Das Jahr 2015 neigt sich langsam dem Ende zu und ich möchte hier im Financeblog eine kleine Serie starten über das Thema Jahresendrally. Wie bewegend sind die letzten Handelstage eines Jahres tatsächlich? Kommt es wirklich vermehrt in den letzten Tagen eines Jahres zu einer Rally (ansteigende Kurse an den Börsen)? Was sind die Ursachen.
Beginnen werde ich die Serie mit einem Rückblick auf das Jahr 2015 nach heutigem Stand. Ich habe dazu wieder die wichtigsten weltweiten Aktienindices miteinander verglichen um zu sehen wo noch Aufhol-potential herrscht bzw. wer die bisherigen Gewinner in diesem Jahr sind. Diese Informationen sind ein Anfang für die nächsten Teile der Serie.
Also schauen wir einmal welches Land bisher die Pole-Position 2015 an den Börsen hält.
Auf den Weg zur Jahresendrally – die Performance der wichtigsten Aktienindices 2015
Besonders zum Jahresende – oft sogar in den letzten Handelstagen – heißt es, dass bestimmte Aktien noch sehr gut zulegen können. Die Rede ist dann von der so genannten Jahresendrally – um die es in meinen nächsten Beiträgen gehen wird.
Eine Ursache für diese Rally die oft genannt wird ist das sogenannte “Window-Dressing” von Investment-Fonds. Wörtlich übersetzt bedeutet das, dass die Fonds ihr “Schaufenster” verschönern möchten. Da viele Besitzer von Fondsanteilen vor allem die Jahresberichte des Fonds lesen, schaut es natürlich schön aus wenn in der Bilanz des Fonds zum Jahreswechsel die erfolgreichsten Aktien des Jahres enthalten sind. Deshalb kaufen angeblich viele Fonds besonders vor Jahreswechsel genau die Aktien die im letzten Jahr gut gelaufen sind. Was diesen Aktien in den letzten Tagen des Jahres zusätzlichen Schub verleiht.
Was an diese Sache genau dran ist, werde ich noch untersuchen. Heute schauen wir einmal, welche Aktien tatsächlich heuer bisher am besten gelaufen sind.
Dazu habe ich wieder eine sortierbare Tabelle der wichtigsten Aktienindices der Welt erstellt:
Die Performance der wichtigsten Indices als Tabelle:
INDEX | Land | Region | KGV | KBV | KUV | GK-Rendite | Dividende % | Ertrag YTD | Ertrag 2014 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
BUDAPEST STOCK EXCH INDX | Ungarn | EU | 21,97 | 1,12 | 0,73 | 1,20% | 1,97% | 42,05% | -10,40% |
OMX COPENHAGEN 20 INDEX | Dänemark | Europa | 27,77 | 3,76 | 2,85 | 1,47% | 2,70% | 39,06% | 23,24% |
MICEX INDEX | Russland | Osteuropa | 10,34 | 0,71 | 0,82 | 2,24% | 4,85% | 31,05% | -2,26% |
FTSE MIB INDEX | Italien | EU | negativ | 1,13 | 0,63 | 0,11% | 2,88% | 18,99% | 2,98% |
AUSTRIAN TRADED ATX INDX | Österreich | EU | 33,86 | 1,01 | 0,76 | 0,42% | 2,13% | 15,37% | -13,12% |
BEL 20 INDEX | Belgien | EU | 22,39 | 1,49 | 0,92 | 1,10% | 3,54% | 14,64% | 16,32% |
TOPIX INDEX (TOKYO) | Japan | Asien | 16,79 | 1,34 | 0,78 | 1,35% | 1,81% | 13,86% | 10,28% |
CAC 40 INDEX | Frankreich | EU | 21,25 | 1,44 | 0,99 | 0,89% | 3,18% | 13,64% | 2,57% |
PSI 20 INDEX | Portugal | EU | 42,04 | 1,47 | 0,82 | 0,50% | 3,37% | 12,63% | -24,98% |
STXE 600 Pr | Europa | EU | 27,03 | 1,85 | 1,18 | 0,99% | 3,44% | 11,62% | 7,87% |
AMSTERDAM MIDKAP INDEX | Niederlande | EU | 13,69 | 1,86 | 0,45 | 2,02% | 2,10% | 10,34% | 3,42% |
NASDAQ COMPOSITE INDEX | USA | Amerika | 31,46 | 3,87 | 2,41 | 3,43% | 1,19% | 9,89% | 14,83% |
DAX INDEX | Deutschland | EU | 23,18 | 1,70 | 0,81 | 0,86% | 2,76% | 9,65% | 2,65% |
TEL AVIV 25 INDEX | Israel | naher Osten | 16,34 | 1,56 | 1,79 | 0,97% | 2,51% | 6,99% | 9,36% |
OSE BENCHMARK INDEX | Norwegen | Europa | 38,16 | 1,43 | 1,16 | 0,51% | 3,70% | 6,70% | 4,95% |
CSI 300 INDEX | China | Asien | 15,21 | 2,08 | 1,57 | 1,72% | 1,80% | 5,68% | 55,84% |
OMX STOCKHOLM 30 INDEX | Schweden | EU | 17,79 | 2,25 | 1,78 | 1,25% | 4,25% | 4,86% | 13,85% |
PRAGUE STOCK EXCH INDEX | Tschechien | EU | 7,73 | 1,20 | 0,87 | 0,87% | 4,51% | 4,50% | -0,35% |
OBX STOCK INDEX | Norwegen | EU | 53,09 | 1,34 | 1,20 | 0,28% | 3,68% | 4,42% | 3,99% |
FTSE/JSE AFRICA TOP40 IX | Afrika | Afrika | 25,83 | 2,20 | 2,16 | 2,22% | 3,38% | 4,38% | 9,38% |
S&P 500 INDEX | USA | Amerika | 18,70 | 2,82 | 1,85 | 2,72% | 2,08% | 3,61% | 13,68% |
KOSPI INDEX | Südkorea | Asien | 13,21 | 0,95 | 0,55 | 1,93% | 1,35% | 3,17% | -3,47% |
DOW JONES INDUS. AVG | USA | Amerika | 15,94 | 3,10 | 1,80 | 3,42% | 2,45% | 2,56% | 10,04% |
MEXICO IPC INDEX | Mexico | Amerika | 30,25 | 2,65 | 1,54 | 2,24% | 2,01% | 1,47% | 1,99% |
IBEX 35 INDEX | Spanien | EU | 19,81 | 1,42 | 1,23 | 0,95% | 4,26% | 1,43% | 8,52% |
S&P/ASX 300 INDEX | Australien | Austraien | 19,82 | 1,80 | 1,78 | 1,30% | 5,01% | 1,37% | 6,82% |
SWISS MARKET INDEX | Schweiz | Europa | 18,31 | 2,62 | 2,28 | 2,19% | 3,28% | 0,97% | 12,93% |
FTSE 100 INDEX | Großbritanien | EU | 28,38 | 1,77 | 1,12 | 0,75% | 4,23% | -1,16% | 1,04% |
HANG SENG INDEX | Hongkong | Asien | 9,77 | 1,20 | 1,73 | 1,89% | 3,82% | -2,51% | 5,31% |
FTSE Bursa Malaysia KLCI | Malaysien | Asien | 17,67 | 1,76 | 2,61 | 1,81% | 3,16% | -2,68% | -2,62% |
S&P BSE SENSEX INDEX | Indien | Asien | 20,35 | 2,65 | 2,17 | 2,61% | 1,48% | -5,45% | 32,19% |
S&P/TSX COMPOSITE INDEX | Kanada | Amerika | 20,92 | 1,65 | 1,55 | 0,62% | 3,24% | -6,19% | 10,55% |
Bloomberg GCC 200 Index | naher Osten | naher Osten | 13,72 | 1,54 | 2,72 | 2,41% | 4,35% | -7,85% | 3,52% |
BRAZIL IBOVESPA INDEX | Brasillien | Südamerika | 27,02 | 1,05 | 0,83 | 0,88% | 4,11% | -9,29% | -2,91% |
TADAWUL ALL SHARE INDEX | Saudi Arabien | naher Osten | 16,38 | 1,73 | 2,68 | 2,59% | 3,51% | -10,28% | -0,17% |
FTSE ST ALL SHARE INDEX | Singapur | Asien | 11,86 | 1,07 | 1,18 | 1,87% | 4,22% | -10,59% | 8,38% |
BIST 100 INDEX | Türkei | Europa/Asien | 11,29 | 1,23 | 0,97 | 1,82% | 3,32% | -10,74% | 29,27% |
WIG 20 | Polen | EU | 14,32 | 1,07 | 0,85 | 1,92% | 3,77% | -16,61% | 0,43% |
EGX 30 Index | Ägypten | Afrika | 11,11 | 1,16 | 1,00 | 1,83% | 2,00% | -22,32% | 34,00% |
Athex Composite Share Pr | Griechenland | EU | negativ | 0,44 | 0,38 | -1,55% | 2,71% | -25,35% | -28,52% |
Die Verlierer 2015
Am schlechtesten lief es heuer für Griechenland, Ägypten, Polen, die Türkei und Singapur
Griechenland wurde heuer extrem von der Schuldenkrise gebeutelt und die Börse war sogar für mehrere Wochen geschlossen. Die Wirtschaft des Landes ist schwer angeschlagen. Es ist also kein Wunder, dass dieses Land unter den Verlierern vertreten ist.
Ägypten spürt wahrscheinlich die Auswirkungen der Krise im Nahen Osten. Mit diesem Land habe ich mich allerdings noch nicht im Detail beschäftigt.
Polen verwundert schon ein wenig mehr: Eine stabile Wirtschaft mit einem Wachstum von immerhin 3,5% im letzten Jahr, was für EU-Verhältnisse ganz gut ist belegt den dritt letzten Platz. Ursache hierfür ist wohl, dass der Schwerpunkt des WIG20-Index besonders im Banken und Rohstoff-Sektor liegt. Gerade Rohstoffe hatten es 2015 wirklich nicht leicht.
Auch bei der Türkei wirken wohl Effekte von der Nahost-Krise mit.
In Singapur wirkt dafür wohl die Unsicherheit bezüglich China mit. Immerhin begann die Börse in Sinapur ihren heurigen Abstieg gleichzeitig mit der Börse in Shanghai. Allerdings liegt China interesannterweise heuer immer noch mit über 5% im Plus.
Fundamental würde ich deshalb am ehesten Polen und Singapur nach Schnäppchen untersuchen.
Die Gewinner 2015
Die Gewinner von 2015 bisher sind Ungarn, Dänemark, Russland, Italien und Österreich
Drei dieser 5 Länder zählten 2014 zu den Verlieren: Ungarn, Österreich und Russland. Hier wurden 2015 wohl Übertreibungen korrigiert.
Dänemark ist ein Phänomen: Die dortigen Aktien sind bereits sehr teuer und dennoch konnte dieses Land heuer den zweiten Platz bei Kursgewinnen belegen. Der Grund dafür ist wahrscheinlich ebenfalls im Aufbau des Indices begründet: Der Schwerpunkt liegt im Pharma und Biotech-Bereich. Hier gibt es in Dänemark einige aufstrebende Wachstumsunternehmen.
Die Bewertung der einzelnen Indices
Einen Index fundamental zu bewerten ist eigentlich unseriös, da man nicht die Gewinnentwicklung unterschiedlicher Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen über einen Kamm scheren kann. Das KGV von einem Index ist meiner Ansicht nach nichts sagend. Ich habe deshalb absichtlich die Gewinnentwicklung (EPS, earnings per share) der Indices (Mitglieder nach Gewichtung) nicht in die Tabelle aufgenommen. Nur so viel: Die Schwankungen bei den EPS sind enorm, was kein Wunder ist wenn man 20, 30 oder mehr Unternehmen in einen Topf mit unterschiedlicher Gewichtung wirft und dann die Gewinne untersucht. Ein einzelnes Unternehmen mit großen Gewicht im Index kann hier alles beeinflussen, sodass das KGV so gut wie keine Aussage hat. In Österreich z.B. sind das Erste Bank und OMV welche von Gewicht her bereits fast ein Drittel (mit insgesamt 30 Mitgliedern) ausmachen.
Am ehesten noch lässt sich der Index am KBV bewerten. Deshalb emfehle ich die Tabelle nach KBV zu sortieren.
Hier fällt auf, dass die USA (NASDAQ, S&P 500 sowie Dow Jones) und Dänemark am teuersten sind. Griechenland, Russland, Südkorea und Österreich sind die günstigsten.
Bei den USA fällt auch auf, dass sie (beim Blick auf die Gesamtkapitalrendite) die profitabelsten Firmen in ihren Indices vereinen.
Fundamental (bei Betrachtung der Bewertung und der GK-Rendite) schaut hier Russland sehr verlockend aus.
Fazit:
Viele Länder die 2014 zu den Verlierern gehörten, sind heuer bei den Gewinnern zu finden.
Eine fundamentale Bewertung von Indices ist so gut wie nicht möglich – das geht nur bei einzelnen Aktien.
Der Effekt der von “Window-Dressing” größerer Fonds ausgeht sollte allerdings eine Jahresendrally genau bei den Siegern begünstigen.
Ob das in der Vergangenheit statistisch wirklich so war werde ich in den nächsten Beiträgen untersuchen.