In Aktien Investieren für Anfänger Teil 5 – Aktien als Altersvorsorge

Heute geht es weiter mit der Anfänger-Serie. Eine Frage die mir immer wieder gestellt wird, ist, ob Aktien überhaupt zur Altersvorsorge geeignet sind, da ja die Kursschwankungen sehr stark sein können und man nie sicher sein kann wie viel man gerade haben wird, wenn man sich sein Erspartes im Alter Auszahlen lassen möchte.
An diese Fragestellung anknüpfend kommt dann oft die Frage, ob man denn nicht sowieso schon zu alt sei für derart riskante Investments.

Obwohl ich  – wie der aufmerksame Leser sicher schon mitbekommen hat – kein Freund davon bin in einen Index zu investieren, habe ich als Beispiel für die Performance eines europäischen Aktienmarktes  den DAX, den deutschen Aktienindex hergenommen.
Ich habe mich deshalb für den DAX entschieden, da es sich hierbei um einen Performance-Index handelt, d.h. er enthält auch die Dividendenzahlungen der Unternehmen. Bei der Index-Berechnung werden diese Dividenden wieder in Aktien des ausschüttenden Unternehmens reinvestiert. Ein Kursindex wie z.B. der ATX enthält keine Dividenden – es bildet nur die Preisentwicklung der enthaltenen Aktien ab ohne Dividenden. Ein Kursinex enthält deshalb immer nur die halbe Wahrheit.
Generell ist ein Index als Gradmaß für den Aktienmarkt eines Landes gedacht und enthält deshalb meistens die größten Unternehmen – ungeachtet dessen ob es sich auch um fundemental “gute” Unternehmen handelt – und hier sind wir beim Hauptgrund wieso ich nicht empfehle in einen Index zu investieren. Ich bin eher für stockpicking.

Wir nehmen ihn heute aber dennoch als Maßstab für den Aktienmarkt.
Zuerst einmal 2 Charts von der Entwicklung des DAX:

Der deutsche Aktienindex von 1960 bis heute
Der deutsche Aktienindex von 1960 bis heute

Deutlich zu erkennen ist die starke Volatilität in Crash-Phasen wie z.b. zwischen 2000 und 2003 sowie 2007 bis 2009.
Was nicht zu erkennen ist, zeige ich im nächsten Chart:

Der deutsche Aktienindex von 1960 - 1970
Der deutsche Aktienindex von 1960 – 1970

Zwischen 1960 und 1970 hat es ebenfalls 2 starke Einbrüche gegeben. Der Index hat sich dabei beinahe halbiert. Im oberen Chart sind diese Einbrüche aber nur noch als kleine Wellen zu erkennen – kaum wahrnehmbar.

An diesen Beispielen ist bereits deutlich zu erkennen, dass Volatilität (=Schwankungen) im kurzfristigen Zeitraum eine wesentlich größere Rolle spielen, als wenn man einen längeren Zeitraum betrachtet.

Möglicherweise werden auch die Einbrüche durch die Crashs im Jahr 2000 und 2008 in 30 Jahren auf den Charts kaum noch zu erkennen sein.Daraus lässt sich folgender Schluß ziehen:

Je langfristiger man bei seinen Investitionen denkt umso geringer ist das Risiko.

Das entspricht auch dem Spruch vom berühmten Börse-Spekulanten Andrè Kostolany: “Kaufe Dir irgendwelche Aktien und lege Dich 20 Jahre schlafen. Wenn Du aufwachst hast zu ziemlich sicher gute Gewinne”

Um das zu verdeutlichen und noch bildlicher zu veranschaulichen habe ich folgende Tabelle erstellt:

 Rendite pro Jahr in Prozent bei Kauf des DAX im Jahr 1960 – 2010

Haltedauer
in Jahren
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
1 29,70% -30,96% -24,73% 23,78% -0,63% 72,42% -13,03% 38,93% -23,56% 53,72% -2,48%
3 2,01% 4,79% -14,28% 11,83% 16,19% 16,92% 7,70% 34,00% -16,25% 3,88% 16,45%
5 0,43% -1,67% -2,19% 3,18% 22,59% 10,98% 4,50% 25,35% -4,34% 10,01% 9,82%
10 0,71% 1,55% -2,65% 12,76% 10,98% 10,53% 13,49% 10,03% 0,24% 8,45%
15 2,08% -0,03% 5,31% 8,50% 10,68% 14,62% 7,55% 8,34% 2,42%
20 0,76% 5,34% 4,07% 8,90% 13,70% 9,82% 6,92% 7,98%
25 4,90% 4,34% 5,25% 11,63% 10,05% 8,85% 6,92%
30 4,14% 5,28% 8,06% 8,97% 9,20% 8,52%
35 4,97% 7,68% 6,34% 8,40% 8,87%
40 7,10% 6,23% 6,18% 8,21%
45 5,88% 6,09% 6,26%
50 5,80% 6,18%
55 5,90%

 

Die Tabelle zeigt, was passiert wäre, hätte man im Zeitraum 1960 – 2010 (in 5 Jahres Schritten) begonnen in den DAX zu investieren.
In den einzelnen Zeilen ist die Rendite pro Jahr (auf den gesamten Investitionszeitraum bezogen) aufgetragen bei einer Haltedauer von 1 – 55 Jahren. (Die 55 Jahre gehen sich natürlich nur aus wenn man bereits 1960 begonnen hat)

Man sieht bereits auf den ersten Blick, daß bei einer Haltedauer von einem Jahr (erste Zeile) die Renditen sehr stark schwanken. Es ist also vom Glück abhängig ob man große Gewinne oder große Verluste macht. Die Renditen schwanken von -30,96% wenn man 1965 eingestiegen ist bis zu +72,42% bei einem Einstieg 1985.
Alles andere also als eine sichere Altersvorsorge – und der Hauptgrund wieso die meisten Leute die sich nicht eindringlicher damit beschäftigen Aktien als Teufelszeug verachten.

Je länger die Haltedauer aber wird, umso mehr glätten sich die Schwankungen. Das Selbe was wir im Chart auch schon gesehen haben ist hier sehr anschaulich zu erkennen: Bei einer Haltedauer von 10 Jahren bereits sind fast alle Renditen positiv. Einzig jemand, der 1970 eingestiegen ist hat in dem Beispiel noch eine negative Performance.
Bei 20 Jahren Haltedauer sind alle positiv unterwegs und die durchschnittliche Rendite liegt immerhin bei 7,2% p.a.

Mit diesem Wissen lassen sich die anfangs gestellten Fragen leicht beantworten: Wenn man 20 Jahre oder mehr Zeit hat für seine Altersvorsorge zu sparen, kann man getrost einen sehr hohen Aktienanteil in diese einbeziehen. Man wird wohl nirgends anders eine ähnlich gute Performance erzielen. Von Lebensversicherungen und Sparbüchern, etc. ganz zu schweigen – da muss man heute schon froh sein, wenn man 2% p.a. erreicht.

Wenn man sein Geld aber in den nächsten 5-10 Jahren wieder benötigt, sollte man den Aktienanteil entsprechend geringer halten.
Selbiges gilt natürlich auch für alle anderen Anlageformen die vermeindlich als “sicher” gelten. Auch eine Immobilie kann z.B. starken Schwankungen unterliegen – nur daß man diese nicht tag-täglich im Internet auf diversen Seiten nachschauen und sich verrückt machen kann. Außerdem würde man die Immobilie wohl kaum panikartig verkaufen, nur weil z.B. der Nachbar gerade sein Haus zum Schnäpchenpreis veräußert hat – so entstehen aber Aktienkurse: Wenn jemand anders etwas billig verkauft gibt es einen niedrigen Kurs.
Genau den Fehler machen aber viele Leute die neu im Aktienmarkt sind: Täglich vor dem Bildschirm die Kurse kontrollieren und kaum gibt es einen Kursrutsch wird panikartig verkauft und das “Zeug” nie wieder angegriffen
Viele Anfänger sind auch gierig und glauben mit Aktien schnell reich werden zu können. Wie man in der Tabelle sieht können einige davon Glück haben und auch kurzfristig sehr große Gewinne machen, andere dafür aber herbe Verluste einfahren.

Was Aktien also für Anfänger so schwierig macht ist meiner Ansicht nach auch ein sehr großer Vorteil – wenn man ihn so sieht: Es ist ein extrem liquider Markt und es gibt sekündlich online Kurs-Updates.
Dafür kann man Aktien auch sekündlich kaufen und verkaufen – man muß nicht wie bei einer Immobilie möglicherweise Jahre auf einen Käufer warten.
Das ist allerdings nur dann ein Vorteil wenn man damit umgehen kann ohne die Nerven zu verlieren.

Als Fazit würde ich deshalb sagen: Aktien gehören in jede Altersvorsorge – und wenn man noch 20 Jahre oder mehr Zeit hat, dann würde ich den Aktienanteil sogar auf 100% festsetzen. Wenn man 5 – 10 Jahre hat, dann eher auf 30% – 50% und bei weniger als 5 Jahren Veranlagungshorizont würde ich es ganz bleiben lassen bzw. nur soviel investieren wie man auch als Verlust verkraften kann.

Und das Wichtigste ist natürlich, daß man sich seine Investments gut aussucht, damit man an sie glauben kann auch wenn es einmal stark abwärts geht  – und das wird passieren und es wird schlimmer werden als jemals zuvor. Noch bei jedem Crash und bei jeder Krise mußten wir diese Erfahrung machen. Nach der Krise kommt aber die Erholung und robuste Unternehmen meistern jede Krise.

Also keinen Index kaufen wo man nicht weiß was drinnen ist bzw. der auch ständig seine Zusammenstellung ändert sondern 10 – 20 Einzelfirmen die man sich genau ansieht.
Deshalb frei nach Warren Buffett: “Kaufe billig, verkaufe nie!”

Tesla (TSLA) verliert heute fast 10% – über die Macht von Analysten

Ich melde mich nach 3 Tagen Pause (Kurzurlaub) wieder zurück.  Nachdem ich bereits vor einiger Zeit einen Beitrag über die Bewertung des Elektroauto-Produzenten Tesla veröffentlich habe – siehe hier – sind heute anscheinend auch die Analysten von Morgan Stanley darauf gekommen, daß die Aktie überbewertet sein könnte. Ein Analyst von Morgan Stanley meine heute, die Aktie sei ein bisschen zu gut gelaufen in letzter Zeit.
Da Morgan Stanley mehr Leser hat als mein Blog ist die Aktie heute zeitweise über 10% eingebrochen und hat den gesamten Technologie-Index NASDAQ in die Tiefe gerissen. Die Tesla-Aktie schloß heute mit 9,08% minus und der NASDAQ mit 1,1% minus auf einem Monatstief.

TSLA Aug - Sep
Die Entwicklung der Tesla-Aktie seit August 2014

Besonders interessant an dieser Entwicklung ist, daß sich offensichtlich sehr viele Leute KEINE eigene Meinung über ihre Investments bilden sondern den Analysten blind vertrauen.
Dadurch bekommen die Analysten die Macht, eine Blase aufzublasen so lange es ihnen Spaß macht und dann irgendwann den Daumen zu senken und die Talfahrt zu starten.

An dieser Entwicklung heute ist gut erkennbar, daß es besonders wichtig ist, sich seine eigene Meinung zu bilden und nicht anderen nachzulaufen.  Ich kann gar nicht oft genug sagen, daß man niemals aufgrund von Empfehlungen sein Geld veranlagen sollte, sondern nur in Dinge investiert, an die man selbst glaubt und die man auch versteht. Das gilt für alle Anlageklassen, also nicht nur für Aktien sondern auch für Anleihen, Lebensversicherungen, Rohstoffe, Kunst, etc.

In Aktien investieren für Anfänger Teil 4 – die DCF-Methode zur Unternehmensbewertung am Beispiel von Apple

Heute stelle ich eine verbreitete und sehr ausführliche Möglichkeit der Bewertung von Unternehmen vor. Es geht um die sogenannte “discounted Cashflow” Methode zur Berechnung vom Unternehmenswert. Ich habe den Artikel zwar in die Anfänger-Serie gestellt – es ist vielleicht doch nicht so einfach für einen Anfänger alles zu verstehen. Aber es ist eine schöne Methode, um festzustellen ob eine Marktbewertung  aufgrund anderer Kennzahlen wie KGV, KBV, etc realistisch ist – quasi eine zusätzliche Überprüfung die  – zugegeben – relativ aufwendig ist.
Aber es ist nicht ganz so kompliziert wie es auf den ersten Blick wirkt.

Diese Methode geht von folgenden Annahmen aus:

1) Der freie Cashflow gibt die beste Aussage darüber, wie viel Geld einem Unternehmen tatsächlich zur Verfügung steht bzw. wie viel es tatsächlich Jahr für Jahr zur Verfügung hat z.B. für Dividendenausschüttungen.
Abschreibungen z.B. verfälschen die Cash-Situation oft sehr stark. Hohe Investitionen die auf lange Zeit abgeschrieben werden natürlich ebenfalls. (Das Geld muss ja zum Zeitpunkt der Investition auf einmal aufgebracht werden – auch wenn es sich am Ergebnis nicht sofort, sondern erst im Laufe der Jahre durch die Abschreibung niederschlägt)
Es ist außerdem extrem schwierig den Cashflow mit Bilanztricks zu manipulieren, da die meisten Bilanztricks sich über Aufwertungen etc. abspielen die bei der Cashflow-Berechnung herausgerechnet werden.
Den Cashflow berechnet man also indem man aus dem Ergebnis alle nicht-cash-wirksamen Posten herausre chnet:

EGT (Netto-Ergebnis)
+ Abschreibungen bzw. minus Aufwertungen
+ Erhöhung bzw . minus Rückgang bei Rückstellungen
− Erträge/+ Verluste aus Anlagenabgang
+ Verminderung  der Forderungen bzw. minus Erhöhung
+ Erhöhung  der Verbindlichkeiten bzw. minus Verminderung
=  Operativer Cashflow
+ Umsatz aus Verkauf von Anlagen (Investitionen)
− neu angeschaffte Anlagen (Desinvestitionen)
= Free Cashflow

Man muß das allerdings nicht unbedingt selbst ausrechnen- laut US-GAAP und IFRS sind die Unternehmen sowieso verpflichtet in ihrem Geschäftsbericht auch eine Cashflow-Rechnung zu veröffentlichen. Diverse Finanz-Websites (auch http://finance.google.com) haben diese Cashflow-Rechnungen online.
Wichtig ist, daß man versteht wie der Cashflow zustande kommt.

2) Der Markt erwartet einen bestimmten Ertrag, abhängig vom Risiko. Es erscheint logisch, daß man sich für ein höheres Risiko auch einen höheren Ertrag erwarten kann.  So geht die Portfoliotheorie mit dem CAPM (Capital Asset Pricing Model) davon aus, daß sich die Ertragserwartungen des Marktes durch die Volatilität (Schwankungsbreite) der Aktienkurse berechnen lässt.
Die Methode hier genau vorzustellen sprengt diesen Artikel – darüber muss ich einmal einen eigenen Beitrag schreiben.
Nur soviel als Beispiel: Der – aufgrund der Volatilität berechnete – erwartete Marktertrag für den US-Aktienmarkt ist derzeit etwa 9,61%

3) Das Risiko unterscheidet sich von Unternehmen zu Unternehmen. Der Beta-Faktor gibt das Risiko-Verhältnis zum Gesamtmarkt an. Gemessen am erwarteten Gesamtmarktertrag  hat also jedes Unternehmen einen Risikofaktor (“Beta” genannt)
Dieses Beta gibt an, wie stark das Risiko eines einzelnen Unternehmens gemessen am Gesamtmarkt ist. Der Gesamtmarkt (also z.B. der US-Aktienmarkt) hat also ein Beta von 1. Ist das Beta eines Unternehmens größer als 1 so wird eine Investition in dieses Unternehmen vom Markt als riskanter eingeschätzt, als eine Investition in den Gesamtmarkt. Damit steigen auch die Ertragserwartungen um diesen Faktor. Umgekehrt bei einem Beta weniger als 1 wo das Risiko geringer gesehen wird als beim Gesamtmarkt. Das Beta errechnet sich ebenfalls aus der Volatilität einer Aktie gemessen am Gesamtmarkt. Die Portfoliotheorie setzt also Volatilität mit Risiko gleich. Details über Sinn und Unsinn dieser Methode werde ich ebenfalls in einem Beitrag über dieses Thema diskutieren.
Der erwartete Ertrag eines Unternehmens, gleichzusetzen mit den Eigenkapitalkosten, errechnet sich also in dem man den erwarteten Gesamtertrag mit dem Beta multipliziert:
Eigenkapitalkosten = erwarteter Marktertrag * Beta

4) Die zukünftigen Cashflows eines Unternehmens werden um den erwarteten Ertrag abgezinst und aufsummiert.
Wie schon öfters erwähnt ist ein Geldfluß in der Zukunft natürlich weniger wert als einer heute.
Beispiel: Der erwartete Ertrag einer Investition ist 5%. Wenn man heute 1000 EUR hat, könnte man die also zu 5% anlegen und hätte in einem Jahr 1050 EUR. Bekommt man aber die 1000 EUR erst in einem Jahr, so sind sie heute natürlich weniger wert.
Um herauszufinden wie viel diese 1000 EUR, die man in einem Jahr bekommt, heute wert sind, muss man ihren Barwert berechnen.
Der Barwert sagt aus, wie viel man heute zu einem bestimmten Zinssatz anlegen müsste um einen bekannten Betrag in der Zukunft zu erhalten.
In unserem Beispiel möchten wir also wissen, wieviel wir für 5% anlegen müssen um EUR 1000 in einem Jahr zu erhalten. Dann haben wir den Barwert von EUR 1000 “in einem Jahr” bei 5% Abzinsung.  Um ihr zu ermitteln dividieren wir einfach die 1000 durch 1,05 (1 + Prozent/100)  und erhalten 952,38.
Die Formel für den Barwert lautet also:

 Barwert = Endkapital / (1 + Verzinsung/100) ^ Anzahl Jahre

(Das “^” steht für das potenzieren, also mit sich selbst multiplizieren so oft wie die Anzahl der Jahre in Zukunft ausmacht.)

Wenn man nun also Annahmen über die zukünftige Entwicklung der Cashflows anstellt, kann man diese für mehrere Jahre ausrechnen und einzeln den Barwert ermitteln.
Die Summe dieser Barwerte ist dann der erste Teil des Unternehmenswertes nach der DCF-Methode.

5) Die über die Vorschauperiode hinausgehenden Cashflows werden im Residualwert zusammengefasst.
Da man nicht in alle Zukunft Cashflows planen kann, muss man ab Aeinem bestimmten Zeitpunkt stätige Cashflows in alle Zukunft annehmen. Der Barwert dieser Cashflows heißt “Residualwert“.
Ein Beispiel zur Erläuterung. Wir haben z.B. für 10 Jahre die Cashflows geplant und die Barwerte für die nächsten 10 Jahre berechnet und aufaddiert. Im elften Jahr nehmen wir einen stetigen Cashflow von EUR 1000,-/Jahr an.
Wieviel ist dieser Cashflow heute wert, wenn wir von einer Verzinsung von 5% ausgehen?
Wieviel Geld müsste man heute zu einem Zinssatz von 5% anlegen, damit man in 10 Jahren jedes Jahr EUR 1000 ausgezahlt bekommt – bis in alle Ewigkeit?
Dazu müssen wir zuerst einmal ausrechnen wieviel Geld wir HEUTE anlegen müssen, damit wir Jahr für Jahr EUR 1000 Zinsen bekommen bei einem Zinssatz von 5%.
Das ist relativ einfach: Cashflow / (Zinssatz / 100)
In unserem Beispiel also 1000 / ( 5 /100) = 1000 / 0,05 = 20.000
Wenn man also heute EUR 20.000 zu 5% anlegt, bekommt man Jahr für Jahr EUR 1000 Zinsen ausbezahlt.
Jetzt müssen wir nur noch den Barwert dieser EUR 20.000 am Ende der Vorschauperiode (z.B. in 10 Jahren) ausrechnen und haben den Residualwert – also wieviel müssen wir heute anlegen um bei 5% in 10 Jahren EUR 20.000 zu haben. Die Formel kennen wir schon:
Barwert = 20.000 / (1 + 5/100) ^ 10 = 12.278,27

6) Das Unternehmenswert nach DCF = Summe der Barwerte der Vorschauperiode + Residualwert
So einfach ist das also. Klingt auf den ersten Blick kompliziert, ist aber bei genauer Betrachtung sehr einfach.

7) Es gibt 2 Methoden diese Berechnung durchzuführen. Entweder man bezieht das Fremdkapital eines Unternehmens mit ein und berechnet den gesamten Unternehmenswert inkl. Fremdkapital – das nennt man “Entity-Approach” – oder man berechnet nur den Wert des Eigenkapitals, dafür muss man vom Cashflow noch die Fremdkapitalkosten (Zinsen für Fremdkapital) abziehen. Dieses Verfahren nennt man “Equity-Approach“. Da eine Aktie einen Anteil am Eigenkapital eines Unternehmens repräsentiert, verwende ich vorallem diese Methode.

Und nun ein Beispiel:

Ich habe als Beispiel Apple hergenommen.
Hier zuerst einmal ein Blick auf die Cashflows der Jahre 2006 – 2013 sowie die von Analysten (laut Bloomberg) geschätzten Jahre 2014 und 2015.
Uns interessiert nur der Free Cashflow, da wir den Equity-Approach rechnen möchten. Der CF + Kapitalkosten wäre notwendig für den Entity-Approach.
Interessant sind die Zuwachsraten – aufgrund derer müssen wir Schätzungen für die Zukunft abgeben.
Man erkennt ein deutliches Wachstum bis 2013 (über 60% p.a. im Schnitt(!) ) – ab dann wird von Analysten eine Abflachung erwartet. (Die kennen Apple wohl nicht 😉 Aber gehen wir einmal davon aus, daß sie recht haben und das Wachstum ab 2014 nur noch 1% pro Jahr betragen wird.

APPLE INC 2015 2014 2013 2012 2010 2009 2008 2007 2006
Free Cashflow 46.098,90 45.581,59 45.501,00 42.561,00 16.590,00 9.015,00 8.505,00 4.735,00 1.563,00
CF + Kapitalkosten N/A N/A 45.601,43 42.561,00 16.590,00 9.015,00 8.505,00 4.735,00 1.563,00
Kapitalkosten N/A N/A 100,43 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00
Zuwachs 1,13% 0,18% 6,91% 156,55% 84,03% 6,00% 79,62% 202,94%

Die Angaben in den Tabellen sind immer in Mio USD

Was wir noch benötigen für die Berechnung der Barwerte sind die Eigenkapitalkosten die sich wie in Punkt 3 erwähnt aus dem erwarteten Marktertrag (in den USA sind das derzeit 9,61%) multipliziert mit dem Beta von Apple (das ist derzeit 0,91).
Wir erhalten Eigenkapitalkosten von 8,98% – das ist auch gleichzeitig der Zinssatz mit dem wir alle Cashflows “diskontieren” werden.

Wir kommen also unter der Annahme eines Cashflow-Zuwachses von 1% p.a. zu folgender Berechnung:

DCF-Rechnung 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024
Plan-Cashflow 45’581.59 46’037.41 46’497.78 46’962.76 47’432.39 47’906.71 48’385.78 48’869.64 49’358.33 49’851.91 50’350.43
geplanter Zuwachs 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00% 1.00%
Abzinsungsfaktor 1.00 0.92 0.84 0.77 0.71 0.65 0.60 0.55 0.50 0.46 0.42
Barwert Cashflow 45’581.59 42’242.00 39’147.09 36’278.93 33’620.92 31’157.64 28’874.84 26’759.29 24’798.74 22’981.83 21’298.04

Man sieht hier die geplanten Cashflows der nächsten 10 Jahre, sowie deren Barwert. Ich bin noch den Umweg des Abzinsungsfaktors gegangen, wo ich einfach den Barwert von USD 1 ausgerechnet habe und dann den Plan-Cashflow damit multipliziert habe.

Dazu addieren wir noch den Residualwert, den wir aus dem Cashflow von 2024 errechnen – wie in Punkt 5 erwähnt.

Summe Barwerte 352’740.91
Residualwert 237’042.38
Unternehmenswert 589’783.28
Marktkapitalisierung 610’762.43

 

Wir erhalten also einen Unternehmenswert von USD 589.783 Mio USD, der einer derzeitigen Bewertung (Marktkapitalisierung) von USD 610.762,43 gegenübersteht.

Hier sieht man, daß die Erwartungen des Marktes ganz in der Nähe des Ergebnisses unserer Rechnung liegen (nur etwa 3,4% darüber) d.h. der Markt erwartet bei Apple ein ähnliches Wachstum wie die Analysten (1% p.a. beim Cashflow). Sollte z.B. die Apple Watch einschlagen könnte Apple da noch positiv überraschen – aber das ist nicht Thema dieses Artikels.
Ich möchte jedenfalls in Zukunft öfters auf diese Methode zurückgreifen beim Bewerten von Unternehmen, da es eine zusätzliche Absicherung ist die wichtig ist damit man von seinen Investitionen auch überzeugt ist.
Deshalb werde ich auch weitere Beispiele bringen und ich hoffe, ich schaffe es auch interaktive Tabellen zur Verfügung zu stellen, wo jeder selbst seine Wachstumsprognosen eintragen kann und sieht was herauskommt.

Energieversorger im Vergleich – ist “Verbund” im Vergleich zum Mitbewerb billig?

Letztes Mal habe ich österreichische Unternehmen verglichen und dabei ist unter anderem aufgefallen, dass die Verbund AG eine sehr günstige Bewertung zu haben scheint.  Heute möchte ich analysieren ob es sich wirklich um ein Schnäppchen handelt, bzw. wo der Hacken an der Sache ist.

Dazu habe ich die wichtigsten Strom-Versorger Europas verglichen und auch einen Blick auf die Entwicklung des Großhandelspreises für elektrischen Strom in den letzten Jahren geworfen.

Nachdem ich den aktuellen Halbjahresbericht vom Verbund studiert habe (der ist zu finden unter Investor-Relations auf der Unternehmens-Website http://www.verbund.at ) konnte ich in Erfahrung bringen, daß man mit stark sinkenden Strompreisen in den letzten Jahren zu kämpfen hat. Das führt dazu, daß z.B. Kohlekraftwerke wie Dürnrohr außer Betrieb genommen werden müssen, da sie nichtmehr rentabel sind.

Hier ein Blick auf die Entwicklung des Großhandels-Strompreises pro MWh (Megawattstunde) in EUR seit Mitte 2007 (längere Daten liegen auf Bloomberg leider nicht vor)

Die Entwicklung des Strompreises in EUR pro MWh seit 2007
Die Entwicklung des Strompreises in EUR pro MWh seit 2007

Man kann deutlich einen starken Anstieg vor Ausbruch der Finanzkrise erkennen und seit 2011 einen stetigen Abfall. In den Wintermonaten ist der Preis immer leicht angestiegen – was natürlich nachvollziehbar ist.

Der Abfall der Strompreise ist einerseits in Überkapazitäten begründet, die unter anderem durch massive Förderung alternativer Energie zustande gekommen sind und andererseits durch energie-effizientere Haushaltselektronik und vor allem Industrie. Beinahe in allen Geschäftsberichten kann man von einem Überangebot an Strom in Europa als Begründung für schlechte Zeiten lesen.
Die Mär vom Energie-Engpass ist also derzeit nicht nachvollziehbar.

Das schlägt sich auf den Zahlen der Stromproduzenten natürlich nieder. Ich habe für meinen Vergleich die beiden österreichischen börsenotierten Unternehmen genommen: EVN und Verbund, sowie die zwei größten deutschen: RWE und EON, die französische EDF (“electricité de France”),  die tschechische CEZ, die italienische ENEL sowie die spanische ENDESA

Siehtman sich die Umsatzentwicklung dieser europäischen Versorger an, so erkennt man, daß für 2014 und 2015 durchwegs ein Rückgang erwartet wird. (Die Zahlen von 2014 und 2015 sind Schätzungen von Analysten)

Umsatz 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008
VERBUND AG 2.768,13 2.802,40 3.181,58 3.159,92 3.027,72 3.307,89 3.483,11 3.744,75
EVN AG 2.587,50 2.467,50 2.755,00 2.846,50 2.729,20 2.752,13 2.727,02 2.397,00
RWE AG 50.935,85 50.432,85 51.393,00 50.771,00 49.153,00 50.722,00 46.191,00 47.500,00
E.ON SE 117.699,38 117.583,52 122.450,00 132.093,00 112.954,00 92.863,00 79.974,00 86.753,00
EDF 75.811,11 73.800,05 75.594,00 72.178,00 65.307,00 65.320,00 59.140,00 63.847,00
CEZ AS 201.574,86 203.597,95 217.273,00 215.095,00 209.761,00 198.848,00 189.458,00 179.863,00
ENEL SPA 78.831,46 78.658,83 77.258,00 82.431,00 77.573,00 71.943,00 62.498,00 59.577,00
ENDESA SA 31.877,69 31.495,85 31.203,00 33.933,00 32.686,00 31.177,00 25.925,00 22.836,00

Auch an der “bottm-line“, bei den Ergebnissen,  schaut es ähnlich aus.

Nettogewinn 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008
VERBUND AG 188,31 154,57 579,94 389,33 355,78 400,83 644,38 686,64
EVN AG 140,08 158,00 114,70 194,90 192,30 206,95 177,94 186,94
RWE AG 1.343,08 1.347,72 -2.653,00 1.402,00 1.865,00 3.323,00 3.571,00 2.558,00
E.ON SE 1.829,16 1.761,46 2.142,00 2.189,00 -2.219,00 5.853,00 8.420,00 1.266,00
EDF 4.232,05 4.067,44 3.517,00 3.275,00 3.148,00 1.020,00 3.902,00 3.484,00
CEZ AS 24.438,32 28.853,00 35.885,00 41.429,00 40.756,00 47.051,00 51.547,00 46.510,00
ENEL SPA 3.186,50 3.018,52 3.235,00 238,00 4.113,00 4.390,00 5.586,00 5.293,00
ENDESA SA 1.815,85 1.647,07 1.879,00 2.034,00 2.212,00 4.129,00 3.430,00 7.169,00

Und noch beunruhigender ist die sinkende Gewinnmarge:

Umsatzrendite 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008
VERBUND AG 6,80% 5,52% 18,23% 12,32% 11,75% 12,12% 18,50% 18,34%
EVN AG 5,41% 6,40% 4,16% 6,85% 7,05% 7,52% 6,53% 7,80%
RWE AG 2,64% 2,67% -5,16% 2,76% 3,79% 6,55% 7,73% 5,39%
E.ON SE 1,55% 1,50% 1,75% 1,66% -1,96% 6,30% 10,53% 1,46%
EDF 5,58% 5,51% 4,65% 4,54% 4,82% 1,56% 6,60% 5,46%
CEZ AS 12,12% 14,17% 16,52% 19,26% 19,43% 23,66% 27,21% 25,86%
ENEL SPA 4,04% 3,84% 4,19% 0,29% 5,30% 6,10% 8,94% 8,88%
ENDESA SA 5,70% 5,23% 6,02% 5,99% 6,77% 13,24% 13,23% 31,39%

Auch hier deutlich zu erkennen:  Kein Unternehmen schafft es, seine Margen zu halten. Sie sind durchwegs rückläufig. D.h. der Gewinn bricht noch stärker ein als der Umsatz.

Und jetzt werfen wir einmal einen Blick auf die Bewertungskennzahlen mit dem Wissen, daß es sich hier definitiv nicht um eine Wachstumsbrache, sondern derzeit eher um das Gegenteil, handelt:

 Bewertung KGV 2015 KGV 2014 KGV 2013 KBV
VERBUND AG 27,90 34,00 9,06 0,95
EVN AG 13,02 11,54 15,90 0,59
RWE AG 14,13 14,09 -7,16 1,56
E.ON SE 15,74 16,34 13,44 0,79
EDF 11,18 11,64 13,46 1,22
CEZ AS 14,07 11,92 9,58 1,31
ENEL SPA 12,49 13,18 12,30 0,75
ENDESA SA 16,91 18,65 16,35 1,15

 

Man kann deutlich herauslesen, daß mit den erwarteten Zahlen von 2014 und 2015 die KGVs schon wesentlich höher ausfallen. Und sogar da ist noch einiges an Unsicherheit enthalten.
EVN hat z.B. im ersten Halbjahr 2014 noch massive rote Zahlen. Bleibt zu erwarten ob sie die Analysten-Erwartungen für 2014 erfüllen können. Jeder Versorger hat in seinem Berichten eigene Ausreden für die schlechten Ergebnisse – bei EVN fällt z.B. auf, daß über den letzten Winter gejammert wird, da er viel zu warm war…

Nun noch ein Blick auf meine Lieblings-Ertragskennzahl, die Gesamtkapitalrendite. Hier gibt es leider keine Schätzungen für die Zukunft, da es auch keine Schätzungen für die Entwicklung des Kapitals gibt – deshalb die Zahlen 2008 – 2013

GK-Rendite 2013 2012 2011 2010 2009 2008
VERBUND AG 4,53% 3,14% 3,00% 3,55% 6,23% 8,28%
EVN AG 1,62% 2,84% 2,80% 3,07% 2,66% 2,82%
RWE AG -3,27% 1,59% 2,01% 3,57% 3,82% 2,74%
E.ON SE 1,64% 1,56% -1,45% 3,83% 5,52% 0,81%
EDF 1,37% 1,31% 1,36% 0,42% 1,63% 1,74%
CEZ AS 5,60% 6,51% 6,81% 8,64% 9,72% 9,83%
ENEL SPA 1,97% 0,14% 2,42% 2,61% 3,44% 3,97%
ENDESA SA 3,33% 3,46% 3,77% 6,60% 5,72% 12,25%

 

Auch hier ist deutlich ein Rückgang zu erkennen. Bei Verbund ist zwar 2013 ein kleiner Anstieg zu verzeichnen – wenn man sich aber die erwarteten Ergebnisse für 2014 und 2015 ansieht, die nur ein Viertel von 2013 ausmachen, kann man sich ungefähr ausrechnen wohin der Weg geht.

Wenn ich alle diese Zahlen vergleiche fällt mir nur ein Energieversorger positiv auf:  die tschechische CEZ. Sie hat im Vergleich zu den anderen Anbietern die größte Ertragstärke und ist von der Bewertung her (KGV 2014 und KGV 2015 sowie KBV) eigentlich im Mittelfeld.

“Unser” Verbund ist jedenfalls nicht das Schnäppchen wie auf den ersten Blick gedacht.

Insgesamt ist diese Brache meiner Ansicht nach nur Leute die sich sehr viel mit dieser Materie beschäftigen möchten bzw. bereits gut darin auskennen ein empfehlenswertes Investment.
Es ist eine extrem zyklische Branche (wie man bereits an der Entwicklung des Strompreises sieht) und es sind sehr viele Faktoren zu beachten.
Interessant wird es z.B. wenn einmal jedermann ein Elektro-Auto hat. Haben wir dann immer noch Überkapazitäten in Europa? Derzeit sieht es ja so aus, als daß wir locker alle Atom-Kraftwerke abschalten können ohne daß es zu Engpäßen kommt. Wie ist das aber wenn Elektro-Mobilität zum Alltag wird?

Österreichs Börse-notierte Unternehmen im Vergleich

Kurze Anmerkung: Ich habe den Artikel heute aktualisiert da mir bei der Berechnung der Marktkapitalisierung ein Fehler unterlaufen war: Ich habe bei einigen Unternehmen nur die Stammaktien einberechnet und die stimm- und gewinnberechtigten Vorzugsaktien vergessen. Jetzt sollten alle Angaben stimmen. Ich werde mich bemühen derartige Fehler in Zukunft zu vermeiden.

Heute habe ich unsere Heimatunternehmen unter die Lupe genommen. An der Wiener Börse notieren aktuell 78 Unternehmen. Das ist leider recht wenig, deshalb sind auch viele Sparten gar nicht vertreten.
Zum Vergleich: In Zürich sind 469 Schweizer Unternehmen gelistet (obwohl die Schweiz einwohnermäßig in etwa so groß ist wie Österreich) und in Frankfurt sind 1713 deutsche Firmen zum Handel freigegeben.
Leider ist das nicht der einzige Punkt in dem Österreich wie ein Entwicklungsland da steht: Die Handelsumsätze an der Wiener Börse sind stark rückläufig und hinken den oben genannten Börsen weit hinter her.

Zum Vergleich der einzelnen Unternehmen habe ich eine ziemlich große Tabelle erstellt, die ich an das Ende des Artikels angefügt habe. Man kann spaltenweise sortieren (z.B. nach Gesamtkapitalrendite 2013, etc). Für alle denen die Tabelle zu unübersichtlich ist, stelle ich eine Excel-Datei mit dem Gleichen Inhalt zum Download zur Verfügung. Hier:  austro-companies

Nur die größten 50 Unternehmen haben ein durchschnittliches Handelsvolumen von über 1000 Aktien am Tag. Die übrigen habe ich unter den Tisch fallen lassen.
Außerdem habe ich BUWOG ausgenommen, da BUWOG noch keine eigenen Zahlen veröffentlicht hat seitdem es von der Immofinanz abgespalten wurde und eigenständig an der Börse gelistet wird.

Bei allen Firmen die für das Geschäftsjahr 2014 bereits berichtet haben (also jene mit “schiefem” Geschäftsjahr) habe ich natürlich auch die aktuellsten Zahlen einbezogen. Bei den übrigen gehen die Zahlen nur bis 2013. Das ist aber ausreichend um Trends zu erkennen.

Wie im Ländervergleich – den ich vor einigen Tagen hier gemacht habe – ersichtlich ist, ist Österreich auch was die Performance im letzten Jahr angeht, das Schlusslicht. Also müßten die Aktien doch eigentlich billig sein…

ATX - S&P500 Vergleich
ATX – S&P500 Vergleich

Im Vergleich zum amerikanischen S&P 500 Index z.B. haben unsere Aktien vor allem seit 2011 stark geschwächelt.

Welche Unternehmen sind also interessant für einen Kauf?

Zuerst einmal ist sehr auffällig, dass die Wiener Börse extrem Immobilien-lastig ist. Es gibt ganze 6 Unternehmen aus diesem Bereich. (Atrium, CA-Immo, Conwert, Immofinanz, S-Immo und Warimpex)
Mit BUWOG ist sogar noch ein siebtes Immo-Unternehmen an die Wiener Börse gekommen.
All diese Unternehmen notieren unter ihrem Buchwert. Das hat mit dem Misstrauen in diese Branche zu tun seit zur Finanzkrise 2008 einige Skandale um diese Unternehmen (vor allem Meinl European Land, heute: Atrium) aufgeflogen sind.
Wirklich ertragstark ist bis heute keines dieser Unternehmen. Atrium ist mit einer Gesamtkapitalrendite von 2,27% noch an der Spitze – was im internationalen Vergleich eher mager ist.
D.h. ein Investment in diese Unternehmen ist nur dann empfehlenswert, wenn man sich die einzigen Objekte der Gesellschaften genauer ansieht. Conwert z.B. hat vor allem Wohn-Immobilien in Österreich und Deutschland. Wohnen ist immer mit weniger Risiko verbunden als Office (Büro) oder Retail (Verkaufsflächen, Einkaufszentren, ..). Hier könnte eine Investition aufgrund des niedrigen KBVs interessant sein.

Ein weiterer Branchenvergleich innerhalb der Wiener Börse ist leider schwierig, da die übrigen Unternehmen beinahe alle in unterschiedlichen Bereichen tätig sind.

Von den verbleibenden Unternehmen fällt aufgrund eines stabilen Ertrages und einer relativ guten GK-Rendite z.B. die Post ins Auge. Der ehemalige Monopolist behauptet sich anscheinend ganz gut gegen neue Konkurrenz  und ist gerade noch “bezahlbar” mit einem KGV von 20 und einer Dividendenrendite von 5%.

Mayr Melnhof kann ebenfalls eine akzeptable GK-Rendite und stabile Erträge vorweisen.

Sehr günstig kommt mir auch die OMV vor, mit einem KBV von  0,65 und einem KGV von 8 und das obwohl die letzten 5 Jahre alle positiv waren mit einem durchschnittlichen Ergebniswachstum von 6%.
Für Verbund gilt ähnliches: KBV = 0,94, KGV = 9 (hier wird offensichtlich ein drastischer Ergebniseinbruch erwartet) und Zuwachs beim Ergebnis in den letzten 5 Jahren war 9,67% p.a.

Richtige “Blockbuster” konnte ich an der Wiener Börse leider keine entdecken. (z.B. ertragstarke Firmen mit GK-Rendite >10% gibt es so gut wie keine)

Insgesamt muss sich natürlich jeder selbst eine Meinung bilden.

Ganz wichtig ist auch – wie bei meinen Grundlagen-Artikel beschrieben – VOR dem Investment in eine Aktie die Firma auch genauer auf Soft-Facts zu durchleuchten. Oft haben günstige Bewertungen erklärbare Ursachen, die in den Kennzahlen nicht erkennbar sind. Nach Betrachtung aller Fakten ist es dann doch nicht mehr so günstig.
Es sprengt leider diesen Vergleichs-Artikel, wenn ich für jede einzelne Firma auf diese Fakten eingehe. Bei den interessantesten werde ich das mit eigenen Beiträgen machen und auch einen Peergroup-Vergleich mit internationalen Mitbewerbern anstellen.

Hier ist die Vergleichstabelle:

Austro-Companies im Vergleich

Die 50 größten Unternehmen an der Wiener Börse im Vergleich. GKR = Gesamtkapitalrendite, EGT = Nettogewinn
Name Market Cap in MioEGT 2014GK-Rendite 2014EGT 2013GK-Rendite 2013GKGK-Rendite 2012GKGK-Rendite 2011GKGK-Rendite 2010EGT-Zuwachs YoYKGVKBVDividende %
OMV AGEnergie9.350,181.162,353,66%30.519,174,47%28.413,473,80%26.418,883,48%6,00%8,040,644,35%
Erste Group Bank AGBanken8.626,0960,970,03%213.824,000,23%210.006,33-0,34%205.770,040,43%-48,68%141,480,581,00%
Raiffeisen Bank International AGBankwesen6.061,74557,340,43%136.116,020,54%146.985,000,66%131.173,110,83%-15,39%10,880,584,94%
Voestalpine AGEisen & Stahl5.939,15448,093,55%444,873,40%12.612,102,64%13.076,453,92%12.294,080,88%32,82%13,351,132,76%
Verbund AGVersorger5.240,77579,944,53%12.387,333,14%11.859,313,00%11.290,983,55%9,67%9,040,943,65%
Vienna InsuranceVersicherung4.665,60234,800,56%42.310,801,01%39.769,651,02%39.472,920,96%-11,33%19,870,933,57%
Andritz AGMaschinen4.311,8466,611,20%5.160,974,70%4.566,605,05%4.035,774,45%-21,96%64,734,641,21%
Telekom Austria AGTelekom3.165,2486,551,10%7.257,151,43%7.448,80-3,38%7.555,822,59%-18,42%36,572,090,70%
UNIQA Insurance Group AGVersicherung2.802,01283,440,91%30.054,550,42%28.567,66-0,86%28.703,710,15%60,92%9,891,003,88%
IMMOFINANZ AGImmobilien2.715,13178,081,86%111,090,88%12.331,822,20%11.755,932,69%11.774,380,69%17,12%24,440,64keine
™sterreichische Post AGLogistik2.512,62123,207,50%1.700,807,24%1.668,307,38%1.715,106,90%1,00%20,393,595,15%
Strabag SEIngenieur- & Baudienste2.268,60113,561,08%10.137,690,60%10.386,051,88%10.382,161,68%-10,23%19,980,702,26%
EVN AGVersorger1.821,27114,701,62%6.863,202,84%6.870,402,80%6.731,203,07%-13,72%15,880,594,14%
Mayr Melnhof Karton AGContainer & Verpackung1.764,40122,297,18%1.627,427,32%1.566,587,54%1.520,957,11%3,13%14,431,592,72%
Atrium European Real Estate LtdImmobilien1.587,3675,942,27%3.065,523,22%3.040,704,78%2.805,434,01%-9,34%20,900,705,68%
CA Immobilien Anlagen AGImmobilien1.552,5048,340,98%5.888,440,95%5.916,581,06%4.379,461,04%1,57%32,120,83keine
Wienerberger AGBaustoffe1.353,91-38,94-0,92%4.139,73-1,70%3.991,350,19%4.059,27-1,65%-12,68%-34,770,771,04%
Flughafen Wien AGTransportwesen1.342,9573,293,75%2.061,803,49%2.150,161,47%1.998,503,79%-0,81%18,321,482,04%
Lenzing AGChemikalien1.265,2450,112,05%2.632,656,67%2.340,4611,05%1.963,458,10%-25,09%25,251,163,67%
Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment A™l, Gas & Kohle1.231,8460,758,64%698,4410,97%620,058,58%561,574,87%22,10%20,283,220,65%
Agrana Beteiligungs AGKonsumgter1.164,28107,954,40%149,455,80%2.362,126,45%1.992,664,26%1.887,923,82%8,39%7,790,984,42%
Palfinger AGMaschinen958,0644,045,18%813,574,97%739,775,67%677,433,58%16,12%21,762,481,61%
AMAG Austria Metall AGIndustriegter916,8656,036,00%880,018,10%875,649,82%828,785,69%4,39%16,361,572,31%
RHI AGEisen & Stahl905,8862,603,63%1.849,606,13%1.689,907,19%1.448,707,31%-12,32%14,471,873,30%
Porr AgIngenieur- & Baudienste896,2552,832,30%2.060,740,84%2.137,05-3,41%2.177,900,37%59,87%16,962,581,94%
Semperit AG HoldingIndustriegter818,8254,606,41%824,465,61%616,658,39%593,487,65%4,73%15,001,982,27%
Conwert Immobilien Invest SEImmobilien779,247,500,24%2.870,10-5,85%3.176,400,73%3.550,800,67%-25,08%103,900,691,10%
Zumtobel Group AGElektrische Ger„te719,27-5,00-0,50%5,960,60%1.036,281,47%1.020,495,00%972,84-7,19%-41,01%120,702,201,09%
DO & CO AGGewerbliche Dienste519,2626,075,08%22,816,48%288,586,70%252,606,11%175,775,50%21,97%22,762,551,60%
Rosenbauer International AGTransportausrstung489,5326,336,33%432,877,13%357,147,72%301,6310,50%-4,51%18,592,611,69%
S IMMO AGImmobilien395,6827,311,45%2.013,411,21%2.175,380,92%2.256,160,08%96,20%14,490,72keine
FACC AGRaumfahrt & Verteidigung377,7228,885,07%20,774,64%347,763,01%302,067,54%6,10%18,181,68keine
Austria Technologie & Systemtechnik AGHardware353,9238,174,17%14,572,01%694,653,82%575,346,11%483,39-7,71%-200,48%24,290,912,21%
Kapsch TrafficCom AGIngenieur- & Baudienste317,46-4,30-0,76%9,791,73%557,703,69%450,124,90%295,0910,92%-166,85%32,441,49keine
Valneva SEBiotech und Pharma313,11-24,11-9,48%53,67-27,65%73,08-6,05%79,50-10,02%31,91%-12,992,17keine
POLYTEC Holding AGAuto148,5114,325,24%260,308,33%268,3112,85%308,518,11%-13,01%10,371,083,76%
Wolford AGTextil112,20-2,81-2,04%-2,76-1,94%145,460,87%144,463,50%145,541,76%-201,90%-40,701,51keine
Frauenthal Holding AGIndustriegter98,60-30,86-8,64%340,4811,59%364,653,70%290,915,91%#ZAHL!-3,201,081,91%
Century Casinos IncGlcksspiel, Unterkunft & Restaurants95,826,183,24%137,342,98%136,732,21%136,590,75%56,82%15,500,74keine
Unternehmens Invest AGSonderfinanzierung90,959,4512,14%56,322,96%59,053,23%58,415,38%31,68%9,621,341,87%
Pankl Racing Systems AGVertriebsunt. - Nichtbasis86,152,101,23%149,763,72%119,353,39%120,332,61%-9,57%41,011,260,73%
Warimpex Finanz- und Beteiligungs AGImmobilien61,292,610,66%418,261,90%412,281,57%394,81-0,13%#ZAHL!23,450,66keine
Brain Force Holding AGTechnologiedienste26,932,676,23%46,42-4,57%49,43-2,77%51,051,55%35,59%10,071,40keine
Bene AGHaus- & Broprodukte13,12-27,02-28,32%-28,30-21,37%137,17-1,82%149,18-8,30%161,70-10,67%9,38%-0,46-0,60keine
Teak Holz International AGForst- & Papierprodukte12,76-35,86-30,79%154,402,55%143,400,29%143,472,59%#ZAHL!-0,360,17keine

Apple Aktie schwankt während gestriger Präsentation um über 7%

Gestern um 19 Uhr MEZ war es soweit. Apple stellt wie erwartet neue Iphones vor. Auch die Features dieser neuen Produkte entsprachen weitgehend den Erwartungen. Weiters wurde Apple Pay sowie die lange erwartete Apple Watch vorgestellt.

Sehr interessant ist ein Blick auf den Aktienkurs von Apple während dieser Präsentation. Man kann deutlich anhand des Kurses die einzelnen Erwartungen, Euphorien und Enttäuschungen der Marktteilnehmer ablesen – so deutlich wie das sonst extrem selten vorkommt. Meistens sind Kursschwankungen mehr oder weniger irrational und das Suchen einer Begründung für diese Schwankungen kommt Kaffeesatzlesen gleich.

Werfen wir einmal einen Blick auf den gestrigen Intraday-Verlauf des Aktienkurses:

Apple Aktienkurs Intraday 9.9.2014 mit Anmerkungen
Apple Aktienkurs Intraday 9.9.2014 mit Anmerkungen

 

Deutlich zu sehen ist, daß am Beginn der Show der Kurs ein wenig nachlässt. Zu diesem Zeitpunkt wurden gerade die neuen Iphones gezeigt. Größeres Display, neue CPU, NFC, aber nichts weltbewegend neues – zumindest hat der Markt es so gesehen. Der Kurs gibt leicht nach und pendelt sich dann – als Apple Pay vorgestellt wird – wieder ein wenig über dem Vortagesniveau ein.

Dann passiert das:

Jim Cook bei der Präsentation am 9.9.2014
Jim Cook bei der Präsentation am 9.9.2014

 

Mit dieser Einleitung wurde einst auch das allererste Iphone vorgestellt. Die Erwartungen des Marktes explodieren. Der Kurs schießt um über 3% in die Höhe.
Die lange erwartete Apple Watch wird vorgestellt. In den nächsten eineinhalb Stunden spürt man am “Puls” der Apple-Aktie die Enttäuschung der Marktteilnehmer. Der Tiefpunkt wird gegen Ende der Präsentation erreicht wo der Kurs über 7% unter das Tageshoch fällt.

Die Volatilität während der Präsentation war also enorm. In den meisten Fällen kann Apple die Erwartungen bei Produktvorstellung nicht erfüllen. Der Aktienkurs schliesst meistens an solchen Tagen im Minus – so wie auch gestern. Dazu muß man noch sagen, daß die Märkte insgesamt gestern negativ geschlossen haben.

Meiner Ansicht nach hat Apple jedenfalls mit seiner neuen Produktpalette nichts falsch gemacht. Das größere Iphone war überfällig, da beinahe alle Smartphone-Hersteller auf große Displays setzen und die Benutzer sich das mittlerweile auch erwarten. Apple Pay ist eine geniale Idee – da kann noch etwas daraus werden. Und die Watch wird sicher ein nettes Gimmick und wirdin Zukunft  besonders zu Apples Image als Luxusmarke beitragen.

Also: Nicht kurzfristig “Zocken” so wie es gestern offensichtlich Viele gemacht haben, sondern langfristig denken. Erst in ein paar Monaten wird man sehen wie erfolgreich die neuen Apple-Produkte sind und das wird sich dann nachhaltiger auf den Aktienkurs auswirken.

Für Apple-Fans wird es heute Abend spannend

Heute um 19 Uhr stellt Apple unter anderem das neue Iphone 6 vor. Es wird erwartet, dass 2 neue Modelle kommen, eines davon in der gewohnten Größe und eines mit größerem 5,7 Zoll Display. Damit ist Apple endlich auch im Phablet-Markt (=Phone und Tablet in einem) vertreten, den sie meiner Ansicht nach viel zu lange Samsung & Co alleine überlassen haben.

Es wird auch erwartet, daß  eine Smartwatch vorgestellt wird – quasi ein Smartphone für das Armgelenk. Auch das ist aber keine wirkliche Neuigkeit. Derartiges gibt es ebenfalls von Samsung bereits seit längerer Zeit.
Apple ist allerdings bekannt dafür, Dinge zu perfektionieren und so zu vereinfachen, daß sie einem großen Publikum zugänglich werden. So gab es auch vor dem iPod schon lange MP3-Player. Allerdings hatten vor dem iPod nur wenige Freaks so einen Player. Erst der iPod konnte den Markt dann komplett erobern.

Die interessanteste Innovation die wahrscheinlich heute gezeigt wird ist meiner Ansicht nach eine Lösung für mobile-payment. (Bezahlen mit dem Handy).  Apple ist ja dafür bekannt um seine Dienste ein eigenes Ökosystem aufzubauen. Möglicherweise startet Apple also einen eigenen Dienst ähnlich wie Paypal.

Als Veranstaltungsort für die heutige Präsentation hat Apple jedenfalls den gleichen gewählt wie bei der Vorstellung des ersten iMac und des ersten iPhone. Es wird aus Sicht von Apple heute also eine neue bahnbrechende Innovation präsentiert.

Seinen wir also gespannt, was um 19 Uhr passiert und ob Tim Cook den Innovationsgeist von Steve Jobs fortsetzen kann.

Wer den Event heute Abend verfolgen will kann das mittels Lifestream direkt über die Apple-Homepage tun oder als Live-Bericht auf http://www.mactechnews.de

Mega-IPO von Alibaba – Lohnt es sich zu zeichnen?

Heute berichte ich über den möglicherweise bisher größten Börsengang (IPO) aller Zeiten: Alibaba – der chinesische Konkurrent von Amazon und Ebay möchte über seinen Börsengang in den USA über 20 Milliarden USD einnehmen.
Was Alibaba damit vor hat und ob die Bewertung im Vergleich zur Peergroup attraktiv ist möchte ich hier durchleuchten.

Zuerst einmal ein Blick auf das IPO-Registration Form (F-1/A) bei der SEC: http://www.sec.gov/Archives/edgar/data/1577552/000119312514184994/d709111df1.htm

Jeder neue Börsenkandidat muss einen Prospekt auf diese Art bei der SEC (securities and exchange comission einreichen). Darin müssen vor allem die Chancen und Risiken herausgearbeitet werden  und die Ergebnisse der letzten Jahre abgebildet werden.
Außerdem enthält das Prospekt eine genaue Aufschlüsselung des Angebots neuer Aktien.

Aktien vor IPO2.341.929.035,00
Preis pro Aktie63,00
Aktien nach IPO2.465.005.966,00
neue Aktien123.076.931,00
zusŠätzliches Kapital7.753.846.653,00
bestehende Aktien197.029.169,00
Erlöšs Verkauf bestehender12.412.837.647,00
Gesamterlöšs IPO20.166.684.300,00

In der oben stehenden Tabelle habe ich diese Information zusammengefasst, da sie zuallererst einmal die Wichtigste ist. Man muss ja schliesslich wissen, WAS man bekommt, wenn man eine Aktie kauft.
Eine kurze Zusammenfassung: Es werden etwa 320 Mio Aktien verkauft, davon etwa 200 Mio von bestehenden Aktionären und 120 Mio neue Aktien.
Das bedeutet, daß der Großteil des Erlöses des IPOs nicht in die Firma geht sondern an bestehende Aktionäre, die sich von ihren Aktien trennen. In meinen Augen einmal kein gutes Zeichen.

Der Verkaufspreis pro Aktie ist auf USD 60 – 66 angesetzt, wobei ich zum Rechnen immer den Mittelwert von USD 63 hergenommen habe. Es werden auch keine “echten” Aktien angeboten, sondern sogenannte ADRs (Depositary-Receipts), wo jedes ADR für eine hinterlegte Aktie steht.  Man hat aber als Besitzer eines ADRs die gleichen Rechte wie ein “richtiger” Aktionär – wobei man natürlich beachten muss, dass Alibaba ein chinesisches Unternehmen ist und deshalb an die dortigen Gesetze gebunden ist.

Der zu erwartende Gesamterlös des IPO ist also etwa 20 Milliarden USD, davon gehen nur 7,75 Mrd. USD in das Unternehmen.

Nun zu den Fundamentals:

Alibaba ist der größte Online-Retail-Händler in China. Sie erwirtschaften laut eigenen Angaben 8% des gesamten Retail-Umsatzes in China. Ihr Wachstumspotential sehen sie vor allem in China. Aus dem Börsenprospekt geht nicht hervor, daß sie ihren Auftritt weltweit ausweiten möchten.
China hat 1,35 Milliarden Einwohner, davon haben 500 Millionen Zugang zum Internet und ca. 300 Millionen kaufen regelmäßig online ein. Hier sieht Alibaba noch viel Potential..
Amazon und Ebay hingegen sind weltweit tätig. Meiner Ansicht nach ist eine Konzentration auf China – wenngleich es dort großes Potential gibt – auch ein Klumpenrisiko.

Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Fundamentaldaten sowie Bewertung – im Vergleich zu den bekannten US-Mitbewerbern Amazon und Ebay. Die Zahlen stammen jeweils vom letzten berichteten Geschäftsjahr.

in Mio USDAlibaba pre IPOAlibaba post IPOAmazonEbay
Umsatz8.582,598.582,5974.452,0016.047,00
Gewinn3.811,203.811,20274,002.856,00
Gewinnmarge44,41%44,41%0,37%17,80%
Eigenkapital6.563,9614.317,819.746,0023.647,00
Gesamtkapital17.938,2525.692,1040.159,0041.488,00
GK-Rendite21,25%14,83%0,68%6,88%
YoY Wachstum letzte 3 Jahre (Umsatz)64%64%30%20,7%
Marketcap147.541,53155.295,38158.173,4467.310,96
KUV17,1918,092,124,19
KGV38,7140,75577,2823,57
KBV22,4810,8516,232,85

Von den Ertragskennzahlen und vom Wachstum her handelt es sich also tatsächlich um ein prächtiges Unternehmen, welches seine amerikanischen Konkurrenten hinter sich lässt.
Insbesondere Amazon ist – interessanterweise – seit Jahren überbewertet, besonders aufgrund der schlechten Margen die sie seit Jahren erwirtschaften.

Verglichen mit Amazon wirkt die Bewertung von Alibaba also fair, gegenüber Ebay allerdings nicht. (Vor allem KGV und KBV)
Das KUV ist schwer zu vergleichen, da ja Amazon direkt Handel betreibt, also die Handelsware einkauft und wieder verkauft und Ebay nur als Vermittler des Handels auftritt und Provisionen verdient. Sie kaufen also keine Handelsware sondern sind nur eine Plattform für andere Händler. Alibaba verfolgt beide Modelle. Deshalb sind die Umsätze der Unternehmen schwer vergleichbar.

Wenn Alibaba das Wachstum und die Gewinnmarge der letzten Jahre halten kann (64% p.a.), haben sie in 3 Jahren einen Gewinn von USD 16,8 Mrd was einem KGV 2017 von 8,7 entspricht.
Bei einem schwächeren Wachstum – gehen wir etwa von einer Halbierung auf 30% aus – wäre der Gewinn 2017 ca. USD 8,3 Mrd und das KGV aus heutiger Sicht wäre 17,6

Die Aktie scheint mir deshalb nicht überbewertet – so wie es z.B. Twitter zum IPO-Zeitpunkt war und auch heute noch ist.

Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, daß man in ein chinesisches Unternehmen investiert und damit die Risiken trägt in einem Land investiert zu sein, welches immer noch kommunistisch geführt wird. Das gehört laut Börseprospekt von Alibaba auch zu den Haupt-Risiken:

Dort sind wörtlich folgende Risiken genannt:
– our revenue and net income may be materially and adversely affected by any economic slowdown in China as well as globally

und

– the regulatory and legal system in China is complex and developing, and future regulations may impose additional requirements on our business

Vor allem den letzten Satz sollte jeder,  der Alibaba zeichnen möchte, abwägen.

Hier noch ein kurzer Chart wie sich die beiden großen “Amerikaner” seit 2008 entwickelt haben.

Aktienkursentwicklung seit 2008
Aktienkursentwicklung seit 2008 von Amazon und Ebay

 

 

Wie entsteht Geld? Und wie funktioniert unser Banken-System? – Teil 1

Heute möchte ich gerne erklären wie Geld entsteht und was Geld eigentlich ist.
Wir alles verwenden es täglich zum Bezahlen, wir sind froh wenn wir genug davon haben – aber kaum jemand hat eine Ahnung über den Ursprung des Geldes. Wo kommt das Geld eigentlich her, welches wir in unserer Brieftasche und am Bankkonto haben? Viele denken, die europäische Zentralbank bringt unseren Euro  in Umlauf. Das ist aber nicht richtig. Die ganz normalen Geschäftsbanken erschaffen das Geld im heutigen System.

Ich bemühe mich es so zu erklären, daß es für jeden verständlich ist. Es ist sehr wichtig diesen Prozeß zu verstehen, da natürlich das Verständnis des Geldsystems für viele wirtschaftlichen Überlegungen essenziell ist.
Man findet im Internet zahlreiche Seiten die die Geldschöpfung beschreiben – leider verstricken sich viele davon in unnötigen Verschwörungstheorien. Ich versuche deshalb alles möglichst sachlich zu erklären.

Ich versuche den Prozeß der “Gelderschaffung” bzw. “Geldschöpfung” wie er meist genannt wird, anhand von vereinfachten Bank-Bilanzen zu erklären. Einfache Kenntnisse im Lesen von Bilanzen setze ich voraus, versuche es aber dennoch so einfach zu halten und zu erklären, dass man kein Bilanzbuchhalter sein muss um es zu verstehen.

Nehmen wir also einmal eine Bankbilanz her, wie sie aussieht bevor neues Geld entsteht:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 100 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 200 Summe Passiva 200

Wie wir wissen, steht bei einer Bilanz immer auf der Aktiv-Seite das Vermögen eines Unternehmens und auf der Passiv-Seite die Schulden und das Eigenkapital.
Vereinfacht gesagt: AKTIVA = Mittelverwendung, PASSIVA = Mittelherkunft.
Also sehen wir auf der Passiv-Seite wo das Geld herkommt, und auf der Aktiv-Seite wofür es verwendet wurde.

In dem oben genannten – stark vereinfachtem – Beispiel also hat eine Bank das Geld von 2 Kunden (Kunde A und Kunde B) bekommen. Diese Kunden haben auf ihrem Konto ein Guthaben von 100 (Kunde A) bzw. 50  Euro (Kunde B). Aus Sicht der Bank besteht eine Schuld gegenüber diesen Kunden.
Als Vermögenswerte hat die Bank Kreditverträge, die 100 wert sind und ein Guthaben bei der Zentralbank ebenfalls in Höhe von 100. Die Vermögenswerte sind also insgesamt 200 wert, die Schulden gegenüber Kunden nur 150. Die Differenz ist das Eigenkapital der Bank.

Wir werden jetzt Geld von seiner Geburt bis zum Tod begleiten:

Was passiert nun, wenn Geld entsteht?

Kunde C kommt zur Bank und möchte einen Kredit in Höhe von 100 aufnehmen. Nachdem die Bank entschieden hat, dass er über ausreichend Bonität verfügt bzw. ausreichend Sicherheiten bringen kann, gewährt sie ihm einen Kredit und schreibt ihm 100 auf seinem Konto gut.
Die Bilanz der Bank sieht nachher so aus:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 300 Summe Passiva 300

Kunde C hat also auf seinem Konto ein Guthaben von 100, die Bank schuldet ihm quasi diese 100.  Dieses Guthaben ist Geld, welches vorher nicht existiert hat und im Moment der Kreditgewährung durch die Bank geschaffen wurde.
Man spricht deshalb auch von “fiat-money” – lat. “Es werde Geld!”
Beim Anlagevermögen der Bank (Aktiva) sind 100 an Kreditverträgen dazugekommen, da ja der Kunde der Bank ebenfalls 100 schuldet die er irgendwann zurückzahlen muss.
Man sieht auch, daß sich beim Zentralbankguthaben nichts geändert hat, auch nicht beim Eigenkapital der Bank und bei den Einlagen der anderen Kunden.
Daraus ist deutlich zu erkennen, daß die Bank ohne Mitwirken der Zentralbank neues Geld erschaffen kann.
Geld entsteht durch die Vergabe eines neuen Kredites, und es werden dafür weder Zentralbank-Reserven noch die Guthaben der anderen Bankkunden angetastet. Das ist insofern interessant, da viele Leute glauben, die Bank verleiht das Geld welches sie am Konto haben an andere Kunden weiter. Das tut sie aber nicht wie wir an dem Beispiel sehen können.

Kunde C möchte mit dem Kredit ein Auto bezahlen welches er Kunde D bei Bank2 abkauft.

Was passiert, wenn Geld von einer Bank zur anderen transferiert wird?

Wenn Kunde C und Kunde D bei der selben Bank sind, ist die Sache ganz einfach. Die Bank muss nur beim Guthaben des einen Kunden 100 abziehen und beim anderen Kunden hinzufügen. An allen anderen Bilanzpositionen ändert sich nichts.
Etwas komplexer ist es, wenn Kunde C und Kunde D nicht bei der selben Bank ihr Konto haben. Dann funktioniert der Transfer meistens – aber nicht notwendigerweise – mit Hilfe der Zentralbank.

Hier die Bilanzen von den beiden Banken vor der Transaktion:

Bankbilanz Bank1
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 300 Summe Passiva 300
Bankbilanz Bank2
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 0 Guthaben auf Konto Kunde D 0
Guthaben bei Zentralbank 50 Eigenkapital 50
Summe Aktiva 50 Summe Passiva 50

Die Bank2 in diesem Beispiel hat gerade neu eröffnet mit einem Eigenkapital von 50, welches sie bei der Zentralbank “angelegt” hat und hat nur einen Kunden, Kunde D, der dort ein Konto eröffnet hat und noch keine Einzahlungen getätigt hat.

Nachdem Kunde C von Bank1 an Kunde D von Bank2 die Überweisung von 100 getätigt hat, sehen die Bilanzen der beiden Banken wie folgt aus:

Bankbilanz Bank1
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 0 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 0
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 200 Summe Passiva 200
Bankbilanz Bank2
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 0 Guthaben auf Konto Kunde D 100
Guthaben bei Zentralbank 150 Eigenkapital 50
Summe Aktiva 150 Summe Passiva 150

Die Bilanzsumme der Bank1 ist um 100 zurückgegangen. Sie hat kein Guthaben mehr bei der Zentralbank und “schuldet” Kunde C nichts mehr – er hat kein Guthaben mehr bei der Bank.
Bei Bank2 ist dafür die Bilanzsumme um 100 angewachsen. Das Zentralbankguthaben ist um 100 gestiegen, genauso aber die Schuld an Kunde D – welcher ein Guthaben von 100 auf seinem Konto hat.

Am Eigenkapital der beiden Banken ändert sich nichts, an den Einlagen der anderen Kunden ebenfalls nicht.
So sieht also eine Transaktion mit Hilfe der Zentralbank aus.

Banken können allerdings auch ohne Hilfe der Zentralbank Transaktionen untereinander verrechnen.
In unserem Beispiel würde die Bilanz der beiden Banken nach der Transaktion dann so aussehen:

Bankbilanz Bank1
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 0
Verbindlichkeit gegenüber Bank2 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 300 Summe Passiva 300
Bankbilanz Bank2
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 0 Guthaben auf Konto Kunde D 100
Guthaben bei Zentralbank 50 Eigenkapital 50
Guthaben bei Bank1 100
Summe Aktiva 150 Summe Passiva 150

In Diesem Fall gewährt Bank2 der Bank1 einen Kredit über die 100 die der Kunde C von Bank1 an Bank2 überweist. Man spricht in diesem Fall von Interbankengeld.
Ein Großteil der Transaktionen in einem funktionierenden Bankensystem basieren auf diesem Interbankengeld. Da sich viele Transaktionen ausgleichen – die meisten Banken haben zig-tausende Kunden die immer wieder Geld hin und her transferieren, muss nur die Differenz alles Transaktionen einmal täglich aufgerechnet werden. Wenn also z.B. von Bank1 insgesamt 1000 Kunden insgesamt 2 Mio an Bank2 überweisen und von Bank2 insgesamt 800 Kunden 1,8 Mio an Bank1 überweisen, so muss nur der Differenzbetrag von 0,2 Mio verrechnet werden.
Ein wichtiger Referenzzinssatz, der auch sehr bekannt ist und oft Basiszinssatz auch in Kreditverträgen etc. ist ist der EURIBOR (european interbanking offered rate). Der 3-Monats-EURIBOR ist also der Zinssatz zu dem eine Bank der anderen für 3 Monate Geld “borgt”.
Am Höhepunkt der Finanzkrise 2008/09 ist dieses Interbankengeschäft beinahe zum Erliegen gekommen, da sich die einzelnen Banken nicht mehr gegenseitig vertraut haben.

Wie verschwindet Geld wieder?

Wenn nun Kunde C, der sich bei seiner Bank 100 ausgeborgt hat, diese wieder zurückbezahlt, sieht die Bilanz der Bank so aus:

Kunde C überweist 100 auf die Bank, die ihm auf seinem Konto gutgeschrieben werden. Die Bilanz der Bank schaut dann so aus:

vor der Kredittilgung:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 200 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 100
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 300 Summe Passiva 300

nachher:

Bankbilanz
AKTIVA PASSIVA
Kreditverträge 100 Guthaben auf Konto Kunde A 100
Guthaben bei Zentralbank 100 Guthaben auf Konto Kunde B 50
Guthaben auf Konto Kunde C 0
Eigenkapital 50
Summe Aktiva 200 Summe Passiva 200

Er möchte mit diesen 100 den Kredit tilgen. Infolge dessen verringern sich die Kreditverträge in den Aktiva der Bank um 100 und das Guthaben auf seinem Konto erlischt, da es ja zur Kredittilgung verwendet wurde.
Geld in Höhe von 100 ist also verschwunden.
Fazit: Geld verschwindet durch die Tilgung von Krediten, also durch die Rückzahlung von Schulden.

Über die Konsequenzen, Vorteile und Nachteile dieses Systems werde ich in Teil 2 schreiben, damit dieser Artikel nicht zu lange wird.

In Aktien Investieren für Anfänger – Teil 4 – Fragen und Antworten

Heute gibt es wieder einen neuen Teil zum Thema “Investieren für Anfänger”. Ich möchte gerne ein paar typische Anfänger-Fehler bzw. Fragen behandeln.
Deshalb habe ich den Artikel wie eine Frage/Antwort-Liste (FAQ) aufgebaut und werde diese immer wieder erweitern.


Frage: Mir wurde Aktie XY empfohlen, soll ich die kaufen?

Antwort: Man sollte niemals nur aufgrund einer Empfehlung eine Investitionsentscheidung treffen. Es geht immerhin um das selber hart verdiente Geld welches man anlegen möchte. Eine Empfehlung kann man als Anlass nehmen, sich das empfohlene Unternehmen genauer anzusehen und sich selbst eine Meinung zu bilden. Erst wenn man selbst überzeugt ist, daß es sich um ein gutes Unternehmen handelt, welches die eigenen Anforderungen erfüllt, sollte man ein Investment tätigen.
Kauft man aufgrund einer Empfehlung, ohne eigene Meinung über das Investment, ist Frust vorprogrammiert  – insbesondere Aussagen wie: “Du hast mir Aktie XY empfohlen, jetzt habe ich sie gekauft und sie ist so stark gefallen..”


Frage: Aktie XY ist in letzter Zeit so stark gefallen, soll ich die jetzt kaufen? Die muss ja wieder steigen.

Antwort: Die vergangene Kursentwicklung hat nichts mit der Zukunft zu tun. Es ist nicht möglich alleine von der vergangenen Entwicklung des Aktienkurses auf seine zukünftige zu schliessen. Auch wenn Charttechniker etwas anderes behaupten, empfehle ich nicht alleine aufgrund des Aktienkurses der Vergangenheit Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu ziehen.
Es ist wichtig sich die tatsächliche Entwicklung des Unternehmens anzusehen. Wie haben sich die Umsätze, Gewinne, andere Kennzahlen entwickelt? Ist neue Konkurrenz auf den Markt gekommen? Gibt es andere Probleme?
In einigen Fällen wird es tatsächlich so sein, daß ein Kursrückgang übertrieben war und das Unternehmen nach einem Kurssturz billig zu haben ist, in anderen Fällen aber droht ein weiterer Rückgang oder vielleicht sogar eine Pleite, was einen Totalausfall (Aktie wird wertlos) bedeuten kann.
Man darf also nie ausschließlich aufgrund der vergangenen Kursentwicklung eine investment-Entscheidung treffen!


Frage: Aktie AB kostet EUR 10 und Aktie XY kostet EUR 100, also ist Aktie AB viel billiger.

Antwort: Damit werde ich interessanterweise öfters konfrontiert. Viele Leute denken tatsächlich, man kann die Preise verschiedener Aktien direkt vergleichen. Es ist zwar richtig, daß man im oben genannten Fall für EUR 100 entweder 10 Aktien der Firma AB oder nur eine der Firma XY kaufen kann. Es ist aber nicht gesagt, daß deshalb die Firma XY teurer ist als AB. Wenn die Firma AB zehnmal so viele Aktien im Umlauf hat wie die Firma XY, dann wären sogar beide Unternehmen exakt gleich teuer.
Wichtig ist also, sich die Marktkapitalisierung anzusehen die man ganz einfach errechnet aus der Anzahl der ausgegebenen Aktien multipliziert mit ihrem Kurs. Nur wenn auch die Anzahl der umlaufenden Aktien mit beachtet wird können Aussagen über Marktpreisvergleiche zwischen Unternehmen getätigt werden (z.B. KGV, KBV, Gewinn pro Aktie, etc.)


Frage: Mein Bankberater hat mir einen Aktienfonds empfohlen. Soll ich den kaufen? Ich möchte nicht nicht mit Einzeltiteln beschäftigen.
Antwort: Ähnlich wie bei der ersten Frage gilt auch hier: Es geht um das eigene hart erarbeitete Geld, also sollte man auch wissen was damit passiert. Bei vielen gemanagten Fonds, die meistens auch selbst von den Banken aufgelegt werden die sie dann vertreiben, ist es fast nicht möglich nachzuvollziehen was sie genau investieren. Es ist also sprichwörtlich wirklich so, als ob man sein Geld beim Casino am Eingang abgibt und jemanden darum bittet ein paar Stunden damit zu spielen bevor man wieder kommt es abzuholen.
Dazu kommt noch, daß bei gemanagten Fonds die Gebühren recht hoch sind. Nicht selten sind es 2% pro Jahr und oft gibt es auch noch einen Ausgabeaufschlag von 5% oder gar noch mehr.
Das bedeutet, daß der Fonds zuerst einmal 5% erwirtschaften muss, bevor man auf Null ist und dann jedes Jahr 2% der eigentlichen Performance abgezogen werden müssen für Gebühren. (Irgendwie muß ja auch der Fondsmanager und der Verkaufsapparat dahinter finanziert werden.)
Ich rate deshalb dazu – wenn man schon in Fonds investieren möchte, da man sich nicht mit den einzelnen Unternehmen beschäftigen möchte – sogenannte ETFs (=”Exchange Traded Funds) zu nehmen. Diese ETFs bilden computergesteuert Indices nach. Es gibt sie für die wichtigsten Indices, aber auch für bestimmte Branchen (z.B. gibt es auch ETFs für Telekom-Unternehmen, Energieversorger, Konsumgüterhersteller, usw. usw.)
Ein ETF hat meistens extrem geringe Gebühren (typischerweise 0,15% – 0,2% pro Jahr) und kann täglich auf den Börsen gehandelt werden – selbstverständlich ohne Ausgabeaufschläge.
Es ist auch noch nicht bewiesen, daß gemanagte Fonds langfristig ETFs in der Performance schlagen können – auch wenn der Bankberater wahrscheinlich etwas anderes behauptet 😉