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Kursfeuerwerk nach Zentralbanken Interventionen – Was kann man jetzt tun?

Heute haben am selben Tag sowohl die chinesische Nationalbank (Peoples Bank of China) als auch die europäische Zentralbank, die EZB der wirtschaftlichen Stagnation den Kampf angesagt.
Die Peoples Bank of China hat die Zinsen erstmals seit 2012 gesenkt und die EZB hat angekündigt, alles zu tun damit die Inflation im Euroraum sehr rasch wieder auf normale Werte zurückkehrt. (Das Inflationsziel der EZB ist etwa 2% pro Jahr). Derzeit befinden wir uns allerdings am Rande einer Deflation.

Bis zu 1 Billion Euro Anleihekäufe durch die EZB

Bis zu 1 Billion Euro (das sind 1000 Milliarden) möchte die EZB in den Ankauf von Anleihen – besonders in sogenannte Asset-Backed-Securities (ABS) von Banken investieren. Wenn eine Zentralbank in Anleihen “investiert” erschafft sie dadurch natürlich neues Geld, welches helfen soll die Investitions- und Konsumlaune im Euro-Raum wieder anzukurbeln. Über Inflation und Deflation habe ich ja schon hier berichtet.
Eine Inflation (und da reicht natürlich bereits die Erwartung des Marktes an eine stärkere Inflation) führt automatisch dazu, dass Sachwerte (wozu auch Aktien zählen) an Wert gewinnen – durch Flucht in Sachwerte. Besonders wenn die Inflation bei niedrigen Zinsniveau stattfindet sucht das Kapital Möglichkeiten höherer Rendite. Die Aussage der Zentralbank die Zinsen in der Nähe von Null zu lassen und gleichzeitig auch noch zusätzliches Geld in Umlauf zu bringen sollte sowieso bei jedem klassischen Sparer die Alarmglocken läuten lassen: Die Realzinsen (also Zinsen nach Inflation) werden weiter sinken und in näherer Zukunft deutlich negativ sein.

Die Konsequenz dieser angekündigten Maßnahmen war ein Kursfeuerwerk

Der deutsche DAX legte alleine heute über 2,5% zu. Der amerikanische S&P 500 Index erreichte ein neues Allzeithoch.

Seit dem Einbruch Mitte Oktober sind die meisten Indices – binnen weniger als 6 Wochen schon wieder ordentlich gestiegen:

Der DAX ist seit dem letztem Tief 13,56% im Plus. Der amerikanische S&P 500 legte seit  dem Tief Mitte Oktober um 10,73% zu – beim S&P 500 war allerdings der Einbruch im Oktober nicht so schlimm wie beim DAX, sodass der S&P 500 jetzt auf einem Allzeithoch notiert und der DAX noch nicht.

Unser österreichischer ATX ist seit dem Oktobertief um 12,58% gestiegen. Er ist leider sehr sehr weit weg vom letzten Allzeithoch.

Die Angst war so schnell verschwunden wie sie gekommen war

Sehr interessant ist es auch immer die Angst im Markt anhand der erwarteten Schwankungen (Volatilität) zu analysieren.
War im Oktober noch Weltuntergangsstimmung – und auch das fast von einem Tag auf den anderen – so ist jetzt wieder alles eitel-Wonne.

Der Volatilitätsindex VIX im letzten Jahr
Der Volatilitätsindex VIX im letzten Jahr

Der Maßstab für die Angst im Markt, der Volatilitätsindex VIX der die implizite Volatilität (also die erwarteten Schwankungen und damit die Kosten für eine Absicherung für Kurseinbrüche) misst, zeigt das sehr deutlich: Vor weniger als 6 Wochen war er auf einem 3 Jahres-Hoch und nun notiert er wieder unter 15 – was auf die Erwartung eines “ruhigen” Marktes hindeutet

Das heutige Kursfeuerwerk in Bildern:

DAX:

Der deutsche DAX-Index seit einem Jahr
Der deutsche DAX-Index seit einem Jahr

S&P 500:

Der amerikanische S&P 500 Index seit einem Jahr
Der amerikanische S&P 500 Index seit einem Jahr

ATX:

Der österreichische ATX-Index seit einem Jahr
Der österreichische ATX-Index seit einem Jahr

Sie amerikanischen Aktien hatten insgesamt im letzten Jahr die wenigsten Schwankungen und den schönsten Aufwärtstrend. Das spiegelt auch die Entwicklung der Wirtschaft wider: Die US-Wirtschaft ist aus dem gröbsten heraus und kann auf einen neuen Aufschwung hoffen.
Der deutsche DAX ist bereits wieder in der Nähe seiner Hochs, das letzte Jahr war allerdings etwas holpriger als in den USA – und unser österreichischer ATX ist leider extrem weit von seinen Hochs entfernt. Das letzt Allzeithoch hatte er im Jahr 2007 mit über 5000 Punkten. Der ATX ist auch als einziger dieser Indices heuer (2014) noch im Minus – und das sogar mit über 10%.
Dass er deshalb nicht unbedingt “billiger” ist als die anderen beiden habe ich im letzten Artikel bereits angesprochen.

Wie kann es jetzt weitergehen und welche Konsequenzen kann man ziehen?

Trotz der Kurssteigerungen gibt es noch viele Aktien die preislich attraktiv sind – man muss allerdings immer selektiver vorgehen.
Viele Titel notieren nach wie vor auf Bewertungsniveaus unter ihrem langjährigem Durchschnitt – alleine schon weil sie stetig ihre Gewinne und Dividenden steigern konnten.
Aus diesem Grund habe ich ja bereits bei den Kurseinbrüchen Mitte Oktober zum Kauf geraten. Zum Glück stellte sich heraus, dass dieser Ratschlag korrekt war.
Die derzeitige Entwicklung würde ich dafür nutzen Depots zu “säubern”, d.h. Werte die man nicht mehr gut findet im derzeit guten Wind zu verkaufen. Das habe ich heute auch bei meinen privaten Depots getan.
Es gibt viele Titel die mittlerweile überbewertet erscheinen. Ich werde darüber vielleicht einen eigenen Artikel schreiben. Diese kann man jetzt zu einem guten Preis verkaufen.
Im Financeblog-wikifolio sind aus heutiger Sicht keine solchen Werte enthalten. Dafür ist das wikofolio noch zu jung und die Aktien wurden ja aufgrund einer attraktiven Bewertung gekauft. Die Kurssteigerungen der letzten Wochen haben daran noch nicht wirklich viel geändert.
Die derzeit erfolgreichste Aktie im wikifolio ist Apple mit einer Kurssteigerung von fast 20% seit Kauf. Auch sie ist aber z.B. mit einem KGV von 18 und einem erwarteten KGV 2015 von 15 noch nicht überbewertet.
Es gibt aber sicher viele Depots in denen Aktien liegen, die vor mehreren Jahren zu damals günstigen Bewertungen gekauft wurden. Diese sollte man jetzt einer Kontrolle unterziehen und überprüfen ob sie noch immer günstig sind oder im guten Wind verkauft werden sollten.
Von einem zukünftigen Wirtschaftsaufschwung profitieren zyklische Werte am meisten. Deshalb konnte z.B. VOEST heute um 5,43% zulegen. (Gut, dass sie auch im wikofolio mit dabei ist 😉
Wenn man also an einen baldigen Aufschwung glaubt sollte man sich genau diese Titel genauer ansehen.

 

Stahlproduzenten im Vergleich – ist VOEST ein guter Kauf?

Heute geht es um eine sehr zyklische Branche – Die Stahlproduktion. Der Grund dafür ist, dass ich in letzter Zeit öfters Diskussionen darüber beobachtet habe, dass Österreichische Aktien derzeit sehr billig sein müssen, da sie im Vergleich zu (fast) allen Benchmarks im letzten Jahr extrem starke Verluste erlitten hatten. Zu diesem Thema gab es hier im Financeblog auch schon einen Artikel.
Nun besteht der bekannteste österreichische Aktienindex, der ATX, aus 30 unterschiedlichen österreichischen Aktien die unterschiedlich stark gewichtet sind. Am stärksten ist die Erste-Bank gewichtet (mit über 19%). Im Financeblog-Banken-Vergleich schnitt sie nicht so gut ab. Weder von den fundamentalen Daten noch von der Bewertung. Es könnte also sein, dass der ATX gar nicht so günstig ist derzeit – obwohl er so stark hinter den anderen Indices herhinkt.
Der zweit wichtigste Wert im ATX ist die VOEST. Sie ist mit 12% im Index gewichtet.
Das ist einer der Gründe, wieso ich heute die Branche vergleichen möchte in der die Voest tätig ist: Die Stahlproduktion,.

Über die Branche der Stahlproduktion:

Diese Branche ist logischerweise extrem zyklisch – was bedeutet, sie ist sehr stark von der aktuellen Wirtschaftslage (Konjunktur oder Rezession) abhängig. Stahl ist kein Gut, welches man immer im Alltag benötigt – so wie z.B. Zahnpasta oder Putzmittel 😉

Stahl wird besonders im Baugewerbe und in der Industrie nachgefragt – und das nur dann, wenn größere Investitionen getätigt werden. Das passiert sehr verstärkt in Aufschwung-Phasen.
Wenn man also auf einen zukünftigen Aufschwung wettet, so ist eine Investition in die Stahlproduktion recht sinnvoll. Derzeit ist Europa gerade am Rande einer Rezession und die USA seit einiger Zeit wieder in der Phase des Wachstums. Sollte sich auch Europa aufraffen können wäre das ein gutes Zeichen für diese Branche.

Diese Unternehmen werden verglichen:

Natürlich ist die österreichische VOEST dabei. Aus unserem Nachbarland sind THYSSENKRUPP sowie SALZGITTER dabei.
Der französische Stahl-Gigant ARCELORMITTAL schließt die Runde der europäischen Vergleichskandidaten ab.
Auch aus den USA habe ich 3 Unternehmen in den Vergleich aufgenommen: Das Traditionsunternhmen US-STEEL sowie NUCOR und die etwas kleinere COMMERCIAL-METALS.

Umsatz:

Umsatz 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
VOEST 4.616,33 5.779,14 6.230,60 6.943,85 10.481,20 11.724,87 8.550,05 10.953,70 12.058,25 11.524,40 149,64% 2
THYSSENKRUPP 37.303,00 42.927,00 47.125,00 51.723,00 53.426,00 40.563,00 37.711,00 42.725,00 41.536,00 38.559,00 3,37% 7
SALZGITTER 5.941,52 7.151,58 8.447,21 10.192,26 12.499,20 7.818,00 8.304,60 9.839,50 10.397,20 9.244,20 55,59% 4
ARCELORMITTAL 22.197,00 28.132,00 58.870,00 105.216,00 124.936,00 61.021,00 78.025,00 93.973,00 84.213,00 79.440,00 257,89% 1
US-STEEL 13.975,00 14.039,00 15.715,00 16.873,00 23.754,00 11.048,00 17.374,00 19.884,00 19.328,00 17.424,00 24,68% 6
NUCOR 11.376,83 12.701,00 14.751,27 16.592,98 23.663,32 11.190,30 15.844,63 20.023,56 19.429,27 19.052,05 67,46% 3
COMMERCIAL-METALS 4.768,33 6.592,70 7.212,15 8.329,02 10.427,38 6.409,38 6.306,10 7.863,35 7.656,38 6.889,58 44,49% 5

Beim Umsatz-Zuwachs hat ARCELORMITTAL die Nase vorne. Unsere VOEST ist immerhin auf Platz 2 und THYSSENKRUPP belegt den letzten Platz.

Umsatzrendite:

Umsatzrendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
VOEST 2,70% 5,59% 8,34% 10,91% 6,85% 4,52% 1,27% 4,68% 2,77% 3,86% 1
THYSSENKRUPP 2,42% 2,42% 3,49% 4,06% 4,11% -4,58% 2,19% -3,02% -10,21% -3,62% 5
SALZGITTER 4,12% 11,77% 17,85% 8,84% 5,39% -4,91% -4,00% 2,37% -0,98% -5,33% 6
ARCELORMITTAL 21,18% 11,73% 8,91% 9,85% 7,52% 0,26% 3,74% 2,41% -3,98% -3,20% 4
US-STEEL 8,12% 6,48% 8,74% 5,21% 8,89% -12,68% -2,77% -0,27% -0,64% -9,60% 7
NUCOR 9,86% 10,32% 11,91% 8,87% 7,74% -2,62% 0,85% 3,89% 2,60% 2,56% 2
COMMERCIAL-METALS 2,77% 4,33% 4,94% 4,27% 2,22% 0,32% -3,26% -1,65% 2,71% 1,12% 3

Wie schaut es nun mit der Gewinnspanne aus. Die Umsatzrendite liefert darüber schon eine recht gute Aussage: Hier konnte die VOEST den Platz eins belegen, allerdings sieht man auch, dass es starke Schwankungen gibt. Zwischen 1,27% im Jahr 2010 und 10,91% im Jahr 2007 ist alles dabei. Die Jahre vor 2008 waren sehr starke Jahre mit guter Konjunktur, das sieht man schon bei dieser Kennzahl sehr gut.
Den letzten Platz belegt hier die US-STEEL, welche seit 2009 (also quasi seit Beginn der Finanzkrise 2008) keine positive Umsatzrendite mehr erreichen konnte. Platz zwei belegt Nucor.

Gewinn:

Nettogewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
VOEST 124,85 323,09 519,46 757,40 718,23 529,84 108,40 512,75 333,51 444,87 539,30 604,95
THYSSENKRUPP 904,00 1.038,00 1.643,00 2.102,00 2.195,00 -1.857,00 824,00 -1.291,00 -4.241,00 -1.396,00 105,24 688,08
SALZGITTER 244,50 842,09 1.507,66 901,14 674,30 -383,70 -331,90 233,00 -102,00 -492,30 -17,48 78,01
ARCELORMITTAL 4.701,00 3.301,00 5.247,00 10.368,00 9.399,00 157,00 2.916,00 2.263,00 -3.352,00 -2.545,00 1.370,00 1.912,35
US-STEEL 1.135,00 910,00 1.374,00 879,00 2.112,00 -1.401,00 -482,00 -53,00 -124,00 -1.672,00 359,68 501,62
NUCOR 1.121,49 1.310,28 1.756,78 1.471,95 1.830,99 -293,61 134,09 778,19 504,62 488,03 724,14 1.103,27
COMMERCIAL-METALS 132,02 285,78 356,35 355,43 231,97 20,80 -205,34 -129,62 207,48 77,32 147,00 180,33

 

GewinnVeränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004-2014 Rang
VOEST 158,79% 60,78% 45,81% -5,17% -26,23% -79,54% 373,00% -34,96% 33,39% 21,23% 331,97% 1
THYSSENKRUPP 14,82% 58,29% 27,94% 4,42% -184,60% 144,37% -256,67% -228,51% 67,08% 107,54% -88,36% 6
SALZGITTER 244,41% 79,04% -40,23% -25,17% -156,90% 13,50% 170,20% -143,78% -382,65% 96,45% -107,15% 7
ARCELORMITTAL -29,78% 58,95% 97,60% -9,35% -98,33% 1757,32% -22,39% -248,12% 24,08% 153,83% -70,86% 5
US-STEEL -19,82% 50,99% -36,03% 140,27% -166,34% 65,60% 89,00% -133,96% -1248,39% 121,51% -68,31% 4
NUCOR 16,83% 34,08% -16,21% 24,39% -116,04% 145,67% 480,34% -35,15% -3,29% 48,38% -35,43% 3
COMMERCIAL-METALS 116,47% 24,69% -0,26% -34,74% -91,03% -1087,14% 36,88% 260,07% -62,74% 90,13% 11,35% 2

Für 2015 erwarten alle Kandidaten einen Gewinn – Ich bin mir nicht sicher, ob es alle schaffen werden diese Erwartung zu erfüllen….
Das einzige Unternehmen, welches in den letzten 10 Jahren immer Gewinn erwirtschaften konnte ist unsere liebe VOEST. Auch beim Gewinnzuwachs belegen sie den verdienten Platz eins.
Auf letzten Platz liegt SALZGITTERmit 5 Verlustjahren innerhalb von 10 Jahren und einem sehr starken Gewinnrückgang.
Auf Platz 2 liegt die COMMERCIAL-METALS mit “nur” 2 Verlustjahren und immerhin einem Gewinnzuwachs. Alle anderen erwarten 2014 weniger Gewinn also noch vor 10 Jahren.

Gesamtkapitalrendite:

GK-Rendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
VOEST 4,61% 7,77% 10,34% 12,88% 7,71% 6,98% 3,21% 6,16% 5,04% 5,51% 1
THYSSENKRUPP 4,11% 5,16% 6,74% 7,53% 7,21% -2,20% 3,59% -3,05% -11,81% -2,85% 5
SALZGITTER 6,31% 16,09% 23,30% 12,13% 9,61% -3,33% -3,20% 3,40% -0,06% -5,31% 6
ARCELORMITTAL 25,93% 11,23% 6,52% 9,37% 9,73% 1,40% 3,50% 3,45% -1,26% -0,61% 4
US-STEEL 11,95% 10,85% 14,26% 6,67% 14,44% -8,09% -1,87% 0,85% 0,58% -10,70% 7
NUCOR 20,08% 20,42% 25,54% 18,49% 16,43% -2,34% 0,96% 5,34% 3,57% 3,85% 3
COMMERCIAL-METALS 8,80% 13,55% 13,65% 11,28% 6,11% 2,64% -3,50% -1,62% 8,05% 4,20% 2

Auch hier belegt wieder unsere VOEST den ersten Platz – obwohl die Gesamtkapitalrendite im Vergleich zu anderen Branchen die wir hier schon gesehen haben eher mager ist. Oft sind mehr als 10% die Regel. Platz zwei geht wieder an die COMMERCIAL METALS und der letzte Platz wieder einmal an die US-STEEL.

Eigenkapital pro Aktie:

EK /Aktie 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs p.a. Rang
VOEST 11,76 13,13 15,72 18,36 25,34 25,06 24,88 27,39 28,24 29,06 10,58% 3
THYSSENKRUPP 16,71 14,68 16,55 20,51 23,75 17,10 18,30 17,52 7,75 4,36 -13,87% 7
SALZGITTER 17,62 35,19 60,58 73,76 79,85 71,66 70,91 73,78 67,21 58,77 14,32% 1
ARCELORMITTAL 9,09 18,87 30,43 39,87 43,36 40,47 40,31 36,61 30,35 30,11 14,23% 2
US-STEEL 35,74 30,56 36,82 46,87 42,13 32,62 26,80 24,30 24,10 23,14 -4,71% 6
NUCOR 10,83 13,80 16,14 17,75 25,25 23,47 22,55 23,60 24,06 24,02 9,25% 4
COMMERCIAL-METALS 5,64 7,74 10,35 13,09 14,40 13,59 10,94 10,04 10,71 10,85 7,54% 5

Ein sehr interessantes Ergebnis gibt es bei der Entwicklung des Eigenkapitals pro Aktie. Hier belegen SALZGITTER und ARCELORMITTAL den Platz 1 und 2.
Wie kann das sein? Diese beiden Unternehmen schnitten bei den Ertragskennzahlen eher schlecht ab.
Die Ursache liegt wohl an den hohen Gewinnen die in den Jahren vor 2008 erwirtschaftet werden konnten. Betrachtet man die Tabelle genau, dann sieht man, dass der Zuwachs beim Eigenkapital vor allem in den Jahren 2005 – 2007 stattgefunden hat – seither ist es rückläufig. Diese beiden Unternehmen konnten also vor der Krise extrem gute Erträge einfahren – sind aber nicht krisenfest.
Den letzten Platz belegt THYSENKRUPP. Unsere VOEST ist auf Platz 3, allerdings konnte sie auch in den letzten Jahren an Buchwert pro Aktie zulegen.

Cashflow:

Free Cashflow 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
VOEST -110,99 68,87 374,59 386,75 264,70 378,39 990,71 490,47 303,66 581,81 424,20% 1
THYSSENKRUPP 1.234,00 888,00 1.994,00 -480,00 -95,00 -122,00 -2.092,00 -179,00 -1.945,00 -334,00 -127,07% 7
SALZGITTER 111,81 223,80 211,46 340,60 -137,40 519,80 -253,00 -572,70 88,10 -162,20 -245,07% 6
ARCELORMITTAL 3.713,00 2.693,00 4.187,00 11.084,00 9.121,00 4.569,00 707,00 -3.061,00 623,00 844,00 -77,27% 3
US-STEEL 821,00 477,00 1.069,00 1.040,00 762,00 -533,00 -1.055,00 -680,00 412,00 -63,00 -107,67% 5
NUCOR 743,79 1.805,15 1.912,83 1.414,95 1.479,75 782,69 528,11 592,11 252,78 -119,00 -116,00% 4
COMMERCIAL-METALS 49,69 77,89 102,15 255,03 -398,50 436,84 -82,21 -45,47 82,14 58,70 18,12% 2

Hier konnte die VOEST in den letzten Jahren vorbildlich agieren: Trotz Investitionen war der Cashflow immer positiv. Das garantiert auch eine recht stabile Dividendenausschüttung.
Den letzten Platz belegt wieder einmal THYSSENKRUPP mit negativen Cashflows seit 2007. Platz 2 geht an die amerikanische COMMERCIAL-METALS.

Gesamtwertung:

Gesamtranking Umsatz Umsatzrendite Gewinn GK-Rendite EK/Aktie Cashflow Durchschn. Rang
VOEST 2 1 1 1 3 1 1,50 1
THYSSENKRUPP 7 5 6 5 7 7 6,17 7
SALZGITTER 4 6 7 6 1 6 5,00 5
ARCELORMITTAL 1 4 5 4 2 3 3,17 2
US-STEEL 6 7 4 7 6 5 5,83 6
NUCOR 3 2 3 3 4 4 3,17 2
COMMERCIAL-METALS 5 3 2 2 5 2 3,17 2

In der Gesamtwertung gibt es einen eindeutigen Sieger – und es ist diesmal ein Heimsieg! Die VOEST bekommt – sogar mit Abstand – den ersten Platz. Den zweiten Platz teilen sich diesmal interessanterweise gleich 3 Unternehmen – sie erreichen alle die selbe Durchschnittswertung: ARCELORMITTAL, NUCOR und COMMERCIAL-METALS. Das Schlußlicht bilder THYSSENKRUPP.

Bewertung:

KGV:

KGV 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 aktuell 2015 Median
VOEST 18,08 10,44 13,04 10,74 3,45 8,14 55,38 7,14 14,30 13,54 10,49 9,35 10,61
THYSSENKRUPP 9,22 8,74 11,09 9,39 4,44 -7,31 19,35 -7,05 -2,15 -7,17 105,70 16,17 8,98
SALZGITTER 3,64 3,42 4,15 7,16 4,90 -10,72 -10,46 9,96 -23,23 -3,78 -92,95 20,82 3,53
ARCELORMITTAL 3,83 4,83 8,48 7,39 2,66 319,94 15,26 9,75 -5,99 -8,45 11,94 8,56 7,94
US-STEEL 5,01 5,99 6,31 16,09 2,07 -5,68 -17,59 -71,89 -26,80 -2,55 14,12 10,13 3,54
NUCOR 7,26 7,92 9,40 12,44 7,90 -50,46 104,68 16,10 26,71 34,88 23,65 15,52 13,98
COMMERCIAL-METALS 11,11 7,63 8,56 9,77 5,62 86,25 -9,30 -12,33 8,08 30,59 13,31 10,85 9,17

Viele Unternehmen haben hier eine extrem volatile Entwicklung – alleine schon aufgrund der schwankenden Gewinnentwicklung. Negative KGVs sind leider keine Seltenheit. Bei der VOEST schaut es aber recht gut aus: Da in den letzten 10 Jahren immer Gewinne erwirtschaftet wurden war das KGV immer positiv und ist derzeit leicht unter dem Median.
Außerdem ist VOEST beim aktuellen KGV sogar am günstigsten unter allen Vergleichskandidaten.

Dividendenrendite, KBV und KUV:

Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV
VOEST 3,15% 5,90% 1,16 0,51
THYSSENKRUPP 0,02% 0,00% 4,43 0,26
SALZGITTER 0,80% 0,00% 0,47 0,17
ARCELORMITTAL 1,73% 0,00% 0,45 0,27
US-STEEL 0,58% 0,00% 1,29 0,29
NUCOR 2,75% 0,68% 2,21 0,82
COMMERCIAL-METALS 2,90% 0,00% 1,45 0,28

Auch bei der Dividende ist die VOEST sehr interessant – besonders in Hinblick auf die positiven Cashflows. Vom KBV her ist sie zwar nur das dritt-billigste Unternehmen und vom KUV her wirkt sie sogar teuer. Nachdem sie aber bei der Umsatzrendite den ersten Platz belegte und die anderen dort recht gut abhängen konnte, ist diese Bewertung verständlich.
Ich werde deshalb die VOEST als dritten österreichischen Titel in das Financeblog-wikifolio aufnehmen.
Damit sind nun 3 österreichische Aktien im Wikifolio: OMV, Die Post und VOEST.

Sind österreichische Aktien jetzt generell billig?

Sollte man nicht gleich den ATX-Index (z.B: in Form eines ETF) kaufen?
Meine Antwort darauf ist: Nein. Es sind darin dennoch zu viele Unternehmen enthalten (besonders die Banken und Versicherungen) die einen sehr großen Anteil am Index ausmachen (über ein Drittel) sowie einige wirklich “schlechte” Unternehmen wie Wienerberger (auch das haben wir schon in einem Financeblog-Vergleich gesehen). Die Hoffnung also, dass der ATX in Zukunft die anderen Indices schlagen könnte, nur weil er in der Vergangenheit schlecht gelaufen ist, würde ich über Bord werfen.

Der Chart:

Kursentwicklung der Stahlproduzenten seit 2004 im Vergleich zum S&P 500
Kursentwicklung der Stahlproduzenten seit 2004 im Vergleich zum S&P 500

In dem Chart ist die zyklische Entwicklung der Stahlproduzenten noch einmal recht deutlich zu sehen: In der Konjunkturphase vor 2008 konnten fast alle den Vergleichsindex (S&P 500) deutlich schlagen. Seither sind sie allerdings alle schlechter als der Index. In Aufschwungphasen sind also gute Kursgewinne zu erwarten, in Abschwungphasen eher nicht. NUCOR und VOEST konnten sich am bestern behaupten und am schlimmsten war man dran, wenn man in SALZGITTER investiert hat.
Ein Investment in einen Stahlproduzenten sollte man also nur eingehen, wenn man von einem wirtschaftlichen Aufschwung ausgeht. In dem Moment wo sich die Lage eintrübt sollte man das Investment beenden. Die Kursverfälle sind dann sehr schnell und hart.
Insgesamt also ein eher riskantes Investment.
Da ich davon ausgehe, dass sich die USA am Anfang eines Konjunkturzyklus befinden (langsam steigende Zinsen, Ende des quantitative Easing) und hoffentlich auch Europa alles tun wird um die Rezession zu beenden wage ich das Investment in die VOEST. Allerdings werde ich versuchen die Aktie wieder zu verkaufen wenn sich die Aussichten eintrüben – notfalls auch mit Verlust. Im Gegensatz zu den anderen Investments sehe ich dieses als nicht langfristig an.

Finanz-Archäologie Teil 1 – Der Zinseszins seit 1800

Albert Einstein: “Die größte Erfindung des menschlichen Geistes? Die Zinseszinsen!”

Dieses Zitat vom bekannten Genie Albert Einstein bringt das heutige Thema auf den Punkt.

Heute beginne ich eine mehrteilige Serie über die Entwicklung wichtiger ökonomischer Kennzahlen seit dem es Aufzeichnungen darüber gibt. (Bzw. soweit diese Aufzeichnungen die im Internet auffindbar sind zurückreichen)

Die meisten Finanzseiten (und auch Bloomberg) bieten Daten maximal für etwa 50 Jahre. Daten die vor das 20. Jahrhundert zurückreichen sind sehr rar und ich konnte nur eine Seite im Netz finden, wo man diese herunterladen kann: http://www.measuringworth.com/. Diese Daten dürfen nur für “educational purpose” weiter benutzt werden, da der Financeblog mein privates Vergnügen ist und kein kommerzielles Interesse dahinter steht, sehe ich also keine Verletzung in den Urheberrechts-Bedigungen und werde deshalb die Daten von dieser Seite in aufbereiteter Form in meiner neuen Artikel-Serie verwenden.

Ich möchte in dieser Serie auch die historische Bewertung von Aktien beleuchten, sowie die historische Entwicklung von Wirtschaftsleistung, Inflation, etc. Wir werden in dieser Serie noch auf der Suche nach sich wiederholenden Mustern bei Wirtschaftszyklen, Zinsen, Aktienbewertung etc. sein.
Mir ist es aber am wichtigsten als erstes zu zeigen, welche atemberaubende Ergebnisse herauskommen, wenn man so eine lange Zeitspanne betrachtet. Der Effekt des Zinseszinses wird hier extrem deutlich.

Wie viel kann man in 100 Jahren verdienen, wenn man 100 USD investiert?

Eine sehr interessante, und faszinierende Frage, da dieser Anlagehorizont natürlich eine Generation bei weitem übersteigt. Die Resultate sind allerdings wirklich atemberaubend:

Zuerst ein kleines Beispiel:
Hätte man vor genau 100 Jahren, also im Jahr 1914 als der erste Weltkrieg ausgebrochen ist, 100 USD investiert,  hätte man:

Am Geldmarkt (also am Konto bzw. am Sparbuch): Ende 2013 USD 2.354,99

In 10 jährigen Staatsanleihen bis Ende 2013: USD 25.493,88

In Aktien des S&P 500 inkl. Dividenden reinvestiert: USD 1.134.919,08

Das ist bereits eine beachtliche Entwicklung und auch ein beachtlicher Unterschied zwischen den einzelnen Anlageklassen.
Es ist schon faszinierend, wie aus USD 100,- innerhalb von 100 Jahren über 1 Million werden kann.

Noch extremer ist es, wenn man sich den Zeitraum seit 1830 ansieht – der Zeitraum in dem http://www.measuringworth.com/ Daten für alle relevanten Anlagemöglichkeiten liefern kann: Das sind 183 Jahre – also einige Generationen.

USD 100 für 183 Jahre angelegt – der Zinseszins in Aktion:

Am Sparbuch hätte man heute USD 32.237,66

In 10 jährige US-Staatsanleihen investiert hätte man heute USD 931.419,37

Und in Aktien des S&P 500 (total return, also Dividenden reinvestiert) hätte man heute sagenhafte USD 35.569.832,15
über 35 Millionen Dollar – für eine Investition von 100 Dollar vor 183 Jahren.  Da es keine Zeitmaschine gibt könnten wir überlegen für unsere Ururur-Enkel einfach 100 EUR zu investieren 😉

Das faszinierende daran ist aber folgende Tatsache:

Die durchschnittliche Verzinsung der einzelnen Anlagemöglichkeiten seit 1830:

Wir haben also gesehen, daß es einen massiven Unterschied gemacht hat, ob man sein Geld auf das Sparbuch gelegt hat, in Anleihen oder in Aktien investiert hat.
Wie groß war nun bei den einzelnen Beispielen die jährliche Verzinsung?

Am Geldmarkt (Sparbuch, Konto) waren es 3,21% p.a.

Bei 10 jährigen Staatsanleihen waren es 5,12% p.a.

Bei Aktien des S&P 500 waren es 7,23% p.a.

Die Unterschiede wirken auf den ersten Blick nicht so gigantisch. Ob es nun 5% oder 7% pro Jahr sind scheint eigentlich nicht so relevant zu sein, doch wir haben gesehen, dass man in dem einen Fall aus den 100 USD ca. 1 Million machen konnte und im anderen Fall über 35 Millionen.

Das sind die Tücken des Zinseszinses und der Exponantialfunktion.
Der Zinseszins beruht genau auf so einer Exponentialfunktion:

 Endkapital = Anfangskapital mal  (1 + Zinssatz) hoch Anzahl Jahre

Bilder sagen mehr als 1000 Worte, deshalb habe ich einige Charts für den heutigen Beitrag vorbereitet:

Zuerst habe ich die Veranlagung am Geldmarkt, also kurzfristig und jederzeit verfügbar so wie am Sparbuch oder am Konto mit der Anlage in 10 jährige Staatsanleihen verglichen. Außerdem habe ich den Kurs des Dow Jones Index (dieser ist seit 1796 verfügbar) hinzugefügt. Es ist allerdings nur der Kurs, Dividenden werden hier ignoriert.  Wir werden noch sehen, dass das einen gigantischen Unterschied macht.

Veranlagung am Geldmarkt, in Anleihen und Dow Jones Index seit 1830
Veranlagung am Geldmarkt, in Anleihen und Dow Jones Index seit 1830

Hier ist der Charakter einer Exponantialfunktion sehr gut zu erkennen: Zuerst ein sanfter Anstieg, der immer steiler wirkt und schließlich in unermessliche Höhen steigt.
Der Unterschied zwischen einer Verzinsung von etwa 3% (Geldmarkt) und etwa 5%(Anleihen) ist eklatant. Dabei möchte man meinen, dass diese 2% Differenz nicht so viel ausmachen können. Je länger die Zeitreihe allerdings wird umso gigantischer wird diese Differenz.

 Jetzt wird es noch extremer:

Bisher haben wir die Dividenden einfach ignoriert und in dem Vergleich nur den aktuellen Kurs des Dow Jones Index einbezogen. Die Veranlagung in 10 jährige Anleihen lässt den Dow Jones im ersten Chart richtig mickrig aussehen (grüne Linie).

Doch wir sieht es aus, wenn man auch die Dividenden berücksichtigt?

Aufzeichnungen über die Dividenden gibt es leider erst seit 1871, deshalb habe ich im nächsten Chart von 1830 bis 1871 den Kursindex genommen und ab 1871 dann die Dividenden berücksichtigt und natürlich auch reinvestiert (total return).

Der Vergleichschart: Geldmarkt, Anleihen und Aktien seit 1830:

Veranlagung in Geldmarkt, Anleihen sowie Aktien des S&P500 Index mit Dividenden reinvestiert
Veranlagung in Geldmarkt, Anleihen sowie Aktien des S&P500 Index seit 1830 mit Dividenden reinvestiert

Der Zinseszins-Effekt schlägt erbarmungslos zu: Die rote Linie die vorher noch in den Himmel gewachsen ist, sieht jetzt im Vergleich zur violetten Linie für die Aktien inkl. Dividenden zwergenhaft aus.

Die Geldmarkt-Linie und die Kurslinie des Dow-Jones kann man gar nicht mehr erkennen.

Dabei ist der Unterschied er jährlichen Verzinsung der beiden Linien (rot für Anleihen und lila für Aktien) ebenfalls nur ca. 2% pro Jahr.

Daraus lernen wir:
1) Aktien-Kursindices sagen nicht viel über die vergangene Entwicklung aus, da sie Dividenden ignorieren: Beispiel: ATX, Dow Jones, S&P 500.
Hingegen ist z.B. der  deutsche Aktienindex (DAX)  ein sogenannter Performance-Index, welcher auch Dividendenzahlungen beachtet und reinvestiert. Ein längerfristiger Vergleich zwischen DAX und Dow Jones oder S&P 500 hinken also enorm.
Man sollte auch bei diversen Investment-Zertifikaten darauf achten, dass man auch die Dividenden bekommt- in vielen Fällen ist das nicht so, da sie auf Basis des Aktienkurses der betreffenden Aktien berechnet werden. Die Dividende steckt dann oft der Emmitent ein.

2) Der Zinseszins beruht auf der Exponentialfunktion, und diese ist für den menschlichen Hausverstand sehr schwer begreifbar.

3) Das predige ich sowieso immer: Aktien sind langfristig die beste Anlageform.

Der logarithmische Chart seit 1830:

Um die Entwicklung der Anlageklassen übersichtlicher zu machen, muss man nach einer Möglichkeit suchen diese Exponentialfunktion vom Zinseszins ein wenig “umzudrehen”. Dafür gibt es den Logarithmus: Die logarithmische Skala stellt auf der Y-Achse des Diagrammes jeweils 10 hoch x als eine Einheit dar, also 10 hoch 1 = 10, dann 10 hoch 2 = 100, 10 hoch 3 = 1000.

Logarithmisch betrachtet sieht der obige Chart dann so aus:

Veranlagung in Geldmarkt, Anleihen und Aktien seit 1830 logarithmische Skala
Veranlagung in Geldmarkt, Anleihen und Aktien seit 1830 logarithmische Skala

Man kann nun die Entwicklung der einzelnen Anlageklassen besser erkennen. Man sieht besser wann Einbrüche bei den Aktienkursen zu verzeichnen waren und wann die Zinsen für Spareinlagen oder Anleihen höher oder niedriger waren.
In den weiteren Artikeln werde ich das sowieso alles noch ausführlicher behandeln – auch den Zusammenhang zwischen Zinsen. Wirtschaftsleistung und Aktienkursen.

Aktien-Performance seit 1800 detailliert:

Nun habe ich noch eine Tabelle erstellt um im Detail zu zeigen, welchen Ertrag man mit Aktien in den letzten etwa 200 Jahren erwirtschaften konnte: In den Spalten ist das jeweilige Einstiegsjahr aufgetragen, also wann hat man begonnen zu investieren. In den einzelnen Zeilen sieht man dann den durchschnittlichen jährlichen Ertrag bei einer bestimmten Haltedauer (in Abstand von 5 Jahren).

Wenn man also z.B. 1880 Aktien des S&P 500 gekauft hat und für 10 Jahre gehalten hat, hatte man pro Jahr 5,11% Ertrag.

Die Daten von 1800 – 1870 sind leider ohne Berücksichtigung der Dividenden da ich nirgends die notwendigen Daten finden konnte.

Kursperformance in % pro Jahr (Aktien, Dow Jones bis 1870, nachher S&P 500 Total Return)
Haltedauer Kauf Jahr
Jahre 1800 1820 1840 1860 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000
5 2,53% 0,28% 6,08% 19,61% 1,69% 11,18% 10,14% 7,98% 11,54% 14,30% -2,23%
10 -0,04% 1,94% 5,84% 9,48% 5,11% 9,85% 15,29% 9,08% 7,79% 16,42% -0,56%
15 3,05% 3,41% 2,23% 9,09% 3,27% 6,14% 6,05% 13,42% 4,80% 14,12% 3,45%
20 3,57% -0,68% 0,36% 8,89% 5,36% 7,23% 7,23% 13,63% 6,99% 17,25%
25 2,90% 0,64% 3,94% 7,41% 6,50% 7,80% 7,38% 13,21% 8,42% 13,07%
30 3,02% 1,45% 3,31% 7,61% 6,84% 9,85% 7,84% 11,65% 10,05% 10,98%
35 3,50% 0,56% 4,01% 6,44% 5,69% 6,72% 9,84% 9,76% 9,99% 11,13%
40 1,42% -0,16% 4,54% 7,11% 6,29% 7,23% 10,39% 10,26% 12,01%
45 1,93% 1,87% 4,22% 7,55% 6,71% 7,31% 10,51% 10,70% 10,33%
50 2,29% 1,70% 4,65% 7,65% 8,03% 7,60% 9,86% 11,47% 9,37%
55 1,64% 2,28% 4,19% 6,85% 6,22% 8,88% 8,83% 11,30% 9,60%
60 1,07% 2,77% 4,81% 7,15% 6,60% 9,32% 9,24% 12,55%
65 2,39% 2,69% 5,29% 7,38% 6,71% 9,49% 9,62% 11,33%
70 2,23% 3,10% 5,52% 8,28% 6,95% 9,10% 10,24% 10,57%
75 2,62% 2,87% 5,08% 6,93% 7,93% 8,40% 10,20% 10,67%
80 2,97% 3,41% 5,41% 7,17% 8,32% 8,74% 11,19%
85 2,89% 3,85% 5,68% 7,22% 8,51% 9,06% 10,35%
90 3,20% 4,11% 6,46% 7,38% 8,26% 9,56% 9,82%
95 3,02% 3,84% 5,51% 8,13% 7,75% 9,57% 9,93%
100 3,44% 4,16% 5,77% 8,43% 8,05% 10,39%
105 3,80% 4,44% 5,88% 8,58% 8,34% 9,75%
110 4,01% 5,13% 6,07% 8,37% 8,79% 9,34%
115 3,79% 4,41% 6,74% 7,95% 8,83% 9,46%
120 4,06% 4,67% 7,04% 8,19% 9,53%
125 4,30% 4,80% 7,22% 8,43% 9,04%
130 4,89% 5,00% 7,10% 8,80% 8,72%
135 4,28% 5,61% 6,79% 8,83% 8,84%
145 4,63% 6,09% 7,28% 9,02%
150 4,81% 6,03% 7,64% 8,74%
155 5,34% 5,80% 7,70% 8,85%
160 5,61% 6,04% 8,26%
165 5,78% 6,28% 7,93%
170 5,74% 6,62% 7,72%
175 5,54% 6,71% 7,84%
180 5,76% 7,23%
185 5,98% 6,96%
190 6,30% 6,81%
195 6,38% 6,94%
200 6,86%

 

Sport an der Börse – Die Analyse der Sportartikel-Hersteller

Heute geht es um Bewegung. Und zwar nicht im Sinne von Börsenkursen (vielleicht auch ein wenig), sondern um Sport.
In Zeiten wo die Menschen immer gesünder und bewusster leben wollen sind Sportartikel sehr gefragt. Alleine der Trend zum Fahrrad (und auch zum E-Bike) ist in den letzten Jahren deutlich zu erkennen. Auch andere Sportarten wie Laufen, Schifahren oder Golf erfreuen sich über steigende Beliebtheit. Ich könnte mir vorstellen, daß Sport generell ein Trend in Zukunft werden könnte.

Interessanterweise gibt es nicht viele Sportartikel-Produzenten die börse-notiert sind. Ich habe mir schwer getan überhaupt sieben zu finden, die allgemein bekannt sind und möglichst viele Sportarten abdecken.

Die Vergleichskandidaten:

Ich habe versucht allgemein bekannte Unternehmen zu vergleichen, und habe deshalb folgende Auswahl getroffen:

Giant:

Der taiwanäsiche Fahrrad-Hersteller ist heute der größte Fahrrad-Produzent der Welt. Er darf natürlich in so einem Vergleich nicht fehlen.

Shimano:

Shimano ist Weltmarktführer bei Fahrradkomponenten (Schaltung, Bremse, Antrieb (Zahnkranz, Kette) etc. Sie fertigen diese Produkte in allen Preisklassen und für alle Typen von Fahrrädern – vom Mountainbike bis zum Rennrad.

Accell:

Dieser holländische Produzent von Fahrrädern und Fitness-Geräten bietet einige Marken an, besonders E-Bikes (Elektro-Fahrräder), z.B. Ghost, Winona, Steiger, Sinus und Lapierre

Adidas:

Der zweitgrößte Sportartikel-Hersteller der Welt hat sich besonders auf Sportschuhe spezialisiert – und hier besonders auf den Fußball. Eine weitere bekannte Marke in Besitz von Adidas ist Reebok.

Amer Sports:

Dieser finnische Sportartikel-Produzent ist vor allem für seine Wintersport-Artikel der Marken Atomic und Salomon bekannt.

Callaway:

Dieses Unternehmen ist jedem Golfspieler ein Begriff. Man stellt Golfschläger, Golfbälle und andere Golfausrüstung her. Callaway hatte in der Vergangenheit einige Innovationen für den Golfsport hervorgebracht.

Nike:

Das US-Unternehmen Nike ist schließlich der größte Sportartikel-Hersteller der Welt.  Nike ist – wie Adidas – auf Schuhe spezialisiert, allerdings auf Laufschuhe. Man bietet aber auch Sportbekleidung und andere Accessoires an. Das Markenzeichen von Nike (der sogenannte “Swoosh”) ist eines der bekanntesten Markenzeichen der Welt.

Die Analyse:

Damit meine Analysen/Vergleiche noch übersichtlicher werden, habe ich ein “Ranking” eingeführt. In der letzten Spalte der Tabelle sieht man jetzt immer auf den ersten Blick, welches Unternehmen welchen Platz in diesem Ranking bekommt.

Wie immer beginnen wir mit dem Umsatz bzw. dem Umsatzwachstum:

Umsatz:

Umsatz 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
GIANT 21’668.06 26’556.39 26’979.58 33’087.57 41’475.80 39’035.87 44’224.16 47’383.60 54’127.39 54’391.86 151.02% 1
SHIMANO 169’209.00 167’875.00 170’303.00 211’767.00 235’142.00 186’686.00 213’596.00 221’770.00 245’843.00 271’037.00 60.18% 6
ACCELL 341.15 369.32 432.28 475.87 538.03 572.57 577.23 628.48 772.55 848.97 148.86% 2
ADIDAS 5’860.01 6’635.63 10’084.00 10’299.00 10’799.00 10’381.00 11’990.00 13’322.00 14’883.00 14’492.00 147.30% 3
AMER SPORTS 1’035.90 1’363.70 1’792.70 1’652.00 1’576.60 1’533.40 1’740.40 1’880.80 2’064.00 2’136.50 106.25% 5
CALLAWAY 934.56 998.09 1’017.91 1’124.59 1’117.20 950.80 967.66 886.53 834.07 842.80 -9.82% 7
NIKE 12’253.10 13’739.70 14’954.90 16’325.90 18’627.00 19’176.10 19’014.00 20’862.00 23’331.00 25’313.00 106.58% 4

Hier liegen die beiden Fahrrad-Hersteller Giant und Accell in Führung, wobei das Umsatzwachstum bei Giant im 2013er Jahr ein wenig stagniert ist.

Am letzten Platz liegt der Golfartikel-Produzent Callaway.

Umsatzrendite:

Umsatzrendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
GIANT 5.26% 4.32% 3.75% 5.48% 5.92% 6.10% 5.84% 6.36% 5.55% 6.44% 3
SHIMANO 11.47% 9.75% 8.09% 9.39% 10.70% 5.12% 8.95% 8.96% 11.18% 12.95% 1
ACCELL 3.86% 4.21% 4.25% 4.16% 5.31% 5.72% 6.30% 6.41% 3.01% 2.24% 6
ADIDAS 5.36% 5.77% 4.79% 5.35% 5.94% 2.36% 4.73% 4.60% 3.53% 5.43% 4
AMER SPORTS 7.97% 5.51% 3.92% 1.10% 2.15% 2.04% 3.95% 4.83% 2.81% 4.23% 5
CALLAWAY -1.08% 1.33% 2.29% 4.85% 5.92% -1.60% -1.94% -19.38% -14.74% -2.25% 7
NIKE 7.72% 8.82% 9.31% 9.14% 10.11% 7.75% 10.03% 10.22% 9.53% 9.77% 2

Bei der Gewinnspanne (Gewinn durch Umsatz) liegt Shimano in Führung, gefolgt von Nike. Auch hier leider Calloway am letzten Platz.

Gewinn:

Nettogewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
GIANT 1’139.97 1’148.47 1’012.76 1’812.81 2’457.07 2’382.16 2’580.80 3’014.79 3’002.89 3’504.72 3’939.92 4’451.08
SHIMANO 19’412.00 16’368.00 13’773.00 19’894.00 25’150.00 9’553.00 19’121.00 19’862.00 27’487.00 35’088.00 44’016.67 48’982.67
ACCELL 13.16 15.53 18.39 19.81 28.57 32.74 36.38 40.28 23.29 19.02 27.75 31.48
ADIDAS 314.25 382.74 483.00 551.00 642.00 245.00 567.00 613.00 526.00 787.00 648.82 742.15
AMER SPORTS 82.60 75.20 70.30 18.10 33.90 31.30 68.80 90.80 57.90 90.30 97.42 131.20
CALLAWAY -10.10 13.28 23.29 54.59 66.18 -15.26 -18.80 -171.82 -122.95 -18.92 14.31 25.11
NIKE 945.60 1’211.60 1’392.00 1’491.50 1’883.40 1’486.70 1’906.70 2’133.00 2’223.00 2’472.00 3’156.86 3’560.71

 

GewinnVeränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004-2014 Rang
GIANT 0.75% -11.82% 79.00% 35.54% -3.05% 8.34% 16.82% -0.39% 16.71% 12.42% 245.62% 1
SHIMANO -15.68% -15.85% 44.44% 26.42% -62.02% 100.16% 3.88% 38.39% 27.65% 25.45% 126.75% 3
ACCELL 18.03% 18.40% 7.76% 44.18% 14.61% 11.12% 10.71% -42.17% -18.34% 45.90% 110.90% 4
ADIDAS 21.80% 26.19% 14.08% 16.52% -61.84% 131.43% 8.11% -14.19% 49.62% -17.56% 106.47% 5
AMER SPORTS -8.96% -6.52% -74.25% 87.29% -7.67% 119.81% 31.98% -36.23% 55.96% 7.88% 17.94% 6
CALLAWAY 231.49% 75.32% 134.38% 21.23% -123.06% -23.22% -813.74% 28.44% 84.61% 175.65% -241.67% 7
NIKE 28.13% 14.89% 7.15% 26.28% -21.06% 28.25% 11.87% 4.22% 11.20% 27.70% 233.85% 2

Auch hier gefällt Calloway gar nicht. Zwischen 2009 und 2013 wurden nur Verluste erwirtschaftet. Alle anderen Unternehmen mussten in den letzten 10 Jahre keine Verluste erleiden.

Beim Gewinnwachstum ist der Sieger Giant, gefolgt von Nike.

Gesamtkapitalrendite:

GK-Rendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Rang
GIANT 8.52% 8.64% 7.33% 9.95% 10.88% 10.46% 9.00% 9.28% 8.00% 8.85% 3
SHIMANO 11.10% 9.05% 7.84% 10.05% 13.36% 5.27% 9.52% 9.37% 10.82% 11.11% 2
ACCELL 9.27% 10.34% 9.14% 9.30% 10.66% 11.37% 10.60% 11.27% 5.19% 5.27% 6
ADIDAS 8.68% 7.94% 8.12% 8.58% 8.62% 4.32% 6.40% 6.37% 5.33% 7.44% 4
AMER SPORTS 10.67% 5.11% 5.74% 2.96% 3.91% 3.65% 5.29% 6.13% 4.46% 5.78% 5
CALLAWAY -1.24% 2.04% 3.39% 7.15% 8.28% -1.74% -2.15% -23.63% -19.28% -2.85% 7
NIKE 12.50% 14.18% 14.62% 14.42% 15.46% 11.52% 13.48% 14.45% 14.57% 14.19% 1

Hier glänzt Nike vor allen anderen. Stabil konnte man über 10% erreichen, in den letzten Jahren sogar über 14%.
Shimano konnte sich ebenfalls in den letzten Jahren gut steigern und verdient damit Platz 2.
Und schon wieder am letzten Platz: Callaway.

Buchwert pro Aktie:

EK /Aktie 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs p.a. Rang
GIANT 16.26 16.99 17.67 21.70 26.15 30.78 34.46 39.89 40.63 46.36 12.34% 2
SHIMANO 1’420.57 1’568.12 1’610.51 1’733.29 1’721.35 1’748.97 1’844.82 1’932.34 2’326.15 2’912.41 8.30% 5
ACCELL 3.50 4.29 4.97 5.64 6.76 7.57 8.75 10.18 10.05 9.83 12.15% 3
ADIDAS 8.42 13.22 13.89 14.85 17.50 18.02 22.06 24.55 25.35 26.24 13.47% 1
AMER SPORTS 5.02 5.83 6.03 5.47 5.44 6.05 6.50 7.04 6.21 6.48 2.88% 6
CALLAWAY 7.69 7.80 6.78 8.57 9.17 11.14 10.67 7.86 4.49 3.68 -7.86% 7
NIKE 4.54 5.40 6.14 7.00 7.97 8.95 10.10 10.52 11.33 12.48 11.88% 4

Auch das ist eine wichtige Kennzahl:  Wie stark konnte das Eigenkapital bzw. der Buchwert pro Aktie im Jahr zulegen. Immerhin ist das genau das woran der Aktionär schließlich beteiligt ist.
Die Möglichkeit, den Buchwert pro Aktie zu steigern ist vielfältig: z.B. ist das durch Aktienrückkäufe möglich: Wenn es weniger Aktien im Umlauf gibt, ist der Buchwert pro Aktie natürlich höher. Aber um Aktien zurück kaufen zu können braucht man natürlich Geld.
Die “klassische” Möglichkeit den Buchwert zu steigern ist natürlich über Gewinne.

Adidas war hier am geschicktesten und bekommt deshalb den Platz 1. Platz 2 geht an den weltgrößten Fahrradproduzenten Giant und der letzte Platz schon wieder an Callaway.

Cashflow:

Free Cashflow 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs Rang
GIANT -431.28 600.65 1’047.21 673.26 158.00 3’447.71 168.09 792.27 1’025.82 4’590.02 964.27% 4
SHIMANO 11’415.00 18’211.00 8’882.00 22’676.00 10’839.00 34’244.00 22’111.00 13’101.00 16’881.00 27’531.00 141.18% 1
ACCELL -4.57 15.29 -17.18 -4.48 35.19 32.70 -2.51 31.06 40.21 -29.34 -741.59% 6
ADIDAS 475.34 201.34 427.00 577.00 218.00 1’019.00 697.00 519.00 601.00 232.00 -51.19% 3
AMER SPORTS 14.60 69.80 5.70 12.40 -28.30 153.00 45.00 -14.40 63.40 42.00 187.67% 5
CALLAWAY -17.45 36.04 -15.47 119.05 -9.30 4.03 -12.58 -18.83 -47.21 -21.99 -226.01% 7
NIKE 1’303.70 1’313.60 1’334.20 1’565.20 1’487.10 1’280.40 2’829.10 1’380.00 1’302.00 2’370.00 81.79% 2

Der Free-Cashflow ist natürlich auch eine sehr wichtige Kennzahl, und deshalb immer bei meinen Vergleichen präsent: Er gibt an, wie viel Geld nach Investitionen für die Aktionäre und Fremdkapitalgeber übrig bleibt Wenn er negativ ist, muss das Unternehmen neues Fremdkapital aufnehmen.
Bei Shimano, Adidas und Nike z.B. war er in den letzten 10 Jahren nie negativ. Das nominiert diese Kandidaten bereits für die ersten Plätze. Den stärksten Zuwachs konnte Shimano erreichen: Platz 1, gefolgt von Nike auf Platz 2. Wieder einmal das Schlusslicht bildet leider Callaway.

Das Gesamt-Ranking / Fazit der Fundamentalen Analyse:

Gesamtranking Umsatz Umsatzrendite Gewinn GK-Rendite EK/Aktie Cashflow Durchschn. Rang
GIANT 1 3 1 3 2 4 2.33 1
SHIMANO 6 1 3 2 5 1 3.00 3
ACCELL 2 6 4 6 3 6 4.50 5
ADIDAS 3 4 5 4 1 3 3.33 4
AMER SPORTS 5 5 6 5 6 5 5.33 6
CALLAWAY 7 7 7 7 7 7 7.00 7
NIKE 4 2 2 1 4 2 2.50 2

Hier ist die Zusammenfassung der einzelnen Bewertungsschritte: Extrem auffällig ist die durchgehend schlechte Benotung bei Callaway. Bei jedem einzelnen Vergleich hatte dieses Unternehmen den letzten Platz.
Die fundamentalen Sieger sind Giant, gefolgt von Nike und Shimano (auf Platz 3).
Diese drei Unternehmen sind also die besten unter den Vergleichskandidaten. Nun schauen wir noch, ob eines dieser drei Unternehmen gerade günstig zu kaufen ist:

Die Bewertung:

KGV:

KGV 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 aktuell 2015 Median Rang
GIANT 13.52 15.76 14.61 11.10 8.78 13.46 16.51 14.43 20.80 21.99 23.42 20.73 15.18 5
SHIMANO 16.67 20.65 24.31 19.54 13.40 36.96 20.26 17.17 18.62 23.86 30.88 27.75 20.46 6
ACCELL 10.26 11.84 13.08 11.70 6.16 8.74 10.70 7.37 13.63 17.34 11.41 10.06 11.06 2
ADIDAS 17.33 21.10 15.90 18.94 8.38 32.25 18.04 17.15 26.78 24.63 18.72 16.36 18.38 1
AMER SPORTS 11.11 14.95 17.01 73.76 11.55 27.18 18.42 12.04 23.03 19.84 18.58 13.79 17.72 3
CALLAWAY -100.50 79.65 45.27 21.17 8.73 -33.38 -28.08 -2.09 -3.65 -33.05 42.56 24.26 3.32 7
NIKE 25.41 18.65 17.84 21.50 12.80 21.43 21.49 20.95 20.67 28.33 25.37 22.49 21.46 4

Der Rang beim KGV-Vergleich gibt an, wie weit das derzeitige KGV vom Median der letzten 10 Jahre entfernt ist. Je günstiger umso besser, d.h. wenn das derzeitige KGV kleiner als der langjährige Durschnitt (bzw. Median) ist, dann gibt das eine bessere Wertung, als wenn der langjährige Schnitt kleiner ist als die derzeitige Bewertung.
In diesem Fall sind derzeit alle Unternehmen höher bewertet als ihr langjähriger Schnitt. Hier gibt es deshalb für die beste Wertung für das Unternehmen, welches am wenigsten über dem langjährigem Schnitt bewertet ist.
Das ist derzeit bei Adidas der Fall. Da uns aber die fundamentale Analyse wichtiger ist als ein Unternehmen einfach nur billig zu kaufen (das vielleicht gar nicht gut ist), schauen wir uns nur Giant, Shimano und Nike an, die Sieger aus dem fundamentalen Vergleich.
Bei diesen drei ist Nike vom KGV her am günstigsten.

 Dividende, KBV und KUV:

Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV
GIANT 2.65% 6.27% 5.46 1.63
SHIMANO 0.72% 16.32% 4.51 4.35
ACCELL 4.11% -13.68% 1.29 0.37
ADIDAS 2.31% 23.31% 2.20 0.85
AMER SPORTS 2.78% 10.06% 2.24 0.83
CALLAWAY 0.51% 0.00% 1.79 0.69
NIKE 1.11% 15.69% 7.23 2.83

Von den 3 Siegern aus der Fundamental-Analyse wirkt Giant hier am günstigsten: Das KUV ist niedriger als bei Nike und Shimano. Das KBV ist günstiger als bei Nike, aber höher als bei Shimano, dafür ist die Dividendenrendite höher.
Es ist also ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Giant und Nike. Ich würde leicht zu Giant tendieren, da es mir etwas günstiger vorkommt und auch den fundamentalen Vergleich gewonnen hat – und nicht zuletzt da ich persönlich ein absoluter Freak des Radsports bin 😉  (Nike steht ja eher für den Laufsport)

Da ich aber immer den Sieger aus meinen Vergleichen in das Financeblog-wikifolio aufnehmen möchte und wikifolio leider extrem restriktiv ist, was die verfügbaren Aktien angeht (Giant ist nicht verfügbar), werde ich Nike in das wikifolio aufnehmen.

Der Chart:

Kursentwicklung der Sportartikel-Hersteller seit 2006 im Vergleich zum S&P 500-Index
Kursentwicklung der Sportartikel-Hersteller seit 2006 im Vergleich zum S&P 500-Index

Der Chart zeigt, dass im Prinzip alle bis auf Callaway den Index schlagen konnten. Amer Sports ist relativ ähnlich dem Index gelaufen.
Interessanterweise konnten gerade die Sieger aus der Fundamental-Analyse (Giant, Shimano und Nike) die beste Performance hinlegen.

Noch besser sieht man das im Total-Return-Vergleich:

Einstiegsjahr Giant Shimano Accell Adidas Amer Sports Callaway Nike S&P 500
2007 29.17% 20.31% 5.20% 8.08% 5.77% -7.31% 18.08% 6.50%
2008 27.41% 20.57% 6.28% 4.33% 4.56% -11.11% 16.20% 6.71%
2009 30.89% 27.40% 12.56% 17.20% 29.92% -3.22% 23.85% 16.92%
2010 27.05% 31.99% 2.81% 12.54% 22.38% 0.16% 22.18% 15.02%
2011 23.85% 37.69% -4.45% 8.16% 15.53% -1.74% 19.86% 15.00%
2012 32.69% 59.58% 2.99% 9.57% 27.03% 11.84% 21.89% 20.21%
2013 25.15% 65.72% 4.69% -3.34% 25.83% 8.28% 30.30% 22.75%
2014 23.36% 66.31% 3.02% -41.65% 10.74% -16.03% 3.23% 10.80%

Sehr gerne mache ich auch immer diesen Vergleich: Was wäre wenn man am Jahresanfang eines bestimmten Jahres in eine Aktie investiert hätte: Wie viel hätte man pro Jahr bis heute verdient (inkl. Dividenden) ?

Die “Sieger” aus meiner Analyse konnten den Index fast immer schlagen: Einzige Ausnahme ist Nike im heurigen Jahr.  Callaway konnte leider nie den Index schlagen. Adidas musste heuer herbe Rückschläge hinnehmen.

Giant wäre – trotz der fulminanten Kursperformance – noch immer ein gutes Investment (weil es nach wie vor nicht teuer bewertet ist). Leider ist es in wikifolio nicht möglich. Ich werde es aber dennoch im mein privates Portfolio aufnehmen und – wie bereits erwähnt – Nike in das Wikifolio aufnehmen: Auch ein sehr gutes Unternehmen.

 

 

Ist die Bewertung von Aktien nach möglichem Zinsanstieg durch QE-Ende noch günstig?

Gestern hat die Federal Reserve (FED) – die Nationalbank der USA – angekündigt, dass sie mit den wirtschaftsfördernden Maßnahmen des sogenannten QE (quantitative easing) aufhören wird, da sie eine Erholung der Wirtschaft in den USA sieht.

Was genau ist bzw. war dieses “quantitative Easing” (QE)?

Die FED hat, nachdem sie erkennt hat, dass eine Senkung des Leitzinssatzes alleine nicht ausreicht um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, damit begonnen, den US-Banken Anleihen abzukaufen damit diese ihre Bücher wieder frei bekommen für die Vergabe von Krediten. Der niedrige Leitzins ist sehr lange nicht in der Wirtschaft angekommen, da die Banken extrem risikoscheu geworden sind, eben auch aufgrund von “alten” Krediten die sie noch in den Büchern hatten. Die FED hat bestimmte dieser Kredite den Banken einfach abgekauft um damit eine zusätzliche Bewegung in die Wirtschaft zu bringen. Außerdem hat sie lang laufende Staatsanleihen gekauft die Maßstab für die langfristigen Zinsen sind (also 10 – 30 Jahre). Im Jahr 2011 z.B. kaufte sie für insgesamt 800 Milliarden USD Anleihen.

Was für Konsequenzen kann das Ende des QE-Programmes haben?

Wie bereits erwähnt hat die FED gestern bekannt gegeben mit dem QE aufzuhören. Es fällt also z.B. in Zukunft ein großer Käufer für langfristige Staatsanleihen weg. Weniger Nachfrage bei  einer Anleihe bedeutet immer automatisch niedrigere Preise und dadurch höhere Renditen. D.h. die Zinsen werden wahrscheinlich in Zukunft steigen.
Auch die Erholung der Wirtschaft bedingt erhöhte Kreditnachfrage, und wenn die Banken auch wieder Kredite vergeben werden diese bei größerer Nachfrage wahrscheinlich teurer werden, was ebenfalls höhere Zinsen bedeutet.
Eine gute Nachricht für Sparbuch-Anleger, aber was bedeutet das für Aktionäre?

 Wie wirkt sich das Zinsniveau auf die Bewertung von Aktien aus?

Es ist einfach logisch – psychologisch: Wenn man bereits am Sparbuch sehr hohe Zinsen bekommt, erwartet man sich bei der riskanteren Veranlagung in Aktien natürlich noch höhere Zinsen. Steigende Zinsen sind also normalerweise Gift für Aktien.
Es sei denn die Wirtschaftslage ist so rosig, dass auch die Gewinnaussichten der Unternehmen extrem gut sind. Können die Unternehmen auch im steigenden Zinsniveau ihre Gewinne steigern – oder erwartet dies zumindest der Markt, dann steigen die Aktien mit den Zinsen. Das war z.B. während dem Internet-Boom im Jahr 1999/2000 der Fall. Auch 2004-2006 sind die Aktien gestiegen obwohl das Zinsniveau immer höher wurde.
Man muss also aufpassen ab welchem Punkt Aktien wirklich zu teuer sind. Meistens ist das nicht am Beginn von Zinssteigerungen der Fall sondern einige Zeit später. Steigende Zinsen bedeuten immerhin meistens auch eine steigende Euphorie: mehr Kreditnachfrage, mehr Investitionen, mehr Inflation, etc.
Irgendwann kippt das Verhältnis dann und zuerst beginnen meistens die Aktien zu purzeln bevor es zu Rezessionsängsten und erneuten Zinssenkungen kommt.
Wir sind jetzt an dem Punkt wo die Wirtschaft (zumindest in den USA) langsam wieder an Fahrt aufnimmt und die Zinsen eben steigen könnten. Nach der gestrigen Ankündigung der FED sind auch die Aktien gestiegen (S&P 500 sowie Dow Jones), da eben langsam wieder positive Erwartungen bezüglich Wirtschaftswachstum in den Markt kommen.
Noch gab es ja keine Erhöhung des Leitzinses, aber die wird möglicherweise kommen und die Aktien könnten dennoch eine Weile steigen. Ich versuche nun zu zeigen wie und ob man herausfinden kann wann es gefährlich wird.

Die Bewertung des S&P 500-Index und das Zinsniveau in den USA seit 1955:

KGV des S&P 500 und der Leitzins in den USA seit 1955
KGV des S&P 500 und der Leitzins in den USA seit 1955

Im obigen Chart sieht man wie sich das Zinsniveau auf die Bewertung von Aktien auswirkt. Die blaue Linie zeigt das KGV des S&P 500 seit 1955 und die rote Linie den Leitzins im selben Zeitraum. Die waagrechten Linien markieren jeweils den Durchschnitt.
Ich habe absichtlich die kurzfristigen Zinsen für den Vergleich hergenommen, da die Ausschläge hier größer und deutlicher sind. Fairerweise müsste man auch die langfristigen Zinsen vergleichen (10-30 Jahre) – das werde ich eventuell in einem weiteren Artikel nachreichen.

Es ist schon ein deutlicher Zusammenhang (Korrelation) zwischen den beiden Linien zu erkennen – besonders während der Hochzinsphase am Beginn der 1980er Jahre: Zinsen hinauf -> KGV herunter. Die Aktien werden “billiger” wenn die Zinsen höher sind.

Die gewaltigen Ausschläge Ende der 1970er und Anfangs der 1980er Jahre bei den Zinsen waren einerseits wegen der zweiten Ölkrise und andererseits weil die FED damals die Inflation vehement bekämpfen wollte.
Dafür haben wir heute einen Ausschlag nach unten: So lange waren die Zinsen in den letzten 100 Jahren nie quasi auf Null wie jetzt und seit den 80er Jahren gibt es einen Abwärtstrend.

Der durchschnittliche Zinssatz seit 1955 betrug 5,10% und das durchschnittliche KGV des S&P 500 betrug 16,48.

 Heute ist das KGV bei 17,43 und der Zins bei 0,09% – was auf den ersten Blick sehr günstig wirkt.

Wie vergleicht man am besten das KGV einer Aktie mit einem Zinssatz?

Das KGV ist  – wie wir wissen – das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Also Aktienkurs geteilt durch Gewinn pro Aktie. Es sagt aus, wie viele Jahre ein Unternehmen den derzeitigen Gewinn machen muss, bis man den “Preis” des Unternehmens verdient hat.
Ein KGV von 10 sagt also aus, dass ein Unternehmen welches heute z.B. EUR 10,- pro Aktie Gewinn hat einen Aktienkurs von EUR 100,- hat.
Da man als Aktionär direkt am Gewinn beteiligt ist kann man die Sache also auch so sehen, dass man 10% “Gewinnrendite” auf den Kaufpreis der Aktie hat. Dividiert mann deshalb die Zahl 100 durch das KGV erhält man die “theoretische Gewinnrendite”. Ein KGV von 20 bedeutet also: 100 / 20 = 5 eine Gewinnrendite von 5%.
Mit dieser Art der Bewertung lässt sich am ehesten feststellen ob Aktien im Vergleich zum Sparbuch teuer oder billig sind.

Aufgrund des höheren Risikos sollte natürlich der zu erwartende Ertrag einer Aktie immer höher sein als der Zinssatz den man auch “ohne” bzw. mit wenig Risiko am Sparbuch bekommt.

Zieht man also von dieser Gewinnrendite den Leitzinssatz ab, sollte immer ein (deutlich) positiver Wert herauskommen, ansonsten sind die Aktien – zumindest auf den ersten Blick – zu hoch bewertet.

"Gewinnrendite" vom S&P 500 und "Gewinnrendite" abzüglich Leitzins
“Gewinnrendite” vom S&P 500 und “Gewinnrendite” abzüglich Leitzins

In dem Chart habe ich genau das gemacht: Die blaue Linie zeigt den Wert für 100 geteilt durch das KGV (also die “Gewinnrendite”), die rote Linie zeigt diese Gewinnrendite abzüglich des Leitzinssatzes – der an sich schon niedriger ist als z.B. ein typischer Einlagen oder Sparzinssatz.
Wenn die rote Linie in den Nähe von 0 kommt oder gar ins negative geht wird es gefährlich. Zuletzt war das Ende der 1990er Jahre und im Jahr 2000 der Fall und auch im Jahr 2006 ist die Linie sehr weit nach unten gekommen. Beide Male gab es nachher starke Korrekturen und sogar eine Rezession.
Ganz verrückt war die Situation Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre: Obwohl das KGV der Aktien sehr niedrig war und deshalb die Gewinnrendite verhältnismäßig hoch, versprachen die Sparbuchzinsen damals noch höhere Erträge – deutlich höhere.
Das ist die Gefahr bei einer starken Inflation: Sie verursacht schwer zu interpretierende Ungleichgewichte. Ich vermute, dass die damalige Überbewertung der Aktien dadurch gerechtfertigt war, dass diese auch Sachwerte sind und bei einer Inflation nominal (nicht unbedingt real, also inflationsbereinigt) ihre Gewinne stärker steigern konnten. Alleine die Erwartung des Marktes, dass das so ist reicht aus für Aktien zu Inflationszeiten eine gewisse Prämie zu bezahlen. Ich würde das auch so tun.

Was bedeutet das alles für die jetzige Situation?

Derzeit ist die Gewinnrendite der Aktien (100 / KGV) abzüglich des Zinses (auch wenn man langfristige, 10 jährige Zinssätze hernimmt) noch auf einem außerordentlich günstigen Niveau. In dem Chart sieht man das an der roten Linie die derzeit einen sehr hohen Wert hat. Wenn die Zinsen nun z.b. auf 5% (etwa der langjährige Durchschnitt) steigen sollten, dann wären sie noch immer fair bewertet.

Ich habe im Zeitraum 1955 – 2014 auch alle Jahre untersucht, wo der Zinssatz bei 4,5%- 5,5% lag, in diesen Jahren war das durchschnittliche KGV 16,92, jetzt haben wir 17,43 – also ganz in der Nähe. Allerdings sind die Zinsen jetzt noch nicht so hoch und es ist ungewiss ob sie bald wieder so hoch sein werden.

Insgesamt finde ich aufgrund dieser Analyse deshalb (besonders US-Aktien) aus heutiger Sicht nicht zu hoch bewertet. Besonders, da sie in der Regel in Zeiten eines Wirtschaftsaufschwungs und am Beginn eines Zinsanstieges noch weiter steigen.

Vergleich: Telekom-Aktien unter der Lupe

Heute geht es um die Branche aus der ich eigentlich komme – die Telekommunikationsbranche.
Sie ist auch noch nicht in unserem diversifizierten wikifolio vertreten, und deshalb bin ich auf der Suche, welches Unternehmen würdig ist, in das wikifolio aufgenommen zu werden.

Über die Telekom-Branche:

Vor gar nicht allzu langer Zeit war diese Branche eine Wachstumsbranche. So etwa seit 10 Jahren ist der der Markt allerdings gesättigt und es herrscht Verdrängungswettbewerb. Neue Technologien müssen eingeführt werden, ohne daß sie großartiges Wachstum versprechen. Die Kunden erwarten das einfach und wollen nicht mehr dafür bezahlen. Ein Beispiel dafür ist die mobile LTE-Technologie mit der mobile Breitbandübertragung bis über 100Mbit/sec möglich ist. Es müssen also große Investitionen getätigt werden nur um die Bestandskunden zu befriedigen.
Die Branche hat sich stark gewandelt. Noch Ende der 1990er Jahre war die Telekom-Branche im Aufwind. Das Internet wurde immer populärer und die Kunden waren bereit für einen guten Internet-Zugang auch gutes Geld zu bezahlen. Zuerst für einen normalen “Modem-Zugang” und später für einen Breitband-Internet-Zugang. Die Mobiltelefonie war damals auch noch ein gigantischer Wachstumsmarkt.
Privat begleitete ich diese Branche mit einer eigenen Firma besonders während dieser Wachstumsphase und schaffte zum Glück den Absprung vor der Marktsättigung.
Unser Betrachtungszeitraum im heutigen Vergleich geht genau 10 Jahre zurück – also in etwa zu dem Zeitpunkt wo die Marktsättigung erreicht war.
Es ist interessant zu sehen wie sich die unterschiedlichen Unternehmen in einem gesättigten Markt behaupten, bzw. wo es vielleicht noch Wachstumspotential gibt.

Die Vergleichskandidaten:

Natürlich ist wieder ein Österreicher mit an Board. Der ehemalige Monopolist, der sich mittlerweile im Mehrheitseigentum (über 50%) von America Movil (Carlos Slim) befindet: Die Telekom Austria.

Außerdem die beiden anderen “Incumbents” (so nennt man die ehemaligen Monopolisten, die die Herrschaft über die historische Infrastruktur wie Festnetz-Anschlüsse, Verkabelungsinfrastruktur (Glasfaser, Kupfer) im eigenen Land, etc. haben). In Deutschland ist das die deutsche Telekom und in der Schweiz die Swisscom.

Weiters habe ich einen Marktteilnehmer in den Vergleich aufgenommen, der bekannt dafür ist, sehr wenig eigene Infrastruktur zu besitzen sondern sich besonders auf den Wiederverkauf von Telekom-Produkten spezialisiert: Die schwedische Tele2

Um dem Vergleich weltweit zu spannen und eventuelle noch vorhandene Wachstumsmärkte auszuloten sind auch die chinesische China Mobile sowie die südafrikanische MTN dabei.

Und zu guter Letzt natürlich noch ein Amerikaner. Der Telekom-Gigant AT&T.

Umsatz:

Umsatz 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs
TELEKOM AUSTRIA 4.056,27 4.365,25 4.759,56 4.918,96 5.170,32 4.801,98 4.650,84 4.454,63 4.329,70 4.183,95 3,15%
DEUTSCHE TELEKOM 57.353,00 59.604,00 61.347,00 62.516,00 61.666,00 64.602,00 62.421,00 58.653,00 58.169,00 60.132,00 4,85%
SWISSCOM 10.057,00 9.732,00 9.652,00 11.089,00 12.198,00 12.001,00 11.988,00 11.467,00 11.384,00 11.434,00 13,69%
TELE2 43.033,00 49.943,00 50.306,00 40.056,00 39.505,00 39.265,00 40.164,00 41.001,00 30.742,00 29.871,00 -30,59%
CHINA MOBILE 192.381,00 243.041,00 295.358,00 356.959,00 411.810,00 452.103,00 485.231,00 527.999,00 560.413,00 630.177,00 227,57%
MTN 23.871,00 28.994,00 51.595,00 73.145,00 102.526,00 111.947,00 114.684,00 121.884,00 121.867,00 136.495,00 471,80%
AT&T 40.787,00 43.764,00 63.055,00 118.928,00 124.028,00 122.513,00 124.280,00 126.723,00 127.434,00 128.752,00 215,67%

Am Umsatz ist zu Erkennen wie viel die Unternehmen von den Kunden für Ihre Dienst bekommen und ob sie (noch) in der Lage sind zu Wachsen. Ein typisches Problem ist z.B. die Zunahme der Mobiltelefonie. Dadurch wurde der Festnetzmarkt quasi abgetötet. Konnten die Unternehmen rückgängige Umsätze im Festnetzbereich mit anderen Diensten wie Mobiltelefonie wieder wett machen?
Manche taten sich dabei sehr schwer. Telekom Austria und Deutsche Telekom konnten in den letzten 10 Jahren so gut wie gar nicht wachsen. Noch schlechter steht die Tele2 da. Sie hatte sogar einen massiven Rückgang. Das liegt unter anderem daran, daß sich Tele2 aus unterschiedlichen Märkten zurückzug. So verkaufte sie z.B. 2013 ihr komplettes Russland-Geschäft.

Am besten konnte die südafrikanische MTN wachsen – weil es in Afrika noch einiges aufzuholen gibt und man in Märkte von afrikanischen Ländern vorgestoßen ist, wo die Marktsättigung noch weit entfernt ist.

Auch China Mobile und AT&T konnten den Umsatz ganz gut steigern. Die Frage ist jetzt, wie es mit der Gewinnspanne aussieht. Konnten die Unternehmen den Gewinn ebenfalls steigern?

Gewinn:

Nettogewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
TELEKOM AUSTRIA 227,26 408,93 561,82 492,48 -48,77 95,13 195,35 -251,97 103,87 86,55 29,67 189,76
DEUTSCHE TELEKOM 1.593,00 5.589,00 3.165,00 571,00 1.483,00 353,00 1.695,00 557,00 -5.353,00 930,00 2.741,04 2.915,00
SWISSCOM 1.596,00 2.022,00 1.598,00 2.068,00 1.756,00 1.926,00 1.813,00 683,00 1.808,00 1.685,00 1.658,61 1.693,90
TELE2 3.428,00 2.347,00 -3.615,00 -1.769,00 2.433,00 4.519,00 6.926,00 4.744,00 3.264,00 14.590,00 2.086,87 2.174,17
CHINA MOBILE 41.749,00 53.549,00 66.026,00 87.062,00 112.627,00 115.166,00 119.640,00 125.870,00 129.274,00 121.692,00 108.345,24 109.464,59
MTN 4.371,00 6.407,00 10.610,00 10.608,00 15.315,00 14.650,00 14.300,00 20.754,00 20.704,00 26.289,00 28.938,33 31.283,92
AT&T 5.887,00 4.786,00 7.356,00 11.951,00 12.867,00 12.138,00 19.864,00 3.944,00 7.264,00 18.249,00 13.420,94 13.764,84

 

GewinnVeränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004-2014
TELEKOM AUSTRIA 79,94% 37,39% -12,34% -109,90% 295,07% 105,35% -228,98% 141,22% -16,68% -65,72% -86,94%
DEUTSCHE TELEKOM 250,85% -43,37% -81,96% 159,72% -76,20% 380,17% -67,14% ######## 117,37% 194,74% 72,07%
SWISSCOM 26,69% -20,97% 29,41% -15,09% 9,68% -5,87% -62,33% 164,71% -6,80% -1,57% 3,92%
TELE2 -31,53% -254,03% 51,07% 237,54% 85,74% 53,26% -31,50% -31,20% 347,00% -85,70% -39,12%
CHINA MOBILE 28,26% 23,30% 31,86% 29,36% 2,25% 3,88% 5,21% 2,70% -5,87% -10,97% 159,52%
MTN 46,58% 65,60% -0,02% 44,37% -4,34% -2,39% 45,13% -0,24% 26,98% 10,08% 562,05%
AT&T -18,70% 53,70% 62,47% 7,66% -5,67% 63,65% -80,14% 84,18% 151,23% -26,46% 127,98%

Das schaut schon ganz anders aus: Die Migration der Kunden auf neue Services um den Umsatz stabil halten zu können wirkt bei einigen sehr negativ auf den Gewinn aus: Besonders bei der Telekom Austria, die ihren Gewinn in den letzten 10 Jahren fast auf ein Zehntel reduziert hat. Hier ist die Ursache aber besonders in der Expansion nach Osteuropa zu sehen. Die Telekom Austria meinte – wie leider viele andere Österreichische Unternehmen auch – dass der Markt in Osteuropa extrem “sexy” ist und viel Wachstumspotential verspricht. Über das Risiko hat man damals nicht nachgedacht.

Eine stabile Gewinnentwicklung kann ich eigentlich nur bei China Mobile und MTN erkennen – hier waren die Rückschläge nicht so groß und es gab keine Verlustjahre.

Mit großem Abstand konnte sich hier MTN am besten behaupten, gefolgt von China Mobile.

Gesamtkapitalrendite:

GK-Rendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
TELEKOM AUSTRIA 5,75% 7,20% 9,20% 7,41% 2,03% 4,05% 5,32% -0,48% 4,64% 3,95%
DEUTSCHE TELEKOM 4,53% 6,87% 4,93% 3,19% 3,99% 2,95% 3,61% 2,66% -2,33% 3,04%
SWISSCOM 14,67% 18,55% 13,13% 10,42% 9,61% 10,17% 9,94% 5,11% 10,50% 9,53%
TELE2 7,62% 3,85% -4,55% -0,99% 7,92% 12,69% 18,43% 11,22% 7,69% 37,72%
CHINA MOBILE 11,78% 13,05% 13,67% 15,80% 17,37% 15,49% 13,99% 13,28% 12,33% 10,46%
MTN 22,98% 23,76% 14,36% 13,46% 14,08% 10,98% 10,87% 13,11% 13,67% 13,40%
AT&T 6,27% 4,29% 3,40% 5,61% 6,23% 5,89% 8,60% 2,85% 4,03% 8,10%

Auch hier punkten China Mobile und MTN mit durchgehenden Werten von mehr als 10%, wobei auch hier MTN vor China Mobile liegt.

Cashflow:

Free Cashflow 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013  Zuwachs
TELEKOM AUSTRIA 756,49 1.010,01 593,20 890,14 756,20 673,97 633,96 474,30 319,70 -727,52 -196,17%
DEUTSCHE TELEKOM 11.354,00 9.555,00 7.140,00 7.045,00 8.460,00 8.191,00 7.858,00 9.645,00 7.956,00 6.447,00 -32,53%
SWISSCOM 2.081,00 2.345,00 1.940,00 1.412,00 1.745,00 2.265,00 1.892,00 1.639,00 1.486,00 1.486,00 -28,59%
TELE2 4.347,00 2.572,00 -1.382,00 -535,00 4.016,00 5.029,00 6.254,00 4.912,00 4.958,00 2.672,00 -38,53%
CHINA MOBILE 43.619,00 64.487,00 72.835,00 71.170,00 74.222,00 95.162,00 120.727,00 109.755,00 115.872,00 99.818,00 128,84%
MTN #N/A N/A #N/A N/A 9.326,00 13.067,00 9.876,00 11.943,00 25.698,00 25.493,00 17.258,00 22.215,00 138,21%
AT&T 5.595,00 7.088,00 7.295,00 16.525,00 13.980,00 17.851,00 15.463,00 14.633,00 19.711,00 13.852,00 147,58%

Eine wichtige Kennzahl im Telekom-Sektor ist natürlich der Cashflow. Es müssen oft sehr hohe Investitionen getätigt werden (für den Ausbau neuer Technologien wie z.B. LTE) und es ist interessant, ob die Unternehmen das aus dem Cashflow schaffen, oder sich immer mehr verschulden müssen.
Der Free-Cashflow gibt an, wie viel Cash nach diesen Investitionstätigkeiten übrig bleibt z.B.  für die Ausschüttung von Dividenden oder für die Tilgung von Fremdkapital.

Hier ist leider die Telekom Austria ebenfalls der Verlierer – selbst wenn man vom negativen Cashflow 2013 absieht, sind die Cashflows in den letzten 10 Jahren stetig zurückgegangen.

Gewinner ist hier AT&T, gefolgt von MTN.

Eigenkapitalquote:

EK-Quote 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
TELEKOM AUSTRIA 37,85% 37,92% 37,35% 28,49% 23,96% 18,99% 19,55% 11,86% 11,29% 19,24%
DEUTSCHE TELEKOM 36,56% 37,83% 38,16% 37,49% 35,01% 32,82% 33,67% 32,59% 28,28% 27,14%
SWISSCOM 52,37% 49,40% 28,71% 25,36% 25,35% 29,85% 25,39% 22,09% 23,83% 29,28%
TELE2 65,98% 51,80% 44,02% 55,19% 59,83% 70,49% 71,53% 45,78% 41,53% 54,17%
CHINA MOBILE 63,30% 64,87% 64,56% 66,41% 66,92% 67,56% 66,99% 68,28% 68,94% 67,73%
MTN 51,82% 62,17% 44,09% 44,56% 47,35% 46,64% 47,86% 51,10% 52,75% 52,80%
AT&T 36,73% 37,55% 42,69% 41,85% 36,32% 38,01% 41,56% 39,12% 34,04% 32,93%

Eine wichtige Kennzahl für die finanzielle Stabilität eines Unternehmens und besonders im Telekom-Sektor interessant ist die Eigenkapitalquote.
Die Telekom Austria kann leider immer wieder beweisen, dass sie den letzten Platz im Vergleich verteidigt. Die Eigenkapitalquote der Telekom ist mittlerweile die schlechteste unter allen Kandidaten und hat in den letzten 10 Jahren stetig abgenommen. Eine derartige Entwicklung hat natürlich Rating-Abstufungen und höhere Zinsen auf das Fremdkapital zur Folge.

Relativ gut ausgestattet sind China Mobile, Tele2 und MTN.

 Dividendendeckung:

Div. Deckung CF 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
TELEKOM AUSTRIA 297,80% 384,35% 150,28% 172,06% 134,23% 115,99% 117,65% 86,57% 79,72% -295,55%
DEUTSCHE TELEKOM n/a 155,06% 111,08% 99,99% 114,34% 106,34% 113,60% 154,89% 127,62% 131,38%
SWISSCOM 153,81% 176,85% 142,96% 110,31% 119,11% 172,90% 143,55% 117,24% 105,39% 105,46%
TELE2 533,37% 103,17% -100,22% -25,46% 83,79% 179,10% 202,20% 39,29% 78,72% 74,06%
CHINA MOBILE 434,02% 317,98% 262,37% 197,53% 160,41% 190,87% 236,24% 206,12% 207,20% 178,46%
MTN #WERT! #WERT! 212,44% 197,15% 78,24% 229,14% 290,70% 172,78% 94,39% 109,44%
AT&T 108,35% 124,09% 104,27% 134,90% 106,25% 133,75% 116,92% 104,92% 141,20% 99,37%

Da wir natürlich Unternehmen bevorzugen, die Dividenden ausschütten – am besten mit steigender Tendenz – ist es wichtig zu wissen, ob sich diese Unternehmen das auch leisten können oder eher von der Substanz ausschütten um eine schöne Dividende herzeigen zu können.
Auch hier zeigt die Telekom Austria eine katastrophale Tendenz: Obwohl die Dividenden in den letzen Jahren extrem stark gekürzt wurden, kann sie es sich dennoch nicht aus dem Cashflow leisten, diese zu bedienen.

Am vorsichtigsten agieren hier China Mobile und Swisscom. China Mobile hat fast doppelt soviel Cashflow zur Verfügung wie ausgeschüttet wird. Bei Swisscom wird in den letzten Jahren in etwa der freie Cashflow ausgeschüttet. (mit 5-15% Puffer).

Bei diesen beiden  Unternehmen kann man am sichersten sein, dass das Cash für die Dividenden auch in Zukunft verfügbar ist. Da Swisscom allerdings in den letzten Jahren rückläufige Cashflows hatte, muss man auch mit einem Rückgang der Dividenden rechnen.

Da AT&T den Cashflow in den letzten 10 Jahren steigern konnte, und eigentlich auch immer die Dividenden aus dem Cashflow bezahlen konnte (Ausnahme war ganz knapp das Jahr 2013) gebührt ihnen der zweite Platz.

Zusammenfassung:

Beim fundamentalen Vergleich steht der Sieger eindeutig fest: MTN. Durch die Erschließung neuer Wachstumsmärkte in afrikanischen Staaten konnte das Unternehmen auch in den letzten 10 Jahren ein gutes Wachstum vorlegen.

Auf Platz zwei sehe ich China Mobile, relativ dicht gefolgt von AT&T.

Bewertung:

KGV:

KGV 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 aktuell 2015 Median 2004-2015
TELEKOM AUSTRIA n/a 23,23 18,07 17,77 -97,16 46,34 23,86 -16,24 24,48 28,17 90,85 14,21 23,23
DEUTSCHE TELEKOM 43,87 10,60 19,29 114,72 31,61 127,13 24,84 68,54 -6,94 59,49 19,03 17,89 28,23
SWISSCOM 18,58 12,61 16,37 12,12 10,33 10,98 11,75 26,99 11,28 14,48 17,29 16,93 13,54
TELE2 11,24 16,10 -12,27 -32,55 12,63 10,75 8,97 12,61 16,00 2,24 19,44 18,66 11,92
CHINA MOBILE 12,42 13,58 20,29 31,05 13,57 12,25 12,89 12,10 14,03 13,30 17,20 17,03 13,57
MTN 16,37 16,15 14,96 23,58 13,33 14,55 17,70 13,05 16,22 15,41 15,30 14,15 15,35
AT&T 14,51 20,02 18,68 21,54 12,93 13,77 8,73 45,44 26,05 10,18 13,27 12,93 14,14

Vom KGV her schaut MTN derzeit auch attraktiv aus, da sie unter dem 10 jährigen Median notieren.
China Mobile ist leider nicht ganz so günstig. Der Median der letzten 10 Jahre war mit 13,57 deutlich unter dem derzeitigen KGV von 17,2.

AT&T wäre ebenfalls derzeit unter der Median-Bewertung zu haben.

Dividende, KBV und KUV:

Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV
TELEKOM AUSTRIA 0,82% -59,45% 2,07 0,67
DEUTSCHE TELEKOM 4,36% -10,61% 2,13 0,83
SWISSCOM 3,97% 1,56% 5,43 2,48
TELE2 5,11% -45,38% 1,87 1,47
CHINA MOBILE 3,28% 3,33% 1,77 2,23
MTN 5,00% 21,30% 3,80 3,05
AT&T 5,39% 2,27% 1,92 1,37

Von der Dividende und vom Dividendewachstum her ist MTN auch sehr attraktiv. KBV und KUV sind dafür vergleichsweise hoch.
Dafür ist China Mobile vom KBV betrachtet sehr günstig.
Bei AT&T lockt die derzeit hohe Dividendenrendite und eine günstige Bewertung bei KBV und KUV.

Insgesamt ist aber noch immer MTN am attraktivsten. Es ist der fundamentale Sieger und zeigt eine faire Bewertung mit wenig Kompromissen.

Ich würde diesen Wert deshalb sofort in das Financeblog-wikifolio aufnehmen, wenn das möglich wäre. Leider ist es bei wikifolio nicht möglich MTN-Aktien zu kaufen ;-(

Aus diesem Grund werde ich sowohl die China Mobile, als auch die AT&T  in das wikifolio aufnehmen, allerdings jeweils nur mit der halben Gewichtung (also nicht wie üblich 5% der Gesamtinvestitionssumme sondern jeweils nur 2,5%, damit der Telekom-Sektor nicht zu stark gewichtet wird. Er scheint mir insgesamt eher riskant, ich möchte aber dass auch er im wikifolio vertreten ist)

 Der Chart:

Kurse der Telekom-Unternehmen seit 2006
Kurse der Telekom-Unternehmen seit 2006

Interessant ist, dass gerade der fundamentale Sieger MTN auch in der Vergangenheit die anderen hinter sich lassen konnte, gefolgt von China Mobile und AT&T.

Man sieht, dass sich eine gute Gewinnsteigerung logischerweise langfristig auf den Aktienkurs auswirkt. Den Index (S&P 500) schlagen konnten deshalb nur MTN, China Mobile, AT&T und Tele2, wobei Tele2 vor allem durch “streamlining” auf die neuen Marktgegebenheiten reagiert hat. Es hat problematische Geschäftsbereiche (wie z.B. das Russland-Geschäft)  einfach veräußert.

Halbleiter-Hersteller im Vergleich

Heute geht es einmal um eine Wachstumsbranche: Mikroprozessoren  in Halbleitertechnik sind für die moderne Welt unerlässlich und die Entwicklung schreitet sehr schnell voran. Seit 1970 die ersten Mikroprozessoren auf Basis integrierter Schaltkreise in Halbleitertechnik auf den Markt kamen. (Intel 4004, Texas Instruments TMS 1000) entwickelte sich die Technik in atemberaubender Geschwindigkeit: So hatte der Urgroßvater aller Mikroprozessoren, der Intel 4004, ein 4-Bit-Prozessor, 2300 Transistoren und konnte bei einer Taktfrequenz von 500 Kilohertz (das ist ein zweitausendstel Gigahertz) etwa 62.500 Befehle pro Sekunde abarbeiten. Das sind 0,063 MIPS (Million Instructions per second)
Ein moderner Mikroprozessor, wie z.B. ein moderner Quade-Core-Intel XEON-Prozessor hat eine Taktfrequenz von 3,9 GHz (das ist schon fast 8000 mal schneller als der Intel 4004) und kann – bedingt durch seine 64Bit-Architektur und die Multi-Core Technik etwa 12.000 MIPS leisten, das ist sagenhafte 190.000(!) mal schneller als der erste Prozessor von 1970. Mittlerweile werden bis zu 5 Milliarden Transistoren in einen Chip gepackt. Auch das ist 2,5 Millionen Mal soviel wie 1970.
Kaum eine Technologie hat sich so schnell entwickelt in den letzten 40 Jahren.

Aus der modernen Welt sind diese Chips nichtmehr wegzudenken. In jedem Computer und Mobiltelefon sind sind präsent, aber auch im Mikrowellenherd, im Auto, beinahe in jedem elektronischem Gerät.

Ich habe deshalb heute einige Firmen verglichen, die solche Bauteile herstellen – und unterschiedlich spezialisiert sind.

Die Vergleichskandidaten:

Qualcomm:

Qualcomm ist spezialisiert auf die Herstellung von integrierten Schaltkreisen für die Mobiltelefonie. Sie stellen einerseits die Chips für die Übertragung von Mobilfunk-Signalen her (z.B. HSDPA, LTE), andererseits aber auch mobile Prozessoren die auf hohe Geschwindigkeit bei wenig Stromverbrauch optimiert sind. (z.B. Qualcomm Snapdragon) Chips von Qualcomm findet man eigentlich in so gut wie jedem modernen Smartphone. Die meisten Android-Geräte benutzten ausschließlich Chipsätze von Qualcomm, aber auch das Apple Iphone enthält Chips von Qualcomm (die Haupt-CPU ist beim Iphone eine Apple-Eigenproduktion)

Intel:

Der Platzhirsch unter den Prozessor-Herstellern. Marktführer bei Desktop-Geräten, egal ob PC oder Mac. Auch Intel stellt aber stromsparende mobile Prozessoren her, die öfters in Tablets Verwendung finden wie z.B. im Microsoft Surface Tablet.

Texas Instruments (TI):

Texas Instruments zählt neben Intel zu den Pionieren der Mikroprozessortechnik. Hat man sich Anfangs vor allem auf Taschenrechner spezialisiert (fast jeder wird den TI-30 noch aus der Schulzeit kennen) so ist man mittlerweile einer der führenden Hersteller für Chips in der Alltagstechnik wie z.B. in TV-Geräten, Waschmaschinen, etc.

Infineon:

Das einzige europäische Unternehmen unter den Vergleichskandidaten ist spezialisiert auf Mikrochips in der KFZ-Technik. Es werden sowohl Mikrocontroller als auch Sensoren hergestellt.

NVIDIA:

NVIDIA ist spezialisiert auf die Herstellung von hochleistungs-Grafik-Prozessoren. So arbeiten z.B. in der aktuellen Playstation 3 von SONY und in der Xbox one von Microsoft 3D-Grafikprozessoren von NVIDIA.

Broadcom:

Broadcom hat sich auf integrierte Schaltkreise für Netzwerktechnik spezialisiert. Man produziert also Chips für Netzwerkkarten, Ethernet, WLAN, Kabelmodems und DSL-Modems.

ARM:

ARM verfolgt ein sehr interessantes Geschäftsmodell: Sie produzieren nicht selbst sondern entwickeln Chips für Mobiltelefone und lizensierten sie dann an diverse Hersteller.
So ist beinahe jedes Smartphone heutzutage mit ARM-Technologie ausgestattet. Sowohl das Herz des Iphone 6 (der Apple A8-Prozessor) als auch die Qualcomm-Snapdragon-Prozessoren die in vielen Android-Handys ihren Dienst verrichten, basieren alle auf der ARM-Architektur.

Der Vergleich:

Jeder Hersteller hat also seine Marktnische gefunden und sich dort spezialisiert. Dadurch ist schon einmal zu erkennen, daß vor allem 2 Hersteller vom derzeitigen Smartphone und Tablet-Boom profitieren: Qualcomm und ARM.

Nun kommen wir einmal zu den harten Fakten, den Zahlen:

Umsatz:

Umsatz 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zuwachs
QUALCOMM 4.880,00 5.673,00 7.526,00 8.871,00 11.142,00 10.416,00 10.982,00 14.957,00 19.121,00 24.866,00 409,55%
INTEL 34.209,00 38.826,00 35.382,00 38.334,00 37.586,00 35.127,00 43.623,00 53.999,00 53.341,00 52.708,00 54,08%
TI 12.580,00 12.335,00 14.255,00 13.835,00 12.501,00 10.427,00 13.966,00 13.735,00 12.825,00 12.205,00 -2,98%
INFINEON 7.195,00 6.759,00 7.929,00 4.074,00 3.903,00 2.184,00 3.295,00 3.997,00 3.904,00 3.843,00 -46,59%
NVIDIA 1.822,94 2.010,03 2.375,69 3.068,77 4.097,86 3.424,86 3.326,45 3.543,31 3.997,93 4.280,16 134,79%
BROADCOM 2.400,61 2.670,79 3.667,82 3.776,40 4.658,13 4.490,32 6.818,32 7.389,00 8.006,00 8.305,00 245,95%
ARM 152,90 232,44 263,25 259,16 298,93 305,02 406,60 491,83 576,90 714,60 367,37%

Auch hier ist bereits zu erkennen, daß in den letzten 10 Jahren besonders der Markt für mobile Technologien wie Smartphones und Tablets gewachsen ist. Den höchsten Umsatzzuwachs konnten Qualcomm und ARM verbuchen.

Netto-Gewinn:

Nettogewinn 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
QUALCOMM 1.720,00 2.143,00 2.470,00 3.303,00 3.160,00 1.592,00 3.247,00 4.260,00 6.109,00 6.853,00 9.107,52 9.604,57
INTEL 7.516,00 8.664,00 5.044,00 6.976,00 5.292,00 4.369,00 11.464,00 12.942,00 11.005,00 9.620,00 11.536,88 11.722,53
TI 1.861,00 2.324,00 4.341,00 2.657,00 1.920,00 1.470,00 3.228,00 2.236,00 1.759,00 2.162,00 2.839,95 3.145,53
INFINEON 61,00 -312,00 -268,00 -347,00 -2.935,00 -626,00 659,00 1.119,00 427,00 272,00 486,20 560,07
NVIDIA 74,42 100,36 301,18 448,83 797,65 -30,04 -67,99 253,15 581,09 562,54 715,53 754,29
BROADCOM 173,19 367,09 379,04 213,34 214,79 65,26 1.081,80 927,00 719,00 424,00 1.802,40 2.025,94
ARM 25,88 29,65 48,16 35,25 43,59 40,44 85,97 112,64 160,70 104,80 332,47 398,85

 

GewinnVeränderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2004-2014
QUALCOMM 24,59% 15,26% 33,72% -4,33% -49,62% 103,96% 31,20% 43,40% 12,18% 32,90% 429,51%
INTEL 15,27% -41,78% 38,30% -24,14% -17,44% 162,39% 12,89% -14,97% -12,59% 19,93% 53,50%
TI 24,88% 86,79% -38,79% -27,74% -23,44% 119,59% -30,73% -21,33% 22,91% 31,36% 52,60%
INFINEON -611,48% 14,10% -29,48% -745,82% 78,67% 205,27% 69,80% -61,84% -36,30% 78,75% 697,05%
NVIDIA 34,85% 200,11% 49,03% 77,71% -103,77% -126,31% 472,34% 129,55% -3,19% 27,20% 861,49%
BROADCOM 111,96% 3,26% -43,72% 0,68% -69,62% 1557,65% -14,31% -22,44% -41,03% 325,09% 940,74%
ARM 14,58% 62,43% -26,80% 23,67% -7,23% 112,60% 31,02% 42,66% -34,79% 217,24% 1184,91%

Die beiden Tabellen zeigen einerseits den Netto-Gewinn der Unternehmen inkl. Schätzungen für 2014 und 2015 sowie die Veränderung des Gewinnes über die einzelnen Jahre.

Hier sieht man das atemberaubende Wachstum von ARM sehr deutlich. Auch Broadcom war gut dabei, allerdings mit stärkeren Gewinnschwankungen. Bei Infineon und NVIDIA muss man aufpassen: Sie hatten eine sehr instabile Gewinn-Entwicklung und auch immer wieder Verlustjahre. Hier trügt der Schein des starken Zuwachses beim Gewinn ein wenig.

Umsatzrendite:

Umsatzrendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
QUALCOMM 35,25% 37,78% 32,82% 37,23% 28,36% 15,28% 29,57% 28,48% 31,95% 27,56%
INTEL 21,97% 22,31% 14,26% 18,20% 14,08% 12,44% 26,28% 23,97% 20,63% 18,25%
TI 14,79% 18,84% 30,45% 19,20% 15,36% 14,10% 23,11% 16,28% 13,72% 17,71%
INFINEON 0,85% -4,62% -3,38% -8,52% -75,20% -28,66% 20,00% 28,00% 10,94% 7,08%
NVIDIA 4,08% 4,99% 12,68% 14,63% 19,46% -0,88% -2,04% 7,14% 14,53% 13,14%
BROADCOM 7,21% 13,74% 10,33% 5,65% 4,61% 1,45% 15,87% 12,55% 8,98% 5,11%
ARM 16,92% 12,75% 18,29% 13,60% 14,58% 13,26% 21,14% 22,90% 27,86% 14,67%

Wie viel Prozent vom Umsatz konnten zu Gewinn werden? Diese Aufstellung zeigt quasi wir groß die Gewinnspanne ist. Interessanterweise hat hier Qualcomm die Nase vorne, obwohl ARM keine eigene Produktion hat und deshalb theoretisch eigentlich eine bessere Wertschöpfung haben sollte. Möglicherweise übersteigt allerdings der Forschungs- und Entwicklungsaufwand den Aufwand bei der Produktion. ARM forscht und Qualcomm produziert.
In dieser Kategorie jedenfalls sind Qualcomm und Intel vorne.

Gesamtkapitalrendite:

GK-Rendite 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
QUALCOMM 15,91% 17,20% 16,27% 17,92% 12,88% 5,89% 10,76% 11,96% 14,30% 15,09%
INTEL 15,82% 17,97% 10,48% 12,56% 10,45% 8,23% 18,14% 18,26% 13,15% 10,68%
TI 11,55% 15,49% 31,21% 20,98% 16,10% 12,13% 24,09% 11,11% 9,21% 11,92%
INFINEON 1,56% -2,25% -1,20% -2,09% -51,52% -12,60% 15,04% 20,13% 8,26% 5,47%
NVIDIA 6,18% 6,17% 15,41% 16,78% 21,29% -0,88% -1,80% 5,70% 10,52% 8,82%
BROADCOM 6,00% 9,78% 7,77% 4,41% 4,89% 1,27% 13,62% 10,31% 6,68% 3,95%
ARM 3,59% 3,63% 6,47% 5,49% 5,15% 4,81% 7,98% 8,67% 10,98% 6,41%

Die gute Umsatzrendite bei Qualcomm und Intel schlägt direkt auf die GK-Rendite durch.

Cashflow:

Free-Cashflow 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
QUALCOMM 2.149,00 2.110,00 2.568,00 2.993,00 2.161,00 6.411,00 3.650,00 4.307,00 4.714,00 7.730,00
INTEL 9.276,00 9.005,00 4.772,00 7.625,00 5.729,00 6.655,00 11.485,00 10.199,00 7.857,00 10.065,00
TI 1.848,00 2.484,00 1.189,00 3.720,00 2.567,00 1.890,00 2.621,00 2.440,00 2.919,00 2.972,00
INFINEON 694,00 -305,00 -250,00 753,00 -541,00 -227,00 534,00 357,00 -251,00 286,00
NVIDIA -77,93 64,94 366,81 441,86 1.082,45 -158,31 410,21 577,91 770,42 640,86
BROADCOM 451,91 404,94 799,18 674,89 836,81 920,32 1.261,90 1.675,00 1.687,00 1.557,00
ARM 44,70 41,61 62,65 60,77 95,68 91,81 172,29 185,91 251,60 315,00

 

Cashflow-Änderung 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2004-2013
QUALCOMM -1,81% 21,71% 16,55% -27,80% 196,67% -43,07% 18,00% 9,45% 63,98% 259,70%
INTEL -2,92% -47,01% 59,79% -24,87% 16,16% 72,58% -11,20% -22,96% 28,10% 8,51%
TI 34,42% -52,13% 212,87% -30,99% -26,37% 38,68% -6,91% 19,63% 1,82% 60,82%
INFINEON -143,95% -18,03% -401,20% -171,85% -58,04% -335,24% -33,15% -170,31% -213,94% -58,79%
NVIDIA -183,33% 464,85% 20,46% 144,98% -114,63% -359,12% 40,88% 33,31% -16,82% -922,40%
BROADCOM -10,39% 97,36% -15,55% 23,99% 9,98% 37,12% 32,74% 0,72% -7,71% 244,54%
ARM -6,92% 50,55% -2,99% 57,45% -4,05% 87,66% 7,91% 35,34% 25,20% 604,63%

Infineon belegt hier leider den letzten Platz. Sie bringen keinen nachhaltigen positiven Cashflow auf die Reihe und sind deshalb laufend auf neues Fremdkapital angewiesen.
Auch hier ist wieder zu erkennen, daß die Mobiltechnologie in den letzten 10 Jahren am lukrativsten war. ARM und Qualcomm haben abermals die Nase vorne.

Dividendendeckung vom Free Cashflow:

Div. Deckung CF 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
QUALCOMM 693,23% 400,38% 365,81% 342,84% 215,24% 573,95% 299,18% 298,68% 290,45% 373,43%
INTEL 826,74% 455,49% 203,58% 289,59% 184,33% 214,06% 327,86% 244,70% 176,96% 213,11%
TI 1056,00% 1364,84% 577,18% 873,24% 478,03% 333,33% 442,74% 355,69% 322,90% 234,02%
INFINEON n/a n/a n/a n/a n/a n/a n/a 207,56% -132,11% 158,89%
NVIDIA n/a n/a n/a n/a n/a n/a n/a n/a n/a 1277,64%
BROADCOM n/a n/a n/a n/a n/a n/a 772,13% 841,71% 664,17% 548,24%
ARM 498,09% 398,74% 506,57% 326,66% 361,97% 315,44% 493,81% 440,90% 482,92% 455,86%

Wachstumsunternehmen schütten in der Regel wenig bis keine Dividende aus. Da diese Unternehmen aber bereits etabliert sind (sie haben die starke Wachstumsphase nach der Gründung schon lange hinter sich lassen) können sie es sich leisten Dividende zu bezahlen – zumindest einige von ihnen.

Infineon, NVIDIA und Broadcom bezahlen erst seit kurzem eine Dividende. Bei Infineon ist aufgrund der schlechten Cashflow-Entwicklung die Deckung nicht nachhaltig garantiert. Alle anderen schütten nur einen Bruchteil des Cashflows aus, sodass die Deckung durchwegs über 100% beträgt. Wieder ganz vorne ARM und Qualcomm.

Die Bewertung:

KGV 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Median 2004-2015
QUALCOMM 40,68 33,05 25,28 19,61 18,30 49,17 24,78 21,58 16,91 18,14 13,80 13,09 20,59
INTEL 19,56 17,37 23,15 22,43 15,44 26,02 10,23 9,54 9,15 13,36 13,99 13,77 14,72
TI 22,70 22,33 9,84 17,62 10,24 22,14 11,82 14,88 19,41 22,23 17,58 15,87 17,60
INFINEON 97,80 -18,52 -29,76 -17,46 -0,25 -6,74 11,48 5,65 15,51 30,84 17,21 14,94 8,57
NVIDIA 51,06 62,36 43,69 43,06 5,40 -344,86 -128,10 33,43 13,01 16,14 13,87 13,16 15,01
BROADCOM 61,81 44,17 45,01 66,44 40,76 234,58 20,71 17,07 25,48 39,17 12,26 10,91 39,97
ARM 43,44 56,05 34,99 45,24 25,17 56,63 66,16 71,01 66,15 146,44 34,70 28,92 50,65
Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV
QUALCOMM 2,03% 23,88% 3,24 4,82
INTEL 2,78% 7,23% 2,83 2,94
TI 2,66% 32,15% 4,72 3,92
INFINEON 2,02% 6,27% 2,08 1,95
NVIDIA 1,87% n/a 2,31 2,36
BROADCOM 1,28% 10,33% 2,54 2,61
ARM 0,80% 25,05% 8,10 15,42

Fundamental sind ARM und Qualcomm eindeutig die Gewinner.
Sie haben wohl auch in Zukunft die besten Wachstumsaussichten, da der mobile Boom noch nicht abgerissen ist: Es werden immer mehr klassische Notebooks durch Tablets ersetzt und Smartphones bleiben ein Thema. Viele Leute kaufen sich alle 1-2 Jahre ein neues Smartphone um immer vorne dabei zu sein.
Einzig bei Intel sehe ich noch die Möglichkeit, daß sie in Zukunft ebenfalls von der zunehmenden Mobilisierung der Computertechnik profiteren können.

Vom KGV her notieren Qualcomm und ARM derzeit (2014er Spalte) unter dem Median. Allerdings kommt mir ARM mit einem KGV von fast 35 schon sehr teuer vor. Da ist schon extrem viel Wachstum eingepreist und die eine oder andere schlechte Nachricht kann schnell zu Kurseinbrüchen führen. Qualcomm ist da mit einem KGV von 13,8 fairer bewertet.

Auch beim KBV und KUV ist Qualcomm günstiger – eben weil es nicht so schnell wachst wie ARM. Aber auch Qualcomm wächst. Deshalb werde ich Qualcomm in das Financeblog-wikifolio übernehmen.

Der Chart:

Aktienkurse der Halbleiter-Hersteller seit 2004
Aktienkurse der Halbleiter-Hersteller seit 2004

Nur ARM, Qualcomm und NVIDIA konnten den S&P 500 – Index in den letzten 10 Jahren schlagen.

Gesamtertrag im Vergleich:

Einstiegsjahr QUALCOMM INTEL TI INFINEON NVIDIA BROADCOM ARM S&P 500
2007 11,06% 10,40% 9,06% -0,88% -3,13% 3,66% 30,57% 6,50%
2008 11,90% 7,24% 7,93% 3,16% -8,07% 7,55% 35,90% 6,71%
2009 15,72% 19,91% 24,65% 50,39% 16,42% 17,45% 52,11% 16,92%
2010 12,69% 15,38% 16,48% 19,21% 0,69% 6,65% 42,15% 15,02%
2011 13,69% 17,95% 13,79% 6,84% 6,23% -0,78% 23,43% 15,00%
2012 14,22% 17,46% 23,43% 16,37% 12,87% 13,85% 17,66% 20,21%
2013 13,86% 38,83% 32,89% 22,15% 29,46% 13,53% 10,73% 22,75%
2014 3,19% 50,50% 16,54% 13,44% 24,11% 54,53% -22,68% 10,80%

Hier noch eine Tabelle mit dem Gesamtertrag (also Kursgewinn + Dividenden) seit 2007.
Das Einstiegsjahr gibt an, wann man die Investition begonnen hat und der Ertrag ist per anno bis zum heutigen Tag zu verstehen.
Hätte man also 2007 (anstatt 2004) in NVIDIA investiert, hätte man heute einen jährlichen Verlust von 3,13% gemacht. Man sieht also wieder einmal, daß man von der vergangenen Kursentwicklung nie auf die Zukunft schließen sollte.

Bei ARM sieht man, daß das heurige Jahr schlecht gelaufen ist. Das Wachstum hat sich verlangsamt und gerade in den letzten Tagen ist der Aktienkurs deshalb ziemlich abgestürzt.
Mit Qualcomm hatte man seit 2007 immer Gewinne, egal war man eingestiegen ist – allerdings konnte der Index nur bei einem Einstieg 2007 oder 2008 geschlagen werden – möglicherweise eine Erklärung für die derzeit günstige Bewertung.

Plötzlich ist alles vergessen – S&P 500 steigt 6,6% in 4 Tagen

Letzte Woche noch war noch Krisenstimmung an den Börsen und man konnte überall von einem drohenden Bärenmarkt oder sogar von einem Crash lesen. Das Angst-Barometer (VIX Index, der Volatilitätsindex des S&P 500) stieg auf neue Rekordhöhen. Ich berichtete darüber in diesem Artikel.
Deshalb versuchte ich eine fundamentale Erklärung für einen eventuellen Bärenmarkt zu finden (also für längere Zeit anhaltende sinkende Kurse) und wollte mir eine Meinung darüber bilden, ob es sich nur um eine Korrektur oder um den Beginn eines echten Bärenmarktes handelt. Darüber berichtete dieser Artikel.
Da ich keine fundamentalen Gründe feststellen konnte war ich der Meinung, dass es wohl nur eine normale Korrektur sein kann die die Kurse in den ersten Oktoberwochen so stark nach unten gehen ließ und sah das als Kaufgelegenheit.
Ich habe deshalb sowohl privat Aktien nachgekauft als auch im Financeblog-wikifolio.

Schneller als erwartet kam dann die “Korrektur der Korrektur” und seit 4 Tagen geht es steil bergauf.  Nachdem der S&P 500-Index in diesen 4 Tagen über 6,6% zulegen konnte, ist auch der Angst-Index VIX wieder auf ein relativ normales Niveau gesunken. Plötzlich ist die Angst wieder weg. Und wieder gibt es zahlreiche Erklärungen dafür wie z.B. dass die EZB (die europäische Zentralbank) die Banken zu weiteren Kreditvergaben stimulieren möchte. Abermals bin ich der Meinung, daß es keinen direkten Grund für diese Bewegung gibt. So sind einfach die Märkte. Die Stimmung kann sehr schnell umschlagen. Man ist also immer auf der sicheren Seite, wenn man sich genau anschaut, was man investiert und sich nicht von Kursschwankungen verrückt machen lässt, sondern billige Kurse als Kaufgelegenheit sieht.

Niemand kann wissen, wie sich die Stimmung weiter entwickelt. Das einzige, was man herausfinden kann ist, ob eine Aktie gerade billig ist oder nicht. Manchmal bietet der Markt gute Schnäppchen an, wenn er gerade in Panik verfällt. Im Gegensatz dazu bietet er natürlich manchmal auch exorbitant hohe Preise wenn eine Euphorie in eine Übertreibung übergeht. Auch darüber habe ich hier schon berichtet, im Artikel über die Psychologie hinter der Börse.

Charts zur Veranschaulichung:

In den Charts ist die Korrektur von Anfang Oktober, sowie die Aufwärtsbewegung der letzten Tage deutlich zu sehen. Genauso gut sieht man im Chart des VIX wie die implizite Volatilität (der Maßstab der Angst) zuerst stark angestiegen und jetzt wieder zurückgegangen ist.

S&P 500:

Der S&P 500 seit einem Jahr
Der S&P 500 Index seit einem Jahr

VIX:

Der VIX-Index  seit einem Jahr
Der VIX-Index seit einem Jahr

Aktien, Anleihen, Gold oder Sparbuch – was brachte am meisten?

Der heutige Artikel sollte eigentlich jedem interessieren, der für seine Altersvorsorge spart. Der staatlichen Pension vertraut heutzutage sowieso niemand mehr, aber Sparbücher, Lebensversicherungen etc. sind noch immer sehr beliebt.

Ich möchte heute einmal beleuchten, wie viel welche Anlageklasse tatsächlich über die letzten 25 Jahre gebracht hat. Das ist ein Zeitraum der realistisch für die Altersvorsorge ist. Wenn man mit 30 Jahren zu sparen beginnt, hat man im Alter von 55 einen guten Polster – oder auch nicht.
Ich habe nämlich alle Daten auch inflationsbereinigt, d.h. um den Verbraucherpreisindex angepasst. Wie wir wissen ist dieser oft sowieso schon “schön” gerechnet, da in diesen Index heute auch Dinge wie Fernseher, Computer, Mobiltelefon, etc. einfliessen, welche durch den technischen Fortschritt immer billiger werden. Sie können deshalb den Verbraucherpreisindex drücken. Nahrungsmittel, Dinge die wir für den Alltag brauchen etc. werden deshalb oft überproportional teurer.
Der Verbraucherpreisindex (auf Englisch CPI – “consumer price Index”) versucht die Entwicklung der durchschnittlichen Verbraucherpreise abzubilden. Er wird anhand eines Warenkorbes eines Durchschnittsbürgers berechnet. D.h. jeder Mensch hat eigentlich seinen eigenen CPI. Wenn man gerne öfter auf Urlaub fährt, oder Städtereisen unternimmt, schaut der persönliche CPI anders aus, als wenn man ein geregeltes Alltagsleben mit seiner Familie führt. So hat jeder eigentlich seine eigene “Inflation”. Ich habe hier dennoch den von den Behörden herausgegebenen CPI für die Vergleiche hergenommen,da er eigentlich sogar einen “best-case” darstellt – in vielen Fällen ist die persönliche Inflation wahrscheinlich eher höher.

Das Sparbuch

Als erstes beleuchten wir das klassische Sparbuch. Hier reichen die historischen Daten (für die Zinsentwicklung und den Verbraucherpreisindex (CPI) ) weit genug zurück, dass ich eine Aufstellung seit 1970 bringen kann. Das deckt über 44 Jahre ab – ein komplettes Berufsleben eines Durchschnittsbürgers. Wenn er mit 20 eine bestimmte Summe aufs Sparbuch legt, denkt er vielleicht, daß er mit 64 Jahren durch Zins und Zinseszins ein gutes Vermögen angehäuft hat. Immerhin hat er 44 Jahre auf das Geld verzichtet.

Also schauen wir einmal, was passiert wäre, wenn ein Amerikaner bzw. ein Europäer 1970 sein Geld aufs Sparbuch gelegt hätte und heute wissen möchte wie viel es ihm gebracht hat:

Kapitalzuwachs pro Jahr 1970-heute USA
CPI bereinigt (=real) 1,08%
ohne Inflation (=nominal) 5,27%
Kapitalzuwachs pro Jahr 1970-heute Europa
CPI bereinigt (=real) -0,31%
ohne Inflation (=nominal) 4,48%

 

Entwicklung  von  1000 EUR bzw. USD seit 30 Jahren nominal und real
Entwicklung von 1000 EUR bzw. USD seit 30 Jahren nominal und real

Der Amerikaner kann sich immerhin über bescheidene 1,08% pro Jahr – kaufkraftbereinigt – freuen. D.h. wenn er 1970 eine Summe von 1000 Dollar aufs Sparbuch gelegt hat, sind das heute etwa 1500 Dollar geworden – wohlgemerkt: kaufkraftbereinigt. Auf dem Sparbuch liegen jetzt fast 8000 Dollar, aber mit diesen 8000 Dollar kann er nur soviel kaufen wie 1970 mit etwa 1500 Dollar.

Besonders trist sieht die Situation für den Europäer aus: Er hat war fast 6000 EUR auf seinem Sparbuch liegen, welches er 1970 mit 1000 EUR eröffnet hat, aber die Kaufkraft ist unter EUR 1000,- gesunken. D.h. er hat zwar nominal seinen Einsatz fast versechsfacht, aber real einen Verlust gemacht.

Die Quellen für diese Daten sind:
– Für den CPI die offiziellen behördlichen Daten
– Für den Sparbuch-Zinssatz: der jeweilige Leitzins der Nationalbanken laut Bloomberg. Er entspricht immer in etwa dem, was (stabile) Banken auf Tagesgeld am Sparbuch als Zinssatz gewähren.
Da es den EUR erst seit 2002 gibt, habe ich davor den Lombardsatz der deutschen Nationalbank hergenommen.

Alle Anlageklassen seit 1990

Sparbuch:

Jahr 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014
USA Inflation USA 2,60% 2,50% 2,70% 1,60% 2,70% 1,10% 1,90% 4,00% 4,30% 2,60% 2,90% 1,60%
Zins USA 4,00% 3,00% 5,25% 5,50% 5,50% 1,75% 1,00% 4,50% 3,00% 0,25% 0,25% 0,25%
Europa Inflation EUR 5,23% 3,96% 3,00% 1,55% 1,32% 2,31% 1,99% 2,16% 2,52% 1,06% 2,46% 1,37%
Zins EUR 9,75% 6,75% 5,00% 4,50% 3,00% 3,25% 2,00% 2,25% 4,00% 1,00% 1,00% 0,25%
USA Kapital+Zinsen 1.000,00 1.081,60 1.147,47 1.271,12 1.414,78 1.574,69 1.630,29 1.663,06 1.816,10 1.926,70 1.936,34 1.946,04 1.955,78
CPI bereinigt (=real) 1.000,00 1.027,48 1.037,53 1.089,69 1.174,95 1.239,89 1.255,89 1.233,80 1.245,69 1.214,83 1.159,82 1.100,85 1.071,79
Zuwachs CPI bereinigt 1,36% 0,49% 2,48% 3,84% 2,73% 0,64% -0,88% 0,48% -1,25% -2,29% -2,58% -1,33%
Europa Kapital+Zinsen 1.000,00 1.204,51 1.372,60 1.513,29 1.652,56 1.753,20 1.869,01 1.944,51 2.033,00 2.198,89 2.243,09 2.288,18 2.299,63
CPI bereinigt (=real) 1.000,00 1.087,80 1.146,88 1.191,90 1.262,06 1.304,31 1.328,38 1.328,60 1.330,96 1.369,63 1.368,07 1.329,37 1.300,04
Zuwachs CPI bereinigt 4,30% 2,68% 1,94% 2,90% 1,66% 0,92% 0,01% 0,09% 1,44% -0,06% -1,42% -1,11%

In dieser Tabelle habe ich die Entwicklung der Inflation und der Zinsen (Leitzins) seit 1990 dargestellt, sowie die Entwicklung von 1000 USD (USA) bzw. 1000 EUR (vor 2002: deutsche Mark, in Europa).
Man sieht einerseits die Zins- und Inflationsentwicklung in den USA und in Europa (im oberen Teil der Tabelle) als auch die Entwicklung von einer Anlage jeweils zu den Marktzinsen real und nominal, also CPI-bereinigt  (inflationsbereinigt).
Der inflationsbereinigte Zuwachs bzw. Verlust per anno ist rot bzw. grün hervorgehoben.

 Aktien, Gold, Anleihen:

1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014
Aktien USA (S&P 500) 1.000,00 1.242,22 1.463,50 1.932,72 2.978,85 4.237,45 3.434,42 3.437,25 3.889,87 4.189,10 3.263,25 3.988,12 5.416,89
Aktien USA CPI bereinigt 1.000,00 1.180,06 1.323,28 1.656,86 2.473,88 3.336,51 2.645,70 2.550,05 2.668,13 2.641,33 1.954,60 2.256,03 2.968,52
Zuwachs CPI bereinigt 8,63% 5,89% 11,90% 22,19% 16,13% -10,95% -1,82% 2,29% -0,50% -13,98% 7,43% 14,71%
Aktien Europa (DAX) 1.000,00 925,78 1.194,58 1.355,15 2.436,05 3.750,10 2.802,10 2.226,60 3.112,91 3.758,96 3.077,05 3.543,44 5.105,65
Aktien EUR CPI bereiningt 1.000,00 836,08 998,13 1.067,34 1.860,42 2.789,92 1.991,57 1.521,34 2.037,96 2.341,35 1.876,70 2.058,65 2.886,36
Zuwachs CPI bereinigt -8,56% 9,26% 3,41% 32,02% 22,46% -15,51% -12,60% 15,74% 7,19% -10,47% 4,74% 18,41%
Gold 1.000,00 853,15 920,13 978,92 728,71 683,05 680,76 969,64 1.370,68 2.231,03 2.604,14 4.186,48 2.998,55
Gold CPI bereinigt 1.000,00 810,46 831,97 839,20 605,18 537,83 524,42 719,36 940,17 1.406,72 1.559,81 2.368,24 1.643,24
Zuwachs CPI bereinigt -9,97% 1,32% 0,43% -15,08% -5,73% -1,25% 17,12% 14,32% 22,32% 5,30% 23,22% -16,70%
Anleihen 5 Jahre 1.000,00 1.252,05 1.535,66 1.742,39 1.961,12 2.070,94 2.558,77 3.016,25 3.137,93 3.707,61 4.207,48 4.756,01 4.775,99
Anleihen CPI bereinigt 1.000,00 1.189,40 1.388,52 1.493,70 1.628,67 1.630,63 1.971,14 2.237,72 2.152,36 2.337,74 2.520,17 2.690,41 2.617,29
Zuwachs CPI bereinigt 9,06% 8,05% 3,72% 4,42% 0,06% 9,95% 6,55% -1,93% 4,22% 3,83% 3,32% -1,37%

In dieser Tabelle sind alle anderen Anlageklassen miteinander verglichen worden. Ich habe den Zeitraum ab 1990 gewählt, da er einerseits auch fast ein komplettes Anleger-Leben widerspiegelt – immerhin fast 25 Jahre. Wenn man also mit Mitte 30 in der Lage ist etwas zur Seite zu legen, so kann man im Alter von 60 schauen was es gebracht hat – oder auch nicht. Andererseits gibt es leider erst seit 1990 fundierte Daten auf Bloomberg, was den Gesamtertrag von Staatsanleihen angeht.

Hier gehe ich von einer Investition von EUR 1000,- im Jahre 1990 in europäische Aktien (ich habe den deutschen DAX-Index als Vergleich genommen, da es den Eurostoxx erst seit 2000 gibt), sowie in deutsche Staatsanleihen mit 5 Jahren Laufzeit aus. Außerdem werden USD 1000,- in amerikanische Aktien bzw. in Gold investiert. Die Entwicklung sieht man in der Tabelle.
Hat man z.B.1000 USD im Jahr 1990 in US-Aktien investiert, so hat man heute USD 5.416,89 auf seinem Depot. Inflationsbereinigt sind das aber nur USD 2.986,52. So ist diese Tabelle zu lesen.

Die Zusammenfassung

Sparbuch 1990 – heute USA p.a.
CPI bereinigt (=real) 0,29%
ohne Inflation (=nominal) 2,83%
Sparbuch 1990 – heute Europa p.a.
CPI bereinigt (=real) 1,10%
ohne Inflation (=nominal) 3,53%
Aktien USA 1990 – heute p.a.
CPI bereinigt (=real) 4,64%
ohne Inflation (=nominal) 7,29%
Aktien Europa 1990 – heute p.a.
CPI bereinigt (=real) 4,52%
ohne Inflation (=nominal) 7,03%
Gold 1990 – heute p.a.
CPI bereinigt (=real) 2,09%
ohne Inflation (=nominal) 4,68%
Anleihen 5 Jahre 1990 – heute p.a.
CPI bereinigt (=real) 4,09%
ohne Inflation (=nominal) 6,73%

Hier ist nun der Vergleich über alle Anlageklassen: Das Sparbuch brachte in den letzten 24 Jahren für einen Amerikaner inflationsbereinigt magere 0,29% im Jahr. Für den Europäer brachte es 1,10% pro Jahr.

Auch vergleichsweise wenig konnte man mit einer Anlage in Gold verdienen: Nur 2,09% pro Jahr  – und das bei einem Risiko das ähnlich hoch ist wie bei Aktien, da Gold auch extreme Kursschwankungen haben kann. Obwohl es von vielen Leuten als absolut sichere Anlage gelobt wird ist es für mich deshalb der klare Verlierer unter allen Anlageklassen. Beim Sparbuch hat man wenigstens keine Kursschwankungen.

Die Anleihen brachten immerhin 4,09% pro Jahr, also doppelt so viel wie Gold. Sie sind meiner Ansicht nach heute leider überbewertet und ich würde auch davon die Hände lassen. Wenn man heute eine 5 jährige deutsche Staatsanleihe kauft, kann man froh sein, wenn man 0,5% Rendite dafür bekommt.

Europäische Aktien brauchten 4,52% pro Jahr und amerikanische 4,62%. Sie hatten natürlich auch – gemeinsam mit Gold – die größten Kursschwankungen. Wenn man aber eine Altersvorsorge für über 20 Jahre plant, sollte man dennoch einen hohen Aktienanteil wählen, da man sie sowieso erst nach 20 Jahren verkaufen will und die Kursentwicklung vorher eigentlich egal sein kann.

Der Vergleichschart:

Die unterschiedlichen Asset-Klassen seit 1990 nominal und real (CPI bereinigt)
Die unterschiedlichen Asset-Klassen seit 1990 nominal und real (CPI bereinigt)

Die hellen Linien in der jeweiligen Farbe stellen die nominale Entwicklung der Anlageklasse dar – die dunkleren, kräftigeren, die reale um die Inflation bereinigte.

Natürlich predige ich immer wieder, dass man nie von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen soll. Hier sprechen allerdings fundamentale Fakten dafür, dass diese Entwicklung gerechtfertigt ist: Unternehmen erwirtschaften durch ihre Tätigkeit Gewinne. Das tut Gold jedenfalls nicht. Damit ist schon einmal erklärt, wieso Aktien langfristig immer besser laufen müßten als Gold – das ja einfach nur herumliegt.
Bezüglich Sparbuch und Anleihen kann ich nur sagen, dass diese Anlageformen stark von der Zinsentwicklung abhängig sind. Diese vorauszusagen ist extrem schwer. Ich würde nur heute die Finger von Anleihen mit längerer Laufzeit lassen, da diese bei steigenden Zinsen extreme Kursverluste verbuchen. Langfristig sind die Zinsen in den letzten 30 Jahren stetig gesunken und sind jetzt quasi bei Null an gekommen. Wenn wir nicht von negativen Zinsen in der Zukunft ausgehen, können Anleihen eigentlich nichtmehr im Kurs steigen.
Auch Lebensversicherungen investieren hauptsächlich in Staatsanleihen (da das Geld schließlich mündelsicher sein muß). Es wird zwar mehr oder wenig sicher sein, aber wahrscheinlich nicht viel Ertrag bringen, besonders dann nicht wenn man auch die Inflation in die Rechnung mit ein bezieht.
D.h. Es bleiben nur noch Aktien und das Sparbuch. Geld, welches man kurzfristig (sofort – 5 Jahre) benötigt würde ich als konservativer Anleger deshalb aufs Sparbuch (oder unters Kopfkissen – ist bei Nullzinsen eh egal) legen, und längerfristig sind Aktien heute meiner Ansicht nach die Nummer eins unter den Anlageklassen.

Der aktuelle Stand des Financeblog-Wikifolios

Mit diesem Artikel muß ich einerseits ein wenig Werbung für das wikifolio machen, damit sich noch ein paar Leute finden die darin investieren möchten. (Damit ein wikifolio für jedermann investierbar wird, braucht man eine bestimmte Anzahl an Vormerkungen)
Andererseits will ich eine neue Tabellenfunktion für den Übertrag von Excel-Tabellen in WordPress testen.

Das habe ich zum Anlass genommen einen aktuellen Überblick über das wikifolio vom Financeblog zu geben.

Das Financeblog-Wikifolio  Stand heute 14:30:

Hier ist die wunderschöne neue Tabelle 😉

PORTFOLIODATEN BEWERTUNG
Name Kurs Währung Position Wert in EUR Div. Rendite Div. Zuwachs 3 Jahre p.a. KGV KGV2015E KBV KUV KCV
APPLE INC 96,26 USD 60 4.504,80 1,95% n/a 15,55 15,17 4,77 3,34 12,26
BAYER AG-REG 102,25 EUR 45 4.601,25 2,07% 11,87% 23,55 16,86 4,32 2,07 30,66
KELLOGG CO 59,75 USD 100 4.660,32 3,28% 4,37% 10,71 15,27 5,73 1,47 19,08
OMV AG 23,91 EUR 200 4.782,00 5,19% 7,72% 13,49 7,18 0,66 0,19 negativ
ROCHE HOLDING AG-BR 259,25 CHF 20 4.294,96 3,01% 5,73% 20,41 17,46 12,62 4,72 17,61
UNITED TECHNOLOGIES CORP 99,23 USD 60 4.643,79 2,38% 9,25% 16,26 14,49 2,69 1,39 16,14
WAL-MART STORES INC 73,82 USD 80 4.606,19 2,60% 10,98% 14,81 14,71 3,06 0,50 20,32
ZURICH INSURANCE GROUP AG 270,90 CHF 20 4.487,96 6,29% 0,00% 9,88 10,38 1,26 0,58 12,58
INTL BUSINESS MACHINES CORP 179,84 USD 35 4.909,45 2,45% 13,56% 10,78 10,06 10,32 1,92 14,16
HUGO BOSS AG  -ORD 97,64 EUR 50 4.882,00 3,47% 18,25% 19,89 18,30 10,37 2,67 21,86
SYNGENTA AG-REG 287,50 CHF 20 4.762,97 3,51% 12,62% 17,23 15,71 2,91 1,87 34,94
LYXOR S&P 500 CONSUMER DISCR 160,07 EUR 30 4.802,10 0,00% 0,00% n/a n/a n/a n/a n/a
Summe Wertpapiere 55.937,78
Cash 41.639,32
Gesamtwert Portfolio 97.577,10 Gewichteter Durchschnitt Dividendenrendite 3,01%

 

Der Startwert war EUR 100.000,-. Das Portfolio liegt also derzeit 2.48% im Minus. Die Hauptursache dafür ist, daß ich viele der Titel genau vor der massiven Korrektur der letzten 14 Tage gekauft habe. Einzelne Titel sind deshalb ziemlich ins Minus gerutscht.
Der Einstieg in die Positionen erfolgte schrittweise und kann über die Artikel im Menü “wikifolio” im Financeblog nachvollzogen werden. Die einzelnen Titel waren jeweils die Sieger unterschiedlicher Vergleiche.
Den aktuellen Wert des wikifolios kann man natürlich immer direkt dort abrufen: http://www.wikifolio.com/de/FBLOG

Was man dort allerdings nicht sieht, sind die aktuellen Bewertungskennzahlen der einzelnen Titel.
Aus diesem Grund habe ich sie in die oben stehende Tabelle übernommen, das gibt einen zusätzlichen Überblick und zusätzliche Transparenz.

Derzeit befinden sich 12 Titel im wikifolio. Das Maximum an unterschiedlichen Wertpapieren habe ich mit 20 festgesetzt, da man sich schwer tut, mehr als 20 Firmen zu verfolgen. Man sollte aber immer alle Firmen in die man investiert ist auch verfolgen (Nachrichten, Quartalsabschlüsse, Geschäftsberichte, etc) um Entscheidungen treffen zu können.

Ziel ist es natürlich schrittweise in eine Vollinvestition zu übergehen, z.B. 100% in Aktien zu halten. Nachher werden die “schlechtesten” Titel jeweils ausgetauscht.

Von den 12 Titeln derzeit sind 11 Aktien und ein ETF, ein börsenotierter Index-Fonds auf den S&P Consumer Discretionary Index (Konsumgüter).
Alle 11 Aktien schütten auch eine Dividende aus.
Der gewichtete Durchschnitt der Dividendenrendite beträgt derzeit 3,01% (da ist aber sogar schon der ETF inkludiert der ja nichts ausschüttet sondern die Dividenden der Mitglieder reinvestiert).

Diese Dividendenrendite ist Vergleich zur Rendite von 10 jährigen Staatsanleihen sehr gut ist (Deutschland: 0,86%, USA: 2,19%).
Abgesehen davon, daß die Dividenden (wahrscheinlich) auch laufend erhöht werden. Einige der Unternehmen haben in den letzten 3 Jahren pro Jahr um mehr als 10% erhöht. Auch das sieht man in der Tabelle.

Außerdem sind die aktuellen KGVs, die erwarteten KGVs von 2015 – auf Basis des erwarteten Ergebnises 2015 – enthalten, sowie KBV und KUV.
Auch das KCV (Kurs zu Cashflow-Verhältnis) habe ich hinzugefügt, da der Cashflow bei einigen der Unternehmen auch eine große Bedeutung hat, besonders bei solchen mit großem Investitionsvolumen bzw. hohen Zu- und Abschreibungen.

Insgesamt bin ich bisher recht zufrieden mit der Auswahl, aber die Optimierung wird natürlich immer weiter gehen. Ich halte diese Titel auch alle privat und für meine Firma.

Ich hoffe ich konnte den einen oder anderen Leser meines Blogs davon überzeugen, daß das Financeblog-wikifolio eine gute Ergänzung zu anderen Investitionen darstellt.
Also, lieber Financeblog-Leser, bevor das Geld am Sparbuch verstaubt, bitte auf http://www.wikifolio.com/de/FBLOG gehen und für eine Investition vormerken lassen 😉