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Finanz-Archäologie Teil 1 – Der Zinseszins seit 1800

Albert Einstein: “Die größte Erfindung des menschlichen Geistes? Die Zinseszinsen!”

Dieses Zitat vom bekannten Genie Albert Einstein bringt das heutige Thema auf den Punkt.

Heute beginne ich eine mehrteilige Serie über die Entwicklung wichtiger ökonomischer Kennzahlen seit dem es Aufzeichnungen darüber gibt. (Bzw. soweit diese Aufzeichnungen die im Internet auffindbar sind zurückreichen)

Die meisten Finanzseiten (und auch Bloomberg) bieten Daten maximal für etwa 50 Jahre. Daten die vor das 20. Jahrhundert zurückreichen sind sehr rar und ich konnte nur eine Seite im Netz finden, wo man diese herunterladen kann: http://www.measuringworth.com/. Diese Daten dürfen nur für “educational purpose” weiter benutzt werden, da der Financeblog mein privates Vergnügen ist und kein kommerzielles Interesse dahinter steht, sehe ich also keine Verletzung in den Urheberrechts-Bedigungen und werde deshalb die Daten von dieser Seite in aufbereiteter Form in meiner neuen Artikel-Serie verwenden.

Ich möchte in dieser Serie auch die historische Bewertung von Aktien beleuchten, sowie die historische Entwicklung von Wirtschaftsleistung, Inflation, etc. Wir werden in dieser Serie noch auf der Suche nach sich wiederholenden Mustern bei Wirtschaftszyklen, Zinsen, Aktienbewertung etc. sein.
Mir ist es aber am wichtigsten als erstes zu zeigen, welche atemberaubende Ergebnisse herauskommen, wenn man so eine lange Zeitspanne betrachtet. Der Effekt des Zinseszinses wird hier extrem deutlich.

Wie viel kann man in 100 Jahren verdienen, wenn man 100 USD investiert?

Eine sehr interessante, und faszinierende Frage, da dieser Anlagehorizont natürlich eine Generation bei weitem übersteigt. Die Resultate sind allerdings wirklich atemberaubend:

Zuerst ein kleines Beispiel:
Hätte man vor genau 100 Jahren, also im Jahr 1914 als der erste Weltkrieg ausgebrochen ist, 100 USD investiert,  hätte man:

Am Geldmarkt (also am Konto bzw. am Sparbuch): Ende 2013 USD 2.354,99

In 10 jährigen Staatsanleihen bis Ende 2013: USD 25.493,88

In Aktien des S&P 500 inkl. Dividenden reinvestiert: USD 1.134.919,08

Das ist bereits eine beachtliche Entwicklung und auch ein beachtlicher Unterschied zwischen den einzelnen Anlageklassen.
Es ist schon faszinierend, wie aus USD 100,- innerhalb von 100 Jahren über 1 Million werden kann.

Noch extremer ist es, wenn man sich den Zeitraum seit 1830 ansieht – der Zeitraum in dem http://www.measuringworth.com/ Daten für alle relevanten Anlagemöglichkeiten liefern kann: Das sind 183 Jahre – also einige Generationen.

USD 100 für 183 Jahre angelegt – der Zinseszins in Aktion:

Am Sparbuch hätte man heute USD 32.237,66

In 10 jährige US-Staatsanleihen investiert hätte man heute USD 931.419,37

Und in Aktien des S&P 500 (total return, also Dividenden reinvestiert) hätte man heute sagenhafte USD 35.569.832,15
über 35 Millionen Dollar – für eine Investition von 100 Dollar vor 183 Jahren.  Da es keine Zeitmaschine gibt könnten wir überlegen für unsere Ururur-Enkel einfach 100 EUR zu investieren 😉

Das faszinierende daran ist aber folgende Tatsache:

Die durchschnittliche Verzinsung der einzelnen Anlagemöglichkeiten seit 1830:

Wir haben also gesehen, daß es einen massiven Unterschied gemacht hat, ob man sein Geld auf das Sparbuch gelegt hat, in Anleihen oder in Aktien investiert hat.
Wie groß war nun bei den einzelnen Beispielen die jährliche Verzinsung?

Am Geldmarkt (Sparbuch, Konto) waren es 3,21% p.a.

Bei 10 jährigen Staatsanleihen waren es 5,12% p.a.

Bei Aktien des S&P 500 waren es 7,23% p.a.

Die Unterschiede wirken auf den ersten Blick nicht so gigantisch. Ob es nun 5% oder 7% pro Jahr sind scheint eigentlich nicht so relevant zu sein, doch wir haben gesehen, dass man in dem einen Fall aus den 100 USD ca. 1 Million machen konnte und im anderen Fall über 35 Millionen.

Das sind die Tücken des Zinseszinses und der Exponantialfunktion.
Der Zinseszins beruht genau auf so einer Exponentialfunktion:

 Endkapital = Anfangskapital mal  (1 + Zinssatz) hoch Anzahl Jahre

Bilder sagen mehr als 1000 Worte, deshalb habe ich einige Charts für den heutigen Beitrag vorbereitet:

Zuerst habe ich die Veranlagung am Geldmarkt, also kurzfristig und jederzeit verfügbar so wie am Sparbuch oder am Konto mit der Anlage in 10 jährige Staatsanleihen verglichen. Außerdem habe ich den Kurs des Dow Jones Index (dieser ist seit 1796 verfügbar) hinzugefügt. Es ist allerdings nur der Kurs, Dividenden werden hier ignoriert.  Wir werden noch sehen, dass das einen gigantischen Unterschied macht.

Veranlagung am Geldmarkt, in Anleihen und Dow Jones Index seit 1830
Veranlagung am Geldmarkt, in Anleihen und Dow Jones Index seit 1830

Hier ist der Charakter einer Exponantialfunktion sehr gut zu erkennen: Zuerst ein sanfter Anstieg, der immer steiler wirkt und schließlich in unermessliche Höhen steigt.
Der Unterschied zwischen einer Verzinsung von etwa 3% (Geldmarkt) und etwa 5%(Anleihen) ist eklatant. Dabei möchte man meinen, dass diese 2% Differenz nicht so viel ausmachen können. Je länger die Zeitreihe allerdings wird umso gigantischer wird diese Differenz.

 Jetzt wird es noch extremer:

Bisher haben wir die Dividenden einfach ignoriert und in dem Vergleich nur den aktuellen Kurs des Dow Jones Index einbezogen. Die Veranlagung in 10 jährige Anleihen lässt den Dow Jones im ersten Chart richtig mickrig aussehen (grüne Linie).

Doch wir sieht es aus, wenn man auch die Dividenden berücksichtigt?

Aufzeichnungen über die Dividenden gibt es leider erst seit 1871, deshalb habe ich im nächsten Chart von 1830 bis 1871 den Kursindex genommen und ab 1871 dann die Dividenden berücksichtigt und natürlich auch reinvestiert (total return).

Der Vergleichschart: Geldmarkt, Anleihen und Aktien seit 1830:

Veranlagung in Geldmarkt, Anleihen sowie Aktien des S&P500 Index mit Dividenden reinvestiert
Veranlagung in Geldmarkt, Anleihen sowie Aktien des S&P500 Index seit 1830 mit Dividenden reinvestiert

Der Zinseszins-Effekt schlägt erbarmungslos zu: Die rote Linie die vorher noch in den Himmel gewachsen ist, sieht jetzt im Vergleich zur violetten Linie für die Aktien inkl. Dividenden zwergenhaft aus.

Die Geldmarkt-Linie und die Kurslinie des Dow-Jones kann man gar nicht mehr erkennen.

Dabei ist der Unterschied er jährlichen Verzinsung der beiden Linien (rot für Anleihen und lila für Aktien) ebenfalls nur ca. 2% pro Jahr.

Daraus lernen wir:
1) Aktien-Kursindices sagen nicht viel über die vergangene Entwicklung aus, da sie Dividenden ignorieren: Beispiel: ATX, Dow Jones, S&P 500.
Hingegen ist z.B. der  deutsche Aktienindex (DAX)  ein sogenannter Performance-Index, welcher auch Dividendenzahlungen beachtet und reinvestiert. Ein längerfristiger Vergleich zwischen DAX und Dow Jones oder S&P 500 hinken also enorm.
Man sollte auch bei diversen Investment-Zertifikaten darauf achten, dass man auch die Dividenden bekommt- in vielen Fällen ist das nicht so, da sie auf Basis des Aktienkurses der betreffenden Aktien berechnet werden. Die Dividende steckt dann oft der Emmitent ein.

2) Der Zinseszins beruht auf der Exponentialfunktion, und diese ist für den menschlichen Hausverstand sehr schwer begreifbar.

3) Das predige ich sowieso immer: Aktien sind langfristig die beste Anlageform.

Der logarithmische Chart seit 1830:

Um die Entwicklung der Anlageklassen übersichtlicher zu machen, muss man nach einer Möglichkeit suchen diese Exponentialfunktion vom Zinseszins ein wenig “umzudrehen”. Dafür gibt es den Logarithmus: Die logarithmische Skala stellt auf der Y-Achse des Diagrammes jeweils 10 hoch x als eine Einheit dar, also 10 hoch 1 = 10, dann 10 hoch 2 = 100, 10 hoch 3 = 1000.

Logarithmisch betrachtet sieht der obige Chart dann so aus:

Veranlagung in Geldmarkt, Anleihen und Aktien seit 1830 logarithmische Skala
Veranlagung in Geldmarkt, Anleihen und Aktien seit 1830 logarithmische Skala

Man kann nun die Entwicklung der einzelnen Anlageklassen besser erkennen. Man sieht besser wann Einbrüche bei den Aktienkursen zu verzeichnen waren und wann die Zinsen für Spareinlagen oder Anleihen höher oder niedriger waren.
In den weiteren Artikeln werde ich das sowieso alles noch ausführlicher behandeln – auch den Zusammenhang zwischen Zinsen. Wirtschaftsleistung und Aktienkursen.

Aktien-Performance seit 1800 detailliert:

Nun habe ich noch eine Tabelle erstellt um im Detail zu zeigen, welchen Ertrag man mit Aktien in den letzten etwa 200 Jahren erwirtschaften konnte: In den Spalten ist das jeweilige Einstiegsjahr aufgetragen, also wann hat man begonnen zu investieren. In den einzelnen Zeilen sieht man dann den durchschnittlichen jährlichen Ertrag bei einer bestimmten Haltedauer (in Abstand von 5 Jahren).

Wenn man also z.B. 1880 Aktien des S&P 500 gekauft hat und für 10 Jahre gehalten hat, hatte man pro Jahr 5,11% Ertrag.

Die Daten von 1800 – 1870 sind leider ohne Berücksichtigung der Dividenden da ich nirgends die notwendigen Daten finden konnte.

Kursperformance in % pro Jahr (Aktien, Dow Jones bis 1870, nachher S&P 500 Total Return)
Haltedauer Kauf Jahr
Jahre 1800 1820 1840 1860 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000
5 2,53% 0,28% 6,08% 19,61% 1,69% 11,18% 10,14% 7,98% 11,54% 14,30% -2,23%
10 -0,04% 1,94% 5,84% 9,48% 5,11% 9,85% 15,29% 9,08% 7,79% 16,42% -0,56%
15 3,05% 3,41% 2,23% 9,09% 3,27% 6,14% 6,05% 13,42% 4,80% 14,12% 3,45%
20 3,57% -0,68% 0,36% 8,89% 5,36% 7,23% 7,23% 13,63% 6,99% 17,25%
25 2,90% 0,64% 3,94% 7,41% 6,50% 7,80% 7,38% 13,21% 8,42% 13,07%
30 3,02% 1,45% 3,31% 7,61% 6,84% 9,85% 7,84% 11,65% 10,05% 10,98%
35 3,50% 0,56% 4,01% 6,44% 5,69% 6,72% 9,84% 9,76% 9,99% 11,13%
40 1,42% -0,16% 4,54% 7,11% 6,29% 7,23% 10,39% 10,26% 12,01%
45 1,93% 1,87% 4,22% 7,55% 6,71% 7,31% 10,51% 10,70% 10,33%
50 2,29% 1,70% 4,65% 7,65% 8,03% 7,60% 9,86% 11,47% 9,37%
55 1,64% 2,28% 4,19% 6,85% 6,22% 8,88% 8,83% 11,30% 9,60%
60 1,07% 2,77% 4,81% 7,15% 6,60% 9,32% 9,24% 12,55%
65 2,39% 2,69% 5,29% 7,38% 6,71% 9,49% 9,62% 11,33%
70 2,23% 3,10% 5,52% 8,28% 6,95% 9,10% 10,24% 10,57%
75 2,62% 2,87% 5,08% 6,93% 7,93% 8,40% 10,20% 10,67%
80 2,97% 3,41% 5,41% 7,17% 8,32% 8,74% 11,19%
85 2,89% 3,85% 5,68% 7,22% 8,51% 9,06% 10,35%
90 3,20% 4,11% 6,46% 7,38% 8,26% 9,56% 9,82%
95 3,02% 3,84% 5,51% 8,13% 7,75% 9,57% 9,93%
100 3,44% 4,16% 5,77% 8,43% 8,05% 10,39%
105 3,80% 4,44% 5,88% 8,58% 8,34% 9,75%
110 4,01% 5,13% 6,07% 8,37% 8,79% 9,34%
115 3,79% 4,41% 6,74% 7,95% 8,83% 9,46%
120 4,06% 4,67% 7,04% 8,19% 9,53%
125 4,30% 4,80% 7,22% 8,43% 9,04%
130 4,89% 5,00% 7,10% 8,80% 8,72%
135 4,28% 5,61% 6,79% 8,83% 8,84%
145 4,63% 6,09% 7,28% 9,02%
150 4,81% 6,03% 7,64% 8,74%
155 5,34% 5,80% 7,70% 8,85%
160 5,61% 6,04% 8,26%
165 5,78% 6,28% 7,93%
170 5,74% 6,62% 7,72%
175 5,54% 6,71% 7,84%
180 5,76% 7,23%
185 5,98% 6,96%
190 6,30% 6,81%
195 6,38% 6,94%
200 6,86%

 

Aktien, Anleihen, Gold oder Sparbuch – was brachte am meisten?

Der heutige Artikel sollte eigentlich jedem interessieren, der für seine Altersvorsorge spart. Der staatlichen Pension vertraut heutzutage sowieso niemand mehr, aber Sparbücher, Lebensversicherungen etc. sind noch immer sehr beliebt.

Ich möchte heute einmal beleuchten, wie viel welche Anlageklasse tatsächlich über die letzten 25 Jahre gebracht hat. Das ist ein Zeitraum der realistisch für die Altersvorsorge ist. Wenn man mit 30 Jahren zu sparen beginnt, hat man im Alter von 55 einen guten Polster – oder auch nicht.
Ich habe nämlich alle Daten auch inflationsbereinigt, d.h. um den Verbraucherpreisindex angepasst. Wie wir wissen ist dieser oft sowieso schon “schön” gerechnet, da in diesen Index heute auch Dinge wie Fernseher, Computer, Mobiltelefon, etc. einfliessen, welche durch den technischen Fortschritt immer billiger werden. Sie können deshalb den Verbraucherpreisindex drücken. Nahrungsmittel, Dinge die wir für den Alltag brauchen etc. werden deshalb oft überproportional teurer.
Der Verbraucherpreisindex (auf Englisch CPI – “consumer price Index”) versucht die Entwicklung der durchschnittlichen Verbraucherpreise abzubilden. Er wird anhand eines Warenkorbes eines Durchschnittsbürgers berechnet. D.h. jeder Mensch hat eigentlich seinen eigenen CPI. Wenn man gerne öfter auf Urlaub fährt, oder Städtereisen unternimmt, schaut der persönliche CPI anders aus, als wenn man ein geregeltes Alltagsleben mit seiner Familie führt. So hat jeder eigentlich seine eigene “Inflation”. Ich habe hier dennoch den von den Behörden herausgegebenen CPI für die Vergleiche hergenommen,da er eigentlich sogar einen “best-case” darstellt – in vielen Fällen ist die persönliche Inflation wahrscheinlich eher höher.

Das Sparbuch

Als erstes beleuchten wir das klassische Sparbuch. Hier reichen die historischen Daten (für die Zinsentwicklung und den Verbraucherpreisindex (CPI) ) weit genug zurück, dass ich eine Aufstellung seit 1970 bringen kann. Das deckt über 44 Jahre ab – ein komplettes Berufsleben eines Durchschnittsbürgers. Wenn er mit 20 eine bestimmte Summe aufs Sparbuch legt, denkt er vielleicht, daß er mit 64 Jahren durch Zins und Zinseszins ein gutes Vermögen angehäuft hat. Immerhin hat er 44 Jahre auf das Geld verzichtet.

Also schauen wir einmal, was passiert wäre, wenn ein Amerikaner bzw. ein Europäer 1970 sein Geld aufs Sparbuch gelegt hätte und heute wissen möchte wie viel es ihm gebracht hat:

Kapitalzuwachs pro Jahr 1970-heute USA
CPI bereinigt (=real) 1,08%
ohne Inflation (=nominal) 5,27%
Kapitalzuwachs pro Jahr 1970-heute Europa
CPI bereinigt (=real) -0,31%
ohne Inflation (=nominal) 4,48%

 

Entwicklung  von  1000 EUR bzw. USD seit 30 Jahren nominal und real
Entwicklung von 1000 EUR bzw. USD seit 30 Jahren nominal und real

Der Amerikaner kann sich immerhin über bescheidene 1,08% pro Jahr – kaufkraftbereinigt – freuen. D.h. wenn er 1970 eine Summe von 1000 Dollar aufs Sparbuch gelegt hat, sind das heute etwa 1500 Dollar geworden – wohlgemerkt: kaufkraftbereinigt. Auf dem Sparbuch liegen jetzt fast 8000 Dollar, aber mit diesen 8000 Dollar kann er nur soviel kaufen wie 1970 mit etwa 1500 Dollar.

Besonders trist sieht die Situation für den Europäer aus: Er hat war fast 6000 EUR auf seinem Sparbuch liegen, welches er 1970 mit 1000 EUR eröffnet hat, aber die Kaufkraft ist unter EUR 1000,- gesunken. D.h. er hat zwar nominal seinen Einsatz fast versechsfacht, aber real einen Verlust gemacht.

Die Quellen für diese Daten sind:
– Für den CPI die offiziellen behördlichen Daten
– Für den Sparbuch-Zinssatz: der jeweilige Leitzins der Nationalbanken laut Bloomberg. Er entspricht immer in etwa dem, was (stabile) Banken auf Tagesgeld am Sparbuch als Zinssatz gewähren.
Da es den EUR erst seit 2002 gibt, habe ich davor den Lombardsatz der deutschen Nationalbank hergenommen.

Alle Anlageklassen seit 1990

Sparbuch:

Jahr 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014
USA Inflation USA 2,60% 2,50% 2,70% 1,60% 2,70% 1,10% 1,90% 4,00% 4,30% 2,60% 2,90% 1,60%
Zins USA 4,00% 3,00% 5,25% 5,50% 5,50% 1,75% 1,00% 4,50% 3,00% 0,25% 0,25% 0,25%
Europa Inflation EUR 5,23% 3,96% 3,00% 1,55% 1,32% 2,31% 1,99% 2,16% 2,52% 1,06% 2,46% 1,37%
Zins EUR 9,75% 6,75% 5,00% 4,50% 3,00% 3,25% 2,00% 2,25% 4,00% 1,00% 1,00% 0,25%
USA Kapital+Zinsen 1.000,00 1.081,60 1.147,47 1.271,12 1.414,78 1.574,69 1.630,29 1.663,06 1.816,10 1.926,70 1.936,34 1.946,04 1.955,78
CPI bereinigt (=real) 1.000,00 1.027,48 1.037,53 1.089,69 1.174,95 1.239,89 1.255,89 1.233,80 1.245,69 1.214,83 1.159,82 1.100,85 1.071,79
Zuwachs CPI bereinigt 1,36% 0,49% 2,48% 3,84% 2,73% 0,64% -0,88% 0,48% -1,25% -2,29% -2,58% -1,33%
Europa Kapital+Zinsen 1.000,00 1.204,51 1.372,60 1.513,29 1.652,56 1.753,20 1.869,01 1.944,51 2.033,00 2.198,89 2.243,09 2.288,18 2.299,63
CPI bereinigt (=real) 1.000,00 1.087,80 1.146,88 1.191,90 1.262,06 1.304,31 1.328,38 1.328,60 1.330,96 1.369,63 1.368,07 1.329,37 1.300,04
Zuwachs CPI bereinigt 4,30% 2,68% 1,94% 2,90% 1,66% 0,92% 0,01% 0,09% 1,44% -0,06% -1,42% -1,11%

In dieser Tabelle habe ich die Entwicklung der Inflation und der Zinsen (Leitzins) seit 1990 dargestellt, sowie die Entwicklung von 1000 USD (USA) bzw. 1000 EUR (vor 2002: deutsche Mark, in Europa).
Man sieht einerseits die Zins- und Inflationsentwicklung in den USA und in Europa (im oberen Teil der Tabelle) als auch die Entwicklung von einer Anlage jeweils zu den Marktzinsen real und nominal, also CPI-bereinigt  (inflationsbereinigt).
Der inflationsbereinigte Zuwachs bzw. Verlust per anno ist rot bzw. grün hervorgehoben.

 Aktien, Gold, Anleihen:

1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014
Aktien USA (S&P 500) 1.000,00 1.242,22 1.463,50 1.932,72 2.978,85 4.237,45 3.434,42 3.437,25 3.889,87 4.189,10 3.263,25 3.988,12 5.416,89
Aktien USA CPI bereinigt 1.000,00 1.180,06 1.323,28 1.656,86 2.473,88 3.336,51 2.645,70 2.550,05 2.668,13 2.641,33 1.954,60 2.256,03 2.968,52
Zuwachs CPI bereinigt 8,63% 5,89% 11,90% 22,19% 16,13% -10,95% -1,82% 2,29% -0,50% -13,98% 7,43% 14,71%
Aktien Europa (DAX) 1.000,00 925,78 1.194,58 1.355,15 2.436,05 3.750,10 2.802,10 2.226,60 3.112,91 3.758,96 3.077,05 3.543,44 5.105,65
Aktien EUR CPI bereiningt 1.000,00 836,08 998,13 1.067,34 1.860,42 2.789,92 1.991,57 1.521,34 2.037,96 2.341,35 1.876,70 2.058,65 2.886,36
Zuwachs CPI bereinigt -8,56% 9,26% 3,41% 32,02% 22,46% -15,51% -12,60% 15,74% 7,19% -10,47% 4,74% 18,41%
Gold 1.000,00 853,15 920,13 978,92 728,71 683,05 680,76 969,64 1.370,68 2.231,03 2.604,14 4.186,48 2.998,55
Gold CPI bereinigt 1.000,00 810,46 831,97 839,20 605,18 537,83 524,42 719,36 940,17 1.406,72 1.559,81 2.368,24 1.643,24
Zuwachs CPI bereinigt -9,97% 1,32% 0,43% -15,08% -5,73% -1,25% 17,12% 14,32% 22,32% 5,30% 23,22% -16,70%
Anleihen 5 Jahre 1.000,00 1.252,05 1.535,66 1.742,39 1.961,12 2.070,94 2.558,77 3.016,25 3.137,93 3.707,61 4.207,48 4.756,01 4.775,99
Anleihen CPI bereinigt 1.000,00 1.189,40 1.388,52 1.493,70 1.628,67 1.630,63 1.971,14 2.237,72 2.152,36 2.337,74 2.520,17 2.690,41 2.617,29
Zuwachs CPI bereinigt 9,06% 8,05% 3,72% 4,42% 0,06% 9,95% 6,55% -1,93% 4,22% 3,83% 3,32% -1,37%

In dieser Tabelle sind alle anderen Anlageklassen miteinander verglichen worden. Ich habe den Zeitraum ab 1990 gewählt, da er einerseits auch fast ein komplettes Anleger-Leben widerspiegelt – immerhin fast 25 Jahre. Wenn man also mit Mitte 30 in der Lage ist etwas zur Seite zu legen, so kann man im Alter von 60 schauen was es gebracht hat – oder auch nicht. Andererseits gibt es leider erst seit 1990 fundierte Daten auf Bloomberg, was den Gesamtertrag von Staatsanleihen angeht.

Hier gehe ich von einer Investition von EUR 1000,- im Jahre 1990 in europäische Aktien (ich habe den deutschen DAX-Index als Vergleich genommen, da es den Eurostoxx erst seit 2000 gibt), sowie in deutsche Staatsanleihen mit 5 Jahren Laufzeit aus. Außerdem werden USD 1000,- in amerikanische Aktien bzw. in Gold investiert. Die Entwicklung sieht man in der Tabelle.
Hat man z.B.1000 USD im Jahr 1990 in US-Aktien investiert, so hat man heute USD 5.416,89 auf seinem Depot. Inflationsbereinigt sind das aber nur USD 2.986,52. So ist diese Tabelle zu lesen.

Die Zusammenfassung

Sparbuch 1990 – heute USA p.a.
CPI bereinigt (=real) 0,29%
ohne Inflation (=nominal) 2,83%
Sparbuch 1990 – heute Europa p.a.
CPI bereinigt (=real) 1,10%
ohne Inflation (=nominal) 3,53%
Aktien USA 1990 – heute p.a.
CPI bereinigt (=real) 4,64%
ohne Inflation (=nominal) 7,29%
Aktien Europa 1990 – heute p.a.
CPI bereinigt (=real) 4,52%
ohne Inflation (=nominal) 7,03%
Gold 1990 – heute p.a.
CPI bereinigt (=real) 2,09%
ohne Inflation (=nominal) 4,68%
Anleihen 5 Jahre 1990 – heute p.a.
CPI bereinigt (=real) 4,09%
ohne Inflation (=nominal) 6,73%

Hier ist nun der Vergleich über alle Anlageklassen: Das Sparbuch brachte in den letzten 24 Jahren für einen Amerikaner inflationsbereinigt magere 0,29% im Jahr. Für den Europäer brachte es 1,10% pro Jahr.

Auch vergleichsweise wenig konnte man mit einer Anlage in Gold verdienen: Nur 2,09% pro Jahr  – und das bei einem Risiko das ähnlich hoch ist wie bei Aktien, da Gold auch extreme Kursschwankungen haben kann. Obwohl es von vielen Leuten als absolut sichere Anlage gelobt wird ist es für mich deshalb der klare Verlierer unter allen Anlageklassen. Beim Sparbuch hat man wenigstens keine Kursschwankungen.

Die Anleihen brachten immerhin 4,09% pro Jahr, also doppelt so viel wie Gold. Sie sind meiner Ansicht nach heute leider überbewertet und ich würde auch davon die Hände lassen. Wenn man heute eine 5 jährige deutsche Staatsanleihe kauft, kann man froh sein, wenn man 0,5% Rendite dafür bekommt.

Europäische Aktien brauchten 4,52% pro Jahr und amerikanische 4,62%. Sie hatten natürlich auch – gemeinsam mit Gold – die größten Kursschwankungen. Wenn man aber eine Altersvorsorge für über 20 Jahre plant, sollte man dennoch einen hohen Aktienanteil wählen, da man sie sowieso erst nach 20 Jahren verkaufen will und die Kursentwicklung vorher eigentlich egal sein kann.

Der Vergleichschart:

Die unterschiedlichen Asset-Klassen seit 1990 nominal und real (CPI bereinigt)
Die unterschiedlichen Asset-Klassen seit 1990 nominal und real (CPI bereinigt)

Die hellen Linien in der jeweiligen Farbe stellen die nominale Entwicklung der Anlageklasse dar – die dunkleren, kräftigeren, die reale um die Inflation bereinigte.

Natürlich predige ich immer wieder, dass man nie von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen soll. Hier sprechen allerdings fundamentale Fakten dafür, dass diese Entwicklung gerechtfertigt ist: Unternehmen erwirtschaften durch ihre Tätigkeit Gewinne. Das tut Gold jedenfalls nicht. Damit ist schon einmal erklärt, wieso Aktien langfristig immer besser laufen müßten als Gold – das ja einfach nur herumliegt.
Bezüglich Sparbuch und Anleihen kann ich nur sagen, dass diese Anlageformen stark von der Zinsentwicklung abhängig sind. Diese vorauszusagen ist extrem schwer. Ich würde nur heute die Finger von Anleihen mit längerer Laufzeit lassen, da diese bei steigenden Zinsen extreme Kursverluste verbuchen. Langfristig sind die Zinsen in den letzten 30 Jahren stetig gesunken und sind jetzt quasi bei Null an gekommen. Wenn wir nicht von negativen Zinsen in der Zukunft ausgehen, können Anleihen eigentlich nichtmehr im Kurs steigen.
Auch Lebensversicherungen investieren hauptsächlich in Staatsanleihen (da das Geld schließlich mündelsicher sein muß). Es wird zwar mehr oder wenig sicher sein, aber wahrscheinlich nicht viel Ertrag bringen, besonders dann nicht wenn man auch die Inflation in die Rechnung mit ein bezieht.
D.h. Es bleiben nur noch Aktien und das Sparbuch. Geld, welches man kurzfristig (sofort – 5 Jahre) benötigt würde ich als konservativer Anleger deshalb aufs Sparbuch (oder unters Kopfkissen – ist bei Nullzinsen eh egal) legen, und längerfristig sind Aktien heute meiner Ansicht nach die Nummer eins unter den Anlageklassen.