Im letzten Artikel bereits angekündigt, ist es nun soweit: Das wikifolio von Financeblog ist endlich publiziert worden. (Die Veröffentlichung hat bis heute gedauert, da das Portfolio vor der Veröffentlichung von einem wikifolio-Mitarbeiter noch händisch kontrolliert werden musste.)
Die bisher aufgegebenen Orders sind bis auf eine (Der “consumer discretionary ETF”) auch schon alle ausgeführt.
Wer sich dafür interessiert, kann das wikifolio hier sehen.
Falls Interesse besteht einmal in dieses wikifolio zu investieren, kann man sich jetzt auch schon vormerken lassen.
Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter sind jedermann bekannt und viele verbringen täglich Stunden damit.
Bisher weniger bekannt ist, daß es seit einiger Zeit auch die Möglichkeit des “social investing” gibt. Eine Plattform wo aktive Börse-Interessierte ein eigenes Portfolio zusammenstellen können und dieses für andere Leute sichtbar und sogar investierbar machen können.
Die Rede ist von Wikifolio (http://www.wikifolio.com/). Bei Wikifolio kann man sich ein virtuelles Depot/Portfolio (das eigene wikifolio) anlegen und virtuell mit Aktien und anderen Anlageprodukten wie Zertifikaten, etc. handeln. Es eignet sich also auch sehr für Anfänger die noch nicht mit echtem Geld investieren möchten sondern einmal Erfahrungen sammeln möchten.
Man kann seine einzelnen Handelsaktivitäten (Trades) mit Kommentaren versehen die man auch veröffentlichen kann. Genauso kann man beianderen wikifolio-Teilnehmern Einblick in deren Handelsaktivitäten nehmen und deren Kommentare lesen. Es ist quasi eine Art Facebook für Börse-Interessierte.
Es ist sogar möglich anderen Leuten in sein virtuelles Depot echtes Geld investieren zu lassen. Man kann für sein Depot auf wikifolio eine richtige Wertpapierkennnummer (ISIN) beantragen und jeder der möchte kann sich an der Performance des eigenen wikifolios beteiligen indem er sein Geld in ein Zertifikat mit dieser ISIN investiert.
Auf diese Art kann man sogar durch seine Handelsaktivitäten zusätzlich Geld verdienen, denn jeder der in das eigene wikifolio investiert muß für den Erfolg einen bestimmten Prozentsatz dem man selbst festlegen kann (meistens 5%) bezahlen. Es handelt sich dabei um eine “Performance-Fee” die immer für neue Kurs-Höchststände des wikifolios am Jahresende anfällt. D.h. wenn man mit seinem wikifolio z.B. 20% Rendite im Jahr schafft, so muß jeder der darin investiert 5% von diesen 20% an Performance-fee bezahlen (das wären dann also etwa 1% des gesamten investierten Volumens) Wenn man allerdings auf Jahressicht keine oder eine negative Rendite erzielt, erhält man nichts.
Mittlerweile gibt es laut wikifolio 1706 investierbare wikifolios und ein Volumen von EUR 249.957.152,23 (also fast 250 Millionen Euro) sind bereits investiert worden. Das ist beachtlich, denn es handelt sich bei den einzelnen wikifolios nicht um professionell gemanagte Fonds, sondern um Portfolios von Hobby-Investoren. Meiner Ansicht nach ist dieses Konzept aber viel ehrlicher als “richtige” Fonds mit Fonds-Managern im Nadelstreif. Es ist alles nachvollziehbar, man kann in jedes wikifolio Einblick nehmen, alle Kommentare lesen und dann entscheiden ob man investieren möchte oder nicht. Ein typischer Fonds oder Hedge-Fonds gewährt keinerlei Einblicke in seine Strategien.
Das Financeblog-Wikifolio:
Da ich dieses Konzept einzigartig finde, habe ich heute ein eigenes wikifilio für den Financeblog angelegt.
Ich habe virtuelle EUR 100.000,- darauf zur Verfügung um sie zu investieren.
Das Ziel ist es maximal 20 verschiedene Titel im Portfolio zu haben. Diviersifikation ist wichtig, aber Überdiversifikation ist auch nicht gut, da man die Übersicht verliert.
Ich werde immer die Titel hineinnehmen, die sichauch bei den Analysen hier im Blog bei den Vergleichen als Gewinner herausstellen.
Aus diesem Grund habe ich auch bereits einige Orders für mein/unser wikifolio aufgegeben, da ich hier ja auch schon ein paar Vergleiche vorgenommen habe:
Anbei eine Auflistung der einzelnen Artikel/Vergleiche und der Wikifolio-Kauf-Orders:
In Aktien investieren für Anfänger – Teil 3 (Bewertung, Beispiele)
In diesem Artikel hat sich beim Vergleich von starken Gebrauchsgüter-Herstellern die Firma Kellogg als Sieger behaupten können. Deshalb habe ich eine Kauf-Order für Kellogg über etwa EUR 5000,- (also 5% des Portfolio-Volumens) platziert.
Smartphone-Hersteller im Vergleich
In diesem Vergleich hatte Apple die besten Karten, deshalb habe ich einen Kauf-Auftrag für Apple ins wikifolio aufgenommen.
In Aktien investieren für Anfänger Teil 7 – Der große Branchenvergleich Hier habe ich zwar keine einzelnen Unternehmen/Aktien miteinander verglichen sondern Branchen, dennoch habe ich den Branchenfonds (ETF) für die Branche Konsumgüter (consumer discretionary) in das wikifolio aufgenommen.
Der Sieger aus dem Vergleich war zwar die Gesundheits/Pharma-Branche, die Konsumgüter belegten den zweiten Platz. Allerdings ist die Pharma-Branche ja bereits mit Roche und Bayer im wikifolio vertreten. Um den Schwerpunkt nicht zu sehr in diese Richtung zu ziehen habe ich mich in diesem Fall für den Platz 2 im Vergleich entschieden.
Außerdem ist der ETF den ich für den Vergleich hergenommen habe (SPDR consumer discrationary) nicht im wikifolio verfügbar, sodaß ich stattdessen den Lyxor S&P 500 Consumer Discretionary nehmen mußte. Die darin enthaltenen Titel sind aber dem SPDR sehr ähnlich.
Den Link zum Financeblog-wikifolio muß ich allerdings noch bis morgen schuldig bleiben, da die Veröffentlichung eines wikifolios 24 Stunden dauert und ich es gerade erst angelegt habe.
Die Kauf-Orders werden natürlich ebenfalls erst am Montag durchgeführt, da sie zu richtigen Kursen während der Handelszeiten ausgeführt werden. wikifolio ist also einerseits für den Anfänger eine gute Simulation des “richtigen” Börsehandels und für den Fortgeschrittenen die Möglichkeit seine Erfahrungen mit anderen zu teilen und auch andere an seinem Erfolg teilhaben zu lassen indem sie sogar ins das wikifolio echtes Geld investieren können.
Ich bin gespannt, ob die klassichen Fonds-Manager im Nadelstreif bald ausgedient haben 😉
Der britische Retail-Konzern Tesco gab heute bekannt, daß aufgrund von Bilanzproblemen die Prognose für den Gewinn um 250 Millionen Pfund nach unten korrigiert werden muß. (Das sind über 300 Millionen EUR)
Tesco ist die drittgrößte Handelskette der Welt. Nur der amerikanische Wal-Mart sowie der französische Carrefour sind noch größer. Der Kampf mit den Diskontern – insbesondere die deutschen Firmen Aldi und Lidl machen dem Konzern am Heimatmarkt schwer zu schaffen. Die Niederlassungen in den USA, Japan und China mußte man in den letzten Jahren aufgrund hoher Verluste bereits schließen.
Die heutige Nachricht hat den Aktienkurs regelrecht pulverisiert. Er ist zeitweise um über 11% im Minus gewesen und hat wohl die Stimmung auf allen europäischen Börsen beeinflusst.
Der Aktienkurs von Tesco ist im ganzen letzten Jahr von schlechten Nachrichten geplagt wurden und fiel heute auf den tiefsten Stand seit 2003.
Ich habe das als Anlass genommen, die größten börsenotierten Retail-Ketten zu vergleichen, und die Frage zu stellen ob sie überhaupt ein interessantes und nachhaltiges Investment darstellen.
Dafür habe ich die beiden größten britischen Ketten (Tesco und Sainsbury) sowie den französischen Riesen Carrefour, die deutsche Metro AG, die US-Ketten Wal-Mart und Target und einen Diskonter – ebenfalls aus den USA – Family Dollar miteinander verglichen.
Leider sind weder Aldi noch Lidl börsennotiert – wäre sehr interessant Einblick in deren Zahlen zu haben.
Umsatz:
TESCO PLC
SAINSBURY (J) PLC
CARREFOUR SA
METRO AG
WAL-MART STORES INC
TARGET CORP
FAMILY DOLLAR STORES
Umsatz
in Mio
Zuwachs
in Mio
Zuwachs
in Mio
Zuwachs
in Mio
Zuwachs
in Mio
Zuwachs
in Mio
Zuwachs
in Mio
Zuwachs
2004
30.814,00
n/a
14.440,00
n/a
72.668,00
n/a
53.475,00
n/a
256.329,00
n/a
42.025,00
n/a
5.281,89
n/a
2005
33.866,00
9,90%
15.202,00
5,28%
73.059,50
0,54%
55.722,00
4,20%
287.989,00
12,35%
46.839,00
11,46%
5.824,81
10,28%
2006
39.454,00
16,50%
16.061,00
5,65%
76.886,70
5,24%
58.279,00
4,59%
312.101,00
8,37%
52.620,00
12,34%
6.394,77
9,79%
2007
42.641,00
8,08%
17.151,00
6,79%
82.148,50
6,84%
64.210,00
10,18%
348.650,00
11,71%
59.490,00
13,06%
6.834,31
6,87%
2008
47.298,00
10,92%
17.837,00
4,00%
86.341,00
5,10%
67.955,00
5,83%
378.476,00
8,55%
63.367,00
6,52%
6.983,63
2,18%
2009
53.898,00
13,95%
18.911,00
6,02%
84.763,00
-1,83%
65.529,00
-3,57%
404.374,00
6,84%
64.948,00
2,49%
7.400,61
5,97%
2010
56.910,00
5,59%
19.964,00
5,57%
79.737,00
-5,93%
67.258,00
2,64%
408.085,00
0,92%
65.357,00
0,63%
7.866,97
6,30%
2011
60.455,00
6,23%
21.102,00
5,70%
75.257,00
-5,62%
65.926,00
-1,98%
421.849,00
3,37%
67.390,00
3,11%
8.547,84
8,65%
2012
63.916,00
5,72%
22.294,00
5,65%
75.021,00
-0,31%
66.739,00
1,23%
446.950,00
5,95%
69.865,00
3,67%
9.331,01
9,16%
2013
63.406,00
-0,80%
23.303,00
4,53%
74.299,00
-0,96%
65.680,00
-1,59%
469.162,00
4,97%
73.301,00
4,92%
10.391,46
11,36%
2014E
62.327,76
-1,70%
24.301,94
4,29%
75.386,96
1,46%
63.154,00
-3,85%
487.295,05
3,86%
74.084,82
1,07%
10.454,36
0,61%
2015E
63.011,48
1,10%
24.943,94
2,64%
79.015,56
4,81%
64.443,00
2,04%
505.283,05
3,69%
76.057,44
2,66%
10.920,92
4,46%
Beim Umsatzwachstum steht TESCO nicht so schlecht da, es war sogar unter den Vergleichskanditaten in den letzten 10 Jahren am stärksten. Ansonsten liegen die Amerikaner vor den Europäern.
Bei der Bruttomarge zeigt sich, daß die Amerikaner die Europäer hinter sich lassen.
Bruttomarge:
Bruttomarge
TESCO
SAINSBURY
CARREFOUR
METRO
WAL MART
TARGET
FAMILLY DOLLAR
2004
7,82%
8,95%
21,49%
20,65%
22,46%
32,45%
33,81%
2005
7,78%
4,33%
21,32%
20,88%
23,68%
32,87%
32,90%
2006
7,67%
6,64%
21,44%
20,80%
23,86%
33,62%
33,13%
2007
7,68%
6,83%
21,35%
20,87%
24,24%
33,77%
33,98%
2008
7,67%
5,62%
20,41%
21,06%
24,34%
32,25%
33,59%
2009
7,76%
5,48%
20,22%
21,16%
24,81%
32,01%
34,84%
2010
8,10%
5,42%
19,78%
21,40%
25,40%
32,58%
35,69%
2011
8,48%
5,50%
19,38%
21,24%
25,26%
32,15%
35,47%
2012
8,44%
5,43%
19,14%
20,89%
25,02%
31,50%
34,94%
2013
6,55%
5,48%
19,48%
20,74%
24,87%
31,01%
34,21%
Die beiden Briten sind hier weit abgeschlagen vom Rest. Die Bruttomarge stellt im Prinzip nur die Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis dar. Hier haben die Briten weniger als 10% Spanne. Ich konnte auch keinen Hinweis auf andere Bilanzierungstechniken finden – da die Unterschiede derart frappant sind, stellt sich diese Frage natürlich.
Sehr interessant ist aber, daß gerade der Diskonter Family Dollar die größten Brutto-Margen vorweisen kann.
Gewinn:
TESCO PLC
SAINSBURY (J) PLC
CARREFOUR SA
METRO AG
WAL-MART STORES INC
TARGET CORP
FAMILY DOLLAR STORES
Netto-Gewinn
in Mio
Zuwachs
in Mio
Zuwachs
in Mio
Zuwachs
in Mio
Zuwachs
in Mio
Zuwachs
in Mio
Zuwachs
in Mio
Zuwachs
2004
1.100,00
n/a
396,00
n/a
1.701,50
n/a
828,00
n/a
9.054,00
n/a
1.841,00
n/a
262,68
n/a
2005
1.344,00
22,18%
184,00
-53,54%
1.436,10
-15,60%
531,00
-35,87%
10.267,00
13,40%
3.198,00
73,71%
217,51
-17,20%
2006
1.570,00
16,82%
64,00
-65,22%
2.268,50
57,96%
1.059,00
99,44%
11.231,00
9,39%
2.408,00
-24,70%
195,11
-10,30%
2007
1.892,00
20,51%
325,00
407,81%
2.299,40
1,36%
825,00
-22,10%
11.284,00
0,47%
2.787,00
15,74%
242,85
24,47%
2008
2.124,00
12,26%
329,00
1,23%
1.269,00
-44,81%
401,00
-51,39%
12.731,00
12,82%
2.849,00
2,22%
233,07
-4,03%
2009
2.133,00
0,42%
289,00
-12,16%
276,00
-78,25%
383,00
-4,49%
13.400,00
5,25%
2.214,00
-22,29%
291,27
24,97%
2010
2.327,00
9,10%
585,00
102,42%
433,00
56,88%
850,00
121,93%
14.370,00
7,24%
2.488,00
12,38%
358,14
22,96%
2011
2.655,00
14,10%
640,00
9,40%
371,00
-14,32%
631,00
-25,76%
16.389,00
14,05%
2.920,00
17,36%
388,45
8,46%
2012
2.806,00
5,69%
598,00
-6,56%
1.259,00
239,35%
3,00
-99,52%
15.699,00
-4,21%
2.929,00
0,31%
422,24
8,70%
2013
28,00
-99,00%
602,00
0,67%
1.263,00
0,32%
-43,00
-1533,33%
16.999,00
8,28%
2.999,00
2,39%
443,58
5,05%
2014E
1.686,67
5923,81%
568,73
-5,53%
1.100,04
-12,90%
532,22
-1337,71%
16.304,17
-4,09%
2.008,44
-33,03%
352,15
-20,61%
2015E
1.624,28
-3,70%
550,93
-3,13%
1.286,54
16,95%
673,36
26,52%
17.170,55
5,31%
2.440,13
21,49%
377,88
7,31%
Eine wirklich stabile Gewinnentwicklung – wie wir es gestern z.B. bei den Pharma-Konzernen gesehen haben – kann kaum ein Unternehmen vorweisen.
Bei TESCO fällt das schlechte Ergebnis 2013 auf, welches auf dem Abschied aus den USA sowie Japan und China beruht. Die geschätzten TESCO-Zahlen für 2014 und 2015 sind wohl noch nicht um die heutige Hiobsbotschaft bereinigt – schauen aber dennoch nicht sehr gut aus.
Das stabilste und stärkste Wachstum kann Wal-Mart vorweisen. Der eindeutige Sieger in dieser Kategorie.
Gesamtkapitalrendite:
GK-Rendite
TESCO
SAINSBURY
CARREFOUR
METRO
WAL MART
TARGET
FAMILLY DOLLAR
2004
7,40%
3,49%
5,44%
5,48%
9,78%
7,64%
11,81%
2005
7,85%
2,75%
4,36%
4,39%
9,74%
11,90%
9,03%
2006
8,05%
1,67%
6,09%
5,64%
9,39%
8,40%
8,25%
2007
8,53%
4,50%
5,76%
4,90%
8,92%
9,06%
9,92%
2008
7,89%
4,56%
4,22%
3,67%
9,32%
7,89%
9,30%
2009
5,69%
4,36%
1,90%
3,57%
9,84%
7,05%
10,57%
2010
6,33%
6,75%
2,12%
4,72%
9,95%
7,39%
12,52%
2011
6,68%
6,63%
1,94%
4,28%
10,62%
8,42%
13,71%
2012
6,35%
5,96%
4,16%
2,26%
9,67%
8,14%
13,26%
2013
0,90%
5,75%
4,24%
2,28%
9,85%
7,81%
12,65%
Auch hier stecken die Amerikaner uns in die Tasche. Besonders Family Dollar hat stabile GK-Renditen über 10% und ist hier der Sieger.
(Anmerkung: Ich nehme Anregungen aus Kommentaren ernst und bin dankbar dafür, deshalb habe ich und werde in Zukunft die GK-Rendite insofern korrekt berechnen, daß ich alle Kosten die das Gesamtkapital betreffen wieder zum Gewinn dazurechne bevor ich die Rendite berechne – das sind die Zinskosten für Fremdkapital und die Geldflüsse an Minderheitengesellschafter bei konsolidierten Unternehmen. Der Netto-Gewinn ist im Prinzip das, was den Besitzern des Eigenkapitals zusteht. Das Gesamtkapital setzt sich natürlich aus Eigenkapital und Fremdkapital sowie aus Genußrechten und Minderheitsgesellschaftern zusammen, d.h. der Gewinn der unter ihnen verteilt wird ist nicht der Netto-Gewinn sondern der Netto-Gewinn inklusive der Fremdkapitalzinsen sowie Ausschüttungen an Genußscheinbesitzer und des Gewinnanteils der Minderheitengesellschafter)
Wer ist der fundamentale Sieger?
Bevor wir uns die Bewertung ansehen, müssen wir uns darüber im Klaren sein, wer der Sieger aus dem Vergleich ist.
Ich würde sagen, es ist ein Kopf-an-Kopf rennen zwischen Wal-Mart und Family Dollar.
Beide haben sehr gute Brutto-Margen (was im Preiskampf sehr wichtig ist) und beide haben gute Gewinnsteigerungen.
Das Umsatzwachstum halte ich in diesem Zusammenhang für unwichtig. TESCO hat zwas das stärkste Umsatzwachstum, aber sehr schlechte Margen. Man sieht, daß das zu nichts führt. Am Ende zählt das Ergebnis und nicht der Umsatz.
Bei der Gesamtkapitalrendite hat Family Dollar die Nase vorn.
Ich tendiere dennoch dazu, Wal-Mart den ersten Platz und Family Dollar den zweiten zu geben, da das Gewinnwachstum bei Wal-Markt wirklich nicht ohne ist, und die GK-Rendite auch fast 10% erreicht.
Bewertung:
Bewertung
TESCO
SAINSBURY
CARREFOUR
METRO
WAL MART
TARGET
FAMILLY DOLLAR
Dividendenrendite
3,94%
5,96%
2,67%
3,33%
2,50%
2,93%
1,47%
Div. Zuwachs 5J p.a.
4,30%
5,56%
-10,51%
n/a
12,60%
22,73%
17,56%
KUV
0,27
0,23
0,26
0,13
0,53
0,55
0,86
KBV
1,03
0,91
2,21
1,68
3,03
2,42
5,60
2004
22,46
11,51
14,73
16,01
24,71
25,26
19,94
2005
19,39
29,17
19,43
25,17
18,98
15,11
18,79
2006
20,58
109,59
14,28
14,82
17,14
20,35
22,79
2007
19,77
22,80
16,33
22,69
16,87
14,91
11,13
2008
13,32
17,46
15,18
23,27
17,27
9,12
15,65
2009
15,95
20,73
86,10
36,27
15,20
16,44
13,22
2010
14,67
12,00
51,26
20,66
13,37
17,11
17,47
2011
12,18
8,89
32,25
14,59
12,49
11,78
17,43
2012
9,63
10,90
10,85
2.289,34
14,54
13,15
17,33
2013
965,36
11,53
16,40
-266,99
14,98
13,34
16,66
Median
17,67
14,73
16,37
21,67
16,03
15,01
17,38
KGV2014
10,14
9,37
17,26
16,43
15,17
19,95
25,43
KGV2015E
10,53
9,67
14,76
12,99
14,40
16,42
23,70
Hier wird es jetzt interessant: Die KGVs einiger Unternehmen hatten aufgrund instabiler Gewinnentwicklung so starke Schwankungen, daß ich diesmal zum Median (anstatt zum Mittelwert) greifen mußte. Der Median “filtert” quasi Ausreißer heraus, indem er nicht wie der Mittelwert alle Werte addiert und durch die Anzahl dividiert, sondern alle Werte sortiert und den mittleren Wert herausnimmt.
Diese starken Gewinnschwankungen rechtfertigen meiner Ansicht nach keinesfalls ein Investment in so ein Unternehmen – es sei denn es handelt sich um eine Wachstumsbranche. Davon kann man hier aber defintiv nicht reden.
Dadurch fallen Unternehmen mit zeitweise 3 oder 4 stelligen bzw. sogar negativen KGVs für mich komplett aus. (Hier: TESCO und Metro).
Man sieht also, daß TESCO selbst nach dem heutigen Kursrutsch ein sehr riskantes Investment ist und im Vergleich zu den anderen auch kein Schnäpppchen. (Dann eher noch der Konkurrent im eigenen Lande: Sainsbury – der ist von KUV, KBV und KGV noch günstiger als TESCO, glänzt fundamental aber auch nicht wirklich.)
Von den beiden “Stars” Wal-Mart und Family Dollar ist Wal-Mart der günstigere Kauf. KUV, KBV und KGV sind hier attraktiver. Auch die Dividendenrendite ist doppelt so hoch.
Wenn man in dieser Branche investieren möchte, sollte man sich die Unternehmen wirklich genau ansehen – im Gegensatz z.B. zur gestern untersuchten Pharma-Branche sind hier die Ertragskennzahlen sehr unterschiedlich und teilweise katastrophal. Wenn man sich da nicht genau auskennt und die Zukunft erahnen kann sollte man sich wohl wo anders umschauen.
Wieder gibt es nach einer Unterbrechung einen neuen Artikel, an dem ich sehr lange gearbeitet habe.
Anhand von Beispielen werde ich jetzt erklären wie man herausfindet, ob eine Firma teuer oder günstig ist.
Ich habe ja im Teil 1 bereits erklärt nach welchen Kategorien man seine Investments aussuchen sollte.
Die wichtigsten Soft-Facts waren Marktposition, Ertragskraft und Wachstumschancen.
Nun habe ich einige Beispiele für konservative, starke Unternehmen, die wir betrachten werden. Ich habe die Konsumgüter-Sparte ausgewählt, da diese Firmen für einen Anfänger am leichtesten verständlich sind und wir alle täglich mit deren Produkten zu tun haben.
Zuerst einmal ein paar kurze Steckbriefe der Unternehmen – hier in der Reihenfolge nach Unternehemsgröße (Marktkapitalisierung) sortiert:
Johnson & Johnson (Ticker: JNJ)
Dieses Unternehmen wurde 1886 in den USA gegründet und hat heute über 130.000 Mitarbeiter. Es ist vor allem bekannt für Artikel im Hygiene-Bereich, ist aber auch in der Pharma-Industrie tätig.
Bekannte Marken sind: bebe, carefree, o.b., Listerine, Penaten, Piz Buin
Nestle (Ticker: NESN)
Nestle ist der weltgrößte Nahrumgsmittelkonzern und wurde 1866 in der Schweiz gegründet. Es ist heute das größte Unternehmen der Schweiz mit ca. 330.000 Mitarbeitern. Nestle hält weit über 100 Marken und ist in jedem Supermarkt omnipräsent.
Beispiele für bekannte Marken sind: Nespresso, Dolce Gusto, Nescafe, Nesquick, Maggi, Alete, Kit Kat, Smarties, Schiller Mövenpick, und viele andere..
Procter & Gamble (Ticker: PG)
Dieses Unternehmen wurde 1837 in den USA gegründet und hat heute etwa 126.000 Mitarbeiter.
Auch die Produkte von P&G kennt fast jeder – unter anderem sind das: Ariel, Blendax, Zewa, Dash, Fairy, Duracell, Gillette, Meister Proper, Pantene, Wick und mehr..
The Coca Cola Company (Ticker: KO)
Der Softdrink-Gigant wurde 1892 von einem ehemaligen Apotheker in den USA gegründet und hat heute 140.000 Mitarbeiter. Zu den bekanntesten Produkten gehören: Coca Cola, Fanta, Sprite, Cappy, Apollinaris und Bonaqua
Anheuser-Busch Inbev (Ticker: ABI)
Die größte Brauereigruppe der Welt mit über 150.000 Mitarbeitern ging 2008 aus der Übernahme der amerikanischen Brauerei Anheuser-Bush (“Budweiser”) durch die belgisch-brasilianische InBev hervor. Sie repräsentiert unter anderem Folgende Brands: Budweiser, Corona, Becks, Löwenbräu (insgesamt über 200 Marken)
Unilever (Ticker: UNA)
Unilever wurde 1929 in den Niederlanden gegründet und ist heute mit 174.000 Mitarbeitern eines der größten Unternehmen der Welt im Bereich Verbrauchsgüter.
Bekannte Marken: Becel, Knorr, Iglo & Eskimo (in Deutschland: Langnese), Lipton, Pfanni, Coral, OMO, Axe, Dove, Rexona, mentadent)
L’Oreal (Ticker: OR)
Der größte Kosmetik-Produzent der Welt wurde 1909 in Frankreich gegründet und beschäftigt heute etwa 73.000 Mitarbeiter.
Zu den angebotenen Marken gehören: Lancome, YvesSaintLaurent, Garnier, Maybelline, Vichy, The Body Shop
Kimberly-Clark (Ticker: KMB)
1872 in den USA gegründet hat das auf Hygieneartikel fokussierte Unternehmen heute etwa 56.000 Mitarbeiter und repräsentiert folgende Produktmarken: Kleenex, Hakle, Scott
Reckitt Benckiser (Ticker: RB)
Mit Schwerpunkt auf Reinigungsprodukte beschäftigt dieses Unternehmen mit Sitz im vereinigten Königreich ca. 36.000 Mitarbeiter. Die Gründungsgeschichte geht bis 1814 zurück als das Unternehmen Reckitt & Colman entstand. Durch Fusion mit dem niederländischen Benckiser NV entstand 1999 das heutige Unternehmen.
Marken sind unter anderem: Air Wick, Calgon, Cillit Bang, Durex, Kukident, Vanish
Danone (Ticker: BN)
1919 in Frankreich gegründet beschäftigt der Lebensmittelkonzern heute etwa 102.000 Mitarbeiter.
Produkte sind unter anderem: Actimel, Activia, Fruchtzwerge, Evian, Milupa
Kellogg (Ticker: K)
1906 in den USA gegründet arbeiten heute ca. 30.000 Beschäftigte bei diesem Unternehmen. Es ist weltweit der größte Hersteller von Getreideprodukten insbesondere Frühstücksflocken.
Zu den Marken dieses Unternehmens gehören: Corn Flakes, Krispies, Frosties und seit kurzem auch Pringles
Ich denke diese Unternehmen decken einen Großteil der Supermarkt-Regale mit ihren Produkten ab – auch bei Diskonten wie Lidl und Aldi (Hofer) tauchen immer mehr von diesen Marken auf.
Es handelt sich also durchwegs um solide Unternehmen, die durch starke Marken einen gewissen Schutz vor Konkurrenz und auch vor Inflation bieten. (Siehe erster Beitrag zu diesem Thema). Es ist auch eine gute Mischung aus europäischen und amerikanischen Unternehmen.
Der Vergleich der Unternehmen:
Wir werden diese Unternehmen jetzt einmal vergleichen und sehen uns ein paar Bewertungskennzahlen genauer an.
Google Finance bietet die Möglichkeit, Portfolios anzulegen und die darin enthaltenen Titel miteinander zu vergleichen.. Dazu benötigt man allerdings einen Google-Account. Der Account ist kostenlos und schnell angelegt. Ich empfehle also allen die noch keinen haben, einen anzulegen.
Nachdem man also auf seinem Google-Account eingeloggt ist, geht man einfach auf der linken Seite auf “Portfolios” und fügt die oben genannten Unternehmen (am einfachsten über den Ticker) zum Portfolio hinzu.
Das sollte dann etwa so aussehen:
Jetzt gibt es die Möglichkeit die Portfoliowerte miteinander zu vergleichen: Dazu wählt man alle Werte an und klickt auf “compare”
Anschliessend wählt man noch die Kennzahlen aus die man vergleichen möchte: Dazu klickt man oberhalb der Liste auf “add or remove columns”.
Die Kennzahlen die uns interessieren sind:
P/E ratio
Price-to-book-ratio
Mkt. Cap
Dividend Yield
return on assets
Diese wählen wir an und klicken auf “save changes” – anschliessend erhalten wir die Vergleichstabelle.
P/E ratio ( KGV)
Die “price/earnings ratio” auf deutsch: Kurs-Gewinn-Verhältnis errechnet sich wie folgt:
Marktkapitalisierung (Market Capitalisation) geteilt durch Ergebnis nach Steuern (Net Income)
Sie gibt also an wie oft man den Nettogewinn multiplizieren muss um den aktuellen Marktwert des Unternehmens zu erhalten. Sie ist eine sehr beliebte Vergleichszahl bei der Bewertung von Unternehmen an der Börse.
Price-to-book-ratio (KBV) Auf deutsch: Kurs-Buchwert-Verhältnis wird wie folgt ermittelt:
Marktkapitalisierung (Market Capitalisation) geteilt durch Total Equity (Gesamtes Eigenkapital)
Wie an der Formel zur Berechnung bereits zu erkennen ist, sagt das KBV aus wie oft das Eigenkapital im Marktpreis enthalten ist bzw. wie viel man für z.B. 1 EUR Eigenkapital derzeit “bezahlen” muss.
Mkt. Cap. (Market Capitalisation, Marktkapitalisierung)
Hier sieht man, wieviel das Unternehmen an der Börse derzeit insgesamt wert ist.
Die Formel zur Berechnung lautet:
Total Common Shares Outstanding (Gesamtzahl der ausgegebenen Aktien) multipliziert mit actual price per share (derzeitiger Aktienkurs)
Das “B” welches bei Google hinter den Werten für die Mkt. Cap. steht, steht für “Billions” was paradoxerweise das englische Wort für “Milliarden” ist.
Dividend Yield (Dividendenrendite) Viele Gesellschaften schütten an Ihre Aktionäre regelmäßig Teile ihrer Erträge aus. (Manche schütten auch aus, obwohl sie keine oder zu wenig Erträge erwirtschaften, d.h. die Ausschüttung erfolgt dann aus der “Substanz” – doch dazu später)
Die Berechnung ist wie folgt:
Dividends paid per share (Dividende pro Aktie) geteilt durch actual price per share (aktueller Aktienkurs) multipliziert mit 100.
Sie gibt an, wie viel Prozent des aktuellen Aktienkurses man – in Bezug auf die Ausschüttungen des letzten Jahres – man als Aktionär erhalten hat.
Die Dividende kann bei sehr gut geführten Unternehmen auch regelmässig erhöht, bzw. Unternehmen in Schwierigkeiten oder bei Rezessionsphasen reduziert werden oder gar ganz ausfallen.
Meiner Meinung nach zeichnet sich ein gutes Unternehmen dadurch aus, dass es die Dividende in jeder Situation stabil halten kann, eventuell sogar steigern kann und diese immer bequem aus dem Cashflow bezahlen kann.
Unternehmen in der Wachstumsphase investieren meistens ihre gesamten Gewinne wieder und bezahlen selten Dividende.
An dem eingefügtem Beispielchart sieht man wie sich die Dividende eines Unternehmens (hier Johnson & Johnson) im Lauf der Jahre entwickeln kann. So war sie 1994 noch bei 25 Cent pro Jahr, hat sie sich in den letzten 10 Jahren auf 2,68 USD verzehnfacht(!!).
Man sieht also deutlich, dass ein gutes Unternehmen wesentlich mehr Erträge bringen kann als “klassische” Anlageformen wie Sparbuch oder Anleihen.
return on Assets (Gesamtkapitalrendite) Hierüber habe ich bereits im ersten Teil geschrieben. Meiner Ansicht nach die wichtigste Fundamentalkennzahl eines Unternehmens, wenn man es “rasch” bewerten möchte.
Hier noch einmal die Formel zur Berechnung:
Total Assets (Summe aller Anlagen bzw. Bilanzsumme) geteilt durch Net Income (Ergebnis) mal einhundert.
Als Resultat bekommt man eine Prozentzahl. Das Kapital ist in der Berichtsperiode dann um diesen Prozentsatz gewachsen.
Diese Kennzahl ermöglichst einen raschen Vergleich zwischen der Effizienz verschiedener Unternehmen, egal welcher Kapitalstruktur. Kennzahlen wie z.B. Eigenkapitalrendite hängen stark davon ab, wie viel Fremdkapital z.B. ein Unternehmen hat. Die Gesamtkapitalrendite ist davon allerdings vollkommen unbeeinträchtigt.
Der Vergleich der Unternehmen nach den oben genannten Kennzahlen:
Anbei eine Tabelle die auch aus Google Finance heraus kopiert habe:
Valuation
Dividend
Operating metrics
Ticker
Company Name
P/E ratio
Price-to- book ratio
Mkt Cap
Dividend yield
Return on avg assets
JNJ
Johnson & Johnson
19.17
3.95
292.55B
2.7
10.89
NESN
Nestle SA
23.89
3.63
229.77B
3.02
7.45
PG
The Procter & Gam...
21.24
3.31
225.03B
3.1
8.26
KO
The Coca-Cola Com...
22.3
5.54
182.98B
2.92
9.79
ABI
Anheuser Busch In...
20.43
3.55
136.08B
1.82
12.5
UNA
Unilever N.V.
19.1
6.26
97.17B
3.5
11.48
OR
L'Oreal SA
26.62
3.34
70.38B
1.98
9.55
KMB
Kimberly Clark Corp
19.4
8.47
40.38B
3.11
10.39
RB
Reckitt Benckiser...
20.25
5.97
37.83B
2.61
11.52
BN
Danone SA
22.04
2.91
34.21B
2.73
4.17
K
Kellogg Company
12.78
6.65
23.40B
3.02
11.84
Bezüglich Gesamtkapitalrendite haben 6 der 11 Unternehmen im letzten Jahr über 10% erreichen können. Diese ertragstärksten Unternehmen waren: Anheuere Bush InBev, Kellogg, Reckitt Benckiser, Unilever, Johnson&Johnson sowie Kimberly Clark
Vergleicht man diese – in die nähere Auswahl genommenen Unternehmen bezüglich Bewertung – so ist Kellogg am verhältnismäßig die günstigste Wahl, mit einem KGV von 12,78 und einer Dividendenrendite von über 3%.
Es is gleichzeitig auch der kleinste unter diesen gigantischen Konzernen. Die Marktkapitalisierung ist nur ca. ein Zehntel von dem der “Riesen” wie z.B. Nestle oder Procter and Gamble.
Werfen wir nun noch einen kurzen Blick auf die vergangene Gewinn und Dividendenentwicklung von Kellogg
Man sieht deutlich, dass der Gewinn im Zeitraum von 2011 bis heute starken Schwankungen unterworfen war. Das liegt unter anderem an der Übernahme der Marke “Pringles” von Procter und Gamble für 2,7 Mrd USD
Damit der Artikel nicht zu lange wird werde ich die nächsten wichtigen Bewertungskriterien wie historischer Vergleich von KGV und anderen Kennzahlen, historische Gewinnentwicklung und Blick in die Zukunft in den nächsten Artikeln behandeln.
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