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Smartphone-Hersteller im Vergleich

Im Jahr 2013 wurden erstmals weltweit über 1 Milliarde Smartphones verkauft – und das Wachstum geht 2014 munter weiter.

Ein Grund, die börsennotierten Hersteller dieser Wundergeräte genauer unter die Lupe zu nehmen – und zwar mit der Frage, wessen Aktien am attraktivsten sind.

Zuerst noch eine kurze Anmerkung: Ich habe bei diesem Artikel zum ersten Mal probiert Excel-Tabellen einzubetten – das hat noch nicht ganz so schön funktioniert. Ich bitte die Leser das zu Entschuldigen 😉

Zurück zum Thema:

Im Jahr 2013 war der Marktführer bei verkauften Geräten Samsung, gefolgt von Apple. An Platz drei war Huawei. An den Plätzen vier und fünf waren LG und Lenovo.

Von den Top 5 sind vier Firmen börsennotiert: Samsung, Apple, LG und Lenovo. Diese vier werde ich jetzt genauer beleuchten:

Zuerst eine Analyse des Umsatzes  sowie die Anzahl der verkauften Geräte. Ich habe auch Tablets mit einbezogen, da alle Firmen außer Apple die Smartphones und Tablets in ihren Geschäftsberichten als “mobile devices” zusammenfassen. Nur Apple unterscheidet im Annual Report zwischen Iphone, Ipad und Ipod.

smartphone-herstellersmartphone-hersteller

HerstellerUmsatz Mio USDVerkaufte GeräteUmsatz/Gerät USDAnteil am UmsatzWachstum (3 Jahre)
SAMSUNG87'233.00313'900'000.00277.9060.40%43.25%
APPLE123'259.00221'290'000.00557.0072.10%62.06%
LG12'753.2047'700'000.00267.3649.69%54.00%
LENOVO5'657.4045'500'000.00124.3414.60%91.59%

Auf den ersten Blick zu erkennen ist, dass Samsung und Apple gemeinsam den Markt derzeit dominieren. Da etwa 1 Milliarde “mobile devices” im Jahr 2013 verkauft wurden, hatten beide gemeinsam über 50% Marktanteil. Samsung hatte einen guten Vorsprung vor Apple.

Beim Umsatz sieht das allerdings anders aus: Apple hat deutlich mehr Umsatz mit den mobilen Geräten gemacht als Samsung, da sie jedes Gerät für durchschnittlich USD 557,- verkaufen konnten. Samsung konnte nur USD 277,90 pro Gerät erzielen. Am wenigsten konnte der “Diskonter” Lenovo von seinen Kunden für seine Geräte lukrieren: USD 124,34 pro Gerät.

Daran ist deutlich zu erkennen, dass Apple eine sehr sehr starke Marke ist, und die Kunden den Besitz eines Apple-Gerätes wirklich als Prestige ansehen. Das ist ein fundamentaler Punkt für Apple.

Lenovo hingegen schafft es seine Endgeräte extrem billig anzubieten und dennoch Gewinne zu machen (siehe nächste Tabelle).  Sie haben deshalb auch die stärksten Zuwachsraten. Derzeit sind sie noch unbedeutend im Smartphone-Markt aber das könnte sich ändern, wenn sie diese Wachstumsraten beibehalten. Daß die Diskonter-Strategie auch aufgehen kann sehen wir in anderen Bereichen wie z.B. bei Lebensmittel-Diskontern.

Jetzt ein kurzer Blick auf die Ertrags- und Bewertungszahlen:

smartphone-herstellersmartphone-hersteller

 KGVKBVDiv. RenditeGK-Rendite
APPLE16.365.021.86%18.26%
SAMSUNG10.101.261.15%11.66%
LENOVO18.414.892.03%4.43%
LGnegativ1.230.27%-0.43%

Als Kennzahl für die  Ertragskraft eines Unternehmens eignet sich die Gesamtkapitalrendite am besten für eine rasche Analyse   (hierzu werde ich noch mehr hier schreiben), da diese auf den ersten Blick darstellt wie viel Ertrag jährlich aus der Substanz erzielt werden kann.

Hier sieht man wieder die Markenstärke von Apple. Durch die teuren Preise die Apple für seine Endgeräte erzielen kann hat es die höchste Rendite unter allen börsennotierten Mitbewerbern.

Lenovo schafft es dafür – trotz Endgerätepreisen die weniger als ein Drittel derer von Apple ausmachen – Gewinne zu erwirtschaften. Zwar nicht in der gleichen Höhe wie Apple aber immerhin.

LG ist für mich sowieso aus dem Rennen, da es Verluste einfährt. Ich investiere nicht in Firmen die Verluste machen, schon gar nicht, wenn sie keine gute Historie in ihren Zahlen vorweisen können.

Samsung hingehen ist zwar (noch) Marktführer bei den verkauften Geräten, gerät aber von beiden Seiten unter Druck: Apple zieht die Kunden an die hochwertige Geräte besitzen möchten und Prestige ausstrahlen möchten, und Lenovo & Co (es gibt noch zahlreiche andere Billig-Hersteller die nicht börsennotiert sind – vor allem im asiatischen Raum) locken jene Kunden zu sich die einfach nur ein günstiges Endgerät erwerben möchten.

Samsung steht in der Mitte: Die Geräte sind weder besonders günstig noch besonders hochwertig. Ihr derzeitiges Plus ist das große Angebot an Geräten mit unterschiedlichen Eigenschaften wie vor allem Display-Größe. Apple hat den Markt für “Phablets” also Smartphones mit großem Display die beinahe ein Tablet ersetzen bisher nicht bedient (das ändert sich angeblich bald mit dem Iphone 6) und die anderen Mitbewerber sind für Apple unbedeutend.

Von der fundamentalen Betrachtung her (ohne Bewertung des Aktienpreises) würde ich also Apple und Lenovo als die Sieger bezeichnen.

Apple als Premium-Hersteller der eine extrem gute Bilanz und auch sehr gute Wachstumszahlen hat und Lenovo als Diskonter, der dennoch Gewinne einfahren kann und noch bessere Wachstumszahlen hat.

Da man beim Aktienkauf auch immer einen Blick auf die Bewertung werfen muss (ein gutes Unternehmen zu teuer kaufen bringt auch nichts)  , betrachten wir diese jetzt auch:

Vom Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) und Kurs/Buchwert-Verhältnis(KBV) ist Samsung am günstigsten,

Apple ist interessanterweise – obwohl die Aktie gerade ein Allzeithoch überwunden hat – beim KGV auf Platz 2.

Lenovo ist fast ähnlich bewertet wie Apple (KGV, KBV und Dividendenrendite)

Aus meiner Sicht sind deshalb die interessantesten Smartphone-Hersteller zum Investieren Apple und Lenovo.

Apple wenn man glaubt, dass eine starke Marke und hochpreisige Geräte die Kunden überzeugen können. In ca. 1 Monat werden neue Iphones vorgestellt und ich erhoffe mir, dass Apple damit wirklich Samsung den Markt der “Phablets” abgraben wird.

Lenovo wenn man glaubt, dass ein Diskonter in Zukunft gute Chancen hat große Marktanteile zu gewinnen mit billigen Endgeräten.

Generell möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich eine Investition in diese Branche als extrem riskant erachte (Risiko bedeutet natürlich auch Chance), da diese Branche extrem schnelllebig ist. Ich würde deshalb nur empfehlen hier zu investieren wenn man selbst ein großes technisches Interesse an diesen Geräten hat und sich mit den Trends in diesem Markt beschäftigen möchte. Es ist sicher nach wie vor eine große Zukunftsbranche da die Entwicklungen extrem schnell von statte gehen und kaum jemand ein Smartphone länger als 2 Jahre besitzt, aber es können natürlich viele unvorhersehbare Dinge passieren.

über Bewertungen, innerer Wert und Marktwert

Ein wichtiger Aspekt bei der Fundamentalanalyse ist die Bewertung von Anlageklassen (Assets). Ist ein Produkt vom Markt zu teuer oder zu billig bewertet?

Ich beleuchte dieses Thema einmal aus der Sicht eines Aktien-Investors. Wer eine Aktie an einem Unternehmen besitzt ist am Eigenkapital dieser Firma beteiligt mit allen damit verbundenen Rechten wie Stimmrecht, Anteil am Gewinn und an Dividenden, etc.

Die Bewertung eines Assets ist immer mit dem Blick in die Zukunft verbunden und deshalb immer mit Vermutungen und Schätzungen. Wenn man die Zukunft korrekt vorhersagen könnte wären Finanzmärkte überflüssig, da dort im Prinzip Zukunftserwartungen und die damit verbundenen Risiken gehandelt werden.

Der sogenannte “innere Wert” oder “intrinsic Value” eines Assets errechnet sich – vereinfacht gesagt – einerseits aus den abgezinsten zukünftig erwarteten Gewinnen und andererseits aus er vorhabdeben Substanz (Eigenkapital).

kurze Erklärung dazu: Das Eigenkapital besteht im Prinzip aus allen Anlagen die ein Unternehmen besitzt (Cash-Bestand und Wertpapiervermögen, Immobilien wie z.B. Fabriken, etc.) abzüglich der Schulden.  Eine wichtige Bewertungskennzahl ist hier das KBV (Kurs/Buchwert-Verhältnis) – Ein KBV von 1 sagt aus, dass jeder EUR der für die Aktie gezahlt wird auch für einen EUR Eigenkapital bei dem Unternehmen steht. Ist das KBV entsprechend höher, dann bezahlt man für 1 EUR Eigenkapital entsprechend mehr. (Beispiel: Apple hat derzeit ein KBV von 4,98 – d.h. man bezahlt für 1 USD (in diesem Fall natürlich Dollar) Eigenkapitalanteil derzeit 4,98 USD)

An den stark unterschiedlichen KBVs der Unternehmen sieht man auch, dass der Ertragswert eine übergeordnete Rolle spielt. Die zukünftig erwarteten Gewinne können schliesslich das Eigenkapital auch schnell anwachsen lassen bzw, Verluste können es auffressen.

Den Ertragswert ermittelt man – auch vereinfacht – indem man sich selbst ein Bild zukünftiger Erträge macht. Bei einigen Firmen ist das relativ einfach, da sie keine starken Schwankungen unterworfen sind – insbesonders wenn sie in bestimmten Märkten eine wichtige Rolle spielen. (Beispiel: Johnson&Johnson hat eine stabile Entwicklung der Gewinne – siehe Chart)

Beispiel: Johnson & Johnson Aktienkurs (weiss) der letzten 25 Jahre sowie der Gewinn pro Aktie  (grau)
Beispiel: Johnson & Johnson Aktienkurs (weiss) der letzten 25 Jahre sowie der Gewinn pro Aktie (grau)

Je weiter ein erwarteter Gewinn in der Zukunft liegt umso weniger ist er heute wert. Ein Gewinn der z.B. in einem Monat ausgeschüttet werden kann hat einen höheren Wert als einer auf den man noch 1 Jahr warten muss. Ein Apfel der schon reif am Baum hängt und den man nur noch pflücken muss ist auch mehr wert als einer der erst nächstes Jahr reifen wird. Deshalb werden die zukünftigen Gewinne “abgezinst” d.h. um einen bestimmten Zinssatz verringert. (abhängig vom Risiko – darüber muss ich aber einen eigenen Artikel schreiben sonst wird das hier zu lange)

Der aus den zukünftigen, abgezinsten Gewinnen sowie aus dem vorhandenem Kapital errechnete Wert ist also der “innere Wert” eines Unternehmens.

Der Marktwert hingegen ist der Wert der durch die Handelsteilnehmer (Angebot und Nachfrage) an den Finanzmärkten fixiert wird. Hier spielt z.B. Knappheit eine große Rolle. Ist ein Gut knapp, aber sehr stark nachgefragt steigt der Preis, umgekehrt sinkt er natürlich wenn niemand mehr dieses Gut besitzen möchte.

Der Marktwert kann sehr stark vom inneren Wert abweichen. Vor allem bei Spekulationsblasen kommen abartige Abweichungen vor. In Zeiten von Spekulationsblasen verlieren viele Marktteilnehmer den Blick auf den inneren Wert und wollen etwas UNBEDINGT haben, sei es weil wie glauben, dass sie es zukünftig noch teurer verkaufen können weil es dann noch mehr Leute besitzen möchten. (=”greater fool theory” – Die Hoffnung auf einen “größeren Dummkopf” der später noch mehr dafür bezahlen wird als man selbst bezahlt hat). Charttechniker machen sich solche Phänomene zu Nutze. Beispiele dafür gibt es zahlreiche: z.B. die Internetblase die im Jahr 2000 ihren Höhepunkt hatte, bzw. eine der ältesten und gleichzeitig skurrilsten Blasen: Die Tulpenblase im 17ten Jahrhundert in den Niederlanden, als für einzelne Tulpenzwiebeln der Gegenwert eines ganzen Hauses geboten wurde.

Beispiel: Der NASDAQ-Index zu Zeiten der Internetblase (1996-2003)
Beispiel: Der NASDAQ-Index zu Zeiten der Internetblase (1996-2003)

Ich persönlich suche meine Anlagen nach dem inneren Wert aus und versuche das “mitreiten” von Blasen zu vermeiden. Man kann schliesslich nie wissen wie lange der Trend anhält und wann er einbricht und ins Gegenteil umkehrt. Vom inneren Wert hingegen hat man immer etwas. Man ist z.B. bei Aktien beteiligt an den Gewinnen und erhält in vielen Fällen regelmässig eine Dividende. Das sind Dinge die man auch auf dem Bankkonto spürt, von denen man etwas hat und die man für sich selbst bewerten kann.

Ist der Marktwert (aus meiner Sicht) unter dem inneren Wert, dann kaufe ich. Fällt er weiter ist mir das auch egal, sofern ich vom inneren Wert überzeugt bin. Steigt der Marktwert sehr stark über den inneren Wert, dann suche ich günstigere Alternativen.

Diese Vorgehensweise ist der Grund, wieso ich nicht der Freund von Anlageklassen bin die keinerlei Erträge erwirtschaften wie z.B. Rohstoffe, Edelmetalle etc. Hier ist der innere Wert sehr schwer bis gar nicht bestimmbar und der Marktwert kann deshalb sehr stark schwanken. (siehe Goldpreisentwicklung der letzten Jahre). Auch von modernen Formen des Investments die derzeit angepriesen werden wie z.B. Investieren in Kunst oder in teuren Wein halte ich nichts. Hier ist man nur darauf angewiesen dass man sein Investment später irgendwann an jemanden verkaufen kann der noch mehr dafür zu zahlen bereit ist als man selbst war. Der Wert wird ausschliesslich dadurch bestimmt, was die anderen Marktteilnehmer zu Zahlen bereit sind.