Ferrari – nun auch als Aktie erhältlich

Ferrari wird seit letzer Woche an der New Yorker Börse gehandelt. Die Aktien mit dem passenden Kürzel “RACE” wechseln dort seit letzten Mittwoch ihre Besitzer. In den ersten beiden Handelstagen konnte die Aktie sogar teilweise um mehr als 10% zulegen, erfährt aber seither eine Korrektur und liegt jetzt noch etwa 5,5% über dem Ausgabekurs von 52 USD.

Ein Grund für mich, heute im Financeblog zu analysieren ob die Ferrari-Aktie ähnlich teuer ist wie die berühmten roten Flitzer  und ob es sich um ein attraktives Investment handelt.

Laut Ferrari-CEO Sergio Marchionne darf Ferrari  nicht nur als Autohersteller gesehen werden, sondern die Marke sei sehr gut im Luxussektor positioniert. Die relevanten Konkurrenten seien also nicht VW und Opel sondern die Hermes und Pradas dieser Welt

Aus diesem Grunde werde ich heute die Ferrari-Aktie sowohl mit den Aktien einiger Auto-Hersteller als auch mit Unternehmen im Luxussektor vergleichen.

Ferrari - die bekannte Luxusautomarke gibt es jetzt auch an der Börse
Ferrari – die bekannte Luxusautomarke gibt es jetzt auch an der Börse

Der Ferrari-Börsegang im Detail

Ferrari war bis zum Börsegang eine 90%ige Tochter vom Fiat Chrysler Konzern. 10% der Anteile hielt Piero Ferrari, der Sohn des Ferrari-Gründers Enzo Ferrari.

Beim Börsegang hat sich Fiat Chrysler Automobiles (FCA) von 10% der Anteile getrennt und diese beim IPO an die Börse gebracht. FCA hält aktuell noch 80%. 
Allerdings plant FCA sich auch von diesen 80% zu trennen und diese in Zukunft an die Aktionäre von FCA auszuschütten – es werden also bald noch wesentlich mehr Ferrari-Aktien auf den Markt kommen.

Das bedeutet also einerseits, dass Ferrari durch den Börsegang kein neues Kapital zugeflossen ist – für die Firme selbst brachte der Börsegang also keinerlei finanziellen Vorteil. (In der Regel wir dein IPO dafür genutzt, neue Aktien auszugeben um neues Kapital für das Unternehmen zu erhalten mit dem zukünftige Wachstumsprojekte realisiert werden können. Bei Ferrari war das nicht der Fall)
Weiters ist zu erwarten, dass die Anzahl der umlaufenden Aktien sich bald erhöhen wird (wenn FCA die übrigen 80% an die Börse bringt). Ein steigendes Angebot an Aktien kann bei mangelnder Nachfrage auch zu Kursverlusten führen.

Als Risikofaktoren für die weitere Entwicklung des Unternehmens führt Ferrari im Börseprospekt besonders folgende Punkte an:

  • Die Fähigkeit des Unternehmens die Qualität der Marke “Ferrari” in Zukunft zu erhalten und zu verbessern
  • Der Erfolg und die Kosten des Ferrari-Formel-1 Teams
  • Die “low volume” Strategie der Unternehmens. Gemeint ist der Verkauf von relativ wenigen, dafür sehr teurer Luxus-Fahrzeugen an entsprechend wohlhabende Kunden
  • Veränderungen in der Nachfrage nach Luxusgütern, insbesonders Luxus-Autos. Laut Ferrari ist diese Nachfrage sehr stark schwankend.
  • Die Auswirkungen von strenger werdenden Umweltvorschriften, betreffend Abgasausstoß.

Die Ferrari-Aktie im Vergleich:

Wie bereits angedeutet, vergleiche ich heute die wichtigsten fundamentalen Kennzahlen sowie die Bewertung der “neuen” Ferrari-Aktie mit 3 Aktien aus dem Automobil-Sektor sowie 3 Aktien aus dem Luxus-Sektor.

Bei den Automarken habe ich mich an den größten Autohersteller der Welt, Toyota gehalten, sowie an die beiden deutschen Hersteller “gehobener” PKWs: BMW und Daimler. Volkswagen habe ich aufgrund der aktuellen Verwerfungen absichtlich nicht mit in den Vergleich aufgenommen 😉

Im Luxus-Sektor habe neben dem Unternehmen LVMH (Luis-Vuitton-Moet-Hennessy)  welches zahlreiche Markten im Luxus-Bereich besitzt auch noch Hermes und Prada – ebenfalls zwei bekannte Firmen in diesem Bereich – ausgewählt.

Ich habe auch hier wieder auf einen ausführlichen 10 Jahres-Vergleich verzichtet, da Ferrari ja erst seit einigen Tagen an der Börse notiert und im Börseprospekt auch nur die Zahlen der letzten 3 Jahre veröffentlicht hat.

Bereits übermorgen, am 28.10., wird Ferrari übrigens die Ergebnisse des dritten Quartals des Geschäftsjahres 2015 veröffentlichen.

Die Vergleichstabelle:

  Ferrari Toyota BMW Daimler LVMH Hermes Prada
Fundamentaldaten              
Umsatzwachstum 2012-2014 p.a. 11,42% 12,31% 6,47% 12,55% 8,91% 13,79% 4,85%
Umsatzrendite 2014 9,46% 8,02% 6,69% 5,33% 17,16% 20,59% 10,88%
Gewinnwachstum 2012-2014 p.a. 7,68% 52,31% 7,08% 9,54% 29,24% 12,04% -20,60%
Gesamtkapitalrendite 5,88% 5,84% 3,99% 4,62% 11,84% 19,58% 10,65%
EK-Wachstum/Aktie  2013-2014 p.a. 7,00% 38,99% 5,07% 2,31% -19,27% 22,06% 29,49%
Cashflow Zuwachs 2011-2014 p.a. -7,67% 86,65% -1367,18% -203,22% 10,76% 16,65% -27,39%
erwartetes Wachstum 2014-2017 p.a. 6% bis 8% 6,17% 3,80% 8,09% -6,28% 10,96% 9,15%
Dividendendeckung 2011-2014 avg n/a 450,09% -33,63% -126,57% 135,77% 221,49% -33,63%
Bewertung              
Dividendenrendite 2015 0,00% 3,08% 3,52% 3,87% 2,10% 1,03% 2,79%
KGV aktuell 36,00 11,58 10,26 10,85 15,03 35,78 23,03
KGV Durchschnitt 10 Jahre n/a 21,89 28,71 12,41 18,95 34,30 26,72
KBV aktuell 3,80 1,46 1,60 1,88 3,74 10,48 3,01
KBV Durchschnitt 10 Jahre n/a 1,51 1,73 1,32 2,92 7,70 6,31
KUV aktuell 3,41 0,85 0,70 0,58 2,57 7,97 2,45

Fundamentaldaten:

Umsatz:

Ferrari liegt beim Umsatzwachstum in den letzten 3 Jahren eher im Mittelfeld – sowohl im Vergleich zu den Autoherstellern als auch im Luxusbereich. Toyota und Daimler konnten dem Umsatz stärker steigern als Ferrari. Hermes – im Luxusbereich – ebenfalls.

Die Gewinnspanne (Umsatzrendite) liegt deutlich über der der anderen Autohersteller. Kein Wunder, da Ferrari ausschließlich teure Luxusautos verkauft.  Im letzten Jahr (2014) konnte Ferrari nach eigenen Aussagen 7255 Fahrzeuge verkaufen. Bei einem Umsatz von EUR 2,762 Milliarden ergibt das einen durchschnittlichen Preis pro Fahrzeug von satten EUR 380.700,-

Im Vergleich um Luxussektor ist die Gewinnspanne von Ferrari allerdings eher mager.

Gewinn:

Beim Gewinnwachstum bildet Ferrari fast schon das Schlusslicht – nur BMW und Prada liegen noch hinter Ferrari. Prada hat sogar mit Gewinnrückgängen zu kämpfen.

Gesamtkapitalrendite:

Auch hier liegt Ferrari zwar wieder vor allen Autoherstellern, aber hinter den Repräsentanten des Luxus-Sektors.

erwartetes Wachstum:

Es gibt noch keine Analystenmeinungen zu diesem Thema. Ferrari selbst gibt an in den nächsten Jahren mit 6% bis 8% wachsen zu wollen. Das liegt ungefähr im Durchschnitt, sowohl im Automobilbereich als auch im Luxus-Sektor. 

Fundamentaler Vergleich Zusammenfassung:

Ferrari sticht weder im Vergleich zum Automobil-Sektor noch im Vergleich zum Luxus-Sektor positiv hervor.

Im Luxus-Bereich fällt besonders Hermes mit sehr guten Kennzahlen auf: Gewinnwachstum, erwartetes Wachstum sowie Gesamtkapitalrendite. Diese Aktie ist wohl die interessanteste in diesem fundamentalen Vergleich. Damit sich Ferrari mit Hermes vergleichen kann – so wie der CEO das gerne hätte – muss sich noch sehr viel an der Profitabilität des Unternehmens ändern – ich bezweifle, dass das im Automobilbereich möglich ist.

Die Bewertung:

Dividende:

Zur Dividende muss ich nicht viel sagen, denn Ferrari zahlt derzeit keine und hat noch keine Andeutungen gemacht in Zukunft eine zu bezahlen. Alle anderen Unternehmen in dem Vergleich schütten Dividenden aus: Die höchste bekommt man bei Daimler, allerdings ohne entsprechende Deckung durch den Cashflow. Die beste Deckung und damit die stabilste Dividende hat Hermes, dafür muss man sich dort derzeit mit knapp über 1% Dividendenrendite zufrieden geben.

KGV:

Das aktuelle KGV von Ferrari ist 36 und damit das höchste unter allen Firmen die ich heute vergleichen habe. Eindeutig zu teuer für ein “durchschnittliches” Unternehmen. Selbst die fundamental sehr gute Hermes-Aktie kostet weniger.

KBV:

Auch vom KBV her ist Ferrari sehr teuer. Alle anderen Autohersteller sind günstiger und im Luxus-Sektor ist eigentlich nur Prada günstiger. LVMH kostet mit einem KBV von 3,74 etwa genauso viel wie Ferrari mit 3,8. Prada kämpft allerdings – wie wir in der Tabelle sehen können – mit einem Gewinnrückgang.

Fazit:

Weder die Fundamentalzahlen können mich davon überzeugen, dass Ferrari ein ausgezeichnetes Unternehmen ist, welches man unbedingt besitzen muss,  noch die Tatsache dass dem Unternehmen durch den Börsegang keinerlei Kapital für weiteres Wachstum zugeflossen ist. Zusätzlich sehe ich es noch als gefährlich an, dass die Ferrari-Mutter Fiat Chrysler Automobiles plant den restlichen Anteil an Ferrari an seine Aktionäre auszuschütten und damit die Anzahl der Aktien im “free float” um das Achtfache erhöhen wird.

Dabei bin ich noch gar nicht auf weitere Probleme eingegangen die Ferrari meiner Ansicht nach in Zukunft ins Auge blicken muss, wenn sich z.B. im Luxus-Automobil-Bereich Hersteller von Elektroautos wie z.B. TESLA stärker durchsetzen, welche heute schon Luxus-Elektroautos produzieren die jeden Ferrari auf der Straße stehen lassen und dabei auch noch günstiger und fortschrittlicher sind)

Umso verwunderlicher ist die extrem hohe Bewertung. Ich empfehle den Kauf dieser Aktie jedenfalls nicht. Zocker könnten sogar darüber nachdenken sie leer zu verkaufen.

 

 

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