440,64keine
™sterreichische Post AGLogistik2.512,62123,207,50%1.700,807,24%1.668,307,38%1.715,106,90%1,00%20,393,595,15%
Strabag SEIngenieur- & Baudienste2.268,60113,561,08%10.137,690,60%10.386,051,88%10.382,161,68%-10,23%19,980,702,26%
EVN AGVersorger1.821,27114,701,62%6.863,202,84%6.870,402,80%6.731,203,07%-13,72%15,880,594,14%
Mayr Melnhof Karton AGContainer & Verpackung1.764,40122,297,18%1.627,427,32%1.566,587,54%1.520,957,11%3,13%14,431,592,72%
Atrium European Real Estate LtdImmobilien1.587,3675,942,27%3.065,523,22%3.040,704,78%2.805,434,01%-9,34%20,900,705,68%
CA Immobilien Anlagen AGImmobilien1.552,5048,340,98%5.888,440,95%5.916,581,06%4.379,461,04%1,57%32,120,83keine
Wienerberger AGBaustoffe1.353,91-38,94-0,92%4.139,73-1,70%3.991,350,19%4.059,27-1,65%-12,68%-34,770,771,04%
Flughafen Wien AGTransportwesen1.342,9573,293,75%2.061,803,49%2.150,161,47%1.998,503,79%-0,81%18,321,482,04%
Lenzing AGChemikalien1.265,2450,112,05%2.632,656,67%2.340,4611,05%1.963,458,10%-25,09%25,251,163,67%
Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment A™l, Gas & Kohle1.231,8460,758,64%698,4410,97%620,058,58%561,574,87%22,10%20,283,220,65%
Agrana Beteiligungs AGKonsumgter1.164,28107,954,40%149,455,80%2.362,126,45%1.992,664,26%1.887,923,82%8,39%7,790,984,42%
Palfinger AGMaschinen958,0644,045,18%813,574,97%739,775,67%677,433,58%16,12%21,762,481,61%
AMAG Austria Metall AGIndustriegter916,8656,036,00%880,018,10%875,649,82%828,785,69%4,39%16,361,572,31%
RHI AGEisen & Stahl905,8862,603,63%1.849,606,13%1.689,907,19%1.448,707,31%-12,32%14,471,873,30%
Porr AgIngenieur- & Baudienste896,2552,832,30%2.060,740,84%2.137,05-3,41%2.177,900,37%59,87%16,962,581,94%
Semperit AG HoldingIndustriegter818,8254,606,41%824,465,61%616,658,39%593,487,65%4,73%15,001,982,27%
Conwert Immobilien Invest SEImmobilien779,247,500,24%2.870,10-5,85%3.176,400,73%3.550,800,67%-25,08%103,900,691,10%
Zumtobel Group AGElektrische Ger„te719,27-5,00-0,50%5,960,60%1.036,281,47%1.020,495,00%972,84-7,19%-41,01%120,702,201,09%
DO & CO AGGewerbliche Dienste519,2626,075,08%22,816,48%288,586,70%252,606,11%175,775,50%21,97%22,762,551,60%
Rosenbauer International AGTransportausrstung489,5326,336,33%432,877,13%357,147,72%301,6310,50%-4,51%18,592,611,69%
S IMMO AGImmobilien395,6827,311,45%2.013,411,21%2.175,380,92%2.256,160,08%96,20%14,490,72keine
FACC AGRaumfahrt & Verteidigung377,7228,885,07%20,774,64%347,763,01%302,067,54%6,10%18,181,68keine
Austria Technologie & Systemtechnik AGHardware353,9238,174,17%14,572,01%694,653,82%575,346,11%483,39-7,71%-200,48%24,290,912,21%
Kapsch TrafficCom AGIngenieur- & Baudienste317,46-4,30-0,76%9,791,73%557,703,69%450,124,90%295,0910,92%-166,85%32,441,49keine
Valneva SEBiotech und Pharma313,11-24,11-9,48%53,67-27,65%73,08-6,05%79,50-10,02%31,91%-12,992,17keine
POLYTEC Holding AGAuto148,5114,325,24%260,308,33%268,3112,85%308,518,11%-13,01%10,371,083,76%
Wolford AGTextil112,20-2,81-2,04%-2,76-1,94%145,460,87%144,463,50%145,541,76%-201,90%-40,701,51keine
Frauenthal Holding AGIndustriegter98,60-30,86-8,64%340,4811,59%364,653,70%290,915,91%#ZAHL!-3,201,081,91%
Century Casinos IncGlcksspiel, Unterkunft & Restaurants95,826,183,24%137,342,98%136,732,21%136,590,75%56,82%15,500,74keine
Unternehmens Invest AGSonderfinanzierung90,959,4512,14%56,322,96%59,053,23%58,415,38%31,68%9,621,341,87%
Pankl Racing Systems AGVertriebsunt. - Nichtbasis86,152,101,23%149,763,72%119,353,39%120,332,61%-9,57%41,011,260,73%
Warimpex Finanz- und Beteiligungs AGImmobilien61,292,610,66%418,261,90%412,281,57%394,81-0,13%#ZAHL!23,450,66keine
Brain Force Holding AGTechnologiedienste26,932,676,23%46,42-4,57%49,43-2,77%51,051,55%35,59%10,071,40keine
Bene AGHaus- & Broprodukte13,12-27,02-28,32%-28,30-21,37%137,17-1,82%149,18-8,30%161,70-10,67%9,38%-0,46-0,60keine
Teak Holz International AGForst- & Papierprodukte12,76-35,86-30,79%154,402,55%143,400,29%143,472,59%#ZAHL!-0,360,17keine